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Fast unbemerkt in der Christenheit vollzieht sich gegenwärtig ein Generalangriff auf Gottes Wort und das Christentum. Stellvertretend für den Evangelikalismus zeigt der Autor am Beispiel der Adventgemeinde, mit der er sich über einen Zeitraum von sieben Jahren beschäftigte Verführungsprinzipien auf, die vom Wort Gottes wegführen in ein antichristliches Religionssystem. Akribisch werden die einzelnen Elemente der Gemeindewachs-tumsbewegung erklärt und die Wege in die Gemeinde Jesu aufgezeigt. Beispielhaft wird anhand der Adventisten die Sichtbarkeit einer sich verändernden Theologie, allem voran an der Missiologie deutlich, dass ein antichristliches System sich fast gänzlich unbemerkt einschleicht.
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Seitenzahl: 383
Veröffentlichungsjahr: 2013
Danke!
Als lebendiges Kind Gottes habe ich viel Grund zu danken. Zuallererst gehört mein Dank meinem Herrn und Heiland, der in seiner Liebe mein Herz erreichte, mir ein wenig vom Stückwerk der Erkenntnis durch den Heiligen Geist zuteil werden ließ und lässt, und der dabei ist mich Stück für Stück nach seinem Bild zu formen. In aller Demut lege ich in diesem Werk von dem vor, was mir bisher anvertraut ist.
Meiner lieben Frau Juliane möchte ich hier Dank sagen, die mir stets mit Rat zur Seite stand, viele Stunden geopfert hat um Korrektur zu lesen und mit Verständnis und Gebet die langen Nächte ertragen hat, in denen dieses Buch unter nächtlichem Geklapper der Computertastatur entstand.
Meinen Freunden und Brüdern Heinz Laarhuis und Falko Wendlandt, die zusammen mit mir an die Themen „Spirituelle Integration, die Islamfrage aktiv erarbeitet haben, und die mir ebenfalls bei dem Thema „Substituionstheorie“ sachkundig zur Seite standen.
Ich danke meinem Freund und Bruder Dr. Horst Krüger, der sich die Mühe machte, das Buch sachkundig vorab zu lesen, und dessen Lehrtätigkeit mir in geistlichen, sprachwissenschaftlichen Fragen immer wieder den Horizont erweitert und mir in vielen Lehrpredigten und Vorträgen die Israelfrage aus jüdischer und christlicher Sicht eröffnet hat.
Dr. h.c. Rolf Wiesenhütter
Der Adventismus in der Falle des Antichristen
Wie die Gemeindewachstumsbewegung den Evangelikalismus unterwandert am Beispiel der Siebenten - Tags - Adventisten
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Alle Bibelzitate sind, soweit nicht anders angegeben nach der Luther Übersetzung von 1912 und aus der „Hoffnung für alle“ zitiert.
Verlag: tredition GmbH, Hamburg978-3-8495-7404-8
© Rolf Wiesenhütter
Umschlagsgestaltung / Illustration:
Rolf Wiesenhütter; & tredition GmbH
Inhalt
Vorwort
Abkürzungen
1.
Der apologetische Anspruch
1.1
Was ist Apologetik?
1.2
Darf man Irrlehre öffentlich beim Namen nennen?
1.3
Wie soll man sich gegenüber Irrlehrern verhalten?
2.
Neue religiöse Strömungen in der postmodernen Gesellschaft
2.1
Die „Natürliche Gemeindeentwicklung“ nach Christian Schwarz
2.2
Willow Creek
2.3
Rick Warren und seine Kirche mit Vision
2.4
„Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ von William Paul Young
2.5
Der Alpha - Kurs
2.6
Die Emerging Church
2.6.1
Die Transformationstheologie
2.6.2
Die spirituelle Integration
2.6.2.1
Erkenntnisse zur spirituellen Integration
2.6.3
Der Dominionismus
2.6.4
Die Kontextualisierung
2.6.5
Gender Mainstream
2.6.6
Managementmethoden
2.6.7
Politische Interessen
3.
Ausbreitung der Gemeindewachstumsbewegung
3.1
Der Arbeitskreis christlicher Kirchen (ACK)
3.2
Die Gemeindewachstumsbewegung im ACK
4.
Der Adventismus in der Falle des Antichristen
4.1
Adventisten und die „Natürliche Gemeindeentwicklung“ (NGE)
4.2
Adventisten und die Willow Creek Bewegung
4.3
Adventisten und Rick Warrens „Kirche mit Vision“
4.4
Adventisten und Paul Youngs „Die Hütte“
4.5
Adventisten und der „Alpha - Kurs“
5.
Die Adventisten und die Emerging Church
5.1
Adventisten und die Transformationstheologie
5.2
Adventisten und die spirituelle Integration
5.3
Angebliche Gemeinsamkeiten zwischen Adventisten und Islam
5.3.1
William G. Johnsson: Adventisten und Muslime - Fünf Überzeugungen
5.3.2
Silvian Romain: Den Islam verstehen
5.3.3
Hans Heinz: Das Christentum begegnet dem Islam
5.3.4
Andrews Symposium 2006; Theologische Hochschule Friedensau
5.3.5
Larry Owens: An Adventist approach to Islam
5.4
Exkurs: Der Adventismus im Verhältnis zu Israel und dem Islam
5.4.1
Die Substitutions - Theorie
5.4.2
Die Prophetie von Ellen G. White
5.5
Der Adventismus und der Dominionismus
5.6
Der Adventismus und die Kontextualisierung
5.7
Der Adventismus und die Genderrevolution
5.8
Managementmethoden in der Adventbewegung
5.9
Politische Interessen in der Adventbewegung
6.
Die Adventisten und der Arbeitskreis christlicher Kirchen ACK
6.1
Der Weg der Adventisten in den ACK
6.2
Probleme des ACK mit den Adventisten
7.
Der heutige Blick auf die Adventgemeinde und den Adventismus
8.
Wird die Adventgemeinde in Zukunft weiter bestehen?
8.1
Wie werde ich Christ?
8.2
Das Wichtigste zuerst!
8.3
Raus aus der Hure Babylon
8.4
Wiederherstellung der Einheit in der Gemeinschaft
8.4.1
Was ist Einheit unter Christen in biblischem Sinn?
8.5
Verwerfung der Substitutionstheologie
8.6
Wertschätzung für das prophetische Wort der Bibel
8.7
Eine Lanze für die Ortsgemeinden
9.
Auf ein Wort zum Schluss
Anhang 1: Quellennachweis
Anhang 2: Namensverzeichnis
Vorwort
Der Adventismus in Deutschland erlebt seit Jahren gravierende Veränderungen. Nach außen wird dies allenfalls durch die Veränderung des Namens sichtbar. Aus der Gemeinschaft der Siebenten - Tags - Adventisten wurde die Freikirche der Siebenten Tags Adventisten. Damit einhergehend wurden die Prediger aufgewertet und dürfen sich nun Pastoren nennen. Andere Strukturen wurden dagegen beibehalten. So gibt es weiterhin nur Ordinationen der Pastoren, die durch Beglaubigungen alle fünf Jahre durch die Delegiertenversammlung bestätigt werden müssen. Dadurch wird ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis geschaffen, das hauptamtliche Mitarbeiter dahingehend diszipliniert, den Vorgaben der Leitung zu folgen. Ansonsten kann eine weitere Beglaubigung verweigert werden, was einer Entlassung aus dem geistlichen Dienst gleichkommt, da die Leitung bestimmt, wer zur erneuten Beglaubigung durch die Delegiertenversammlung vorgeschlagen wird. Da man ohne Ordination erheblich erschwerte Bedingungen hat, eine Anstellung als Pastor in einer anderen Denomination zu finden, was ja mit dem Status einer anerkannten Freikirche durchaus möglich wäre, begibt sich diese Praxis in die Nähe eines möglichen Berufsverbotes. Aus biblischer Sicht muss man dies deshalb mindestens hinterfragen, denn wenn man davon ausgeht, dass es der lebendige Gott selbst ist, der Menschen ruft und zum geistlichen Dienst beruft, dann gibt es keine Legitimation welcher religiösen Leitungsebene auch immer diese Berufung zu zerstören oder auch nur zu gefährden. Eine Fürsorgepflicht gibt es nicht nur in Bezug auf weltliche Gesetzgebungen, sondern vor allen Dingen vor dem lebendigen Gott. Die derzeitige Praxis bewirkt hier das Gegenteil, denn der hauptamtliche Mitarbeiter hat keinerlei Möglichkeiten, sich einem etwaigen Abweichen der Leitung vom Wort Gottes wirksam entgegenzusetzen, ohne seine Existenz zu gefährden. Die Organisation ist weitgehend zentralistisch, was einige Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringt. Von Vorteil ist beispielsweise, dass die Besoldung der hauptamtlichen Mitarbeiter weitestgehend gesichert und nicht von der finanziellen Situation der jeweiligen Ortsgemeinde abhängig ist. Dagegen ist das Instrument der Beglaubigung mindestens zu hinterfragen, weil damit Machtansprüche verbunden sein können. Die Glaubensinhalte werden in den Leitungsebenen von den Vereinigungen aufwärts bestimmt, bzw. festgelegt, die jeweils kleine Ausschüsse bilden, in denen nur wenige Mitglieder aus den Ortsgemeinden vertreten sind, die außer den Pastoren durchgängig keine Theologen sind. Dadurch werden Strukturen des „geistlichen Missbrauchs“ möglich, wenngleich diese Ausrichtung innerhalb der Gemeinschaft viele Jahre unproblematisch verlief. Dies änderte sich aber schlagartig, als sich die Leitung im Jahr 1993 gegen die überwältigende Ablehnung an der Basis entschloss, Gastmitglied im Arbeitskreis christlicher Kirchen (ACK) und damit in der Ökumene zu werden.(1) Hier wurde eine Neuausrichtung eingeschlagen, deren Folgen viele aufmerksame Glieder innerhalb der Gemeinschaft von Beginn an kommen sahen, deren mahnende Stimmen aber auf der Leitungsebene ignoriert wurden. Die Basis wurde gewissermaßen abgehängt, und viele Gemeindeglieder wurden in ihrer adventistischen Identität erschüttert. So schreibt beispielsweise die Adventgemeinde in Frankfurt unter der Überschrift: „Bringt Ökumene ein vereinigtes Christentum?“
„Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten war besonders im deutschsprachigen Mitteleuropa von vornhereingegenüber der ökumenischen Bewegung kritisch und ablehnend eingestellt. Wenngleich Luther und Melanchthon als Begründer des Protestantismus auch zur Basis des adventistischen Glaubens gehören, so kapselte man sich doch völlig vom übrigen Christentum ab, einerseits wegen tiefgreifender Unterschiede in den Glaubensüberzeugungen (Naherwartung, Sabbat, Dreifache Engelsbotschaft usw.), andererseits wegen der prophetischen Auslegung biblischer Texte. Insbesondere seitdem die Katholische Kirche in die ökumenische Bewegung aufgenommen wurde, gehörte die Ökumene nach adventistischem Verständnis zu „Babylon“ und wurde somit als Teil einer widergöttlichen und antichristlichen Weltmacht angesehen, die sich letztendlich gegen die Gemeinde Christi wenden wird(2)
Nun aber hat sich diese Haltung nicht nur gravierend verändert, sondern man darf sie weitestgehend innerhalb der Freikirche nicht mehr kommunizieren. Es hat eine Anpassung stattgefunden, die eine gegenseitige Anerkennung zwischen den Denominationen maßgeblich gefördert hat, wenngleich der Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Die sich kritisch mit der Ökumene auseinandersetzende Internetplattform Confessio gibt eine treffende Situationsbeschreibung wieder, wenn dort formuliert wird:
Zitat:„Seit ca. 40 Jahren, genauer: seit adventistische Beobachter beim zweiten Vatikanischen Konzil zugegen waren und dort persönliche Kontakte zu vielen Vertretern anderer Kirchen knüpfen konnten, hat sich eine deutliche Annäherung zwischen Adventisten und anderen Christen ergeben. Einerseits haben Adventisten gelernt, die christliche Spiritualität anderer Kirchen zu achten. Andererseits haben auch die traditionellen Konfessionskirchenerst allmählich im Rahmen der ökumenischen Bewegung lernen müssen, dass das Gespräch mit Christen in anderen Gemeinschaften nicht nur Anfechtung und Irrtum, sondern auch Anregung und Bereicherung beinhalten kann. Äußere Bedingungen haben diesen Prozess des Aufeinander-zu-Wachsens in unterschiedlicher Weise gefördert oder behindert. In der Folge dessen gibt es z.T. deutliche regionale Unterschiede im ökumenischen Engagement adventistischer Gemeinschaften in Deutschland. Im Osten Deutschlands waren während der DDR-Zeit die Christen der verschiedenen Konfessionen stärker aufeinander angewiesen. In der Schule oder bei der Armee empfanden sie sich im Gegenüber zum betont atheistischen Staat als für eine gemeinsame Sache engagiert. Dies hat zu persönlichen Kontakten und vielerorts zu selbstverständlich gelebter Ökumene geführt. In den westlichen Bundesländern fehlt vielfach diese Lernerfahrung. Besonders in Süddeutschland sind die traditionellen Kontroversen insbesondere zwischen Adventisten und römisch-katholischer Kirche noch sehr lebendig. Noch intensiver und schärfer werden die alten Gegensätze von den adventistischen Splittergruppen vertreten, welche die ökumenische Öffnung zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten nicht mit vollzogen haben. In Bezug auf die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist jedoch zu spüren, dass sie den Weg von der Sekte zur Freikirche bewusst weiter gehen möchte. Belege dafür gibt es viele. Neben den Rückmeldungen über ein weitgehend gutes Miteinander aus den Gemeinden und aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), in der die Adventisten seit etlichen Jahren im Gaststatus mitarbeiten,stehen auch publizistische Äußerungen. Durch ihre zentralistische Struktur sind die Adventisten der Römisch-Katholischen Kirche in manchem ähnlicher als sie es vielleicht mögen. Jedenfalls kann man feststellen, dass hier wie dort alte Glaubenssätze zwar nicht offiziell revidiert, aber doch neuen Interpretationen unterzogen und in veränderte Kontexte gestellt werden. Dadurch erscheinen manche Äußerungen in einem anderen Licht.“(3)
In diesen Texten wird der Veränderungsprozess der Adventisten in Deutschland sichtbar. Allerdings werden Fragen aufgeworfen. Um welche Spiritualität anderer Christen geht es? Was ist die Grundlage der deutlichen Annäherungen? Wie kam es zur Anerkennung der Adventisten durch andere Denominationen? Ist die Zugehörigkeit zur Ökumene in der DDR als Rechtfertigung biblisch vertretbar? Inwiefern ist die Situation in der DDR mit der heutigen Ökumeneausrichtung innerhalb der Bundesrepublik Deutschland vergleichbar? Welche Gemeinsamkeiten mit anderen Denominationen sind aus biblischer Sicht vertretbar? Was für neuzeitliche theologische Strömungen sind durch die Ökumeneverbindungen in die Adventgemeinde eingedrungen, und sind diese unter dem Anspruch der Bibeltreue vertretbar und als Glaubensgut zu übernehmen? Oder hat die Adventgemeinde im Zuge endzeitlicher Strömungen den Weg der Wahrheit verlassen?
Meine nachfolgenden Darlegungen wollen nicht bevormunden oder anklagen. Vielmehr geht es mir darum, zum Nachdenken anzuregen und zum Umdenken einzuladen. Wünschenswert sind eine gesunde Selbstreflektion und eine selbstkritische Überprüfung der derzeitigen Ausrichtung des „Adventismus“ in Deutschland und die Bereitschaft zu Korrekturen da, wo man sich verlaufen hat. Dabei hoffe ich auf eine Offenheit, die auf selbstformulierte und publizierte Umgangsformen mit kritischen Fragen innerhalb der Freikirche gegründet ist.
Rolf Wiesenhütter im Januar 2014
Abkürzungen:
ACK
Arbeitskreis christlicher Kirchen
AGCK
Arbeitskreis christlicher Kirchen in der DDR
ASI
Adventistische selbstunterhaltende Institutionen
ATS
Adventist Theological Society
Br
Bruder
DDR
Deutsche Demokratische Republik
EGMR
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte
EmC
Emerging Church
ERF
Evangeliumsrundfunk
EUD
Euro Afrika Division
GGE
Geistliche Gemeinde Erneuerung
IDEA
Informationsdienst der evangelischen Allianz
LXX
Bezeichnung für die Septuaginta
MDV
Mitteldeutsche Vereinigung
NGE
Natürliche Gemeinde Entwicklung
ÖRK
Ökumenischer Tat der Kirchen
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
STA
Siebenten Tags Adventisten
„Füge zu seinen Worten nichts hinzu, damit er dich nicht überführt und du als Lügner dastehst!“
(Sprüche 30, 6):
„ Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind.“
(Offenbarung 22, 18):
1. Der apologetische Anspruch
„Es [gibt] bei den Adventisten viel Raum für offene und ehrliche Selbstkritik. Vor starrer Gesetzlichkeit, falscher Sicherheit und Selbstzufriedenheit wird ebenso gewarnt wie vor Rechthaberei, Lieblosigkeit oder gar Richtgeist gegenüber Andersdenkenden. Und solche immer wieder laut werdenden Stimmen predigen nicht „tauben Ohren“. Denn es gibt bei den Siebenten-Tags-Adventisten nicht nur eine starke geistige und geistliche Regsamkeit unter den Gemeindemitgliedern und demzufolge eine weitgehende Verwirklichung des „allgemeinen Priestertums der Gläubigen“, sondern auch eine dem Pietismus verwandte Frömmigkeit, die eine persönliche Gemeinschaft mit Jesus und den Wandel in Seiner Nachfolge betont. Dadurch blieb der Adventismus auch davor bewahrt, zu einem autoritären, sich selbst zum unfehlbaren Maßstabsetzenden System zu entarten.“(4)
Der Autor Twisselmann formuliert hier für die Adventisten eine gesunde Grundlage im Umgang miteinander unter Christen. Da ich selbst kein Pastor oder Mitarbeiter im Bereich der Adventistischen Leitungsgremien bin, fühle ich mich um so mehr durch diese erklärte Umgangsform ermutigt, dieses Buch zu schreiben. Natürlich hat mich auch der biblische Befund in der Frage beschäftigt, ob es legitim ist, in meiner gewählten Form Anfragen an eine Freikirche zu richten, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in einer Größenordnung im achtstelligen Millionenbereich an Mitgliedern vertreten ist. Daher stelle ich den biblisch - apologetischen Auftrag des allgemeinen Priestertums an den Anfang meiner Ausführungen.
1.1 Was ist Apologetik?
Das Hinterfragen religiöser Positionen sorgt immer wieder für Spannungen im Leib Christi. Schnell wird man mit Prädikaten wie Kritikgeist, mangelnde Bruderliebe oder streitsuchend belegt. Gelegentlich wird auch unterstellt, man würde für sich die alleinige Rechtmäßigkeit des Glaubens in Anspruch nehmen. Dabei ist vielen Christen gar nicht bewusst, dass der biblische Auftrag lautet, anhand des Wortes Gottes zu prüfen. Jedes Ausschussmitglied (in der Bibel Ältester genannt) ist aufgerufen, über das Wort Gottes in seiner Gemeinde zu wachen. Ebenso hat jeder Christ das Recht der Ermahnung untereinander. Wer Theologie studiert hat weiß um diesen biblischen Anspruch, denn Bestandteil jedes Theologiestudiums ist das Lehrfach der christlichen Apologetik. Das aus dem griechischen abgeleitete Wort „apologeomai“ umfasst sowohl die Verteidigung und Rechtfer-tigung des christlichen Glaubens, als auch die schriftgemäße Verkündigung des Evangeliums in einer der jeweiligen Generation verständlichen Weise.(5)
Zum Selbstverständnis des Adventismus gehört, dass die Gemeinde sich in der Naherwartung der Wiederkunft Jesu Christi versteht. Das geht bereits aus ihrem selbstgewählten Namen Advent (Ankunft) hervor. Die christliche Wahrheit ist in der heutigen Zeit vielen Angriffen ausgesetzt. Sie zu verteidigen ist daher biblischer Auftrag. Nicht nur heidnische oder antichristliche Ideologien bedrängen heute bibeltreue Christen und Gemeinden, sondern auch innergemeindliche Bezeugung des Evangeliums in die Situation von suchenden und fragenden Menschen ist inzwischen von existentieller Bedeutung. So hat die Apologetik sowohl eine systematisch - lehrmäßige, als auch zugleich eine missionarische Dimension. Dies ist umso mehr von Bedeutung, als gegenwärtig eine neue, weitgehend unbiblische, antichristliche „Missiologie“ sich breit macht und über die Denominationen hinweg das Christentum seuchenähnlich krank macht. Warum ist also der apologetische Anspruch so wichtig? Zu allererst, weil er biblisch begründet ist. So lesen wir in 1.Petr. 13;5 f. Folgendes:
„Aber den Herrn Christus heiligt (hagiaste) in euren Herzen, immer bereit zur Verteidigung/Verantwortung (apologian) gegenüber jedem, der von euch Rechenschaft/ein Wort (logon) fordert über die Hoffnung (elpidos), die in euch ist, und das mit Sanftmut (prautetos) und (Gottes-)Furcht (phobou), ein gutes Gewissen habend, damit, worin ihr verleumdet werdet, die zuschanden werden, die euren guten Wandel (agathen anastrophen) in Christus schmähen.“
Wir betreiben also Apologetik nicht zum Selbstzweck. Es geht in der Verteidigung des Evangeliums auch nicht um eine intellektuelle Diskussion, sondern es geht um nicht weniger als um die Existenz, in der sich Sein oder Nichtsein, Heil oder Verdammnis, Leben oder Tod entscheiden. Es geht darum, dass Menschen nur dann mit Gott ins Reine kommen können, wenn sie in eine lebendige Beziehung zu ihrem Schöpfer finden, denn nur dadurch kann man ewiges Leben erlangen. Daher ist es notwendig, intellektuelle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, durch alle Wirrnisse und Verführungen unserer Zeit hindurch. Nicht, ob wir handeln ist die Frage, sondern wie wir es tun. In Sanftmut und Gottesfurcht. „In Sanftmut“ bedeutet: nicht in Hochmut und pharisäischem Überlegenheitsgefühl, nicht in Übermut und Aufdringlichkeit, nicht in Unmut und Lieblosigkeit, sondern demütig, zurückhaltend und in Liebe. „In Gottesfurcht“ bedeutet: nicht in Kleinmut und Menschenfurcht, sondern im Vertrauen auf das Wirken und die Kraft des Herrn. Unser Auftrag lautet, Zeugen der Wahrheit zu sein, die in Jesus erschienen ist, und Vermittler des göttlichen Wortes, des rettenden Evangeliums und der Erlösung allein aus Glauben zu vermitteln. Zugleich haben wir jeder heidnischen und in Widerspruch zu Gottes Offenbarung tretenden Philosophie klar zu widersprechen. Aber damit ist es noch nicht getan. Unser eigentliches Anliegen ist die Verherrlichung des allmächtigen Gottes, des Schöpfers der Welt, des Erlösers seiner Gemeinde und des Vollenders der Heilsgeschichte. Das Handeln in diesem Geist muss der Adventismus aushalten, an der Basis ebenso wie in den Leitungsebenen.
1.2 Darf man Irrlehre öffentlich beim Namen nennen?
Eine weitverbreitete Meinung heutzutage setzt sich immer mehr durch: es sei falsch, Irrtümer aufzudecken und noch schlimmer sei es, dabei Namen zu nennen. Menschen, die in Integrität zum Wort Gottes leben wollen und Fehler aufdecken, werden in großem Stil denunziert. Man wirft ihnen vor, kalt, lieblos und unhöflich zu sein. Dabei werden Richten und Beurteilen nicht differenziert betrachtet. Einer der am meisten missbrauchten Verse der Bibel in unseren Tagen lautet:
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet…“.
Dabei wird völlig ausgeblendet, dass sich dieser Vers im Kontext auf heuchlerisches Richten bezieht. Tatsache ist, dass Jesus in Matth. 7;15 sagt:
„Hütet euch aber vor den falschen Propheten, welche in Schafskleidern zu euch kommen …!“
Wie anders könnten wir denn falsche Propheten erkennen, wenn wir sie nicht nach dem Wort Gottes beurteilen? Und wie sollen wir die Schafe schützen, wenn wir sie nicht über die reißenden Wölfe in Kenntnis setzen? Gottes Wort gibt uns nicht nur den klaren Auftrag dazu, er gibt uns auch das Werkzeug dafür an die Hand. Wir lesen in Matth. 7;16,17:
„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Sammelt man auch Trauben von Dornen, oder Feigen von Disteln? So bringt ein jeder guter Baum gute Früchte, der faule Baum aber bringt schlechte Früchte. „
Manch einer möchte solche Verse am liebsten aus der Bibel streichen und stattdessen bibeltreuen Christen jede Legitimation des Prüfens absprechen. Solche Bewertungen finden nicht nach Laune oder auf der Basis von Vorurteilen statt, sondern nach den Vorgaben des Wortes Gottes.
(Johannes 7,24: „Richtet nicht nach dem Schein, sondern fället ein gerechtes Urteil.“)
Nicht nur Irrlehre, sondern auch Irrlehrer müssen nach Gottes Wort öffentlich genannt werden. Die Irrlehrer in der heutigen Zeit haben nur deshalb Freiheit, ihr Gift zu verspritzen, weil darüber in den Gemeinden ein Mantel des Schweigens gelegt wird. Man ist eingeschüchtert und fürchtet sich vor Repressalien. Daher sieht man zu, wie die Herde verwüstet und die Gemeinde zerstört wird. Wir brauchen mutige Prediger nach dem Vorbild von Johannes dem Täufer, der die Pharisäer und Sadduzäer „Schlangenbrut“ nannte. Jesus selbst nannte die Irrlehrer in aller Öffentlichkeit „Heuchler, blinde Blindenführer und getünchte Gräber.“ Anstatt nach biblischem Vorbild zu handeln wird uns dagegen heute erzählt, wir müssten mit Menschen Gemeinschaft haben, deren Lehren der Bibel genauso widersprechen, wie die Lehren der Pharisäer. Es wird aufgefordert, mit ketzerischen Leuten zusammenzuarbeiten und sie nicht für ihre falschen Kompromisse zurecht zu weisen. Dagegen zeigt uns Gottes Wort unmissverständlich, wie Jesus sich gleich zu Beginn seines Dienstes verhielt:
Johannes 2;13-16:„Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Verkäufer von Ochsen und Schafen und Tauben und die Wechsler, die dasaßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Ochsen, und den Wechslern verschüttete er dasGeld und stieß die Tische um und sprach zu denen, welche die Tauben feilboten: Traget das von dannen! Machet nicht meines Vaters Haus zu einem Kaufhaus!‘
Weder Anerkennung durch die Welt oder im religiösen Markt der Möglichkeiten, noch die Steigerung der finanziellen Mittel könnte es jemals rechtfertigen, den Weg der Wahrheit zu verlassen. Die Bibel lehrt uns, Jesus nachzufolgen und ihm ähnlicher zu werden, nicht aber eigene Wege zu suchen, das Reich Gottes zu bauen. Jesus hat seine Haltung nicht geändert, und wir sollten es auch nicht tun. Er sagte noch zum Ende seines Dienstes unmissverständlich in Markus 11,17:
„Steht nicht geschrieben: «Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker»? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!“
Warum sollte es heute anders sein als damals? Lassen wir uns doch nicht abbringen vom Weg der Wahrheit und den guten Kampf des Glaubens kämpfen, wenn es sein muss auch in der eigenen Gemeinschaft. Hören wir doch auf Gottes Wort, wenn es uns zuruft in 1. Johannes 4,1:
„Geliebte, glaubet nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt.“
Lasst uns nicht denen folgen, in denen kein Licht ist. Unser Auftrag ist, Irrlehre zu kennzeichnen und zu meiden. Römer 16;17:
„Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, gebet acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse anrichten abseits von der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie.“
Das wurde an Titus geschrieben, weil es solche Leute gab, die von Haus zu Haus gingen und ganze Familien mit falscher Lehre infizierten (Verse 10-16). Sollen wir ruhig dasitzen, während sie dies tun, ohne Menschen zu tadeln und vor ihrer Lehre zu warnen? Nein, der treue Diener des HERRN soll gemäß Titus 1;9
„… sich der Lehre entsprechend an das gewisse Wort halten, damit er imstande sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen.“
Wir sollen keine Gemeinschaft mit ihnen haben. Epheser 5;11 sagt dies:
„Und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, decket sie vielmehr auf;…“
Aufdecken bedeutet auch kritisieren, missbilligen, tadeln, verurteilen, verwerfen, den Fehler finden, rügen, zurechtweisen und, nicht zu vergessen, zu widerlegen. Wie sollen wir diese Schriftstelle anders erfüllen, als dadurch, die Irrlehrer mit dem Wort Gottes anzugreifen? Wir sollen uns von ihnen zurückziehen. Im 2. Thessalonicher 3 Vers 6 heißt es:
„Wirgebieten euch aber, ihr Brüder, im Namen unsres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch von jedem Bruder zurückziehet, der unordentlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die ihr von uns empfangen habt.“
Wir sollen uns von solchen Lehren und Leiterschaften zurückziehen, die nicht konform mit dem Wort Gottes gehen. Das Umfeld dieses Verses zeigt uns, dass Paulus hier den Gehorsam zur gesunden Lehre im Sinn hatte, wie er auch in 2. Thessalonicher 3;14-15 sagt:
„Wenn aber jemand unsrem brieflichen Wort nicht gehorcht, den kennzeichnet dadurch, dass ihr nicht mit ihm umgehet, damit er sich schämen muss; doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weiset ihn zurecht als einen Bruder.“ Im 1. Timotheus 6; 3-5 heißt es: „Wenn jemand anders lehrt und sich nicht an die gesunden Worte unsres Herrn Jesus Christus hält und an die der Gottseligkeit entsprechende Lehre, so ist er aufgeblasen und versteht doch nichts, sondern krankt an Streitfragen und Wortgezänk, woraus Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn entstehen. Zänkereien von Menschen, welche verdorbenen Sinnes und der Wahrheit beraubt sind und die Gottseligkeit für eine Erwerbsquelle halten, von solchen halte dich ferne!“
Wir sollen uns von ihnen abwenden. Die letzten Tage betreffend, warnt Paulus Timotheus vor Leuten, die
„…den Schein von Gottseligkeit [haben], deren Kraft aber verleugnen sie. Solche meide! Denn zu diesen gehören die, welche sich in die Häuser einschleichen und Weiblein gefangen nehmen, die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Lüsten umgetrieben werden, immerdar lernen und doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.“ (2. Timotheus 3;5-7)
Wie sollen wir uns von solchen Leuten abwenden, wenn wir sie nicht als solche identifizieren? Dies setzt voraus, dass wir ihre Botschaft mit dem Wort Gottes vergleichen.
„Predige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Geduld und Belehrung!“ (2.Timotheus 4;2)
Dies ist für gewöhnlich eine unpopuläre und undankbare Aufgabe, aber es ist die Pflicht eines von Gott berufenen Menschen. Es ist nicht falsch, die zu benennen, deren Lehre und Praxis dem Wort Gottes entgegenstehen. Tatsächlich gibt es in der Bibel sehr viele Beispiele von falschen Propheten, die genannt und entlarvt werden. All dieses moderne Reden von Liebe als eine Entschuldigung dafür, Irrlehre nicht offenzulegen, ist nicht wirklich biblische Liebe sondern eine wirklich schlampige Art von Nächstenliebe. Ja, es ist richtig, Irrtum aufzudecken und diejenigen beim Namen zu nennen, die im Irrtum liegen. Es ist richtig, gemäß Judas 3
„…für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal übergeben worden ist“.
Er wurde uns einmal gegeben und er wurde nie zur Revision zurückgenommen. Wir sollten besser aufpassen auf die
„…falschen Propheten unter dem Volk und falschen Lehrer unter euch, welche verderbliche Sekten nebeneinführen“ (nach 2. Petrus 2;1).
Treue Botschafter des Glaubens werden die Schafe vor diesen Abgefallenen warnen und sie mit Namen identifizieren. Es ist nicht genug, verallgemeinert und in groben Zügen über sie zu sprechen, denn die „jungen Lämmer“ werden dies nicht verstehen und dann von den Wölfen gerissen werden.(6)
1.3 Wie soll man sich gegenüber Irrlehrern verhalten?
Schnell wird man mit dem Privileg „Verkläger der Brüder“ gebrandmarkt. Darf man wirklich diejenigen nicht beim Namen nennen, die Irrlehre verbreiten? Ich habe dazu eine Abhandlung auf „narjesus.de“ gefunden mit dem Titel: „Zum Verhältnis öffentlicher Korrektur falscher Lehren zu Matthäus 18,15-18!“ Dazu wird Folgendes ausgeführt:
„Mit dem Aufkommen der Kritik an der Emergenten Bewegung in Deutschland, falsche lehrmäßige Grundlagen zu haben und diese zu verbreiten, ist wieder vermehrt zu beobachten, dass die vom Vorwurf der Irrlehre Getroffenen vom Verweis auf Matthäus 18,15-18 Gebrauch machen, um die öffentliche Kritik an ihrer Lehre zu unterdrücken. Sie sagen beispielsweise wie Johannes Reimer: „Gerade diejenigen, die an der Wahrheit des Wortes Gottes festhalten, sollten wissen, dass man immer erst mit dem Bruder reden sollte, bevor man ihn der Irrlehre beschuldigt“. Sie irren. Hinsichtlich eines anderen Beispiels falscher Lehre – nämlich der Lehre der Glaubensbewegung – schrieb der zur charismatischen Bewegung gehörige D.R.McConnell in „Ein anderes Evangelium?“ (C.M.Fliß-Verlag), S. 121: Die Auslegung zu Matthäus 18,15-18 mag im Bereich von Ethik und Moral ihre Berechtigung haben. Doch der Abschnitt bezieht sich nicht auf Lehrfragen, geschweige denn auf Irrlehren. Die Korrektur falscher Lehre ist im Neuen Testament immer eine öffentliche Angelegenheit und niemals Privatsache gewesen. Paulus ist z.B. Petrus „offen entgegengetreten“, als dessen Heuchelei die Freiheit der Frohen Botschaft zunichte zu machen drohte (Galater 2,11-14). Paulus hat Petrus keineswegs zur Seite genommen und hat dessen Lehrmeinung unter vier Augen zurechtgerückt. Er hat sich bei diesem Vorgang also nicht an die Vorschriften aus Matthäus 18 gehalten. F.F.Bruce meint dazu: „Wenn die Übertretung erst einmalöffentlich war, dann musste die Zurechtweisung es auch sein“. Paulus war gar nicht schüchtern, wenn es darum ging, jemanden öffentlich zurechtzuweisen (1.Timotheus 1,20; 2.Timotheus 4,14). Der Apostel Johannes war es aber nicht weniger. Er nennt Diothrephes beim Namen und bezichtigt ihn der Verbreitung falscher, spalterischer Lehren (3.Johannes 9-10). Falsche und häretische Lehre muss immer eine Sache öffentlicher Begutachtung in der Gemeinde [Jesu] bleiben. Diesen Vorgang zu unterdrücken, wird immer, wie Dr. Howard Ervin es nannte, „die Herrschaft des Knebels“ bedeuten. Es ist eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass hier jegliche Behauptung, die lehrmäßige Wahrheit könne nur „dialogisch“ oder „diskursiv“ ermittelt werden, fehlt.“
Weiter schrieb Albert Betschel in „Verführerische Lehren der Endzeit“ (C.M.Fliß-Verlag), S. 37-40: „Nun bin ich nicht der erste, der seine Stimme warnend erhebt. Vor mir haben schon andere Brüder ihre Stimmen gegen falsche Lehren und gegen die, die solche Lehren verbreiten, erhoben. Wenn wir aber, wie es auch in diesem Buch geschieht, manche bekannten Prediger, Bibellehrer, Evangelisten und geistlichen Leiter zitieren und ihre Lehren als falsch darstellen, dann erhebt sich der Gedanke: Wer gibt mir und auch anderen das Recht, solches zu tun? Zunächst einmal haben wir zwei grundsätzliche Dinge zu bedenken. Erstens: Niemand ist so groß und unfehlbar oder so erfolgreich, dass seine Verkündigung nicht am Worte Gottes geprüft werden müsste. Zweitens: Aus einer übergroßen Rücksichtnahme einzelnen Menschen gegenüber, in unserem Fall denBibellehrern und Predigern gegenüber, nehmen wir in Kauf, dass vielleicht Tausende oder gar Millionen von anderen Menschen verführt werden. Das gilt es zu bedenken, wenn wir die Frage nach den „Gesalbten des Herrn“ stellen. Für uns heißt das, dass es fehl am Platze wäre, zu schweigen, weil wir uns fürchten, uns eventuell an einem „Gesalbten des Herrn“ zu versündigen. Wer selbst verantwortlicher Prediger und Bibellehrer ist, wer in der Gemeinde als Ältester oder als Glied das Wort Gottes kennt, darf nicht schweigen zu Lehren, die Teile der Christenheit ins Verderben führen. Eine Rücksichtnahme auf die Lehrer dieser falschen Lehren auf Grund einer missverstandenen brüderlichen Liebe ist in keiner Weise angebracht. Viel schlimmer dagegen ist es, wenn wir anfangen, klare Aussagen von Männern (…z.B. aus dem Koordinationskreis von Emergent Deutschland…)…anders zu interpretieren, anders zu deuten und auszulegen, als sie es selbst gesagt haben. Wenn wir zum Beispiel sagen, wie ich es oft gehört habe, das habe er sicher nicht so gemeint. (…oder die Emergent-Variante: Ihr habt uns nicht verstanden; ihr seid nicht in der Lage zu verstehen, was wir gemeint haben…)
Manche von uns sind nämlich geneigt, die Aussagen dieser Brüder deshalb anders zu interpretieren, damit ihre Worte wieder in den biblischen Rahmen passen. Hüten wir uns also davor, eine falsche Lehre zu verteidigen! Bevor wir uns nicht ernsthaft mit einer Lehre auseinandergesetzt haben, sollten wir vorsichtig sein, eine falsche Lehre zu verteidigen. Diese Lehrer können sich durchaus ausdrücken. Sie brauchen keine hilfreichen Interpreten. Es ist anmaßend, wenn wir meinen, ihnenNachhilfeunterricht geben zu müssen, wie man sich besser ausdrückt. Ich sage noch einmal, diese genannten Brüder und andere sind durchaus in der Lage, zu sagen und zu schreiben, was sie meinen. In dem, was sie sagen und meinen, aber müssen wir sie ernst nehmen. Und das heißt, das, was sie schreiben und sagen, das meinen sie auch so und nicht anders. Und wenn das, was sie sagen und damit auch meinen, nicht biblisch ist, dann müssen wir das aussprechen, um Schaden vom Volk Gottes abzuwenden.
Und auch die Akteure von Emergent Deutschland wie Tobias Faix, Peter Aschoff und Harald Sommerfeld sowie der ihnen nahestehende Johannes Reimer können sich sehr wohl ausdrücken. Ihre Blogs und Podcasts sind ja auch nicht erst seit gestern auf dem Markt, sondern existieren zum Teil schon seit vielen Jahren. Von denjenigen, die sich vom Vorwurf der Verbreitung von Irrlehre getroffen fühlen (sie selbst oder eines ihrer großen Vorbilder betreffend), werden übrigens teilweise richtig schwere Geschütze aufgefahren, um die Irrlehre-Polarität umzukehren: Die Kritiker betrieben „geistlichen Missbrauch“, seien die „Synagoge des Satans“, werden dank einer eigenwilligen Interpretation der Timotheusbriefe (bei der „Lehrfragen“ unzulässig mit „Schulgezänk“ und „Streitsucht“ gleichgesetzt werden) zu „Leuten mit zerrütteten Sinnen“ erklärt und am Ende einer abenteuerlichen Argumentationskette gar zu „dämonisch Besessenen“ gemacht, die den gleichen Geist wie die Schriftgelehrten und Pharisäer in Lukas 6 hätten, die berieten, wie sie Jesus umbrächten. Ungeachtet dieser schweren Geschütze wird Narjesus die kritische Analyseder Emergenten Bewegung in Lehre und Verhalten fortsetzen, und dabei wird es neben der Verschleierungstaktik, die ich tatsächlich konstatieren muss, sowie der widerlichen, von ad hominem Argumenten (mit persönlichen Angriffen belegt) geprägten und bis zur Entwürdigung Andersdenkender gesteigerten intellektuell-moralischen Hybris vor allem um den postmodernistischen Kern der emergenten Lehre und dessen Inkompatibilität mit der biblischen Lehre gehen.“(7)
„Das aber sollst du wissen,
dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden.
Denn die Menschen werden sich selbst lieben,
geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer,
den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos,
unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig,
dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen;
sie lieben das Vergnügen mehr als Gott;
dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht,
deren Kraft aber verleugnen sie.
Von solchen wende dich ab!“
(2.Timotheus 3,1-5)
2. Neue religiöse Strömungen in der postmodernen Gesellschaft
Wir leben in einer Zeit, die es uns täglich erlaubt, im religiösen Supermarkt nach Sonderangeboten Ausschau zu halten. Der Individualismus schlägt voll auf die Bereiche Religion und Glaube durch. Man hat für unsere Zeit die Bezeichnung „Postmoderne“ gewählt, und man versteht darunter eine geistig-kulturelle Bewegung, die in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Im Mittelpunkt der Postmoderne steht nicht die Innovation, sondern die Rekombination oder neue Anwendung vorhandener Ideen. Nicht nur im weltlichen Bereich, sondern auch im christlichen Glauben, im Umgang mit dem Evangelium hat man mit der Vermittlung einer völlig neuen Sicht der Dinge begonnen, die möglichst kritiklos übernommen werden soll. Eigenes Nachdenken scheint allerdings zunehmend unerwünscht, und mancherorts residiert eine regelrechte Meinungsdiktatur, welche die Erkenntnisse aus der sogenannten Zeit der „Aufklärung“ als historisch-kritischen Ansatz regelrecht erblassen lässt. Ob die kommunizierten Sinnangebote, die uns seit Jahren mit einer gewissen Regelmäßigkeit überfluten, mit dem christlichen Glauben vereinbar sind, soll nach Möglichkeit nicht hinterfragt werden. Biblische Prüfkriterien sind nicht opportun und werden daher zunehmend als Störfaktoren wahrgenommen. In der Auswirkung erfährt der Christ, der seinen Glauben durch Bibeltreue festigen will, dass er plötzlich mit dem Vorwurf konfrontiert ist, die traditionelle Offenbarungstheologie habe sich lediglich an philosophischen Wahrheitspostulaten orientiert. Kernelemente wie Wahrheit, Gnade, Sinn, Gut oder Böse sind im postmodernen Denken nicht mehr selbstverständlich das Ergebnis göttlicher Offenbarung, sondern säkular und damit weltlichmenschliche Vorstellungen, die als überholt gelten müssen. In dieser Argumentation liegt dann schon die offensichtliche Schlussfolgerung begründet, das Althergebrachte einer Neuinterpretation zu unterwerfen. Im Ergebnis wird dann das Vorhandensein irrtumsloser, objektiver Wahrheit und objektive Unterscheidung von Gut und Böse, Richtig und Falsch, eliminiert. Am Problematischsten daran ist, dass diese neue Denkverordnung nicht allein auf die wissenschaftliche Theologie einwirkt, sondern bis zur Gemeindeebene durchdringt.
Tatsächlich haben wir es mit einem Generalanschlag auf die Bibel, das Evangelium und die Christen zu tun. Wenn wir heute sehen, dass wechselnde Partnerschaften, wilde Ehen und unehelich gezeugte Kinder in der Gemeinde Jesu als Möglichkeiten der Lebensgestaltung hingenommen und widerspruchslos akzeptiert werden, und dass gleichzeitig Gemeindezucht ein Fremdwort geworden ist, dann ist das nicht dem Ergebnis einer allgemeinen Verweltlichung geschuldet, sondern vielfach die schleichende Umerziehung zu einem antichristlichen Denken und Handeln. Die Christen werden ideologieanfällig und öffnen sich gezielten Methoden antichristlicher Verführung. Da, wo die Verbindlichkeit des Wortes Gottes weggenommen wird, tritt Orientierungslosigkeit an deren Stelle. Was vorher gültig war, wird nun zur Beliebigkeit, und damit hat der Zersetzungsprozess des lebendigen Glaubens begonnen. Am Ehesten dürfte hier der Begriff „Dekonstruktion“ anzusetzen sein, weil die religiösen Ströme der Postmoderne die Konstruktion Gottes, in der bisher Errettung, Heil und ewiges Leben zu finden war, systematisch zerstört. Das trifft sowohl auf die Schöpfungsordnung, die Erlösungsordnung und die Gemeindeordnung der Bibel zu. Wir sind mit einem Anspruch konfrontiert, der behauptet, die Bibel sei für die Menschen von damals geschrieben worden, für die heutige Zeit müsse eine Form gefunden werden, Christsein zu leben, die von den Menschen in der Postmoderne akzeptiert wird. Tatsächlich haben wir es mit einer satanisch geprägten Entstellung der Wahrheit zu tun. Da, wo das von Gott Gesetzte außer Kraft tritt, ist das Ergebnis die Lüge. Lüge, die uns intellektuell rhetorisch positiv vermittelt wird, bleibt dadurch Lüge und lässt sich nicht in Wahrheit verkehren. Schon die Sprache der Schlange im Paradies wies diese Strukturen auf, aber sie brachte nichts anderes als Ungehorsam hervor. Man braucht sich nicht zu wundern, dass es bei der postulierten Umerziehung nicht dabei bleibt, Gottes Wort verständlich für das 21. Jahrhundert auszulegen, sondern nebenher wird ein Weg beschritten, der als antichristlich beschrieben werden muss.
Im Nachfolgenden zeige ich anhand einer Reihe von postmodernen Strategien, wie diese schleichende Umerziehung funktioniert und welche falschen Überzeugungen sie in den Leib Christi getragen haben.
2.1 Die natürliche Gemeindeentwicklung nach Christian
A. Schwarz
Laut dem charismatischen Theologen David Pawson kann man seit 1988 von einer „4. Welle des Heiligen Geistes“ in Form der Gemeindewachstumsbewegung sprechen. Die international aufgekommene sogenannte Gemeindewachstumsbewegung erreichte 1996 mit dem Buch „Die natürliche Gemeindeentwicklung“ den deutschsprachigen Raum. Schwarz, ehemals Leiter des „Ökumenischen Gemeinde-Instituts Emmelsbüll, hatte 1994 begonnen, 1.188 Gemeinden in 32 Ländern auf fünf Kontinenten nach bestimmten Kriterien zu untersuchen. Insgesamt wurden 34.314 Personen befragt und mehr als vier Millionen Antworten in einen Computer eingegeben. Die Auswertung ergab, dass es sich bei den bisher bekannten Gemeindewachstums-Dogmen augenscheinlich lediglich um Mythen handele. Schwarz entwickelte also eine neue, auf Fragebögen basierende Strategie und schulte Trainer für eine sogenannte „Kirche von Morgen.“ Seine Thesen wurden inzwischen in zwanzig Sprachen übersetzt und in 42 Ländern verbreitet.(8) Schwarz wurde in seiner theologischen Ausbildung maßgeblich von Donald Mc.Gavran, C. Peter Wagner und Win Arn beeinflusst, wobei im Gegensatz zu Mc.Gavran Wagner und Arn nicht mehr explizit in ihren Überlegungen vom Wort Gottes ausgingen, sondern eine Theorie entwickelten, die im Wesentlichen von einem oberflächlichen Pragmatismus, einer statischen Ursache-Wirkung-Logik, einer starken Fixierung auf Quantität, der Einbeziehung von manipulativen Marketingmethoden und einer fragwürdigen Machbarkeitsmentalität bestimmt war. Diese Ansichten waren zudem stark modellorientiert. Man präsentierte den Erfolg von charismatisch geprägten Gigagemeinden als Beweis für erfolgreiches Gemeindewachstum mit dem Hinweis: „Macht es wie wir, und ihr werdet genauso erfolgreich sein.“(9)
Der Anspruch von Schwarz ergab sich im Folgenden nach seinen eigenen Angaben aus der Beobachtung der Natur und dem Bibelstudium, sowie der empirischen Auswertung seiner Fragebögen. Dadurch, behauptet Schwarz, habe er genau die Gemeindewachstumsmechanismen gefunden, mit denen Gott selbst seine Gemeinde baut.(10) Diese abstrakt gewonnenen Erkenntnisse will Schwarz im nächsten Schritt auf die Gemeinde angewendet wissen. Schon bald nach der Veröffentlichung der Thesen von Christian Schwarz meldete sich der Bibelbund in einem offenen Brief zu Wort und schrieb Schwarz ins Stammbuch, dass man zumindest nur dann zu richtigen Ergebnissen kommen könne, wenn man auch die richtigen Fragen stellt. Mark Twain schlug einmal folgende Steigerungsformen des Lügens vor:
„Erstens: nobel gemeinte Notlügen; zweitens: gewöhnliche Lügen und drittens: Statistik.“(11)
Schwarz hat mit seinem Konzept viel Zuspruch erhalten weil vieles was er vorbringt, intellektuell einleuchtend erscheint. Seltsam anmuten muss jedoch sein herausgestellter Kontrast zwischen „organisch“ und „technokratisch.“ In der Technik gibt es hochkomplexe Regelmechanismen, die starr eingehalten werden müssen, damit etwas funktionieren kann. Schwarz aber spricht von Gemeinde als einer Technik, die organisch ist. Daraus muss man schließen, dass wir es hier am ehesten mit einem Fall von modernem Kreationismus zu tun haben. Aber die Naturromantiker in einer sensibilisierten Postmoderne stimmen freudig zu.
Es ist nachvollziehbar, dass Pastoren, deren Gemeinden stagnieren, nach Hilfe suchen. Schnelle Lösungen und Expertenwissen bilden eine neue Hauptattraktion, die bei genauer Betrachtung allerdings höchstens ein Erfolgssyndrom auslöst, dass schließlich wie eine Seifenblase zerplatzt. Die Konferenz für Gemeindegründung (KfG) stellte bereits im Jahr 2007 folgerichtig fest:
„Die Bewegung hat mehr Frustration als Wachstum erzeugt. Alle Schwerpunkte und Aktivitäten haben nicht die beabsichtigten Resultate erzeugt. In den USA hat man festgestellt, dass in zwanzig Jahren fast 4.000 Megagemeinden entstanden sind. (Eine Megagemeinde hat mindestens 1.000 Mitglieder.) Gleichzeitig stagnierte aber die Anzahl der Gläubigen, was zu der Schlussfolgerung führt, dass die Evangelisation völlig versagt hat. Man hat die bisher Unerreichten schlichtweg nicht erreicht. Lediglich die großen Gemeinden sind gewachsen, allerdings deshalb, weil die kleinen Gemeinden dabei eingegangen sind.“(12)
Rudolf Ebertshäuser bringt es auf den Punkt, wenn er feststellt:
„Die Bibel ist nicht mehr die verbindliche Richtschnur,wenn ein Abweichen von der Heiligen Schrift als der geoffenbarten Wahrheit Gottes unser Denken und Handeln bestimmen soll.“
Mit den Prinzipien der Gemeindewachstumsbewegung ist ein bibelkritischer Grundsatz verbunden, der sich darin begründet, dass die Bibel dem modernen Denken angepasst werden müsse. Die neue Ideologie blendet die inspirierte Lehre der Bibel aus. Der Mensch und nicht mehr Gott, steht im Mittelpunkt des Gemeindelebens. Die Gottesdienste werden besucherfreundlich gestaltet. Rock- und Popmusik, Theaterstücke, Tanz und Bildshows lassen die Predigt allenfalls am Rand zu, die dann auf höchstens 20 Minuten begrenzt, mit Witzen, Anekdoten und Geschichten ausgefüllt ist. Zunehmend soll die Predigt nicht mehr das Wort Gottes auslegen, sondern Alltagsprobleme lösen. Es wird kolportiert, dass jedes Mittel recht sei, um die Fernstehenden zu erreichen und in die Gemeinden zu locken. Im Ergebnis wird zunehmend ein positives, falsches Evangelium verkündet, denn nicht nur das Gemeindeleben, auch die Botschaft wird dem modernen Menschen angepasst. Harte Wahrheiten wie die, dass Sünde in die Verdammnis führt, werden unterschlagen, weil die angelockten Menschen dies als inakzeptabel auffassen und die Gemeinde wieder verlassen könnten. Die heilige Gemeinde wird zur Weltförmigkeit und Anpassung an den sündigen Zeitgeist verleitet, da die Verlorenen nicht mehr zu einer echten Errettung kommen.(13)
2.2 Willow Creek
Deutschland wird schon seit einigen Jahren von der Willow Creek Welle mit Kongressen, Promiseland-Tagungen (Kinderarbeit) und entsprechender Literatur von Bill Hybels, Mark Mittelberg, Bill Donahue, Strobel u.a. überrollt. Die Willow Creek Bewegung gehört ebenfalls zur Gemeindewachstumsbewegung. Ihr Gründer ist Bill Hybels. Einer seiner wichtigsten Mentoren ist der Gründer der Crystal Cathedral Robert Schuller, der das Evangelium weitgehend in der Philosophie des „Positiven Denkens“ interpretiert und eine seltsame Verbundenheit mit den Moslems pflegt. Die Auswirkungen der „Lehren“ von Willow Creek sind nahezu identisch mit denen der „Natürlichen Gemeindeentwicklung.“ In einem Fernsehinterview, dass ich vor Jahren ansehen konnte, erklärte Hybels, dass man Gemeindeformen entwickeln würde für Kirchendistanzierte, um diese an das Evangelium heranzuführen. Man würde daher Gästegottesdienste durchführen, in denen weder die Sünde noch die Verdammnis thematisiert würden. Den Gästen die Sünde vorzuhalten wäre so, als würde man ihnen einen Arm auskugeln. Man wolle aber den Gästen im Gottesdienst keine Schmerzen zufügen, sondern ihnen eine Wohlfühlatmosphäre bereiten. Dass man als Christ eine positive Grundhaltung hat, versteht sich von selbst, jedoch ein Hurra-Prediger wie Bill Hybels produziert viel Wind auf der Bühne. Aber die Luft, die da geblasen wird, ist keine echte Erweckungsluft, weil die Absage an die Welt fehlt. Der Autor Roland Odenwald schreibt völlig zu Recht, dass Bewegungen wie Willow Creek als neuevangelikale Gruppen die Zerstörung des biblischen Glaubens bewirken. Der Glaube soll total verändert werden, so dass er in ein antichristliches Gebilde hineinpasst. Er sieht ein gigantisches Programm zur Verführung der Evangelikalen, weil an der Wiege dieser Programme bedeutende Esoteriker wie Erwin Mc.Manus und C. Peter Wagner standen. Odenwald sieht zwei wesentliche Schwerpunkte:
1. Für das evangelikale Christentum sollen mit modernen Management-Methoden so viele Anhänger wie möglich gewonnen werden - was nicht bedeutet, dass diese Anhänger unbedingt bekehrte Christen sein müssen.
2. Für solch neu angeworbene Mitglieder des evangelikalen Christentums wird auch eine neue Marschroute ausgegeben. Sie lautet: Verbesserung der Welt! Die Verkündigung des biblischen Evangeliums tritt dadurch in den Hintergrund. Diese zwei Schwerpunkte werden „befeuert“ von einer Vision, die besonders in den USA schon von vielen führenden Evangelikalen vertreten wird: Es ist die Annahme, dass das Königreich Gottes nicht eines fernen Tages von Gott selbst aufgerichtet wird, sondern von Menschen im Hier und Jetzt aufgebaut werden muss.“(14) Wir werden diese Positionen noch in weiteren Bewegungen finden und erläutern. Festhalten muss man, dass eine klassische Definition für Irrlehrer immer dann genannt wird, wenn jemand mehr als die Bibel verkündigt. Durch Organisationen wie Willow Creek tritt Jesus in den Hintergrund, weil der Wohlfühleffekt das Erlösungswerk von Golgatha fundamental verdrängt. Das Wort Gottes wird dadurch regelrecht verfälscht. Man könnte die neuen Ideen in Bezug auf Gemeindewachstum auch „Humanismus im christlichen Tarnanzug“ nennen. Die dortigen Pastoren kann man dann auch in Motivationstrainer umbenennen. Letztlich finden wir hier eine Mischung aus Erfahrungstheologie, Humanismus und Götzendienst als Ego - Eintopf, der, wenn er eingenommen wird, Erfolg und volle Kassen verspricht. Die Bibel kennzeichnet das als Frucht des Fleisches, welches der lebendige Christ in den Tod unseres Heilandes geben muss. Bill Hybels gehört zu den Vertretern der Lehre des Selbstwertes. Diese Lehre beinhaltet, dass der Mensch jedes Mal dann, wenn er etwas von sich selbst ablegt, damit die Weisheit und die Universalität Gottes ablegen würde. Dabei übersehen sie aber völlig, dass der Mensch durch die Sünde verdorben wurde und dass der Mensch deshalb von Gott aufgefordert wurde, seinen alten Menschen, sein verdorbenes, gefallenes Selbst zu verleugnen. Diese Selbstwert-Theologie hat ihren Ursprung im New Age, der Lehre des neuen Zeitalters oder der „Neuen Weltordnung“ (NWO), des Antichristen, der natürlich die Verlorenheit und Sündhaftigkeit des Menschen vertuschen will. Deshalb enthält sein neues Evangelium auch kein Erfordernis für ein Erlösungsopfer für Sünden: Der Mensch ist gut und heilig und kann nicht mehr sündigen und braucht keine Buße! – Welch eine infame Lüge!(15)
Wie irregeleitet diese Bewegung tatsächlich ist, wurde spätestens beim im Mai 2011 durchgeführten Willow Creek Jugendplus Kongress deutlich, auf dem der Hauptredner der Allversöhner (Universalist) und damit Irrlehrer Rob Bell war. In der Liste der 100 weltweit einflussreichsten Menschen von 2011, die das TIME-Magazin am 2. Mai 2011 veröffentlichte, war Rob Bell der diesjährige obligatorische Repräsentant der Evangelikalen. Stark vom mystizistischen Denken geprägt leugnete Bell die Existenz endgültiger, irrtumsloser Wahrheit und griff damit wesentliche christliche Lehren wie die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, sowie den Sinn und die Wirkung von Jesu Kreuzestod an. Wie bei allen „erfolgreichen“ Verführern, ist Rob Bells Botschaft eine trügerische Vermischung von Wahrheit und Unwahrheit. Viele seiner Aussagen klingen feinsinnig und beim ersten Eindruck biblisch plausibel. Wer nicht fest in der biblischen Wahrheit gegründet ist - und das trifft beinahe wie im katholischen Mittelalter leider auf die Mehrzahl von Christen zu -, ist absolut anfällig für diese Verführung. Das Gegenmittel für die Unwahrheit ist die biblische Wahrheit, eine Reformation zurück zum Wort Gottes.(16)
In seinem Buch „Das letzte Wort hat die Liebe“ stellt Bell die göttliche Inspiration der Bibel Infrage und spielt wesentliche Themen wie Buße und Verdammnis herunter. (S.132) Er macht Menschen lächerlich die glauben, dass Christen auf dem Weg zum Himmel sind. (S.36-37) Darüber hinaus setzt er Jesus mit kosmischer Energie gleich (S.147/148) und billigt auch anderen Religionen zu, Wege zum Heil zu sein. (S. 156/157) Man darf mit Recht fragen, auf welchem Weg sich Willow Creek befindet und was die vielen Denominationen daran fasziniert.
2.3 Rick Warren und seine „Kirche mit Vision“