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Heutzutage schere ich mich nicht darum, die ganze Zeit erleuchtet zu sein. Die Folge davon ist, dass ich morgens aufwache und mich gut fühle! Bankei Eitaku [Yotaku, 1622-1693] ist einer der populärsten japanischen Zen-Meister der Rinzai-Schule. Mit 23 Jahren erlebte er den Durchbruch zur Erleuchtung. Seine Lehre übermittelte er vor allem in Reden und Gesprächen, die allgemein verständlich waren und viele Menschen erreichten. Im Mittelpunkt steht darin das "Ungeborene", die Buddha-Natur oder der Buddha-Geist, in dem es stets zu verweilen gelte, um nicht in dualistische Ansichten und Streitereien abzugleiten. Gedanken und Gefühle solle man einfach entstehen und vergehen lassen, schlechte Angewohnheiten (kiguse) und Selbstzentriertheit (mi no hiiki) loslassen. Zuweilen wird das darauf folgende Verhalten als natürliche Spontaneität bezeichnet. Bankei sah seine Lehre mit der Linjis (Rinzais) als identisch an, lehnte aber das Kôan-Studium weitgehend ab, wofür er später von Hakuin kritisiert wurde. Bankei legte Wert auf die unmittelbare Erfahrung des Einzelnen, nicht auf Rituale und Formelles, ja nicht einmal aufs Zazen. Seine Lehrmethode bestand auch darin, die persönlichen Anliegen seiner Zuhörer zu kommentieren (jap. mi no ue no hihan).
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Seitenzahl: 94
Veröffentlichungsjahr: 2019
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„Zweihundert Jahre lang ist das Zen in unserem Land nun vom wahren Dharma geschieden, so dass keine klarsichtigen Lehrer mehr übrig sind. Es gibt viele Leute in der Welt des Zen, doch keiner davon ist in der Lage, meine eigene gegenwärtige Erfahrung der Erleuchtung zu bestätigen.“
(Daigu Sôchiku, 1584-1669)
Lehrreden
Der ungeborene Buddha-Geist
Der Beweis
Die Gebote
Wundergeschichten
Die Worte der Alten
Daozhe Chaoyuan (Dôsha Chôgen)
Die Sinnlosigkeit asketischer Mühsal
Das von den Eltern Eingeborene
Ein Monat im Ungeborenen
Der Dieb Kappa
Schlafen beim Meditieren
Gedankenlesen
Kôan
Spuren der Vergangenheit
Die Kannon-Statue
Die drei Zeiten
Eigene und fremde Kraft
Das ursprüngliche Böse
Der Buddha-Geist als Spiegel
Der Buddha-Geist von Frauen
Der Buddha-Geist in üblen Kerlen
Mitfreude
Der Händler Magoemon
Das Anhalten der Gedanken
Wut
Die Blinde
Den Tod voraussagen
Hilfsmittel-Zen
Gleichgültigkeit
Gelassene Freude
Zazen
Verständlichkeit
Krankheit und Schmerz
Die Zufluchtnahmen
Die Krähe und der Kormoran
Gedankenloser Grund
Absichten erkennen
Erleuchtung
Zazen und Sutrenlesen
Die drei üblen Reiche
Unterweisungen
(hogo)
Der aufbrausende Bauer
Schmerzvolle Praxis
Kindespflicht
Gut und böse
Der Fluss der Gedanken
Täuschende Gedanken
Schlaf
Wiedergeburt
Methoden
Worte
Dorfvorsteher Kantaro
Vor der Unterscheidung
Der Tod eines Kindes
Sein und Nicht-Sein
Verständnisfragen
Wohin man geht
Geschickte Mittel
Direktes Zeigen
Menschen durchschauen
Erschrecken
Stock und Schrei
Die Mittel der Alten
Der große Zweifel
Buddha
Der Kesselflicker
Chozen
Der Abt der Lotus-Schule
Die Klarheit des Dharma-Auges
Gerüchte
Schlechtes Benehmen im Tempel
Halbherzigkeit
Das Letztgültige
Das Aufgeben der Sutren
Briefe
Legenden
Die Poststation
Der Bootsmann
Das ausbrechende Pferd
Die verschwundenen Münzen
Der Wolf
Die Einladung
Das Paradies
Weihrauchstäbchen
Rohes Benehmen
Die laufende Nase
Der Zwanghafte
Der Fächer des Samurai
Die sieben Meditationskissen
Der Schwertkampfmeister
Der Papierkauf
Der Konfuzianer
Die alte Kiefer
Der Wilde
Gedichte
Honshin no Uta
„Der ungeborene Buddha-Geist ist nichts, was ich von meinem Lehrer gelernt hätte. Dieses Ungeborene habe ich selbst entdeckt.“
Bankei Eitaku [Yôtaku 1622–1693] ist einer der populärsten japanischen Zen-Meister der Rinzai-Schule. Mit 23 Jahren erlebte er den Durchbruch zur Erleuchtung. Seine Lehre übermittelte er vor allem in Reden und Gesprächen, die allgemein verständlich waren und viele Menschen erreichten. Im Mittelpunkt steht darin das „Ungeborene“, die Buddha-Natur oder der Buddha-Geist, in dem es stets zu verweilen gelte, um nicht in dualistische Ansichten und Streitereien abzugleiten. Gedanken und Gefühle solle man einfach entstehen und vergehen lassen, schlechte Angewohnheiten (kiguse) und Selbstzentriertheit (mi no hiiki) loslassen. Zuweilen wird das darauf folgende Verhalten als natürliche Spontaneität bezeichnet. Bankei sah seine Lehre mit der Linjis (Rinzais) als identisch an, lehnte aber das Kôan-Studium weitgehend ab, wofür er später von Hakuin kritisiert wurde. Bankei legte Wert auf die unmittelbare Erfahrung des Einzelnen, nicht auf Rituale und Formelles, ja nicht einmal aufs Zazen. Seine Lehrmethode bestand auch darin, die persönlichen Anliegen seiner Zuhörer zu kommentieren (jap. mi no ue no hihan).
Bankei verlor mit zehn Jahren seinen Vater. Er wehrte sich gegen den Kalligrafie-Unterricht in der Schule und soll, von seinem älteren Bruder heftig getadelt, in Selbstmordabsicht giftige Spinnen geschluckt haben. Nachdem dies misslungen war, lernte er zunächst den Konfuzianismus kennen. Sein religiöser Eifer machte ihn schon als Kind zum Hauslosen, der erst in einer Hütte lebte, dann mit fünfzehn Jahren in einem Shingon-Tempel Zuflucht fand. Als er ins Rinzai-Kloster Zuiôji wechselte, wurde er dort vom Umpô Zenjô ordiniert. Mit neunzehn ging Bankei auf Wanderschaft durch die Gebiete um Kyoto und Osaka und auf die Insel Kyushu. Zeitweise soll er auch mit Bettlern unter der Gojô-Brücke in Kioto und beim Tenmangu-Schrein in Osaka gelebt haben. Da er auf keinen zufriedenstellenden Lehrer traf, kehrte er zunächst zu Umpô zurück, der ihm sagte, er müsse in sich selbst statt außerhalb suchen. Bankei errichtete sich eine Klause und zog sich zurück.
1653 starb Umpô, hatte aber seinem Nachfolger aufgetragen, Bankei zum Zen-Lehrer zu machen. Dieser erhielt schließlich auch die Dharma-Übertragung von Daozhe (jap. Dôsha), bevor dieser nach China zurückkehrte. 1672 wurde Bankei schließlich zum Abt des Myôshinji in Kioto ernannt und gewann zunehmend an Einfluss. Er lehrte hauptsächlich im Ryômonji, das ihm 1657 von einem Schulfreund gespendet worden war; dann im Nyohôji, das 1669 dank eines Lehnsherren entstand und zu dem Einsiedeleien in den Bergen gehörten, in denen Bankei mit anderen Schülern strengere Übungen vollzogen haben soll; desweiteren im Kôrinji, das ein Daimyô (Fürst) für Bankeis Mutter, die selbst Nonne war und Bankeis Lehre folgte, erbaut hatte. Posthum erhielt Bankei den Titel „Nationallehrer“ (Kokushi), den nur sechs Meister der Myôshinji-Linie halten.
Einige autobiografische Angaben und die Beschreibung eines ersten Erwachens sowie des Einflusses von Daozhe im Sôfukuji (Nagasaki), der spätere und tiefere Erleuchtungserfahrungen Bankeis bestätigte, finden sich in den am Ende dieses Buches genannten Texten. Bei Bankeis schwerer Krankheit infolge seiner exzessiven meditativen Übungen handelte es sich wohl um die Schwindsucht.
Als Zen-Meister Bankei, der Gründer des Ryômonji in der Provinz Bashû, ebendort eine Winterübungsperiode im dritten Jahr der Genroku-Ära (1690) leitete, waren da 1.683 Mönche im Tempelregister verzeichnet. Es nahmen nicht nur Anhänger des Sôtô und Rinzai teil, sondern auch der Schulen von Risshû, Shingon, Tendai, Jôdo-shû, Jôdo-shinshû und Nichiren, wobei sich Laien und Mönche mischten und um den Vortragssitz drängten. Man konnte den Eindruck gewinnen, der Meister sei wahrhaftig der gegenwärtige Lehrer von Menschen und Göttern.
Als er den Vortragssitz bestiegen hatte, wandte er sich mit folgenden Worten an die Versammlung: „Ich will euch davon erzählen, als ich jung war und die Erkenntnis über mich kam, dass der Geist ungeboren ist. Wobei ‚Geist‘ bereits etwas Zweitrangiges ist. Wenn ihr nämlich im Ungeborenen weilt, werdet ihr herausfinden, dass euch niemand irgendetwas sagen muss, ja dass ihr keine Lehre hören müsst. Da der Buddha-Geist (busshin; auch: Buddha-Natur) ungeboren (fusho) und wundersam erleuchtend (reimei) ist, wandelt er sich leicht in alles, was ihm begegnet. Da ich also den Laien hier nicht erzähle, sie sollten sich in diese verschiedenen Dinge verwandeln, die ihres Weges kommen, und ihren Buddha-Geist für Gedanken eintauschen, solltet auch ihr Mönche gut aufpassen.“
Der Meister sprach zur Versammlung: „Nicht einer unter euch hier ist unerleuchtet. Jeder hier ist ein Buddha. Hört also gut zu! Was ihr alle von Geburt an durch eure Eltern bekamt, ist allein der ungeborene Buddha-Geist. Nichts Anderes ist euch eingeboren. Dieser Buddha-Geist ist wirklich ungeboren und wundersam erleuchtend. Mittels dieses Ungeborenen wird alles vollkommen bewerkstelligt. Der Beweis für dieses Ungeborene, das alles vollkommen bewerkstelligt, ist folgender: Obwohl ihr nun alle meiner Rede lauscht und nicht bewusst irgendetwas anderes hören wollt, könnt ihr das Krächzen der Krähen, das Zwitschern der Spatzen und das Rasseln des Windes da draußen erkennen und voneinander unterscheiden. Ihr hört dies alles, ohne euch zu irren. Dies nennt man Hören mittels des Ungeborenen. So werden alle Dinge mittels des Ungeborenen vollkommen bewerkstelligt. Daraus könnt ihr schließen, dass alles Ungeborene und wundersam Erleuchtende der Buddha-Geist ist, und wenn ihr unmittelbar im ungeborenen Buddha-Geist verweilt, werdet ihr auf ewig zu lebendigen Tathâgata (höchst Erleuchtete). Wenn ihr dies verwirklicht habt, verweilt ihr von heute an im Buddha-Geist. Aus diesem Grund nennt man meine Lehre die ‚Schule des Buddha-Geistes‘.
Wo ihr mir nun alle zuhört, verwechselt ihr dennoch nicht das Zwitschern eines Spatzen da draußen mit dem Krächzen einer Krähe, oder den Ton eines Gongs mit dem einer Trommel, eine Männer- mit einer Frauenstimme oder eine Erwachsenenstimme mit der eines Kindes. Ihr erkennt vielmehr alle Geräusche, die ihr hört, und unterscheidet sie fehlerlos dank des wundersam erleuchtenden Wirkens. Dies ist der Beweis für den ungeborenen Buddha-Geist, der wundersam erleuchtet.
Keiner hier wird wohl behaupten: ‚Ich habe das nur gehört, weil ich es bewusst versuchte.‘ Wer so etwas sagte, wäre ein Lügner. Da ihr euch fragt, was ich hier sage, seid ihr alle mir zugewendet und wollt nur meine Worte hören, nicht aber die verschiedenen Geräusche, die von draußen kommen. Wenn sie aber plötzlich auftauchen und ihr sie dennoch auseinanderhalten könnt, dann hört ihr mit dem ungeborenen Buddha-Geist. Niemand kann behaupten, er hätte diese Geräusche nur vernommen, weil er das im Voraus geplant hätte. Tatsächlich hört ihr mittels des Ungeborenen.
Jeder, der zur Erkenntnis kommt, dass das Ungeborene und wundersam Erleuchtende wahrhaftig der Buddha-Geist ist und im ungeborenen Buddha-Geist verweilt, ist für immer ein lebendiger Tathâgata. Selbst ‚Buddha‘ ist nur ein Wort, das man aufkommenden Phänomenen gegeben hat, also vom Standpunkt des Ungeborenen aus zweitrangig und nur am Rande von Interesse. Ein Mensch des Ungeborenen verweilt an der Quelle aller Buddhas. Das Ungeborene ist die Quelle und der Ausgangspunkt aller Dinge. Es gibt nichts Ursprünglicheres als das Ungeborene, nichts, was davor kam. Im Ungeborenen zu verweilen heißt also, an der Quelle aller Buddhas zu verweilen. Es ist etwas ganz Wertvolles. Da es im Ungeborenen kein ‚Vergehen‘ gibt, ist es unnötig, über das ‚Unvergängliche‘ zu sprechen. Darum rede ich nur vom Ungeborenen, nicht vom Unvergänglichen. Was nicht geschaffen wurde, kann nicht zerstört werden, also ist das Ungeborene offensichtlich unvergänglich.
In den Sutren taucht zuweilen der Ausdruck ‚ungeboren und unvergänglich‘ auf, doch es fehlt der eigentliche Beweis des Ungeborenen. Jeder wiederholt einfach nur die Phrase ‚ungeboren und unvergänglich‘, ohne jedoch das Ganze eindeutig und tief durchdrungen zu haben; so mangelt es am Verständnis des Ungeborenen.
Als ich sechsundzwanzig war, wurde mir zum ersten Mal klar, dass alle Dinge dank des Ungeborenen vollkommen bewerkstelligt sind. In den folgenden vierzig Jahren habe ich die Menschen mittels des tatsächlichen Beweises des Ungeborenen gelehrt, nämlich dass es der wundersam erleuchtende Buddha-Geist ist, den ihr von euren Eltern eingeboren bekamt. Ich war der erste, der dies lehrte. Ich bin sicher, dass niemand unter euch und auch niemand sonst von jemandem vor mir gehört hat, der den tatsächlichen Beweis fürs Ungeborene lehrte.
Wenn ihr im Ungeborenen verweilt, dann in der Quelle aller Dinge. Was die Buddhas der Vergangenheit erkannten war der ungeborene Buddha-Geist, und was die Buddhas in der Zukunft erkennen, ist dasselbe. Wir leben heute im Zeitalter des Verfalls des Buddhismus, doch wenn nur ein Mensch im Ungeborenen verweilt, bleibt die wahre Lehre für die Welt erhalten. Wenn ihr dies endgültig begreift, dann öffnet sich das Auge, das in den Geist der Menschen blickt. Darum nennt man meine Lehre auch ‚die klaräugige Schule‘. Wenn dieses Auge, das andere Menschen durchschaut, sich manifestiert, hast du den Dharma vollständig verwirklicht. Wenn du dies erlangst, bist du ein wahrer Erbe meiner Lehre.“
Ein Meister der Risshû(Vinaya)-Schule fragte: „Befolgt Ihr denn die Gebote?“
Meister Bankei antwortete: „Was die Menschen Gebote nennen, war ursprünglich für verdorbene Mönche gemacht, die die üblichen Regeln brachen. Wer im ungeborenen Buddha-Geist verweilt, braucht keine Vorschriften. Die Gebote wurden ge