Das zweite Leben - Hans G. Hirsch - E-Book

Das zweite Leben E-Book

Hans G. Hirsch

4,9

Beschreibung

Hans G. Hirsch hat 43 Polizeidienstjahre hinter sich. Da kommt einiges zusammen. Schicksale die ein ganzes Leben beeinflussen oder Taten die das Leben beenden bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Gewalttaten, die irgendwann in Tränen übergehen oder kleine Unachtsamkeiten, die beinahe tödlich verlaufen wären. Verfolgungsfahrten mit ungewissem Ausgang und Nachtdienste, die dem Körper und der Seele alles abverlangen. Ja sogar ein süffisantes Erlebnis mit Peter Maffay ist dabei, im Roman der 14 Polizeigeschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, aber so abgeändert wurden, dass sich nur die persönlich Betroffenen damit identifizieren können, wenn sie wollen! Geschichten aus dem 2. Leben. Der Autor bezeichnet sein Privatleben als erstes Leben. Das zweite Leben beschreibt seine dienstlichen Erlebnisse.

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Für Sarah

Die Polizei kann den Vorstellungen von Menschenwürde und Freiheit nur folgen, wenn unsere Gesellschaft sich selbst an diesen Vorstellungen orientiert.

Gustav Heinemann

Unser Leben ist dem Tod manchmal näher als wir glauben wollen!

Die Polizei arbeitet 365 Tage im Jahr

...und dann kommen noch die Nächte dazu!

Inhaltsverzeichnis:

Der rote Omega

Ein sonderbarer Einbrecher

Der wahre Freund und Helfer

Die Tränen des Riesen

Der Wert des Menschen – 1. Teil

Der Wert des Menschen – 2. Teil

Einsatz in Ehrenfeld

Sind 100 Prozent zu wenig?

Mützenwechsel

Jump Run

One more night

Geheimtreffen

Wenn Hilfe immer Hilfe wäre

Nachmittagsschlaf

Prolog

Die nachfolgenden Erlebnisse könnten sich tatsächlich so oder so ähnlich abgespielt haben. Um die Privatsphäre der Beteiligten zu wahren, habe ich jedoch bestimmte Details verändert und auch meine persönliche Meinung, die absolut subjektiv ist, eingebracht.

Aber die Erzählungen sind gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt.

Manchmal überhaupt nicht.

Auch die Namen werden dem einen oder anderen irgendwie bekannt vorkommen. Aber diese Personen mit dem Geschehen in Einklang zu bringen, wäre völlig absurd. Eventuelle Übereinstimmungen wären rein zufällig und keinesfalls gewollt.

Ebenso sind die Taten nicht unbedingt an den beschriebenen Orten passiert. Einige der Tatorte lassen eine gewisse Vorliebe für eine deutsche Großstadt mit K. im Bundesland Nordrhein-Westfalen erkennen.

Aber das Verbrechen muss nicht mit der Größe der Stadt wachsen. Auch eine Kleinstadt oder ein kleines Dorf können ein entsprechendes Podium bieten.

Dann sind in der Regel zwei Polizisten auf sich allein gestellt. Mit schneller Unterstützung, wie in den Großstädten, ist aufgrund der negativen Polizeidichte lange Zeit nicht zu rechnen, wenn überhaupt.

Eine Geschichte, die rein erfunden ist, wird man in diesem Buch nicht finden. Immer spielt die Wirklichkeit mit und die kann grausam sein.

...oder ist es doch der Mensch selbst?

Hans G. Hirsch

Das zweite Leben

Polizeigeschichten zwischen Traum und Wirklichkeit

Ein Roman mit vierzehn Episoden

Der rote Omega

Polizeimeister Engels war neunzehn Jahre alt Erst neunzehn Jahre alt! Es war sein erster Nachtdienst. Sein Streifenpartner auf dem Beifahrersitz musterte ihn intensiv, was dem jungen Polizeibeamten natürlich nicht entgangen war. Jedoch wagte er nicht zu fragen, was seinen älteren Kollegen dazu bewegte, ihm jetzt schon mehrmals einen prüfenden Blick von der Seite zuzuwerfen.

Stefan Engels war erst knapp einen Monat auf dem Polizeirevier in Ditzingen, in der Nähe von Stuttgart.

Genauer gesagt war sein Dienstort ein Randbezirk von Stuttgart mit direkter Anbindung an die Baden-Württembergische Landeshauptstadt.

Die schwäbische Großstadt bietet historische und moderne Architektur, eine sehr lebendige Kunst- und auch Kulturszene, internationale Events, den VfB, sowie das Neckarstadion.

Außerdem ist Stuttgart der Sitz des Landtages von Baden-Württemberg. Stuttgart hat über 600 000 Einwohner, verteilt auf dreiundzwanzig Stadtbezirke.

600 000 Einwohner und er, Stefan, der Junge, der aus einem 600 Seelen-Dorf kam.

Nun war er da, zwar am Randbezirk, aber doch unmittelbar dabei.

Fast mittendrin!

Mit vielen Paragraphen im Kopf aber null Erfahrung.

Ein Randbezirk war es im wahrsten Sinne des Wortes, da gerade in dieser Gegend die einfachste Schicht unserer Gesellschaft eine Bleibe gefunden hatte, die von der Stütze noch einigermaßen getragen werden konnte. Selbst arbeiten, sich etwas aufbauen? Das war nur kalter Kaffee. Kaffee? Falsches Stichwort! An erster Stelle stand der Alkohol. Auf den konnte und wollte ein bestimmtes Klientel nicht verzichten. Der machte frei und schaffte immer wieder Antrieb für neue Straftaten, wobei sich das Unrechtsbewusstsein nahe Null eingependelt hatte. Natürlich sind damit nur diejenigen Bürger gemeint, die intern als Kundschaft der Polizei bezeichnet werden. Eine Randgesellschaft im Randbezirk mit eigenen Gesetzen.

Dachte man dort zumindest!

Es war 20.30 Uhr und immer noch hell. Die Sonne, die den zu Ende gehenden Tag treu erhellt hatte, wirkte deutlich nach. Es war noch früh am Abend. Der Beginn einer langen Schicht. Einer langen Nachtschicht!

Polizeiobermeister Lell drehte sich jetzt vom Beifahrersitz stark nach links. Jedoch nicht um den bereits schon mehrmals anvisierten Polizeimeister Stefan Engels noch näher betrachten zu können, sondern lediglich zum Ablesen der Außentemperatur am Fahrerdisplay. Zweiundzwanzig Grad zeigte das analoge Gerät an.

Was bringt wohl die Nacht?, dachte Polizeiobermeister Lell noch, als er durch eine hektische Stimme aus seiner Gedankenwelt gerissen wurde. Der Funkspruch war trotzdem knapp und wie meistens in Befehlsform gehalten. „Fahren Sie Gasthaus Adler! Dort will ein offensichtlich Betrunkener mit dem Auto wegfahren. Der Anrufer meinte, dass das nicht gut gehen könne. Denken Sie aber an die Reihenfolge! Erst Gefahrenabwehr, dann Repression“, fügte die allzu bekannte Stimme von Polizeihauptmeister Herbert Gernold hinzu, der die erste Nachthälfte Funkdienst hatte. Engels leitete nahezu eine Vollbremsung ein, drehte den Streifenwagen nach amerikanischem Vorbild um die eigene Achse und fuhr die achthundert Meter zum besagten Tatort zurück. Bereits dreißig Sekunden später waren die beiden Jungspunde in Diensten der Polizei am Ziel. Lell war ebenfalls noch sehr jung: Vierundzwanzig Jahre.

Die Lage wurde sofort richtig eingeschätzt. Der schwergewichtige Mann, Mitte fünfzig, mit blauer Arbeitsmütze, versuchte seinen Schlüsselbund zu analysieren. Oder besser gesagt, er suchte einen passenden Schlüssel für seinen roten Opel Omega, der noch vor der Gaststätte stand. Dabei musste er sich so stark konzentrieren, dass er seine Umwelt überhaupt nicht mehr wahrnahm, von den Ausfallschritten in alle möglichen Himmelsrichtungen ganz zu schweigen. Auch die beiden jungen Polizisten, die seine Kinder hätten sein können, bemerkte er nicht, obwohl sie inzwischen bereits ein paar Minuten neben ihm standen.

„Lassen Sie’s lieber!“ Der junge Engels war Lell zuvorgekommen, der nur noch „Polizei“ ergänzen konnte. Mist, das habe ich vergessen, dachte Engels, wir sollen doch dem Gegenüber immer genau zu erkennen geben, wer wir sind. Langsam drehte sich der schwer atmende Mann zu den Beamten herum und schaute ungläubig auf die Uniform der jungen Männer.

Inzwischen kam noch eine Frau Mitte fünfzig aus der Gaststätte, die sich als die Ehefrau des Adlerwirtes vorstellte. Auch sie hatte bereits dem Alkohol nicht unerheblich zugesprochen, wie Engels seinem Kollegen Lell mit einem eindeutigen Seitenblick und einer entsprechenden Handbewegung, bei der er seine Hand theatralisch zum Mund führte, signalisierte.

Mit verwaschener Aussprache versuchte der Mann, jetzt schon stark schwitzend, die Situation zu retten, wusste er doch trotz seines Zustandes genau, um was es hier ging. „Also, ich, äh ja, die … Jacke, äh ich wollte nur meine Jacke aus dem Auto holen und dann ein Taxi anrufen, habe zwar nur ein kleines Bier getrunken und … und ich brauche meinen Führerschein. Ihr kennt mich doch, ich bin der Adlerwirt selbst. Ich fahre aber nebenbei noch Lkw bei der Firma Bürger. Wisst ihr doch, Maultaschen, ihr kauft ja dort auch immer im Werksverkauf.“ Wieder zeigte sich Engels spontan und belehrte den leicht schwankenden Mann: „Sie wissen aber auch, dass wenn wir Sie fahrend angetroffen hätten, … dass dann ihr Pappendeckel weg gewesen wäre.“

„...und mein Arbeitsplatz ebenfalls“, ergänzte der immer noch schwitzende, dafür aber um so erleichterte Mann.

„Eigentlich müssten wir jetzt ihren Fahrzeugschlüssel sicherstellen, aber Sie haben den Sachverhalt verstanden und auch die Folgen erkannt. Sie lassen Ihr Auto stehen!“

„Ja natürlich. Aber ich gehe noch mal kurz in die Gaststätte und rufe von dort aus ein Taxi an. Mein Auto bleibt stehen, so wahr ich der Adlerwirt bin. Hand aufs Feuer“, verunstaltete er die bekannte Redensart und drehte sich von den Polizisten weg.

Zufrieden trottete dann der Schwergewichtige zurück in Richtung seiner Gaststätte, wo er nach einigen Ausfallschritten die schwere Eichentür scheinbar mühelos öffnete. „Mit dem möchte ich nicht unbedingt kämpfen“, hörte sich Lell respektvoll mit einem verlegenen Seitenblick zu seinem Kollegen sagen. Der war jedoch mit seinen Gedanken beschäftigt, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn man an einer verdeckten Stelle gewartet und den Mann dann dort abgepasst hätte. Doch traute er sich nicht seine Gedanken an den weitaus erfahreneren Obermeister weiterzugeben. Aber wie hatte Polizeihauptmeister Gernold über Sprechfunk gesagt: Prävention vor Repression!

„Und jetzt zu Ihnen gute Frau. Sie können ebenfalls nicht mehr fahren, also seien sie vernünftig!“

„Da haben sie recht, außerdem habe ich gar keinen Führerschein.“

Im Streifenwagen wurde der erforderliche Funkspruch abgesetzt: „Lage im Griff, konnten eine Trunkenheitsfahrt verhindern! Wollen aber ganz sicher gehen, dass der nicht mehr fährt und setzen deshalb die Streife erst nach einer kurzen Wartezeit fort.“

Lell wollte den Adler noch eine angemessene Zeit verdeckt observieren. Sicher ist sicher!

Als jedoch etwa zehn Minuten später ein Taxi an der Gaststätte anhielt, startete Engels den Motor und fuhr, ohne seinen Dienstvorgesetzten vorher zu fragen, weg. Lell musterte ihn jetzt erneut und murmelte nur etwas wie: „Das ging aber schnell.“ Engels sah ihn fragend an, fuhr aber trotzdem weiter.

Und tatsächlich wäre die eine Minute Wartezeit noch wichtig gewesen. Dann wäre den beiden Beamten auch nicht entgangen, dass lediglich die Dame ohne Führerschein in das Taxi einstiegen war und der Wirt nach einem kurzen, heftigen Disput allein zurückblieb.

„Kleinstunfall in der Bauernstraße“, tönte es aus dem Funklautsprecher. „Keine Verletzten!“ Lell quittierte mit den Worten: „Klar, fahren an.“

Der Kleinstunfall war schnell aufgenommen. Die junge Frau hatte beim Ausparken einen Frührentner, der auf der Bauernstraße unterwegs gewesen war, übersehen.

„Ein sogenannter: Muss-auch-noch-schnellzu-Rewe-Unfall“, spottete der junge Engels beim Wegfahren von der Unfallstelle. Lell war überrascht von der Lebenserfahrung des Neunzehnjährigen ...

Von der Bauernstraße ging es wieder zurück auf die B 295 in Richtung Leonberg.

Die beiden Kollegen schauten sich plötzlich erschrocken an. War er das nicht? Fuhr da nicht ...? Doch, das musste er sein! Ein Opel Omega fuhr vor ihnen. War der nicht rot? Der Pkw fuhr in weit ausholenden Schlangenlinien, sodass die gesamte Gegenfahrbahn miteinbezogen wurde.

Im Fahrzeug saßen zwei Personen. Ein Mann und eine Frau. Er fuhr.

„Mein Fall“, kam Engels jeglicher Äußerung von Lell zuvor. Der ging aber nicht darauf ein. „Überholen wird schwierig, versuch’s doch vorne, kurz vor der Kreisgrenze!“ Es klappte.

Nach circa fünfhundert Metern erkannte der Fahrer die rotweiße Kelle und wurde langsamer, bis er kurz vor dem Stillstand den Motor abwürgte und mit eingeschalteter Zündung auf der rechten Fahrspur stehen blieb.

„Wir kennen uns doch!“ Wieder war es Engels, der den ersten Satz für sich in Anspruch nahm.

Hinter dem Steuer saß ein übergewichtiger Mittfünfziger mit blauer Arbeitsmütze, stark schwitzend. Auf dem Beifahrersitz eine gepflegte Frau mittleren Alters.

Mit seinem zweiten Satz: „Bitte Ihren Führerschein und Fahrzeugschein“, riss PM Engels die Sachbearbeitung endgültig an sich.

Engels erklärte dem auf dem Fahrersitz immer mehr schwitzenden Mann die weiteren Maßnahmen: „Sie führten ein Kraftfahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr, offensichtlich unter alkoholischer Beeinflussung. Wir haben Sie gewarnt und Sie waren sogar einsichtig, also zunächst. Und jetzt, nur eine halbe Stunde später, treffen wir Sie fahrend an. Den weiteren Ablauf haben Sie uns noch vor der Gaststätte selbst erklärt.

Jetzt fahren wir zur Blutprobe nach Leonberg. Das heißt, wir führen vorher noch einen Alcotest durch, wenn Sie damit einverstanden sind.“

„Ja, ja, Sie machen nur Ihre Arbeit, geben Sie mir das Ding, will selber sehen, was ich intus habe!“

Nach drei untauglichen Versuchen kam doch noch ein Ergebnis zustande: 2,6 Promille!

„Also ein kleines Bier“, wiederholte Engels zweifelnd die Aussage des Mannes mit der blauen Mütze noch vor der Gaststätte.

„Steigen Sie bitte bei uns ein, wir fahren, wie schon gesagt, nach Leonberg zur Blutentnahme.“

Aber etwas war noch unklar. „Die Dame auf dem Beifahrersitz … das ist doch nicht Ihre Frau“, stellte Lell fest, als er mit seiner Taschenlampe ins Wageninnere leuchtete.

Der Mann atmete tief durch.

„Ja ... nein, sie ist meine Bedienung, und die ist … völlig nüchtern und, ihr werdet es nicht glauben, sie hat sogar einen Führerschein. Eigentlich … eigentlich müsste ich mich jetzt aufhängen!“

„Er wollte es doch so“, versuchte PM Engels mit seinem Beifahrer ein Gespräch zu beginnen. Die beiden Polizeibeamten waren bereits auf der Rückfahrt vom Kreiskrankenhaus Leonberg und fuhren gerade in Gerlingen ortsauswärts. Dort hatten sie ihren Probanden Zuhause abgeliefert. Er hat sich noch höflich bedankt. Von seinem Vorhaben, sich einen Strick zu nehmen, hatte er jedoch inzwischen Abstand genommen.

Als die beiden Polizisten bereits die Lichter von Ditzingen sahen, fasste der junge Engels seinen Mut zusammen und stellte die Frage, die ihm schon lange auf den Lippen lag: „Warum hast du mich bei Streifenbeginn so angestarrt?“

Lell erschrak zunächst. Er dachte kurz daran, Engels irgendetwas zu erzählen. Aber er wollte ja ein Vertrauensverhältnis aufbauen und entschied sich deshalb anders. „Tut mir leid, habe dich falsch eingeschätzt. Ich dachte einfach, dass du zu jung bist für die Polizei, fast noch ein Kind. Aber wie schon gesagt, habe es falsch eingeschätzt. Du hast es mir eben bewiesen. Und jetzt fahren wir zum Revier. Schreibarbeiten!“

Stefan Engels lächelte zufrieden.

Darauf hatte er gewartet. Er war angekommen, gleich im ersten Monat und sogar in der ersten Nacht.

Es war am Anfang nicht leicht, wenn man von der Bereitschaftspolizei zu einem richtigen Polizeirevier versetzt wird. Aber jetzt hatte er den ersten Schritt geschafft.

Der weitere Nachtdienst brachte nur noch einige Ruhestörungen und einen Privatstreit zwischen zwei Nachbarn.

Zufrieden fuhr Engels am nächsten Morgen pünktlich um 06.15 Uhr, mit seiner Benelli 750 SEI zur Ditzinger Gaststätte Ochsen. Dort hatte er ein kleines Doppelzimmer, das er mit dem Kollegen Rudolph von der Gegenschicht teilte.

Ein sonderbarer Einbrecher

„Es ist ärgerlich im Winter zum Nachtdienst zu fahren. Der Tag neigt sich dem Ende zu, draußen ist es schon dunkel und morgen früh bei der Heimfahrt ... ja, dann auch noch oder besser gesagt immer noch. Und wenn dann die Sonne aufgeht, wenn deine Umwelt auflebt und sich zu regen beginnt, dann schläfst du hoffentlich ein.

Verrückte Welt im Schichtdienst. Warum mache gerade ich das mit? Die Gedanken wirbelten durch Flohes Kopf, während er mit seiner Honda CB 750 F2 zum Polizeirevier fuhr.

Gegen 20.00 Uhr, kurze Besprechung, Lageeinschätzung. Streifeneinteilung.

„Flohe macht mit Konopka die erste Streife, dann sehen wir weiter“, schloss der Dienstgruppenleiter, Polizeihauptkommissar Otto Neckermann, seinen kurzen Vortrag über die aktuelle Lage, nachdem er außer ein paar allgemeinen Fahndungen nichts Weltbewegendes von sich gegeben hatte. Polizeimeister Konopka griff sich sofort den Fahrzeugschlüssel, wohl wissend, dass Polizeiobermeister Flohe mehr ein Freund des Beifahrersitzes war.

Maschinenpistole, Funkmappe, Taschenlampen und Handfunksprechgeräte. Alles in die Bereitschaftstasche, noch ein paar Worte mit den Kollegen wechseln, dass man heute Nachmittag auch schlecht geschlafen habe und das Kopfweh durch die fast schon obligatorischen Tabletten nicht wegzubringen sei. Dann ab in die Garage zu den Streifenwagen, die dort ordentlich in Reih und Glied standen. Erste Streife von 20.00 - 24.00 Uhr. Draußen ist es dunkel. Klar, was auch sonst.