Das Versprechen des Architekten - Jirí Kratochvil - E-Book

Das Versprechen des Architekten E-Book

Jirí Kratochvil

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Beschreibung

Die CSR zu Zeiten der stalinistischen Terrorherrschaft Anfang der Fünfzigerjahre: Eine junge Frau kommt nach dem Verhör durch die Geheimpolizei ums Leben. Sie zu rächen wird für ihren Bruder, den renommierten Architekten, zur bestimmenden Aufgabe, ein Kellergewölbe unter dem Zentrum von Brünn zum bizarren Ort der Vergeltung. Doch der private Rachefeldzug läuft aus dem Ruder und zeitigt absurde Folgen ... Spannend, anspruchsvoll und voll schwarzem Humor: Mit der Kriminalstory vor politischem Hintergrund, die durchaus Parallelen zu Verbrechen der jüngeren Zeit aufweist, hat Kratochvil ein an Paradoxa reiches, labyrinthisches Gleichnis für eine grausame und abartig-absurde Zeit geschaffen. Ein autobiografisch inspiriertes, literarisch glänzend inszeniertes Spiel um die Themen Schuld und Strafe, Fiktion und Wirklichkeit mit Anregungen von Dürrenmatt und Nabokov, Schnitzler und Le Corbusier, geschaffen von Tschechiens brillantestem Erzähler.

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Seitenzahl: 428

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Jiří Kratochvil

Das Versprechen des Architekten

Roman

Jiří Kratochvil

Das Versprechendes Architekten

Aus dem Tschechischenvon Julia Hansen-Löveund Christa Rothmeier

Roman

Der Verlag dankt dem Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik für die Förderung dieser Übersetzung.

Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel„Slib. Rekviem na padesátá léta“ (Das Versprechen.Requiem auf die Fünfzigerjahre) bei Druhé město, Brünn.Übersetzung aus dem Tschechischen von Julia Hansen-Löveund Christa Rothmeier.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

2. Auflage 2010© 2010 by Braumüller Literaturverlagin der Braumüller GmbH, Servitengasse 5, A-1090 Wienhttp://www.braumueller.at

Covergestaltung und Bildmontage: reiter ad worknach einem Bildmotiv von Jonathan, FotoliaISBN der Printausgabe: 978-3-99200-005-0

E-Book-Ausgabe © 2012ISBN 978-3-99200-067-8

Diesen Roman schreibe ichdem Andenken meiner Mutter zu,der realen Figur dieser Geschichte.

ERSTER TEIL

DIE VILLA WAGENHEIM

Da müssen wir aber ein Stück zurückgehen. Brünn gleich zu Beginn der Fünfzigerjahre. Kein Zuckerlecken, das könnt ihr mir glauben. Mein Atelier in der Kounicova, jetzt schon Leninova, hatte sich in einen ausgelagerten Arbeitsplatz des Städtischen Baubüros verwandelt. Ich war nicht mehr Architekt, sondern nur noch Beamter am Reißbrett. Und im „Arbeitskollektiv“ vor einer ganzen Reihe weiterer Bretter. Unsere kollektive Aufgabe umfasste unter anderem die Erweiterung der Kaserne in Židenice und in der Botanická den Bau einer sozialistischen, na eher wohl neoklassizistischen, Wohnanlage, also eines Blocks mit Wohneinheiten. Ich brachte es nicht fertig, mich jemandem aus diesem Kollektiv anzuschließen oder gar Freundschaften zu knüpfen, weil in meinen Augen alle Eindringlinge waren. Man hatte mir mein Atelier weggenommen und ihm sechs Teilhaber zugewiesen, zwei davon waren sich unentwegt räuspernde alte Männer, bedeutungslose Architekten der alten Schule, denen ich in früheren Zeiten nie bei irgendwelchen Events, weder bei Vernissagen noch bei Gartenpartys, begegnet war, Pöbel von irgendwoher vom Rand der Gesellschaft. Die restlichen vier wiederum freche Burschen, die mich spüren ließen, dass sie diese Generation der Erbauer der „Sonnenstädte“ seien, die da plötzlich bei uns wie Pilze nach einem Regen aus dem Boden schossen. Eigentlich waren wir eine Art Fabrik für Bauprojekte, wovon auch zeugte, dass sie uns eine Partie Zeichnerinnen (ich nannte sie Einpeitscherinnen) reingesetzt hatten, die – wie am Fließband – unsere auf Zeichenkarton ausgeführten Bleistiftzeichnungen mit Tusche auf Pauspapier auszogen. Und unten hatten wir eine Pförtnerloge mit Stechuhr, und würde ich mich einmal auch nur um fünf Minuten verspäten, würde das unabsehbare Folgen nach sich ziehen, die ich, mit meinem hässlichen Protektoratsmakel, mir einfach nicht erlauben konnte.

Dieser Makel, ja, damit muss ich beginnen, heißt Villa Wagenheim und ist zugleich mein zweifelhafter architektonischer Stolz. Ich hatte die Möglichkeit gehabt, mir den idealsten Platz zwischen der Villa Reißig des Architekten Leopold Bauer und der Villa Tesař des Architekten Bohuslav Fuchs auszusuchen, also auf der Hroznová, an der Stelle der einst berühmten Brünner Weinberge, und dort stellte ich mein sonderbares Meisterstück, die Villa Wagenheim des Architekten Kamil Modráček, hin.

Jawohl, Kompliment!, Kamil Modráček, das bin ich. Wirklich auskosten konnte SS-Gruppenführer Günter Wagenheim seine Villa allerdings nicht: Zwei Jahre nach der Kollaudierung haben nämlich noch die Nazis selber Wagenheim hingerichtet, weil er in eine Verschwörung gegen Hitler verwickelt war, und die Villa wurde zur mittlerweile dritten Brünner Gestapo-Zentrale umfunktioniert (die vor ihr bitteschön in der Villa Löw-Beer in der Drobného und dann im Gebäude der juristischen Fakultät). Und heute machen es sich dort seelenruhig irgendwelche bedeutenden kommunistischen Funktionäre gemütlich, gänzlich unberührt davon, dass man am Grundriss der Villa – besonders aus der Vogelperspektive – erkennen kann, dass ihre vier Flügel ein riesiges Hakenkreuz nachbilden. Als am unlängst abgehaltenen Flugtag allerdings ein Flieger voll mit Arbeiterjugend von Slatina aus zu einem Rundflug über Brünn startete, verband, kaum dass sie sich Pisárky zu nähern begannen und bald über die Villa Wagenheim fliegen sollten, eine Stewardess allen Kindern mit vorher bereitgelegten schwarzen Tüchern die Augen, und den beiden, für die keine Tücher mehr übrig waren, hielten ihre Kolleginnen mit den Händen die Augen zu.

Also wo sind wir beim letzten Mal stehen geblieben?, sagte Leutnant Láska, und ich beobachtete ihn, wie er in den Unterlagen blätterte, um schließlich die immer gleichen Fragen hervorzuholen, die ich im Laufe mehrerer Monate immer wieder von Neuem beantwortet hatte. Vielleicht rechneten sie aber auch damit, dass beim aufreibenden Wiederkäuen der stets gleichen Fragen meine Aufmerksamkeit mit der Zeit abstumpfen und ich vielleicht irgendwie anders, für mich ungünstig, antworten würde.

Sagt Ihnen der Name SS-Gruppenführer Günter Wagenheim etwas?

Ja.

Haben Sie sich mit ihm getroffen?

Ja.

Einmal, zweimal oder mehrmals?

Eher mehrmals.

Haben Sie sich mit ihm im Gestapogebäude in der Veveří oder in seiner Wohnung am Stalinpark getroffen?

Die Adresse lautete damals nicht Stalinpark, sondern Koliště, besser gesagt, Deblingasse. Aber der Rest trifft zu. Ich habe mich mit ihm sowohl im Gestapogebäude in der Veveří als auch in seiner Wohnung in Koliště getroffen.

Kann man demnach sagen, dass Sie sich oft mit ihm getroffen haben?

In einem bestimmten, nicht allzu langen Zeitraum traf ich mich ziemlich oft mit ihm.

Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten nicht gewusst, dass das Blut tschechischer Patrioten an seinen Händen klebt, dass er die Verzeichnisse der Todeskandidaten erstellt, die dann auf dem Schafott enden, im Hof des Kaunitz- Studentenwohnheims. Und Sie sich somit mit einer germanischen Bestie treffen.

Das habe ich nicht gewusst.

Wie wollen Sie das nicht gewusst haben, wenn Sie sich ein so hohes Maß an Vertrauen bei ihm verschafften, dass Sie sogar in seiner Wohnung mit ihm zusammengekommen sind?

Wir haben nie von was anderem als vom Bau seiner Villa in Pisárky gesprochen. Wenn er mir bezüglich der Villa etwas mitteilen wollte, schickte er einen Mittelsmann zu mir. Und wenn er nicht gerade in der Arbeit war, im Gestapogebäude in der Veveří, brachte mich dieser Mittelsmann direkt zu ihm in die Wohnung.

So, Arbeit nennen Sie das?

Wie bitte? Jetzt habe ich Ihre Frage nicht verstanden.

Sie sagten, wenn er nicht gerade in der Arbeit war … Also, die Erstellung von Listen mit fürs Schafott bestimmten Personen, das nennen Sie Arbeit?

Die haben doch eine ganz andere Einstellung zum Wort Arbeit gehabt, genauso wie zu einer Menge anderer Wörter. Sie wissen doch, dass sie über den KZ-Toren die Aufschrift Arbeit macht frei angebracht haben.

Sie wollen mich also belehren?

Nein.

Dann beantworten Sie mir jetzt die Kardinalfrage. Warum haben Sie für diese Villa als Grundriss ein großes Hakenkreuz gewählt?

Auf Wunsch von SS-Gruppenführer Wagenheim.

Sie hätten doch ablehnen können. Irgendein Vorwand technischer Natur hätte sich immer gefunden.

Als ich diesen Auftrag annahm, musste ich ihn mit allem Drum und Dran akzeptieren, daher auch, dass der Grundriss einem Hakenkreuz entsprechen sollte. Einen Rückzieher zu machen, war dann schon unmöglich. Das war kein dummer Mensch, auf irgendwelche Ausreden wäre der mir nicht hereingefallen. Und ablehnen konnte ich nicht, wenn ich nicht das Leben meiner Schwester gefährden wollte.

Aha, das Leben Ihres Schwesterchens, lächelte Láska. Also wie war das noch mal mit dem Leben Ihrer Schwester?

Ich glaube Ihnen das schon mehrmals erzählt zu haben.

Sie wollen mich also wieder belehren?

Meine Schwester Eliška, Malerin und Grafikerin, fiel der Gestapo in die Hände, weil in ihrem Atelier und auf ihrer Druckerpresse irgendwelche Flugblätter vervielfältigt worden waren. Man sperrte sie ein, und sie wäre entweder im KZ oder schnurstracks auf dem Schafott geendet. Und so ging ich zur Gestapo, und dort hat man mich an Günter Wagenheim verwiesen. Der gedachte freilich nicht, sich mit mir zu unterhalten, und das ganze Gespräch hätte ein schnelles Ende genommen, wenn mir nicht der Zufall geholfen hätte. Ich war schon im Weggehen, als eine Sekretärin in der Tür auftauchte und mit einer Nachricht kam, auf die der Gruppenführer offenbar ungeduldig gewartet hatte: Er war Jude, sagte sie, und er ist schon vergast.

Wagenheim brummte wütend: Wieder ein Jude! Sind denn hier alle guten Architekten Juden?!

Und so drehte ich mich um in der Tür und sagte, dass ich kein Jude und dabei ein hervorragender Architekt sei.

Hat Sie jemand gefragt? Aber dann zeigte er auf einen Stuhl. Woher wollen Sie wissen, dass Sie ein hervorragender Architekt sind?

Ich war bereit, mich meinetwegen für Albert Speer auszugeben, wenn ich dadurch nur weiter mit ihm reden, weiter um das Leben meiner Schwester kämpfen konnte. Und so riskierte ich es und erwiderte dreist: Wollen Sie was bauen? Ich bin allem gewachsen, von der Hundehütte bis zu Opernhäusern oder Eisstadien.

Ich brauche weder eine Hundehütte noch eine Oper noch ein Eisstadion.

Aber da war schon klar, dass es mir gelungen war, die Art und Weise unserer Kommunikation zu verändern. Ich hatte sein Interesse geweckt. Und so erfuhr ich, dass er in Brünn heimisch werden wollte (das war noch zu Beginn des Unternehmens Barbarossa, und er glaubte noch an den Sieg des Reichs) und dass er schon ein Grundstück in der Hroznová ulice, der Traubengasse, ins Auge gefasst hatte. Ich bot ihm an, ihm dort die schönste Villa, von der die Welt je gehört hätte, zu errichten, und zwar ohne jedes Honorar, wenn er nur meine Schwester freiließe. Zuerst sah es aus, als würde er explodieren und mich niederbrüllen, aber er verstummte kurz und sagte dann: Ich werde mich über Sie informieren.

Binnen einer Woche wurde Eliška freigelassen, und ich setzte mich mit ihm zusammen und machte mich an die Arbeit. Ich habe einem Gestapomann eine Villa gebaut, dadurch zugleich aber nicht nur meine Schwester gerettet, sondern auch die Gefahr abgewandt, dass man die Namen weiterer Beteiligter dieser Flugblattaktion unter Folter aus ihr herausquetschen würde.

Das erzählen Sie mir aber nicht, das hat die Gestapo nicht gemacht, auf eine Beute zu verzichten.

Ich bin wahrscheinlich tatsächlich ein hervorragender Architekt, und das lag auf der einen Waagschale, und auf der anderen gab es die paar Flugblatt-Spinner. Bestimmt hatten sie schon ermittelt, dass die Flugblattleute zu keiner Widerstandsgruppe gehörten, dass es nur harmlose Idealisten waren von der Sorte, von der sie auch so täglich Dutzende hingerichtet haben. Sie ließen meine Schwester frei und ließen sie sicherheitshalber beschatten. Und ich nahm für diese Villa des Gruppenführers nicht eine Krone, obwohl er auf der Auszahlung eines Honorars bestanden hatte.

Aber Sie haben ein Haus gebaut, das ein Schandfleck ist für die Stadt, weil sein Grundriss die Form eines Nazisymbols hat.

Man kann die Villa doch jederzeit abreißen, so wie auch das Deutsche Haus auf dem Platz der Roten Armee abgerissen worden ist.

Sie wissen sehr wohl, dass sie leider auch eines der Schmuckstücke der Brünner Architektur ist.

Aber ein und dasselbe Haus kann doch wohl nicht gleichzeitig Schmuckstück und Schandfleck einer Stadt sein.

Schon wieder belehren Sie mich?

Als mich gleich nach dem Krieg jemand wegen dieser Arbeit für den Gruppenführer belangen wollte, haben sich augenblicklich die Teilnehmer dieser Flugblattaktion gemeldet, denen ich zweifellos das Leben gerettet habe, und kein Nachkriegsgericht hat mir auch nur ein Haar gekrümmt. Aber das ist Ihnen sicher bekannt.

Auf diese Flugblatt-Spinner, wie Sie selber sie vorhin nannten, würde ich mich an Ihrer Stelle nicht berufen. Zwei davon sind nämlich schon in Haft. Sie haben in Zusammenarbeit mit der CIA einen Staatsstreich vorbereitet. Aber ich wollte Sie noch was fragen. Wie kommt es, dass ein so hervorragender Architekt, als den Sie sich selber bezeichneten, in einer zweitklassigen Wohnung in einem Mietshaus in der Běhounská wohnt? Wie kommt es, dass Sie selber sich keine Villa in einem der Luxusviertel gebaut haben? Wenn alle möglichen Brünner Architekten (er warf einen Blick in die Papiere), Kalivoda, Kumpošt, Fuchs, Polášek, Kroha, eine haben?

Damals glaubte ich noch lange, Leutnant Láska würde nur quasi ein Spiel mit mir spielen. Vielleicht hatte er gerade nichts zu tun und übte daher einfach so, an zufälligem Material: Meine Causa, meinte ich, wäre bloß so etwas wie ein unterhaltsames Training für ihn. Ich nahm also an, dass er sich mich nur zum Spaß hielt. Dafür sprachen auch gewisse Indizien. Zum Beispiel, dass sie, obwohl ich im Baubüro unweit des Gebäudes des Innenministeriums in der Leninova ulice, wohin alle vorgeladen wurden, gegen die die Staatssicherheit ermittelte, angestellt war, ausgerechnet mich wie aus Absicht in den Polizeiposten in der Běhounská, der Rennergasse, bestellten, was vom Büro aus eine Mordsstrecke war. Andererseits war es wieder nur zwei Häuser von der Běhounská Nummer 3 entfernt, wo ich im dritten Stock wohnte. Was mir allerdings nichts nützte, weil ich während der Arbeitszeit verhört wurde, sodass ich anschließend wieder ins Baubüro zurück musste. Und in meinen Passierschein trug Leutnant Láska auf Stunde und Minute genau den Zeitpunkt meines Aufbruchs vom Verhör ein. Und an der Pforte des Baubüros erwartete mich wiederum die Stechuhr, ich lochte meine Ankunftszeit und gab den Passierschein beim Pförtner ab, der zweifellos ein Informant der Staatssicherheit war und meine Ankunft mit dem Aufbruch von der Polizeiwache verglich. Und wenn er das Gefühl hatte, der Weg vom Verhör hätte irgendwie zu lange gedauert, sagte er mir, er müsse das irgendwo melden und es könne mir bei einer derartigen Vergeudung von Arbeitszeit passieren, dass ich eines Tages eintrudeln und mich wundern würde. Ich wusste, dass das kein leeres Geschwätz war. Folglich hatte ich keine Chance, kurz bei mir zu Hause vorbeizuschauen, und das Einzige, was ich mir, wenn ich am Haus Běhounská 3 vorbeiging, erlaubte, war, unten bei meiner eigenen Klingel eine vereinbarte Melodie zu läuten, damit meine Frau wusste, dass ich das Verhör heil überstanden hatte und vorderhand alles in Ordnung war.

An dieser Stelle muss ich allerdings gestehen, dass mir dieses Stasi-Spiel, so sehr es mir auch das Leben verleidete, eigentlich trotzdem fast sympathisch war. Na, übertreiben möchte ich wieder nicht. Was ich sagen will, ich beklagte mich nicht darüber, weil es Leutnant Láska im Grunde genommen für mich eigentlich vermenschlichte. Ludo, ergo sum, wenn dieser Bastard die Fähigkeit hat zu spielen, kann er gar nicht so ein Unmensch sein, redete ich mir ein, und so muss ich mich höchstens fürchten, dass er mich noch ein paarmal zum Narren halten und sich auf meine Kosten vielleicht schweinisch amüsieren wird. Aber es sei ihm gegönnt, diesem Kotzbrocken von der Stasi, Hauptsache, es entwickelt sich nichts Schlimmeres daraus. So war ich mit dem Ganzen sogar einverstanden, nur dass in Wirklichkeit alles viel schlimmer war. Ich hatte keine Vorstellung davon, was da auf mich zukam.

DER STRASSENBAHNTRAUM

Daniel Kočí war Verkäufer in einer Konsum-Fleischerei in der Josefská ulice. Eine unqualifizierte Kraft, zumal ihm diese Arbeit überhaupt keinen Spaß machte und er nicht vorhatte, ihr mehr Mühe als unbedingt nötig zu widmen. Eigentlich wäre er lieber Verkäufer von Knöpfen, Stecknadeln und Fäden oder Kacheln, Fliesen und Dachdeckmaterial gewesen, wenn er denn schon Verkäufer sein musste. Aber er hatte nichts Besseres aufgetrieben, und nirgendwo außer in der Konsum-Fleischerei hatte es eine freie Stelle gegeben. Im Grunde machte diese Arbeit ihn unglücklich, die ausgenommenen und in Portionen zerlegten Eingeweide, die brutal verdrehten Tierkörper und die Fleischerhaken mit dem, was von diesen fröhlichen und meist so wohlgesinnten Geschöpfen übrig war, vertrug er gar nicht gut. Und dabei hätte es in Wirklichkeit kein Problem für ihn sein sollen, schließlich hatte er in seinem ursprünglichen Beruf oft genug tote Körper von Menschen zu sehen bekommen und manchmal auch solche, die von all den Brünner Jack the Rippers abscheulich aufgeschlitzt worden waren. Allzu begeistert von der Untersuchung blutrünstiger Verbrechen war Dan nie gewesen, doch wenn es nötig war, kam er ganz gut damit zurecht, und er schaute im Unterschied zu den zum Verzehr bestimmten Tierleichen in die von mörderischen Leidenschaften gezeichneten menschlichen Rümpfe mit einem professionellen Interesse hinein, das von einem zufälligen Betrachter versehentlich auch mit professionellem Vergnügen hätte verwechselt werden können. Dem war aber ganz gewiss nicht so. Dans ureigenstes Spezialgebiet, und in gewisser Weise vielleicht sogar auch professionelles Gaudium, waren Seitensprünge, das Bespitzeln untreuer Frauen, aber auch fremdgehender Ehemänner, sowie der Clou seiner Tätigkeit: wenn es ihm, mit einer Leica bewaffnet, gelang, die Ehebrecher in flagranti zu ertappen und kompromittierende Aufnahmen von ihnen zu machen.

Aber jetzt war den Privatschnüfflern offiziell das Handwerk gelegt worden. Das kommunistische Regime hatte nicht nur Banken, Bergwerke, Fabriken verstaatlicht, sondern blitzartig auch sämtliche private Gewerbe einschließlich Dans. Damit konnte er sich wie jeder, der mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit ausgestattet war, mit einem einzigartigen Talent, das er jetzt verwildern lassen sollte, jedoch nicht abfinden. Jedes Mal, wenn er auf der Straße eine Frau sah, die irgendwohin eilte, konnte er augenblicklich und ziemlich zuverlässig eine, die zu einem heimlichen Liebhaber tigerte, von einer, die nur rasch ihre Schuhe von der Reparatur abholte oder in die Konditorei zur gewohnten Damenrunde mit Wiener Kaffee und Heidelbeerkuchen unterwegs war, unterscheiden. Er verspürte dabei immer ein äußerst angenehmes Kribbeln irgendwo in der Bauchhöhle. Welches allerdings, wenn er sich dann mit aller Gewalt von der zu ehebrecherischer Kurzweil hastenden Frau abwandte, wohl oder übel abwenden musste, schnell in Bauchgrimmen, in noch lange anhaltende Schmerzen in den Eingeweiden überging. Solche Schmerzen, dass ihm bereits der Gedanke gekommen war, sich eventuell untersuchen zu lassen, weil es sich vielleicht doch um irgendeine bösartige Krankheit handelte. Aber sicher, es war ja auch eine Krankheit, dieses hartnäckige, ihn beherrschende Talent, das sich, wird es negiert, sogleich bösartig gegen seinen Besitzer wendet. Wenn er also illegal doch mal einen Fall annahm, blieb ihm das Hochgefühl erhalten, das Bauchgrimmen hingegen verschwand, und in seinen Eingeweiden herrschte wieder ein harmonisches Verhältnis zwischen der somatischen und der psychischen Welt.

Dan wohnte in der Orlí, der Adlergasse, in einem jener Mietshäuser mit Eckrisalit, in dem sich im zweiten Stock sein Schlafzimmer befand. Das teilte er dann zumeist mit einer schweigsamen Frau mit von Natur aus meliertem Haar. Genau dieser Farbton, zu jener Zeit etwas sehr Exotisches, hatte ihn zu ihr geführt. Er hatte ihr meliertes Haar einmal in einer belebten Straße erblickt, und in diesem Moment war es um Dan sofort geschehen gewesen, ungefähr so, wie es Odysseus ergangen wäre, hätte er sich nicht rechtzeitig Wachs in die Ohren gegossen und an den Mast fesseln lassen. Sie waren nicht verheiratet, lebten aber auch nicht in wilder Ehe oder, wie man es auch damals schon nannte, ohne Trauschein zusammen. Meli war verheiratet, sie gehörte einem ganz anderen Haushalt an. Und wenn sie ihn dann mit Dan teilte, handelte es sich immer nur um geraubte Zeit, um gestohlene Stunden, und das auf so erfinderische Art und Weise, dass sogar die Beteiligten an dem berühmten großen Postzugraub vor Neid hätten erblassen können. Und darüber hinaus hatte Dan mit Melis Wissen weitere Frauen. Es bestand eine sehr seltsame Beziehung zwischen ihnen – aber mehr davon ein andermal.

Die Verkaufsstelle der Konsum-Fleischerei lag nicht weit von Dans Wohnhaus entfernt, buchstäblich um die Ecke, und so hetzte er denn jeden Morgen dorthin, um dann nur noch von der nächsten ihn beflügelnden Schwarzarbeit zu träumen, aber die Zeit floss hoffnungslos dahin, bis eines Abends das Telefon läutete. Dan erhob sich vom Essen (Knödel mit Ei und frischem Salat vom nahen Krautmarkt) und eilte aus der Küche ins Vorzimmer, wo er auf das Blumentischchen zusteuerte. Und erst hier hielt er verblüfft inne. Er hatte nämlich nie ein Telefon gehabt (darüber verfügten zu jener Zeit unter Zivilisten nur Ärzte, Staatsbeamte und Direktoren sowie eventuell manche ihrer Stellvertreter). Einen Augenblick lang stand er nachdenklich da und kehrte dann zum Abendessen zurück.

Ist was passiert?, erkundigte sich die von Natur aus melierte Frau.

Aber nein. Das heißt, ich weiß nicht, was.

Wieder die Bauchschmerzen?, fragte sie unerwartet. Nun, so unerwartet auch wieder nicht, weil Dan schon eine Zeit lang wusste, dass sie nicht nur dieses seltene von Natur aus melierte Haar hatte, sondern auch die Fähigkeit, Dinge zu wissen, die er ihr nie anvertraut hatte.

Nein, es fehlt mir nichts.

Und dann bemühte er sich, das Gespräch auf etwas anderes zu lenken. Tags darauf schickte ihn der Leiter der Konsum-Fleischerei mit einem rekommandierten Brief zur Post. Dort zeichnete man Dan die eingeschriebene Sendung ab, und er verließ gerade das Postgebäude, als jemand mit einem Holzpferd auf Rädern unter dem Arm aus der gegenüberliegenden Passage Alfa herauskam. Als der Betreffende Dan erblickte, erstarrte er sichtlich, blieb stehen und wandte den Blick nicht von ihm. Auch Dan war von der Begegnung überrascht, aber bestimmt bei Weitem nicht so wie sein Gegenüber. Eine Weile standen sie da, jeder auf seinem Gehsteig, und sahen einander an.

Anschließend begleitete Radek Stolař Dan bis zur Konsum-Fleischerei und wartete, bis er dort mit dem Filialleiter gesprochen hatte, und dann setzten sie sich in die benachbarte Café-Konditorei, die sogar nach dem kommunistischen Umsturz immer noch Sedláček genannt wurde. Radek legte das Holzpferd auf den leeren Stuhl neben seinem, und während er ein aus den hölzernen Nüstern des Pferdes hervorstehendes verbogenes Nägelchen betrachtete, wurde ihm plötzlich lebhaft bewusst, wie weit weg sie schon vom Abitur im Königsfelder Gymnasium waren, immortalia ne speres, monet annus et almum quae rapit hora diem – Unvergängliches nicht zu erhoffen, gemahnt dich das Jahr und die den erquickenden Tag hinwegraffende Stunde, erinnerte er sich an zwei Horaz-Verse über die Vergänglichkeit der Zeit, welche ihm aus jenen fernen Schulbänken durch irgendein Versehen im Kopf haften geblieben waren.

Radek Stolař wedelte mit hoch erhobener Hand, bis der Kellner, der sich in der leeren Garderobe mit der Garderobenfrau unterhielt, endlich geruhte sich zu nähern. Und als er dann für Dan und für sich bestellt hatte, fuhr er mit dem, was er unterwegs schon angeschnitten hatte, fort: Weißt du, ich hab’ eine Steinmetzwerkstatt am Friedhof, gleich in der Nähe des Tors. Gestern Abend kehrte ich auf dem Weg aus der Werkstatt in der Kneipe Zur Leiche ein, versackte dort ein wenig und schlief dann in der Straßenbahn ein. Es war ein Sekundenschlaf, kurz wie ein zweimaliges Rumpeln der Straßenbahn in den Gleisen, aber ich hatte, wie es ja oft so ist, bei diesem winzigen Schläfchen einen langen Traum. Gemerkt davon hab’ ich mir nur, dass ich dich zu erreichen versuchte, ich rief dich an.

Wie?, fragte Dan. Sag das, bitte, noch einmal.

Ich hatte gestern Abend einen Traum und in dem Traum hab’ ich dich angerufen.

Das ist ja ein Ding. Kannst du mir sagen, um wie viel Uhr du mich angerufen hast?

Radek erschrak fast. Ist etwas? Ist was passiert?

Blödsinn, nichts ist passiert. Entschuldige. Natürlich ist es egal, wann du den Traum gehabt hast. Apropos, ich hab’ gar kein Telefon.

Genau erinnern kann ich mich klarerweise nicht, aber es könnte, plus / minus zehn Minuten, so um halb acht gewesen sein. Kann ich fortfahren?

Wer hindert dich dran? Fahr fort! Dan Kočí schaute, was der Kellner ihnen da gebracht hatte, streckte dann den Finger aus und bohrte ihn, sehr zum Befremden von Radek Stolař, geradewegs in die Sahne seines Wiener Kaffees und führte ihn gedankenverloren zum Mund. Dann besann er sich, leckte den Finger sauber und wischte ihn an der Serviette ab. Und Radek begriff, dass Dan jetzt für einen Augenblick irgendwo weit weg gewesen war. Und nachdem er von dort zurückgekommen war, zerknüllte er die Serviette, deponierte sie im Aschenbecher, schnaufte und sagte: Du hast mich angerufen. Also, warum hast du mich in diesem Straßenbahntraum angerufen?

Du hast nicht abgehoben.

Ich konnte nicht, ich sag’ doch, ich hab’ kein Telefon.

Klar. Und ich wiederum hab’ dich nur im Traum angerufen. Aber aus einem sehr konkreten Grund. Ich wollte dich fragen, ob du immer noch deine Tätigkeit ausübst.

Ja?

Womit ich dich jetzt auch in wachem Zustand frage: Übst du immer noch deine Tätigkeit aus?

Ach, du siehst ja selber, welche Tätigkeit ich jetzt ausübe. Falls du was fürs Beuschel fürs Sonntagsessen brauchst oder Knochen für den Hund … Verdammt noch mal, du weißt doch, wer jetzt das Monopol auf die Untersuchung großer und kleiner Morde hat. Oder nicht? Da müsste ich zur Polizei gehen, und da komm’ ich, wie ich hoffe, nicht so schnell hin.

Jetzt haben wir uns aber missverstanden. Es geht nicht um Mord. Du warst doch auf etwas anderes spezialisiert.

Bei Dan hatte es natürlich gefunkt. Er schwieg und schaute Radek an. Dann schüttelte er den Kopf. Auch damit hab’ ich klarerweise aufgehört. Alle Gewerbe sind jetzt sozusagen in der Hand des Gesetzes.

Er nahm einen Schluck Kaffee, verbrannte sich die Zunge und grinste: Gut, ich mach’s. Aber es wird dich was kosten, weil es mit Ausgaben verbunden ist und ich mir zu dem Zweck unbezahlten Urlaub nehmen muss.

Um die Sache dann aber gründlich zu besprechen, reichte das Zusammensein in der Konditorei nicht mehr aus. Genauer gesagt, beide hielten sie das Milieu hier für deplatziert, zumal das Holzpferd auf Rädern sie ständig gleichsam mit den Augen von Radeks jüngstem Sohn ansah.

Sie trafen sich am Nachmittag des nächsten Tages beim Spielberg. Achtmal stiegen sie bis zur Zitadelle hinauf, um achtmal wieder hinabzuwandern, und dabei analysierten, zerlegten sie alles und setzten es von Neuem wieder zusammen, die ganze Causa von Radeks Frau, Radeks ganzen bösen Verdacht, und Dan erfuhr auf diese Weise alles, was er brauchte, und vor allem das Faktum, dass Radek sich nicht scheiden lassen, sondern lediglich herausfinden wollte, ob seine Frau ihn betrog, und wenn ja, mit wem. Also musste er die Sache absolut diskret und ohne Fotoapparat angehen und durchführen. Radek brauchte kein Corpus Delicti zur weiteren Verwendung, nur eine glaubwürdige Information über den Stand der Dinge.

Zum ungeschriebenen Kodex, quasi nachgerade zur Ethik jenes Spezialgebiets, gehörte, dass Dan den Klienten warnen sollte, damit dieser von seinem Bedürfnis, die Wahrheit zu erfahren, Abstand nehmen und alles beim Alten belassen würde, weil das, was sich dann im Licht aller eruierbaren Fakten als etwas Katastrophales darbieten kann, aus einem anderen Blickwinkel möglicherweise nur eine unerhebliche Nichtigkeit, ein Staubkörnchen im Auge, ist, weswegen man nicht gleich das Auge ausstechen muss. Und obwohl Radek versicherte, auf keinen Fall den Wunsch zu hegen und vorzuhaben, sich seine Ehe zu ruinieren, wusste Dan nur allzu gut, dass, wenn ein Klient einmal vor einer nicht wegzudiskutierenden Tatsache steht, ihn dies bis zur Unkenntlichkeit verändern kann. Und so mögen Fakten, die in vierzehn Tagen – weil Seitensprünge doch nur Wunderkerzen sind, die selten einen wirklichen Brand entfachen – schon ganz andere sein könnten, im Fall, dass sie erbarmungslos offengelegt werden, explodieren und eine Beziehung, für die ein wenig Pflege gereicht hätte, auseinanderfegen. Aber diesmal sprach Dan, weil er seinen Klienten auf keinen Fall entmutigen wollte, keine Warnung aus. Im Gegenteil, er freute sich, dass er endlich wieder das würde tun können, wozu er auf diese Welt berufen worden war. Letzten Endes sah er im Faktum, dass in seinem Vorzimmer ein nicht existierendes Telefon geläutet hatte, von Radek mit seinem Straßenbahntraum bewirkt, ein Signal, dass er sich richtig entschieden hatte. Dass es genau umgekehrt sein und dieses Signal auch ein Lockruf auf den Weg in die Hölle sein könnte, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn.

DAS HAUS IN DER BĚHOUNSKÁ

Das Haus in der Běhounská 3–5 ist ein nicht aus der Norm fallendes vierstöckiges Mietshaus, wenigstens durch seine historisierende eklektizistische Fassade, die sich einfügt in jenen langen nostalgischen Karneval von Baustilen des ausgehenden neunzehnten und beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts, einen Stilkarneval, der Brünn erst zu Brünn macht. Errichtet worden ist es von den Brüdern Kletzl, Söhnen eines Maurermeisters, als ihr ehrgeizigstes Bauwerk: ein Mietshaus in Form eines schlichten Stadtpalais und aus drei horizontalen Teilen komponiert, wobei der mittlere sich auszeichnet durch einen Erker mit Balkon und ionischen Kapitellen, das also, was man damals gemeinhin als Beletage unter einem Kordongesims bezeichnete und woran die Gebrüder sich ausgetobt haben. Über dem Balkon dann ein zur Fratze verzerrtes Gesicht, Maskaron genannt, vergoldete Sonnen und gewollt einfallsreich stilisierter Dekor. Ja, von außen noch ganz passabel, innen jedoch ein unbequemer steinerner Treppenaufgang (schon sichtlich abgetreten von jener vergeudeten Schar von Seelen, die ihre nichtigen Leben hier verlebt haben), ein gusseisernes Geländer mit Ranken, hässliches Gemäuer wie in einer Gefängnisfestung, wie in einer scheußlichen Zitadelle, abgeschlagene violette Fliesen, schwarze Stromverteilerkästen und natürlich kein Aufzug. Die Wohnungen auf der linken Seite sind etwas geräumiger, Vierzimmerwohnungen mit Balkonen zum Hofschacht, rechts hingegen solche mit nur drei Räumen und insgesamt irgendwie zu kurz gekommen und einen deprimierten Eindruck erweckend. Und in so einer Wohnung im dritten Stock wohnt Architekt Kamil Modráček, freudlos ist er hier auf Lebenszeit vor Anker gegangen. Und hier im größten Zimmer mit Blick auf die Straße hat er jetzt sein Atelier, nachdem man ihm das in der Leninova, der Leninstraße, verstaatlicht hat. Nützen wir den Umstand aus, dass wir jetzt alleine sind in diesem Zimmer, stellen wir uns (ich erinnere daran, wir befinden uns am Beginn der Fünfzigerjahre) ans Fenster mit Blick auf die gegenüberliegende Gastwirtschaft Cajpl und erzählen wir uns etwas über den Herrn Architekten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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