Das Zen des glücklichen Wanderns - Ermin Döll - E-Book

Das Zen des glücklichen Wanderns E-Book

Ermin Döll

5,0

Beschreibung

Der einfachste Weg zum Glück Die beiden erfahrenen Meditationslehrer und Wanderführer regen durch einfache Übungen zum meditativen Gehen und Wandern an. Jeder kann diese selbständig in die Praxis umsetzen und dabei die heilsame Kraft des Gehens in der Natur erleben. Die Zen-Praxis zeigt uns dabei, dass es, um glücklich zu sein, nicht so sehr darauf ankommt, was um uns herum vorgeht, sondern vielmehr, wie wir etwas erleben, sehen und wahrnehmen, wie es also um uns selbst dabei steht. "Geh und suche die Quellen des Lebens, und du wirst dir genug Bewegung verschaffen." Henry David Thoreau

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Seitenzahl: 73

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Ermin Döll & Marcus Hillinger:

Umschlaggestaltung: Morian & Bayer-Eynck,

Das Zen des glücklichen Wanderns

Coesfeld, www.mbedesign.de

© Theseus in J. Kamphausen

Satz: KleiDesign, Bielefeld, klei-design.de

Mediengruppe GmbH, Bielefeld 2014

Umschlagfoto: © marekuliasz/shutterstock.com

Lektorat: Susanne Klein,

Druck & Verarbeitung:

Hamburg, www.kleinebrise.de

Westermann Druck Zwickau GmbH

www.weltinnenraum.de

1. Auflage 2014

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Printausgabe: 978-3-89901-794-6ISBN E-Book: 978-3-89901-923-0

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

Ermin Döll &Marcus Hillinger

Das Zendes glücklichenWanderns

Schritt für Schrittzu sich kommen

Einleitung

Der Weg zum Glück

I.

GEHEN – Einfach nur gehen

 

Übung 1: Das Einfach-nur-Gehen

II.

IM RHYTHMUS DES ATEMS – Gehen im Rhythmus von Atem und Schritt

 

Übung 2: Verbindung von Atem und Schritt

III.

WER GEHT – Wer ist es, der geht

 

Übung 3: Gehen mit der Frage: Wer ist es, der da geht?

IV.

IN STILLE UND FRIEDEN – Gehen mit einem Wort

 

Übung 4: Gehen mit einem Wort

V.

ES GEHT – Die Dinge bewegen sich auf uns zu

 

Übung 5: Die Dinge auf sich zukommen lassen

VI.

AUS DER MITTE – Konzentration auf die Leibmitte

 

Übung 6: Wo liegt beim Gehen der Konzentrationspunkt?

VII.

SCHAUEN – Das meditative Schauen

 

Übung 7: Meditativ schauen

VIII.

HÖREN – Das meditative Hören

 

Übung 8: Meditativ hören – Wer ist es, der hört?

IX.

IN DER NATUR – Gehen und Wandern in freier Natur

 

Übung 9: In Beziehung treten zu Erde, Stein und Baum

X.

PILGERN – Der Pilgerweg

 

Übung 10: Spirituell unterwegs sein mit einem Mantra

XI.

PIRSCHEN

 

Übung 11: Weglos gehen im Wald

XII.

DAS FASTEN DES HERZENS

 

Übung 12: Abschied nehmen beim Gehen

Gipfelerfahrungen – Berichte von Gehenden

Quellennachweis

Literatur

Über die Autoren

Von deinen Sinnen hinausgesandt,

geh bis an deiner Sehnsucht Rand;

gieb mir Gewand …

Lass‘ dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken.

Man muss nur gehen …

Nah ist das Land,

das sie das Leben nennen …

Gieb mir die Hand.

RAINER MARIA RILKE

Geh und suche die Quellen des Lebens,

und du wirst dir genug Bewegung verschaffen.

HENRY DAVID THOREAU

Zu meinen Versen, zu der Gesundheit der Seele,

aus der sie sich erheben, gehört das Land, weite

Wege, Barfußgehen im weichen Gras, auf harten

Wegen oder im reinen Schnee, tiefes Atemholen,

Horchen, Stille und die Andacht weiter Abende.

RAINER MARIA RILKE

Einleitung

Immer mehr Menschen machen sich zu Fuß auf und entdecken für sich das Gehen und Wandern neu. Immer mehr Wanderwege entstehen. Alte Pilgerwege werden wieder erschlossen und neue kommen dazu. Obwohl es viel bequemer ist, weite Strecken mit einem Fahrzeug zurückzulegen, entscheiden sich viele für das doch auch mühsame eigene Gehen. Und obwohl überall Erlebnistouren mit interessanten Sehenswürdigkeiten angeboten werden, suchen viele als Alternative eher das stille, mehr nach innen gewandte Gehen und Wandern. Wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, weiß um die besondere Qualität eines Gehens nach innen, das wie von selbst zur Meditation wird.

Die folgenden Texte und Anleitungen zum Gehen und Wandern sind aus langjähriger Praxis der Zen-Meditation und des meditativen Unterwegsseins entstanden und möchten zu eigener Erfahrung anregen.

Der Weg zum Glück

Wandern ist vielleicht der einfachste und natürlichste Weg zum Glück. Wandern in freier Natur, einen Fluss entlang, durch ein stilles Tal, im Wald, in den Bergen … – braucht es dafür noch eine Anleitung? Die Tatsache, dass immer wieder neue Bücher über das Glück des Wanderns erscheinen, weist auf ein allgemeines Bedürfnis, eine unerfüllte Sehnsucht hin. Worin besteht nun der besondere Weg des Zen zum Glück? Was hat es mit dem Zen des glücklichen Wanderns auf sich?

Wer kennt das nicht: Man hat sich auf den Spaziergang, auf die Wanderung gefreut – und dann beginnt es zu regnen, es zeigt sich, dass man das falsche Schuhwerk gewählt hat, es kommt zum Streit mit den Weggefährten über den richtigen Weg, schließlich stellt man fest, dass man eine Abzweigung verpasst hat und kommt in die Nacht … Ein andermal scheint alles zu passen: Das Wetter könnte nicht besser sein, die Menschen, mit denen man unterwegs ist, sind gut aufgelegt, man schafft den Gipfel – aber das erwartete Gipfelglück will sich nicht einstellen.

Zen sagt uns, dass es, um glücklich zu sein, nicht so sehr darauf ankommt, was uns umgibt, was um einen herum vorgeht, was man sieht und wahrnimmt und erlebt, sondern wie man etwas erlebt, sieht und wahrnimmt, wie es also um einen selber steht, was in einem selber vorgeht. Es kommt nicht so sehr auf die äußeren Umstände als auf die eigene innere Verfassung und Einstellung an. Wie die äußeren Umstände sich uns darstellen, haben wir meist nicht in der Hand. Aber in welcher Stimmung und Bewusstheit wir selber sind und wie unsere Beziehung zur Umgebung ist, das liegt bei uns.

Sicher fällt es uns leichter, uns glücklich zu fühlen, wenn alles rundherum passt, das Wetter, die Landschaft, die Gefährten. Aber wenn wir in niedergedrückter Stimmung sind, wenn uns ein Ärger zu schaffen macht, dann können wir selbst das Glitzern der Tautropfen in der Morgensonne, die vielen Blumen um uns herum oder das Blühen der Bäume nicht mehr genießen.

Auf die eigene Einstellung also kommt es an. Erst wenn Äußeres und Inneres zusammenkommen und Einklang entsteht, bekommt alles, was man erlebt und tut, Sinn und Bedeutung. Drei Schritte helfen uns, unabhängig von äußeren Umständen Glück und Frieden beim Gehen und Wandern zu erfahren. Der erste:

Sehen, was ist und wie es ist. – Zen lehrt uns das unmittelbare Sehen und Wahrnehmen. Das unmittelbare Schauen ist ein ursprüngliches Wahrnehmen, bevor noch Gedanken sich einstellen. Unmittelbares Wahrnehmen meint ein Wahrnehmen, wo nichts zwischen den Schauenden und das Wahrgenommene tritt; wo keine Voreingenommenheit und keine Absichten den Blick trüben. Denn Gedanken, Vorstellungen und das Fixiertsein auf ein zu erreichendes Ziel engen uns ein und verhindern die volle Freiheit und Offenheit. Alles hängt davon ab, in welchem Bewusstsein wir uns auf den Weg machen. Ein frei schwebendes Bewusstsein öffnet unseren Blick. Der weise Daoist Dschuang Dsi spricht von einem „freien und unbeschwerten Umherstreifen“, das nicht nach einem Nutzen fragt. Es ist ein Umherwandern „ohne Warum“. Wer ohne bestimmte Absicht und ohne festes Ziel durch die Gegend wandert, nimmt wahr, was er sieht und was sich zeigt, anstatt nur das zu sehen, was man „gesehen haben muss“ oder was „sehenswürdig“ ist. Wenn wir also sehen können, was ist und wie es ist, und nicht, wie es nach unserer Meinung und vorgefassten Einstellung zu sein hat, dann kann der zweite Schritt erfolgen.

Annehmen, was ist und wie es ist. – Indem wir, was um uns ist, so annehmen, wie es ist, entsteht zwischen uns und der Umgebung eine wirkliche Beziehung und Harmonie. Das setzt allerdings voraus, dass wir den Dingen und der augenblicklichen Situation ohne bestimmte Erwartung begegnen. Zen lehrt uns, ganz ohne Erwartungshaltung zu gehen. Erst wenn wir gelernt haben, die tatsächliche Situation, so wie sie ist, anzunehmen und uns darauf einzulassen, werden wir fähig sein, den besonderen Reiz des Gehens im Regen oder den Zauber der Landschaft im Nebel wahrzunehmen, werden wir offen sein für das Spiel des Lichts und der Farben des Himmels. Gerade überraschende Situationen und Herausforderungen, wie unerwartete Hindernisse auf dem Weg, können, wenn wir uns auf sie einstellen, zu intensiverem Erleben führen und sogar ein tiefes Glücksgefühl in uns wecken. Wir können die entscheidende Erfahrung machen, dass das Glück weniger von den äußeren Gegebenheiten abhängt als von unserer eigenen Einstellung und offenen Wachheit.

Annehmen, was ist und wie es ist, bedeutet, sich auf die gegebene Situation einzustellen, ohne gleich auf den Gedanken einzuspringen, wie man die Situation verändern oder verbessern könnte. Dabei geht es natürlich nicht darum, sich einfach mit allem abzufinden. Auch wenn es ansteht, etwas zu verändern, setzt das voraus, dass man sieht, was ist und wie es ist, und die Situation so annimmt, wie sie ist. Und dann kann man darangehen, sie zu verändern.

Nur wenn wir die augenblickliche Situation annehmen, so wie sie ist, und wenn wir uns selbst annehmen, so wie wir sind, können wir uns ganz in der Gegenwart einfinden. Glück wird nur in der Gegenwart erfahren, im Augenblick des Hier und Jetzt. Wenn wir sehen und annehmen können, was ist und wie es ist, können wir auch zum dritten Schritt kommen.

Schätzen, was ist und wie es ist.