Denken Sie doch selber! - Stefan Dudas - E-Book

Denken Sie doch selber! E-Book

Stefan Dudas

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Fernsehen inszeniert Geschichten, damit der Zuschauer 'dran bleibt'. Wie das erreicht wird? Mittels übertriebener, medialer Inszenierung, die fast alles auf pure Wirkung reduziert. Sehr oft, bis es weh tut. Und trotzdem können wir aus deren Kunst der Inszenierung etwas für das reale Leben lernen. Wenn wir nämlich wissen, wie diese Mechanismen funktionieren, fallen wir nicht mehr so schnell darauf herein. Andererseits können wir mit diesem Wissen unser Leben selbst spannender gestalten – und nun sogar liebenswert inszenieren. Und so wie es in unserem Leben beginnt zu knistern, werden wir auch für unsere Mitmenschen interessanter. Was Sie vom Fernsehen fürs Leben lernen können ohne zu verblöden. Und welches Programm es braucht, damit Fernsehen schlau macht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 283

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Denken Sie doch selber!

© 2014 Midas Management Verlag AGISBN 978-3-907100-95-0eISBN 978-3-906010-95-3

Lektorat: Stefanie Klief, NümbrechtLayout: Ulrich Borstelmann, DortmundIllustrationen: Dieter Hermenau, Freiberg a. N.Fotos Stefan Dudas: Martin Niederberger, Urswil/LuzernDruck- und Bindearbeiten: CPI, Clausen & Bosse, LeckPrinted in Germany

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in Seminarunterlagen und elektronischen Systemen.

Midas Management Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH 8044 ZürichE-Mail: [email protected], Tel 0041 44 242 61 02, www.midas.ch

INHALT

1Wenn Ihr Leben ein Film wäre – würden Sie einschalten?

Instant-Leben – Normal ist die Norm

Das Instant-Leben im Alltag

Ausbrechen aus dem Instant-Leben

Ihre eigene Einschaltquote erhöhen?

Ihr Film läuft: Treten Sie ins Rampenlicht Ihres Lebens

2Germanys next Topvolldepp

Ich bin ein Star – ob ihr’s glaubt oder nicht …

Warum DSDS und GNTM nicht zu unterschätzen sind

Nicht nur anders. Besser

Big Brothers and Sisters

Brot und Spiele – «panem et circenses»

Ich bin doch nicht blöd? Oder doch?

Einen sicheren Wert gibt es noch – die Liebe!

Unser Leben ist eine Castingshow!

Das Rocky-Prinzip

Was wir in den Recall mitnehmen sollten

3Wer wird Millionär?

Unsere neue Beziehung zu Geld – Easy zum Kredit

Geld ist nicht alles. – Wenn man genügend davon hat

Wer wird denn Millionär? Entschieden wird im Kopf!

Der Preis ist heiß

Sofort Millionär mit dem Liegestuhl-Business?

4Frauentausch im Dschungelcamp

«Uns geht’s doch eigentlich ganz gut»

Die Wahrheit über den TV-Konsum

Die Schubladen-Denke-Epidemie

In welcher Schublade liegen Sie bei sich?

Ihre eigene Scripted-Reality-Sendung

5Powered by Emotion!

Was treibt uns im Leben an?

Gefühlsduselei – was Gefühle und Emotionen wirklich sind

Entscheiden Sie sich – Kopf oder Bauch?

Hyaluron-life-lift-Booster und Tigergras-Extrakt

M&M (Marketing und Milchschnitten)

Ist Werbung Manipulation?

Ein Abstecher zwischen Ihre Ohren

Showtime im Medikamentenschrank

Emotionen im «richtigen Leben»

Selbstbewusst-Sein oder Nichtsein. Das ist hier die Frage

Susi von Herzblatt fasst es zusammen

6Sex and the City oder Astro-TV?

Nur die Liebe zählt

Sex – die wichtigste Nebensache der Welt

Spiritualität – «Engel allein zu Haus»

7Extrem schön!

Ess’ ich noch – oder verarzte ich mich schon?

Weil ich es mir wert bin…

Wie sehen Sie denn aus?

Schönheit von innen und was wir daraus machen

8Bachelor: «Wolle Rose kaufen?»

Der Mann, dem die Frauen vertrauen

Das neue Männerbild: Der Maftie

Superwoman

Bis zum Karoshi…

9Die Kochprofis vs. Die Lebensprofis

«Wer arbeitet, ist selber schuld!»

Alles leaderliche Führungskräfte?

Wie Arbeit Sie verändert

10Schlechte Zeiten, noch schlechtere Zeiten

Die größte Niederlage im Leben

Die kleineren Niederlagen im Leben

«Das Streben nach Glück»

Sicher ist sicher! – Hallo, Herr Kaiser!

Umgang mit Niederlagen

Die Einstellung zum Leben – wählen Sie richtig!

11Schlag den Raab

Was Erfolg ist – die Raab-Total-Erfolgsformel!

Das SISO-Model

Ich kann es nicht mehr hören: Zum Erfolg braucht es Ziele

Der große Preis: Lebenserfolg

Irrglaube: Der Weg zum Erfolg ist eine Showtreppe

Abspann

Abspann – Nachwort

Die Website zum Buch

Dank

Autor

VORSPANN

Wie Frühstücksfernsehen zum Lesen…

Es gibt Menschen, die stellen den Wecker täglich auf 6.00 Uhr und «snoozen» so richtig schön bis 6.45 Uhr. Um dann unter Vollstress in zehn Minuten zu duschen und während des Anziehens einen Kaffee herunterzustürzen, um pünktlich (und atemlos) um 6.58 Uhr an der Bushaltestelle zu stehen.

Und es gibt Menschen, die machen das anders. Für diese Menschen beginnt der Tag mit Frühstücksfernsehen. Sie bekommen gute Laune, Informationen und das Wetter zwischen dem Duschen und den ersten zwei Tassen Kaffee frei Haus geliefert. Während sie ihre Frühstückscerealien in sich hineinschaufeln, lauschen sie ihrem Tageshoroskop, das besagt, sie sollten weniger Getreide und mehr Obst essen. Egal. Ein Abschiedskuss für die Partnerin, mit der sie immerhin schon die Sätze: «Kaffee?», «Psst, ich will das hören…» und «Tschüss dann!» gewechselt haben. Alles in bester Ordnung. Nichts worüber es sich nachzudenken lohnte.

Wäre da nicht der bittere Beigeschmack, den sie hin und wieder auf dem Weg zur Arbeit empfinden und der nicht vom morgendlichen Kaffee herrührt. Egal ob nun auf ex getrunken oder um entsprechende Nachrichten herunterzuspülen. Doch im eigenen täglichen Kleinkrieg wieder vergessen, geht es spätestens am nächsten Tag in eine neue Runde. Meist jedoch schon am Feierabend. Den sie nicht feiern, sondern absitzen. Durch die Sendeanstalten vorprogrammiert.

Dieses Buch habe ich geschrieben, um zum nachhaltigen Denken anzuregen. Nicht darüber, wie man die ganze Welt von Hunger, Gewalt, Krieg, Missbrauch oder dem Musikantenstadl befreien könnte. Nein, es geht mir um Themen des Alltags. Themen, die jeder kennt und die wir alle immer wieder gerne verdrängen oder auf später verschieben, was wirklich bitter ist. Denn wenn wir in unserem Leben angehen, was uns fast täglich behindert oder gar blockiert und damit Energie raubt, dann kann das einen enormen Unterschied machen. Und zum ersten Schritt dahin möchte ich Ihnen gratulieren! Denn Sie lesen gerade. Sie könnten jetzt auch Ihre Schuhe putzen, sich betrinken oder an der Straße stehen und mit einem Fön auf vorbeifahrende Autos zeigen und analysieren, ob sie langsamer werden. Oder Sie könnten etwas wirklich Sinnvolles tun: Fernsehen. Irgendetwas kommt ja immer.

Aber nein, Sie haben sich entschieden, dieses Buch zu kaufen und zu lesen. Großartig. Denn genau für SIE habe ich dieses Buch geschrieben! Obwohl ich nichts über Sie weiß. Darüber, wie «Ihr Leben» funktioniert. Ich weiß nicht, wo Sie heute stehen. Und ich weiß nicht, was Sie alles schon erlebt haben. Das muss ich aber auch nicht wissen, denn dieses Buch soll kein Ratgeber im klassischen Sinne sein. Ich will Sie nicht mit Rat schlagen oder mit zehn goldenen und ultimativ-bahnbrechenden Schlüsseln für den grenzenlosen Erfolg langweilen. Und ich kann Ihren Umsatz auch nicht auf Knopfdruck verhundertfachen. Denn diesen Mechanismus gibt es nirgendwo auf der Welt.

Mit gutem Grund steht auf diesem Buch-Cover: «Denken Sie doch selber». Es geht also nicht um Knöpfchen sondern um Köpfchen. Es geht um meine herzliche Einladung: Lassen Sie uns auf eine Reise gehen. Eine Reise in die Medienlandschaft des Fernsehens, der Werbung und der Unterhaltungsindustrie. Analysieren Sie mit mir gemeinsam, was dort inszeniert und veranstaltet wird, um uns etwas (und viel zu oft für dumm) zu verkaufen. Lassen Sie mich Ihr persönlicher Till Eulenspiegel sein, der diesen, alles andere als normalen, Wahnsinn enttarnt.

Warum gehen die dahinter stehenden Strategien der Medien- und Unterhaltungsindustrie auf? Warum lassen wir uns viel zu einfach «manipulieren»? Und warum lassen wir das alles einfach geschehen, ohne das Heft (oder die Fernbedienung) selber wieder in die Hand zu nehmen? Und was besonders interessant ist: Warum nutzen wir diese Strategien nicht für unseren eigenen Erfolg?

Bestimmt haben Sie sich auch schon Gedanken darüber gemacht, warum im Fernsehen immer alles perfekt inszeniert ist, während es zum gemeinsamen Abendessen nicht einmal eine Kerze auf den Esstisch schafft? Und wie weit die Beeinflussung durch Medien und Werbung in unser Leben reicht. Inwiefern Themen rund um Erfolg und Niederlage, Sex, Liebe, Geld und vor allem Emotionen instrumentalisiert werden. Alles Themen, die Ihnen bekannt vorkommen werden. Weil sie jeden von uns betreffen. Wer weiß, vielleicht diskutieren Sie diese ja einmal gemeinsam an einem fernsehfreien Abend mit Ihrer Familie?

Ich wünsche Ihnen dabei viel Spaß und einige denkwürdige Stunden.

Ihr Stefan Dudas

Horw/Luzern, 01. Juli 2014

Kapitel 1

WENN IHR LEBEN EIN FILM WÄRE – WÜRDEN SIE EINSCHALTEN?

Wetten, dass …Sie Ihre Einschaltquote erhöhen?

Samstag-Abend. 20.15 Uhr. Familie Kottler hat es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und freut sich auf einen besonderen Film. Ein Spielfilm über das Leben ihres Nachbarn Herrn Lohmann. Siegfried Lohmann. Er ist 62 Jahre alt. Herr Lohmann ist kein Prominenter, kein Schauspieler und kein Model. Trotzdem wollte der Fernsehsender ARTEPLUS in der Serie: «Menschen wie Sie» eine Dokumentation über sein Leben machen.

Frau Kottler bringt gerade rechtzeitig noch eine Schüssel Popcorn herein. Der Film startet mit nachgestellten Szenen von Siegfrieds Geburt. Alles verlief völlig normal. Propere 3,2 Kilo schreien in die Kamera. Einen Schnitt später sehen wir Szenen aus seiner Schulzeit – abgesehen von einer Schlägerei mit neun Jahren, minus zwei Zähnen und miserablen Noten – nichts Besonderes. Eine völlig normale Kindheit. Anschließend absolvierte er die Berufsausbildung zum «Waste Removal Engineer». Der frühere Müllmann. Eine völlig normale, zweitägige Ausbildung. Zum Thema Frauen, gibt es nur zwei Geschichten. Susanne war seine erste Frau. Eigentlich eine völlig normale Beziehung, die drei Jahre später in die Brüche ging. Sie hat Schluss gemacht. Den Grund findet Siegfried heute noch ungerecht. Sie hatte viele Freundinnen. Er nur eine. Zwei Jahre später heiratete er Claudia, mit der er jetzt schon seit über 32 Jahren zusammen ist. Eine völlig normale Ehe. Sie haben zwei Kinder, die bereits beide eigene Familien haben. Heute machen die beiden jährlich einmal Ferien. Er im April, sie im August. Sie bekommt dreimal im Jahr Blumen: an ihrem Geburtstag, am Muttertag und am Erntedankfest. Highlight des Films war, als ihm beim Müll runtertragen der Müllbeutel reißt und alles die Treppe runter fällt. «Daran kann ich mich noch erinnern. Es hat danach tagelang im Treppenhaus gestunken», ergänzt Frau Kottler mit Popcorn im Mund. Dann kommt auch schon der Abspann.

«War das langweilig», motzt Herr Kottler. Und Sohn Nico mault: «Dieser Lohmann ist ja ein Voll-Loser, ein Aus-dem-Kellerfenster-Stürzer, ein Angorawäscheträger, ein Happy-End-Heuler, ein Glatzenföner, ein…»

Die älteste Tochter Sabine unterbricht ihren Bruder: «Ist denn unser Leben spannender? Ich meine, was wäre denn unser Film für ein Film? Wenn unser Leben ein Film wäre, würden wir da überhaupt einschalten?» Frau Kottler hört auf zu kauen – es wird still im Wohnzimmer und alle schauen sich nachdenklich an. Die Tochter bricht das Schweigen: «Was tun wir denn überhaupt noch selber? Wir sitzen Abend für Abend vor der Glotze und konsumieren. Wir schauen eigentlich anderen Menschen beim Leben zu. Wie sie neue Häuser finden, ihr Restaurant vor dem Ruin retten, sich einen Überblick über ihre Schulden machen oder ihre Ehe vor dem Ende bewahren. Wir schauen, was Prominente, Halb- und Viertel-Prominente den ganzen Tag so machen und mit wem sie wie lange zusammen sind. Oder wir beobachten, wie Menschen im Fernsehen um Millionengewinne spielen oder auswandern weil sie ihr Leben verbessern wollen. Das, was wir eigentlich auch wollen. Unser Leben verbessern. Die Frage ist, ob wir das vor dem Fernseher können.»

Herr Kottler schaltet den Fernseher aus und die Familie geht nachdenklich schlafen. Ein völlig normaler Tag geht zu Ende. Wieder einmal.

Instant-Leben – Normal ist die Norm

Sie kennen bestimmt «Instantprodukte». Das sind halbfertige Lebensmittel (meist Pulver oder getrocknete Zutaten), die nur noch mit kalten oder warmen Flüssigkeiten angerührt werden müssen. Es muss nichts mehr garen und es gibt garantiert keine Klumpen. Gelingt immer und klebt nicht. Die Beutelsuppe oder der selbst angerührte Schokopudding sind die bekanntesten ihrer Art.

Schmeckt das wirklich? Nun ja, es sättigt. Das Hungergefühl ist danach meist weg. Es ist vielleicht günstig und es spart Zeit, weil man nicht «richtig» kochen muss. Und Zeit ist wertvoll. «Zeit ist Geld» – und Essen scheint leider oft Nebensache zu sein (siehe Kapitel 7). Zeit ist aber nicht Geld, sondern Zeit ist Leben.

Es scheint, dass viele Menschen ein «Instant-Leben» führen. Ein Leben in der «Norm». Ein Leben, bei dem man kaum noch selber «kochen» muss, sondern alles pfannenfertig geliefert bekommt.

Ich verstehe unter einem Instant-Leben, dass man immer alles sofort bekommt – nicht immer das Beste – aber zumindest ist das Verlangen irgendwie gestillt. So zu leben ist für viele Menschen heute absolut «normal». Nicht, dass sich diese Menschen keine Gedanken mehr machen. Jeder von uns macht sich zwischen 60‘000 bis 80‘000 Gedanken – pro Tag. Nicht alle diese Gedanken oder Fragen, die wir uns stellen, sind wirklich wichtig: «Nehme ich einen Grande Capuccino oder doch lieber einen Doubleshot Espresso?», «Geht eine Erkältung schneller vorbei, wenn ich Tempo benutze?» oder «In welcher Farbe läuft ein Schlumpf an, wenn man ihn würgt?».

Wir machen uns den ganzen Tag Gedanken, aber meist unbewusst. Wir haben gar keine Zeit mehr um «nur» nachzudenken. Henry Ford hat schon gesagt: «Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenige Leute damit beschäftigen.»

Wenn wir wirklich 60‘000 Gedanken am Tag haben, dann ist das, bei einem 16-Stunden-Tag, fast jede Sekunde ein Gedanke. Meist denken wir gar nicht darüber nach, was das für Gedanken sind. Es gibt Statistiken, dass nur etwa drei Prozent unserer Gedanken aufbauend sein sollen. 25 Prozent seien eher destruktiv und der Rest nur unbedeutend.

Aber was denken wir denn? Wir übernehmen meist die Denkhaltung unserer Eltern, Lehrer und natürlich der Medien, die wir konsumieren. Die Frage ist, ob diese Denkhaltung Ihnen eher hilft oder Sie eher behindert?

Wann haben Sie sich das letzte Mal eine halbe Stunde Zeit genommen, um über Ihr Leben, Ihre Ziele, Ihre Partnerschaft, Ihre Arbeit oder Ihre Gesundheit nachzudenken? Meistens höre ich auf diese Frage: «Ja, ich bin halt ziemlich eingespannt im Beruf. Da bleibt nicht viel Freizeit. Und wenn ich mal zuhause bin, bin ich so geschafft, dass ich nur noch auf dem Sofa liege und mir kulturelle Highlights wie ›Germany’s Next Topmodels‹ reinziehe. Dazu habe ich eine Familie, und im städtischen Blockflöten-Verein bringe ich mich auch noch ein. Zudem trainiere ich dreimal die Woche im Fitness-Studio – schließlich muss ich ja fit bleiben. Ich habe einfach zu wenig Zeit, um zu all dem noch über mich selber nachzudenken. Außerdem gibt es da ja nicht viel zu denken – es läuft ja alles. Irgendwie.»

Und ich sage Ihnen: Ich verstehe das sogar. Wir sind alle ziemlich engagiert. Wir müssen überall verfügbar sein, für andere Menschen oder für die Firma, dass wir dabei vergessen, für uns – in unserem Leben – präsent zu sein. Viele Menschen sind so extrem im Hamsterrad – eigentlich mehr in einem Rennmäuserad – gefangen, dass sie viele Situationen und Gefühle nur noch «instant» erleben. Auf die Schnelle oder nebenbei.

Das Instant-Leben im Alltag

Wie Sie ein Instant-Leben im Alltag erkennen? Gerne beschreibe ich Ihnen ein paar typische Beispiele:

Wir haben keine Zeit für gesundes Essen (siehe Kapitel 7), also haben wir «Instant-Essen» und drücken uns ungesundes Zeugs aus einem Beutel zuerst in die Mikrowelle und dann in unseren Rachen. Oder wir drücken Sandwiches mit «Analogkäse» und «Schinken-Imitat» in uns hinein. Nicht um das Essen zu genießen, sondern um unseren Hunger möglichst schnell (und möglichst bequem) zu stillen.

Wir haben keine Zeit mehr, um schöne Dinge selber zu erleben, also schalten wir die Flimmerkiste ein und erleben Gefühle, spannende Abenteuer oder Streitgespräche in HD und Dolby Digital.

Wir erleben nur noch selten richtige Abenteuer, also schauen wir Menschen im Fernsehen beim Auswandern oder beim Scheitern ihrer Träume zu. Warum am besten beim Scheitern zuschauen? Weil wir dann denken: «Siehst du! Es ist halt nicht so einfach. Also bleibe ich lieber bei dem, was ich heute habe…»

Wir haben keinen befriedigenden Sex, also gibt es kostenlose Pornofilme im Internet oder kostenpflichtigen Sex im Bordell. 25 bis 50 Prozent (je nachdem, welcher Statistik man glauben darf) haben außerehelichen Sex – und zwar Männer, wie auch Frauen.

Wir erhalten nicht die Anerkennung, das Lob, die Befriedigung in der Arbeit oder in der Partnerschaft, also belohnen wir uns mit technischem Schnickschnack oder neuen Schuhen und schreien vor Glück!

Wir leben nicht mehr «bewusst», lassen uns meist treiben von den Geschehnissen und alle wollen unsere Aufmerksamkeit. Also gehen wir zwei Tage in ein Wellnesshotel und machen «Power-Entspannung». Damit wir am Montag wieder zurück im Mäuse-Rad Rennen bestreiten können.

Sich «verrückte» Gedanken machen? Einen neuen, anderen Job suchen? Einmal mit dem Partner über die eigenen Sexwünsche sprechen? Etwas «Verrücktes», Neues unternehmen? Alles viel zu gefährlich. Zu zeitraubend aufwändig.

Ein spezieller Kick wird gebraucht? Dann muss es schon sehr extrem sein. Bungee-Jumping oder mindestens die Besteigung des Mount Everest. Natürlich schön begleitet und abgesichert, damit man sich oben auch ins Gästebuch eintragen und das Foto dann umgehend auf Facebook veröffentlichen kann.

Heute ist das Leben halt so. Das ist normal im Rahmen der Norm. Mittelmaß eben.

Ausbrechen aus dem Instant-Leben

Aber vielleicht gehören Sie ja zur kleinen Gruppe von Menschen, die kein Instant-Leben möchten? Die nicht so leben möchten wie «die Masse» da draußen? Ja, vielleicht möchten Sie einfach nicht «normal» sein? Dann gratuliere ich Ihnen aus tiefstem Herzen. Bleiben Sie dran. Nicht abschalten. Ähm. Bitte weiterlesen, meinte ich.

Ein Volk, das nach diesem Instant-Prinzip lebt, ist wesentlich einfacher zu führen als ein Volk, das sich selber Gedanken macht, alles hinterfragt, mitdenkt und mitdiskutieren will. Man kann sich heute schnell seine Meinung BILDen, indem man einen BLICK in eine Boulevard-Zeitung wirft und sich vormacht, man sei nun informiert. Instant-Meinungen. Für den normalen Stammtisch reicht das allemal.

Menschen, die ein Instant-Leben führen, hinterfragen auch gewisse Gegebenheiten nicht mehr. «Meinen Traumjob gibt es leider nicht. Der müsste erst erfunden werden.» Fragt man nach, welcher Traumjob es denn sein sollte, kommt als Antwort oft nur ein Schulterzucken. Wie will man einen Traumjob finden, wenn man nicht einmal weiß, wonach man suchen soll? Warum denken nur wenige Menschen darüber nach? Es ist ihnen nicht wichtig genug – oder besser gesagt, SIE sind sich selten bewusst genug.

Und genau das ist das Gegenmittel für ein Instant-Leben: Bewusst-Sein. Bewusst leben. Vielleicht kennen Sie Situationen, in denen ein Verwandter oder ein guter Freund plötzlich ins Krankenhaus muss. Erst in so einem Moment kommen Menschen wieder kurz zu Bewusstsein. Sie erkennen, was sie tun, ob und wie wichtig es ist und vielleicht wie unbedeutend ihre Probleme sind. Ihnen wird bewusst, was wirklich wichtig ist im Leben. Dass man auf seine Partnerin oder seinen Partner mehr achtgeben sollte, dass man die Ernährung umstellen müsste oder generell mehr sein eigenes Leben leben sollte. Aber schon kurze Zeit später sind diese Gedanken vergessen und man lebt wieder – wie vorher – eher unbewusst in den Tag und lässt sich treiben. Ich behaupte, dass die meisten Menschen ihren Urlaub besser planen als ihr Leben. Ist das nicht verrückt? Menschen machen sich tatsächlich sehr wenige Gedanken über ihr Leben. Mir schrieb gerade vor drei Tagen eine 57-jährige Frau, die sich bei mir zu einem Coaching angemeldet hat: «Ich finde heute ein Leben vor, dass ich so nie haben wollte.» Ist das jetzt eine traurige Aussage? Nein, denn diese Frau hat die Chance, die nächsten 40 Jahre «ihr» Leben noch zu leben. Wenn sie etwas daran verändert.

Wissen Sie, warum es die Sendung «Raus aus den Schulden» gibt und nicht eine Sendung «Rein in die Turnschuhe»? Weil der Mensch sich tendenziell eher nach unten orientiert. Sehen wir überschuldete Menschen, geht es uns gut: Wir schauen gerne den Leuten zu, um mitzuerleben, ob sie es aus den tiefroten Zahlen schaffen. Oder wir amüsieren uns über eine Sendung, in der Menschen, die mindestens 100 Kilo Übergewicht haben, darum kämpfen, ein paar Kilo abzunehmen. Denen geht es ja viel schlechter. Ich dagegen habe ja nur vielleicht fünf oder zehn Kilo zu viel. Aber die…

Bemerken Sie, wie das läuft? Würden in diesen Sendungen Menschen gezeigt, die fit sind, regelmäßig um fünf Uhr aufstehen um eineinhalb Stunden zu joggen, weil sie auf einen Marathon trainieren, würde sich das niemand ansehen. Weil das die Menschen daran erinnert, was sie eigentlich auch schon lange tun sollten, und weil sie dann ein schlechtes Gewissen bekämen. So einfach funktioniert dieses Spiel. Und die TV-Macher wissen das natürlich – und zeigen uns nur das, was wir auch sehen wollen. Die Einschaltquote entscheidet. Wir entscheiden.

Sich nach unten zu orientieren ist zwar einfacher und tut nie weh. Aber nur, wenn man sich nach oben orientiert, haben wir die Möglichkeit zu wachsen. Wir sehen dann, was wir noch alles erreichen können.

Lebt man bewusst, nimmt man die kleinen Dinge im Leben wieder wahr. Das Lächeln einer Person. Die Natur. Den eigenen Körper und die Gesundheit. Den Partner oder die Partnerin.

Ihre eigene Einschaltquote erhöhen?

Sie haben sich vielleicht schon gefragt, was der Untertitel dieses Buches bedeuten soll: «Wie Sie Ihre persönliche Einschaltquote erhöhen». Plädiere ich dafür, dass man mehr vor dem Fernseher sitzt, also öfters einschaltet?

Nein. Diese Aussage schließt nahtlos an das Thema «Instant-Leben» und Bewusst-Sein an. Vielleicht kennen Sie Menschen, die immer wieder auch Spannendes erleben. Das sind die Menschen, die von innen heraus strahlen. Wenn man diesen Menschen in die Augen schaut, «lebt» da ein Mensch. Man sieht es und man spürt es.

Und Sie kennen sicherlich Menschen, die nur davon erzählen können, was sie im Fernsehen gesehen haben. Die wissen, wer gerade im «Dschungelcamp» sitzt, wer bei «Deutschland sucht den Superstar» herausgewählt wurde und welcher Botox-Promi wieder einmal etwas ausbügelt. Diese Menschen erleben selber nicht mehr viel. Sie lassen erleben. Sie sind im Hamsterrad des Alltags gefangen. Schaut man diesen Menschen in die Augen, ist da – kein Feuer. Keine Begeisterung. Nichts.

Bei welcher dieser beiden Personen «schalten» Sie mental ab? Klar. Wir wünschen uns spannende, «echte» Menschen um uns herum. Diese Menschen haben eine hohe «Einschaltquote», das heißt, man hört ihnen gerne zu, «zappt» also mental nicht weg, diskutiert gerne mit ihnen und genießt deren Gesellschaft. Aber wenn Sie sich mehr solcher Menschen in Ihrem Bekanntenkreis wünschen, müssen Sie bei sich selbst anfangen.

Ok – sind also Menschen, die fernsehen schlecht und Menschen, die ohne Fernseher leben gut? Nein. Ganz und gar nicht. Die Frage ist, was wir aus dem Fernsehprogramm für uns selber mitnehmen. Denn es gibt im Fernsehen auch ein paar wirklich gute Sendungen. Und wir können die Formate der Fast-Food-Sendungen etwas bewusster schauen, damit wir sogar davon etwas lernen können. Oh ja. Man kann einige Dinge lernen von der Unterhaltungsindustrie.

Eine kleine Geschichte: Da steht Herbert. Er ist mit seiner Monika seit 23 Jahren verheiratet und er liebt sie noch immer. Sie hat ihn während seiner schweren Krankheit unterstützt und war ihm immer ein Halt. Der Fels in der Brandung. Dafür möchte er sich heute bei ihr ganz speziell bedanken. Herbert macht dies in der TV-Sendung «Nur die Liebe zählt». Alles ist vorbereitet. Eine lange Allee mit wunderbaren 1000-jährigen Bäumen wurde für den Dreh dafür ausgesucht. Es dämmert bereits. Dutzende Fackeln erhellen den Weg. Es strahlt leicht bläuliches Licht von einem Ende der Allee – da steht Herbert bereit. Am anderen Ende steht seine nichts ahnende Ehefrau, die soeben vom Moderator aus ihrem Büro hierhin «entführt» worden war.

Herbert geht ihr langsam entgegen. Tausende Kerzen entzünden sich in diesem Moment wie von Zauberhand. Die ganze Allee ist ein Kerzenmeer. Scheinwerfer tauchen die Szenerie zusätzlich in ein weiches, bläuliches Licht. Nebelschwaden (also der Rauch aus den Rauchmaschinen der Fernsehleute) ziehen heran.

Plötzlich erscheint eine Leuchtkugel, die «Ich liebe dich» in den Himmel tätowiert. Die Fernsehzuschauer sehen diese Bilder mit einer anrührenden Musik untermalt. Sie sind denn auch gerührt und nicht geschüttelt. Herbert nimmt seine Monika in den Arm und bedankt sich mit noch rührenderen Worten und bezeugt ihr nochmals seine unendliche und bedingungslose Liebe. Ihre Augen füllen sich mit Wasser, Kochsalz, Lysozym und ein paar weiteren Proteinen – oder anders ausgedrückt: Sie weint herzzerreißend. Genau in dem Moment, in dem sich ihre Lippen zum Kuss berühren, erklingt die Musik «I will always love you» von Whitney Houston. Die Kamera fährt in Großaufnahme um das sich küssende Paar herum. Ihre Haare sind vom Winde verweht. Im Hintergrund sieht man noch zwölf weiße Tauben in die Nacht davonfliegen und auf dem kleinen See neben der Allee schwimmen zwei Schwäne im Mondlicht. Alle sind glücklich und alle weinen.

Das ist Fernsehen. Und wie ist es in der Realität? Was machen Männer, um ihrer Angebeteten etwas Gutes zu tun? Wenn sie in der Phase der Partnerakquisition sind – also einen potentiellen Partner suchen – geben sie alles. Männer machen sich viele Gedanken, was sie anziehen für das gemeinsame Treffen. Die kurze, sehr bequeme Hose bleibt im Schrank und die gute Hose hat Ausgang. Sie achten darauf, dass sie gut riechen, reinigen ihre Zähne sogar mit Zahnseide und gurgeln mit speziell starkem Mundwasser. Natürlich entfernen sie alle Haare an den Stellen ihres Körpers, an die keine Haare gehören und überlegen sich dabei interessante Gesprächsthemen für den Abend, die spannend und humorvoll sein könnten. Und sie suchen ein speziell romantisches Restaurant aus, schließlich möchten sie die Frau ja beeindrucken.

Jahre später ist der Drang, etwas Besonderes zu organisieren, nicht mehr ganz so groß. Dann meinen wir Männer, weil wir uns mal wieder rasieren, das «gute» Aftershave auflegen, die einigermaßen ordentliche Hose angezogen und irgendwo noch eine einzelne Kerze gefunden und angezündet haben, sind wir jetzt die Ober-Romantiker. Und «natürlich» gehen wir davon aus, dass die Frau schwer beeindruckt sein und sich geradezu auf uns werfen wird. Merkwürdigerweise sieht das die Frau irgendwie anders…

Was ist da dazwischen passiert? Am Anfang geben sich alle richtig Mühe und «inszenieren» etwas. Dann wird die Inszenierung immer etwas kleiner und irgendwann verzichtet man ganz darauf.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Mit inszenieren meine ich nicht, dass wir etwas vorspielen oder etwas vorgeben zu sein, was wir nicht sind. Nein. Aber das was da ist, können wir doch möglichst gut aussehen lassen. Oder? Ich weiß natürlich auch, dass es zum Glück viele Paare gibt, die auch nach jahrelanger Partnerschaft ihr Zusammenleben immer wieder ideenreich spannend halten. So soll es ja sein.

Es gibt aber auch Paare, die inszenieren völlig falsch verstehen. Die «spielen» Beziehung. Heile Welt nach außen und innerlich sieht es ziemlich leer aus. Auch das findet man heraus, wenn man öfters bewusst über sein Leben und seine Beziehung nachdenkt.

Das «Inszenieren» können wir von der Unterhaltungsindustrie lernen. Schauen Sie sich die Werbung an. Wie hier Produkte und Dienstleistungen in Szene gesetzt werden. Ob der neue Nassrasierer jetzt ein «revolutionäres Kugelgelenk» hat, ist ja eigentlich Nebensache. In der Werbung erfährt man jedoch, dass man ohne dieses «einzigartige Kugelgelenk» ab sofort gar nicht mehr rasieren könne, weil diese neuartige Technik ein ultimativ neues Gefühl vermittelt und eine neue Zeitrechnung in der Weltgeschichte der Rasur einläute. Eigentlich kann man ohne diesen Kugelgelenk-Rasierer als Mann gar nicht mehr leben. Und mit einem Marketingbudget von 145 Millionen Euro (Quelle: «Die Welt», 21.4.2014) werden wir das auch bald schon wirklich glauben. Denn schließlich sagt «Gillette», ist es ja «für das Beste im Mann». Wobei man auch über diesen Slogan nicht nachdenken sollte…

Nein, Sie müssen sich natürlich nicht wie ein Kugelgelenk-Rasierer inszenieren. Das ist zu übertrieben und wirkt nicht echt. Aber seien wir doch ehrlich: Wir könnten uns schon ab und zu etwas besser verkaufen. Uns etwas besser präsentieren. Ja, wir selber. Für uns. Denn wenn Sie anders auftreten, werden Sie sich automatisch anders fühlen. Und wenn Sie sich anders fühlen, werden Ihnen auch die Menschen anders begegnen. Aber auch, wenn Sie jemandem einen Gefallen oder einfach etwas Gutes tun wollen: Dann tun Sie das nicht nur so, dass es gemacht ist, sondern so, dass es der anderen Person in Erinnerung bleibt. Machen Sie aus etwas Schönem etwas außergewöhnlich Schönes. Ein Nebeneffekt: Auch Sie selber werden massiv mehr Freude daran haben. Und Ihnen wird der Ruf vorauseilen, als speziell, ideenreich, herzlich und spannend zu gelten. Womit wir wieder bei der persönlichen Einschaltquote sind, die sich dadurch massiv erhöhen wird.

Die Einschaltquote bestimmt, was im Fernsehen gesendet wird und was abgesetzt wird. Gibt es keine Zuschauer, stirbt eine Sendung und mit ihr der Moderator (der lebt zwar weiter, findet sich allerdings vielleicht sehr bald im «Dschungelcamp» wieder…).

Sind Sie sich dieser Macht bewusst? Nein, ich meine jetzt nicht die Einschaltquote im Fernsehen. Sondern die Einschaltquoten Ihres Umfelds. Wie viele Freunde und Bekannte haben Sie, mit denen Sie niemals auf einer einsamen Insel stranden wollen, weil sie zu langweilig sind? Es gibt sehr oft Menschen im Umfeld, die man eigentlich heute nicht mehr «einschalten» würde. Trotzdem schweigt man und schaut weiter.

Ich führe Sie in diesem Buch durch viele Bereiche in Ihrem Leben. Und in jedem Lebensbereich gibt es «kleine Dinge», die man optimieren könnte. Und wenn Sie die Ihnen wichtigen Themen angehen, verändern Sie etwas in Ihrem Leben. Und weil Sie sich verändern, werden sich auch die Menschen Ihnen gegenüber anders verhalten. Sie werden spannender für andere Menschen – Ihre persönliche Einschaltquote steigt. Das Ergebnis ist mehr Spaß und mehr Bewusstsein im Leben. Sie sind «präsenter» darin.

Ihr Film läuft: Treten Sie ins Rampenlicht Ihres Lebens.

Schon wieder so eine simple Weisheit: Ins Rampenlicht treten. Präsent und bitte schön noch wirkungsvoll präsent sein. Viele Menschen tun sich schwer damit. Weil sie sich nicht aufdrängen wollen. Weil sie sich nicht wohlfühlen, wenn sie im Mittelpunkt stehen. Weil sie vielleicht auch Angst davor haben, als «aufdringlich» oder «arrogant» zu wirken. Wird diese Person dann bei einer Beförderung übergangen, ist einfach der Chef ungerecht. «Einmal mehr wird der fleißige Arbeiter übergangen!» Aber mal ehrlich: Insgeheim wünscht sich auch diese Person, ab und zu mehr Beachtung – vor allem mehr Anerkennung.

Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass das mit dem «präsenter sein» nicht so einfach ist. «Natürlich» gibt es dafür eine plausible Erklärung. Es gibt introvertierte und extrovertierte Menschen. So einfach ist das. Introvertierte Menschen tanken Energie auf, wenn sie alleine sind. Extrovertierte Menschen brauchen die Gesellschaft vieler Menschen und laden ihre Batterie dabei auf. Klingt einfach, ist es aber nicht. Es gibt sehr gute Bücher, die sich eingehend mit dem Unterschied der «Intros» und «Extros» beschäftigen. Ich möchte hier nicht auf die Details eingehen. Trotzdem ein kleiner Test: Ich bin Redner und Trainer, stehe gerne vor Leuten – egal ob vor 50 oder 500 Menschen. Bin ich ein Intro- oder Extrovertierter? Klar. Ein Introvertierter. – Was? Ja. Ich bin ein Introvertierter. Viele Redner oder Politiker sind introvertiert. Hier sieht man schon, dass Menschen nicht so einfach klassifizierbar sind. Ob man eher «Intro» oder «Extro» ist, kann also alleine nicht erklären, ob man im eigenen Leben im Rampenlicht steht oder nicht. Hier spielt noch etwas anderes hinein. Dazu erzähle ich Ihnen etwas aus meinem Leben.

Ich bin zu einem Teil Schweizer und zum anderen Teil Ungar. Ich bin in Schaffhausen (in der Schweiz) geboren und aufgewachsen. Und wie viele andere Familien hatten wir die Denk- und Verhaltensmuster «ruhig sein», «nicht auffallen», «sich eher zurückziehen als sich ausdehnen». Viele Arbeiterfamilien dachten und denken noch immer so.

Ich habe von meinen Eltern vieles mitbekommen. Zum Beispiel die positive Einstellung zum Thema Arbeit und damit das Denkmuster: Arbeit macht Spaß! Meine Eltern gingen immer gerne arbeiten – ich hörte nie, dass sie sich darüber beklagten. Mein Vater war Bäcker – was bedeutete, dass er nachts arbeiten musste und um 16 Uhr schlafen ging, um dann um ein Uhr nachts wieder aufzustehen. Was ich von ihnen nicht mitbekommen habe, ist, wie man «im Rampenlicht» steht. Wie man sich ein Netzwerk aufbaut. Und ich beobachte unter meinen Seminarteilnehmern, dass das ganz viele Menschen nicht gelernt haben.

Ich war als Kind sicher nicht der Draufgänger und ich war nie (körperlich) der Größte. Ich konnte aber vieles mit meinem Humor wettmachen. Ich spielte schon in der Primarschule Sketche vor der Klasse, denn es fiel mir schon immer leicht Menschen zu unterhalten. Wenn ich in eine fremde Menschengruppe komme, brauche ich aber trotzdem einige Zeit, um «aufzutauen». Da bin ich nicht der «Hallo Leute, ich bin endlich da…»-Typ. Da trete ich eher in den Hintergrund. Außer … ja, außer ich stehe auf meiner «Bühne».

Denn wenn ich als Redner, Trainer oder Coach unterwegs bin, betrete ich «meine Bühne». Und das hat nichts damit zu tun, dass ich dann eine Rolle spiele. Nein. Es ist mein anderer Teil.

Wenn ich auf meiner Bühne bin, weiß ich, dass sich die Leute für mein Thema interessieren. Da erzähle ich gerne – und das gibt mir Energie. Wenn ich «privat» unterwegs bin – und jemand fragt, was ich tue – und ich spüre, dass es ihn oder sie absolut nicht interessiert und dies einfach aus Höflichkeit tut, blocke ich ab. Dann bin ich wortkarg. Ich nenne das meinen «Energiesparmodus». Meine Partnerin irritierte das am Anfang, wenn sie mich jemandem vorstellte und ich mich viel zu wenig präsentierte. Aber mein Gespür ist ziemlich gut und ich weiß schnell, wann jemand sich für meine Themen interessiert und wann nicht. «Stefan Privat» kann unscheinbar wirken, da würde man mir vielleicht nicht mal glauben, dass ich vor 500 Menschen sprechen kann. Da bin ich im Beobachtungs- und Analysemodus. Das war für mich häufig sehr bequem. Aber für mein Umfeld nicht immer einfach. Daher musste ich eine Strategie entwickeln, wie ich den Redner auch dann aktivieren kann, wenn ich nur auf einer Party oder einem Netzwerkanlass bin.

Ich habe erst im Laufe der Jahre erfahren, wie ich «funktioniere». Ich brauche beide Seiten. Zeit für mich selber und auf der Bühne stehen und zu Menschen sprechen. Ich weiß nicht, wie Sie ticken. Ob Sie eher ein klassischer Intro- oder Extro-Mensch sind. Oder ob Sie auch so eine Mischform sind wie ich. Ich kann Ihnen aber meinen Trick weitergeben. Wenn Sie auf eine Veranstaltung kommen, bei der es wichtig ist, dass Sie «präsent» sind, stellen Sie sich einfach vor, dass Sie jetzt Ihre persönliche Bühne betreten. Roter Teppich. Kommen Sie in den Raum und nehmen Sie ihn (mental) ein. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung. Schauen Sie sich um – und genießen sie die Vorstellung, dass alle diese Leute gleich einen unglaublich spannenden Menschen kennenlernen werden. SIE.

Es ist entscheidend, dass Sie den Schritt ins Licht – ins Scheinwerferlicht machen. Nein, Sie müssen nicht Redner oder Schauspieler werden. Ich meine das als eine Metapher für Ihr Leben. Viel zu viele Menschen verstecken sich, ihre Fähigkeiten und ihre Meinung. Weil sie meinen, «zu wenig gut» zu sein. Oder noch schlimmer, weil sie meinen, es nicht verdient zu haben im Scheinwerferlicht des Lebens zu stehen. Lassen Sie sich das von niemandem einreden!

Oder kennen Sie etwa nicht mindestens eine Person, die eine bessere Arbeit hat, mehr verdient und nachweislich weniger kann? Aber diese Person hat diesen Traumjob und nicht Sie? Weil sich diese Person gut «verkaufen» kann? Und Sie schon Bedenken haben, wenn Sie jemandem erklären müssen, was Sie besonders gut können?