Das Zauberschlösschen - Ursula Hass - E-Book

Das Zauberschlösschen E-Book

Ursula Hass

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Beschreibung

Es geht in diesem Buch um Spannung, Abenteuer, die Jutta und ihre Freundin Merle sowie ihre Cousine Adelheid mit ihren Freunden, Oskar und den Superkrallen sowie Philipp und dem Club der schwarzen Ritter, erleben. Treffpunkt ist immer der Abenteuerspielplatz in der Stadt. Dort sieht Jutta einen kleinen Jungen, den aber nur sie sehen kann, den anderen Spielgefährten bleibt er verborgen. Der Junge führt Jutta in ein verwunschenes Zauberschlösschen. Dort ist auch die Großmutter des Jungen zu finden. Das Zauberschlösschen entführt Jutta in eine längst vergessene Zeit, denn in diesem Schlösschen haben sich die Großmutter und der kleine Junge in der Nazi-Zeit versteckt. Jutta führt schließlich die Geschichte zu einem guten Ende. Mit der amerikanischen Schriftstellerin kommt die Familie wieder zurück in Das Zauberschlösschen, das dann endlich zu einem Museum umgebaut wird.

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Ursula S. Hass

Das Zauberschlösschen

Einem Geheimnis auf der Spur

Eine Detektivgeschichte für Kinder

mit Jutta, Merle,Oskar und den Superkrallenund dem Club der schwarzen Ritter

Copyright: © 2022 Ursula HassUmschlag & Satz: Erik Kinting – buchlektorat.net

Verlag und Druck:tredition GmbHHalenreie 40-4422359 Hamburg

Softcover

978-3-347-60086-7

Hardcover

978-3-347-60087-4

E-Book

978-3-347-60088-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Die Personen und die Handlung sowie die Namen und Dialoge sind sämtlich erfunden. Ähnlichkeiten mit Personen, Namen und Orten wären zufällig und sind nicht beabsichtigt.

Jede Gabe ist auch eine Aufgabe

Käthe Kollwitz

Für Luan und Fynnian

Das Zauberschlösschen

Worum es darin geht

Jutta und Merle sind beste Freundinnen. Beide sind 11 Jahre alt und schon in der Quinta, also in der zweiten Klasse im Gymnasium. Jutta ist abenteuerlustig, Merle nicht. Trotzdem ist sie immer mit dabei, wenn Jutta wieder etwas ausheckt und Detektivin spielt. Wenn Cousine Adelheid zu Besuch kommt, macht auch sie selbstverständlich mit. Meistens sind auch ihre Freunde Oskar und die Superkrallen sowie Philipp mit dem Club der schwarzen Ritter mit von der Partie. Gemeinsam bauen sie auf dem Abenteuerspielplatz ihr windschiefes Häuschen auf, obwohl die nie fertig werdende Bretterbude Jutta, Merle und Adelheid gar nicht gefällt.

Auf den Spuren eines Diebes im Schulgarten findet Jutta ein verwunschen aussehendes Schlösschen mit Türmen und hohen Fenstern im Wald. „Ob da der Dieb drin wohnt?“, fragt sie sich. Im Wald begegnet Jutta einem Jungen, den aber nur sie sehen und hören kann, und der sie zu seiner Großmutter in das Schlösschen bringt, das Jutta heimlich immer nur das Zauberschlösschen nennt. Was sie dort erfährt, kann Jutta kaum glauben. Merle, Adelheid und ihre Freunde denken, dass Jutta Gespenster sieht, als sie einen Jungen sieht, der sich aber nur ihr zeigt. Merle, Adelheid und die Jungen weiht sie in ihr Geheimnis nicht ein, weil sie Angst hat, dass sie nur ausgelacht wird. Aber seit der Begegnung mit dem fremden Jungen zieht es sie jeden Tag in den Wald und zu dem geheimnisvollen Zauberschlösschen, denn sie weiß, dass sie dem Jungen und seiner Großmutter helfen muss. Die Geschichte des Zauberschlösschens und der Menschen, die früher darin lebten, führt Jutta in eine ihr unbekannte Zeit. Nicht immer können Merle, Adelheid und die Jungen verstehen, was mit Jutta los ist, doch sie vertrauen ihr und gehen mit ihr durch dick und dünn. Voller Energie, Neugier und Sympathie wandeln sie zusammen auf den Spuren der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen. Dabei entdecken sie so manches Geheimnis und müssen allerlei Abenteuer bestehen. Am Ende werden ihr Mut und ihre Beharrlichkeit belohnt, und Jutta kann die Geschichte um ihr Zauberschlösschen zu einem guten Ende bringen.

Dank

Mein Dank gilt Dr. Karin Jäckel für die Beratung und Unterstützung des Werks. Es war mir ein besonderes Anliegen, dieses Buch zu schreiben und herauszubringen, damit diese unheilvolle Zeitgeschichte nicht in Vergessenheit gerät und uns jederzeit bewusst wird, dass Derartiges nie mehr geschehen darf. Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Lassen wir also die Mutter meiner erfundenen Protagonistin, Jutta, sprechen: „Liebe Jutta, denke immer daran, dass man das Leben und die Art der anderen auch dann respektieren muss, wenn sie ganz anders sind, als man selbst ist, oder wenn sie einer anderen Religion oder einer anderen Nationalität angehören, denn jeder Mensch hat das Recht zu leben und so zu sein, wie er ist.“

Inhalt

Kapitel 1

Ein Dieb ist im Schulgarten

Kapitel 2

Verwüstungen im Schulgarten und kein Dieb in Sicht 16

Kapitel 3

Ein Wald voller Geheimnisse

Kapitel 4

Jutta ganz allein im dunklen Wald

Kapitel 5

Bei Förster Walter zu Hause

Kapitel 6

Im Schwimmbad – Ferien sind so schön

Kapitel 7

Jutta und Merle schmieden Pläne für die Ferienzeit

Kapitel 8

Cousine Adelheid kommt schon früher

Kapitel 9

Jutta sieht Gespenster

Kapitel 10

Auf dem Spielplatz ist immer was los

Kapitel 11

Frau Merklinger weiß mehr über das Zauberschlösschen

Kapitel 12

Jutta ist im Zauberschlösschen angekommen

Kapitel 13

Jutta spielt Detektiv

Kapitel 14

Zu Besuch im Försterhaus und bei den frechen Dachsen

Kapitel 15

Ein geheimnisvolles Buch und seine Folgen

Kapitel 16

Eine Fahrt ins Blaue und wundersame Sagengeschichten

Kapitel 17

Jutta trickst Adelheid aus

Kapitel 18

Adelheids Abschiedsausflug

Kapitel 19

Juttas Brief geht auf die Reise

Kapitel 20

Keine Ferien mehr – Schule und kein Brief aus Amerika in Sicht

Kapitel 21

Die amerikanische Schriftstellerin und das Zauberschlösschen

Kapitel 22

Der große Tag für Jutta

Kapitel 1

Ein Dieb ist im Schulgarten

Jutta ist soeben auf dem Weg zu ihrer besten Freundin Merle, die nur ein paar Häuser weiter entfernt von ihr wohnt. Der Spielplatz ist auch ganz in der Nähe. Dort treffen sich die Mädchen sehr oft. Meistens sind Oskar und die Superkrallen sowie Philipp mit dem Club der schwarzen Ritter ebenfalls dort anzutreffen.

Eigentlich kennen die Mädchen Oskar und die Superkrallen sowie Philipp und den Club der schwarzen Ritter noch gar nicht so lange. Zwar sind sie schon zusammen in die Grundschule gegangen, doch dicke Freunde sind sie erst seit ihrem gemeinsam überstandenen Abenteuer mit dem mexikanischen Tomatenbaum. Noch gut in Erinnerung geblieben, ist den Kindern Tomaten-Paule, der Mann mit der Narbe im Gesicht, der den mexikanischen Tomatenbaum klauen wollte, und schließlich auch noch Jutta entführt hat. Ein Glück, dass Jutta so gerne Detektivin spielt und den Ganoven zusammen mit ihren Freunden überführen konnte. Gemeinsam mit Merle und den Jungs ist sie den Dieben auf die Schliche gekommen, somit konnte sie den Diebstahl des mexikanischen Tomatenbaums verhindern.

Seitdem finden die Jungen Jutta und Merle cool und die Mädchen die Jungen ganz okay. Wenn sie Zeit haben, treffen sie sich auf dem Abenteuerspielplatz, auf dem die Jungen an einem Holzhäuschen bauen, in dem sie ungestört zusammensitzen und quatschen können.

Merle hat Jutta schon ungeduldig erwartet. Gemeinsam spazieren die Freundinnen nun ganz gemütlich auf den Spielplatz. Wenn es nach Jutta ginge, könnte endlich mal wieder etwas Besonderes anliegen. Ihr ist es wieder mal viel zu ruhig auf dem Spielplatz, denn bei ihr muss immer Leben und Action herrschen. Merle ist die Stillere von beiden. Sie muss ihre Freundin Jutta immer wieder bremsen, wenn diese gerade wieder einen Streich ausheckt. Aber die beiden mögen sich trotz dieses Unterschieds sehr und jede weiß, was die andere gerade denkt.

„Findest du nicht auch, dass es inzwischen total langweilig bei uns ist?“, fragt Jutta Merle, denn sie ist immer als Erste bei den wilden Spielen und aufregenden Abenteuern dabei. Doch Merle ist nicht so draufgängerisch. Sie versteckt sich lieber hinter Jutta, als im Vordergrund zu stehen. Deshalb schüttelt sie auf Juttas Frage nur den Kopf. „Mir reicht noch das Abenteuer vom geklauten mexikanischen Tomatenbaum“, entgegnet Merle. „Ich bin richtig froh, dass mal nichts los ist.“

In diesem Moment kommt Philipp angerannt und hintendrein natürlich die ganze Meute. Schon von Weitem ruft er den Mädchen zu, dass sich ein Dieb im Schulgarten befinden soll.

„Was du nur wieder weißt?“, ruft Jutta zurück.

„Doch, es stimmt! Anna Fischer hat es zu Lenny gesagt, der ja auch nach dem Unterricht in der Schulbetreuung ist!“ Lenny gehört zu Oskar und den Superkrallen, die deshalb so heißen, weil sie mal eine Katze mit ihren ‚Superkrallen‘ gerettet haben. „Die wollen sich jetzt um den Dieb kümmern!“, schreit Philipp ziemlich aufgeregt. „Das können wir doch nicht nur den Superkrallen überlassen!“, sprudeln die Worte nur so aus ihm heraus, als er auf die Mädchen trifft.

„Wer klaut denn schon was im Schulgarten?“, meint Jutta nur, schüttelt den Kopf, und lacht laut auf. „Ha, ha, wurden vielleicht Tomaten geklaut oder Radieschen oder Salat oder gar unsere schönen roten Früchtchen, die Erdbeeren?“, spottet sie und hält sich den Bauch vor Lachen. Dabei schaut sie Philipp und Merle herausfordernd an. Doch Merle sagt gar nichts, denn sie findet, dass Jutta mal wieder übertreibt. Inzwischen ist Oskar mit den Superkrallen eingetroffen. Das Geschrei von Philipp und dem Club der schwarzen Ritter sowie Juttas Antworten und das Lachen waren ja nicht zu überhören.

„Was ist denn hier los?“, brüllt Oskar los.

„Es gibt einen Dieb im Schulgarten!“

„Einen Dieb im Schulgarten, was hat er denn gestohlen?“, rufen nun alle aufgeregt durcheinander.

„Es fehlen Salat und Erdbeeren und sogar Radieschen und Zucchini sind direkt aus den Beeten gerissen worden“, belehrt Lenny die Meute, denn schließlich hat die Leiterin der Schulkindbetreuung, Anna Fischer, ihn beauftragt, die Augen offenzuhalten und auch die anderen Kinder zu informieren.

„Wieso Frau Fischer? Die hat uns da gar nichts zu sagen. Der Schulgarten ist Schülersache. Da ist es doch wohl unsere Aufgabe, auf den Schulgarten aufzupassen!“, erregt sich Jutta und schaut dabei ausgerechnet Merle vorwurfsvoll an, als hätte sie etwas anderes gesagt. Merle schlägt die Augen nieder, denn sie kennt diesen Blick von Jutta ganz genau und sie weiß schon jetzt, dass ihre detektivisch veranlagte Freundin Jutta nicht mehr zu bremsen ist. Jutta wird sich wieder und wieder einmischen, bis die Sache aufgeklärt und der Dieb geschnappt ist. Merle seufzt. Sie hat überhaupt gar keine Lust auf Abenteuer. Viel lieber würde sie sich jetzt in ihre Gartenliege setzen und ein Buch lesen, überlegt sie. In ihren Büchern liest sie zwar auch immer wieder von Abenteuern, aber sie wurden von den Schriftstellern erfunden, und als Leserin muss Merle nicht durch Höhlen und auf Bäume klettern, um diese Abenteuer zu erleben. Schaudernd erinnert Merle sich an die Tomatenbaumgeschichte. Weil Jutta sich damals so tief in die Sache verstrickt hat, wurde sie schließlich von Tomaten-Paule entführt. Merle hatte Todesangst um ihre beste Freundin. Das kann sie immer noch spüren, auch wenn diese Geschichte jetzt schon wieder eine Weile zurückliegt. Jutta dagegen hat alles mühelos weggesteckt und will schon wieder ‚Detektiv‘ spielen, wie Merle befürchtet. Merle schüttelt sich innerlich, wenn sie nur daran denkt, was Jutta nun wieder aushecken will. Doch Jutta lässt nicht locker und wird von den Jungen umringt. „Was können wir denn unternehmen?“, fragt sie. „Hat einer von euch eine Idee?“

„Erst sichern wir die Spuren im Schulgarten!“, schlägt Emil vor. Er ist der Klügste der Rasselbande, abgesehen natürlich von Jutta, die immer alles besser weiß. „Gut, dann marschieren wir jetzt alle zum Schulgarten und schauen, was sich der Dieb so alles unter den Nagel gerissen hat!“, befiehlt Jutta. Früher hätten die Jungen sich gewehrt, wenn ausgerechnet ein Mädchen sie herumkommandieren würde. Doch inzwischen kennen sie Jutta und wissen, was sie kann, und es stört sie nicht mehr, auf ihr Kommando zu hören.

Merle seufzt nochmals. Aber was für eine beste Freundin wäre sie denn, wenn sie nicht mitginge?

Kapitel 2

Verwüstungen im Schulgarten und kein Dieb in Sicht

Als sie im Schulgarten ankommen, sehen Jutta, Merle und ihre Freunde gleich die Verwüstung. Hier ist ein Radieschen angeknabbert, dort ein Salatbüschel direkt herausgerissen. Der so wunderschön angelegte Schulgarten sieht aus, als wären Hunderte von Schülern darüber marschiert. Ein richtiger Trampelpfad gibt es bei den Erdbeeren, von deren süßen Früchtchen nicht mehr viel übrig sind.

„Das ist ja ungeheuerlich, was da angerichtet wurde!“, spricht Jutta schon das Ärgernis aus. Auch die anderen schlucken nur und richten wütende Blicke auf den Garten, als wenn der Garten schuld an der Misere sei. Merle schaut so entsetzt, wie alle anderen, auf die Verwüstung und gibt Jutta lautstark recht. „Wir müssen wirklich was unternehmen.“

„Was schlägt ihr denn vor?“, fragt Jutta gleich.

„Wir sichern jetzt die Spuren!“, antwortet Emil und macht dabei eine Handbewegung, als wollte er die ganze Meute gleich vom Tatort wegscheuchen.

„Wir müssen schauen, ob wir noch Fußspuren finden?“, mischt sich auch Philipp ein. „Dann rühren wir den Gips an und machen Abdrücke“, informiert Emil, der schon hin und wieder einen Tatort im Fernsehen angesehen hat und daher haargenau weiß, wie die Kommissare und die Spurensicherung bei einem Tatort vorgehen.

„Also, dann macht das einmal! Wenn ihr die Abdrücke habt, dann meldet euch bei uns!“, entgegnet Jutta. „Ich muss ja nicht unbedingt dabei sein, wenn ihr jetzt den Gipsabdruck macht.“ Sie hat nämlich schon eine andere Idee, die sie aber nur Merle mitteilen will. Denn eines weiß Jutta in der Zwischenzeit, dass die Jungs zwar gute Kumpels sind, aber jeder von ihnen eine andere Meinung hat, und dann gibt es Gerede und Geschrei und das gefällt ihr gar nicht. „Weshalb bist du jetzt beim Gipsabdruck nicht dabei?“, fragt Merle zögerlich, denn sie will Jutta auf keinen Fall verärgern. Jutta ist immer gleich eingeschnappt, wenn es nicht nach ihrem Willen geht, überlegt Merle. Doch Jutta blinzelt ihr nur zu. „Lass die nur mal allein machen, wir machen unser eigenes Ding!“ „Komm, wir gehen auf den Spielplatz und überlegen, wie wir den Dieb fangen können? Das ist viel spannender als so ein blöder Gipsabdruck, denn beim Diebe fangen, da ist Köpfchen gefragt!“

Bald schwirren die Gedanken nur so durch die Luft, die lauthals von Jutta verkündet werden. Jutta müsste nicht Jutta heißen, wenn sie nicht auch schon eine Idee hätte, von wem die Spuren stammen könnten. Die Abdrücke in der Gartenerde deuten auf gar keinen Fall auf einen Menschen hin, überlegt sie. „Vielleicht war es sogar ein Wolf oder ein Bär?“, murmelt sie leise vor sich hin, damit Merle es nicht verstehen kann, denn Merle reagiert immer ängstlich auf solche Ideen. Doch ein Wolf oder ein Bär in ihrem Schulgarten, das ist selbst für Jutta zu gefährlich, und so sagt sie nur zu Merle: „Vielleicht war es ja ein Fuchs, der unseren Schulgarten geplündert hat?“ Merle zuckt nur so zusammen, denn ein Fuchs im Schulgarten, auch das gefällt ihr auf keinen Fall.

Kapitel 3

Ein Wald voller Geheimnisse

„Wenn es ein Fuchs war, dann kommt er sicherlich aus dem Wald?“, meint Merle.

Jutta stutzt, sagt aber nichts, und nickt nur. Als Merle nicht weiterredet, eröffnet Jutta den nächsten Schritt ihrer Spurensuche: „Wenn der Fuchs aus dem Wald kommt, dann müssen wir in den Wald hineingehen. Vielleicht hat er unterwegs etwas verloren und wir finden Spuren von unseren Radieschen oder Erdbeeren.“ „Aber dieser Wald ist nicht geheuer, sagt immer meine Mutter und sie verbietet mir strikt da hineinzugehen“, widerspricht Merle ihrer Freundin. Außerdem hat Merle sowieso keine Lust jetzt bei dieser Hitze in den Wald zu gehen, denn dann schwirren die Mücken nur so um die Köpfe. „Da gibt es Spinnen und Zecken!“, erzählt sie weiter. „Du wirst dich doch von so einer kleinen Zecke nicht abhalten lassen?“, erwidert Jutta und pikst Merle direkt in den Arm.

„Aua!“, schreit diese auf, „was machst du denn da, das ist gemein?“ „Da, schau, da ist eine Zecke!“, ruft Jutta, lacht, und pikst Merle noch einmal in den Arm.

„Man soll damit keinen Spaß machen, du weißt, dass Zecken nicht harmlos sind, man kriegt da Borreliose, oder wie diese Krankheit heißt, oder auch Hirnhautentzündung.“ „Das ist ganz gefährlich!“, wiederholt Merle noch einmal. „Wenn du noch ein Wort sagst, dann gehe ich jetzt allein in den Wald“, entgegnet Jutta ärgerlich. Das will Merle auf keinen Fall. Schließlich sind sie ja beste Freundinnen und beste Freundinnen machen alles gemeinsam, denkt sie und dreht sich zu den Bäumen um, durch deren Blätterdach kaum Sonnenlicht scheint. Der verbotene Wald ist kein großer Wald, eher ein Wäldchen. Unterschiedliche Nadelbäume, viele Laubbäume, verwilderte Sträucher und Büsche wachsen darin. Ein schmaler Waldweg führt hinein. Zusammen laufen die Mädchen los. Aber nirgends entdecken sie eine Spur von einem Fuchs oder von verlassenem Diebesgut. Merle würde am liebsten sofort umkehren. Doch Jutta packt sie am Arm und hält sie fest. „Du tust mir weh!“, klagt Merle.

Das wollte Jutta natürlich nicht und lässt Merle wieder los. „Entschuldigung! Von mir aus geh‘ du nur mal nach Hause, du Angsthase! Ich suche noch ein bisschen weiter.“

Das Wort ‚Angsthase‘ will Merle nicht auf sich sitzenlassen und so gehen die beiden Mädchen dann doch noch etwas weiter in das Wäldchen hinein.

Kapitel 4

Jutta ganz allein im dunklen Wald

Wie Merle es sich schon vorher gedacht hatte, sirren die Mücken nur so unter den Bäumen herum. Wo die Blätter kein Sonnenlicht durchlassen, ist es fast kalt im Wald. Der Waldweg hat Schlaglöcher und spitze Steinchen, die sich in Merles offene Sandalen schieben. Jutta scheint das nichts auszumachen. Sie stapft einfach drauflos und immer tiefer in das Wäldchen hinein. Merle stolpert ihr hinterher. „Jutta, lauf doch nicht so schnell, ich komme gar nicht mehr mit dir mit!“, ruft sie angstvoll aus.

Doch Jutta ist so in ihre Gedanken vertieft, dass sie Merle gar nicht mehr wahrnimmt, und auch nicht sieht, dass Merle schon weit hinter ihr zurückgeblieben ist. Gehört hat sie auch kein Wort mehr im Wald. Stattdessen meint sie, Merle sei dicht hinter ihr. „Wie Hänsel und Gretel geht es mir jetzt“, sagt sie zu Merle, die es ja gar nicht hören kann. „Die gingen auch immer weiter und weiter. Aber die beiden waren schlau, Merle. Die legten auf dem Weg noch ihre letzten Brotreste hin. Damit hatten sie auch wieder aus dem Wald herausgefunden. Komm, wir nehmen jetzt einfach ein paar Bucheckern, die hier am Wegesrand liegen und werfen eine nach der anderen auf den Boden! Dann finden wir schon wieder zurück. Wir verlaufen uns schon nicht, Merle! Komm jetzt, da hinten ist bestimmt ein Fuchsbau versteckt! Da holen wir uns den Gemüsedieb!“ Wenn Merle es gehört hätte, hätte sie Jutta gesagt, dass Füchse gar kein Gemüse fressen, weil Füchse Raubtiere und Fleischfresser sind. Und dann hätten sie zusammen umkehren und den blöden Gemüsedieb sein lassen können. Doch Merle hat Jutta so wenig gehört, wie Jutta Merle.

Merle hat nur eins, nämlich verheulte Augen, weil sie Jutta fast gar nicht mehr sehen kann. „Jutta, Jutta!“, ruft sie ein paar Mal mit trauriger Zitterstimme. Doch Jutta geht und geht und bleibt nicht stehen. Nur noch ihre rote Bluse leuchtet wie eine rote Mohnblume von Weitem, obwohl im Wald gar keine Mohnblumen wachsen. Und dann ist auch diese rote Bluse nicht mehr zu sehen. Merle hält an und überlegt, denn ohne Jutta will sie auf keinen Fall mehr weitergehen. „Ich lauf‘ jetzt nach Hause zurück. Soll doch Jutta alleine weitermarschieren. Ich habe genug von diesem Wäldchen“, beschließt sie.

In diesem Moment erblickt sie ein Eichhörnchen, das von Ast zu Ast hüpft. Es ist ganz zutraulich und Merles Angst ist plötzlich verflogen. Trotzdem siegt ihre Vernunft und sie geht den Weg zurück, denn sie will einfach nur nach Hause, zu ihrer Mutter und den Geschwistern. Auf Jutta ist sie richtig wütend. So eine Gemeinheit, sie einfach alleine zu lassen! Bald ist Merle auf dem Spielplatz zurück, wo die Jungs eifrig an einem Haus bauen, in dem sie spielen können. Die Stadt hat den neuen Spielplatz richtig schön angelegt, damit die Kinder auf diesem Abenteuerspielplatz ihre Ideen verwirklichen können. An allen Ecken wird daher gewerkelt. Manche Kinder bauen eine Rutsche. Andere wiederum holen sich vom nahen Bach Wasser und mischen einen Teig aus Lehm. Sie wollen daraus kleine Tiere formen und dann trocknen lassen. Wiederum andere pflücken Blumensträuße, denn auch ein Stückchen Wiese gehört zum Spielplatz. Beim gemeinsamen Werkeln und Basteln sieht man den Kindern richtig an, dass sie glücklich und zufrieden ihren Arbeiten nachgehen, denn keiner redet ihnen drein.

Doch Merle hat keine Lust mehr zum Spielen. Auch als Philipp und Oskar ihr zurufen und sie zum Mitspielen auffordern, hört sie gar nicht hin, sondern geht einfach stumm, mit verheulten Augen, nach Hause.

Jutta indessen ist so in ihre Gedanken und ihre Suche nach der Diebesbeute vertieft, dass sie Merle völlig vergessen hat und dem Waldweg immer weiter folgt. Dass es im Wäldchen spuken und ein Geheimnis geben soll, hat Jutta schon mal gehört. Dieses Geheimnis interessiert sie sehr, doch nicht einmal ihre Mutter hat ihr etwas darüber verraten, was in diesem Wäldchen vor sich gehen soll. „Was soll das denn sein?“, fragt sich Jutta und schaut sich besonders gut um. „Hier gibt’s doch bloß Bäume!“ Geheimnisse sind Juttas Lieblinge. Kein Geheimnis, und wäre es noch so geheim, ist vor ihr sicher, denn dann ist sofort ihre Spürnase gefragt. Und am Ende ist jedes Rätsel gelöst. Jutta ist schließlich nicht umsonst als Detektivin bekannt.

„Merle!“, ruft Jutta, als sie sich zum zweiten Mal um die eigene Achse gedreht und nach irgendetwas Geheimnisvollem geschaut hat, denn auf einmal fällt ihr auf, dass ihre beste Freundin gar nicht dicht neben ihr steht. Aber keine Merle antwortet.