"… denn das Erste ist vergangen." - Wilfried Kühling - E-Book

"… denn das Erste ist vergangen." E-Book

Wilfried Kühling

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Beschreibung

In Zeiten der drohenden Klimakatastrophe und des Raubbaus an Böden, Rohstoffen etc. wird die Frage nach einer Perspektive für die Menschheit immer drängender. Viele gesellschaftspolitische Ansätze gehen von einer notwendigen radikalen Umkehr in Bewusstsein und Verhalten aus, die aus dem Verständnis planetarer Grenzen entstehen soll. Dagegen sieht die biblische Offenbarung mit der Formulierung »…denn das Erste ist vergangen« eine zukünftig neue und verwandelte Welt, die erst dann entstehen kann, wenn das in unserer Welt wirksame Unrecht (das »Böse«) als Ursache des unangepassten Verhaltens der Menschen überwunden ist. Eine solche Sicht scheint für den Diskurs einer als erforderlich angesehenen großen Transformation zunächst ungewöhnlich - gerade die immense Bedeutung der Bibel für die Menschheitsgeschichte legt aber nahe, die dort durch Johannes gesehenen Bilder und Visionen einmal im Hinblick auf die heutige »Weltsituation« zu betrachten. Mit einer kritischen Wahrnehmung gesellschaftlicher und ökologischer Zusammenhänge (nach fast 40-jähriger wissenschaftlicher Lehr- und Forschungstätigkeit zu Fragen der Umwelt- und Lebensraumzerstörung) fragt der Christ Wilfried Kühling nach der Botschaft aus der biblischen Apokalypse und stellt erstaunliche Zusammenhänge zum Heute her.

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Seitenzahl: 202

Veröffentlichungsjahr: 2020

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© 2020 Kühling

Autor: Wilfried Kühling

Umschlaggestaltung: Wilfried Kühling

Umschlagfoto: Dieter Schütz / pixelio.de

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-05309-0 (Paperback)

978-3-347-05310-6 (Hardcover)

978-3-347-05311-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Wilfried Kühling

»… denn das Erste ist vergangen.«

Die Übel dieser Zeit mit derJohannes-Offenbarung gesehen

Inhalt

Vorwort

Eingang

1 Übersicht und Einführung

2 Zur Erklärung des Bösen

3 Warum die Offenbarung betrachten?

4 Die Offenbarung – eine Übersicht

5 Die sieben Siegel

5.1 Das erste Siegel: Verführung

5.2 Das zweite Siegel: Schrecken der Kriege

5.3 Das dritte Siegel: Hungersnöte

5.4 Das vierte Siegel: weitere Tote

5.5 Das fünfte Siegel: religiöse Verfolgung

5.6 Das sechste Siegel: Ereignisse vor dem Tag des Herrn

5.7 Das siebte Siegel: sieben Posaunen

6 Die sieben Posaunen

6.1 Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen

6.2 Zerstörung der Meere und Meerestiere

6.3 Zerstörung von Flüssen und Seen

6.4 Sonne, Mond und Sterne verfinstern sich

6.5 Zusammenfassung der ersten vier Posaunen

6.6 Aufstieg einer zerstörerischen Macht

6.7 Aufstieg einer weiteren Macht

7 Die Vollendung des Geheimnisses

7.1 Die siebte Posaune

7.2 Das erste Tier: die weltlichen Machthaber

7.3 Das zweite Tier: unser kapitalistisches Wirtschaftssystem?

7.4 Das Zusammenspiel der beiden Tiere

7.5 Der jüngste Coup: Digitalisierung

7.6 Sieger und Verlierer

8 Die sieben Schalen des Zorns

8.1 Vorbemerkungen

8.2 Elektromagnetische Felder: Generalangriff auf das Leben

8.3 Die weiteren Schalen des Zorns

9 Die Zerstörung Babylons und Christi Sieg

10 Das Gericht, der neue Himmel und die neue Erde

11 Die Verheißungen der Bibel erfüllen sich

12 Wie heute leben mit diesen Erkenntnissen? Versuch eines Fazits

Ausgang

Literatur

Vorwort

Die Zerrissenheit und spürbar werdende Unordnung unseres Daseins im Kleinen wie im Großen fragt nach Hoffnung und Zukunft. Kann da ein prophetisches Buch der Bibel wie die Offenbarung an Johannes Hinweise oder gar Antworten geben? Nicht zuletzt durch den Klimawandel, die Vergiftung und Störung weiter Teile unserer Umwelt oder durch den Raubbau an Rohstoffen stellt sich die Frage nach einer Perspektive für die Menschheit immer drängender. In vielfältigen Ansätzen wird meist von einer notwendigen und radikalen Umkehr im Bewusstsein und Verhalten als Rettungsvision ausgegangen, die aus der Logik bzw. dem Verstehen planetarer Grenzen (Suffizienz- oder Nachhaltigkeitsgedanke) entstehen soll. Verschiedene religiöse und spirituelle Entwürfe suchen Motive als Treiber für eine nötige Umkehr (oekom 2016). Ein neuer Bericht an den Club of Rome bemängelt (Berg 2020), dass wir uns, anstatt Symptome zu behandeln, mit den zugrunde liegenden Problemen und deren Zusammenhängen beschäftigen müssen. Wenn dort der komplette Fehlerpark aufgelistet wird, der Nachhaltigkeit heute verhindert, so steht der Mensch als Akteur im Mittelpunkt.

Dagegen sieht die biblische Offenbarung mit der Formulierung »… denn das Erste ist vergangen« eine zukünftig neue und verwandelte Welt, die erst entstehen kann, wenn das in uns wirksame Unrecht (oder Böse) als Kraft und Ursache des unangepassten Verhaltens der Menschen überwunden, ja beseitigt ist. Kann also eine »bessere« Welt ohne eine göttliche Befreiung aus menschlicher Verstrickung mit dieser Kraft nicht gelingen? Eine solche Sicht scheint für den Diskurs einer als erforderlich angesehenen großen Transformation (WBGU 2011) zunächst ungewöhnlich; geht es dort doch eher um ein anderes, lediglich selbst gesetztes anthropogenes Werteverständnis, eine Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung) und Teilhabe. Aus Sicht der Bibel zeigt sich jedoch nicht der Mensch allein als Regler im System, sondern es bedarf der göttlichen Heilung menschlichen Versagens und der Überwindung des Bösen. Haben wir also mit dem Bösen (wie es die Bibel bzw. die Offenbarung versteht) als Ursprung allen Übels einen möglicherweise entscheidenden Faktor bei der Analyse der Wirkmechanismen bisher vernachlässigt? Denn eine ganzheitlichere Betrachtung erlaubt in der Regel auch bessere Analysen und zielt auf verlässlichere Lösungsansätze.

Gerade die immense Bedeutung der Bibel für die Menschheitsgeschichte legt nahe, die dort im letzten Buch herausgestellte Zukunft einmal näher und im Hinblick auf die heutige Weltsituation zu betrachten, wie sie mit dem hier gesetzten Titel »… denn das Erste ist vergangen.« angedeutet ist. Die Faszination der Offenbarung des Neuen Testaments zeigt sich vor allem darin, dass dort bereits vor 2.000 Jahren ökologische (und andere) Zustände der Welt gesehen werden, die uns im Heute umgeben. Der oft mit dem Begriff »Apokalypse« bezeichnete Text erhält so eine höchst aktuelle Bedeutung.

Mit einem Verständnis von »Leben«, was die natürlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Aspekte einbezieht, soll deshalb der zentralen Frage nachgegangen werden: Was können die Ursachen für die zunehmende Unordnung sein und wohin zielt der Weg? Mit der Beantwortung dieser Frage erschließt sich möglicherweise ein tieferes Verständnis dieser Welt und die teilweise katastrophalen Zustände lassen sich leichter einordnen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht dabei der persönlich betroffene Mensch – auch als Akteur, der das Weltgeschehen beeinflusst. Es wird versucht herauszustellen, dass die Hinwendung zum Erlöser – auch bei aller Bedrängnis dieser Zeit und schier auswegloser Perspektive – eine verheißungsvolle Zukunft verspricht.

Die fachlichen Belege über den gesellschaftlichen und Umweltzustand sind nur beispielhaft ausgewählt, um den Einfluss des in Unrecht verhafteten Menschen zu verdeutlichen. Es ließen sich noch weitaus mehr anführen, was den herausgearbeiteten Bezug jedoch nicht unbedingt vertiefen dürfte.

Die vielfältig verwendeten biblischen Zitate und Hintergründe sollen den theologischen Grundlagen entsprechen. Hierzu konnte ich auf Wolfgang Buchholz, Gemeindepfarrer in Dortmund-Wellinghofen zurückgreifen, der nicht nur vor vielen Jahren an Gesprächsabenden den ersten Anreiz für dieses Thema gelegt hat, sondern die hier getroffenen Aussagen und Einschätzungen gegengelesen hat. Ihm gebührt mein ganz besonderer Dank, da das Thema der oder das Böse selbst in der Theologie und Bibelwissenschaft schwer zu fassen und nicht abschließend geklärt ist.

Eingang

Gebet der Sioux (Zink 1999):

»Du großes Geheimnis,

dessen Stimme ich in den Winden vernehme,

dessen Atem der ganzen Welt Leben gibt,

höre mich!

Ich komme zu dir als eines deiner Kinder.

Ich bin klein und schwach.

Ich bedarf deiner Kraft und deiner Weisheit.

Lass mich in Schönheit leben und gib,

dass meine Augen immer

den purpurnen Sonnenuntergang schauen,

dass meine Hände alle die Geschöpfe achten,

die du gemacht hast,

und meine Ohren deine Stimme hören.

Schenke mir Weisheit, dass ich die Lehren,

die du in jeden Baum und jeden Felsen,

jede Pflanze und jedes Tier gelegt hast, erkenne.

Mache mich stark,

nicht, damit ich stärker bin als meine Brüder,

sondern, damit ich den Kampf in mir selbst bestehe.

Mache mich fähig, dir in die Augen zu schauen

und mit reinen Händen vor dir zu stehen,

sodass, wenn das Leben vergeht,

wie der Sonnenuntergang verlischt,

wie der fahle Mond vergeht

und das Rascheln des Windes verklingt,

meine Seele frei und vertrauend zu dir kommt.«

1 Übersicht und Einführung

Die Jahreslosung1 2018 verwendet einen Vers aus der Offenbarung an Johannes, des letzten Buches im Neuen Testament der Bibel:

»Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.« (Offb 21,6).

Diese inhaltsschwere Verheißung wäre bereits Anlass genug, sich mit der Offenbarung zu beschäftigen. Doch die Auswahl dieses Verses verstärkt einen Eindruck, dass eher die aufbauenden, verheißenden Aussagen dieses schwer verdaulichen Buches den Eingang in Betrachtungen, Predigten und dergleichen finden. Dagegen werden die Hintergründe und Mechanismen des Dunklen und Bösen oft ausgeblendet, das sich dort als Kraft dem lebendigen Gott entgegenstellen will und dessen Wirken und Ende in der Offenbarung breiten Raum einnimmt. Zu leicht wird heute das Gericht Gottes über die von ihm abgefallene Welt (dort als Babylon bezeichnet) übergangen, möglicherweise auch, um keine Ängste zu schüren. Aus der Religionsgeschichte früherer Jahrhunderte ist eine solche Sichtweise zutiefst verständlich und soll hier nicht in Abrede gestellt werden. Aber wenn »das Erste« vergehen wird, sollte eine Einschätzung möglich sein, inwieweit ich davon betroffen oder berührt bin. Denn es betrifft das Heute, die Welt, in der ich lebe. So lohnt es zu versuchen, diese oft verborgene, hintergründige Macht stärker offen zu legen, um ein besseres Verständnis über die Botschaft des Evangeliums insgesamt zu bekommen. Die sich dieser Botschaft entgegenstellenden Widerstände können so besser erkannt werden. Möglicherweise gelingt durch das in der Offenbarung deutlich benannte »Böse« und die beschriebene Auseinandersetzung mit dem »Guten« ein besseres Verständnis der realen Welt mit all ihren Widersprüchen. Die offene Auseinandersetzung über dieses Spannungsfeld kann also helfen, klarer zu sehen und den eigenen Weg durch dieses Leben bewusster und zielgerichteter zu gehen. Oder, wie es in einer Predigt heißt:2

»Die Offenbarung klärt uns auf über die wirklichen Machtverhältnisse

in dieser Welt:

Das Leben ist kein Ponyhof,

kein Abenteuerspielplatz,

kein Vergnügungspark.

Sondern eine Realität zwischen Gut und Böse,

zwischen Licht und Dunkel,

zwischen Himmel und Hölle,

zwischen Gott und dem Ungeheuer.«

Nun haben sich vielfältige Kommentatoren und Ausleger mit diesem Buch befasst und aus alttestamentlichen Bezügen heraus verschiedene Deutungen der bildhaften Sprache vorgenommen. Hinzu kommen noch die vielzähligen verschiedenen apokalyptischen Richtungen und Schriften aus früherer Zeit.3 Die hier vorgenommene Betrachtung des Textes versucht, in einer davon eher unvorbelasteten Sicht einerseits und mit der individuellen Wahrnehmung aus christlicher Sicht andererseits die jüngeren Entwicklungen und heutigen Zustände in der Welt mit den Bildern und Hintergründen der Offenbarung an Johannes zusammenzubringen.

Dem kann ich kritisch gegenüberstehen, wenn ich die Auffassung vertrete, dass die Bibel in Bildern und Metaphern spricht, deren wörtliche Auslegung sich verbietet. Ich kann dem aber ebenso gut entgegnen, dass nicht nur Theologen – mit der gebotenen Interpretation der biblischen Sprache – darin einen Text sehen, der zwar von Menschen, aber durch die Inspiration Gottes geschrieben wurde. Auch stoßen die großen Fragen – wie entstand das Leben, was war vor dem Urknall etc. – an Grenzen einer allein wissenschaftlich erklärbaren Welt. Und annehmen oder darauf vertrauen, dass sich hinter den »Dingen« das »Göttliche« verbirgt. Was jedoch mit hohen Wahrscheinlichkeiten belegt ist, ist, dass wir uns heute an einem Scheidepunkt befinden. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte verfügt die Menschheit über die Macht, sich selbst und den Planeten zu zerstören. Wäre es also so abwegig anzunehmen, dass die Apokalypse nun wirklich bevorstehen könnte?

Jedenfalls ergeben sich aus einer solchen Sichtweise möglicherweise interessante und neue Ansatzpunkte zum Verständnis einer Welt, wie sie sich uns heute zeigt. Zwar vertreten Theologen die Auffassung, dass es zu einem grundsätzlich unsachgemäßen Umgang mit Apokalypsen zählt, wenn ihr Material auf jeweils konkrete (räumliche oder zeitliche) Situationen bezogen wird (Martin 1984, S. 119). Aber wenn ich zulasse, dass die Bibel als das Wort Gottes eine Anleitung für die Menschen enthält, dann wird es nicht nur in verschlüsselten Bildern an die Hand gegeben worden sein, die sich ohne tieferes oder hintergründiges (theologisches) Wissen nicht erklären lassen. Einer aktuellen Interpretation der verwobenen Bilder in die heutige Zeit und der Sicht auf diese alten Bilder aus heutiger Perspektive dürfte auch deshalb nichts entgegenstehen, da Auslegung und Interpretation zum Umgang mit der Schrift gehören – so wie es sonntäglich auch von den Kanzeln aus geschieht. Was natürlich auch die vielfältigen Verweise, Bezüge und begrifflichen Hintergründe der gesamten Schrift zu berücksichtigen hat.

An dieser Stelle soll bereits deutlich gesagt werden, dass es nicht darum geht, in düsteren Bildern auszumalen, was uns als ökumenisch-christliche Gemeinde an »Bedrängnissen« noch bevorstehen könnte, wie es die Offenbarung hier und da anspricht. Vielmehr soll deutlich werden, dass aus den Interpretationen und Vergleichen Hoffnung entsteht, dass das Böse sich letztlich erfolglos aufbäumt und ein für alle Mal besiegt worden ist bzw. wird. Dies kommt mit dem gewählten Titel »… und das Erste ist vergangen.« zum Ausdruck. Es erscheint als Ziel der Geschichte Gottes mit den Menschen das Bild der Gottesstadt, in der die ursprüngliche, paradiesische Schöpfung Gottes neu und abschließend etabliert wird. Darin »wohnt« Gott selbst in direkter, keiner Vermittlung mehr bedürfender Weise unter seinem Volk (Böttrich 2014).

Wo stehen wir heute? Unsere Ausgangssituation

Verfolgt man die globalen wie regionalen Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte, so gewinnt man den Eindruck, dass einige beherrschende Strukturen und Mechanismen des Zusammenlebens immer stärker auf Entfremdung, Entzweiung, Vereinzelung, Zerrissenheit, Konfrontation, Hetze und dergleichen hinauslaufen. Auch das Wirtschaften wird zunehmend aggressiver und härter. Es läuft auf Ausbeutung und Verschärfung von Gegensätzen bzw. Ungerechtigkeit hinaus. Gleichzeitig beeinflusst die Gewinnmaximierung mit allen Mitteln das individuelle Verhalten. Folgen sind u. a. die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen und die Ausbeutung von Ressourcen ohne Rücksicht auf künftige Generationen. Die Schere zwischen den Wenigen, die immer mehr Reichtum auf sich vereinen und der zunehmenden Menge derer, die kaum genug zum Leben haben, klafft immer weiter auseinander. Damit einher gehen – um nur ein exemplarisches Beispiel zu nennen – Anreicherungen bzw. Belastungen der Ökosysteme mit Fremdstoffen und Strahlen, die sich aufgrund ihrer Menge oder wegen ihrer Langlebigkeit nicht genügend abbauen. Vorhandene sowie zukünftige Schäden sind so unvermeidlich. Das komplexe und facettenreiche Thema Klimawandel steht ebenfalls als ein Beispiel für viele andere, zerstörerische Entwicklungen, die eine lebenswerte Zukunft auf dieser Erde sehr grundsätzlich in Frage stellen.

Viele der Prozesse verlaufen dabei schleichend, über längere Zeiträume oder entwickeln in weit entfernten Gebieten und Erdteilen ihre schädliche Wirkung. Gerade die zeitlich und räumlich entfernten Risiken oder Gefahren erschweren deren Wahrnehmung (Abbildung 1). Heute notwendige Maßnahmen bleiben daher meist aus. Hinzu kommt, dass Teilnehmer eines längerfristigen, sich nur langsam verändernden Prozesses selten die Fähigkeit besitzen, sich aus den sie umgebenden Umständen heraus zu erheben. So können Fehlentwicklungen kaum rechtzeitig erkannt und Ziele oder Wege korrigiert werden, wenn man nicht innehält und einen Überblick gewinnt über das, was da in einem größeren Zusammenhang läuft.

Abbildung 1: Unterschiedlich intensive zeitliche und räumliche Problemwahrnehmung und -bearbeitung (eigene Darstellung).

Solche nur angedeuteten Prozesse lassen sich in der physischen Welt schlüssig erklären. Aus der Systemtheorie und aus wissenschaftlichen Erklärungssätzen (wie dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik) kennen wir Begriffe wie Entwertung, Dissipation, Unordnung. Danach verläuft der Prozess in einem geschlossenen System von einem geordneten Ausgangszustand unumkehrbar hin zu zunehmender Unordnung (Entropie). Auch die eingangs angedeuteten Lebens- und Verhaltensweisen des Menschen mit seiner Sucht zur Daseinssteigerung (was letztlich mit der Nutzung von Materie und Energie einhergeht) führt letztlich Diffusion, Zerstreuung und Unordnung herbei. Natürlich darf man nicht außer Acht lassen, dass es starke Kräfte gibt, die das Gegenteil bewirken. Beispiele für ordnende Prozesse sind Zusammenhalt, Gemeinschaft, Hilfe. Mit der Entwicklung moderner Technik wie erneuerbarer Energien (zum Beispiel Solartechnik) und der Öffnung von Systemgrenzen kann ebenfalls eine deutliche Abflachung der Entropie in unserer Lebensumwelt gelingen.

Doch zusammenfassend bleibt der Eindruck, dass menschliches Tun zwangsläufig zu dieser angesprochenen Unordnung führt. Dabei stellt sich die wichtige und hier im Vordergrund stehende Frage, ob dies eben zwangsläufigeMechanismen sind (also Gesetzmäßigkeiten, wie beispielsweise bei den thermodynamischen Gesetzen) und ob diese »einfach so« ablaufen müssen. Oder sind hier reale Kräfte dahinter wirksam, die auch erkennbar bzw. benennbar und vor allem veränderbar oder beeinflussbar sind? Etwas deutlicher mit der Frage ausgedrückt: ist hier die zerstörerische Kraft des Bösen am Werk – wie es die Offenbarung beschreibt mit dem »Drachen«, der »Schlange aus uralter Zeit, die auch ›Teufel‹ oder ›Satan‹ genannt wird. Sie verführt die ganze Welt zum Abfall von Gott« (Offb 12,7–9).4 Dann gibt es auch einen klaren Akteur bzw. Verursacher und aus der Beobachtung können möglicherweise Verhaltensänderungen oder Gegenkräfte wirksam werden bzw. die Einflüsse können gezielter abgewehrt bzw. gemindert werden. Denn als ordnungsbildende Gegenkraft darf das göttliche Wirken durch Jesus Christus gesehen werden. Durch Seine Hingabe am Kreuz werden Menschen von der Schuld befreit – sofern sie diese Gnade annehmen – und setzen ein Tun frei, welches den oben beschriebenen, ordnungsbildenden natürlichen Prozessen gleicht. Was natürlich nicht ausschließt, dass auch Menschen ohne die erlebte Annahme solcher Gnade bereit sind, Gutes zu tun und so zu leben.

Im herkömmlichen wissenschaftlichen Sinne wird es kaum möglich sein, diese Kräfte auch zu beweisen; wir bewegen uns im Feld des (christlichen) Glaubens, in einer anderen, geistlichen Dimension. Es geht mir hier auch nicht allein darum, die reale Zerstörung unserer Lebenswelt mit den Bildern und »Voraussagen« aus der Offenbarung zusammenzubringen. Es geht auch darum, aufzuzeigen, dass die Veränderungen und Verluste unserer Lebensumwelt auch mit einer Abkehr von der biblischen Botschaft einhergehen, die uns Erlösung aus der schuldhaften Verstrickung mit dem Unrecht verheißt. Denn mit dem Verlust christlichen Glaubens und der Abkehr von Gott gehen Werte verloren. Werte und Verantwortlichkeiten, die meiner Überzeugung nach verhindern (oder zumindest deutlich begrenzen) würden, mit der Erde, mit unseren Mitgeschöpfen, ja mit anderen Menschen so umzugehen wie wir das gegenwärtig tun. Wenn Menschen sich der Erneuerung durch Christus und dem von ihm gelebten Verhalten verschließen, kann es zu Entwicklungen führen, wie sie die Offenbarung sieht und die wir uns nicht wünschen können. Das ist leicht einsichtig, wenn ich von der Tierquälerei spreche, um unseren enormen Fleischkonsum zu ermöglichen; das mag überzogen klingen, wenn ich auch die moderne Ablenkungsindustrie einbeziehe. Aber letztlich ist es meist diese mangelnde Wahrnehmung der verführerischen Kräfte und die mangelnde Annahme der Erneuerung durch Christus, die zu den heutigen Problemen, ja bisweilen Exzessen, führt und geführt hat.

Die Zerrissenheit und spürbar werdende Unordnung unseres Daseins im Kleinen wie im Großen fragt jedenfalls immer drängender nach Hoffnung und Perspektiven der zukünftigen Entwicklung für die Menschheit. In vielen gesellschaftlichen Bewegungen wird meist von einer notwendigen und radikalen Umkehr hin zu einem geänderten Bewusstsein und entsprechendem Verhalten als Rettungsvision ausgegangen, was in der Logik und Vernunft bzw. der Anerkennung planetarer Grenzen (Nachhaltigkeits- oder Suffizienzansatz) gründet. Dagegen berichtet (nicht nur) die Offenbarung an Johannes in der Bibel von einer zukünftig neuen oder verwandelten Welt, die erst aus der Beseitigung des Bösen als Ursache des zerstörerischen Verhaltens der Menschen resultiert. Dabei stellt sich die Frage, ob die Verwandlung in einem zentralen Akt noch geschehen wird (in Zukunft also, wie es in den Bildern der Offenbarung beschrieben wird) oder sich aber jederzeit im Menschen vollziehen kann5. Insbesondere aus dem Neuen Testament heraus kann der Schluss gezogen werden, dass aus der Heilszusage des gekreuzigten Christus‘ ein neues »verwandeltes« Leben im Hier und Jetzt entstehen kann, welches grundlegende und wirksame Änderungen im Verhalten und Umgang mit Mensch und Umwelt bewirken dürfte. Damit zeigt sich ein vom Grunde her anderer Gestaltungsansatz. Denn ich persönlich muss mich aufgrund der mir erwiesenen, von der Größe her kaum vorstellbaren Zuwendung und Liebe durch Christus bei allem, was ich denke, sage oder tue fragen, ob ich diese Liebe angemessen und ehrfürchtig erwidere (beispielsweise mit dem Gebot der Nächstenliebe). Zu Ende gedacht beinhaltet dies die Liebe zu allen Mitgeschöpfen und auch zu den natürlichen Lebensgrundlagen.

Besonders in der Offenbarung wird die Auseinandersetzung der einander widerstreitenden Kräfte von Recht und Unrecht deutlich und kann bei der eigenen Einordnung helfen. Schaue ich hinter manche Worte und Bilder, dann scheint eine Fülle von Aussagen und Hinweisen durch, die möglicherweise helfen, den Zustand und die Entwicklungen auf dem Globus im Hinblick auf mein Dasein einzuordnen. Es kann also hilfreich sein, dieses prophetische Buch näher zu betrachten.

Dabei sollen die verschiedenen, prophezeiten Ereignisse hier nicht alle vollständig und im Detail betrachtet werden, sondern es wird die mehr oder weniger wahrnehmbare Einflussnahme des Bösen auf unser Dasein heute an Beispielen ausgewählt. Die angegebenen fachlichen Belege erheben nicht immer den letzten Anspruch an wissenschaftliche Exaktheit, wenn manche Quellen beispielsweise auch von nicht offiziellen Stellen oder aus nicht reviewten Zeitschriften verwendet werden. Dies dürfte jedoch den generellen Gehalt einer getroffenen Aussage nicht schmälern. Es soll lediglich darum gehen, die potenziellen Dimensionen mancher Entwicklungen aufzuzeigen.

Recht und Unrecht als beherrschende Daseinselemente

Sehr schnell entdeckt man, dass sich das duale Prinzip vieler Erscheinungsformen in dieser Welt (wie: Tag – Nacht, heiß – kalt) nicht nur bei materiellen Zuständen bzw. Prozessen, sondern auch beim gesellschaftlichen Leben und Wirtschaften findet: Als beherrschendes Daseinselement zeigt sich auch hier eine Dualität in der Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht, wie sie die Schriften des Neuen Testaments vornimmt und worauf im nachfolgenden Kapitel eingegangen wird. Man kann auch vereinfachend der zentralen Erkenntnis folgen (Lewis 2019), wonach die christliche Botschaft schlicht keinen Sinn ergibt, wenn nicht das Gute durch Gott angelegt worden wäre und uns Übertretungen zur Umkehr und Vergebung mahnen.

Zunächst sollen jedoch einige grundlegende Betrachtungen angestellt werden. Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch mehr oder weniger offensichtlich nach einem sinnerfüllten Leben strebt. Dies äußert sich in den verschieden wahrgenommenen, bewussten oder verstandenen Verhaltensmustern. Auf der Suche nach dieser Sinnerfüllung bleibt manches verborgen oder unbewusst, da »Leben« schwer zu erklären ist. Da gibt es Wahrnehmungen oder Erfahrungen, bei denen man zugestehen muss, dass sich der menschlichen Erkenntnisfähigkeit einiges verschließt. Frage ich hier weiter, wird klar, dass ein Leben oder Dasein mehr beinhaltet als die Summe der menschlichen Sinne. Dementsprechend müsste sich auch die Suche nach einem sinnerfüllten Leben auf dieses »Mehr« richten. Die Begrenztheit menschlichen Erkenntnisvermögens drückte Immanuel Kant etwa so aus, dass die reine Vernunft unzulänglich sei für eine objektive Erkenntnis. Die Erkenntnis wiederum sei nur von den Erscheinungen, nicht von den »Dingen an sich« möglich (Unerkennbarkeit des »Ding an sich«). Auf der Suche nach tieferen Ursachen für die eingangs angedeuteten Krisenerscheinungen wären danach neben der Vernunft auch der Geist oder die Seele zu berücksichtigen, womit Begriffe wie Schöpfung, Gottheit o. ä. einzubeziehen wären.

Beim physikalisch begründeten Bauprinzip dieser Welt gilt das Zusammenwirken der Komponenten Energie, Materie und Information. Nimmt man nun an, dass außerhalb der materiellen Welt in den Lebensprozessen bzw. in der lebendigen Welt offensichtlich auch geistige Kräfte (Information) wirksam sind, dann wäre die grundsätzliche Frage zu diesen Beobachtungen, welche Kräfte hinter den entropischen, zerstörerischen Prozessen der Unordnung auf der einen Seite und den dagegen haltenden, ordnungsbildenden Prozessen auf der anderen Seite stecken. Kann man diese Kräfte, wie sie die Bibel kennt, erahnen, lokalisieren, durchschauen? Mein Anliegen ist daher, den Blick auf diese Kräfte zu richten und durch Interpretationen der Offenbarung an Johannes zu schärfen. Zunächst können wir an den Gesetzmäßigkeiten und der Ordnung in der Natur erkennen, dass hier ein Schöpfer wirkt. Denn die Frage ist, woher kommen die Naturgesetze, nach denen sich die Natur verhält? Wenn ich das Bild eines Malers betrachte, dann ist das Vorhandensein dieses Bildes ein Hinweis auf den Maler bzw. sind die gefundenen Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten in der Natur ein

Hinweis auf die Existenz eines Schöpfers (Schimmel o. J.). Wie es bereits bei Jesaja heißt:

»Sie bilden sich ein, sie könnten die Rollen vertauschen! Der Ton kann doch nicht so tun, als wäre er der Töpfer! Oder kann das Werk von seinem Schöpfer sagen: ›Er hat mich nicht gemacht‹? Kann das Tongefäß vom Töpfer sagen: ›Er versteht nichts davon‹?« (Jes 29,16; Gute Nachricht Bibel)

Die andere große Frage ist die nach einem möglichen Bewertungssystem. Wie lässt sich einschätzen, was nun »Recht« und »Unrecht« bzw. »Gut« und was »Böse« ist? Levis (2019) begründet die dem Menschen mögliche Unterscheidung von Recht und Unrecht als ein generelles Gesetz der menschlichen Natur, das nur aus einem übergeordneten Zusammenhang heraus begründbar ist. Daher kommt man auf der Suche nach den Orten bzw. Quellen des Guten und Bösen nicht um die Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes, der Bibel, herum. Anhand meiner fast 40-jährigen wissenschaftlichen Lehr- und Forschungstätigkeit zu Fragen der Umwelt- und Lebensraumzerstörung einerseits und vor meiner christlichen Überzeugung vom Wort Gottes andererseits will ich daher versuchen, den Zustand unserer Welt in Worten und Bildern nach meiner Wahrnehmung einzuordnen. Ich möchte Hinweise zur Ordnung und Unordnung finden. Im Rahmen eines ganzheitlichen Verständnisses von Leben (Körper, Geist und Seele) werden dabei Bezüge zu den gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Verhältnissen hergestellt.

Etwas provokant in den Vordergrund gestellt werden die in der biblischen Offenbarung besonders deutlich hervortretenden Aussagen über die konkrete Kraft des Bösen, über die sich meines Erachtens erst ein ganzheitliches Verständnis unserer Welt und auch der Bibel ergibt. Versucht man, die verführerischen bzw. satanischen Kräfte und Mechanismen unserer Zeit wahrzunehmen, kann Wachsamkeit vor diesen Kräften entstehen und ein klareres Verständnis der biblischen Botschaft gelingen. Und es gelingt möglicherweise ein gezielterer Umgang damit; auch Lösungsansätze in Richtung eines zu ändernden Verhaltens können entstehen.

Das Menschheitswissen zeigt uns, dass ein Leben in einem Zusammenhang mit Religion, die einen übergeordneten Rahmen geben kann, zu wichtigen Ordnungen verhilft. Religion war und ist notwendig auch für das Werteverhalten des Menschen. Diese Traditionen sind bei uns durch die neueren Entwicklungen oft abgelöst, die Entscheidungen heute haben sich meist von einem übergeordneten Bewertungsrahmen entfernt. Da Religion von einem »gelungenen Leben« ausgeht, will ich mit einem Beispiel aus der Bibel auf die Suche nach Erklärungen gehen: Das Handeln bzw. Verhalten des Menschen lässt sich meines Erachtens ohne den sogenannten Sündenfall nicht ausreichend erklären.