Der Hammer auf Juist - Klaus Stoevesandt - E-Book

Der Hammer auf Juist E-Book

Klaus Stoevesandt

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Beschreibung

Der Hammer auf Juist war nicht etwa ein Werkzeug, sondern eine zwei Kilometer lange, karge Sandfläche, die den Westteil, die Bill, von den ostwärts gelegenen Juister Ortsteilen trennte. Der Hammer unterbrach damals die geschlossene Dünenstruktur der Insel. Über seine Fläche, vielleicht dem heutigen Billriff ähnelnd, konnten Sturmfluten ungehindert zum Wattenmeer durchbrechen und die Insel in zwei Teile auseinanderreißen. Im Zusammenwirken von Natur und Mensch über eine Zeit von einhundertsechzig Jahren konnte man Schritt für Schritt diese große Dünenlücke schließen. In der Folge bildete sich erst in den letzten nicht einmal neunzig Jahren ein wertvoller Lebensraum rund um den neu entstandenen Hammersee für Flora, Fauna und für die Menschen. Davon erzählt dieses Buch.

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Seitenzahl: 50

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Der Hammersee 1949Zeichnung von Lorenz Hafner aus „Juist – Ein Insel-Buch“

Die Spitze der Haakdünen und davor das gewaltige Billriff

Inhaltsverzeichnis

Der Hammer

1951

2014

2018

1811

1860

1924

1928

1968

2020

Die Natur lässt sich nicht zwingen

Dank für Unterstützung

Der Hammer

Als ich mit meinen Erinnerungen aus Kinderjahren wieder einmal am Strand entlang Richtung Bill wanderte und das Ende der Haakdünen erreichte, da blickte ich verwundert nach Westen und dachte spontan: „Das ist ja der Hammer!“.

Wie hatte sich das alles hier an diesem Ort verändert! Im Gegensatz zu erlebten Eindrücken blickte ich nun kilometerweit nach Westen über eine riesige Sandfläche. Das Billriff musste inzwischen gewaltig angewachsen sein. Hatte Juist entgegen der allgemeinen Ostdrift der ostfriesischen Inselkette auch im Westen zugelegt? Weniger auffällig zeigte sich dagegen der erhebliche Abbruch an der Kette der Haakdünen, weil ihre Strandfront nicht zerstört wirkte. Nur ein Kundiger konnte bemerken, dass ihre Front in Südrichtung gewandert war. Das vergrößerte Billriff war mir jedoch auffälliger.

Die Redensart: „Das ist ja der Hammer!“ will sagen, das ist etwas Besonderes, etwas mit dem man überhaupt nicht gerechnet hatte. Erstaunt schritt ich also über die derartig vergrößerte Sandfläche am Westende der Insel Juist, und von Süden schaute die Vogelinsel Memmert herüber.

Alle ostfriesischen Inseln müssen den Abbruch im Westen fürchten. Juist wächst dagegen zur Zeit am Westende, genauso wie am Ostende. Nur von Norden her greifen die Fluten offenbar an.

Mit Recht trägt diese kleine Schrift also den Titel: „Der Hammer auf Juist“. Sie erzählt die Geschichte des Hammersees von Juist in zehn Abschnitten. Bis auf das letzte abschließende Kapitel wurden die anderen neun jeweils nur mit einer Jahreszahl gekennzeichnet. Die ersten drei von 1951 bis 2018, sowie die letzten beiden von 1968 bis 2020 berichten und kommentieren eigene Erlebnisse. Die vier Kapitel des Mittelteils von 1811 bis 1928 versuchen die Entwicklungen auf dem Hammer anhand gefundener Quellen nachzuzeichnen. In diesem Unternehmen möchte ich also eigenes Erleben um den Juister Hammersee und auch dessen Vorgeschichte auf dieser besonderen ostfriesischen Insel erzählen.

1951

Es sind nun schon siebzig Jahren vergangen, als ich damals für einige Monate im Alter von 10 Jahren die Insel Juist erlebte. Die Bilder der Erinnerung wach zu rufen, ist deshalb gar nicht mehr so einfach. Wenn ich heute nach rechts von der Hugo-Droste-Straße in die Dünenstraße abbiege, ist vom Kinderheim, das mir bis heute in Erinnerung blieb, nichts mehr zu sehen. Schmucke kleinere Backsteinhäuser stehen heute auf dem ehemaligen Grundstück des Kinderheimes Tilemann, in welchem ich damals in zwei aufeinander folgenden Jahren mehrere Monate verbracht hatte, um mein Asthma zu kurieren.

Dies Bild weckt meine Erinnerungen in eine Zeit jugendlicher Unbekümmertheit.

Das Kinderheim Tilemann

Eine Gelegenheit, das Kinderheim noch einmal zu sehen und seine Räumlichkeiten auf einem Besuch wahrzunehmen, bot sich mir als Erwachsener noch einmal 1968, viele Jahre später.

Damals also, im Frühjahr 1951, ging ich als Schulbube vom Kinderheim täglich die Dünenstraße entlang zu der nur etwas mehr als 300 m entfernten alten Inselschule. Sie lag zwischen der katholischen Kirche und dem Warmbadehaus auf dem Janusplatz. Der war damals noch ein umzäunter baumloser Sandplatz. Er schloss nördlich an das alte Schulgebäude, das Gemeindehaus und die heutige Station der Feuerwehr an.

Die alte Schule und der Sandschulhof

Ein besonderes Wahrzeichen von Juist, der fast 15 Meter hohe Wasserturm, die von den Insulanern so benannte „Doornkaatbuddel“, schaute freundlich herab, aus 150 m Entfernung von der nördlich gelegenen 22 m hohen Düne, auf diesen Schulhof. Mit einem Blick nach Westen zeigt uns dieses kleine Aquarell von E. Reuter aus dem Jahre 1946 den Platz mit einer Behelfsbaracke. Sie war aus den nun im Frieden nicht mehr benötigten Anlagen der ehemaligen Wehrmacht provisorisch hierher versetzt worden. Dringend gebraucht wurde sie als Schulraum besonders auch für die vielen Flüchtlingskinder jener Zeit. Als ich 1951 am regulären Unterricht der vierten Klasse teilnahm, war meine Klasse in dieser Baracke untergebracht. Im Hintergrund überragt der spitze Turm der katholischen Kirche das Barackendach. Im Hintergrund rechts davon ist sogar noch das Dach des Kinderheimes zu erkennen. Besonders im Sportunterricht nutzten wir den Platz gerne für Völkerball- oder Brennballspiele, weil es noch keine schuleigene Turnhalle gab. Ganz rechts sieht man das Gebäude der alten Inselschule, davor die vier Lehrer, das Pausentreiben beobachtend. In besonderer Erinnerung blieben mir Fräulein Cremer, meine Klassenlehrerin und vor allem der Schulleiter Herr Troltenier. Ihm verdanke ich meine ersten Schritte in den Naturwissenschaften. Ebbe und Flut, das Wattenmeer und seine Priele, die Phasen des Mondes, die Sternenbilder am Nachthimmel, all das begann mich zu interessieren. Herr Troltenier organisierte in diesem Jahr sogar eine Kutterfahrt für mehrere Schulklassen von Juist nach Greetsiel zum Festland, an der ich auch teilnehmen durfte. Das war natürlich ein tolles Erlebnis für mich, für einen Jungen von 10 Jahren. So erlebten wir Insel, Wattenmeer und Festland in anschaulicher Heimatkunde vor Ort. Begeistert schrieb ich eine Woche vor dem Schulausflug an meine Mutter, eine solche Fahrt könne ja nur an einem besonderen Tag stattfinden, denn „es muss Doppeltide sein, damit wir auch am selben Tage wieder umdrehen können“. Da hatte ich doch schon Wichtiges über die Gezeiten gelernt.