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Wo stehe ich? Und was brauche ich, um wirklich weiterzukommen? Sich selbst und die eigenen Verhaltensweisen zu verstehen und sie so zu verändern, dass sie dem wahren Wesen entsprechen, ist ein langer und manchmal mühsamer Prozess. Dieses Buch ist so etwas wie eine Landkarte, die dir hilft, dein Ziel im Auge zu behalten und den Weg zu deiner eigenen Fülle mit Leichtigkeit zu gehen. Doreen Astrid Hüsser begleitet seit vielen Jahren Menschen auf diesem Weg. Mit Love & Fame hat sie ein Modell entwickelt, das dich ganzheitlich und Schritt für Schritt dabei unterstützt, mehr Lebensenergie zu erlangen, negative Prägungen aufzulösen und deinen ursprünglichen, vollkommenen Kern wiederzuentdecken. Mit zahlreichen Übungen für Körper, Geist und Seele, die dabei helfen, das Gelesene zu reflektieren und umzusetzen.
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Seitenzahl: 303
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Liebe Mama, was für einen Weg haben wir zusammen zurückgelegt! Ich bin so dankbar und voller Liebe für dich. Es war nicht immer einfach. Wenn ich manchmal in Gedanken mit dir spreche, sage ich dir, dass ich mich nun viel besser mit dir verstehe als früher, als unsere Muster und Wertvorstellungen noch zwischen uns standen. Als wir beide auf unseren Ansichten beharrten, statt einander zu lieben. Liebe Mama, wie gerne erinnere ich mich an unsere Kräuterspaziergänge, deine Kochkünste, dein soziales Engagement und deine Lust am Lachen und Feiern. Du warst voller Herzenswärme und leider auch sehr selbstkritisch. Mit einer schier unfassbaren Stärke hast du deine Alkoholsucht überwunden und mutig darüber gesprochen. Du hast nie über deine Kindheit gejammert oder dich über die vielen Schicksalsschläge beklagt. Du hast das Positive darin gesehen und diese Lebenseinstellung an mich weitergegeben. Danke, dass du in deinem letzten Lebensjahr noch den Mut hattest, dich mir ganz zu zeigen, sodass nur noch Liebe zwischen uns war.
Lieber Papa, du wundervollster aller Lehrmeister. Ich fühle mich immer noch beschenkt, einen so liebevollen Vater gehabt zu haben. Die Abende und Nächte, in denen wir zusammen Gedichte geschrieben haben, weil ich nicht schlafen konnte, weckten meine Lust am Schreiben. Danke, dass du mich verstanden und ernst genommen hast in einer Zeit, als dies noch ein völlig unmodernes Erziehungskonzept war. Ich saugte deinen freien Geist, deine Liebe zum Lernen und deine Leichtigkeit auf wie ein trockener Schwamm. Als du so früh von uns gingst, war ich voller Schmerz und konnte es kaum akzeptieren. Du warst meine Inspiration, mein Fels und eine unerschöpfliche Quelle der Heiterkeit.
Danke, dass ihr mir das Leben geschenkt habt!
Inhalt
Willkommen!
Lebensenergie
Wie du Kraft und Lebensfreude stärken kannst
Körperliche Grundlagen der Lebensfreude
Dich unterstützen lassen
Beständigkeit
Meditation
Orientierung
Wie du die Ursachen deines Verhaltens und deiner Gefühle erforschen kannst
Mit Yin und Yang zur Ganzheit finden
Wie ich wurde, wer ich bin
Erlebtes verarbeiten und neue Wege gehen
Vom Umgang mit den Gefühlen: Stärkendes stärken, Schwieriges beruhigen
Versorgen
Wie du Verantwortung für deine Bedürfnisse übernimmst
Deine Bedürfnisse
Gute Beziehungen pflegen
Gute Gedanken
Gute Gefühle kultivieren
Gute Bilder erschaffen
Achtsamkeit praktizieren
Gefühle ausdrücken
Hilfreiche Kräuter
Vier-Punkte-Programm zur Unterstützung in schwierigen Gefühlslagen
Einsatz
Wie du das Leben kreierst, das du dir wünschst
Ins Handeln kommen mit FAME
FAME
light
Schluss
Dank
Die Autorin
Herzlich willkommen, liebe*r Leser*in! Ich freue mich darüber, dass mein Buch den Weg zu dir gefunden hat. Was hat dich dazu bewogen, dieses Buch zu kaufen? Gut, eventuell hat es dir auch jemand geschenkt, weil er oder sie dachte, es könnte dir nützlich sein. Vielleicht warst du bereits in diversen Therapien und möchtest ein Selbsthilfebuch, das dich ernst nimmt und dich anregt, Themen, die dich noch beschäftigen, aufzulösen. Allenfalls ist dies auch dein erster Ratgeber und du möchtest eine Übersicht über die verschiedenen Prozess-Stadien und viele Übungsmöglichkeiten bekommen. Vielleicht hast du es auch einfach satt, auf deinen Kopf reduziert zu werden, und möchtest mehr über die Zusammenhänge zwischen Körper, Seele und Geist erfahren.
Wenn dies dein Wunsch ist, wird dieses Buch dir helfen. Seit über 20 Jahren begleite ich Menschen auf ihrem Weg und hoffe, dass ich nun auch dich unterstützen kann, damit du dich wohl und glücklich fühlst.
Der Wunsch zu helfen führte mich mit Ende zwanzig in das Studium der Traditionellen Chinesischen Medizin. Während dieser Ausbildung entdeckte ich auch mein großes Interesse an der Heilkraft der Kräuter. Die Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin beinhaltet eine Ausbildung in Phytotherapie und ich hatte das große Glück, den Lehrgang mit westlichen Kräutern absolvieren zu dürfen. Mein Wissensdurst war nach erfolgreichem Abschluss dieses Studiums angestachelt und ich wollte mehr wissen und besser verstehen, wie wir funktionieren und weshalb. Deshalb erweiterte ich meine Fähigkeiten mit der Ausbildung zur Craniosacral-Therapeutin und der Ausbildung in Viszeraler Osteopathie. Aus- und Weiterbildungen im Bereich Trauma- und Prozessbegleitung und einen höheren Fachausweis als Komplementär-Therapeutin rundeten meinen Werdegang ab.
Ein Ziel erreichst du nur, wenn dir bewusst ist, wo du ankommen willst. Die Wege dahin können vielfältig sein – viele Wege führen nach Rom. Mein Buch ist so etwas wie eine Landkarte, die dir hilft, dein Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Es ist gegliedert nach LOVE, einem Konzept, das mein Mann und ich entwickelt haben und das wir gerne in unserer Arbeit einsetzen. Die vier Buchstaben L-O-V-E stehen für Folgendes:
Fühlst du dich physisch und psychisch fit und ausgeglichen? Wo würdest du auf einer Skala von null bis zehn deinen Energielevel einordnen? Unsere persönliche Lebensenergie kann durch Energien von außen unterstützt werden: ein gesundes Glaubenssystem, eine tragende Familie, eine*n liebevolle*n Partner*in, Tiere oder Freund*-innen. Ohne genügend Lebensenergie ist es schwer, etwas zu verändern, denn dir fehlt die Kraft dazu.
In unserem Leben gibt es einen roten Faden. Situationen und Erfahrungen wiederholen sich. Sie stehen in einem engen Verhältnis zu den Glaubenssätzen, die du als Kind gewählt hast. Wenn du dir bewusst wirst, wie du dich verhältst und weshalb, hast du die Möglichkeit, neue Wege zu gehen und dich von einengenden Mustern zu befreien.
Versorgst du dich ausreichend mit dem, was du brauchst? Lerne, Verantwortung für deine Bedürfnisse zu übernehmen, und finde Wege, um sie zu erfüllen. Das sättigt dich und ermöglicht es dir, in innerer und äußerer Fülle zu leben.
Setze um, was du erkannt hast. Geh deinen Weg Schritt für Schritt, in deinem persönlichen Tempo, mutig und klar.
Deinen „Weg nach Rom“ kannst du so gestalten, wie es dir entspricht. Und du kannst das Buch so nutzen, wie du es gerade brauchst. Du fühlst dich ausgebrannt und leer und dir fehlt jeglicher Tatendrang? Dann hoffe ich, du entdeckst im Teil „Lebensenergie“ Möglichkeiten, um deinen Energielevel zu steigern. Wenn du die Beweggründe für dein Denken und Handeln nachhaltig erforschen möchtest, empfehle ich dir den Teil „Orientierung“. Vielleicht möchtest du möglichst schnell dein Ziel erreichen, ohne den Weg dazwischen zu erkunden. Dann schlage gleich das Kapitel „Einsatz“ auf und schaue, ob du mit dem Umsetzungstool „Fame“ zum Ziel gelangst.
Welchen Teil du auch immer auswählst, es ist wichtig, dein Ziel im Auge zu behalten. Wie du dort hingelangst, spielt keine Rolle. Dadurch wird dein Weg nie langweilig oder starr, er wird deinen momentanen Möglichkeiten entsprechen. Durch deine innere Ausrichtung wird jeder noch so kleine Teilabschnitt wichtig und führt dich ein Stückchen näher zu deinem persönlichen „Rom“.
Zu jedem Abschnitt findest du vielfältige Übungsangebote und Reflexionsimpulse. Ich möchte dich ermutigen, dir Zeit dafür zu nehmen. Denn nur, wenn wir wirklich ins Tun kommen, verändert sich etwas in unserem Leben.
Mit diesem Buch möchte ich dir helfen, dich und deine Verhaltensweisen zu verstehen und sie so zu verändern, dass sie deinem wahren Wesen entsprechen. Meine Leidenschaft ist es, dich darin zu unterstützen, deinen ursprünglichen, vollkommenen Kern wiederzuentdecken und zu fördern.
Ich wünsche dir einen spannenden und erkenntnisreichen Weg zu dir selbst und freue mich, dass ich dich mit meinem Buch begleiten darf.
Doreen Astrid Hüsser
In der chinesischen Philosophie und Medizin hat „Qi“, das man am besten mit „Lebensenergie“ übersetzt, eine zentrale Bedeutung. Qi fließt in uns und um uns. Wenn sich unser Qi frei, kraftvoll und harmonisch in unserem Körper bewegen kann, fühlen wir uns wohl.
„Qi“ hat im Lauf meiner Berufstätigkeit eine immer größere Bedeutung bekommen. Am Anfang meiner Laufbahn lag mein Fokus darauf, möglichst alles zu ergründen, was den Klienten zu der Person gemacht hat, die er war. Über die Jahre wurde mir aber immer bewusster, dass das Verstehen der eigenen Geschichte zwar wichtig ist, man sein Leben jedoch nur schwer verändern kann, wenn einem nicht genügend Energie zur Verfügung steht. Wir sind dann zu müde, um uns unseren Problemen zu stellen, und hangeln uns mehr schlecht als recht durch den Tag. Es fehlt die Energie, etwas zu unternehmen, Problemen gehen wir aus dem Weg oder wir explodieren bei jeder Kleinigkeit. Für Nähe oder tiefe Freundschaften fehlt die Kraft oder die Lust. Anstatt uns gesund zu ernähren, stopfen wir wahllos Essen in uns hinein und am Ende des Tages lassen wir uns vom Computer oder vom Fernsehen berieseln. Das Leben macht ohne Energie einfach keinen Spaß! Die Erfahrung, mich völlig ausgebrannt und hilflos zu fühlen, gab es auch in meinem Leben. Sie hilft mir heute, Menschen zu verstehen, die am Rande ihrer Kräfte sind.
„Mens sana in corpore sano – Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“, besagt eine lateinische Redewendung. Aber inwiefern hat unser körperliches Befinden wirklich mit unserem Geist zu tun? Ein einfaches Beispiel zeigt den Zusammenhang: Wie fühlst du dich nach einer Nacht, in der du zu viel getrunken hast? Wahrscheinlich ist dir ein wenig übel und dein Kopf tut weh. Jedes Geräusch ist zu laut und die Zunge fühlt sich schwer an. Wie wirkt sich dieses körperliche Befinden auf deinen Gemütszustand aus? Dies ist natürlich von deiner persönlichen Konstitution abhängig, aber eine unangenehme Auswirkung fühlen wir alle. Einige wollen nichts mit der Außenwelt zu tun haben und muffeln vor sich hin. Andere fühlen sich schuldig und handeln am nächsten Tag aus diesem Gefühl heraus. Wieder andere sind latent aggressiv und warten nur darauf, jemanden anschreien zu können oder über den Zustand der Welt zu lästern. Vielleicht wird dir das eine oder andere Verhalten bekannt vorkommen.
Ich meditiere jeden Morgen vor dem Frühstück und die erste Frage, die ich mir in der Meditation stelle, ist: Doreen, wie fühlst du dich? Ich lasse diesen Gedanken wie einen Stein auf den Grund meines Gefühlsbodens sinken. Ich konnte bei mir selbst beobachten, wie ich nach zu viel Alkohol (das sind bei mir zwei Gläser) meine wütenden Gedanken nicht mehr kontrollieren konnte, sondern von ihnen überrollt wurde. Wenn ich zu viel, zu süß oder zu fettig esse, fühle ich mich oft trauriger als sonst. Es ist dann schwierig, meinen Geist auf etwas Freudvolles auszurichten oder Dankbarkeit zu fühlen. Ähnliche Reaktionen kann ich bei meinen Klient*innen beobachten. Wenn wir über ihre Ernährungsgewohnheiten gesprochen haben und sie anfangen, sich gesund und ihrer Konstitution entsprechend zu ernähren, fühlen sie sich nicht nur in ihrem Körper bedeutend wohler. Sie fühlen sich oft fröhlicher, weniger wütend und sind bereit, anstehende Veränderungen in ihrem Leben umzusetzen. Auch ein gesundes Maß an Bewegung und genügend Schlaf tut uns gut. Wenn du erschöpft bist und darauf wartest, dass sich deine Situation von selbst verändert, musst du vermutlich sehr lange warten. Viel sinnvoller ist es, selbst dafür zu sorgen, dass du mehr Energie hast. Erfahrungsgemäß sind folgende Gewohnheiten maßgeblich dafür verantwortlich, wie unsere Energiespeicher gefüllt sind:
Schlaf: 7 bis 8 Stunden, besonders wertvoll ist der Schlaf vor Mitternacht
Ernährung: gesunde Nahrungsmittel, frisch zubereitet; wenig Zucker und Fett; kleine Portionen, achtsam und regelmäßig essen.
Beziehungen: Mit wem verbringe ich viel Zeit? Tun mir diese Menschen gut? Verbringe ich genügend Zeit mit meinen wirklich guten Freundinnen und Freunden und mit meinem Partner, meiner Partnerin?
Medien/Informationen: Welche Form von Information bereichert mich nachhaltig? Lasse ich mich unzensiert von allen Medien beeinflussen und belasten? Schaue ich oft fern oder verbringe ich viel Zeit auf Facebook, Instagram und Youtube?
Bewegung: Unser Körper braucht Bewegung. Wie oft und wie sinnvoll bewege ich ihn?
Gedanken: Wie denke ich über mich und mein Leben? Hänge ich ständig belastenden Gedanken nach oder kultiviere ich Dankbarkeit und Freude?
Arbeit/Beschäftigung: Macht meine Arbeit Freude und entspricht sie meinen Talenten und Fähigkeiten?
Glauben/Spiritualität: Fühle ich mich getragen und unterstützt von meinem Glauben? Lebe ich eine gesunde, lebensbejahende und menschenwürdige Spiritualität?
Wenn du das Gefühl hast, dass dein jetziges Energielevel auf einer Skala von null bis zehn unter sieben ist, dann empfehle ich dir, einen der acht Punkte auszuwählen und etwas daran zu ändern. Im Kapitel „Einsatz“ wirst du ein Umsetzungs-Tool kennenlernen, das „FAME“ heißt. Du kannst gerne nach vorne blättern und für den gewünschten Punkt ein „FAME“ erstellen. Wähle als erstes „FAME“ etwas ganz Einfaches aus, zum Beispiel: Ich gehe am Abend eine halbe Stunde früher ins Bett und davor mache ich einen kleinen Abendspaziergang. Solche kleinen, aber stetigen Veränderungen steigern dein Wohlbefinden sofort. Auch jede Form von Therapie, die dir hilft, dich körperlich kräftiger, mental ausgeglichener und zentrierter in deinem Körper zu fühlen, ist absolut sinnvoll. Oft ist bereits die Absicht, Hilfe anzunehmen und Verantwortung für die momentane Situation zu übernehmen, heilsam und steigert dein Energielevel.
Um auf Dauer mehr Energie zu bekommen, ist es wichtig, Unterstützung annehmen zu können und sich selbst gut zu unterstützen. Doch oft haben wir Mühe, Unterstützung anzunehmen. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist, dass wir es als Schwäche ansehen, um Hilfe zu bitten, weil es mit dem Urteil verknüpft ist: Ich schaffe es nicht alleine, ich bin nicht gut genug.
Mit 37 wurde ich zum dritten Mal schwanger – ungeplant. Ich war seit einem Jahr von meinem ersten Mann, mit dem ich zwei Töchter hatte, getrennt. Nach einem sehr turbulenten Trennungsjahr kam ich langsam wieder auf die Füße. Ich lernte meinen jetzigen Mann kennen und wurde nach drei Monaten schwanger. Die Schwangerschaft war ein Schock für mich. Ich konnte mir zwar gut vorstellen, noch einmal ein Kind zu bekommen, fühlte mich aber zu diesem Zeitpunkt weder körperlich noch psychisch bereit, wieder Mutter zu werden. Trotz der schwierigen Umstände verlief die Schwangerschaft super und ich fühlte mich fit und wohl. Auch die ambulante Geburt unseres fast vier Kilogramm schweren Sohnes im Geburtshaus verkraftete ich gut.
Zwei Tage später schleppte mich mein Mann in ein Möbelhaus. Ende der ersten Woche fuhren wir an den Neuenburgersee, damit mein Mann Kitesurfen konnte. Ich fühlte mich total erschöpft und auf der Rückfahrt bemerkte ich, wie ich langsam fiebrig wurde. Ich hatte mir eine Brustentzündung zugezogen.
Die ersten Warnzeichen ignorierte ich einfach und stillte meinen Sohn, der prächtig gedieh, tagsüber alle ein bis zwei Stunden. Zudem musste ich jeden Tag früh aufstehen, um für meine Töchter Frühstück zu machen. Wenn mein Sohn schlief, blieb kaum Zeit, um das Mittagessen vorzubereiten. Die Nachmittage verliefen ähnlich hektisch und am Abend sank ich völlig erschöpft ins Bett. Ich fühlte mich eingesperrt, ausgelaugt und ohnmächtig.
Natürlich gab es auch in dieser Zeit wunderbare Glücksmomente. Ich erinnere mich noch gut, dass mein Herz vor Liebe überlief, wenn ich in die Augen meines Sohnes sah. Mein Mann war überglücklich, Vater zu sein, lebte aber sein Leben weiter wie vor der Geburt. Ich war wütend auf ihn, hatte aber nicht den Mut, meine Situation klar anzusprechen, da ich Angst hatte, verlassen zu werden. Ich wurde immer dünner, während mein Sohn immer dicker wurde. Mein Mann ist sechs Jahre jünger als ich, vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass ich noch mehr leisten wollte, als es ohnehin meiner Konditionierung entsprach. Ich verlor den Blick für mögliche Hilfe. Ich war der festen Überzeugung, dass ich es aus eigener Kraft schaffen müsste und mich mein Mann aus freien Stücken mehr unterstützen sollte. Ich ging unachtsam mit meiner eigenen Energie um und erschöpfte mich immer mehr.
Ich hatte bis dahin bereits einige Menschen betreut, die unter depressiven Verstimmungen litten. Bis zu meinem eigenen Zusammenbruch war ich davon überzeugt, dass man mit gutem Willen und der richtigen Einstellung aus solchen Phasen herauskommt. Auf einmal war ich jedoch selbst in der Situation, dass ich morgens aufstand und Verzweiflung, Trauer und Ohnmacht wie eine Welle über mir zusammenschwappte. Ich fühlte diese Welle jeweils auf mich zukommen, war aber unfähig sie aufzuhalten. Außerdem schämte ich mich fürchterlich. Als Therapeutin erzählte ich täglich anderen Menschen, wie sie ihr Leben in den Griff bekommen konnten, und ich selbst hatte gerade gar nichts mehr im Griff. In solchen Situationen sieht man die Welt nicht mehr klar. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, mit dem Stillen aufzuhören oder meinem Sohn ab und zu die Flasche zu geben. Ich hätte meinem Mann den Ernst der Lage klarmachen können. Ich konnte nicht, weil ich keine Kraft dazu hatte. Meine Energie reichte nicht mehr aus, um Hilfe zu holen, klar zu denken oder besser für mich zu sorgen. Mein Blick war starr auf mein Baby gerichtet. Vielleicht aus einem Urinstinkt heraus wollte ich in erster Linie für meine Kinder sorgen und vergaß, dass diese nur gut versorgt sind, wenn ich es auch bin.
Manchmal schickt uns das Leben Engel und meiner kam in der Gestalt meiner Freundin Simone. Bei einem spontanen Besuch erkannte sie sofort den Ernst der Lage. Und sie tat das einzig Richtige: Sie packte meinen Sohn in ein Tragetuch, beruhigte meine Angst, er könnte während des Spaziergangs Hunger bekommen, und ging mit ihm raus. Dies war das erste Mal seit der Geburt, dass ich ohne meinen Sohn war und ich mich wieder als einzelnes Wesen fühlen konnte. Es grenzt an ein kleines Wunder, dass dieser lange Spaziergang und meine Zeit allein zu Hause ausreichten, um mich klarer denken zu lassen. Ich ließ es zu, dass man mir half, und stillte meinen Sohn nur noch tagsüber. Am Abend bekam er die Flasche, was mir ein Gefühl von Freiheit gab. Die Welle kam nie mehr zurück. Ich kann mich aber heute noch gut an das Gefühl erinnern, völlig überfordert zu sein. Ich kann Menschen mit Burnout und Depressionen seit diesem Erlebnis besser verstehen und bin mittlerweile sehr dankbar für das, was ich erlebt habe.
Meine Erfahrungen der Überforderung und Scham erkenne ich auch öfter bei meinen Klient*innen.
Doch es gibt keinen Anlass, sich zu schämen. Im Gegenteil: Es ist eine Stärke, seine eigenen Grenzen zu respektieren. Und abgesehen davon ist es für viele Menschen auch schön, einmal für andere da zu sein. Falls du dich niemandem in deinem Freundeskreis zumuten möchtest, kannst du auch professionelle Hilfe annehmen.
REFLEXION
Fünf-Minuten-Variante
Hättest du gerne mehr Unterstützung? Wenn ja, hast du diesen Wunsch bereits ausgesprochen? Hast du Freunde und/oder Familie, die du um Unterstützung bitten kannst? Wenn ja, wer?
Vertiefung
Wie leicht fällt es dir, dich unterstützen zu lassen?
Welche Form der Unterstützung brauchst du am dringendsten? (Zuhören, Entlastung im Alltag, zielgerichtete Ratschläge, Unterstützung für körperliche Beschwerden?)
Viele erlebten als Kinder, dass sie in dem, was für sie selbst wichtig war, nicht unterstützt wurden. Statt unterstützt zu werden, wurde Druck auf sie ausgeübt, bestimmte Anforderungen zu erfüllen. Diese Anforderungen brachten sie vielleicht vorwärts, aber meist nicht in ihrem Tempo und oft nicht in die eigene Richtung, sondern in die, die ihre Eltern oder die Gesellschaft für sie vorgesehen hatte. Andere wurden unterfordert. Jede Aufgabe, jede Schwierigkeit wurde aus dem Weg geräumt und so hatten sie keine Chance, an den Herausforderungen des Lebens zu wachsen.
Diese Erfahrungen graben sich tief in unser Unterbewusstsein und in unser Denken ein. Unsere Gedanken führen fort, was wir als Kinder erlebt haben. Deshalb ist es wichtig, unterstützende Gedanken einzuüben.
Eines meiner liebsten Werkzeuge ist die Arbeit mit dem Wort „wie“. Wie fühle ich mich unterstützt? Dieser Satz bringt meine Gedanken zum Stillstand und richtet sie neu aus. Wenn ich meine Gedanken vor sich hin plappern lasse, dann erzählen sie mir, was alles falschläuft, und setzen mich unter Druck. Sobald ich mich aber fokussiere und meinen „Wie-Satz“ sage, stelle ich mein Gedanken-Navigations-System in die gewünschte Richtung ein. Ich schnappe dann manchmal nach Luft und höre förmlich, wie mein Gedankenkarussell durchei-nanderpurzelt. Diese Pause hilft mir, meine alten Gedanken loszulassen und mich wieder auf eine unterstützende Richtung einzustimmen.
Ein weiteres Hilfsmittel sind meine körperlichen Reaktionen. Fühle ich mich unterstützt, bleibt mein Körper entspannt und ist voller Kraft. Wenn ich mir eine große Aufgabe stelle, nehme ich ein leicht aufgeregtes Gefühl wahr. Dann überprüfe ich, ob ich wirklich die nötigen Kompetenzen für diese Herausforderung habe. Wenn ja, dann ist die Aufregung ein Zeichen dafür, dass ich mich außerhalb der Komfortzone befinde. Ich fühle mich dann so, wie ein Kind vor dem ersten Sprung ins Wasser. Ich bin aufgeregt, weiß aber, dass ich es schaffen und danach unglaublich stolz sein werde! Auf dieses Gefühl fokussiere ich mich dann. Üben meine Gedanken jedoch Druck auf mich aus, zieht sich mein Bauch zusammen und ich fange an, flach zu atmen. Reagiert mein Körper auf diese Weise, kann ich erkennen, dass ich mich auf dem Holzweg befinde. Ich atme einmal tief durch und lenke meine Gedanken wieder in die gewünschte Richtung. (Zum Beispiel mit: Wie kann ich mich unterstützen, damit ich mehr Energie bekomme, Nein sagen kann, mehr Schlaf bekomme, gesünder esse? etc.)
Vielleicht kennst du auch solche körperlichen Symptome. Sie helfen dir dabei, genau zu schauen, welcher Gedanke dich unterstützt und welcher dich unter Druck setzt. Sich mit der Frage zu beschäftigen, welche Gedanken dich bestärken, ist wichtig, damit du deinen Unterstützungs-Kanal öffnen kannst und besser für dich sorgst.
REFLEXION
Fünf-Minuten-Variante
Setzt du dich gedanklich oft unter Druck?Wenn ja, welcher neue Gedanke, welche Affirmation könnten dich unterstützen?Ich darf mir helfen lassen.
Es ist mutig und sinnvoll, um Unterstützung zu bitten.
Wenn ich Unterstützung brauche, darf ich darum bitten.
Was ist mir heute gut gelungen?Oder arbeite mit dem Wort „wie“, um dein Gedanken-Navigations-System einzustellen:Wie kann ich mich heute am sinnvollsten unterstützen?
Wie kann ich heute meine Stärken am wirksamsten einsetzen?
Vertiefung
Welche deiner Talente oder Eigenschaften möchtest du fördern?Kannst du körperliche Signale erkennen, wenn du dich unter Druck setzt? Wenn ja, welche Signale nimmst du wahr?Welche körperlichen Signale fühlst du, wenn du dich unterstützt oder dich unterstützt fühlst?Durch die letzten beiden Fragen sind wir beim Körper angelangt. Mein Körper ist für mich zur ehrlichsten und treusten Freundin geworden. Das war nicht immer so. Lange Zeit hatte ich kaum Zugang zu meinem Körper. Ich nahm seine feinen und manchmal heftigen Signale nicht wahr und verließ mich voll und ganz auf meinen Kopf.
Dort hatte ich schon in frühester Kindheit ein hochsensibles Sicherheitsnetz eingerichtet. Ich versuchte, die kleinsten Veränderungen in meiner Umgebung wahrzunehmen und darauf zu reagieren. So fühlte ich mich halbwegs sicher. Dieses Gedanken- und Wahrnehmungskonstrukt brauchte aber Unmengen an Energie und ich fühlte mich oft unsicher.
Mein Körper diente höchstens als optisches Lockinstrument. Als Mädchen erlebte ich eine Welt, die geprägt war von der Idee, dass eine Frau vor allem gut aussehen musste, um Beachtung und Liebe zu bekommen. Weil meine Nase scheinbar nicht diesem Ideal entsprach, betonte meine Mutter immer wieder, dass ich sie dann operieren könne, wenn ich erwachsen wäre. Sie war sich natürlich nicht bewusst, was sie damit mit meinem Körpergefühl angerichtet hatte. Ich atmete meist sehr oberflächlich und aß immer sehr hastig. Ich flog ständig über meine eigenen Füße, ließ oft etwas fallen und verschüttete regelmäßig Getränke. Kurz, ich war in meinem Körper nicht richtig anwesend. Seine Signale wahrzunehmen, empfand ich als gefährlich. Ich hätte dann meine unglaubliche Wut, meine Trauer, meine Hilflosigkeit, aber auch meine Lust am Leben oder später meine Sexualität gespürt und somit die vermeintliche Kontrolle verloren.
Leider hören wir mit diesen Mustern nicht einfach auf, wenn wir erwachsen werden. Ich habe also weiter hastig gegessen, getrunken, geliebt und kaum geatmet, damit ich ja nicht fühlen musste, was da wirklich in meinem Körper vor sich ging. Dass ich mir dann ausgerechnet Berufe suchte, in denen der Körper eine zentrale Rolle spielte, ist bestimmt kein Zufall. Ich habe eine Weile Aerobic unterrichtet. Später wechselte ich zum Pilates, wo die Atmung eine zentrale Rolle spielt. Man führt sehr langsam klare, gezielte Bewegungen aus und achtet darauf, wie der Körper auf diese Bewegungen reagiert. In meinem Beruf als Craniosacral-Therapeutin und in der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt das Gleiche. Achtsame Berührungen und das Verstehen der Zusammenhänge zwischen Körper und Geist prägen diese Formen der Alternativmedizin.
Wie unterstützt du deinen Körper? Was mag er und was nicht? Gehst du liebevoll mit ihm um und nimmst seine Reaktionen wahr? Ich möchte dir Mut machen, dich auf deinen Körper einzulassen. Erfahre und erfühle, was ihm guttut und was ihn unterstützt. Du wirst sehen, deine Lebensenergie und deine Freude werden innerhalb kurzer Zeit zunehmen, je besser du die Signale in deinem Körper wahrnimmst und ihn entsprechend unterstützt.
ÜBUNG
Setze dich hin und schließe sanft die Augen. Fühle, wie dein Atem fließt. Ganz von allein strömt er in dich hinein und wieder hinaus. Richte deine Aufmerksamkeit nach innen, in deinen Körper. Wie fühlt sich dein Körper an? Nimm bewusst an, was du gerade bemerkst. Beobachte, was in deinem Körper geschieht, wenn du ganz aufmerksam bei ihm bist.
Unsere Gedanken sind schneller als der Körper. Deshalb herrscht der Kopf meist vor und ist genervt über die Empfindungen des Körpers. Der Kopf hat viele Yang-Anteile (schnell, aktiv, männlich) und der Körper viele Yin-Anteile (langsam, passiv, ruhig, weiblich). Wenn der Kopf den Körper wahrnimmt, werden sie zu einer Einheit. Der Geist wird ruhiger und passt sich an das Tempo des Körpers an. Der Atem ist dir dabei eine große Hilfe. Du kannst ihn bewusst in taube oder schmerzhafte Körpergebiete lenken oder durch eine tiefe, langsame Atmung deine Gedanken oder Gefühle beruhigen. Fühle, was sich in deinem Körper verändert, wenn du mit deiner ganzen Aufmerksamkeit bei ihm bist. Falls du eine Stelle in deinem Körper fühlst, die besonders bedürftig oder schmerzhaft ist, dann lege liebevoll deine Hand darauf. Falls die Stelle für dich nicht gut erreichbar ist, dann stelle dir vor, dass jemand liebevoll seine Hand dorthin legt.
Wie fühlt es sich an, wenn du an dieser Stelle Unterstützung bekommst? Was kann sich entspannen oder bekommt mehr Kraft? Wie verändert dies deine Atmung, dein Wohlbefinden im Körper? Bleibe so lange bei dieser Berührung, wie es dir guttut. Öffne dann in deinem Tempo langsam wieder die Augen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen ihre Ressourcen weder kennen noch nutzen. Eine Ressource ist etwas, das dich stärkt und unterstützt. Weil Ressourcen sehr vielfältig und unterschiedlich sind, ist die Arbeit mit ihnen einfach und individuell. Wenn du dir deiner Ressourcen bewusst wirst, befreist du dich vom Zwang, ein bestimmtes Erlebnis oder eine bestimmte Person zu brauchen, damit du dich genährt oder vollkommen fühlst, sondern kannst vielmehr aus einer riesigen Palette deiner Ressourcen das wählen, was dich in diesem Moment stärkt.
Ressourcen können Menschen, Tiere, bestimmte Orte, Gerüche, etwas aus deinem Glaubenssystem, Wissen, die Natur, deine Wohnung, dein Haus, Hobbys, finanzielle Ressourcen, stärkende Erlebnisse oder unterstützende Worte (Zuspruch, Gebete, Mantras) sein. Die vorhandenen Ressourcen bewusst einzusetzen, hat eine stärkende und zugleich entspannende Wirkung.
Beim „Trainieren“ deiner Ressourcen gehst du ganz ähnlich vor wie beim Trainieren deiner Muskeln. Du übst täglich, fängst mit kleineren Sequenzen an und steigerst dann die Intensität oder Dauer deines Trainings. Wenn es dir noch schwerfällt, deine Gefühle zu benennen, dann versuche über deinen Verstand wahrzunehmen, wie sich diese Ressourcen positiv auf dich auswirken könnten, und schreibe es auf. Zum Beispiel: Meine Familie ist eine gute Ressource für mich, sie gibt mir Stabilität und Geborgenheit.
Ressourcen, die auf Menschen abgestützt sind, haben übrigens auch dann eine nährende Wirkung, wenn diese Menschen nicht physisch anwesend sind. Man kann sie sich jederzeit ins Bewusstsein holen, wo sie ihre stärkende Wirkung entfalten können.
Wenn du das Gefühl hast, zu wenig Ressourcen zu haben, sorge dafür, dass du Zeit einplanst, deine Ressourcen zu entwickeln. Was tut dir gut? Was könnte dich stärken? Welche Menschen, Aktivitäten oder Gedanken könnten dich unterstützen?
Vielleicht entdeckst du immer mehr Ressourcen. Unsere Energie folgt unserer Aufmerksamkeit. Wenn wir sie auf unsere Ressourcen richten, stärken wir unsere natürliche Energie. Unsere Ressourcen geben uns die Kraft, um unsere Visionen umzusetzen.
ÜBUNGEN
Fünf-Minuten-Variante
Schreibe auf ein Post-it eine Ressource und klebe es an deinen Badezimmerspiegel. Bei jedem Blick in den Spiegel erinnerst du dich an diese Ressource.
Du kannst dir auch während des ganzen Tages immer wieder eine deiner Ressourcen ins Gedächtnis rufen. Du kannst sie dir laut oder leise zusprechen. Zum Beispiel: „Ich bin so glücklich, dass ich eine gute Freundin habe, die immer für mich da ist. Das gibt mir Stabilität und ich fühle mich geliebt.“ Oder: „Ich bin so dankbar für die Schönheit der Natur um mich, sie macht mich fröhlich und beruhigt mich.“
Vertiefung
Ressourcenkreis
Male auf ein Blatt Papier einen großen Kreis. Auf den Rand dieses Kreises notierst du dir deine Ressourcen. Wenn du magst, kannst du die Ressourcen auch zeichnen oder als Symbol darstellen. Nun schreibst oder malst du in die Mitte des Kreises dein „ICH“. Hänge dieses Bild an einen Ort, an dem du dich oft aufhältst. Verinnerliche es dir, sodass sich dieses Bild in dir verankert und du es jederzeit abrufen kannst.
Körperübung
Lege dich hin und schließe die Augen. Stelle dir alle deine Ressourcen als nährenden und schützenden Kreis um dich herum vor. Bemerke, wie es sich auf deine Gedanken und deinen Körper auswirkt, wenn du dir deiner vorhandenen Ressourcen bewusst wirst.
Nimm dir mindestens drei Wochen täglich Zeit, um einige Minuten in deinem Ressourcenkreis zu verbringen. Notiere dir, was sich durch den Fokus auf deine Ressourcen in deinem Körper, in deinen Gedanken oder an deiner Stimmung verändert.
Ein gesunder Glaube ist eine riesige und unerschöpfliche Ressource. Zu glauben, dass wir die Schöpfung von etwas Großem voller Liebe sind, hilft uns, unser Bestes zu entfalten. Wenn wir in Beziehung mit dieser großartigen Quelle sind, können wir uns von unserer Vergangenheit lösen und uns auf den Weg in eine kraftvolle und glückliche Zukunft machen. Wenn der Glaube zur Kraftquelle wird, ist dies etwas, was schwer in Worte zu fassen ist. Versuchen werde ich es trotzdem. Es ist die ganz persönliche Beziehung mit etwas, das größer ist als wir selbst. In dieser Verbindung erleben wir Liebe, Freude, Glückseligkeit und Licht.
Für mich persönlich ist mein Gott die Liebe, das Unfassbare, der Fels, auf den ich baue, mein bester Freund und meine Wegweiserin. Er/sie ist die Stimme in mir, die mich immer wieder aufweckt und mich stupst, wenn ich wieder faule Kompromisse mache. Die Kraft, die mich aufrichtet und mir sagt: „Geh raus aus deiner Opfer-/Märtyrer-Rolle und werde du selbst. So möchte ich dich, denn so habe ich dich geschaffen.“ Gott nimmt es mit Humor, wenn ich wieder in meinen Dramen schwelge, und treibt mich an, Spaß zu haben, wenn ich meine Aufgaben zu ernst nehme.
Leider haben viele Menschen durch die Religion Verletzungen erfahren. Dies macht es schwierig, wieder an alte Glaubenssysteme anzuknüpfen. Ich möchte dich ermutigen, deinen eigenen, persönlichen Glaubensweg zu finden. Deine ganz persönliche und innige Verbindung mit dieser wunderbaren, liebenden Energie. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit dieser Energie, mit Gott oder wie auch immer du es nennen magst, Kontakt aufzunehmen. Ich glaube daran, dass Gottes Stimme in jedem von uns lebt. Du hast sie bestimmt schon einmal gehört. Wenn du ihr folgst, fühlt sich das gut an und die Dinge entwickeln sich auf wundersame Weise richtig. Natürlich gibt es verschiedene Stimmen in uns und viele davon sind nicht hilfreich. Du hörst vielleicht immer noch die Stimme eines Lehrers, der Eltern oder der Gesellschaft; Stimmen, von denen du dich nicht gesehen oder unterstützt fühlst. Sie erzählen dir, dass du nicht genügst oder dass es egal ist, was du tust. Vielleicht drängt dich eine Stimme auch zur Perfektion und zum Festhalten an alten Geschichten. Diese Stimmen halten dich in deinen alten Mustern fest. Die gute Stimme in dir hat konstruktive Ideen, gibt dir Mut und sagt im richtigen Moment auch „Stopp“. Das ist die Stimme, von der ich spreche.
Um dich im Hören dieser Stimme zu üben und deinen persönlichen Weg zu Gott zu finden, lade ich dich zu folgender Übung ein:
ÜBUNGEN
Fünf-Minuten-Variante
Sage jeden Morgen folgende Affirmation: Ich werde geliebt von einer Macht, die größer ist als ich (wenn du für diese Macht schon einen konkreten Namen hast, kannst du natürlich diesen verwenden). Diese Liebe wird mich während des ganzen Tages und in jeder Situation begleiten.
Oder:
Ich habe eine liebevolle und weise Kraft in mir. Diese Liebe wird mich während des ganzen Tages und in jeder Situation begleiten.
Vertiefung
Setze dich einen Moment hin und schließe die Augen. Atme bewusst ein und aus. Stell dir vor, du machst eine Reise in die Mitte deines Herzens. In deinem Herzen lebt ein Teil von dir, der immer in Verbindung mit der göttlichen Energie war (du kannst gerne auch einen anderen, für dich passenden Namen nehmen). Wenn du ganz still wirst und achtsam auf diese Stimme in deinem Herzen hörst, kannst du sie vernehmen.
Vielleicht begegnest du auch einer Gestalt oder einem Wesen, welches für dich diese liebende Energie darstellt. Atme ruhig und gleichmäßig weiter und lausche, ob du die Stimme bereits hörst. Vielleicht spricht dieses Wesen auch mehr in Bildern oder Gesten zu dir. Das ist genauso hilfreich wie Wörter.
Prüfe einen Moment, ob sich diese Stimme, die Bilder oder Gesten für dich richtig und gut anfühlen. Vielleicht magst du mit dieser Stimme oder dieser Gestalt sprechen? Oder du hörst ihr ganz einfach zu und lässt dich von ihrer liebenden Gegenwart verwandeln. Verweile hier, solange du magst. Wenn du dich gestärkt genug fühlst, kannst du diesen Ort verlassen.
Du weißt, dass du jederzeit hierhin zurückkommen kannst. Atme noch eine Weile ruhig weiter. Fühle, ob dir diese Begegnung gutgetan hat. Hat sie dich gestärkt und ermutigt? Fühlst du dich entspannter oder klarer? Wenn du bereit bist, kannst du deine Augen wieder öffnen und noch einige bewusste Atemzüge nehmen.
Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um an diesem Ort in deinem Herzen zu verweilen. Mache dir bewusst, dass es eine Energie gibt, die dich unterstützt, liebt und zu dir spricht (manchmal auch in Bildern oder Gefühlen). Mit der Zeit kannst du immer besser unterscheiden, wann diese Stimme zu dir spricht und wann wieder eine Stimme in dir laut wird, die dir nicht guttut. Je stärker deine Verbindung zu diesem Teil in dir wird, desto größer wird deine Gelassenheit und Sicherheit. Du bist nicht mehr abhängig von irgendwelchen Theorien, die andere aufgestellt haben. Du nimmst dich an, so wie du jetzt gerade bist, im Wissen, dass dich deine innerste Stimme auf den für dich richtigen Weg führt. Du steigerst so deine Lebensenergie, weil du dich verbunden, getragen und unterstützt fühlst.
„Gesundheit wächst vor der Haustür“ lautet der Untertitel meines Kräuterkurses. Ich bin fasziniert von der Fülle an Schätzen, die uns die Natur oft in nächster Nähe zur Verfügung stellt. Heilende Kräuter, gesundes Getreide, frisches Gemüse und Obst gedeihen in unseren Breitengraden. Auch der beruhigende, nährende Blick in das satte Grün der Wiesen und Wälder steht uns als wichtige Ressource meist in kürzester Entfernung zur Verfügung.
Gerne möchte ich dir zwei wichtige Energielieferanten aus der Natur vorstellen: Getreideauszüge und einige Kräuter, die deine Lebenskraft stärken. Tauche mit mir in die nährende Welt der Getreide und Heilkräuter ein.
Getreide beinhaltet außergewöhnlich viele Nährstoffe, die uns stärken und ausgleichen. Deshalb liebe ich es, mit Getreideauszügen, auch Dekot genannt, zu arbeiten. Sie sind sehr einfach herzustellen. Lass einfach eine Tasse des entsprechenden Getreides (hochwertige, biologische Qualität ist wichtig) und zwölf Tassen Wasser ca. 90 Minuten köcheln. Danach entfernst du das ausgekochte Getreide und zurück bleibt der Getreideauszug. Manchmal wird er richtig milchig, gelegentlich sieht er eher wie eine klare Suppe aus. Von diesem Getreideauszug trinkst du eine bis zwei Tassen pro Tag, am besten warm. Du kannst den Getreideauszug problemlos eine Woche lang im Kühlschrank aufbewahren. Wenn du den Getreideauszug warm trinkst, stärkt er noch besser deine Mitte, dein Energiezentrum. Falls dir dies zu mühsam ist, kannst du ihn aber auch kalt trinken.
Die verschiedenen Getreidesorten wirken unterschiedlich, aber alle nähren deine Energie (Qi) und belasten den Körper nur minimal, da das Getreide ausgesiebt wurde.
Buchweizen (glutenfrei) unterstützt dich, falls du Probleme mit den Venen oder deiner Haut hast.
Dinkel wirkt nährend und unterstützt deinen Darm, falls du eher zu Durchfall neigst.
Gerste unterstützt den Verdauungstrakt, hilft bei chronischer Verstopfung.
Grünkern (glutenfrei) wirkt sehr entlastend für die Leber und die Galle. Grünkern eignet sich sehr gut, falls du unter einer Erschöpfung leidest, weil du zu viele Genussmittel konsumiert hast.
Hafer stärkt, beruhigt und regt den Willen an, etwas zu verändern.
Hirse (glutenfrei) ist sehr aufbauend für die Haare und Nägel. Enthält viel Vitamin B6 und Magnesium, deshalb wirkt dieser Auszug äußerst beruhigend.
Mais (glutenfrei) regt den Gallenfluss an und hat einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel.
Langkornreis (glutenfrei) unterstützt die Funktion der Lunge und entspannt dich.
Weizen wirkt vor allem beruhigend auf dein Herz.
Roggen hat eine sehr entspannende Wirkung.