Das Zeichen der Götter - Alexandra Fuchs - E-Book

Das Zeichen der Götter E-Book

Alexandra Fuchs

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Löse das Geheimnis um das Spiel der Schicksale
Band 2 der packenden Romantasy Kingswood Castle Academy-Reihe

Laurie kommt auf Kingswood Castle nicht zur Ruhe. Zwar weiß sie nun, was das Geheimnis hinter Maris und den Eliteschülern ist, doch keiner kann sich erklären, warum ihre neue Freundin Kira plötzlich verschwunden ist. Laurie macht sich mit den Royals auf Spurensuche und gleichzeitig muss sie auch noch ihre neuen Kräfte trainieren, vor denen sich Laurie jedoch insgeheim fürchtet. Zu allem Überfluss wird in Kingswood Castle eingebrochen. Warum ausgerechnet jetzt? Hat es etwas mit Kiras Verschwinden zu tun? Nicht einmal Maris kann Laurie beruhigen, denn obwohl sie sich weiterhin näherkommen, spürt sie, dass er etwas vor ihr verbirgt. Dann erfährt Laurie etwas, dass ein ganz neues Licht auf Kiras Verschwinden wirft. Kann sie ihre Freundin retten und die Schule beschützen? 

Weitere Titel dieser Reihe
Der Fluch der Götter (ISBN: 9783968170954)

Erste Leserstimmen
„Ein Internat voller Geheimnisse, Halbgötter und magisch-mystischer Ereignisse – ich war sofort drin und freue mich jetzt schon auf den nächsten Band!"
„Die Charaktere in dieser fesselnden Urban Fantasy-Reihe sind sehr liebevoll gestaltet und die Atmosphäre saugt einen direkt mitten ins Geschehen.“
„Auf Band 2 dieser fantastisch-romantischen Reihe war ich sehr gespannt und wurde wieder voll mitgerissen.“
„Das Coming-of-Age-Setting gepaart mit den Fantasy-Elementen aus der griechischen Götterwelt begeistern mich auch im 2. Band wieder aufs Neue.“

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 487

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses E-Book

Laurie kommt auf Kingswood Castle nicht zur Ruhe. Zwar weiß sie nun, was das Geheimnis hinter Maris und den Eliteschülern ist, doch keiner kann sich erklären, warum ihre neue Freundin Kira plötzlich verschwunden ist. Laurie macht sich mit den Royals auf Spurensuche und gleichzeitig muss sie auch noch ihre neuen Kräfte trainieren, vor denen sich Laurie jedoch insgeheim fürchtet. Zu allem Überfluss wird in Kingswood Castle eingebrochen. Warum ausgerechnet jetzt? Hat es etwas mit Kiras Verschwinden zu tun? Nicht einmal Maris kann Laurie beruhigen, denn obwohl sie sich weiterhin näherkommen, spürt sie, dass er etwas vor ihr verbirgt. Dann erfährt Laurie etwas, dass ein ganz neues Licht auf Kiras Verschwinden wirft. Kann sie ihre Freundin retten und die Schule beschützen? 

Impressum

Erstausgabe Januar 2021

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96817-129-6 Taschenbuch-ISBN: 978-3-96817-200-2

Covergestaltung: Vivien Summer unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Pongstorn Pixs, © jantima14, © Angelo DAmico, © in freedom we trust, © Archiwiz Lektorat: Janina Klinck Korrektorat: Katrin Gönnewig

E-Book-Version 22.12.2023, 13:13:24.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Unser gesamtes Verlagsprogramm findest du hier

Website

Folge uns, um immer als Erste:r informiert zu sein

Newsletter

Facebook

Instagram

TikTok

YouTube

Das Zeichen der Götter

Gewinne ein Kingswood Castle-Paket!

Zum Launch von Das Zeichen der Götter verloren wir ein Fan-Paket. Das kannst du gewinnen: Eine signierte Taschenbuchausgabe von Band 1 und 2, einen Kingswood Castle-Hoodie, eine Kingswood Castle-Tasse, und einen Kingswood Castle Hoodie, Aufkleber und Postkarten!

dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH

Für Cookie mein vierbeiniges Mini-Me <3

Für dich.

Selbst wenn Chaos herrscht, gibt es immer etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt: Freundschaft und Liebe.

Playlist

exile – Taylor Swift feat. Bon Iver

Wanderer – Mogli

Ocean – Elsa & Emillie

Home – Bruno Major

I Like It When You Love me – Oh Wonder

If Walls Could Talk – 5 Seconds of Summer

Better Days – One Republic

Walls – Louis Tomlinson

Hypnotized – Purple Disco Machine & Sophie and the Giants

Lovely – Billie Eilish

Flames – R3HAB, ZAYN & Jungleboi

Bohemian Rhapsody – Panic! At the Disco

Falling – Harry Styles

Drop Dead – Holly Humberstone

When the Party is over – Billie Eilish

Infinity – One Direction

Prolog

Ca. 1179 vor Christus

Ich laufe übers Schlachtfeld, weiß was ich finden werde, bevor ich mein Ziel erreiche. Kampfschreie dröhnen über die Ebene, ziehen bis in den Himmel und erklingen wahrscheinlich noch im Olymp. Tote Leiber liegen über den Boden verstreut, tränken die Erde mit Blut. Um mich herum kämpfen Trojaner gegen Griechen, schlagen sich die Köpfe ein, durchbohren sich mit Schwertern und Speeren.

Ob es das wert gewesen ist? Ob die Göttinnen wissen, was sie mit ihrer Eitelkeit angerichtet haben? Selbst wenn, wäre es ihnen egal. Und das war es mir auch. Bis Kaja mir etwas schenkte. Einen Sohn. Halb Mensch, halb Gott. Die perfekte Kombination beider Seiten.

Gegen meinen Willen ist Sarpedon in die Schlacht gezogen. Sein Ehrgefühl und die Verbundenheit zu seinen Soldaten ließen keine andere Entscheidung zu. Deswegen bin ich hier, um ihn zu überreden, es sein zu lassen. Er ist mein Erstgeborener, mein einziger Sohn auf Erden, schenkte mir so viel Freude wie bisher kaum etwas in meiner Existenz.

Ich spreize meine Finger Richtung Boden, mache das Schicksal sichtbar und sehe unendlich viele Möglichkeiten, die eintreten können. Zwischen den Geisterwesen, die eine Zukunft zeigen, die vielleicht stattfinden wird, erkenne ich die Energie, die von jedem Wesen ausgeht. Die direkte Verbindung zum Schicksal. Sarpedons Energie strotzt vor Stärke und Entschlossenheit, deswegen muss ich nicht lange nach ihm suchen, finde ihn zwischen all der verblassten Energie der Toten, die bereits seit Stunden hier liegen müssen.

Er schwingt sein Schwert über seinen Kopf, hält es mit Stolz in seinen Fingern und stößt es dem Gegner ins Fleisch. Schreiend geht dieser zu Boden, kippt zur Seite und bleibt zitternd liegen.

Hufe trommeln übers Schlachtfeld. Ich drehe mich um, blicke einer neuen Truppe Krieger entgegen und mir gefriert das Blut in den Adern. Meine Muskeln verweigern mir den Dienst, verkrampfen sich derart, dass ich unfähig bin, sie zu lösen und zu bewegen. Die Geisterwesen zeigen mir, was geschehen wird. Jetzt knicken meine Beine unter mir ein und ich reiße den Mund zu einem stummen Schrei so weit auf, wie mein Kiefer es zulässt. Ich erkenne meinen Fehler, raufe mir das Haar. Wenn ich jetzt eingreife, wenn ich mich jetzt vor Sarpedon stelle, habe ich das Schicksal wissentlich beeinflusst, da ich die Zukunft gesehen habe. Einmal in meinem Leben hätte ich jemanden retten können, indem ich auf die Kräfte, die in mir schlummern, verzichte und bin gescheitert.

Ein Geisterpferd galoppiert auf meinen Sohn zu, sein Reiter rammt dem Geistersarpedon eine Lanze in die Brust, der nächste Kämpfer köpft ihn. Mit einem anderen liefert er sich einen kurzen Kampf, bis ihn ein zweiter überrennt. Ich schnippe, halte die Zeit an, lasse alles und jeden an Ort und Stelle gefrieren. Wut überkommt mich, schnürt mir die Luft ab und saugt den letzten Rest Beherrschung aus mir raus. Das darf nicht passieren, ich bin ein Gott, meine Kinder sterben nicht! Nicht, solange ich es verhindern kann.

Kapitel 1

Willkommen im Irrenhaus 2.0

„Du wirst umziehen.“

Schwungvoll drehe ich mich zu Higgins um, der vollkommen deplatziert in unserer Zimmertür steht und mit gestrafften Schultern zu mir sieht. Ob er ebenfalls Angst hat, dass wir Mädels beißen? Wohl kaum, immerhin hat er sich bis hierher vorgewagt. Daran sollte sich Mr Hendriks ein Beispiel nehmen.

„Nein“, entgegne ich und wiederhole dieses Wort zum tausendsten Mal.

„Dein Platz ist jetzt bei ihnen.“

Ich nehme meinen dunkelgrünen Schulhoodie vom Bett, falte ihn ordentlich und lege ihn in den Schrank. Irgendwie muss ich meine Gedanken und meine Finger beschäftigen, denn dieses Gespräch ist müßig.

„Mein Platz ist genau hier“, sage ich und schließe die Schranktür. Durch das Fenster dringt die Sonne ins Innere und ich sammle meine Schulhefte sowie meine Stifte zusammen. Letztere stecke ich in ein selbstgemachtes Mäppchen, das meine Tante Allory mir vor wenigen Tagen geschickt hat. Sie hat es selbst genäht und einen eigenen kleinen Shop bei Etsy eröffnet, in dem sie diese und andere handgemachte Teile verkauft. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie.

„Laurie, du bist nun mal eine Nachfahrin der …“, murmelt Higgins und ich halte inne, bin gespannt, ob er das Wort ausspricht. Tut er nicht, stattdessen weicht er aus. „Du gehörst zu den anderen Kindern, in ihren Flügel.“

„Ich nehme sicher nicht Kiras Platz ein.“

Seit Kira vor knapp zwei Wochen verschwunden ist, will Higgins mich dazu überreden in den Flügel der Royals zu ziehen. Vergebens. Und vollkommen sinnfrei, wenn man mich fragt. Wie üblich tut das allerdings keiner.

„Das verlangt niemand“, meint Higgins und sieht mich flehend an. Vertauschte Rollen, immerhin ist er der Direktor des Internats und ich seine Schülerin. „Trotzdem wäre es besser …“

„Wieso? Meiner Ansicht nach bringt es nur Nachteile mit sich. Zum einen müssten wir erklären, wieso ich mitten im Schuljahr umziehe. Und zum anderen würden meine Freunde sicher noch mehr Fragen stellen. Stattdessen könnten wir uns wichtigeren Angelegenheiten zuwenden. Haben Sie heute schon etwas von den Suchern gehört?“

Higgins senkt die Lider und ich weiß, was als Nächstes kommt, denn es wiederholt sich jeden Tag. Traurig schüttelt er den Kopf. „Keine Spur von Kira.“

Ich balle die Hände zu Fäusten, schlucke und presse meine Lippen aufeinander. Jedes weitere Wort ist überflüssig, denn ich kann nichts tun. Genau wie die anderen Halbgötter bin ich machtlos. Wir wurden an diesen Ort gebunden, müssen das Schicksal beschützen, koste es, was es wolle.

‚Das ist doch Irrsinn‘, höre ich Lucas in meinem Kopf sagen und erinnere mich an eine Unterhaltung, kurz nachdem Kira verschwunden ist. Die Szene entfaltet sich vor meinem inneren Auge, als würde sie gerade passieren.

„Wir müssen losziehen, sie suchen“, fordert Lucas.

„Ja, scheiß drauf, was die anderen sagen“, mischt Phil sich ein und stellt sich hinter Lucas. Seine blonde Mähne wippt dabei leicht und er pustet sich eine Strähne aus den Augen.

Cassy schüttelt den Kopf. „Vergesst es. Wir haben eine Aufgabe.“

„Ist Kira dir egal?“ Lucas verschränkt die Arme vor der Brust. Ich kann förmlich spüren, wie die Worte sich zu Pfeilen formen und ihr Ziel treffen, mitten in Cassys Herz.

„Hey“, mischt Elena sich ein und legt eine Hand auf Cassys Schulter, die Lucas sprachlos anstarrt. „Bist du irre?“

Danach herrscht Stille. Kälte dominiert den Raum und tausend Gedanken schweben unter der Decke. Sie warten nur darauf, in Sätze gepackt und ausgesprochen zu werden. Doch keiner traut sich, niemand weiß, was er sagen soll.

„Seit unserer Kindheit werden wir vorbereitet“, flüstert Cassy und lässt sich zu Boden sinken. Sie mustert ihre Schuhe, spielt mit dem Saum ihres T-Shirts und ich versuche mein Herz zu beruhigen, das wild in meinen Ohren pocht und es beinahe unmöglich macht, Cassy zu verstehen. Ich kann ihre Gefühle so gut nachvollziehen. Jemanden zu verlieren bedeutet nicht einfach nur seine Abwesenheit zu ertragen, sondern auch ein Stück von sich selbst aufzugeben. Den Teil von sich zu verlieren, der man in der Gegenwart dieses Menschen war.

„Seit knapp zehn Jahren gibt es nur noch uns. Wir mussten unsere Familien zurücklassen. Wir durften niemandem etwas erzählen. Wir hatten verdammt noch mal nur uns“, fährt Cassy fort und ich gehe in die Knie. „Und jetzt behauptest du, sie würde mir nichts bedeuten? Ihr seid alles für mich, Lucas. Alles, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Dennoch ist es mein Schicksal, diese Welt zu beschützen. Ich kann keine eigenen Entscheidungen treffen, denn es ist mir nicht gestattet egoistisch zu sein. Deswegen muss ich darauf vertrauen, dass jemand anderes mein Leben wieder in Ordnung bringt und Kira findet.“

Erneut dominiert Stille den Gemeinschaftsraum der Jungs und ich senke den Blick. Vielleicht sollte ich nicht hier sein, denn dieses Gespräch ist unfassbar persönlich. Während Lucas mir ein guter Freund geworden ist, kenne ich die anderen kaum.

„Es tut mir leid“, gibt Lucas zu und eine Gänsehaut breitet sich über meine Arme aus. Ich kann die Tränen in seiner Stimme hören und sehe auf. Sie kullern über seine Wangen, bringen zum Ausdruck, was er nicht aussprechen kann. „Es tut weh.“

Cassy steht auf und schließt Lucas in ihre Arme. „Das tut es.“

Danach haben wir dieses Thema nie wieder angesprochen, denn es bringt nur unsere Hilflosigkeit zum Vorschein. Wenn man bedenkt, welche mächtigen Kräfte in uns schlummern, ist das ziemlich frustrierend. Wir können nichts tun, müssen diesen Ort beschützen. Würden wir unserer Aufgabe einfach den Rücken zukehren und den Schicksalen geschähe etwas, wären wir daran schuld und hätten die Zukunft der gesamten Menschheit auf dem Gewissen. Früher hätte ich ohne zu zögern gesagt, dass ich alles – wirklich alles – für die Menschen tun würde, die ich liebe. Und es wäre auch weiterhin meine Antwort. Allerdings liegt nun auch die Verantwortung über das Leben von Milliarden anderer Wesen auf meinen Schultern und deswegen gebe ich Cassy recht. Wir müssen es den anderen überlassen, Kira zu finden, denn unser Platz ist hier, an Maris’ Seite. Wer auch immer für Kiras Entführung zuständig ist, hat es mit Sicherheit auf das Tor zur Götterwelt abgesehen.

„Laurie, überlege es dir noch mal“, sagt Higgins und holt mich damit zurück ins Hier und Jetzt. Ich lande hart auf dem Boden der Tatsachen und verdrehe die Augen.

In dem Moment erblicke ich Samiras Haarschopf hinter dem Direktor. Meine Rettung.

Verwirrt drückt sie sich an unserem Schulleiter vorbei. „Pardon, ich müsste mal kurz durch.“

„Wie war der Gottesdienst?“, frage ich sie und ignoriere den Direktor.

„Dieses Gespräch ist nicht zu Ende“, prophezeit er, dreht sich um und geht.

Samira stellt sich neben mich und stemmt die Hände in die Hüfte. „Was war das denn?“

Ich zucke unbestimmt mit den Schultern. Gute Frage. Allerdings kann ich meiner besten Freundin wie üblich nur die halbe Wahrheit sagen. Das gebrochene Versprechen, Samira nie wieder zu belügen, brennt in meinem Herzen. Bereits kurz nach dem Schwur war mir klar, dass ich mich niemals daran halten könnte. Halbgötter treiben um uns herum ihr Unwesen, ich bin sogar selbst eine davon und kaum jemand kennt unser Geheimnis. Nur der engste Kreis ist eingeweiht und Samira sowie meine anderen Freundinnen gehören nicht dazu. „Es ging um die neuen Kurse, die ich besuchen soll“, erkläre ich.

„Das Förderprogramm?“

„Genau.“

Samira lacht, geht zum Spiegel und rückt ihr Hemd zurecht. Das dunkle Haar umschmeichelt ihr Gesicht und sie wischt sich eine Wimper von der Wange. „Weißt du, bei deiner Ankunft habe ich dich gefragt, ob du reich oder intelligent bist. Erinnerst du dich an deine Antwort?“

Das tue ich und grinse ebenfalls. Seit damals hat sich meine Welt um hundertachtzig Grad gedreht. Gleichzeitig habe ich Menschen kennengelernt, die ich nie wieder missen möchte. Ohne die Royals, meine Freundinnen und vor allem Maris, wäre ich wahrscheinlich weiterhin in meiner dunklen Trauer gefangen. Hätte immer noch das Gefühl, Lügen über meine Vergangenheit und mich selbst erzählen zu müssen.

„Ich hab dich in dem Glauben gelassen, ich sei reich“, sage ich.

Samira nickt. „Dabei hast du ein Stipendium und bist unglaublich intelligent. Jetzt besuchst du sogar zusammen mit den Royals den Unterricht.“

„Ja“, hauche ich und erinnere mich an den Kampf, dem es glich, meine Wünsche durchzusetzen. Ich verstehe die Notwendigkeit, dass ich lerne meine Fähigkeiten zu beherrschen und etwas Hintergrundwissen über die Götter ist ebenfalls hilfreich. Allerdings bin ich nicht gewillt, mein komplettes Leben durcheinanderbringen zu lassen. Denn bis vor wenigen Tagen dachte jeder – ich selbst eingeschlossen – ich sei ein normaler Mensch, der die Begabung besitzt, magische Schutzschilde zu durchbrechen. Mehr nicht. Doch seit Kurzem weiß ich, dass ich eine Halbgöttin bin und der Blutlinie des Poseidon entstamme, denn ich kann den Wind beherrschen.

Samira kippt das Fenster, schnappt sich ebenfalls ihr Mäppchen und ein Notizbuch. „Frühstück?“

„Frühstück!“

Zusammen gehen wir in den Flur, lassen den Mädchenflügel hinter uns und folgen der Treppe nach unten. Der weiche rote Teppich dämpft unsere Schritte. Im Speisesaal ist es ruhig. Die langen Tische liegen verlassen vor uns, nur vereinzelt sitzt jemand an einem Platz und isst sein Frühstück. Wir legen unsere Sachen ab und schlurfen zum Buffet. Okay, ich schlurfe, Samira geht so elegant wie immer. Nur ein Earl Grey kann mein Hirn aus seinem Zombiemodus reißen.

Auf meinem Teller landen ein Brötchen, Cashewmus und eine Banane. Zudem fülle ich mir eine Tasse mit Tee und inhaliere den Duft. Bereits der Geruch zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich rühre einen Löffel Zucker unter und trinke an Ort und Stelle einen Schluck.

„Apfel?“, fragt Samira, aber ich schüttle den Kopf. So viele Vitamine am Morgen verträgt mein Körper nicht.

Zurück am Tisch setzt Samira sich mir gegenüber. „Kollidiert dein Stundenplan nicht mit dem neuen Förderprogramm?“

„Doch, allerdings haben wir es geschafft, einige Kurse so zu legen, dass ich sie nach dem normalen Unterricht wahrnehmen kann. Die Lehrer waren wirklich entgegenkommend“, erkläre ich und schmiere mir mein Brot.

„Guten Morgen“, sagt Francesca, die sich dicht gefolgt von Diana und Aurora zu uns setzt. Kurz darauf erscheinen Lucas und die anderen Royals. Elena drückt mir einen Kuss auf die Wange, während Lucas mir kurz die Hand auf die Schulter legt, bevor er zum Buffet eilt. Ich blicke mich um, betrachte meine Freunde, die alle zusammen mit mir am Tisch sitzen, und grinse wie eine grenzdebile Oma. Verrückt. Vor wenigen Wochen wäre es undenkbar gewesen die beiden Gruppen zu vereinen. Und doch war es so einfach.

„Was gibt’s zu lachen?“, fragt Manuel, der sich neben mich setzt und herzhaft von seinem Muffin abbeißt.

„Ich bin ein fröhlicher Mensch“, entgegne ich und zwinkere.

„Äh, okay. Glückwunsch.“

„Das heißt, du hast weniger Zeit zum Lernen?“ Samira beugt sich vor und nimmt den Faden unseres Gesprächs wieder auf.

„Leider ja.“

„Hochintelligent zu sein ist eben kein Zuckerschlecken“, sagt Francesca und ich hätte ihr die Worte übel genommen, würde ich sie mittlerweile nicht gut kennen. Verräterisch ziehen sich ihre Mundwinkel zu einem Lachen und ich gehe auf ihren Spruch ein.

„Ich weiß“, beschwere ich mich gespielt. „Aber irgendjemand muss den Job ja machen. Nicht jeder ist dafür geeignet.“

Francesca zwinkert mir zu und ich grinse sie an, nehme die Teetasse zwischen meine Hände und genieße die Wärme.

Langsam füllt sich der Saal, der Geräuschpegel schwillt an.

„Rutsch mal.“ Ich wende den Kopf und erblicke Lucas, der sich zwischen Manuel und mich gestellt hat. Letzterer kommt der Aufforderung nach und macht Platz.

„Heute ist deine erste Geschichtsstunde bei Christa“, flüstert Lucas und ich nicke. „Nervös?“

„Nein, das, was ich fühle, ist kaum in Worte zu fassen“, gebe ich zu.

„Wieso?“

Ich erinnere mich an Kiras Verschwinden, wie abfällig Christa über sie gesprochen hat. Meine Sympathie ihr gegenüber hält sich seitdem in Grenzen, deswegen ist es keine Nervosität, die mir im Nacken sitzt, sondern eher Unbehagen, gemischt mit Neugier und Aufregung.

„Meine … äh …“ Ich suche nach einem Wort, das ich nutzen kann, ohne die Halbgötter zu verraten, „Begabung sagt vielleicht, dass ich eine von euch bin, aber im Grunde bin ich einfach nur Laurie. Laurie, die keine Ahnung hat, was es heißt … äh … super intelligent zu sein. Euer Leben ist komplett anders als meins. Ihr seid in einem Familiengefüge aufgewachsen, das ich nicht kenne“, sage ich und fasse damit meine Bedenken zusammen. Dabei verschweige ich allerdings, dass ich im Grunde dankbar dafür bin, als normaler Mensch groß geworden zu sein. Der kurze Einblick, den Kira mir von ihrer Kindheit und dem Konkurrenzkampf unter den Götterkindern gegeben hat, reichte vollkommen.

Lucas legt mir eine Hand auf den Oberarm. „Das verstehe ich. Aber wir sind für dich da, Laurie.“

„Danke“, flüstere ich und stoße mit meiner Schulter sanft gegen seine. Sein blondes Haar ist dunkler geworden und hängt ihm mittlerweile in die Augen.

„Der Unterricht beginnt gleich, Turteltäubchen“, sagt Francesca, steht auf und bringt ihr Geschirr weg. Verwirrt sehe ich mich um, versuche ihre Worte zu entschlüsseln und Samiras Blick kreuzt meinen.

„Was?“, entfährt es mir und ich blicke hilfesuchend zu Lucas. Der zuckt jedoch nur mit der Schulter.

„Wir sind bloß Freunde“, entgegne ich Francesca, nachdem sie zu uns zurückkehrt.

Sie verdreht die Augen. „Okay.“

„Wirklich!“

Lucas erhebt sich ebenfalls. „Laurie hat recht. Beinahe traurig, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein können, ohne dass direkt jeder Hintergedanken hat.“

„Was erwartest du?“, meint Aurora und schiebt sich das letzte Stück Toast in den Mund. „Kingswood Castle ist nicht gerade für seine Fortschrittlichkeit und Offenheit bekannt. Hier halten Mädchen und Jungs Mindestabstand und die Lehrer trauen sich nicht in den Mädchenflügel. Als würden wir sie aufessen oder so. Da ist eure Freundschaft wie ein Leuchtfeuer, das alles in Brand steckt.“

Ich verdrehe die Augen. „Du übertreibst. Außerdem sind die anderen Royals ja auch befreundet. Mädchen mit Jungs.“

„Und die waren immer Gesprächsthema Nummer eins“, bemerkt Francesca.

„Stimmt.“ Ich hake mich bei Samira ein und sie beugt sich zu meinem Ohr.

„Du bist nicht das Mädchen, in das er verliebt ist, oder?“

Nachdem ich den Kopf geschüttelt habe, atmet Samira auf. „Entschuldige, aber ich hab es mich die letzten Tage so oft gefragt und brauchte Gewissheit. Du weißt ja, Chicks before Dicks.“

Sprachlos starre ich meine beste Freundin an und einen Augenblick steht mir der Mund offen. Dann blase ich gespielt empört die Backen auf. „Bisher war mir nicht mal bewusst, dass diese Worte sich in deinem Wortschatz befinden, Samira Willey, sag das noch mal!“

Samira lacht. „Niemals. Und wenn du jemandem erzählst, dass ich das gesagt habe, werde ich es abstreiten.“

„Sie lernen so schnell. Sie werden so schnell groß“, zitiere ich meine Mama, die das oft zu mir gesagt hat, wenn sie der Meinung war, ich hätte eine ihrer schlechten Eigenschaften geerbt. Kurz zieht es in meinem Herzen, doch dann wende ich mich wieder meinen Freunden zu, die die Trauer vertreiben.

„Bis zum Mittagessen“, sage ich und verabschiede mich von den anderen. Untergehakt gehen Samira und ich zum Englischunterricht, der eins meiner liebsten Fächer geworden ist. Mr Evans gestaltet die Stunde abwechslungsreich und offen. Jeder kommt zu Wort, jede Meinung zählt.

Trotzdem kann ich mich heute kaum konzentrieren. Ich fiebere auf die Geschichtsstunde bei Christa hin. Natürlich habe ich sofort, nachdem ich von den Royals erfahren habe, dass sie Halbgötter sind, danach gegoogelt. Mittlerweile weiß ich ein bisschen was über Hades, Demeter, Hera, Hestia und natürlich Poseidon. Selbst über Zeus – über den keiner spricht – habe ich mich schlaugemacht. Es gibt noch eine Handvoll anderer Götter, die auf dem Olymp leben, doch ihnen hatte Zeus es nie gestattet, die Erde zu betreten. Daher gibt es ausschließlich Gotteskinder, die von diesen sechs Göttern abstammen. Außerdem gibt es noch Moira, die Göttin des Schicksals, und ihren Sohn Maris, die ebenfalls unsere Welt betreten können. Allerdings haben sie sich nie mit den Menschen verbunden. Zumindest nicht soweit ich weiß … Ich krame nach meinem Notizbuch und notiere mein Unwissen.

„Laurie?“, sagt Mr Evans und ich schrecke zusammen. Mist, seine Frage ist an mir vorbeigegangen.

„Wie bitte?“

„Hamlet“, meint Mr Evans und versucht mir offensichtlich zu helfen. Leider klingelt bei mir nichts. „Mit welcher List versucht er seine Mitmenschen zu täuschen und die Wahrheit zu offenbaren?“

„Wahnsinn“, antworte ich, dankbar darüber, dass er die Frage wiederholt hat. „Er täuscht vor, verrückt zu sein.“

„Genau.“

„Gebracht hat es ihm am Ende nichts“, flüstert Hugh hinter mir. Mr Evans hört es und fordert ihn auf lauter zu sprechen. „Alle sterben.“

„Das ist eine schöne Zusammenfassung des Stücks“, gibt Mr Evans lachend zu und meine Gedanken schweifen erneut ab.

Vor einigen Wochen habe ich selbst geglaubt dem Wahnsinn zu verfallen. Maris’ Erscheinen und die Tatsache, dass er sich danach einfach in Luft aufgelöst hat, haben mich wirklich an meinem Verstand zweifeln lassen. Und auch jetzt frage ich mich manchmal, ob das hier die Wirklichkeit ist. Ob es die Halbgötter und Maris wirklich gibt. Ob ich ein Teil von ihnen bin und die Kraft habe, den Wind zu beherrschen. Oder ob ich mir die Geschichte nur ausgedacht habe und durchgedreht bin.

Jedes Mal, wenn mich der Zweifel überkommt, erinnere ich mich an Maris. Mein Herz beschleunigt sich automatisch, in meinem Magen flattert es und meine Mundwinkel kämpfen sich zu einem kleinen Lächeln nach oben. Meine Gefühle für ihn, die Verbundenheit, die zwischen uns herrscht, sie ist mein Beweis. Die Götter sind echt. Maris ist echt. Und das ist alles, was zählt.

Allerdings wünsche ich mir am Nachmittag fast, dass die ganze Sache nur ein Traum wäre. Seit dreißig Minuten sitze ich vor Christa, die mir Einzelunterricht gibt, da die Royals das Grundwissen über die Götter bereits im Kindergarten gelernt haben. Ich hingegen weiß nur das, was Google ausgespuckt hat.

Mittlerweile sind mehrere Seiten meines Notizbuchs voll und mir platzt der Schädel, dabei hat Christa gerade erst angefangen. Schon kurz nach Kiras Verschwinden habe ich gelernt, dass der Unterricht der Halbgötter sich komplett von dem der anderen Schüler unterscheidet. Vor allem darin, dass wir die Lehrer beim Vornamen nennen.

Zwar hat Christa mir versprochen, dass wir diese Stunde ausschließlich mit meinen Fragen füllen, dennoch hat sie die erste halbe Stunde einen Vortrag über die Frourá gehalten. Den Begriff kannte ich bereits aus den Gesprächen der anderen, trotzdem ist mein Wissen darüber oberflächlich.

„Hast du das so weit verstanden?“, fragt Christa und ich nicke. Dann schüttle ich den Kopf.

„Es ist zu viel.“

„Du musst dich anstrengen.“

Ich verdrehe die Augen. „Ach, echt?“

„Woran bist du hängen geblieben?“

„Du bist ein Teil der Frourá, oder? Ihr seid eine Gemeinschaft an Gotteskindern und Menschen, die seit Jahrhunderten das Tor zur Götterwelt beschützen?“

Christa geht in dem lichtdurchfluteten Raum umher. Schließlich setzt sie sich auf die Kante des Lehrerpults und schiebt ihre dicke Brille zurecht. „Genau, so kann man es sagen.“

„Haben alle Gotteskinder Kräfte?“

„Ja und nein. Jedes Gotteskind kann die Magie eines anderen sehen. Allerdings kann nicht jeder Nachfahre selbst Magie ausüben.“

Ich lehne mich zurück, stecke die Hände in die Tasche meines Kingswood Castle Hoodies.

„Nicht jedes Gotteskind verfügt über besondere Fähigkeiten. Und nur ihr fünf habt durch Maris einen direkten Draht zur Göttlichkeit. Es ist Maris’ Energie, die durch euch fließt. Die das, was in euch schlummert, erweckt und fördert. Ohne Maris hättest du keinen Kontakt zum Wind, könntest nicht mit ihm kommunizieren.“

Nachdenklich ziehe ich meine Hand aus der Tasche und spiele mit dem Stift. „Das bedeutet, wenn ich niemals nach Kingswood Castle gekommen wäre, hätte ich bis ans Ende meines Lebens gedacht, ich sei ein normaler Mensch?“

„Möglich. Aber vielleicht wärst du eines Tages auch einem anderen Gotteskind begegnet und hättest seine Macht gespürt. Ihm gegenüber ebenfalls Visionen gehabt.“

„Verstehe, aber wieso hat Maris nicht von Anfang an gespürt, dass ich ein Gotteskind bin?“

„Das ist kompliziert“, meint Christa und ich ziehe die Stirn in Falten. Kompliziert ist das neue Schwarz … Zumindest fühlt es sich so an. „Maris erweckt eure Kräfte nicht aktiv. Das Schicksal bringt euch hierher, entscheidet, wessen Magie durch Maris’ Göttlichkeit gefördert wird und schließlich erwacht.“

„Hä?“, entfährt es mir. „Kannst du das so erklären, dass es ein Mensch, der noch nie mit Göttern und den Begabungen der Gotteskinder in Kontakt gekommen ist, versteht?“

Christa lacht. „Das wird alles länger dauern, als ich dachte.“

Gekränkt senke ich den Blick. Mein Gehirn ist die meiste Zeit damit beschäftigt meine Fähigkeiten und die der anderen zu akzeptieren, anstatt sie zu hinterfragen. Vieles ergibt keinen Sinn für mich und ist zu groß, um es in Gänze zu begreifen.

„Moira vergibt die Schicksalsfäden bei der Geburt jedes Wesens, klar?“

„Klar.“

„Dabei bestimmt sie einen Weg. Sie legt ein Fundament, das jedes Wesen, egal ob Mensch oder Gott, beeinflussen kann. Stell dir vor, du gehst einen Pfad entlang, der vorgegeben ist. Ein großer Stein rollt dir vor die Füße. Jetzt ist es an dir, diesen zu beseitigen. Wie du es tust, bestimmt dann den Rest des Weges, verstanden?“

Ich lege Daumen und Zeigefinger auf meine geschlossenen Lider. Ja, ich habe es verstanden. Und irgendwie auch nicht. Das Schicksal ist mittlerweile zu etwas geworden, das kaum verschwommener sein könnte. Trotzdem konzentriere ich mich auf das, was Maris einmal zu mir gesagt hat und wiederhole seine Worte.

„Das bedeutet, das Schicksal ist vorgegeben und kann dennoch selbst bestimmt werden“, flüstere ich.

Christa nickt. „Genau. Bei euch Auserwählten ist es ebenfalls so. Eure Begabungen sind durch eure Göttereltern vorgegeben. Moira, das Schicksal, wählt euch aus, um an Maris’ Seite zu kämpfen. Das Schicksal führt euch also hierher und eure Kräfte erwachen automatisch. Und das erklärt auch, wieso Maris deine Verbindung zu Poseidon verborgen blieb.“

„Ach ja?“

„Ja. Laurie, du musst deinen Geist öffnen. Du denkst noch viel zu sehr in menschlichen Strukturen.“

Genervt blähe ich die Backen auf. Natürlich tue ich das. Ich habe siebzehn Jahre wie ein Mensch gelebt, da kann ich meine Weise zu denken nicht innerhalb weniger Wochen ablegen.

„Kira war bisher Poseidons Gotteskind auf Kingswood Castle“, fährt Christa fort. „Doch Moira wusste, was passieren wird. Dass Kira entführt werden würde. Daher bist du hierhergekommen und sobald es nötig war, sind deine Kräfte erwacht.“

„Das habe ich kapiert, dennoch beantwortet es die Frage nicht.“

„Was wir in die Welt tragen, hat auch viel mit dem Bild zu tun, das wir von uns selbst haben. Du wusstest nicht, dass du eine Halbgöttin bist, deswegen konnte es kein anderer sehen. Dann aber ist deine Magie erwacht und wurde sichtbar.“

„Mit anderen Worten, es gibt bisher keine plausible Erklärung?“

Christa seufzt. „Wenn dir das nicht reicht, nein.“

„Es klingt einfach unlogisch.“

„Götter handeln nie nach logischen Gesichtspunkten und so verhält es sich auch mit ihrem Einfluss und ihrer Kraft. Sie sind leidenschaftlich, sprunghaft und stehen ihrer Ansicht nach über allem anderen. Die Götter unterwerfen sich keiner Logik. Wenn ihnen etwas nicht passt, ändern sie es.“

„Bis auf das Schicksal“, gebe ich zu bedenken.

Christa klatscht in die Hände, als wäre sie überrascht, dass ich tatsächlich etwas in ihrem Universum verstanden habe. „Genau, denn das darf niemand ändern.“

„Hat es nie jemand versucht?“

Christa steht auf, geht zum Fenster und blickt einige Sekunden hinaus. Nachdem ich vor einigen Tagen von Moiras Existenz erfahren habe und mir klar wurde, dass es jemanden gibt, der wahrhaftig Einfluss auf das Schicksal hat … nun ja, da bin ich durchgedreht, habe Maris einige Meter durch die Luft geschleudert und die Kraft Poseidons in mir freigesetzt. Und ich bilde mir nicht ein, über den Dingen zu stehen. Wie mag es dann erst einem Gott gehen, der die Bedeutung eines Neins nie erfahren hat?

„Eine kleine Veränderung und der ganze Lauf der Dinge wäre beeinträchtigt, dafür steht zu viel auf dem Spiel, Laurie.“ Christa wendet sich mir wieder zu und verschränkt die Arme vor der Brust. „Götter sind unsterblich. Deswegen ist ihre Angst vor dem Tod auf der einen Seite kaum existent, auf der anderen gibt es nichts, das sie mehr fürchten.“

„Ganz ehrlich, Christa, gibt es eine Frage, deren Antwort nicht ein Widerspruch in sich ist?“

Christa lacht. „Das ganze Universum besteht aus Widersprüchen, Laurie.“

„Nicht meine Welt“, entgegne ich kopfschüttelnd.

„Dieses Mal ist es sogar logisch.“

„Echt?“

„Ja, Zeus, Hera, Hades … sie alle mussten nie um ihr Leben bangen. Wissen aber, dass es eine Sache gibt, die allem ein Ende setzt: die Beeinflussung des Schicksals. Ein Eingriff würde das Weltenkonstrukt, in dem wir leben, aus den Fugen reißen und zerstören. Wir kennen die Konsequenzen einer solchen Handlung bisher nicht, trotzdem ist klar, dass es alles ändern würde. Deswegen haben die Götter große Angst davor. Sie kennen auf jede Frage die Antwort. Doch es gibt eine Sache, die ihnen verborgen bleibt und das lehrt sie Furcht.“

„Verstehe. Bloß frage ich mich, wieso ihr euch so sicher seid, dass etwas Furchtbares geschieht, sollte jemand versuchen etwas zu verändern? Immerhin sagst du selbst, man könne sein eigenes Schicksal beeinflussen und dass es nicht in Stein gemeißelt ist.“

Christa lehnt sich gegen das Fensterbrett. Langsam wird es dunkel draußen, dabei habe ich noch nicht einmal meine Hausaufgaben erledigt.

„Es ist eine Sache, ob du selbst deinen Weg gehst, oder ob jemand über dir steht und dich so platziert, wie es ihm gefällt“, erklärt Christa und ich blinzle, um mich zu konzentrieren.

Ich reibe mir über die Stirn und schließe einen Moment die Augen. „Okay, das klingt plausibel. Allerdings hat es bisher niemand versucht, oder? Daher kann keiner wissen, welche Folgen ein Eingreifen nach sich ziehen würde.“

Christa geht langsam im Raum auf und ab, während ich einen Stern in mein Notizbuch kritzle. Weiterhin dominiert die Nervosität in mir. Es ist, als würde ich die Welt, in der ich lebe, nicht verstehen. Die Götter sind mir fremd und obwohl die Royals und ich selbst besondere Fähigkeiten besitzen, fällt es mir schwer, diese Dinge zu akzeptieren.

„Zeus“, sagt Christa in die Stille hinein und zieht damit meine Aufmerksamkeit auf sich. „Zeus hat es versucht.“

Plötzlich bin ich wieder hellwach. Zeus. Der, dessen Namen niemand nennt. „Was ist geschehen?“

„Moira hat es verhindert.“

„Schon klar, aber ich will die Geschichte dahinter hören“, entgegne ich genervt.

Christa setzt sich wieder auf die Kante des Lehrerpults. Sie mustert mich und ich versuche meine Aufregung zu unterdrücken. Zeus ist neben Moira der mächtigste Gott, und gleichzeitig scheint er das schwarze Schaf der Familie zu sein. Er hat Maris kein Gotteskind zur Seite gestellt, denn der Gott verweigert dem Schicksal seinen Schutz. Ich habe dazu im Netz recherchiert, doch es war nichts zu finden. Anscheinend blieb sein Versuch, das Schicksal zu beeinflussen, vor den Menschen verborgen. Aber laut Wikipedia gibt es auch Moira nicht. Nur die Moiren. Drei Göttinnen, die das Schicksal in der Hand halten. Nun, offensichtlich ist Wikipedia nicht vertrauenswürdig.

„Christa, bitte“, flehe ich nach einigen Minuten, in denen sich Stille im Raum ausgebreitet hat.

„Nein, es ist zu früh. Ohne das Hintergrundwissen wirst du es nicht in Gänze verstehen.“

„Als ob ich die Götter jemals in Gänze verstehen könnte“, entgegne ich flüsternd. Mittlerweile beantworten die Royals und auch die Lehrer, die eingeweiht sind, zwar meine Fragen, allerdings lassen mich die meisten Antworten unbefriedigt zurück. Klar, das ist mein Problem, dennoch ist es frustrierend.

„Ich verstehe deinen Ärger“, meint Christa und ich ziehe die Augenbrauen nach oben. „Wirklich. Du bist als normaler Mensch aufgewachsen, kennst unsere Welt und die Strukturen innerhalb der Gotteskinder nicht. Auch die griechische Mythologie ist dir fremd und wahrscheinlich hast du das meiste, was du weißt aus dem Internet.“ Peinlich berührt blicke ich auf mein Notizbuch. „Deswegen musst du hart arbeiten und so viel wie möglich lernen. Auch wenn es dir schwerfällt, sollten wir am Anfang beginnen. Nur wer die Geschichte kennt, kann aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und in der Gegenwart für eine bessere Zukunft kämpfen. Ärger bringt dich nicht weiter, Ehrgeiz hingegen schon.“

Ich sehe auf, denke an Kira. Wir wissen nicht, was uns bevorsteht. Wer hinter Kiras Verschwinden steckt oder was er damit erreichen will. Trotzdem hat Christa recht. Ich bin momentan das schwächste Glied in unserer Kette und wenn ich Kira helfen will, muss ich mich zusammenreißen. Ansonsten setze ich nicht nur ihr Leben aufs Spiel, sondern werde womöglich irgendwann zu Maris’ Verderben. Und das darf niemals passieren.

„Gut“, sage ich und lenke damit ein. Durch die Nase atme ich tief ein und konzentriere mich dann aufs Ausatmen. „Lass uns anfangen. Was muss ich wissen?“

Christa lächelt und geht zu dem Regal hinter ihrem Pult. Dort zieht sie ein dickes, in Leder gebundenes Buch heraus und kommt damit auf mich zu. Vor mir legt sie es auf den Tisch. Ehrfürchtig fahre ich über den Deckel. Ich nehme es hoch und drehe es. Nichts, kein Titel, kein Autor.

„Es ist ein Notizbuch“, erklärt Christa.

„Wem gehört es?“

„Einem der Gründer der Frourá. Er hat alles aufgeschrieben, was er über die Götter, die er persönlich kannte, wusste. Seine gesamten Erkenntnisse sind zwischen diesen Seiten gebannt. Wenn du etwas über die Götter erfahren willst, dann am besten aus erster Hand.“

„Er kannte sie persönlich“, wiederhole ich Christas Worte.

Sie nickt. „Die Götter konnten damals, als die Frourá sich gründeten, zwar nicht mehr auf die Erde, aber einige Jahre zuvor wandelten sie hier, als wäre es der Olymp.“

Vorsichtig streiche ich über das Leder, klappe die erste Seite auf und lese eine Zeile. Zumindest versuche ich es. Die Schrift ähnelt unserer, trotzdem kann ich kaum etwas entziffern. Buchstaben sind beinahe sinnlos aneinandergereiht und ergeben keinen Sinn. Ich blicke auf und Christa grinst mich an. „Was für eine Sprache ist das?“, frage ich.

„Altenglisch. Das Buch wurde vor Jahrhunderten geschrieben.“

„Na toll und wie soll ich es dann lesen?“

„Hier.“ Christa hält ein zweites Buch in die Höhe. Es ähnelt dem vor mir, allerdings sieht es deutlich moderner aus. „Ich habe eine Abschrift für dich.“

„Wieso hast du mir die nicht gleich gegeben?“

„Dann hättest du niemals die Ehrfurcht empfunden, etwas so Kostbares in den Händen zu halten, wie dieses altehrwürdige Buch.“ Christa legt das schmale, zweite Buch neben den jahrhundertealten Schinken. „Vergiss nie, was du bist. Eine Halbgöttin, die das Privileg genießt ihre Macht ausüben zu dürfen. Es ist ein Geschenk, keine Bürde.“

Vielleicht hat Christa recht, womöglich kann eine Sache aber auch beides sein – Geschenk und Bürde.

Kapitel 2

Du kannst sein, was immer du willst … außer ein Einhorn

Zum Abendessen komme ich zu spät. Der Speisesaal ist beinahe leer und das Buffet schon ziemlich dezimiert. Trotzdem ist mein Teller überfüllt, als ich zu unserem Platz gehe. Neben Lucas und Cassy begrüßen mich Francesca und Aura. Doch mein Magen knurrt laut, verlangt nach Essen und so kann ich ihrem Gespräch kaum folgen, bis der erste Hunger gestillt ist.

„Das Projekt mache siebzig Prozent der Endnote aus“, meint Aura und ich blicke auf. Sie hat den Kopf in die Hände gestützt und ihr blondes Haar hängt auf dem Tisch. Francesca legt ihr den Arm um den Rücken und ich halte inne.

„Was ist los?“, frage ich, den letzten Bissen kauend.

Francesca sieht zu mir. „Aura soll einen Vortrag in Englisch halten.“

„Nicht einfach einen Vortrag“, redet sich Aura in Rage. „Uns wurden Schriftsteller zugeteilt, die wir imitieren sollen. Das Stück soll sich anhören, als hätten sie es selbst geschrieben.“

Sofort verstehe ich Auras schlechte Laune und lege meine Gabel zur Seite. Meine Freundin verabscheut englische Literatur. Und einen speziellen Schriftsteller ganz besonders. Wenn ich ihren Blick richtig deute, hat sie genau diesen zugeteilt bekommen.

„Das Schicksal hasst mich“, murrt Aura und Cassy beugt sich nach vorne.

„Das glaube ich nicht“, sagt sie und streicht ihr sanft über den Oberarm. Währenddessen drehe ich meinen Kopf zu Francesca und bedeute ihr mit den Lippen meine Vermutung. Sie nickt und drückt Aura dann näher an sich.

„Immerhin gibt es über Shakespeare viel Material, das dir bei der Recherche hilft“, meint Lucas und ich lehne mich zurück, stecke die Hände in meine Beuteltasche.

Der Großteil unseres Lebens auf Kingswood Castle besteht aus Lernen. Daher nehmen auch die Noten einen enormen Stellenwert ein und für viele sind sie das einzige Gesprächsthema, das sie mit ihren Eltern haben. Nur wenige hatten eine derart glückliche Kindheit wie ich. Deswegen verstehe ich Aura und ihre Verzweiflung. Dieses Projekt zwingt sie dazu viel Zeit mit einer Aufgabe zu verbringen, die sie hasst und die ihr nicht im mindesten liegt.

„Wir helfen dir“, verspreche ich und Aura sieht auf.

Sie versucht sich an einem Lächeln. „Das ist lieb, danke. Aber den Text zu schreiben ist nur die halbe Arbeit. Wir müssen ihn auch in der Art vorbringen, für die er geschrieben wurde.“

„Hä?“, entfährt es mir und ich spiele mit einem losen Faden meines Pullis.

„Shakespeare hat meistens Theaterstücke geschrieben, oder? Das heißt wir müssen unseren Text auch als Theaterstück vorspielen.“

Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe. „Was? Wie gemein.“

„Vor allem, da manche nur Gedichte oder Prosa haben“, erklärt Francesca.

„Da hast du echt einen Glücksgriff gelandet, Aura“, entgegne ich trocken.

Cassy klaut mir eine Nudel vom Teller und zwinkert mir zu, woraufhin ich sie anfunkele. „Was hast du eigentlich gegen Shakespeare?“

„Ich hab nicht einfach etwas gegen ihn. Es ist eine tiefe Abneigung. Seine Texte ergeben keinen Sinn. Worte, die aneinandergereiht wurden, mehr nicht.“ Aura legt ihre Stirn auf die Tischplatte und lässt die Schultern hängen. Verglichen mit den Dingen, die in der letzten Woche passiert sind, ist ihre Reaktion vollkommen übertrieben. Der Punkt ist allerdings, dass sie weder etwas von den Halbgöttern weiß noch von Kiras Verschwinden, da die Frourá und auch die Royals alles Übernatürliche geheim halten. Und deswegen ist Auras größte Sorge, dieses dumme Referat, dass sie vor so viele Herausforderungen stellt.

„Aura, hör zu“, beginne ich und schiebe meinen Teller nun endgültig zur Seite. „Du schaffst das. Weißt du, warum? Weil du nicht allein bist. Wir sind für dich da.“

Francesca nickt. „Außerdem muss Ben auch einen Teil übernehmen.“

„Ben?“, frage ich, während Aura ihren Kopf hebt.

„Ja, er ist mein Projektpartner. Mr Hawkings hat uns in Zweierteams eingeteilt. Aber können wir jetzt das Thema wechseln? Ich will endlich an etwas anderes denken.“

Ich nicke und Francesca beginnt von Prinz Harry zu erzählen. Offensichtlich hat sie in einer Zeitschrift gelesen, dass er und seine Frau England den Rücken kehren wollen, jedoch folge ich ihr nur noch mit halbem Ohr.

Um uns herum wird es laut. Das Personal räumt das Buffet ab, wischt die Tische sauber und tauscht das benutzte Geschirr gegen sauberes. Deswegen nehme ich meinen Teller und trage ihn zu Rosa, einer jungen Studentin, die sich in der Küche etwas dazuverdient. Lächelnd nimmt sie ihn mir ab und stellt ihn auf den Rollwagen.

Meine Freunde sind schon vorgegangen, nur Lucas wartet auf mich.

„Wie war deine erste Geschichtsstunde?“, fragt er.

Ich zucke mit den Schultern. „Anstrengend.“

„Kann ich mir vorstellen. Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“

„Das mache ich, danke, Brokkoli.“

„Hat sie dir das Notizbuch von Edward gegeben?“

„Ja“, entgegne ich überrascht und Lucas lacht.

„Lass mich raten, danach hat sie dir etwas von Ehrfurcht erzählt?“

Oben angekommen stehen die Mädels vor der Tür und unterhalten sich. Lucas und ich halten auf der obersten Stufe an. Ich blicke ihn an und ziehe eine Augenbraue nach oben. „Ja, woher weißt du das?“

„Das ist ihr Ding. Sie genießt es, uns vorzuführen. Du bist nicht die erste.“

„Gemein.“

„Ja, aber effektiv.“

„Vielleicht.“

„Sehen wir uns morgen am See?“

Ich nicke. „Klar.“

„Schlaf gut, Laurie“, verabschiedet Cassy sich und Lucas eilt ihr hinterher.

Vor dem Gemeinschaftsraum trenne ich mich von den anderen, da ich dringend meine Hausaufgaben erledigen muss.

Die Tür zu unserem Zimmer ist nur angelehnt, weswegen ich Samira im Inneren erwarte, doch der Raum ist leer. Müde schalte ich das Licht an und lasse mich aufs Bett sinken. Allerdings bleibe ich sitzen, denn sobald mein Kopf das Kissen berührt, wird mir die Motivation fehlen wieder aufzustehen. Ich rutsche bis ans Ende und lehne mich mit dem Oberkörper an die Wand. Der Tag war anstrengend, deswegen genieße ich die Ruhe in vollen Zügen, gönne es mir sogar einige Herzschläge lang, die Lider zu schließen.

„Laurie“, flüstert Maris und ich öffne überrascht die Augen, lächle ihn an. Seine blauen Augen strahlen, sein dunkles Haar glänzt und um seine Lippen erkenne ich die kleinen Falten, die sein Lächeln hineingräbt.

„Was machst du hier?“

„Dich küssen“, antwortet er und beugt sich zu mir. Seine Lippen berühren meine ganz sanft. Hitze zieht durch meine Adern, kämpft sich in jeden Winkel meines Körpers vor. Ich lege die Hand an Maris Wange, halte ihn dicht bei mir, während mein Herz vor Glück übersprudelt. Dann löst er sich von mir und wir legen uns nebeneinander auf mein Bett. Sein Geruch hüllt mich ein und ich hoffe, dass mein Kissen ihn tief in sich einsaugt, damit er bleibt, auch wenn Maris längst verschwunden ist. Unsere Oberarme berühren sich und ich verschränke meine Finger mit seinen. Die Matratze ist gerade groß genug für uns beide, trotzdem knarzt der Lattenrost bei der kleinsten Bewegung.

Auf einmal füllt dunkler Nebel mein Zimmer. Er wabert unter der Decke, versperrt mir die Sicht und erzeugt eine beklemmende und mysteriöse Atmosphäre. Ich fröstle und kuschle mich an Maris, der augenblicklich ein Gefühl der Wärme durch meinen Körper schickt.

Im nächsten Moment verschwindet der Nebel, offenbart den Blick auf einen klaren Sternenhimmel. Irgendwo dahinter muss sich unsere Zimmerdecke verbergen, die ich momentan allerdings nicht sehen kann.

„Wow“, entfährt es mir. „Das ist wunderschön.“

Maris nickt. „Wie war dein Tag?“

„Anstrengend. Christa hat mir zwar meine Fragen beantwortet, dennoch habe ich das Gefühl, jetzt noch weniger zu wissen.“

„Das ist das Problem mit der Sehnsucht nach Wissen. Es gibt kein Ende. Je mehr Antworten du bekommst, desto mehr Fragen werden aufgeworfen und du gierst immer weiter nach neuen Erkenntnissen. Es ist eine unendliche Spirale, in der man sich leicht verliert.“

Über uns glitzert ein Stern, der sich langsam zur Zimmertür hinbewegt. Plötzlich wird mir bewusst, dass Maris recht hat. Bisher habe ich immer dem Ziel nachgejagt, alles über die Götter, ihre Geschichte und unseren Weg in Erfahrung zu bringen. Doch das ist utopisch und unerreichbar. Wissen ist unerschöpflich.

Frustriert schnaube ich. „Das ist Mist. Wenn ich sowieso nie alle Antworten bekommen kann, wieso überhaupt Fragen stellen?“

„Laurie, willst du vielleicht wissen, warum du atmest?“

„Nein?“, antworte ich verwirrt und kaue auf meiner Lippe, bis der Sinn seiner Worte in meinen Verstand tropft. „Oh, ach so. Hm.“

„Es ist ein Reflex. Und es liegt in unserer Natur, bis ans Ende unserer Tage nach Antworten zu suchen“, erklärt Maris. „Ich hatte Jahrtausende, um mich mit all den Sinnfragen zu beschäftigen, und womöglich wird es noch Jahrtausende dauern, bis ich akzeptiere, dass ich die Antworten niemals finden werde.“

„Belastend“, murmle ich.

Maris lacht. „Langweilig wirds jedenfalls nicht, deine Gedanken halten dich immer auf Trab. Weißt du, die Götter glauben, alles zu wissen, und es ermüdet sie derart, dass manche vergessen haben, dass es diesen Zustand nicht gibt. Niemand ist in der Lage, jemals alles zu wissen.“

„Du sprichst über sie, als wärst du selbst kein Gott.“ Nachdenklich drehe ich mich, lege meinen Kopf auf Maris’ Brust und spüre wie sein Brustkorb sich hebt und senkt. Der Himmel über uns verändert sich. Die Sterne treten in den Hintergrund. Stattdessen ziehen türkise Schlieren durch die Dunkelheit und hinterlassen helle Streifen. Nach obenhin laufen sie aus, bis sie vollkommen verblassen und ein wunderschönes Bild zurücklassen. An einigen Stellen wechseln die Nordlichter die Farbe und veranstalten ein buntes Konzert aus Schattierungen.

„Phänomenal“, stelle ich ehrfürchtig fest und strecke meinen Arm nach dem Schauspiel aus. „Wie kannst du behaupten, du wärst kein Gott?“

„Das habe ich nicht“, entgegnet Maris. „Trotzdem bin ich das Geschöpf Moiras. Sie ist überall und nirgendwo, sie vereint all das Wissen und kennt doch nichts. Verstehst du? Ich bin ein Gott und gleichzeitig nicht, denn in mir steckt auch ein Teil dieser Welt.“

„Das würde bedeuten, du bist ebenfalls ein Halbgott?“

Maris schüttelt den Kopf. Ich spüre es an der leichten Bewegung seines Brustkorbes und meine Erinnerung meldet sich. Cassy hat versucht es mir zu erklären. Maris ist ein eigenes Wesen, der einzige seiner Art. Während wir menschliche Eltern besitzen, wurde Maris von einer Göttin erschaffen, die dabei ihre Macht mit der menschlichen Energie der Erde vermischte. Somit ist Maris ein Mischmasch aus beiden Welten, das es so vorher nicht gegeben hat.

„Der Einzige seiner Art“, wiederhole ich Cassys Worte und Maris nickt. Es muss furchtbar sein, wenn niemand da ist, der einen versteht. Der die Probleme, die man hat, nicht kennt, weil er sich nie mit ihnen konfrontiert sah. Ein bisschen erinnert es mich an meine Trauer. Natürlich bin ich nicht der erste Mensch auf Erden, der jemanden verloren hat, dennoch verstand niemand meinen Schmerz. Trotzdem hat es mir geholfen mit Maris darüber zu reden. Er hat sich nie angemaßt, zu wissen, wie es mir geht, stattdessen ließ er mich erzählen und stand mir zur Seite, egal wie dumm meine Gedanken waren.

„Aber genau das macht dich aus, Maris“, entgegne ich in dem Versuch, ihn aufzumuntern. „Du bist kein gedankenloser, leidenschaftlicher Gott, den es nicht kratzt, was auf der Erde geschieht. Sondern ein Wesen mit Herz und Verstand, das die Menschen und ihr Schicksal kümmert. Es ist kein Nachteil, etwas aus beiden Welten zu haben, ganz im Gegenteil, es ist sogar dein Vorteil.“ Ich streiche Maris mitfühlend über den Bauch. „Und weißt du, nach dem Tod meiner Eltern habe ich mich allein und einsam gefühlt. Obwohl um mich herum Menschen waren, die genau dasselbe durchmachten wie ich, verstand mich keiner. Dann kam ich hierher, traf auf Samira, auf Lucas und auf dich. Niemand wusste von meiner Vergangenheit und den Schatten, die über mir schwebten. Ihr habt mich mit offenen Armen empfangen. Für euch spielte es keine Rolle, wer ich war, bevor ich nach Kingswood Castle kam. Ohne Hintergedanken habt ihr mich in einer der schlimmsten Phasen meines Lebens akzeptiert und aus einem tiefen schwarzen Loch gezogen, egal ob Mensch, Halbgott oder … was ist eigentlich die korrekte Bezeichnung für dich?“

Maris zuckt mit den Schultern. „Es gibt keine. Zumindest konnte ich mich bisher nie mit etwas identifizieren. Die Frourá und die Halbgötter nennen mich einen Gott und wahrscheinlich kommt das der Wahrheit am nächsten.“

„‚Du bist, was immer du sein möchtest, Laurie‘. Das hat meine Mum jeden Abend zum Einschlafen zu mir gesagt. Seit ich mich erinnern kann, gehört der Satz zu meinem Leben und auch wenn ich ihn lange Zeit nicht verstanden habe, ist es die wichtigste Botschaft, die meine Mum mich gelehrt hat.“ Ich setze mich auf und drehe mich so, dass ich Maris in die Augen sehen kann. „Niemand sollte bestimmen, wer du bist, außer dir selbst. Deswegen ist es an dir, dir einen Namen zu geben. Willst du ein Gott sein? Dann sei einer.“

Maris lacht. „Einen Moment dachte ich, du würdest sagen, ich könnte ein Einhorn sein“, meint er.

„Wenn du das willst, werde ich dir dein Haar regenbogenbunt färben und dich mit Glitzer einsprühen“, entgegne ich lächelnd.

„Man kann nicht einfach sein, was man will, Laurie.“

„Doch natürlich.“

„Nein, du bestehst aus Genen, die dich als Mensch kennzeichnen. Das ist reine Biologie.“

„Maris, wirklich? Du kommst mir mit Wissenschaft?“ Langsam lehne ich mich gegen die Wand hinter mir und greife nach einem Kissen, dass ich vor meinen Bauch drücke. „Wenn wir die Sache aus diesem Blickwinkel betrachten, bist du ein Wunder.“

Maris lacht und ich klopfe mir gedanklich auf die Schulter. Immerhin habe ich der Situation die Ernsthaftigkeit genommen. Über uns glitzern weiterhin die Polarlichter und bei ihrem Anblick wünsche ich mir, sie würden meine Zimmerdecke nie wieder verlassen. Der bunte Schimmer verleiht dem Raum etwas Mystisches. Ich drücke den Hinterkopf gegen die Wand und schließe die Lider.

„Was glaubst du, ist Kira passiert?“, frage ich in die Dunkelheit, weil ich es kaum ertrage, jemandem bei diesem Gespräch in die Augen zu schauen. Ihr Verschwinden ist nicht meine Schuld, dennoch frage ich mich die ganze Zeit, was ich hätte tun können, um es zu verhindern. Hätte ich auf sie hören und die anderen holen sollen? Hätte das etwas geändert?

Nun setzt auch Maris sich auf, das Bett knarzt und die Decke raschelt. Ich spüre ihn neben mir. Die ganze Situation belastet nicht nur die Royals und mich, sondern auch ihn, denn er fühlt sich für Kira verantwortlich. „Ihr Schicksalsfaden leuchtet, allerdings höre ich sein Flüstern nicht länger.“ Beides wusste ich bereits, da Maris direkt nach Kiras Verschwinden auf die Suche nach ihrem Schicksal gegangen ist. Wäre der Faden erloschen, wäre Kira nicht mehr am Leben. Wieso er sich Maris allerdings entzieht, ist ein Mysterium.

„Können wir Moira fragen?“

Maris schüttelt den Kopf. „Das hat keinen Sinn. Selbst wenn sie mit uns spricht, wird sie Kiras Schicksal niemals offenbaren und ändern können wir es sowieso nicht.“

„Stimmt.“

„Alles, was uns bleibt, ist darauf zu hoffen, dass der Suchtrupp etwas findet oder jemand Kontakt zu uns sucht.“

Ich öffne die Lider, ziehe die Knie an, stütze meine Ellbogen darauf und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. „Das ist scheiße.“ Erneut hadere ich mit dem Schicksal. Wir sitzen direkt an der Quelle, haben den Raum, in dem sich alle Schicksale befinden, direkt vor unserer Nase und dennoch ist er nutzlos.

„Die Frourá suchen seit mehreren Tagen ununterbrochen nach Kira … vergeblich. Es sind mehrere Halbgötter unter ihnen, trotzdem haben wir keinen Hinweis. Nicht einmal eine Spur. Maris …“

„Ich weiß, was du sagen willst, aber die Hoffnung aufzugeben ist keine Option. Wenn ihr jemand etwas hätte antun wollen, wäre sie längst tot.“

Abermals blicke ich in den Himmel. Dunkle Wolken verfinstern ihn, haben die Polarlichter vertrieben. „Diese Ungewissheit macht mich fertig“, gestehe ich und rutsche näher zu Maris. Er öffnet die Arme für mich und legt sie schützend um mich, sobald ich meinen Kopf an seine Brust schmiege. „Ich würde einfach gerne etwas tun.“

„Das einzige, das Kira wirklich hilft, ist deine Weiterbildung. Schule deine Fähigkeiten, lerne, mit dem Wind umzugehen.“

„Und das hilft Kira, weil …?“

„Nur auf diese Art bist du auf einen Kampf vorbereitet, der uns möglicherweise bevorsteht.“

Mein Magen zieht sich zusammen. In den letzten Tagen haben die Royals und ich oft über diesen Ausgang gesprochen, aber wirklich ernst nimmt ihn keiner von uns. Dazu ist es momentan zu still. Stünden wir wirklich kurz vor einem Kampf, hätte es Anzeichen geben müssen, oder? Eine radikale Gruppierung, einen Versuch, in die Schule einzudringen … irgendetwas. Stattdessen ist Kiras Verschwinden die erste Absonderlichkeit, die seit Jahrzehnten geschehen ist.

Stille legt sich über uns und ohne den hellen Schimmer der Sterne und der Polarlichter fröstle ich. Sofort streicht Maris mir über die Arme und ich drücke mich noch enger an ihn. „Wir drehen uns im Kreis“, stelle ich fest. „Seit ich hier bin, werden mir Fragen vor die Füße geworfen, auf die ich keine Antwort finde. Das ist frustrierend.“

„Vielleicht. Trotzdem empfinde ich es weniger als Kreis. Wir gehen stetig voran und kehren nie wieder zum Ausgangspunkt zurück.“ Gedankenverloren streiche ich eine Falte in Maris’ T-Shirt glatt. „Sieh nur, was alles geschehen ist. Du arbeitest an deiner Trauer, hast neue Freunde gefunden und endlich deinen Ursprung angenommen.“

Und ich habe dich, denke ich glücklich.

Maris hat recht, wir gehen vorwärts, nie rückwärts, was wir in einem Kreis unweigerlich müssten. Womöglich lässt sich Maris’ Theorie der Wissensspirale auf alle Bereiche des Lebens anwenden. Je mehr wir haben, desto mehr wollen wir erreichen.

„Danke“, flüstere ich, während der Himmel seine Farben ändert. Die Polarlichter kehren zurück, bringen die Helligkeit mit sich und sofort bessert sich meine Laune. „Du bist wie die Polarlichter.“

Maris lacht. „Erst ein Einhorn, jetzt die Polarlichter. Ehrlich, Laurie, die Worte deiner Mum in allen Ehren, aber man kann nicht alles sein, was man möchte.“

Ich verdrehe die Augen und unterdrücke ein Grinsen, dann drehe ich mich so, dass ich Maris ansehen kann. Mit dem Zeigefinger tippe ich ihm gegen die Nase. „Wie die Polarlichter, ich sagte wie die Polarlichter“, wiederhole ich und küsse ihn. Seine Lippen schicken kleine Stromstöße durch meine Adern, die mich von innen wärmen und ich streiche mit der einen Hand durch sein Haar, während ich mich mit der anderen abstütze. Ich löse mich von ihm, lege meine Stirn an seine Wange und atme konzentriert ein und aus. Mit wild klopfendem Herzen schließe ich die Lider.

Diese Momente liebe ich an uns. Wenn ich den Mut verliere, ist Maris da. Er bringt die bunten Farben in meine Dunkelheit. Und sobald seine Gedanken sich verfinstern, fülle ich sie mit Sarkasmus und Humor. Wir ergänzen uns perfekt. Und in diesem Augenblick bin ich zufrieden, muss die Spirale keinen Zentimeter weiter nach oben klettern, sondern würde gerne für immer an Ort und Stelle bleiben.

„Ich muss gehen“, meint Maris und ich lande auf dem Boden der Tatsachen. Bedauern kriecht an die Oberfläche und greift mit spitzen Fingernägeln nach der Zufriedenheit. Tiefe Risse bleiben zurück.

„Du bist schon viel zu lange hier, hm?“, murmle ich, während ich mir wünsche, er könnte bis ans Ende unserer Tage – also meiner, denn Maris ist ja unsterblich – hier sein.

„Keine Sorge, den Schicksalen geschieht nichts.“ Sanft streichelt Maris mir übers Haar und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. Ich hebe mein Gesicht, blicke ihm in die Augen. „Es war nur ein Moment, ich habe ihn ausgedehnt, solange es mir möglich war“, erklärt Maris.

„Das darfst du gerne öfter tun.“

„Verliere nicht den Mut, bis ich wiederkomme, Laurie“, sagt Maris ernst und ich stütze mich auf meine Oberarme, bringe mehr Abstand zwischen uns. Sofort fehlt mir seine Nähe.

„Ich gebe mein Bestes.“

„Mehr verlange ich nicht.“

Kapitel 3

Physik, der kleine Bruder von Scheiße

Meine Füße donnern auf den Asphalt, während 5 Seconds of Summer von der roten Wüste, ihrer Heimat Australien singen, die den Blues heilt. Hätte mir vor einigen Wochen jemand gesagt, dass ich meinen Nachmittag freiwillig mit Joggen verbringen würde, wäre ich umgekommen vor Lachen. Selbst jetzt, mit meinem Keuchen im Ohr, das die Musik übertönt, kann ich es kaum glauben. Gleichzeitig fürchte ich mich vor der ersten Trainingseinheit mit Darius. Persönlich habe ich ihn bisher nicht kennengelernt, aber die Erzählungen der anderen haben mir gereicht. Wenn es stimmt, was sie sagen ist er eine Mischung aus Grumpy Cat und Batman. Immer schlecht gelaunt, ihm ist nie etwas gut genug, doch gleichzeitig ist er laut Elena unfassbar heiß und beherrscht mehrere Kampftechniken, deren Namen unaussprechlich sind.

Trotzdem respektiert und bewundert ihn die ganze Gruppe. Im Gegensatz zu den anderen Lehrern, die mich in den nächsten Wochen unterrichten werden, ist er kaum älter als wir und unterrichtet erst seit einigen Jahren am Internat. Er trägt göttliches Blut in sich und gehört seit seiner Kindheit den Frourá an, wodurch er sich dem Dienst der Götter verschrieb.

Da ich noch nie in meinem Leben gegen irgendwen gekämpft habe, hielt ich es für eine gute Idee, wenigstens meine Ausdauer zu trainieren. Vor allem, da morgen meine erste Trainingsstunde ansteht.

Mit jedem Schritt leert sich mein Kopf weiter und je weniger Gedanken durch mein Hirn wandern, desto lauter hallt der Wind in mir wieder. Ich höre sein Summen, spüre die Vibration seiner Anwesenheit. Und doch ist es mir unmöglich aktiv mit ihm in Verbindung zu treten. Von einem Impuls angetrieben bleibe ich stehen, schließe die Lider und nehme die Airpods aus den Ohren. Die Sonne kitzelt auf meiner Haut und langsam beruhigen sich sowohl meine Atmung als auch mein Herzschlag. Tiere rascheln durchs Unterholz, während über mir Vögel zwitschern. Hinter meinen Lidern ist es nicht vollkommen dunkel, dafür ist es um mich herum zu hell, dennoch erdet es mich, einen Moment nur für mich zu haben. Und je ruhiger ich werde, desto deutlicher spüre ich den Wind um mich herum. Er zieht an mir, fordert mich auf, mit ihm zu spielen. Und für den Augenblick ist das Wissen über seine Anwesenheit genug, füllt mich komplett aus und lässt mich den ganzen Mist vergessen, der gerade sonst noch passiert.

Ich stecke mir die Kopfhörer erneut in die Ohren und setze meine Runde fort. Schnell passiere ich den Wald, laufe einige Zeit an Wiesen und Feldern vorbei, bis sich der Weg in einer langen Kurve dreht, zurück Richtung Internat. Schließlich erklimme ich den Hügel hinter dem Rugbyfeld und halte am höchsten Punkt inne. Vor mir liegt Kingswood Castle. Die dunklen Mauern ragen majestätisch in die Höhe und die sanften Sonnenstrahlen verleihen ihnen etwas Magisches. Beinahe ist es, als könnte ich das alte Gemäuer flüstern hören, wie es von einer längst vergangenen und doch unvergessenen Zeit erzählt.

Ich setze mich auf die Wiese und blicke nachdenklich auf mein Zuhause. Von Weitem sehe ich Manuel Runden um das Rugbyfeld drehen. Er hebt den Blick und lächelt, deswegen winke ich ihm zu. Mit einem „Hey“ kommt er auf mich zu und lässt sich neben mich sinken. Seine Wasserflasche landet im Gras neben ihm, während er sich schwer atmend auf seine Hände stützt.

„Was machst du?“, fragt er.

„Eine Pause. Ich war Laufen und bin bei dem Anblick versumpft.“

„Verständlich.“

Langsam sinkt die Sonne hinter uns gen Horizont und wirft lange Schatten auf die Erde. Meine Muskeln protestieren, wollen nach dem anstrengenden Lauf durch Stretching entspannt werden. Deswegen strecke ich meine Füße aus und greife mir an die Schuhspitzen.