Der Eid der Brüder (Der Ring der Zauberei — Band 14) - Morgan Rice - E-Book

Der Eid der Brüder (Der Ring der Zauberei — Band 14) E-Book

Morgan Rice

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Beschreibung

"DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten." --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos In DER EID DER BRÜDER, kommen Thorgrin seine Brüder aus dem Land der Toten, und sind noch fester entschlossen Guwayne zu finden. Sie setzten die Segel, um ein feindliches Meer zu überqueren, zu Orten, die selbst ihre kühnsten Träume übertreffen. Während sie Guwayne immer näher kommen, begegnen sie nie zuvor erlebten Hindernissen, die ihre Grenzen testen, all ihr Können erfordern und sie dazu zwingen, gemeinsam als Brüder füreinander einzustehen. Darius lehnt sich gegen das Empire auf, und sammelt kühn eine Armee um sich, indem er ein Sklavendorf nach dem anderen befreit. In der direkten Konfrontation mit befestigten Städten, gegen eine Armee die tausend Mal so groß ist wie seine eigene, ruft er all seine Instinkte und seinen Mut zur Hilfe, fest entschlossen zu überleben, zu gewinnen, um jeden Preis nach Freiheit zu streben - selbst wenn der Preis sein eigenes Leben sein sollte. Gwendolyn bleibt keine andere Wahl, als ihr Volk in die Große Wüste zu führen, tiefer ins Empire hinein, als je jemand von außerhalb des Reiches vorgedrungen ist, auf der Suche nach dem legendären Zweiten Ring - der letzten Hoffnung für das Überleben ihres Volkes, und der letzten Hoffnung für Darius. Doch auf dem Weg werden ihr schreckliche Monster, einsame Landschaften und ein Aufstand ihres eigenen Volkes begegnen, dem womöglich nicht einmal sie Einhalt gebieten kann.

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Seitenzahl: 410

Veröffentlichungsjahr: 2014

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D E R   E I D   D E R   b r Ü D E R

(BUCH #14 im Ring der Zauberei)

Morgan Rice

Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern

“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, Edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

--Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)

“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo... Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

--The Romance Reviews (zu Verwandelt)

“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

--Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)

“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

--vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

--The Dallas Examiner (zu Geliebt)

“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

--Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice

DER RING DER ZAUBEREIQUESTE DER HELDEN (Band #1)MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)A GRANT OF ARMS - GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)demnächst auf Deutsch erhältlichAN OATH OF BROTHERS – DER EID DER BRÜDER (BAND #14)A DREAM OF MORTALS – DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15)A JOUST OF KNIGHTS – DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENSARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)ARENA TWO --  ARENA ZWEI (Band #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

BETROTHED -- VERMÄHLT (Band #6)

VOWED -- GELOBT (Band #7)FOUND  -- GEFUNDEN (Band #8)demnächst auf Deutsch erhältlich

RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)

FATED  – BERUFEN (Band #11)

Hörenim Audiobuch-Format an!

Copyright © 2014 by Morgan Rice

Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, zu verteilen oder zu übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.

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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig

Copyright für das Bild auf dem Umschlag bei RazzoomGame, unter Lizenz von Shutterstock.com.

INHALT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINUNDDREISSIG

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

KAPITEL DREIUNDDREISSIG

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

KAPITEL EINS

Darius blickte den blutigen Dolch in seiner Hand an als der Empire-Kommandant tot zu seinen Füssen lag, und fragte sich, was er gerade getan hatte. Seine Welt verlangsamte sich, als er aufblickte, und die geschockten Gesichter der Empire-Armee vor sich sah, hunderte von Männern, echten Männern; Kriegern mit echten Rüstungen und echten Waffen, ganze Scharen von ihnen auf Zertas. Männer, die nie eine Niederlage erlebt hatten.

Hinter sich, waren nur ein paar Hundert erbärmliche Dorfbewohner, Männer und Frauen ohne Stahl, ohne Rüstungen, die alleine einer professionellen Armee gegenüberstanden. Sie hatten ihn angefleht, zu kapitulieren, die drohende Verstümmlung zu akzeptieren, sie hatten keinen Krieg gewollt, den sie nicht gewinnen konnten. Sie wollten nicht sterben. Und Darius hatte ihrer Bitte nachkommen wollen.

Doch tief in seiner Seele konnte er es nicht. Seine Hände hatten von alleine gehandelt, sein Geist hatte sich ganz allein erhoben, und er hätte ihn nicht kontrollieren können, selbst wenn er es versucht hätte. Es war der tiefste Teil seiner selbst, der Teil, der sein ganzes Leben lang unterdrückt gewesen war, der Teil der nach Freiheit gelechzt hatte, wie ein sterbender Mann in der Wüste nach Wasser.

Darius blickte dem Meer der Gesichter entgegen. Er hatte sich noch nie so allein, jedoch auch noch nie so frei gefühlt. Seine Welt drehte sich. Er hatte das Gefühl, außerhalb seines Körpers zu sein, und auf sich selbst herabzublicken. Alles fühlte sich so unwirklich an. Er wusste, dass dies einer der entscheidenden Momente seines Lebens war. Er wusste, dass dies ein Moment war, der alles ändern würde.

Doch Darius bedauerte nichts. Er blickte auf den toten Kommandanten herab, diesen Mann, der Loti getötet hätte, der sie alle verstümmelt und anschließend womöglich getötet hätte, und spürte so etwas wie Gerechtigkeit. Er fühlte sich auch ermutigt. Schließlich lag vor ihm ein Offizier des Empire – tot. Und das bedeutete, dass jeder Krieger des Empire sterben konnte. Sie mochten vielleicht die besten Rüstungen haben, die besten Waffen, doch sie bluteten wie jeder andere auch. Sie waren nicht unbesiegbar.

Darius spürte eine Welle der Kraft in sich aufsteigen und brach in Aktion, bevor auch nur einer der anderen reagieren konnte. Ein paar Meter von ihm entfernt war die kleine Entourage des Empire Offiziers, die ihren Kommandanten begleitet hatten. Sie standen vor Schreck wie angewurzelt, offensichtlich hatten sie nichts anderes als eine Kapitulation erwartet. Niemals hatten sie damit gerechnet, dass ihr Kommandant angegriffen werden könnte.

Darius zog seinen Vorteil aus ihrer Überraschung. Er nahm den Dolch, hechtete vor, und schlitzte einem den Hals auf, dann fuhr er herum und schlitzte in derselben Bewegung noch einen anderen auf.

Die beiden Männer starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als könnten sie nicht glauben, dass ihnen so etwas geschehen konnte. Das Blut lief aus ihren Hälsen, als sie auf die Knie sanken und dann zusammenbrachen. Sie waren tot.

Darius wappnete sich; seine tapfere Aktion hatte ihn angreifbar gemacht, und einer der Offiziere sprang mit seinem Schwert aus Stahl vor, und hieb nach seinem Kopf. In diesem Augenblick wünschte sich Darius, eine Rüstung zu haben, einen Schild, ein Schwer, um ihn abzuwehren – irgendetwas. Doch das hatte er nicht. Er hatte sich selbst dem Angriff ausgesetzt, und jetzt würde er den Preis dafür zahlen. Zumindest würde er als freier Manns sterben.

Ein plötzliches Klirren schnitt durch die Luft, und als Darius aufblickte, sah er Raj neben sich stehen, der den Schlag mit einem Schwert abwerte. Darius sah, dass Raj das Schwert eines der toten Krieger genommen hatte, und im letzten Moment an seine Seite geeilt war, um den Schlag abzuwehren. Ein weiteres Klirren war zu hören, und als Darius zur anderen Seite hinüber sah, sah er Desmond, der seinerseits einen Schlag, der für ihn gedacht war, abwehrte. Raj und Desmond stürzten sich hauend und stechend auf die Angreifer, die keine Gegenwehr erwartet hatten. Sie schwangen die Schwerter wie besessen. Ihre Schwerter schlugen Funken, als sie auf ihre Angreifer trafen und sie zurücktrieben. Beiden gelang es jeweils einen tödlichen Treffer zu landen, bevor die Empire-Krieger überhaupt zur Verteidigung bereit waren.

Die beiden Krieger fielen tot zu Boden.

Darius spürte eine Welle der Dankbarkeit gegenüber seinen Waffenbrüdern und war glücklich, sie an seiner Seite zu haben. Er stand nicht mehr allein dieser Armee gegenüber.

Darius bückte sich und nahm dem toten Kommandanten das Schwert und den Schild aus den Händen, dann schloss er sich Desmond und Raj an, die die sechs verbliebenen Offiziere seiner Entourage angriffen. Darius schwang das Schwert in die Höhe und genoss das Gewicht. Es fühlte sich so gut an, ein richtiges Schwert und einen echten Schild in Händen zu halten. Er fühlte sich unbesiegbar.

Darius hechtete nach vorn und wehrte mit seinem Schild einen heftigen Schwerthieb ab, rammte gleichzeitig sein Schwert zwischen die Gelenke der Rüstung eines Empire-Kriegers, und stach ihm in die Schulter; der Krieger grunzte und fiel auf die Knie.

Darius drehte sich um und schwang seinen Schild, wehrte einen Schlag von der Seite ab, dann fuhr er herum und verwendete den Schild als Waffe, indem er ihn einem weiteren Angreifer ins Gesicht schlug und ihn zu Boden schickte. Dann wirbelte er mit dem Schwert herum, und schlitzte einem Angreifer den Bauch auf und tötete diesen gerade noch rechtzeitig, bevor er einen Treffer an Darius Hals landen konnte.

Raj und Desmond an seiner Seite griffen ebenfalls an. Schlag um Schlag kämpften sie gegen die anderen Krieger, das Klirren ihrer Waffen hallte scharf in seinen Ohren. Darius dachte an ihr gemeinsames Training mit den hölzernen Schwertern, doch erst jetzt, im echten Kampf, konnte er sehen, was für großartige Kämpfer sie wirklich waren. Als er selbst ausholte, erkannte er, wie viel er in ihrem gemeinsamen Training von ihnen gelernt hatte. Er fragte sich, ob er ohne sie eine Chance gehabt hätte. Er war fest entschlossen, mit seinen eigenen Händen zu siegen, und niemals, niemals seine magischen Kräfte zu verwenden, die irgendwo tief in ihm lauerten. Er verstand sie nicht – oder wollte sie nicht verstehen.

Als Darius, Desmond und Raj, die verbliebenen Männer aus der Entourage des Kommandanten getötet hatten und allein mitten auf dem Schlachtfeld standen, sammelten sich die übrigen hunderte von Empire Kriegern schließlich. Sie fassten sich, und stürzten sich mit lautem Schlachtgeschrei auf die Jungen.

Darius blickte ihnen schwer atmend entgegen, das blutige Schwert in seiner Hand, und erkannte, dass es keine Möglichkeit zur Flucht gab. Als die perfekten Schwadronen der Krieger losstürmten, realisierte er, dass der Tod auf ihn wartete. Er blieb stehen, genauso wie Desmond und Raj, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und stellte sich ihnen. Er würde nicht aufgeben. Vor nichts und niemandem.

Plötzlich hörte er wieder lautes Schlachtgeschrei, doch diesmal von hinter sich. Als er sich umsah, war er freudig überrascht, dass er die Bewohner seines Dorfes sah, die sich um ihn sammelten. Er sah etliche seiner Waffenbrüder, die voranstürmten, um sich die Schwerter und Schilde der gefallenen Empire-Krieger zu nehmen, und ihnen zur Seite zu stehen. Darius war stolz zu sehen, dass die Dorfbewohner sich wie eine Welle auf das Schlachtfeld ergossen, und mehrere Dutzend von ihnen trugen echte Waffen. Die die keine Waffen aus Stahl besaßen, trugen behelfsmäßige Waffen aus Holz, dutzende der jüngeren, Darius Freunde, hatten kurze Speere aus Holz, die sie angespitzt hatten, und kleine Bögen und Köcher mit Pfeilen. Sie hatten offensichtlich auf einen Kampf gehofft.

Gemeinsam stürmten sie los, jeder einzelne von ihnen kämpfte ums Überleben als sie sich Darius anschlossen, um sich der Armee des Empire zu stellen.

In der Ferne wehte ein riesiges Banner, eine Trompete erschallte, und die Armee marschierte los. Das Klirren von Rüstungen füllte die Luft, als hunderte von Empire-Kriegern losmarschierte, wohldiszipliniert, eine Mauer aus Männern, Schulter an Schulter in perfekter Formation auf die Menge der Dorfbewohner zugingen.

Darius führte seine Männer im Angriff. Alle standen sie furchtlos an seiner Seite, und als sie sich den feindlichen Reihen näherten, schrie er:

„SPEERE!“

Seine Leute ließen ihre kurzen Speere auf ihre Ziele in der Masse der Empire-Krieger fliegen. Viele der hölzernen Speere waren nicht scharf genug, trafen auf die Rüstungen und prallten harmlos ab. Doch mehr als nur ein paar fanden ihren Weg an den Rüstungen vorbei und trafen ihr Ziel. Eine Handvoll Empire-Krieger schrien in der Ferne auf und fielen zu Boden.

„PFEILE!“, schrie Darius, während er mit hoch erhobenem Schwert rannte und den Abstand weiter verringerte.

Etliche der Dorfbewohner blieben stehen, zielten, und ließen einen ganzen Schwarm von angespitzten hölzernen Pfeilen los, sehr zur Überraschung der Empire-Krieger, die offensichtlich nicht mit einem Kampf gerechnet hatten – und schon gar nicht damit, dass die Dorfbewohner irgendwelche Waffen hatten. Viele der Pfeile prallten wirkungslos von den Rüstungen ab, doch genug von ihnen fanden in Hälsen und Gelenken der feindlichen Krieger ein Ziel und brachten mehrere zur Strecke.

„STEINE!“, schrie Darius.

Mehrere Dutzend Dorfbewohner traten mit ihren Steinschleudern vor und holten aus. Ein Sperrfeuer von Steinen hagelte auf die Krieger herab, und der Klang der Steine, die die Rüstungen trafen, füllte die Luft. Ein paar Krieger, die von den Steinen ins Gesicht getroffen worden waren, gingen zu Boden, während viele andere ihre Schilde oder ihre Hände hoben, um sich dagegen zu schützen.

Es bremste die Empire-Krieger ab und ließ eine gewisse Unsicherheit in ihren Rängen entstehen – doch es hielt sie nicht auf. Sie marschierten immer weiter, gaben nie die Formation auf, auch wenn Pfeile, Speere und Steine auf sie herabregneten. Sie hoben einfach ihre Schilde, zu arrogant, sich auch nur zu ducken, und marschierten mit hoch aufgepflanzten Hellebarden und Schwertern, die an ihren Gürteln schaukelten und im Morgenlicht glänzten weiter.

Darius sah zu, wie sie weiter vorankamen, und er wusste, welch eine gut trainierte, professionelle Armee auf ihn zukam. Er wusste, dass es eine Welle des Todes war.

Plötzlich spürte er ein Rumpeln und als er aufblickte, sah er drei riesige Zertas, die aus den Linien der Empire-Krieger hervorbrachen und auf sie zustürmten. Auf ihnen saß jeweils ein Offizier mit einer langen Hellebarde. Die Zertas stürmten mit wütenden Blicken auf ihn zu und wirbelten dabei dicke Staubwolken auf.

Darius wappnete sich, als er den bösen Ausdruck auf dem Gesicht des Kriegers sah, der plötzlich seine Hellebarde nach ihm schleuderte. Darius war auf seine Geschwindigkeit nicht vorbereitet. Im letzten Moment konnte er sich ducken und gerade noch rechtzeitig aus dem Weg springen.

Doch der Dorfbewohner hinter ihm, ein Junge, den er aus seiner Kindheit kannte, hatte nicht so viel Glück. Er schrie vor Schmerzen auf, als die Hellebarde seine Brust durchbohrte. Blut sprudelte aus seinem Mund, als er auf den Rücken fiel und gen Himmel starrte.

Darius wandte sich wütend dem Zerta zu. Er wartete ab, denn er wusste, dass es ihn zu Tode trampeln würde, wenn sein Timing nicht perfekt war.

In buchstäblich letzter Sekunde rollte Darius aus dem Weg und schwang sein Schwert, um den Zerta die Beine abzuhacken.

Das Zerta kreischte, und fiel mit dem Kopf voran zu Boden. Sein Reiter wurde in hohem Bogen abgeworfen und landete in einer Gruppe von Dorfbewohnern.

Eine Dorfbewohnerin löste sich aus der Menge und rannte mit einem großen Steinbrocken vor. Darius drehte sich um und sah überrascht, dass es Loti war. Sie stemmte den Stein in die Höhe und ließ ihn auf den Helm des Kriegers herunterkrachen. Er war sofort tot.

Darius hörte lautes Hufgetrappel. Er fuhr herum und sah, dass ein weiteres Zerta auf ihn zustürmte und der Krieger der es ritt, hob seinen Speer und zielte auf ihn. Ihm blieb keine Zeit zu reagieren.

Plötzlich zerriss ein Knurren die Luft, und Darius war erstaunt Dray plötzlich zu sehen, der hochsprang und dem Krieger ins Bein biss, als dieser den Speer warf. Der Mann schnellte nach vorn und sein Speer bohrte sich vor ihm in den Boden. Er kam ins Rutschen und stürzte seitlich vom Zerta, und als er auf dem Boden Aufschlug wurde er von mehreren Dorfbewohnern gemeuchelt.

Darius sah Dray, der mit wedelndem Schwanz zu ihm herüber kam, dankbar an.

Darius hörte weiteres Schlachtgeschrei und drehte sich um, um einen weiteren Offizier zu sehen, der sich mit erhobenem Schwert auf ihn stürzte. Darius fuhr herum und parierte. Er wirbelte herum und trat dem Krieger die Beine weg. Er fiel zu Boden, und bevor er sich wieder aufrappeln konnte, trat ihm Darius in den Kiefer.

Darius beobachtete Loti, die an ihm vorbeirannte und sich kopfüber in die Schlacht stürzte. Auf dem Weg nahm sie einem toten Krieger das Schwert aus der Hand. Dray folgte ihr um sie zu beschützen. Darius machte sich Sorgen, sie mitten im Kampf zu sehen und wollte sie in Sicherheit bringen.

Doch Loc, ihr Bruder, kam ihm zuvor. Er rannte nach vorn und griff Loti von hinten. Vor Schreck ließ sie das Schwert fallen.

„Wir müssen weg von hier!“, sagte er. „Das hier ist kein Ort für dich!“

„Das ist der einzige Ort für mich!“, beharrte sie.

Doch Loc war auch mit nur einer Hand erstaunlich stark, und es gelang ihm sie aus dem Schlacht Getümmel davonzuzerren, wenn auch protestierend und um sich tretend. Darius war im dankbarer dafür, als er jemals sagen konnte.

Darius hörte das Scheppern von Stahl neben sich und drehte sich um, um seinen Waffenbruder Kaz im Kampf mit einem Empire-Krieger zu sehen. Während Kaz Darius wegen seiner ungerechtfertigten Brutalität einmal ein Dorn im Auge gewesen war, musste er nun zugeben, dass er froh war, Kaz an seiner Seite zu haben. Er sah wie Kaz heftige Schläge mit dem Krieger austauschte, der ein erstklassiger Kämpfer war, bis schließlich der Krieger Kaz mit einer überraschenden Bewegung das Schwert aus der Hand schlug.

Kaz stand wehrlos da, und Darius sah zum ersten Mal Angst in seinem Gesicht. Der Empire-Krieger holte mit Blutlust in den Augen aus, um ihn zu töten.

Plötzlich schepperte es und der Krieger erstarrte und stürzte mit dem Gesicht voran zu Boden. Tot.

Beide sahen sich um, und Darius erschrak, als er den kleinen Luzi mit einer Schlinge in der Hand dastehen sah. Luzi grinste Kaz an.

„Bereust du es jetzt, mich gequält zu haben?“, sagte er zu Kaz.

Kaz starrte ihn sprachlos an.

Darius war beeindruckt von Luzi, dass er Kaz gerettet hatte, nachdem er ihn so lange und so oft gequält hatte. Es inspirierte Darius, noch härter zu kämpfen.

Darius, der ein verlassenes Zerta sah, das wild durch die Ränge seiner Freunde trampelte, wartete, bis es an ihm vorbei stürmte, bis er loslief und aufsprang.

Das Zerta buckelte wild, doch Darius klammerte sich entschlossen daran fest. Es gelang ihm, es umzulenken, und es zurück in Richtung der Empirekrieger zu reiten.

Sein Zerta galoppierte so schnell, dass er es kaum kontrollieren konnte, und trug ihn mitten unter die feindlichen Krieger. Darius Herz pochte, als er der Wand der Krieger immer näher kam. Von seiner Position aus sah sie undurchdringlich aus. Und doch konnte er nicht umkehren.

Darius zwang seinen Mut, ihn hindurchzutragen. Er stürmte mitten unter sie und schlug dabei wild mit dem Schwert um sich.

Von seiner erhöhten Position aus schlug er nach rechts und links, und tötete Scharen von überraschten Empire-Kriegern, die nicht damit gerechnet hatten, von einem Zerta angegriffen zu werden. Er schlug sich mit unglaublicher Geschwindigkeit seinen Weg durch die Ränge, getragen vom Schwung des Zerta, als er plötzlich einen schrecklichen Schmerz in seiner Seite spürte. Es war als barsten seine Rippen.

Darius verlor die Balance und flog in hohem Bogen durch die Luft. Er schlug hart auf dem Boden auf und spürte einen brennenden Schmerz in seiner Seite. Er erkannte, dass er von der Eisenkugel eines Kriegsflegels getroffen worden war. Er lag mitten in einem Meer von Empire-Kriegern auf dem Boden, weit weg von seinen eigenen Leuten.

Während er mit klingelnden Ohren und verschwommenem Blick dalag, blickte er in die Ferne und sah, dass seine Leute umzingelt wurden. Sie kämpften Tapfer, doch sie waren zu sehr in der Unterzahl. Seine Männer wurden abgeschlachtet, ihre Schreie erfüllten die Luft.

Darius Kopf, viel zu schwer, fiel zurück auf dem Boden, und er konnte nur zusehen, wie die Empire-Krieger immer näher kamen. Er lag atemlos auf dem Boden und wusste, dass sein Leben bald vorbei sein würde.

Doch zumindest, dachte er, würde er mit intakter Ehre sterben.

KAPITEL ZWEI

Gwendolyn stand auf dem Gipfel des Hügels und starrte im Licht des anbrechenden Tags zum Himmel über der Wüste hinauf. Ihr Herz pochte vor Erwartung während sie sich gedanklich auf den Angriff vorbereitete. Während sie selbst den Zusammenstoß des Empire mit den Dorfbewohnern aus der Ferne beobachtete, hatte sie ihre Männer losgeschickt, das Schlachtfeld weiträumig zu umgehen und sie hinter den Linien des Empire positionier. Die Empire-Krieger, konzentriert auf die Schlacht, hatten nie mit ihnen gerechnet. Und jetzt, wo die Dorfbewohner ihnen nicht mehr standhalten konnten, und die ersten von ihnen starben, war es an der Zeit, sie dafür bezahlen zu lassen.

Seitdem Gwen sich entschieden hatte, ihre Männer umkehren zulassen und den Dorfbewohnern zu helfen, hatte sie das überwältigende Gefühl, dass das ihr Schicksal war. Ob sie nun siegten oder verloren, sie wusste, dass es richtig war, es zu tun. Sie hatte von hoch oben im Gebirgszug beobachtet, wie sich die Konfrontation entfaltete, hatte gesehen, wie die Armee des Empire mit ihren Zertas und ausgebildeten Kriegern immer näher kam, und es hatte Erinnerungen an Andronicus Invasion und später Romulus Überfall geweckt. Sie hatte zugesehen, wie der junge Darius allein vorgetreten war, und ihr Herz hatte einen Sprung gemacht, als sie mitangesehen hatte, wie er diesen Kommandanten getötet hatte. Das war etwas, was Thor getan hätte – was sie selbst genauso getan hätte.

Nun stand Gwendolyn da, Krohn knurrte leise an ihrer Seite, Kendrick, Steffen, Brandt, Atme und dutzende von Silver und hunderte ihrer Männer hinter ihr, alle in den massiven Rüstungen aus Stahl, die sie kaum abgelegt hatten, seit sie den Ring verlassen hatten, alle mit ihren schweren Waffen aus Stahl, und alle erwarteten ihr Kommando. Ihre Armee war eine mindestens ebenso gut ausgebildete Armee wie die des Empire, und sie hatten nicht mehr gekämpft, seitdem sie aus ihrer Heimat vertrieben worden waren.

Die Zeit war gekommen.

„Jetzt!“, schrie Gwen.

Lautes Kampfgeschrei erhob sich, als alle ihre Männer, angeführt von Kendrick, den Hügel hinunter rannten, während das Echo ihrer Stimmen wie tausend Löwen im frühen Morgendlich erklang.

Gwendolyn sah zu, wie ihre Männer die Linien des Empire erreichten, und wie sich die Empire-Krieger, die damit beschäftigt waren, gegen die Dorfbewohner zu kämpfen, langsam umdrehten, offensichtlich verdutzt, und nicht wussten, wer sie angreift oder warum. Offensichtlich waren diese Krieger nie zuvor derart überrascht worden, und schon gar nicht von gut ausgebildeten Kriegern mit Waffen, die ihren ebenbürtig waren.

Kendrick gab ihnen keine Zeit sich zu sammeln oder zu verarbeiten, was Geschah. Er stürzte sich vor, erstach den ersten Mann, dem er begegnete, und Brandt, Atme und Steffen, und die dutzenden von Silver an ihrer Seite gesellten sich schreiend zu ihm, während sie ihre Waffen in die feindlichen Krieger stießen.

Alle ihre Männer trugen unbändige Wut in sich, alle hatten sich nach einem Kampf gesehen, nach Rache gegen das Empire, und waren viel zu lange tatenlos in einer engen Höhle herumgesessen. Gwendolyn wusste, dass sie sich gesehnt hatten, ihren Zorn am Empire auszulassen, seitdem sie den Ring aufgegeben hatten – und in diesem Kampf fanden sie das perfekte Ventil. In den Augen ihrer Leute brannte ein Feuer, ein Feuer, das von den Seelen all jener anfacht wurde, die sie im Ring und auf den Oberen Inseln verloren hatten. Es war das Bedürfnis nach Rache, das sie auf dem Meer am Leben erhalten hatte. Gwen erkannte, dass das Anliegen der Dorfbewohner, selbst auf der anderen Seite der Welt, in vielerlei Hinsicht ihr eigenes Anliegen war. Die Männer schrien im Kampf Mann gegen Mann, Kendrick und die anderen nutzten ihren Schwung, um sich ihren Weg mitten ins Getümmel zu bahnen, und schalteten ganze Reihen von Empire-Kriegern aus, bevor diese wussten, was geschah. Gwendolyn war so stolz, als sie zusah, wie Kendrick zwei Schläge mit seinem Schild abwehrte, dann herumwirbelte, und einem Krieger damit das Gesicht zertrümmerte und dem anderen mit dem Schwert die Brust aufschlitzte. Sie beobachtete, wie Brandt einem Krieger in die Knie wegtrat und ihn dann direkt durch die Rüstung auf seinem Rücken ins Herz stach. Sie sah Steffen, der sein kurzes Schwert schwang und einem Krieger ein Bein abschlug, dann vortrat und im in die Leiste trat und ihm einen Kopfstoß versetzte. Atme schwang seinen Kriegsflegel und schaltete zwei Krieger mit einem Schlag aus.

„Darius!“, schrie eine Stimme.

Gwendolyn blickte zu Sandara, die neben ihr Stand und aufs Schlachtfeld deutete.

„Mein Bruder!“, schrie sie.

Gwendolyn sah Darius am Boden, auf dem Rücken liegend von Empire-Kriegern umringt, die schnell näher kamen. Ihr Herz zog sich vor Sorge zusammen, doch dann beobachtete sie zufrieden, wie Kendrick vorstürmte und mit seinem Schild einen Axthieb direkt über Darius Gesicht abwehrte.

Sandara schrie auf, und Gwendolyn konnte ihre Erleichterung sehen und wie sehr sie ihren Bruder liebte.

Gwendolyn nahm einer der Wachen neben ihr einen Bogen ab. Sie legte einen Pfeil an, spannte den Bogen und zielte.

„BOGENSCHÜTZEN!“, rief sie.

Um sie herum nahmen ein Dutzend ihrer Bogenschützen ein Ziel auf, spannten die Bögen, und erwarteten ihren Befehl.

„FEUER!“

Gwendolyn schoss ihren Pfeil hoch in den Himmel, über ihre Männer hinweg, und ihre Bogenschützen taten es ihr nach.

Die Salve landete mitten unter den übrigen Empire Kriegern, und Schreie erklangen, als ein Dutzend Krieger in die Knie gingen.

„FEUER!“, schrie sie wieder, gefolgt von einer weiteren Salve und der nächsten.

Kendrick und seine Männer stürmten vor und töteten die Männer, die, von den Pfeilen getroffen, in die Knie gegangen waren.

Die Empire-Krieger waren gezwungen, ihren Angriff auf die Dorfbewohner abzubrechen und stattdessen Kendricks Männer abzuwehren.

Das gab den Dorfbewohnern Luft zu atmen. Sie stießen einen lauten Schrei aus, während sie vorstürmten, und den Empirekriegern ihre Holz-Spieße in die Rücken rammten.

Die Empire-Krieger wurden nun von beiden Seiten abgeschlachtet. Die Zahl der Krieger, die zwischen zwei feindlichen Mächten eingeklemmt waren, nahm rasch ab, und sie erkannten schließlich dass sie keine Chance hatten. Ihre Zahl schwand schnell von Hunderten zu Dutzenden, und die, die übrig waren, suchten ihr Heil in der Flucht zu Fuß, denn ihre Zertas waren entweder getötet oder eingefangen worden.

Doch sie kamen nicht weit, bevor sie zur Strecke gebracht und getötet wurden.

Unter den Dorfbewohnern und Gwendolyns Männern erhob sich lauter Jubel. Sie kamen jubelnd zusammen, und umarmten sich als Brüder. Gwendolyn eilte gefolgt von Krohn den Hügel hinab mitten unter ihre Leute. Der Gestank von Schweiß und Angst lag schwer in der Luft, frisches Blut tränkte den Wüstenboden. Gwendolyn spürte trotz allem, was im Ring geschehen war, hier, an diesem Tag, einen Augenblick des Triumphs. Es war ein glorreicher Sie hier in der Wüste. Die Dorfbewohner und die Exilanten aus dem Ring, vereint im Widerstand gegen den gemeinsamen Feind.

Die Dorfbewohner hatten viele gute Männer verloren, und auch Gwendolyn hatte einige ihrer Leute eingebüßt. Doch Gwendolyn war erleichtert zu sehen, dass zumindest Darius am Leben war, und ihm jemand auf die wackligen Beine half.

Gwendolyn war sich der Tatsache vollkommen bewusst, dass das Empire Millionen von Kriegern hatte. Sie wusste, dass der Tag der Abrechnung kommen würde. Doch dieser Tag war nicht heute. Heute hatte sie vielleicht nicht die weiseste Entscheidung getroffen – doch die tapferste. Die richtige. Sie spürte, dass es die Entscheidung war, die ihr Vater getroffen hätte. Sie hatte den schwersten Pfad gewählt. Der Pfad dessen, was richtig war. Der Pfad der Gerechtigkeit. Der Pfad des Heldenmuts. Und egal was kommen würde, heute hatte sie gelebt.

KAPITEL DREI

Volusia stand auf dem steinernen Balkon und blickte herunter in den gepflasterten Hof von Maltolis, der sich unter ihr ausbreitete, und unten, auf dem Platz sah sie den leblosen Körper des Prinzen, dessen Gliedmaßen grotesk verbogen waren. Er schien so weit weg von hier oben, so winzig, so machtlos, und Volusia staunte, dass er nur Augenblicke zuvor einer der mächtigsten Herrscher des Empire gewesen war. Es traf sie tief, wie zerbrechlich das Leben war, welch große Illusion Macht war – um am meisten, wie sie, eine wahre Göttin grenzenloser Macht, die Macht über jedermanns Tod und Leben in Händen hielt. Jetzt konnte sie niemand mehr aufhalten, nicht einmal ein großer Prinz.

Während sie dastand und nach unten blickte, erhoben sich die Schreie von tausenden von Menschen, der verwirrten Bürger von Maltolis, die Stöhnten und jammerten. Ihre Schreie füllten den Hof und stiegen auf wie eine Heuschreckenplage. Sie heulten und schrien und schlugen ihre Köpfe gegen die Steinmauern; sie sprangen auf dem Boden herum wie zornige Kinder und rissen sich die Haare aus. Wenn sie sie so sah, überlegte Volusia, musste man denken, dass Maltolis ein wohlwollender Anführer gewesen war.

„UNSER PRINZ!“, schrie einer von ihnen, ein Schrei, der von vielen aufgenommen wurde. Unzählige Bürger stürmte vor und stürzten sich auf den Körper des verrückten Prinzen, heulend, schluchzend und zuckend, während sie sich an ihm festklammerten.

„UNSER GELIEBTER VATER!“

Plötzlich schallten Glocken durch die ganze Stadt, eine lange Folge von Geläut, das sich zu antworten schien. Volusia hörte einen Tumult, und sie hob ihren Blick um zu sehen, dass hunderte von Maltolis Kriegern in Zweierreihen eilig durch die Stadttore marschierten und den Hof zu füllen begannen. Sie marschierten auf Maltolis Schloss zu.

Volusia wusste, dass sie ein Ereignis ausgelöst hatte, das diese Stadt für immer verändern würde.

Ein plötzliches beharrliches Pochen an der dicken Kammertür ließ sie aufschrecken. Es war ein unaufhörliches Donnern, der Klang von Dutzenden von Kriegern mit klirrenden Rüstungen, die einen Rammbock gegen die dicke Tür aus Eichenholz schlugen. Volusia hatte die Tür, die fast einen halben Meter dick war, und dazu gedacht war, einer Belagerung standzuhalten, natürlich verbarrikadiert. Trotzdem verbogen sich die Scharniere und die Schrei der Männer draußen wurden immer lauter. Mit jedem Schlag verbogen sie sich weiter.

Rums rums rums.

Die Kammer bebte, und der alte eiserne Kronleuchter, der hoch an einem hölzernen Balken hing, schaukelte wild bevor er krachend zu Boden fiel.

Volusia stand ruhig da und beobachtete alles. Sie hatte damit gerechnet. Sie wusste natürlich, dass sie kommen würden, um an ihr Rache zu üben – und sie würden sie nie entkommen lassen.

„Öffne die Tür!“, schrie einer seiner Generäle.

Sie erkannte die Stimme – er war der Anführer von Maltolis Armee, ein humorloser Mann, dem sie nur kurz begegnet war, mit einer tiefen, heiseren Stimme. Als Mann unfähig, doch ein gut ausgebildeter Krieger mit zweihunderttausend Mann, die seinen Befehlen folgten.

Und doch betrachtete Volusia ruhig und unbeeindruckt die Tür, und wartete darauf, dass sie sie einschlugen. Sie hätte sie natürlich für sie öffnen können, doch diese Befriedigung würde sie ihnen nicht geben.

Schließlich ertönte ein letztes ohrenbetäubendes Krachen, und die Angeln der dicken Holztür gaben nach. Dutzende von Kriegern stürmten mit klirrenden Rüstungen in den Raum. Maltolis Kommandant in seiner reich verzierten Rüstung und goldenem Zepter, das ihn dazu berechtigte, die Armee zu führen, ging allen voran.

Er starrte sie hasserfüllt an, während seine Männer hinter ihm diszipliniert auf seinen Befehl warteten.

Volusia stand ruhig da und erwiderte seinen Blick mit einem leichten Lächeln. Sie erkannte, dass ihre Haltung ihn irritiert haben mussten, denn er schien verwirrt zu sein.

„Was hast du getan, Weib?“, spie er aus und umklammerte sein Schwer. „Du bist als Gast in unsere Stadt gekommen und hast unseren Herrscher getötet. Den Auserwählten. Den Einen, der nicht zu töten war.“

Volusia lächelte ihn an und antwortete ruhig.

„Da liegst du falsch, General“, sagte sie. „Ich bin die Eine, die nicht zu töten ist, was ich hier und heute bewiesen habe.“

Er schüttelte wütend den Kopf.

„Wie konntest du nur so dumm sein?“, sagte er. „Sicherlich muss du gewusst haben, dass wir dich und deine Männer umbringen würden. Du kannst nirgendwohin fliehen, es gibt keinen Weg, aus diesem Palast zu fliehen. Hier bist du von hunderttausenden unserer Bürger umringt. Sicherlich musst du gewusst haben, dass deine Tat heute deinen Tod bedeutet – und noch viel Schlimmeres: Gefangennahme und Folter. Wir behandeln unsere Feinde alles andere als freundlich, falls du das noch nicht bemerkt hast.“

„Das habe ich in der Tat bemerkt General, und ich bewundere es“, antwortete sie. „Und doch wirst du nicht Hand an mich legen. Keiner deiner Männer wird es tun.“

Er schüttelte verärgert den Kopf.

„Du bist dümmer als ich dachte“, sagte er. „Ich trage das goldene Zepter. Meine Männer werden tun was ich sage. Genau was ich sage.“

„Werden sie das?“, fragte sie langsam mit einem Lächeln im Gesicht.

Langsam drehte sich Volusia um und blickte durch das Fenster hinab auf den toten Körper des Prinzen, den die Wahnsinnigen nun auf ihre Schultern hoben und wie einen Märtyrer durch die Stadt trugen.

Sie hatte ihm den Rücken zugewandt als sie sich räusperte und fortfuhr.

„Ich zweifle nicht daran, dass deine Männer gut ausgebildet sind. Oder dass sie demjenigen folgen, der das Zepter in der Hand hält. Ihr Ruf eilt ihnen voraus. Ich weiß auch, dass eure Armee weitaus grösser ist als meine. Und dass es keinen Weg gibt, von diesem Ort zu fliehen. Doch du musst wissen, ich habe nicht vor zu fliehen. Ich muss nicht fliehen.“ E sah sie irritiert an und Volusia blickte weiter aus dem Fenster und ließ den Blick über den Hof wandern. In der Ferne sah sie Koolian, ihren Zauberer, der in der Menge stand und sie mit seinen leuchtend grünen Augen aus seinem warzigen Gesicht anstarrte. Er trug seinen schwarzen Mantel und war damit unverwechselbar in der Menge bunt gekleideter Irrer. Seine Arme ruhig vor der Brust gefaltet, erwartete er ihren Befehl. Er schien das einzige ruhige und gefasste Wesen in dieser chaotischen Stadt zu sein.

Volusia nickte ihm kaum wahrnehmbar zu, und er nickte sofort zurück.

Langsam drehte sich Volusia um und blickte, immer noch lächelnd, den General an.

„Du darfst mir das Zepter nun übergeben“, sagte sie. „oder ich töte euch alle und nehme es mir.“

Er sah sie sprachlos an, dann schüttelte er den Kopf und lächelte zum ersten Mal.

„Ich kenne viele wahnhafte Menschen“, sagte er. „Ich habe jahrelang einem gedient. Doch du… du bist eine Klasse für sich. Nun gut. Wenn du so sterben möchtest, dann soll es so sein.“

Er trat vor und zog sein Schwert.

Ich werde es genießen, dich zu töten“, fügte er hinzu. „Vom ersten Augenblick, als ich deine Visage gesehen habe wollte ich es tun. Deine Arroganz macht mich krank!“

Er trat auf sie zu, und als er es tat, drehte sich Volusia um und sah Koolian, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war.

Koolian wandte sich ihm zu und starrte den General an, der von seinem plötzlichen Auftauchen erschrocken war.

Koolian zog seine Kapuze zurück und sah ihn mit seinem grotesken Gesicht an – viel zu blass, mit Augen, die zurück in seinen Schädel rollten und schneeweiß waren. Langsam hob er seine Hände und plötzlich fielen der Kommandant und seine Männer auf die Knie. Sie schien und hoben die Hände an die Ohren.

„Mach, dass es aufhört!“, schrie der General.

Blut begann, aus ihren Ohren zu laufen, und einer nach dem anderen fiel bewegungslos zu Boden.

Tot.

Volusia trat langsam und ruhig vor, bückte sich und nahm dem toten General das goldene Zepter aus der Hand.

Sie hob es hoch und betrachtete es im Licht, bewunderte sein Gewicht und seinen Glanz. Sie spürte, dass es böse war.

Sie lächelte über das ganze Gesicht.

Es war noch schwerer, als sie es erwartet hatte.

*

Volusia stand auf der anderen Seite des Grabens, außerhalb der Stadtmauern von Maltolis. Ihr Zauberer Koolian, ihr Assassine Aksan und der Kommandant der volusianischen Armee, Soku, hinter ihr und betrachtete die riesige maltolisianische Armee, die vor ihr versammelt war. Soweit das Auge reichte war die Ebene der Wüste voll mit Maltolis Männern, eine größere Armee, als sie je gesehen hatte. Selbst für sie ein furchteinflößender Anblick.

Sie standen geduldig und führerlos da, und blickte sie, Volusia an, die auf einem Podium stand und sie ansah. Die Anspannung lag dick in der Luft, und Volusia konnte spüren, dass sie abwarteten und darüber nachgrübelten, ob sie sie töten oder ihr dienen sollten.

Volusia sah sie stolz an, spürte ihr Schicksal vor sich, und hob langsam das goldene Zepter über ihren Kopf. Ebenso langsam drehte sie sich in alle Richtungen, damit alle sie sehen konnten, sie und ihr Zepter, das in der Sonne glänzte.

„MEIN VOLK!“, rief sie. „Ich bin die Göttin Volusia. Euer Prinz ist tot. Ich bin jetzt diejenige, die das Zepter trägt; ich bin diejenige, der ihr folgen werdet. Folgt mir, und ihr werde Ruhm und Reichtum erwerben und alles, was euer Herz begehrt. Bleibt hier, und ihr werdet an diesem Ort im Schatten dieser Mauern verrotten, im Schatten des Leichnams eines Anführers, der euch nie geliebt hat. Ihr habt nur seinem Wahn gedient; mir sollt ihr in Ruhm und Eroberung dienen, und mit mir endlich den Anführer haben, den ihr verdient.“

Volusia hob das Zepter höher, ließ den Blick über sie schweifen, begegnete ihren disziplinierten Augen und fühlte ihr Schicksal. Sie fühlte sich unbesiegbar, als ob nichts ihr im Weg stehen konnte, nicht einmal diese riesige Armee. Sie wusste, dass sie, wie die ganze Welt, sich vor ihr verbeugen würden. Sie konnte es vor ihrem inneren Auge sehen – schließlich war sie eine Göttin. Sie lebte in einem Reich über den Männern. Welche Wahl würden sie haben?

So wie sie es sich vorgestellt hatte, hörte sie das Klirren der Rüstungen, und einer nach dem anderen gingen die Männer auf die Knie und Staub wirbelte über der ganzen Ebene auf.

„VOLUSIA!“, begannen sie zu singen, immer wieder.

„VOLUSIA!“

KAPITEL VIER

Godfrey spürte den Schweiß, der seinen Hals herunterlief, als er sich unter der Gruppe der Sklaven versteckte und versuchte nicht gesehen zu werden, als sie durch die Straßen von Volusia gingen. Ein weiterer Peitschenhieb zischte durch die Luft und Godfrey schrie vor Schmerz auf, als die Spitze der Peitsche seinen Rücken traf. Die Sklavin neben ihm schrie noch lauter, denn der Schlag war für sie bestimmt und traf sie quer über den Rücken. Sie wimmerte und stolperte weiter.

Godfrey hielt sie fest und fing sie auf, bevor sie zusammenbrach, und wusste dass er damit sein Leben riskierte. Sie fing such und wandte sich ihm mit Panik und Angst im Blick zu. Als sie ihn sah, riss sie überrascht die Augen auf. Offensichtlich hatte sie nicht mit seinem Anblick gerechnet: Ein hellhäutiger Mensch, der ohne Fesseln frei neben ihr herging. Godfrey schüttelte schnell den Kopf, legte einen Finger auf seine Lippen und betete, dass sie schweigen würde. Zum Glück tat sie es.

Godfrey hörte die Peitsche wieder knallen, sah sich um und sah die Zuchtmeister, die sich die Karawane entlangarbeiteten und gedankenlos auf die Sklaven eindroschen. Sie wollten sich lediglich Respekt verschaffen. Als er sich umsah, bemerkte er direkt hinter sich die panischen Gesichter von Akorth und Fulton, deren Augen nervös hin und her wanderten, und neben ihnen die gefassten Mienen von Merek und Ario. Godfrey staunte, dass die beiden Jungen mehr Fassung und Mut zeigten als Akorth und Fulton, zwei ausgewachsenen, wenn auch betrunkene, Männer.

Sie marschierten immer weiter, und Godfrey ahnte, dass sie sich ihrem Ziel näherten, was immer es auch sein mochte. Natürlich konnte er nicht dorthin gehen: Er musste bald etwas tun. Er hatte sein Ziel erreicht – sie waren in Volusia, doch nun mussten sie sich von dieser Gruppe entfernen, bevor man sie entdeckte.

Godfrey sah sich um und bemerkte etwas, das er freudig wahrnahm: Die Zuchtmeister sammelten sich nun  weitestgehend vor der Karawane der Sklaven. Das war natürlich sinnvoll. Nachdem alle Sklaven aneinander gefesselt waren, konnten sie offensichtlich nirgendwo hin fliehen und die Zuchtmeister sahen keine Notwendigkeit, das Ende des Zuges zu bewachen. Abgesehen von einem einsamen Zuchtmeister, der peitschend neben der Karawane herlief, gab es niemanden, der sie davon abhalten würde, sich nach hinten davonzustehlen. Sie konnten fliehen und lautlos in den Straßen Volusias verschwinden.

Godfrey wusste, dass sie schnell handeln sollten, und doch pochte sein Herz jedes Mal, wenn er es in Erwägung zog. Sein Verstand sagte ihm, dass er gehen sollte, doch sein Körper zögerte immer wieder – er konnte nie den Mut zusammenkratzen, es zu tun.

Godfrey konnte immer noch nicht glauben, dass sie hier waren, dass sie es wirklich in die Stadt geschafft hatten. Es war wie ein Traum – doch ein Traum, der immer schlimmer wurde. Der Schwips vom Wein ließ nach, und je mehr er nachließ, desto mehr erkannte er, dass all das eine grundlegend schlechte Idee gewesen war.

„Wir müssen hier raus.“ Merek beugte sich vor und flüsterte drängend. „Wir müssen los.“

Godfrey schüttelte den Kopf und schluckte schwer. Schweiß brannte in seinen Augen. Ein Teil von ihm wusste, dass er Recht hatte, ein anderer Teil von ihm wollte auf den richtigen Moment warten.

„Nein“, antwortete er. „Noch nicht.“

Godfrey sah sich um und sah alle möglichen Sklaven die gefesselt durch die Straßen von Volusia gezerrt wurden, nicht nur jene mit dunkler Haut. Es sah aus, als ob es dem Empire gelungen war, die unterschiedlichsten Rassen aus allen Ecken und Winkeln des Empire zu versklaven – alles und jeden, der nicht der Rasse des Empire angehörte, jeden, der nicht ihre leuchtend gelbe Haut, ihre Größe, die breiten Schultern und die kleinen Hörner hinter den Ohren besaß.

„Worauf warten wir?“, fragte Ario.

„Wenn wir einfach so mitten auf die Straße laufen“, sagte Godfrey, „erwecken wir womöglich Aufmerksamkeit. Vielleicht fangen sie uns sogar. Wir müssen warten.“

„Warten worauf?“, drängte Merek frustriert.

Godfrey schüttelte ratlos den Kopf. Er hatte das Gefühl, dass sich sein Plan in Wohlgefallen auflöste.

„Ich weiß es nicht“, sagte er.

Sie bogen um eine weitere Kurve, hinter der sich die ganze Stadt Volusia vor ihnen ausbreitete. Godfrey nahm ehrfürchtig den Anblick in sich auf.

Es war die unglaublichste Stadt, die er je gesehen hatte. Godfrey, der Sohn eines Königs, war schon zuvor in großen und eindrucksvollen, reichen und gut befestigten Städten gewesen. Er hatte einige der schönsten Städte der Welt gesehen. Nur wenige Städte konnten es mit Savaria, Silesia oder gar mit King’s Court aufnehmen. Er ließ sich nicht so leicht beeindrucken.

Doch er hatte noch nie etwas wie das hier gesehen. Eine Kombination aus Schönheit, Ordnung, Macht und Reichtum. Der Reichtum dominierte offensichtlich. Das erste, was Godfrey auffiel, waren all die Götterbilder. Überall in der Stadt standen Statuen, Bildnisse von Göttern, die Godfrey fremd waren. Einer schien ein Meeresgott zu sein, der andere ein Gott des Himmels, einem dritten schienen die Hügel geweiht zu sein… Und vor allen standen Gruppen von Menschen, die sie anbeteten. In der Ferne, überragte eine riesige goldene Statue, die sich mehr als dreißig Meter erhob, die Stadt – es war die Statue von Volusia. Horden von Menschen verneigten sich vor ihr.

Was Godfrey als nächstes überraschte waren die Straßen, die mit Gold gepflastert waren, glänzend, makellos, alles außergewöhnlich ordentlich und sauber. Alle Gebäude waren aus perfekt behauenen Steinen erbaut, nicht einer war krumm. Die Straßen zogen sich unendlich lange hin, die Stadt selbst schien bis zum Horizont zu reichen. Was ihn noch sprachloser machte waren die Kanäle und Wasserstraßen, die sich mit den Straßen verwoben und das azurblaue Wasser des Meeres als Lebensadern benutzten, um alles in der Stadt fließen zu lassen. Diese Wasserstraßen waren voller reich verzierter goldener Boote, die geräuschlos auf ihnen auf und abfuhren und unter den Straßen hindurch glitten.

Die Stadt strahlte im Licht, das vom Hafen reflektiert wurde, dominiert vom allgegenwärtigen Rauschen der Wellen, da sich die hufeisenförmige Stadt um den Hafen an die Küste schmiegte, und die Wellen sich an ihrem goldenen Meereswall brachen. Das glitzernde Licht des Meeres, die Strahlen der beiden Sonnen und die reichen goldenen Verzierungen blendeten die Augen. Gerahmt wurde alles von den beiden gigantischen Säulen an der Hafeneinfahrt, die hoch in den Himmel ragten, eine Bastion der Stärke.

Godfrey erkannte, dass die Stadt mit dem Ziel einzuschüchtern und Reichtum auszustrahlen erbaut worden war, und sie erfüllte ihren Zweck gut. Es war eine Stadt die Fortschritt und Zivilisation ausstrahlte, und wenn Godfrey nicht über die Grausamkeit ihrer Bewohner Bescheid gewusst hätte, wäre es eine Stadt gewesen, in der er selbst gerne gelebt hätte. Sie war so anders als alles, was der Ring zu bieten hatte. Die Städte des Rings waren erbaut um zu beschützen und zu verteidigen. Sie waren bescheiden und unaufdringlich, wie ihre Bewohner. Die Städte des Empire andererseits waren offen, furchtlos, und erbaut, um Reichtum zur Schau zu stellen. Godfrey erkannte, dass das durchaus einen Sinn ergab: Schließlich mussten sich die Städte des Empire nicht vor Angriffen fürchten.

Godfrey hörte vor sich lauten Aufruhr, und als sie um eine weitere Ecke bogen öffnete sich plötzlich ein riesiger Platz vor ihnen, und dahinter lag der Hafen. Es war ein großer, mit Steinen gepflasterter Platz, eine der großen Kreuzungen der Stadt, vom dem ein Dutzend Straßen in alle Richtungen führten. All das konnte er nur bruchstückhaft durch einen großen steinernen Bogen der zwanzig Meter vor ihnen lag erkennen. Godfrey wusste, dass sie, sobald ihre Karawane hindurch war, auf einer offenen Fläche waren und nicht mehr entkommen konnten. Was noch beunruhigender war, war dass Godfrey sah, wie aus allen Richtungen Sklaven aus allen Winkeln des Empire von Zuchtmeistern hierher geführt wurden. Alle waren gefesselt und wurden auf eine hohe Plattform am Rande des Meers gezerrt. Die Sklaven standen oben, während reiche Bürger des Empire sie betrachteten und ihre Gebote abgaben. Es sah aus wie ein Versteigerungspodest.

Jubel brandete auf, und Godfrey beobachtete, wie ein Adliger des Empire den Kiefer eines Sklaven untersuchte, eines Sklaven mit weißer Haut und strähnigem braunem Haar. Der Adlige nickte zufrieden, und ein Zuchtmeister kam und legte dem Sklaven Fesseln an, als ob damit das Geschäft abgeschlossen war. Der Zuchtmeister ergriff den Sklaven beim Hemd und warf ihn mit dem Gesicht voran von der Plattform auf den Boden. Der Mann schlug hart auf dem Boden auf und die Menge jubelte zufrieden, als mehrere Krieger kamen und ihn davonzerrten.

Eine weitere Sklavenkarawane kam aus einer anderen Ecke der Stadt und Godfrey sah zu, wie der größte Sklave vorgeschoben wurde. Er war mehr als einen Kopf grösser als die anderen, stark und gesund. Ein Empire-Krieger hob seine Axt und der Sklave duckte sich.

Doch der Zuchtmeister schlug seine Fesseln durch und das Klirren der Axt hallte über den Platz.

Der Slave sah den Zuchtmeister verwirrt an.

„Bin ich frei?“, fragte er.

Doch mehrere Krieger kamen herbeigeeilt, ergriffen die Arme des Sklaven und zerrten ihn zum Sockel einer großen Statue im Hafen, eine weitere Statue von Volusia, deren Finger hinaus aufs Meer wies. Wellen brachen sich unter ihren Füssen.

Die Menge versammelte sich dicht um sie herum, als die Krieger den Mann festhielten und seinen Kopf mit dem Gesicht voran auf den Fuß der Statue drückten.

„NEIN!“, schrie der Mann.

Der Empirekrieger mit der Axt trat wieder vor, schwang sie erneut, und diesmal enthauptete er den Mann.

Die Menge jubelte verzückt, und ging auf die Knie, um der Statue zu huldigen während das Blut über ihre Füße floss.

„Ein Opfer für unsere große Göttin!“, rief der Krieger. „Wir widmen dir die besten unserer Früchte.“