Der Atomveredler - Franz Maria Heilmann - E-Book

Der Atomveredler E-Book

Franz Maria Heilmann

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Beschreibung

Diese Erzählung beginnt damit, dass Horst Kolata, genannt Hotte, das allererste Mal in seinem Leben, richtig und schwer mit den eigenen Händen gearbeitet hatte. Ganz kurzfristig und total unerwartet musste er den Betrieb seines verstorbenen Vaters übernehmen. Als sein Vater noch lebte, machte er sich ein schönes Leben, als ein ewiger Student, der keine Geldsorgen hatte, denn Papa ließ immer mehr als genug Geld rüberwachsen, damit es dem Sohn an nichts fehlte und er sich ausschließlich um sein Studium kümmern konnte, dies sah Hotte genauso nur mit dem Lernen für das Studium, das hatte er etwas anders gesehen. Nun stand, nach dem Tod seines Vaters, dessen Betrieb ohne jede Führung da, nun war Hotte gezwungen sich um diese kleine Firma Firma zu kümmern. Nach recht kurzer Zeit hatte Hotte gemerkt, dass ihm das Führen einer Firma besser lag, als das Leben als ewiger Student. Die Firma, die Hotte geerbt hatte, die befasste sich in erster Linie mit Haushaltsauflösungen und dem Entrümpeln aller Art. Alles was bei einer Entrümplung an wertvollen Dingen gefunden wurde, das ging mit sofortiger Wirkung in das Eigentum der Firma über. Eines Tages stößt er auf eine Maschine, die man mit dem Wort "Atomveredler" beschreiben könnte. Dieser Veredler konnte alle möglichen Dinge vergrößern oder auch verkleinern, und das in einem einzigen Augenblick. Nachdem Hotte herausbekommen hatte, was man mit dieser Anlage alles anfangen konnte, wurde er in mehrere Abenteuer verwickelt, die er ohne den Atomveredler nicht hätte bestehen können. Hotte geriet zum Beispiel in einen Raubüberfall, bei dem auch scharf geschossen wurde, natürlich erlebte Hotte noch viele andere und zum Teil ganz lustige Eskapaden.

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Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Der Atomveredler

TitelseiteImpressum

Vorwort zum Buch „Der Atomveredler“

Diese Erzählung beginnt damit, dass Horst Kolata, genannt Hotte, das allererste Mal in seinem Leben, richtig und schwer mit den eigenen Händen gearbeitet hatte.

Ganz kurzfristig und total unerwartet musste er den Betrieb seines verstorbenen Vaters übernehmen. Als sein Vater noch lebte, machte er sich ein schönes Leben, als ein ewiger Student, der keine Geldsorgen hatte, denn Papa ließ immer mehr als genug Geld rüberwachsen, damit es dem Sohn an nichts fehlte und er sich ausschließlich um sein Studium kümmern konnte, dies sah Hotte genauso nur mit dem Lernen für das Studium, das hatte er etwas anders gesehen.

Nun stand, nach dem Tod seines Vaters, dessen Betrieb ohne jede Führung da, nun war Hotte gezwungen sich um diese kleine Firma zu kümmern. Nach recht kurzer Zeit hatte Hotte gemerkt, dass ihm das Führen einer Firma besser lag, als das Leben als ewiger Student. Die Firma, die Hotte geerbt hatte, die befasste sich in erster Linie mit Haushaltsauflösungen und dem Entrümpeln aller Art.

Alles was bei einer Entrümplung an wertvollen Dingen gefunden wurde, das ging mit sofortiger Wirkung in das Eigentum der Firma über. Das ging alles gut voran, denn Hotte hatte entdeckt, dass er ein guter Geschäftsmann war. Eines Tages stößt er auf eine Maschine, die ich mit dem Wort „Atomveredler“ beschreiben möchte. Dieser Veredler konnte alle möglichen Dinge vergrößern oder auch verkleinern, und das in einem einzigen Augenblick.

Nachdem Hotte herausbekommen hatte, was man mit dieser Anlage alles anfangen konnte, wurde er in mehrere Abenteuer verwickelt, die er ohne den Atomveredler nicht hätte bestehen können. Hotte geriet zum Beispiel in einen Raubüberfall, bei dem auch scharf geschossen wurde, natürlich erlebte Hotte noch viele andere und zum Teil ganz lustige Eskapaden.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, Ihr

Franz Maria Heilmann

Der Atomveredler

*1*

Hotte hatte vor ungefähr eine Stunde Feierabend gemacht, und das war ganz genau das allererste Mal in seinem Leben, dass er Feierabend gemacht hatte. Dafür gab es nur einen einzigen Grund: denn Feierabend können ja nur die Personen machen, die vorher etwas gearbeitet haben.

Hotte war der Meinung, dass es in seinem ganzen Körper nicht einen einzigen Knochen gäbe, der ihm in diesem Moment nicht wehtun würde. So hatte er sich das Arbeiten nicht vorgestellt, so ganz langsam bekam er Respekt, vor der arbeitende Bevölkerung, in diesem Land. Sein ganzes Leben lang hatte er auf die sogenannten einfachen Leute, sehr hochnäsig herabgeschaut. Eigentlich wollte er, als ein studierter Mensch durch das Leben gehen, er wollte von jedem mit Herr Doktor angesprochen werden, noch viel besser hätte es ihm gefallen, wenn er einmal den Titel Professor führen würde. Aber bei den studierten Leuten, ging es selten so zu, dass einem alles in den Schoß fallen würde. Auch von den studierten Leute wurde schon immer etwas abverlangt, und nicht gerade wenig. Auch diese müssen eine Leistung an den Tag legen und dies Leistungen enden dann eigentlich immer in einer Prüfung, auch hier gilt das Sprichwort: Ohne Fleiß kein Preis.

Prüfungen, das hatte Hotte schmerzlich erfahren müssen, schreiben sich auch nicht wirklich von selbst, und so war er schon mehr als nur einmal, durch eine Prüfung gefallen. Aus diesem Grund hatte Hotte auch schon des Öfteren sein Studienfach gewechselt, weil er der Meinung war, in den neuem Fach, da bekäme man die guten Noten geschenkt. Man müsse nur so tun, als wenn man alle Bücher, von dem zuständigen Professor, in und auswendig, kennen würde, und das sollte einem schon alle Türen, die zum Erflog führen, ganz weit aufstoßen.

Bei seiner letzten Prüfung musste er schmerzlich feststellen, dass dies den Prüfer nicht im Geringsten interessierte. Es handelte sich um eine mündliche Prüfung, Horst Kolata, genannt Hotte, ging freudenstrahlend, mit schnellen Schritt, auf den Herrn Professor Müller zu und gab gleich gutgelaunt von sich: „Hallo Herr Professor Müller, ich grüße Sie und wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag. Ich muss Ihnen unbedingt sagen: Ich habe gerade vor wenigen Tagen Ihr neustes Buch gelesen. Ach was heißt gelesen, ich habe es regelrecht verschlungen, es war einfach super. Sie müssen mir dieses prachtvolle Werk noch, auf alle Fälle signieren, das versprechen Sie mir doch?“

Nachdem Professor Müller die Augen verdreht hatte, denn auf sein neues Buch ist er an diesem Tag schon dreimal angesprochen worden, gab er Hotte zur Antwort: „Mein lieber Herr Kolata, mein Buch oder besser gesagt, meine Bücher, sind jetzt in diesem Moment nicht das Thema. Ich hoffe nur für Sie, dass Sie wissen was das Thema in dieser Stunde ist, und noch viel mehr hoffe ich für Sie, dass Sie sich auf dieses Thema wirklich gut vorbereitet haben.“

Hotte begriff in dieser Sekunde, dass das mit dem Rumschleimen oder wie man auch sagt, mit dem Honig um den Bart schmieren, hier keine Wirkung zeigte, zumindest nicht die Wirkung, die er sich erwünscht hatte. Es zeigte sich auch ziemlich schnell, dass Professor Müller ein sehr strenger Prüfer war, und noch viel schneller zeigte sich, dass Hotte sich nicht wirklich auf das Prüfungsthema vorbereitet hatte.

Nach wenigen Minuten beendete der Professor die Prüfung mit den Worten: „Mein lieber Kolata, ich habe nun genug von Ihnen gehört, ich mache hier einfach mal ein Break, Sie stehen auf eine glatte Sechs, Sie haben mir ja nicht eine einzige Frage richtig beantwortet. Ich danke Ihnen hiermit ganz herzlich, das war es dann auch schon von meiner Seite her gewesen. Das Prüfungsergebnis geht Ihnen in den nächsten Tagen schriftlich zu. Ich wünsche noch einen schönen Tag.“

Diesen Prüfungstag hatte Hotte einfach aus seinem Gedächtnis gestrichen, er wollte über Misserfolge nicht reden geschweige sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen. Aber jetzt taten ihm alle Knochen, vom Arbeiten, weh, da kamen die Bilder der letzten Prüfung von ganz alleine in seinem Kopf zurück. Hotte hob ganz langsam die rechte Hand ein Stück empor, ballte sie zur Faust, dann streckte er den Mittelfinger in die Höhe, grinste über das ganze Gesicht und sprach zum Professor Müller, der natürlich nicht anwesend war: „Weißt Du was Du mich mal kannst?“ Hotte nickte als ob er eine Antwort erhalten hätte. „Genau das kannst Du mich, und deine Bücher, die darfst Du Dir sonst wo hinstecken, gelesen habe ich nämlich kein einziges davon. Ich wusste nur von meinen Mitstudenten, den sogenannten Kommilitonen, dass Du Bücher schreibst. Ja mit mir brauchst Du nicht mehr zu rechnen, ich habe inzwischen eine neue Beschäftigung.“

Hotte wollte dem nicht anwesenden Professor Müller noch so einiges an den Kopf werfen, denn wenn Hotte erst einmal in Fahrt gekommen war, dann war er nur noch schwer zu bremsen. Aber dennoch wurde Hotte ausgebremst, und diese Bremse bestand aus dem Leuten seines Handys. „Wer will jetzt etwas von mir, na ja wichtige Leute will man immer erreichen, also lass ich mal herab und höre mir mal an, was man so von mir will!“

Hotte nahm das Gespräch an, indem er auf das Symbol drückte, welches ein grüner Telefonhörer darstellen sollte, und schon ertönte eine Stimme aus dem Smartphone, welche er heute schon einmal gehört hatte. „Hallo Chef, ich bin es, Jörg Mollmann. Ich wollte Ihnen nur bescheid geben, dass ich jetzt Feierabend mache.“

„Feierabend?“, rief Hotte ins Telefon „Haben wir nicht schon vorhin Feierabend gemacht? Was gab es denn noch zu tun?“

Herr Kolata, das war ja heute ihr erster Tag, Ihr Vater, Gott habe ihn selig, wollte immer, dass wir ihn, so wie Sie heute, zuerst nach Hause fahren, damit er, wie er immer zu sagen pflegte, sein Bürokram noch schnell erledigen könne. Wir haben in der Zwischenzeit den Laster entladen und alles in die verschiedenen Container gebracht. Das war doch in Ihrem Sinne Chef. Wenn Sie etwas anderes wünschen, dann müssen Sie es uns nur sagen, wir sind ja sehr flexibel.

Ach, da wäre noch eine Frage: Soll ich Sie morgen Früh wieder abholen? Wenn ja, dann käme ich um die gleiche Zeit wie heute.“

Hotte, der sich nicht anmerken lassen wollte, dass er mit der ganzen Situation, im Moment, total überfordert war, meinte nur, dass es in Ordnung wäre, wenn Mollmann ihn am nächsten Morgen abholen würde.

Nachdem Hotte das Gespräch beendet hatte, schaute er an die Zimmerdecke und sprach: „Also Papa, da hast Du aber etwas mit mir gemacht, ich muss in zwei Minuten lernen, wozu Du zwanzig Jahre Zeit hattest. Und was ich Dir noch sagen wollte: Es steht doch auf jeder Packung Zigaretten drauf, wie ungesund das Rauchen ist, und nun haben wir den Salat, Herzinfarkt, der Arzt konnte Dir auch nicht mehr helfen und ich musste deswegen die Uni verlassen und deinen Betrieb weiterführen. Du hast mich ja als Alleinerbe eingesetzt. Jetzt ist das schöne Leben für mich vorbei und man verlangt Dinge von mir, die ich nicht kann. Wie wir ja jetzt sehen können, so ist es keinesfalls so, wie Du immer gesagt hattest, es wäre ganz allein Deine Sache, ob Du rauchen würdest oder nicht. Das Alles ist nun zu meiner Sache geworden“

Hotte kam es so vor, als wenn er im Geiste seinen Vater reden hören würde: „Mein Sohn, das schaffst Du schon, Du hast Dich ja schließlich lange genug ausgeruht auf der Uni, jetzt sind halt die schönen bequemen Jahre vorbei.“

Hotte sah ja auch irgendwie ein, dass dies ja stimmen würde, wenn ihn keiner ausgebremst hätte, dann würde er auch mit fünfzig Jahren immer noch studieren, oder besser gesagt rumgammeln, sein Vater hatte ihm ja schließlich, Monat für Monat, ein schönes Taschengeld zukommen lassen, denn er dachte immer, dass sein Sohn irgendwann seinen Abschluss machen würde und dann vielleicht eine Doktortitel führen täte.

Die Nacht war viel zu kurz gewesen. In seinen Träumen da war er immer der gewesen, der er auch gerne im realen Leben gewesen wäre. In seinen Träumen war er immer jemand, vor dem man unendlich viel Respekt hatte und den man ständig um Rat fragen musste. Selbst sein Professor von der Uni, der ihn mit Pauken und Trompeten durch die Prüfung fallen lassen hatte, der kam in seinen Träumen angekrochen und bat Hotte um Entschuldigung. In seinen Träumen hörte er den Professor Müller sagen: „Herr Doktor Kolata, ich muss mich nochmals bei ihnen entschuldigen. Sie waren der beste Schüler, den diese Hochschule jemals gesehen hatte. Natürlich hatten Sie alle Fragen richtig beantwortet, Sie haben dafür die höchste Punktzahl erreicht die je ein Mensch erreichen konnte. Ich habe Sie nur durchfallen lassen, weil ich auf Sie so neidisch war. Hier habe ich auch gleich Ihr Doktordiplom mitgebracht.“

Hotte gab ihm zur Antwort: „Das kann ich gut verstehen, dass Sie da der Neid gepackt hatte, Sie waren da nicht der Erste, dem es so erging. Aber wenn ich für Dich, mein Lieber etwas tun kann, dann lass es mich nur wissen.“ Für Hotte war ganz klar, wer so angekrochen kam, den konnte er nicht mehr mit Sie anreden. Aber ganz abrupt war dieser Traum zu Ende und in der gleichen Sekunde war neben den Traum auch die Nacht vorbei.

Hotte wusste nicht so recht wie ihm geschah, er hatte etwas lautes gehört, konnte dieses Gehörte aber nicht einordnen. Er hatte in den Schönsten Träumen gelegen, und von einer Sekunde auf die nächste, war er erwacht. Seine Gedanken aber, die waren noch nicht so richtig bei ihm, anscheinend lagen diese noch tief im Schlaf. Er wusste ja selbst noch nicht so recht ob er schlief oder ob er schon wach war, er redete schlaftrunken vor sich hin. „War da wirklich etwas gewesen oder habe ich nur geträumt? Hatte der Professor Müller den Lärm gemacht, als er eben ganz unterwürfig den Raum verließ, oder war das ein anderes Geräusch, das mich aus dem Wohlverdienten Schlaf riss?“ Hotte hatte sich an das Bett hier noch nicht gewöhnen können, er war in das Haus von seinem kürzlich verstorbenen Vater eingezogen. Eigentlich wohnte er ja auch hier, das heißt, er war polizeilich hier gemeldet, aber gewohnt hatte er in einer winzigen Einzimmerwohnung, die er als seine Studentenbude bezeichnete, nun dies war alles Schnee von gestern, wie man so zu sagen pflegt. Er hatte sich ja vorgenommen, den Betrieb von seinem Vater weiter zu führen. Er war ernsthaft der Meinung: Wenn einer Abitur hatte, so wie er (ganz egal mit welchem Notendurchschnitt und sein Notendurchschnitt konnte man wirklich nicht als gut bezeichnen), und wenn einer auch so viele Erfahrungen auf der Uni gesammelt hatte, dann würde man so einen Betrieb mit der linken Hand führen, und gleichzeitig mit der rechten Hand etwas vernünftiges tun.

Aber seit gestern Nachmittag, war er nicht mehr so wirklich davon überzeugt, dass es so einfach wäre, diesen Betrieb, den sein Vater aufgebaut hatte, zu leiten.

Gerade in dem Moment, in dem sich Hotte entschieden hatte, dass er nur geträumt habe, und seinen wohlverdienten Schlaf fortsetzen wollte, stand er fast senkrecht in seinem Bett, denn es war zurückgekehrt, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Es war die Türklingel, ein ganz altes Vorkriegsmodell, eine ganz und gar ekliges schrilles Ding, welches einem gewaltig auf den Magen schlagen konnte. Hotte schrie laut: „Welcher Spinner schmeißt mich mitten in der Nacht aus meinem Bett?“

Der Störenfried war Jörg Mollmann sein Mitarbeiter, der ihn, wie er versprochen hatte, zur Arbeit abholen wollte. Hotte beabsichtigte aus dem Bett zu springen, um an die Tür zu laufen, er hielt aber mitten in der Bewegung inne, denn er musste auf sehr schmerzhafte Weise feststellen, dass er im ganzen Körper, einen gewaltigen Muskelkater hatte. So unternahm Hotte einen zweiten Versuch, einen ganz langsamen Versuch, zur Haustür zu gehen, das ganze Geschehen wurde untermalt, von dem schrillen, nicht enden wollenden Ton der Türklingel. An der Haustür angelangt, nahm Hotte den Hörer von der Gegensprechanlage in die Hand und rief „Hallo“, hinein.

„Guten Morgen Chef, ich habe sie doch nicht etwas geweckt, hahaha, das täte mir jetzt leid.“, kam es aus dem Hörer zurück.

„Wer ist denn da?“, wollte Hotte wissen.

„Na ich, Jörg Mollmann, der Jörgi, ich wollte, oder besser gesagt, ich sollte Sie doch abholen.“

So ganz langsam kam der Verstand, von Hotte, aus dem Tiefschlaf in die Gegenwart zurück. Es tauchen vor Hottes innerem Auge Bilder auf, Bilder die ihm zeigten was am vergangenen Tag so alles geschehen war. Ein Wort, das er gestern sehr oft gehört hatte, und welches er auch heute Morgen schon wieder gehört hatte, machte ihn, den immer noch schlaftrunkenen Kopf, frei. Dieses Wort sorgte dafür, dass Hotte schlagartig ganz und gar hellwach wurde, und dieses kleine, nur aus einer einzigen Silbe bestehende Wort hieß >Chef<.

Er erinnerte sich, dass er einmal, vor gar nicht all so langer Zeit, ein Praktikum in einem großen Krankenhaus gemacht hatte, und da war etwas was ihm damals nicht so richtig aufgefallen war, aber genau in diesem Moment, wo er mit dem Hörer der Gegensprechanlage in der Hand, neben der Wohnungstür stand, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. In dem Krankenhaus gab es viele Ärzte, die sogar alle ihren Doktortitel hatten, und diese sprachen alle ihren Vorgesetzten nicht mit Herr Doktor so und so an, nein die redeten ihn nur ganz einfach mit dem kleinem Wörtchen – Chef - an. Und jetzt wurde auch er selbst, ganz respektvoll, mit dem Titel Chef angesprochen. Nun schoss ihm nur ein Gedanken durch den Kopf: Du hast es geschafft.

Er überlegte sich, wenn schon Doktoren ihren Vorgesetzten mit Chef anreden würden, dann würde er ja auf der gleichen Höhe stehen, wie auch so ein Stations- oder Oberarzt steht.

Diese Gedanken machten ihm sofort auch gute Laune. Jörgi wollte wissen, ob am anderen Ende der Gegensprechanlage noch jemand war und rief in das viereckige Feld neben der Tür hinein, das wie ein zu klein geratener Grill aussah. „Chef sind Sie noch da? Kann ich etwas für Sie tun?“

„Ja das können Sie in der Tat, Herr Mollmann. Bei mir dauert das hier noch einen kleinen Moment, ich bin noch nicht rasiert und so weiter. Fahren Sie doch bitte in der Zwischenzeit an die nächste Tanke und holen sie mir doch einen Becher mit heißen Kaffee. Also bis gleich und vielen Dank im Voraus, das Geld gebe ich Ihnen später wieder.“

Nach kurzer Zeit war Jörgi zurück, mit dem Becher Kaffee. Hotte bat ihn in die Wohnung zu kommen. Er wollte seinen Kaffee in Ruhe zu sich nehmen, und mit seinem Mitarbeiter abklären, was es heute noch zu tun gäbe. So erfuhr er, dass sie an diesem Tag einen alten Keller entrümpeln müssten. Hier hakte Hotte nach: „Tun wir eigentlich nur entrümpeln? Ist das das Einzigste was diese Firma macht?“

„Aber ja, Chef. Das ist unsere Arbeit. Wir entrümpeln Häuser, Wohnungen und Firmen, darunter auch mal eine Fabrikhalle.“

„Und was machen wir mit diesem ganzen Müll?“

„Ja Chef, der Müll, oder wie man es auch nennen will, geht automatisch in den Besitz unsere Firma über. Also besser gesagt, es geht somit in Ihren Besitz über. Wir, das heißt unsere Firma, nimmt alles mit, wir haben da eine alte kleine Fabrikhalle mit ein paar bescheidenen Nebengebäuden, die wir als unser Depot bezeichnen, da lagern wir erst einmal alles zwischen, später wird geschaut, was direkt auf den Müll kann, das fahren wir dann einmal oder zweimal in der Woche zur Müllverbrennungsanlage, alles andere wird weiterverkauft, das ist unter anderem sehr oft Altmetall und so Zeugs. Für Möbel und solche Sachen, da kommen gerne Händler zu uns, und die kaufen uns sehr viel ab, denn oft steht ein antikes Möbelstück ewig in einem Keller oder auf einem Dachboden. Und wenn ein Haus oder eine Wohnung neue Eigentümer bekommt, dann rufen diese uns an und wir räumen dann diese Lagerstätten auf, oder besser gesagt aus.“

„Na, ich werde mich schon reinarbeiten.“, meinte Hotte. Er schlug seinem Mitarbeiter freundschaftlich auf die Schulter und meinte. „Auf, gehen wir Geld verdienen, sonst kann ich Ihnen den Lohn nicht bezahlen.“

Beide lachten und gingen zu dem firmeneigenem Lastwagen, der vor dem Haus geparkt war. Dieser Laster war zwar ein älteres Modell, aber dennoch gut in Schuss, also gepflegt, Checkheft gepflegt. Da hatte Hottes Vater immer viel Wert darauf gelegt, er hatte immer gesagt: „Mit schlechten Werkzeugen kann man keine gute Arbeit machen.“

*2*

Auf dem Weg zum ersten Arbeitseinsatz, an diesem Tag, erfährt Hotte, dass er mit der Firma nicht nur einen Arbeiter geerbt hatte, es sollte da nämlich noch einen zweiten Mitarbeiter geben.

„Ja Chef, den Achim, den kennen Sie ja noch gar nicht.“, meinte Jörgi als er an der roten Ampel mit dem Lastwagen halten musste, er klopfte gleichzeitig mit den Händen eine Melodie auf das Lenkrad, welche ihm schon den ganzen Morgen durch den Kopf ging. Hotte schaute erstaunt Mollmann an und fragte. „Wie viele Angestellte habe ich denn nun wirklich?“

„Da kann ich Sie beruhigen, Chef, Sie haben nur zwei Mitarbeiter, den Achim und mich.“

„Da bin ich ja wirklich sehr beruhigt, Herr Mollmann.“

„Ach Chef, sagen Sie doch bitte Jörg oder Jörgi zu mir, so bin ich es gewohnt und so fühle ich mich besser, das >Sie< ist etwas für wichtige Menschen, so wie Sie einer sind, Chef.“

„Ok, Jörgi, und warum habe ich den zweiten Mann noch nicht gesehen?“

„Ach der hatte einen kleinen Arbeitsunfall gehabt, der hatte sich in die Hand geschnitten, richtig tief, und das ganze hatte sich dann auch noch entzündet, und zum ganzen Überfluss hatte es auch noch zu Eidern angefangen. Ihr Vater hatte ihn zum Arzt geschickt, aber der Achim müsste heute oder morgen wieder zur Arbeit kommen. Gestern Abend hatte er mich noch einmal angerufen, er sagte, dass er heute Vormittag noch einmal einen Arzttermin hätte. Aber er war zuversichtlich, dass er nach diesem Termin wieder arbeitsfähig wäre.“

„Dann wollen wir das Beste hoffen.“, meinte Hotte. Ein paar Minuten später waren sie an ihrem Einsatzort angekommen.

„Wie sieht das denn hier aus?“, rief Hotte.

„Ich weiß auch nicht was hier passiert ist.“, bekannte Jörgi.

Die Vorderfront des Hauses war ganz schwarz, alles war voller Ruß, denn in der vergangenen Nacht war der Keller, den Hotte mit seinem Mitarbeiter, entrümpeln sollte, ausgebrannt. Die Feuerwehr vermutete, dass durch ein gekipptes Kellerfenster, jemand von außen, bewusst oder unbewusst, eine brennende Zigarette geworfen hätte, und diese Zigarette wäre unglücklicher Weise, auf ein altes Sofa gelandet, und so kam es, dass der Keller ausbrannte. Die Feuerwehr war zum Glück dagewesen, um das Schlimmste verhindern, denn durch das schnelle und sachgerechte Eingreifen der Brandbekämpfer war es dem Feuer nicht möglich, auf andere Bereiche im Haus überzuspringen, wie zum Beispiel der Erdgeschosswohnung.

Mit einer gewissen Neugier, sah sich Hotte den Schaden an, welcher an dem Gebäude entstanden war. Da wurde er von Frau Möller angesprochen, der Auftraggeberin des heutigen Tages. „Sie sind sicherlich von der Firma Kolata?“

„Ja, das ist richtig.“, meinte Hotte. „Ich bin selbst der Herr Kolata, aber was, um Himmelswillen, ist denn hier passiert?“

Frau Möller versuchte ihm alles zu erklären, danach meinte sie. „Aber jetzt brauche ich Sie viel dringender als zuvor. Ich will das Haus nämlich verkaufen, es gehörte einem Verwandten von mir. In diesem Zustand werde ich aber nicht sehr viel Geld dafür bekommen. Sagen Sie mal: Machen Sie auch Renovierungsarbeiten?“

Hotte wusste, auf die Schnelle, nicht was er dazu sagen sollte, aber so viel er mal gehört hatte, braucht man für gewisse Arbeiten auch einen Fachmann, der einen Meisterbrief besitzt. Hotte war ehrlich zu Frau Möller. „Das kann ich Ihnen im Moment noch nicht sagen, denn für manche Arbeiten braucht man einen Meister, und ich habe derzeit keinen Meister in meinem Team.“

Kaum hatte Hotte diese Worte ausgesprochen, da klopfte ihm ein Fremder, von hinten, auf die Schulter. „Also wenn Sie einen Meister brauchen, dann stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“

Hotte drehte sich um und sah eine Gestalt, die man im Allgemeinem einen Penner nennt. Jetzt fiel ihm auch der unangenehme Geruch auf, der von dem fremden Mann ausströmte, ein Geruch der verriet, dass dieser gute Herr schon sehr lange kein Duschbad mehr genossen hatte.

„Wer sind denn Sie?“, meinte Hotte.

„Mein Name ist Michael Rotdorf, und von Beruf bin ich Meister im Bauhandwerk. Ich weiß, ich sehe jetzt nicht so aus, wie man sich ein Handwerksmeister vorstellt, aber ich bin dennoch einer.“

Da meldete sich Frau Möller zu Wort: „Das stimmt, was der gute Mann da sagt. Auf jeden Fall treibt er sich schon seit Tagen hier rum. Er hatte mich schon mehrmals angesprochen, ob ich nicht irgendeine Arbeit für ihn hätte. Er erzählte mir das Gleiche, was er auch Ihnen eben erzählt hatte. Er wollte bei mir als Hausmeister anfangen, aber ich will das Haus ja verkaufen, da stelle ich doch kein Hausmeister vorher ein, wenn Sie verstehen was ich meine?“

Hotte nickte und ging auf Rotdorf zu und sprach: „Mein lieber Herr Rotdorf, wir machen nun einen Deal. Dieser Deal sieht folgendermaßen aus: Heute Abend stehen Sie vor meiner Wohnungstür, frisch geduscht, saubere Klamotten, den Meisterbrief in der Hand, und Sie haben einen Job. Ist das was?“

Michael Rotdorf wusste gar nicht was er antworten sollte, er versuchte verzweifelt Worte zu finden, konnte aber auf die Schnelle keinen vernünftigen Satz bilden, vor lauter Aufregung.

Da meinte auch schon Hotte wieder: „Und vor allen Dingen, das Rasieren nicht vergessen, da lege ich ganz großen Wert darauf, wir wollen doch unsere Kundschaft nicht erschrecken.“ Nachdem Hotte ihm noch die Adresse und die Uhrzeit genannt hatte, damit Michael wusste, wann er wo zu sein habe, fand Michael seine Stimme wieder. „Chef, da gibt es noch ein kleines Problem, ich habe im Moment kein Zuhause, und da ist es ein bisschen eng mit dem Duschen und auch mit dem Anziehen von besseren Klamotten. Den Meisterbrief aber, den bringe ich auf jeden Fall mit.“

Hotte sah den Michael einen Moment lang genauer an, er schätzte seine Körpergröße ab und meinte: „Alles klar, dann nur den Meisterbrief, aber am Duschen führt dennoch kein Weg vorbei. Sie gehen heute Abend bei mir zuhause duschen, und zum Anziehen bekommen Sie etwas von mir. Für eine oder zwei Nächte können Sie bei mir auf der Coach schlafen.“

„Aber Sie kennen mich doch gar nicht.“, sagte Rotdorf kleinlaut und schuldbewusst.

„Aber heute Abend werde ich Sie kennen lernen. Ach und noch eins.“

Michael sah den Hotte mit großen Augen an, er wusste ja nicht was Hotte jetzt noch von ihm wollte. Aber das war dem Michael ganz und gar egal, er war sowieso nicht in der Position um Forderungen zu stellen, hier war jemand, der in ihm nicht den Penner sah, sondern den Mensch in ihm sah.

„Das ist ganz wichtig Herr Rotdorf, keinen Alkohol trinken, wenn Sie heute Abend eine Fahne haben, dann schicke ich Sie gleich weiter. Mir ist es sonst egal was meine Mitarbeiter in ihrer Freizeit tun, aber Alkohol am Arbeitsplatz, oder angetrunken zur Arbeit kommen, das geht bei mir nicht, da sind wir ganz schnell wieder geschiedene Leute.“

Michael zeigte durch eine Gestik an, dass er den Hotte verstanden hatte. Michael bot an, auch gleich jetzt hier mit anzupacken, um den Keller zu entrümpeln. Da meinte Hotte: „Das freut mich, dass es Ihnen ernst ist, mit dem Job in meiner Firma, aber in ihrem ungepflegten Zustand kann man nicht mit Ihnen zusammen arbeiten. Sie riechen stark, und das will ich mir, meinem Mitarbeiter und natürlich auch unsere Kundschaft nicht zumuten, aber morgen ist auch ein Tag, vielleicht sogar Ihr erster Arbeitstag, also bis heute Abend.“

Die Feuerwehr war ja schon lange wieder weg gewesen, als Hotte, mit seinem Mitarbeiter, beim Haus von Frau Möller angekommen war, und so konnte man mit dem Entrümpeln des Kellers so langsam anfangen. Hotte meinte noch zu Frau Möller: „Haben Sie alles aus dem Keller entfernt, was Ihnen am Herzen liegt, denn wenn wir jetzt da hinein gehen, dann geht alles, was so im Allgemeinem als bewegliche Güter gilt, automatisch in das Eigentum meiner Firma über. Sie haben ja bestimmt den Vertrag gelesen, da stehen ja auch unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen, auf der Rückseite.“

„Herr Kolata, nehmen Sie nur alles mit, darum habe ich ja schließlich Ihr Unternehmen beauftragt. Sollten Sie wirklich etwas Wertvolles finden, dann gratuliere ich Ihnen dazu, aber sagen Sie mir bitte nichts davon, falls Sie wirklich etwas Besonderes, etwas Wertvolles gefunden haben. So habe ich auch keinen Grund, mich zu ärgern. Mein Uropa hatte früher hier gewohnt, vielleicht finden Sie ein paar Andenken aus dem letztem Weltkrieg, denn mein Uropa war damals Soldat gewesen. Sollten Sie wirklich etwas aus dieser Zeit finden, dann können Sie dies ja dem Heimatmuseum zur Verfügung stellen. Solche Dinge haben heute ja kaum noch einen hohen Geldwert, nehme ich an. Der Krieg ist schon lange vorbei und bei unsere schnelllebigen Zeit, will man keinen alten Krempel mehr haben, man will nur noch brandneues Zeug.“

Des weiteren wollte Frau Möller wissen, ob er nicht einen Rat für sie hätte, wie man die Rauchspuren von der Außenwand, des Hauses, abbekommen würde. Hotte nahm ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche und fuhr damit über den Verputz. „Es sieht bald so aus, als ob sich das abwaschen ließe, aber das werde ich dann wohl mit meinem neuen Mitarbeiter, den Herrn Rotdorf, morgen besprechen.“

Frau Möller nickte und meinte: „Also ich finde das ganz toll, dass Sie diesem Menschen eine Chance geben.“

„Die hat doch jeder verdient.“, meinte Hotte und wendete sich an Jörgi „Jetzt gehen wir zwei einmal in den Keller und fangen an, unser Geld zu verdienen.“

Im Keller ging es eigentlich, Hotte hatte sich das viel schlimmer vorgestellt, es waren da einige Möbel, die stark angegriffen waren, von den Flammen der vergangenen Nacht. Jörgi meint: „Wir schaffen zuerst alles auf den Laster, was man in die Müllverbrennung bringen muss.“ Jörgi grinste. „Wir kennen da ein paar Leute, die keine großen Fragen stellen, denen tut man beim Vorbeigehen, ein paar Euro, in die Tasche stecken, und da gibt es niemals Scherereien.“

Hotte sagte dazu nichts, er dachte sich nur: Eine Maschine die glatt und rund laufen soll, die braucht schließlich auch ausreichend Schmierstoff.

Hotte und Jörgi sortierten grob vor, was in die Müllverbrennung sollte, da entdeckte Hotte eine Kiste aus Holz an der Wand, als er Bretter, die einmal zu einem alten Schrank gehörten, wegtrug. Die Kiste war mit einem schweren Vorhängeschloss, welches an einem recht stabilen Riegel hing, verschlossen. „Diese Truhe werde ich mir später, in aller Ruhe, bei uns im Depot ansehen. Ich bin gespannt was da für ein Schatz darin liegt.“ Hotte grinste Jörgi an und dieser ergänzte Hottes Gedanken. „Am Ende sind da ein paar Goldbarren drin.“ Beide lachten laut.

Die Arbeit ging eigentlich gut voran, es stellte sich schnell heraus, dass Jörgi und Hotte, gut als Team zusammen arbeiten konnten. Auch bei der Müllverbrennung ging alles reibungslos, ein Schein im Wert von zwanzig Euro, wechselte still und leise den Besitzer, und in Windeseile war man schon wieder auf dem Rückweg. Außer der Kiste ist alles in der Müllverbrennung gelandet und der Keller war, wie man sagt: Besenrein.

Hotte war schon gespannt, was wohl in der Holzkiste sein könnte, er freute sich wie ein kleines Kind, zu Jörgi, der den Lastwagen ins Depot lenkte, meinte er: „Das ist ja richtig spannend, und alles was in dieser Kiste ist, geht in das Eigentum der Firma über, das bedeutet, es wird dann mein persönliches Eigentum sein.“

„Wir haben schon die komischsten Sachen gefunden, bei so einer Kellerentrümplung. Ich will es mal so ausdrücken Chef, man kann da von einer toten Katze bis zum Diamantenschmuck einfach alles finden.“

Hotte rieb sich vor Freude die Hände. „Diese Holzkiste ist im Moment nichts anderes als eine große Wundertüte. Bei einer Wundertüte weiß man vorher auch nicht, was man bekommt.“ Ein paar Minuten später stand der Laster im Hof, welcher zum Depot gehörte. In der Depothalle waren neben ein paar Container auch eine Werkbank und dazu reichlich Werkzeug. Hotte hatte ja das Depot, in dem Sinn, ja noch gar nicht gesehen, es war schließlich erst sein zweiter Tag, wo er in dieser, seiner Firma arbeitete. Als sein Vater diesen Betrieb noch leitete, da zeigte er keine Art von Interesse, für diese Firma. Er bekam Geld von seinem Vater, und das reichte ihm voll und ganz aus. Vor wenigen Tagen war er noch ein stinkfauler Student gewesen, und jetzt war er selbst zu einem Unternehmer geworden, der erstaunlich viel Ehrgeiz an den Tag legte. So schnell ändern sich halt manchmal die Dinge.

Hotte hatte mit Jörgi die Kiste abgeladen, sie stand jetzt vor der Werkbank. Hotte hatte in solchen Sachen noch keine praktischen Erfahrungen, er nahm sich eine kleine Eisensäge von der Werkbank. Aber irgendwie kam er nicht so zurecht. Immer wenn er die Säge ansetzte, da drückte sich das Vorhängeschloss weg. Egal von welcher Seite Hotte auch mit der Säge kam, das Ergebnis war alles andere als gut.

„Darf ich mal?“, meinte Jörgi, er hielte eine kleine Maschine in der Hand, die vorne so eine eigenartige rund Scheibe hatte. „Chef, jetzt müssen Sie mal ganz kurz zur Seite gehen, denn nun fliegen gleich die Funken, auch genannt, Schlosserflöhe.“

Hotte ging auch sofort ein Stück zurück, wusste aber nicht was sein Mitarbeiter sich vorgenommen hatte. Dieser schaltete diese Maschine ein, die Scheibe drehte sich, die Maschine gab einen hohen schreienden Ton von sich. Jörgi hielt die rollierende Scheibe an das Vorhängeschloss, es entstand ein gewaltiger kreischender Lärm, mehr als zwei Meter weit flogen die glühenden Funken durch die Gegend, nach wenigen Sekunden flog das Schloss, in die entgegengesetzte Richtung als wie die Funken dies taten. Jörgi schaltete die Flex ab, denn so nannte er diese Maschine. „So Chef, das war es schon gewesen, nun dürfen Sie das Geheimnis lüften und den Kistendeckel hochklappen.“

Das ließ sich Hotte nicht zweimal sagen, der mittlerweile ganz genau wusste, warum diese Funken Schlosserflöhe hießen, denn er hatte ein paar abbekommen, und diese haben ihn ein wenig in die Haut gebissen, gerade so, als wenn einem ein kleiner Floh beißen würde. Mit eine eleganten Armbewegung, ließ Hotte den Kistendeckel aufschnallen, nun gab die Truhe ihr Geheimnis preis. Hotte starrte hinein und glaubte nicht, was er da zu sehen bekam, denn da lag ein Maschinengewehr, aus dem zweiten Weltkrieg , darin. Hotte nahm es heraus, und da lag noch ein Ständer in der Kiste.

Jörgi rief: „Die zwei Teile gehören zusammen.“ Er war in solchen Dingen recht geschickt, und im Nu hatte er alles zusammen gebaut. Das Ergebnis war ein Maschinengewehr, welches auf einem dreibeinigen Ständer montiert war. Jörgi kratzte sich am Kopf. „Damit konnte man ein Sperrfeuer machen, glaube ich. Ich nehme auch stark an, dass wir dieses Teil nicht behalten dürfen. Ich glaube, man muss so ein Fund der Behörde melden.“

Hotte, der vor einer Minute noch ein überzeugter Pazifist war, meinte. „Was keiner weiß, das macht keinem heiß. Wir behalten das Ding, es wird mit Sicherheit nicht mehr funktionieren, aber mir ist das egal. Wenn man so etwas erst einmal hat, dann dauert es auch niemals lange, dass sich eine Gelegenheit ergibt, wo man so ein Ding gebrauchen kann.“ Hotte stellte sich hinter das Gewehr und versuchte mit diesem Teil ein Ziel anzuvisieren. Schnell merkte er, dass wenn man hinter so einem Teil steht, eine Stärke, ein Machtgefühl einem verliehen wird. Als er dann auf seine Armbanduhr schaute wurde er schnell wieder in die Realität zurückgeholt. „Die Zeit rennt wie ein Formel 1 Wagen auf der Zielgrade.“, sagte Hotte. „Ich habe ja bald den nächsten Termin. Ich habe gleich das Einstellungsgespräch, mit deinem neuen Kollegen.“

Jörg Mollmann meinte, dass er es ganz toll finden würde, dass Hotte so eine soziale Ader habe.