Gute Nacht, süße Träume - Jirí Kratochvil - E-Book

Gute Nacht, süße Träume E-Book

Jirí Kratochvil

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Beschreibung

Brünn am Ende des Krieges und befreit vom Joch der deutschen Okkupation. Große Teile der Stadt sind von Bomben zerstört, in den Straßen tummeln sich Menschen, die obdachlos geworden sind und auf eine bessere Zukunft hoffen. Während an der Brünner Peripherie noch ver zweifelt gekämpft wird, zieht ein Ensemble verkrüppelter Laienschauspieler mit Shakespeare im Repertoire durch die Innenstadt, eine blinde Seiltänzerin balan ciert über den Ruinen auf einem Seil, und ganz Brünn steht auf Pfeilern, die in einen riesigen unterirdischen See, eine Art schwarzen Spiegel der Stadt, eingelassen sind. In diesem Chaos versuchen Kostja, Kuba und der von einer sprechenden schwarzen Katze begleitete Jindrich ein Verständnis für den herrschenden Ausnahmezustand zu entwickeln. Während Kostja und Kuba nach einem über Brünn abgeworfenen amerikanischen Fallschirmspringer suchen, der im Besitz einer Sendung mit dem Wunder mittel Penicillin sein soll, hat Jindrich eine viel geheimere Mission: Er ist dazu auserwählt, das mythische Aufeinander treff en von Gut und Böse zu entscheiden. Mehrmals im Laufe des Tages kreuzen sich die Wege der Suchenden, um am Ende auf unerwartete Weise zusammenzutreffen.

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Seitenzahl: 446

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Jiří Kratochvil

Gute Nacht, süße Träume

Roman

JIŘÍ KRATOCHVIL

Gute nacht,süße Träume

ROMAN

Aus dem Tschechischenvon Christa Rothmeier

Der Verlag dankt dem Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik für die Förderung dieser Übersetzung.

Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Dobrou noc, sladké sny bei Druhé město, Brünn. Übersetzung aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2015© 2015 by Braumüller GmbHServitengasse 5, A-1090 Wienwww.braumueller.at

Coverillustration: Alexandra Schepelmann, schepelmann.atISBN der Printausgabe: 978-3-99200-147-7

ISBN E-Book: 978-3-99200-148-4

Für meine Frau

Inhalt

I Begegnung am Ende des Krieges

II Die Nullzeit

III 30. April 1945

IV Der Golddukat

V Der Hochzeitsmarsch aus Lohengrin

VI Der Minotaurus

VII Der Sturmbannführer und Teresa

VIII Der See Dar

IX Gummis! Gummis! Gummis!

X Die Vanessiade und das Wandertheater

XI Mr. Penicillin

XII Liebe und Tod

XIII Swobodnaja stichija

Anmerkungen

Schauplätze

„Gottes Name, groß, ein Vogel –Der aus meinem Innern fährt.Vor ihm – dichte Nebelwogen,Hinter ihm – ein Käfig, leer.“

Ossip Mandelstam

I

Begegnung am Ende des Krieges

Kuba, mit vollem Namen Jakub, war zeitig aufgestanden, um einer der Ersten in der Bahnhofshalle zu sein, weil gegen Morgen, eigentlich noch knapp vor dem Hellwerden, wenn der Tag noch nicht angebrochen, sondern sozusagen erst im Heraufdämmern war und nur der flackernde Schein von Taschenlampen, Kerzen, Karbid- und Spirituslampen die Halle beleuchtete, die günstigste Stunde für die besten Geschäfte war. Aber auch die gefährlichste Zeit.

Etwas wie eine Tauschbörse befand sich hier, ein Ort, wo etwas gegen etwas anderes den Besitzer wechselte, hauptsächlich aber was auch immer gegen Nahrungsmittel eingetauscht wurde, weil die Stadt verzweifelt, verzweifelt ausgehungert war: also ein silberner Jugendstilarmring gegen einen stattlichen Topf Griebenschmalz, eine Persianerstola gegen ein Kilo Pferdesalami, eine Leica gegen ein schönes Stück Presswurst, aber auch ein Silberbesteck gegen ein Einmachglas mit echtem Bienenhonig, eine chinesische Vase gegen ein Kilo Hausgeselchtes oder ein fast neues Rasiermesser gegen zwei kleinere Leberwürste, eine altmodische Nippesfigur gegen ein, wie man bei uns sagt, Krenfleisch und ein Fläschchen Sliwowitz oder eine echte Perlenkette gegen eine gebratene Ente mit fünf Flaschen besten Weins und da, na so was!, ein Goldzahn, den sich jemand selbst ausgerissen und sich dafür einen ganzen Laib frischen Brotes eingehandelt hat. Der Kurs war beweglich, er änderte sich von Tag zu Tag, sodass man, sollte man am Vortag um zwei Gläser eingewecktes Schweinefleisch einen Schaffellmantel erstanden haben, heute noch was dazulegen musste. Auf der einen Seite die, die das Familiensilber für so eine Fressalie verscherbelten, auf der anderen wieder jene, die jetzt – wo die Okkupanten Reißaus genommen und nicht mehr die Kontrolle über den Schwarzmarkt hatten – die Produkte von Schwarzschlachtungen und auch die Schätze ihrer geheimen Speisekammern herbrachten, um im Tausch gegen sie Waren zu erwerben, deren Preis ein paar Monate später wieder so in die Höhe geschnellt sein würde, dass ihre Leberwürste und Pferdesalamis da nie mehr würden mithalten können.

Kuba schlüpfte in die Halle, drängte sich zwischen unentschlossen Herumstehenden durch, sah sich aber, bevor er sein Tauschobjekt auspackte, vorsichtig um. Sich blind auf etwas einzulassen, hatte er nicht vor. Gestern hatte er sich mit jemandem hier verabredet, nach dem er jetzt Ausschau hielt. Er hatte sich unter den Schleichhändlern einen Kerl ausbaldowert, bei dem er sich relativ sicher war, von ihm nicht hineingelegt zu werden. Zu der Zeit war auf nichts und niemanden Verlass, aber Kuba besaß unbestritten kaufmännisches Talent. Damit hatte er ja auch einst in der Textilfirma seines Vaters reüssiert. Es ist überhaupt keine Übertreibung von mir, wenn ich jetzt gleich behaupten werde, er habe immer schon von Weitem und bereits an den Schritten eines Geschäftspartners erkannt, ob er ihm ein gutes Geschäft oder nur Pech bringen würde. Und für Falschheit, wie immer geartet sie war, hatte er einen verlässlichen Detektor in allen fünf Sinnen. Ebenfalls auf den ersten Blick erkannte er qualitätsvolle Ware jeder Art, und aus jedem Geschäftstreffen verstand er es, immer den größten Profit herauszuschlagen. Obwohl es hier in der Bahnhofshalle ganz anders zuging als bei einer Vertretung der väterlichen Firma, konnte er sich selbst hier schnell orientieren und wusste augenblicklich, mit wem er zu verhandeln und wem er umgekehrt den Rücken zuzuwenden hatte. Gleichzeitig wusste er, wem er nie den Rücken zeigen durfte.

Die Bahnhofshalle war voller geschäftiger Grüppchen, die sich ständig bewegten, sich zusammentaten, um sich aber prompt wieder aufzulösen, manche allerdings schlossen sich enger zusammen, um einen Außenstehenden nicht sehen zu lassen, worüber sie die Köpfe zusammensteckten. Als dann der nachtgraue Morgen allmählich in den Tag überging, wurde die Halle von oben durch die schmutzigen und teilweise zerbrochenen Fenster vom noch schwachen Licht der Dämmerung beleuchtet, doch die unten am Boden mussten sich weiterhin mit Taschenlampen behelfen, deren Schein von Zeit zu Zeit auch über die hohe Decke geisterte. Die Halle im Bahnhof (auch sie von Bomben beschädigt) war in diesen ersten Nachkriegsstunden der makaberste Marktplatz, den man sich vorstellen kann.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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