Trail ins Verderben - Frank Callahan - E-Book

Trail ins Verderben E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen »Nimm die Pranken von dem Girl!«, verlangte Jack Donnegan kühl. Der Bullige wandte sich ihm zu und griente verächtlich. Das blonde Mädchen nutzte die Gelegenheit, befreite sich aus seinem Griff und stieß dabei gegen die Theke im General Store. Dann flüchtete sie schluchzend aus dem Laden. Der Bullige hielt sich nicht mit einem Protest auf, sondern schlug fast ansatzlos zu. Doch Jack Donnegan steppte elegant zur Seite. Sein Wirkungstreffer fällte den Angreifer. »Hau bloß ab, O'Sulliver, bevor ich dir's richtig besorge!« Jacks Stimme klirrte. Doch der Bullige schüttelte die Benommenheit ab. »Jetzt kriegst du die Hölle, Mann!«, fauchte er. Dann war er schon wieder auf den Beinen und stürmte auf Jack los. Jack war erneut schneller. O'Sulliver sauste vorbei, seine Fäuste wirbelten ins Leere. Jack Donnegan setzte nach. Er trat dem hünenhaften Burschen kräftig in den Hintern. Dann folgte er dem Vorwärtstaumelnden und packte ihn am Kragen, bevor er in ein Regal stürzen konnte. Zwei kräftige Hiebe genügten, um Clay O'Sulliver endgültig zu Boden zu schicken.

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Western Helden – 33 –Trail ins Verderben

Für harte Dollars riskierte er sein Leben

Frank Callahan

»Nimm die Pranken von dem Girl!«, verlangte Jack Donnegan kühl. Der Bullige wandte sich ihm zu und griente verächtlich.

Das blonde Mädchen nutzte die Gelegenheit, befreite sich aus seinem Griff und stieß dabei gegen die Theke im General Store. Dann flüchtete sie schluchzend aus dem Laden.

Der Bullige hielt sich nicht mit einem Protest auf, sondern schlug fast ansatzlos zu.

Doch Jack Donnegan steppte elegant zur Seite. Sein Wirkungstreffer fällte den Angreifer.

»Hau bloß ab, O’Sulliver, bevor ich dir’s richtig besorge!« Jacks Stimme klirrte.

Doch der Bullige schüttelte die Benommenheit ab.

»Jetzt kriegst du die Hölle, Mann!«, fauchte er.

Dann war er schon wieder auf den Beinen und stürmte auf Jack los.

Jack war erneut schneller.

O’Sulliver sauste vorbei, seine Fäuste wirbelten ins Leere.

Jack Donnegan setzte nach.

Er trat dem hünenhaften Burschen kräftig in den Hintern. Dann folgte er dem Vorwärtstaumelnden und packte ihn am Kragen, bevor er in ein Regal stürzen konnte.

Zwei kräftige Hiebe genügten, um Clay O’Sulliver endgültig zu Boden zu schicken.

Der Besitzer des Stores kam aus dem Nebenraum und blickte Jack Donnegan fast andächtig an.

»Nicht schlecht, Mister«, meinte er. »Ich kümmere mich um O’Sulliver und bringe ihn ins Jail. Dort wird ihn der Sheriff wieder zur Vernunft bringen. Sie muss ich aber warnen. Clay O’Sulliver ist ein verdammt harter Bursche.«

Der Mann lächelte grimmig. »Beim nächsten Mal wird er mit dem Revolver auf Sie losgehen – und zwar aus dem Hinterhalt. Sehen Sie sich vor.«

Jack winkte lächelnd ab.

»Ich bin auf der Durchreise. Mein Ziel liegt einige hundert Meilen von hier entfernt. Wann ist eigentlich der letzte Treck durchgekommen? Deshalb kam ich nämlich zu Ihnen.«

»Vor ungefähr zehn Tagen«, antwortete der Storebesitzer, nachdem er einige Sekunden lang nachgedacht hatte. »Die Auswanderer waren auf dem Weg nach Oregon. Sie kamen aus Kansas City. Ist das der Aussiedlertreck, den Sie suchen?«

Jack Donnegan nickte.

»Danke für die Auskunft, Mister. Mit ein wenig Glück müsste ich den Wagenzug in den nächsten drei oder vier Tagen einholen.«

Jack warf einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Clay O’Sulliver und verließ den Laden.

Er blinzelte in die Sonne und ging gemächlich zu einem hochbeinigen Falben, der im Schatten eines Baumes stand.

»Hallo, Mister«, erklang es leise von seitwärts.

Jack Donnegan erkannte das blonde Mädchen, dem er im Store zu Hilfe gekommen war. Sie wirkte recht jung, doch ihre weiblichen Formen konnten sich bereits sehen lassen.

Sie trat langsam auf Jack zu und blieb vor ihm stehen.

»Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Mister«, sagte sie. »Sie haben mir sehr geholfen.«

»Das war doch selbstverständlich, Miss …«

»Joanna McMurray ist mein Name. Ich gehöre zu dem Siedlertreck, der dort drüben ein Camp aufgeschlagen hat. Wir sind auf dem Weg nach Oregon.«

»Ich heiße Jack Donnegan«, sagte der schlanke Mann, der Joanna um gut einen Kopf überragte. »Nett, dass ich Sie kennengelernt habe. Auch ich reite ins neue Land. Vielleicht treffen wir uns dort sogar wieder.«

Joanna McMurray griff nach Jacks Hand und drückte sie kräftig.

»Nochmals vielen Dank, Mister Donnegan. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«

Jack winkte ab und blickte Joanna hinterher.

Mit federndem Schritt eilte sie zu den Conestoga-Planwagen, die in der Nähe der Handelsstation zu einer lockeren Wagenburg aufgefahren waren.

Jack Donnegan schwang sich in den Sattel und wollte losreiten, als er den Storebesitzer mit Clay O’Sulliver auftauchen sah. Der bullige Halunke marschierte mit erhobenen Händen vor dem Händler her, der eine doppelläufige Parker Gun auf den Gefangenen gerichtet hielt.

O’Sulliver blieb stehen, als er Jack sah und drohte mit der Faust. In seinen Augen lag flammender Hass.

»Ich werde dich finden!«, schrie Clay O’Sulliver. »Egal, wo du dich verkriechen wirst. Und dann bringe ich dich um!«

Der Ladenbesitzer stieß die Schrotflinte hart in den Rücken des Bulligen, der fluchte und vorwärts taumelte.

Jack grinste kalt und trieb den Falben an, der sich willig in Bewegung setzte.

*

»Kann ich dich ’nen Augenblick sprechen, Mister?«, fragte ein Mann um die Vierzig, der hinter einem Planwagen hervorgetreten war und Jack Donnegan forschend musterte.

Plötzlich lächelte der Fremde mit zufriedenem Gesichtsausdruck.

»Du bist es wirklich, Jack«, sagte er. »Zum Geier, erkennst du mich nicht wieder? Wir sind uns vor fünf Jahren in Tucson begegnet. Du hattest einen Job bei Wells Fargo als Begleitmann angenommen und bist mehrmals mit mir zusammen auf dem Kutschbock gesessen. Es ist dir damals gelungen, die Banditen zum Teufel zu jagen.«

Nun lächelte auch Jack Donnegan.

»Fred McMurray«, sagte er und sprang vom Pferderücken. »Die Welt ist wirklich ein Dorf!«

Die beiden Männer schüttelten sich freudestrahlend die Hände.

»Dann muss Joanna deine Tochter sein«, meinte Jack grinsend. »Sie ist wohl ganz aus der Art geschlagen, was?«

Fred McMurray legte den Kopf schief. »He, wie soll ich das verstehen?«, brummte er.

»Sie ist eine Schönheit«, sagte Jack todernst. »Wenn ich dich dagegen so ansehe, dann …«

»Du bist immer noch der Alte«, unterbrach ihn der frühere Partner. »Joanna hat mir erzählt, was im Store geschehen ist, und nannte auch den Namen ihres Retters. Ich war neugierig, ob du’s wirklich bist, und dann wollte ich mich bei dir bedanken.«

»Du hättest an meiner Stelle auch nicht anders gehandelt«, antwortete Jack Donnegan und blickte zu den Wagen hinüber. »Ihr wollt nach Oregon. Das Ziel ist nicht mehr allzu weit. Ihr habt es bald geschafft.«

»Es wird auch Zeit«, sagte Fred McMurray ernst. »Hinter uns liegen zweitausend Meilen, die praktisch durch die Hölle geführt haben. Wir sind so ziemlich am Ende. Viele Auswanderer haben den Trail nicht überlebt. Wir mussten gegen Wind und Wetter und natürlich gegen Banditen und Indianer kämpfen. Wir sind froh, wenn wir unser Ziel erreicht haben, das kannst du mir glauben.«

Jack Donnegan nickte.

»Ich kanns mir denken«, sagte er.

»Ich suche meine Eltern und Geschwister. Sie sind ebenfalls auf dem Trail nach Oregon, nur mit einem anderen Treck, der einen Vorsprung von ungefähr zehn Tagen haben müsste.«

»Wir wussten, dass ein Treck vor uns ist. Die Spuren waren nicht zu übersehen. Auch dort gab es viele Ausfälle. Der Treck hatte noch mehr unter den Rothäuten und Outlaws zu leiden.«

Tiefe Falten gruben sich in die Stirn des dreißigjährigen Jack Donnegan. Er dachte an seine Familie, die vor einem Jahr aufgebrochen war. Er selbst hatte es erst vor einem Vierteljahr von einem Nachbarn erfahren und sich sofort auf den Weg gemacht, um den Eltern und den Geschwistern zu folgen.

Hinter Jack Donnegan lag eine harte Zeit. Er hatte seine schnelle Hand oft vermietet und für Männer gekämpft, die ihn dafür gut bezahlten.

Er war aber stets auf der Seite der Schwachen gestanden und war immer auf dem Boden des Gesetzes geblieben.

»Tut mir leid, Jack, aber ich weiß beim besten Willen nicht, ob es deine Familie geschafft hat«, fuhr Fred McMurray fort. »Du wirst es bald erfahren, wenn du den Treck einholen wirst. Im Sattel bist du schließlich viel schneller als die langsamen Conestogas.«

»Das denke ich auch«, entgegnete Jack und reichte Fred die Hand. »Schön, dass wir uns wieder mal begegnet sind, alter Junge. Grüß Joanna von mir. Vielleicht treffen wir uns in Oregon wieder.«

Jack Donnegan zog sich in den Sattel, nickte Fred McMurray kurz zu und ritt davon.

Er drehte nach einigen Yards den Kopf und erkannte Joanna, die neben ihren Vater getreten war und ihm nachwinkte.

Bald aber nahm das raue Gelände den einsamen Reiter auf. Er folgte dem Oregon-Trail.

Hier waren in den vergangenen Jahren Tausende Pferde und viele hundert Planwagen gezogen und hatten eine breite Spur hinterlassen.

Jack dachte an seine Familie, die einige Tagesritte vor ihm dahinzog. Er hoffte, dass sie alle den langen Trail gut überstanden hatten.

Jack Donnegan trieb den Falben stärker an. Bis zum Abend wollte er einige Meilen zurücklegen, in einer kleinen Ortschaft übernachten und beim ersten Tageslicht weiterreiten.

Als die Sonne hinter einem Berggipfel unterging, sah Jack die ersten Häuser einer kleinen Town vor sich liegen. Er tätschelte den schweißnassen Hals des Pferdes.

»Wir haben es gleich geschafft, mein Guter«, sagte er. »Du bekommst auch eine Extraportion Hafer.«

*

Jack Donnegan hatte sein Pferd versorgt und schlenderte auf den einzigen Saloon der kleinen Ortschaft zu.

Auf der Straße zeigte sich kein Mensch, nur ein Hund schleppte schwer an einem großen Knochen und verschwand hinter einem alten Schuppen.

Die Dunkelheit war hereingebrochen. Vor der Whiskytränke waren zwei Pferde angebunden, die müde die Köpfe hängen ließen.

Stimmenlärm erklang aus der Schenke. Es roch nach abgestandenem Rauch, nach Alkohol und Pferdeschweiß.

Jack Donnegan trat ein. Die Pendeltüren schwangen knarrend hinter ihm aus.

Hinter dem Tresen stand ein spindeldürrer Mann, der erregt mit den Händen gestikulierte.

»Verschwindet«, rief er mit sich überschlagender Stimme. »Wenn ihr kein Geld mehr habt, dann gibts auch keine Drinks. Das ist klar, Jungs. Los, macht ’ne Fliege!«

Vor dem Salooner standen zwei junge Männer, die Jack den Rücken zuwandten. Sie wirkten wie abgerissene Satteltramps.

»Nur einen Drink«, bat einer der Männer. »Haben Sie doch ein Herz, Mister. Wir sind auch dazu bereit, Holz zu hacken, den Stall auszumisten oder uns sonst nützlich zu machen.«

Der Keeper schüttelte den Kopf.

»Sorry«, sagte er. »Da gibts nichts mehr zu tun. Das wisst ihr genau. Und jetzt haut ihr aber ab, bevor ich ungemütlich werde.«

Der Wirt griff unter die Theke und holte eine Schrotflinte mit abgesägten Läufen hervor.

Die beiden jungen Männer wichen erschrocken zurück.

»Aber nicht doch, Mister«, sagte Jack Donnegan zu dem dürren Wirt. »Sie nehmen jetzt Ihren Bleispucker weg und schenken dafür vier Gläser voll mit Whisky. Ich lade Sie und die beiden Jungs dazu ein.«

Die beiden Männer wandten sich um, blickten Jack aus großen Augen an und stürmten auf ihn zu.

Ehe er sich versah, umarmten sie ihn und klopften ihm auf die Schultern, dass es nur so krachte.

»Na, na«, ächzte Jack. »Das wäre nicht nötig, Jungs. Auf ’nen Drink mehr oder weniger kommt es mir nicht mehr an.«

»Er erkennt uns wirklich nicht«, sagte einer der beiden jungen Männer.

Der andere nickte zustimmend.

»Vielleicht sieht er nur schlecht«, scherzte er. »Es ist aber auch möglich, dass wir einen Doppelgänger vor uns haben.«

Nun zog Jack Donnegan ein erstauntes Gesicht. Er zwinkerte und schüttelte dann den Kopf, als könnte er nicht glauben, was sich seinen Augen bot.

»Heiliger Strohsack«, ächzte er. »Seid ihr es wirklich? Jim und Bill? Das ist vielleicht eine Überraschung!«

»Natürlich sind wir’s, Bruderherz«, sagte Bill Donnegan. »Es ist verdammt schön, dich zu sehen. Mutter hat sich sehr um dich gegrämt. Wir wussten nicht, wie wir dich benachrichtigen sollten. Mam wird sich freuen, dich wieder in die Arme schließen zu können.«

Jack Donnegan atmete tief durch.

»Jetzt nehmen wir erst mal ’nen Schluck, und danach müsst ihr mir einige Fragen beantworten.«

Der dürre Wirt hatte inzwischen vier Gläser vollgeschenkt und zog ein freundlicheres Gesicht. Er blickte Jack forschend an und rieb den Zeigefinger über den Daumen.

»Hoffentlich bist du nicht so abgebrannt wie deine Brüder«, sagte er.

»Wenn’s sein muss, kaufe ich den ganzen Saloon«, scherzte Jack Donnegan und griff nach dem Glas.

Die Männer prosteten sich zu und stürzten den Whisky in ihre Kehlen.

»Lass noch einmal die Luft raus«, sagte Jack zum Salooner. »Und danach spurtest du in die Küche und schwingst Kochtöpfe und Pfannen. Ich habe einen Hunger wie ein Bär nach dem Winterschlaf. Und meine Brüder können bestimmt auch ’nen Happen vertragen.«

Der Wirt eilte schon bald in einen angrenzenden Raum. Jack blickte die beiden ernst an.

»Jetzt verratet mir mal, warum ihr nicht beim Treck seid. Ihr habt doch hoffentlich Mam und Dad und Marylin nicht im Stich gelassen?«

»Natürlich nicht«, antwortete Bill Donnegan. »Der Treck ist längst weitergezogen. Uns blieb keine andere Wahl, als zurückzubleiben.«

»Und warum?«

»Es lag an zwei Dingen«, sagte Jim Donnegan. »Einmal ist uns eine Achse am Conestoga gebrochen, und wir konnten den Wagen zuerst nicht reparieren. Dazu kam, dass Vater krank wurde. Unser Ziel ist nicht mehr fern. Wir warten auf den nächsten Treck, um mit diesem weiterzuziehen.«

»Wie geht es Dad?«

»Er ist inzwischen wieder auf der Höhe. Auch Mam und deine Schwester sind wohlauf, obwohl keinem von uns der höllische Trail in den Kleidern hängen geblieben ist. Wir haben ’ne Menge durchgemacht.«

Jack Donnegan nickte.

»Das ist mir klar. Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt. Es tut mir auch verdammt leid, dass ich euch nicht helfen konnte. Warum seid ihr so überstürzt aufgebrochen?«

»Vater wollte sich nicht länger mit dem unfruchtbaren Boden herumplagen. Er hatte von Oregon gehört, deshalb entschloss er sich von einem Tag zum anderen zur Abreise. Wir schlossen uns einem Treck an, nachdem Vater alles verkauft hatte, was wir nicht mitnehmen konnten. Leider hatten wir keine Ahnung, wo du dich aufhalten könntest.«

»Ich habe für harte Dollars meine Haut riskiert«, sagte Jack leise. »Na gut, wenn wir gegessen haben, reiten wir zum Planwagen. Ihr seid wohl mächtig abgebrannt.«

»Bei uns würde sogar ’ne Kirchenmaus das große Heulen bekommen«, sagte Bill. »Die letzten Dollars sind für die Reparatur und den Doc draufgegangen. Jim und ich haben in den letzten Tagen jede Arbeit angenommen, die wir kriegen konnten. Das ist die Lage.«

Aus der Küche drang der Duft von gebratenem Fleisch. Nicht nur Jack lief das Wasser im Mund zusammen.

Er merkte erst jetzt, wie hungrig er war. Bill leckte sich über die Lippen, während Jim mehrmals schluckte.

»Während wir essen, soll der Wirt gleich noch ein paar Steaks in die Pfanne hauen«, meinte Jack. »Vater, Mutter und Marylin werden wohl nicht Nein sagen, wenn wir ihnen was mitbringen.«

Jim Donnegan nickte.

»Wir haben nicht gerade Hunger gelitten, doch es ging uns allen schon viel besser«, murmelte er. »Hauptsache ist, dass wir in den nächsten Tagen unser Ziel erreichen. Dann spucken wir in die Hände, krempeln die Ärmel hoch und gehen an die Arbeit.«

»Ich hoffe doch, dass ihr mich in eure Gemeinschaft aufnehmt«, sagte Jack zu seinen Brüdern. »Es tut mir wirklich leid, dass ich euch auf dem Trail nicht helfen konnte.«

Bill und Jim lächelten.

»Wir sind froh, dass wir dich getroffen haben, Bruder«, antwortete Bill Donnegan. »Wir brauchen dich. Vater ist alt geworden und gesundheitlich schon lange nicht mehr auf der Höhe. Er hat zwar niemals groß darüber gesprochen, doch wir wissen genau, wie sehr er dich vermisst hat.«

Der Wirt kam aus der Küche. Er schleppte schwer an einem Tablett, auf dem Teller und Schüsseln standen.

Nachdem er es auf dem Tisch abgestellt hatte, nickte er den Gästen zu.

»Lasst’s euch schmecken, Jungs«, sagte er. »Ich wünsche euch einen guten Appetit.«

*

Jack Donnegan wurde eine Stunde später von den Eltern und der Schwester herzlich willkommen geheißen. Seine Mutter hatte Freudentränen in den Augen, und auch seinem Vater war die Erleichterung deutlich anzusehen, als er den ältesten Sohn in die Arme schloss.

Es gab viel zu erzählen und Jack erfuhr, dass seine Familie so ziemlich am Ende war.

Vater und Mutter wirkten sehr gealtert. Jack hatte auch längst festgestellt, dass auch seine Brüder reifer geworden waren.

Marylin, das Nesthäkchen der Familie, war in den vergangenen drei Jahren eine erwachsene Frau geworden.

So lange hatte Jack seine Eltern und die Geschwister schon nicht mehr gesehen.

»Es ist ein Treck unterwegs, der morgen hier vorbeikommen wird«, sagte Jack. »Ich habe ihn ungefähr zehn Meilen von hier an der Handelsstation gesehen. Ich denke, dass wir uns ihm anschließen sollten, um die restlichen Meilen nach Oregon nicht allein zurücklegen zu müssen.«

Jonathan Donnegan nickte.

»Einverstanden«, sagte er. »Ich kann den Trail auf jeden Fall durchstehen. Du bist ab sofort der Boss, mein Sohn. Ich vertraue dir unser weiteres Schicksal an, und ich bin sicher, dass du uns gut führen wirst.«

Bill und Jim nickten zustimmend.