Dem Verbrechen auf der Spur - Günter Dönges - E-Book

Dem Verbrechen auf der Spur E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Ihre Ausdrucksweise mißfällt mir außerordentlich«, stellte Butler Josuah Parker fest. Ein verweisender Unterton in seiner beherrschten Stimme war unverkennbar. Steif und korrekt stand er vor der Anmeldung des kleinen, schäbigen Hotels. »Ob Mr. Harrison mich zu empfangen wünscht oder nicht, möchte ich, selbstverständlich mit Ihrer freundlichen Genehmigung, selbst von ihm hören.« Der Mann hinter der Theke stieß ein gefährliches Knurren aus. Mißtrauisch zog er die Augen bis auf einen schmalen Spalt zusammen. In seinen Kreisen redete man nicht derart höflich oder kompliziert. Er fühlte sich leicht auf den Arm genommen, was seine an sich schon schlechte Laune nicht unerheblich steigerte. Der Nachtportier war gut und gern einen Kopf größer als der Butler. Und dazu noch viel breiter und muskulöser. Die hochgerollten Ärmel des bunt bedruckten Hawaiihemdes gaben dicke Muskelschlangen frei. Dieser Mann war gefährlich. Das sah und spürte Butler Parker. Doch er dachte nicht im Traum daran, die enge und schlecht beleuchtete Halle des kleinen Hotels zu verlassen. Abwartend sah Josuah Parker sein Gegenüber an. Der Muskelprotz überlegte noch, was er tun sollte. Und er rätselte gleichzeitig darüber nach, wer der Mann vor der Theke wohl sein könnte. Nun, Josuah Parker paßte nicht in diese Umgebung.

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Der exzellente Butler Parker – 62 –

Dem Verbrechen auf der Spur

Günter Dönges

»Ihre Ausdrucksweise mißfällt mir außerordentlich«, stellte Butler Josuah Parker fest. Ein verweisender Unterton in seiner beherrschten Stimme war unverkennbar. Steif und korrekt stand er vor der Anmeldung des kleinen, schäbigen Hotels. »Ob Mr. Harrison mich zu empfangen wünscht oder nicht, möchte ich, selbstverständlich mit Ihrer freundlichen Genehmigung, selbst von ihm hören.«

Der Mann hinter der Theke stieß ein gefährliches Knurren aus. Mißtrauisch zog er die Augen bis auf einen schmalen Spalt zusammen. In seinen Kreisen redete man nicht derart höflich oder kompliziert. Er fühlte sich leicht auf den Arm genommen, was seine an sich schon schlechte Laune nicht unerheblich steigerte. Der Nachtportier war gut und gern einen Kopf größer als der Butler.

Und dazu noch viel breiter und muskulöser. Die hochgerollten Ärmel des bunt bedruckten Hawaiihemdes gaben dicke Muskelschlangen frei.

Dieser Mann war gefährlich.

Das sah und spürte Butler Parker.

Doch er dachte nicht im Traum daran, die enge und schlecht beleuchtete Halle des kleinen Hotels zu verlassen.

Abwartend sah Josuah Parker sein Gegenüber an. Der Muskelprotz überlegte noch, was er tun sollte. Und er rätselte gleichzeitig darüber nach, wer der Mann vor der Theke wohl sein könnte.

Nun, Josuah Parker paßte nicht in diese Umgebung. Hier wurde die Nachlässigkeit groß geschrieben. Josuah Parker hingegen zeigte sich korrekt gekleidet wie immer. Trotz der drückenden Schwüle an diesem späten Nachmittag war er ganz in Schwarz gekleidet. Melone und Regenschirm vervollständigten seinen Anzug.

Josuah Parker wirkte in dieser seltsamen Aufmachung wie ein Überbleibsel vergangener Zeiten. Er sah sehr harmlos aus und schien zu den Menschen zu gehören, die grundsätzlich kein Wässerchen trüben können.

Der Muskelprotz war inzwischen zu einem Resultat gekommen. Langsam umschritt er die Theke, breit grinste er den Butler an. Doch in seinen noch engen Augen glitzerte die Tücke.

»Putz’ endlich die Platte …!« redete er den Butler noch einmal an. Überraschend sanft klang die Stimme. »Harrison ist für dich nicht zu sprechen Das reicht doch, oder …?«

»Ich protestiere in aller Form«, antwortete Josuah Parker ohne ein Zittern in der baritonal gefärbten Stimme. »Ich werde mich bei der Hotelleitung beschweren müssen …!«

»Na, dann eben nicht …!«

Der Muskelprotz stieß einen erleichterten Seufzer aus. Er hatte schon befürchtet, der Besucher könnte gehen, ihn damit um seinen Spaß bringen.

Er visierte die schwarze, steife Melone auf Parkers Kopf an. Ihm schwebte vor, sie mit einem harten Fausthieb über Parkers Ohren zu treiben. Eine durchaus verständliche Regung, da die Melone sich dazu ja förmlich anbot.

Seine breiten Pranken zuckten hoch. Die Lippen verzogen sich bereits zu einem ironischen Grinsen. Bevor die Hände jedoch die Melone erreichten, reagierte der Butler.

Der mit Blei präparierte Griff des schwarzen Regenschirms bewegte sich blitzschnell nach oben und traf genau die Kinnspitze des Nachtportiers.

Die Wirkung war überraschend. Ein auskeilendes Pferd hätte nicht härter schlagen können. Der Muskelprotz ächzte, verdrehte die Augen und ließ beide Arme fallen.

Im gleichen Moment senkte sich der Universal-Regenschirm des Butlers.

Die Schirmspitze traf die Zehen des linken Fußes. Da diese Spitze ungewöhnlich scharf war, wurden die Zehen nicht gerade sanft behandelt.

Automatisch knickte der Fleischberg zusammen, riß den mißhandelten Fuß hoch. Eine reine Instinkthandlung, die er nicht kontrollierte.

Darauf schien Josuah Parker nur gewartet zu haben.

Das Genick des Mannes bot sich ihm an. Er konnte einfach nicht widerstehen. Mit einem schnellen Handkantenschlag beendete Parker die unerfreuliche Diskussion.

Krachend fiel der Muskelprotz gegen die Holztheke, rutschte langsam an ihr herunter und blieb regungslos auf dem schmutzigen Steinboden liegen.

Mit sparsamen Bewegungen stieg Josuah Parker über den Mann. Er hing den Universal-Regenschirm an den gewohnten Platz am Unterarm und schritt gemessen der Treppe zu. Daß er gerade erst einen äußerst gefährlichen und kraftstrotzenden Gegner ausgeschaltet hatte, war ihm überhaupt nicht anzusehen. Selbst sein Atem ging um keine Nuance schneller.

Im Korridor der ersten Etage bog er nach links ab. Vor dem Zimmer mit der Nummer 12 blieb er stehen, klopfte kurz und diskret an. Abwartend trat er einen Schritt zurück.

Sein Klopfen blieb ohne Antwort.

Butler Parker wartete einige Sekunden, obwohl er bereits ahnte, daß Mr. Harrison ausgeflogen war. Dann griff er in die rechte Tasche seines schwarzen kurzen Covercoats und holte einen schmalen, blitzenden Gegenstand hervor. Er führte ihn in das Schlüsselloch hinein und … sperrte die Tür auf. Das geschah mit einer Schnelligkeit und Selbstverständlichkeit, die selbst einem versierten Einbrecher atemloses Staunen abgenötigt hätte.

Parker trat ein.

Mit einem schnellen, umfassenden Blick orientierte er sich. Alles deutete darauf hin, daß Mr. Joel Harrison ausgeflogen war. Der eintürige Schrank war weit geöffnet, zwei Schubladen der Kommode hingen heraus. Im Zimmer roch es nach warmem Zigarettenrauch. Aber auch nach einem aufdringlichen, süßlichen Parfüm der billigen Kaufhaussorte. Josuah Parker ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken.

Um nur wenige Minuten war er zu spät gekommen.

Der Butler schloß die Tür, stieg nach unten in die schmale, muffige Hotelhalle.

Als er sie betrat, rappelte der Muskelprotz sich gerade hoch. Noch waren seine Augen leicht glasig. Er starrte den Butler wie eine überirdische Erscheinung an, schien krampfhaft nachzudenken, wann und unter welchen Begleitumständen er diesen ganz schwarz gekleideten Mann wohl gesehen hatte.

Er schaffte es nicht.

Parker verbeugte sich andeutungsweise, als er an dem Nachtportier vorbeischritt.

»Ich bedanke mich nachträglich für Ihre Freundlichkeit«, sagte Josuah Parker. »Für mich ist es immer wieder eine reine Freude, mit höflichen Menschen zusammenarbeiten zu können.«

Zusätzlich lüftete er seine schwarze, steife Melone.

In diesem Moment erinnerte sich der Fleischberg. Plötzlich wußte er, was passiert war.

Keuchend lehnte er sich gegen die Theke. Und starrte fassungslos dem Butler nach, der würdevoll wie ein Bischof die Halle verließ und die Straße betreten wollte.

Es kostete den Nachtportier sehr viel Anstrengung, ans Telefon zu kommen. Seine Hände zitterten noch, als er eine ganz bestimmte Nummer wählte.

»Endlich …!« seufzte er auf, als die Verbindung hergestellt war, »hier spricht Mac. Bestellt dem Boß, daß Harrison entdeckt worden ist. Ja doch, von so ’nem komischen Kerl. Wenn ich den erwische, mache ich Hackfleisch aus ihm.«

Er warf den Hörer in die Gabel und drehte sich langsam um. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als dicht vor ihm dieser ganz in schwarz gekleidete Mann stand.

Josuah Parker, der zurückgekommen war, verzog keine Miene.

»Ich stehe zu Ihrer Verfügung«, sagte er kühl »Wenn ich recht hörte, wollen Sie doch Hackfleisch aus mir machen. Übrigens eine Ausdrucksweise, die ich sehr verabscheue.«

Der Muskelprotz erstickte fast.

Er schloß für Bruchteile von Sekunden die Augen. Die Angst würgte ihn. Er hatte nicht die geringste Lust, noch einmal mit diesem unheimlichen Besucher anzubandeln.

Als er die Augen öffnete, war die schwarze Erscheinung verschwunden.

Da war der Nachtportier Mac Worland fest davon überzeugt, nur geträumt zu haben. Er brauchte aber einige doppelte Whisky, bis er wieder normal atmen konnte …!

Mike Rander, bekannter Anwalt und Strafverteidiger, bewohnte ein Penthouse in der Lincoln Park Avenue. Vom Dachgarten aus ging der Blick weit über den Michigan-See. Das Brausen des Verkehrs war hier oben in der Dachgartenwohnung des riesigen Apartment-Hauses kaum zu vernehmen. Mike Rander wohnte im Herzen der Riesenstadt Chikago und dennoch auf einer kleinen grünen Insel, die er sich auf dem Dachgarten hatte anlegen lassen. Das Penthouse glich einem kalifornischen Bungalow und bot allen Komfort. Darüber hinaus aber war es eine raffiniert gesicherte Festung, für die die Erfindungsgabe des Butlers verantwortlich zeichnete. Zu oft schon hatten rachsüchtige Gangs und Einzelverbrecher versucht, Mike Rander oder Josuah Parker zu überraschen und zu töten.

Die Gründe für solche Versuche waren mehr als zahlreich. Neben seiner Arbeit als Strafverteidiger war Mike Rander ein erstklassiger Kriminalist, der sogar von Bundesbehörden häufig um Rat angegangen wurde.

Anwalt Mike Rander konnte sich dieses Hobby durchaus leisten. Einmal, weil er finanziell ausgezeichnet abgesichert war, zum anderen, weil in seinem Anwaltsbüro erstklassige Mitarbeiter die Routinefälle erledigten.

Motor dieses Hobbys aber war der Butler Josuah Parker.

Vor Jahren hatte der knapp 38 Jahre alte Mike Rander drüben in England den Butler engagiert. Als Junggeselle brauchte Rander schließlich einen Menschen, der sich um sein leibliches Wohl kümmerte.

Nur nach langem Zögern hatte Josuah Parker zugestimmt. Als eingefleischter Engländer hielt er nicht besonders viel von Amerika. Und selbst jetzt nach Jahren war er ein eingefleischter Engländer geblieben. Und ein steifleinener, überaus korrekter Butler dazu. Daß er die Staaten inzwischen schätzte und liebte, ließ er sich grundsätzlich nicht anmerken.

Wenn Anwalt Mike Rander die Kriminalistik als Hobby betrachtete, so war sie für den Butler zu einer Leidenschaft geworden. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er seine Anlagen, baute sie aus, brachte sie zu einer atemberaubenden Perfektion.

Butler Josuah Parker war listenreich wie ein Fuchs, kannte alle Tricks und erfand immer wieder neue dazu. Er verblüffte seine Gegner mit Banalitäten, technischen Überraschungen und immensen Kenntnissen.

Gangster, die bereits Kontakt mit ihm gehabt hatten, fürchteten ihn wie die Pest. In einschlägigen Kreisen waren seine schwarze Melone und sein Regenschirm fast zu einem Mythos geworden. Selbst Anwalt Rander wurde aus seinem Butler nie ganz klug. Angebote, in Randers Firma als Teilhaber einzutreten, lehnte der Butler stets ab. Er war und blieb der treue Butler seines Herrn, der immer dann zur Stelle war, wenn man ihn brauchte. Und Josuah Parker war immer schnell zur Stelle. Auch wenn er sich einer barocken und reichlich umständlichen Ausdrucksweise bediente, die er selbst in den vertracktesten und gefährlichsten Situationen niemals aufgab.

Mike Rander wollte sich gerade an den Arbeitstisch setzen, als das Telefon klingelte. Da dieser Anschluß nur über eine Geheimnummer zu erreichen war, mußte es Parker sein. Rander hob den Hörer aus der Gabel und meldete sich. »Sir, ich bedaure es ungemein, Sie stören zu müssen«, begann Josuah Parker. »In Erledigung Ihres Auftrags begab ich mich in das bewußte Hotel, um Mr. Harrison einen Besuch abzustatten.«

»Trafen Sie ihn an?«

»Es ist mir peinlich eingestehen zu müssen, Sir, daß ich Mr. Harrison um nur wenige Minuten verpaßte. Durch eine glückliche Fügung des Zufalls wurde ich dann allerdings Zeuge eines Gesprächs, das der Nachtportier mit einem Mann führte, den er in vulgärer Art als ›Boß‹ bezeichnete.«

»Ist ja toll, Parker …! Hinter Harrisons Verschwinden steckt also doch eine Gang, oder?«

»Wenn Sie gestatten, Sir, möchte ich Ihnen beipflichten. Ich war in der erfreulichen Lage, mir die vom Nachtportier gewählte Telefonnummer merken zu können.«

»Parker, machen Sie’s bloß nicht so spannend. Wer versteckt sich hinter dieser Telefonnummer?«

»Ich nahm mir die Freiheit, das zu ergründen, Sir. Dieser Anschluß ist identisch mit einer Großhandlung für Südfrüchte aller Art. Die betreffende Firma gehört einem gewissen Mr. Walt Hostans. Sie befindet sich im Gebiet der Industriehäfen.«

»Kennen wir diesen Hostans?« erkundigte Mike Rander sich. Auf Parkers Gedächtnis konnte er sich verlassen.

»Ich kann leider nicht dienen, Sir.«

»Von wo aus rufen Sie jetzt an?«

»Um rationell zu arbeiten, Sir, fuhr ich sofort hinaus zu den Kais. Zur Zeit befinde ich mich in einer äußerst schmutzigen, öffentlichen Telefonzelle, genau gegenüber der Firma Hostans, die rein äußerlich einen recht ansprechenden Eindruck macht, wenn ich mir diese private Anmerkung vielleicht gestatten darf.«

»Natürlich, Sie dürfen«, antwortete Rander und grinste. »Wie ich Sie kenne, wollen Sie sich die Firma mal aus der Nähe ansehen, oder?«

»Sir, ich danke Ihnen für Ihr Verständnis«, gab Parker zurück.

»Ich sollte zu Ihnen rauskommen, Parker«, schlug Rander vor.

»Oh, ich möchte Ihre Zeit auf keinen Fall unnötig in Anspruch nehmen«, wehrte Parker das Hilfsangebot seines Herrn ab. »Mir ging es einzig und allem dämm, meine weiteren Schritte mit Ihnen, Sir, gründlich abzustimmen.«

»Also gut, sehen Sie sich mal um. Wenn Sie sich per Telefon nicht innerhalb der nächsten Stunde melden, werde ich eine Hilfsexpedition ausrichten, Parker. Inzwischen will ich mal mit meinen Freunden von der Polizei reden und mich nach diesem Walt Hostans erkundigen. Könnte ja sein, daß er dort registriert ist.«

Mike Rander legte auf und zündete sich eine Zigarette an. Im Grunde paßte es ihm nicht, daß Parker wieder einmal allein und auf eigene Faust handelte. Die Gefahr war schließlich zu groß. Gangster, die sich beobachtet fühlen, reagieren immer hart und schnell. Gewiß, Butler Parker war alles andere als ein Anfänger, aber auch der Geschickteste kann schließlich stolpern und Pech haben.

Mike Rander sah auf seine Armbanduhr.

Es war 19.43 Uhr.

In genau einer Stunde lief die Frist ab, die er seinem Butler gestellt hatte. Hoffentlich meldete Parker sich schon viel früher. Rander hing schließlich an Josuah Parker, der für ihn weit mehr als nur ein Butler war.

Um die Zeit wenigstens in etwa auszufüllen, rief er das Hauptquartier der Stadtpolizei von Chikago an. Er ließ sich Leutnant Current von der Zentralen Mordkommission geben.

Nach wenigen Sekunden meldete sich eine harte Stimme. Sie erwärmte sich um eine Nuance, als Mike Rander seinen Namen nannte.

»Ich wette, ich muß wieder mal Kindermädchen spielen«, sagte Current. Sein Lachen klang wie das Bellen eines heiseren Hundes. »Sitzen Sie in Schwierigkeiten, Rander? Sind Sie mal wieder über eine Leiche gestolpert? Was muß ich ausbügeln?«

»Kennen Sie einen Walt Hostans?«

»Keine Ahnung, Rander. Was soll er ausgefressen haben?«

»Noch weiß ich das nicht. Parker interessiert sich für diesen Namen.«

»Parker …?« Verblüffung herrschte auf der Gegenseite. Wenn Parkers Name erwähnt wurde, stutzte selbst der eisenharte Leutnant Current. Dann witterte auch er sofort einen Fall, der früher oder später durch die Tageszeitungen ging. »Hören Sie, Rander, was liegt da bei euch an, he? Ich habe keine Lust, wieder mal vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Diesmal nicht …!«

»Nichts ist los, Current«, antwortete Mike Rander harmlos. »Wir stolperten rein zufällig über diesen Namen. Hätte ich Sie sonst angerufen?«

»Na ja …! Ich werde im Archiv nachfragen, Rander. In spätestens zehn Minuten rufe ich wieder an.«

Der Anwalt bedankte sich und legte auf. Er war nicht besonders verwundert, als Current später anrief und ihm mitteilte, ein Walt Hostans sei der Polizei unbekannt.

Was besagte das denn schon …? Hauptsache war, Josuah Parker hatte die Spur dieses Mannes aufgenommen. Und wenn Parker sich für einen Menschen interessierte, dann bestimmt nicht ohne Grund …!

Josuah Parker verließ die Telefonzelle und überschritt die breite Fahrbahn.

Auf ihr herrschte gerade um diese Zeit ein toller Verkehr. Parker schien ihn überhaupt nicht zu bemerken. Steif und würdevoll wie ein nach Fröschen suchender Storch betrat er die Straße. Das Kreischen der Bremsen um ihn herum ignorierte er souverän. Er ging keinen Schritt schneller. Um ihn herum öffnete sich eine Gasse. Andeutungsweise nickend, sich damit bedankend, stelzte der Butler auf die andere Gehseite zu.

Hartgesottene Lastwagenfahrer, nervöse Menschen aus Fabriken und Büros starrten ihm nach. Auch sie glaubten eine Erscheinung aus einem vergangenen Jahrhundert vor sich zu haben. Wer trug denn schon hier in Chikago solch einen altertümlichen, schwarzen Covercoat, eine schwarze Melone und dazu noch einen altväterlich gewickelten Regenschirm? Und das bei dieser drückenden Schwüle …?

Butler Parker bog nach rechts ab, mischte sich unter die Passanten und blieb vor dem Tor zur Firma Walt Hostans stehen.

Das Pförtnerhaus war leer. Aber an der niedergelassenen Barriere stand ein untersetzter, etwa 50jähriger Mann, der eine Art Uniform trug.

Er kniff die Augen zusammen, als Parker plötzlich vor ihm stand.

»Ja …?« fragte er nur und rieb sich die Augen.

»Es ist mein dringender Wunsch, Mr. Hostans zu sprechen.«

»Wie war das …?« Der Pförtner schnappte nach Luft. »Sie wollen den Boß sprechen?«

»Man kann es auch so ausdrücken, wenngleich mir meine Version bedeutend besser gefällt.«

»Der Boß ist jetzt nicht zu sprechen.«

»Setzen Sie ihn bitte von meinem Wunsch in Kenntnis.«