Der Hexer von Hymal, Buch IV: Ein talentierter Schüler - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch IV: Ein talentierter Schüler E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Die Fortsetzung des Fantasy-Epos. Nikkos Ausbildung geht sehr gut voran. Bald schon steht sogar die Prüfung zum Adepten an. Auch erzählt sein neuer Meister viel und gerne, so dass der Junge so einiges erfährt. Doch immer mehr kristallisiert sich der Arkane Orden als Bedrohung heraus. Dann auch noch eine plötzliche Vorladung! Was kann das bloß bedeuten? Für Fydal und Danuwil entwickelt sich hingegen alles prächtig. Vom König mit neuen Ämtern beschenkt, zieht es die beiden jedoch schon bald in die Ferne. Nikko muss hingegen in Zundaj bleiben. Wird er sie je wiedersehen? Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2025

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N. Bernhardt

Buch IV: Ein talentierter Schüler

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch IV: Ein talentierter Schüler

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 4. Auflage, ISBN 978-3-954182-79-4

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Die ers­te Lek­ti­on

Zwei­tes Ka­pi­tel: Die Au­di­enz

Drit­tes Ka­pi­tel: Die zwei­te Lek­ti­on

Vier­tes Ka­pi­tel: Der Marsch des Her­zogs

Fünf­tes Ka­pi­tel: Die drit­te Lek­ti­on

Sechs­tes Ka­pi­tel: Adept Nik­ko

Sieb­tes Ka­pi­tel: Der Bruch mit dem Or­den

Aus­blick

Der Hexer von Hy­mal

Der Hexer von Hy­mal, Buch I: Ein Jun­ge aus den Ber­gen

Der Hexer von Hy­mal, Buch II: Der Un­ter­gang des Fürs­ten­tums

Der Hexer von Hy­mal, Buch III: Eine Rei­se in den Sü­den

Der Hexer von Hy­mal, Buch IV: Ein ta­len­tier­ter Schü­ler

Der Hexer von Hy­mal, Buch V: Rück­kehr ins Un­be­kann­te

Der Hexer von Hy­mal, Buch VI: Die Fes­tung im Fein­des­land

Der Hexer von Hy­mal, Buch VII: Der leid­li­che Her­zog

Der Hexer von Hy­mal, Buch VIII: Freund und Feind

Der Hexer von Hy­mal, Buch IX: Kein leich­tes Spiel

Der Hexer von Hy­mal, Buch X: Schuld und Schmach

und wei­te­re …

Nik­kos Aus­bil­dung geht sehr gut vor­an. Bald schon steht so­gar die Prü­fung zum Adep­ten an. Auch er­zählt sein neu­er Meis­ter viel und ger­ne, so dass der Jun­ge so ei­ni­ges er­fährt. Doch im­mer mehr kris­tal­li­siert sich der Ar­ka­ne Or­den als Be­dro­hung her­aus. Dann auch noch eine plötz­li­che Vor­la­dung! Was kann das bloß be­deu­ten?

Für Fy­dal und Da­nu­wil ent­wi­ckelt sich hin­ge­gen al­les präch­tig. Vom Kö­nig mit neu­en Äm­tern be­schenkt, zieht es die bei­den je­doch schon bald in die Fer­ne. Nik­ko muss hin­ge­gen in Zun­daj blei­ben. Wird er sie je wie­der­se­hen?

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Die erste Lektion

Nik­ko hat­te es sich in sei­nem neu­en Heim schon ge­müt­lich ge­macht, als ein Be­diens­te­ter des Erz­ma­giers ihn wis­sen ließ, dass die­ser ihn zu spre­chen wün­sche. Nach ih­rem ers­ten Zu­sam­men­tref­fen ei­ni­ge Stun­den zu­vor hat­te der Alte den an­ge­hen­den Zau­be­rer zu­nächst ver­trös­tet und ihm sein Quar­tier zu­wei­sen las­sen. Nik­ko hat­te zwar dar­auf ge­brannt, den Groß­meis­ter mit sei­nen vie­len Fra­gen zu lö­chern. Aber den­noch war er froh ge­we­sen, zu­nächst et­was Ab­stand zu ha­ben. Die ner­ven­auf­rei­ben­den Be­ge­ben­hei­ten der letz­ten bei­den Tage woll­ten schließ­lich erst ein­mal ver­ar­bei­tet wer­den.

Hät­te Pe­ryn­dor nicht bis mor­gen war­ten kön­nen? Es war schließ­lich schon spät und Nik­ko ziem­lich müde. Das dro­hen­de Ge­spräch wür­de si­cher­lich vie­len Stun­den dau­ern, fürch­te­te der Jun­ge. Aber was konn­te er schon ma­chen? Au­ßer­dem war er ja auch ge­spannt, was der Meis­ter mit ihm be­re­den woll­te.

»Setz dich, No­vi­ze«, mein­te Pe­ryn­dor, in ei­nem be­que­men Pols­ter­ses­sel sit­zend, und zeig­te auf ein bau­glei­ches Mö­bel auf der an­de­ren Sei­te des lo­dern­den Ka­mins, der die Biblio­thek in ein war­mes Licht tauch­te.

»Wir ha­ben viel zu dis­ku­tie­ren«, be­merk­te er, jetzt in eine dun­kelblaue Robe ge­klei­det, und zog kräf­tig an ei­ner Pfei­fe. »Wie war noch ein­mal dein Name?«

»Nik­ko«, ant­wor­te­te der Jun­ge klein­laut.

»Ein schö­ner Na­me… für einen Hund«, gif­te­te der Alte. »Wir wer­den spä­ter einen bes­se­ren su­chen.«

Das konn­te ja hei­ter wer­den, dach­te Nik­ko bei sich, der sei­nen Na­men ei­gent­lich moch­te. Die Aus­sicht, sich um­be­nen­nen zu las­sen, be­hag­te ihm gar nicht. Au­ßer­dem gab es be­stimmt wich­ti­ge­re Din­ge zu er­ör­tern.

»Nun gut, mein Lehr­ling«, wech­sel­te der Groß­meis­ter dann das The­ma. »Ich will die gan­ze Ge­schich­te hö­ren. Vom An­fang bis zum Ende. Und den­ke ja nicht dar­an, mich an­zulü­gen!«

Das hat­te Nik­ko auch nicht vor und be­gann, dem Erz­ma­gier al­les zu er­zäh­len. Von sei­nem Le­ben in Vyl­do­ro, wo er dem al­ten Tho­ro­dos be­hilf­lich war, und vom ver­schlüs­sel­ten Brief, den der di­cke Fo­daj die­ses Früh­jahr in das Tal mit­ge­bracht hat­te.

»Was?«, em­pör­te sich Pe­ryn­dor. »Das Schrei­ben wur­de erst in die­sem Jahr zu­ge­stellt? Wie­so?«

»Ich weiß es nicht«, ant­wor­te­te Nik­ko. »Fo­daj mein­te nur, es hät­te seit dem Herbst in Ho­ca­tin ge­le­gen. Si­cher­lich war der Händ­ler der Ers­te, der seit­dem wie­der so weit hin­ein ins Tal reis­te.«

»Wie­so Ho­ca­tin?«, wun­der­te sich der alte Zau­be­rer. »Ich hat­te doch… nun, ver­ges­sen wir das. Er­zähl wei­ter.«

Dann er­zähl­te Nik­ko, wie er­regt Tho­ro­dos we­gen des Brie­fes ge­we­sen war und wie sie schon am nächs­ten Mor­gen auf­bra­chen. Wie sie zu sei­ner Über­ra­schung statt nach Skingár über den Pass nach Hy­mal reis­ten und dann von den Mör­dern über­rascht wur­den. Und wie Tho­ro­dos ums Le­ben kam.

»Dann ist es also wahr«, seufz­te Pe­ryn­dor. »Es wa­ren mir schon Gerüch­te zu Ohren ge­kom­men, dass sie Tho­ro­dos er­wi­scht hat­ten. Doch hat­te ich stets noch die Hoff­nung, dass dies nur eine falsche Nach­richt war.«

»Al­ter Narr!«, schüt­tel­te er dann den Kopf. »Von ei­nem Arm­brust­bol­zen er­wi­scht, wo er sich wohl ge­gen alle Zau­ber die­ser Welt ge­schützt hat­te.«

»Was für eine Ver­schwen­dung, was für ein Ver­lust«, sin­nier­te der Alte. »Wie konn­te ein so großer Mann nur so klein en­den? Eine Schan­de!«

»Was ist nur aus mei­nem Or­den ge­wor­den?«, ze­ter­te der Groß­meis­ter und stand dann auf, um sich wild ges­ti­ku­lie­rend in Rage zu re­den. »Eine Schan­de! Eine wahr­li­che Schan­de, einen Groß­meis­ter so zu be­han­deln! Tho­ro­dos, ei­ner der ers­ten Män­ner des Or­dens, einst ei­ner der Höchs­ten im Rat. Erst ver­sto­ßen, nun gar er­mor­det!«

»Be­schrei­be mir den Ma­gier, der da­für ver­ant­wort­lich war!«, be­fahl er und schi­en sich dann et­was zu be­ru­hi­gen, als er wie­der in sei­nen Ses­sel glitt.

»Ich bin ihm ges­tern be­geg­net«, er­klär­te Nik­ko. »Ein Meis­ter… zwei­ten Gra­des, glau­be ich. Sein Name war Xan­thinal oder so ähn­lich.«

»Xan­thúal?«, zisch­te der Alte. »Ich hät­te es wis­sen kön­nen. Ge­nug da­von für jetzt. Er­zähl wei­ter!«

Nik­ko er­zähl­te, wie Xan­thúal und sei­ne Scher­gen dann plötz­lich ver­schwun­den wa­ren und dass sie Tho­ro­dos’ Lei­che mit­ge­nom­men hat­ten. Nur Tho­ro­dos’ Ruck­sack war üb­rig ge­we­sen, den der Jun­ge ja hat­te tra­gen müs­sen. Als Nik­ko vom Blitz­stab und vom Buch er­zähl­te, war der Erz­ma­gier plötz­lich wie­der sehr in­ter­es­siert.

»Das Buch, das Buch! Wo ist es?«, schi­en Pe­ryn­dor ganz er­regt.

»Ich habe es im An­we­sen der von Bregánts ge­las­sen.«

»Wer? Wo?«

»Auf Da­nu­wil von Bregánt kom­me ich spä­ter noch zu spre­chen«, er­läu­ter­te der Jun­ge. »Sein Haus ist in der drit­ten Ebe­ne.«

»Das Buch ist in der Stadt?«, freu­te sich der Alte. »Hast du dem Or­den da­von er­zählt?«

»Nein«, ant­wor­te­te Nik­ko. »Da­rauf ist das Ge­spräch zum Glück nicht ge­kom­men.«

»Aus­ge­zeich­net«, lob­te der Erz­ma­gier mit ei­nem Kopf­ni­cken. »Ich wer­de es mor­gen ho­len las­sen.«

»Es geht aber so­wie­so nicht auf«, warn­te Nik­ko.

»Das wer­den wir ja se­hen«, lach­te der Alte. »Er­zähl mir mehr von die­sem Stab.«

Nik­ko be­schrieb den gu­ten Blitz­stab in al­len Ein­zel­hei­ten und was er da­mit ma­chen konn­te. Wie er ihn da­mals an Stei­nen und Bü­schen aus­pro­bier­te und griff schon auf die Orks in Hy­mal vor.

»Jun­ge, du hat­test wirk­lich kei­ne Ah­nung, was du da in dei­nen Hän­den hiel­test«, lach­te der Erz­ma­gier, um dann wie­der ernst zu wer­den: »Ist der Stab auch in der Stadt?«

»Nein«, gab der Jun­ge zu. »Meis­ter Sinúl hat ihn mir ab­ge­nom­men.«

»Sinúl?«, wun­der­te sich der Alte. »Du warst in Te­rys? Aber war­te! Er­zähl mir dei­ne Ge­schich­te lie­ber in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge.«

Nik­ko er­zähl­te dann von sei­nem kläg­li­chen Ab­ste­cher nach Hy­mal und von der be­schwer­li­chen Rück­rei­se über den Pass. Wie er krank dar­nie­der­lag und vom Brief an den Fürs­ten. Wie er die­sen in Ho­ca­tin ab­lie­fer­te und dann mit Da­nu­wil zu­rück nach Hy­mal reis­te und dort den Fürs­ten­sohn ret­te­te.

Der Erz­ma­gier un­ter­brach den Jun­gen bei sei­nen Aus­füh­run­gen jetzt nicht ein ein­zi­ges Mal, schi­en aber noch ge­nau zu­zu­hö­ren. So er­zähl­te Nik­ko sei­ne Ge­schich­te wei­ter, bis er dann end­lich auf Te­rys zu spre­chen kam. Er be­rich­te­te, wie ihm der Meis­ter den Stab ab­nahm und dann zum No­vi­zen er­nann­te.

»Sinúl woll­te gar nicht wis­sen, wo du den Stab her hat­test?«, wun­der­te sich der Erz­ma­gier.

»Nein«, be­stä­tig­te Nik­ko. »Ich war so froh, dass ich die­se Fra­ge nicht be­ant­wor­ten muss­te. Sonst hät­te ich ihm ja von Tho­ro­dos er­zäh­len müs­sen!«

»Es wäre bes­ser ge­we­sen, wenn du es ge­tan hät­test«, über­rasch­te Pe­ryn­dor. »Aber viel­leicht ja auch nicht. Sinúl steht zwar auf der rich­ti­gen Sei­te. Aber er ist doch ein ziem­li­cher Feig­ling.«

»Was denn für Sei­ten?«, trau­te sich Nik­ko zu fra­gen.

»Das wirst du er­fah­ren, wenn ich es für rich­tig hal­te«, mau­er­te der Alte. »Er­zähl wei­ter!«

Nik­ko er­zähl­te dann von der Wei­ter­rei­se nach Zun­daj und wie sich durch den Raub in der Step­pe al­les ver­zö­gert hat­te. Er be­rich­te­te von sei­nem Zu­sam­men­tref­fen mit den Zau­be­rern des Or­dens und wie sie ihm Xan­thúal als Lehr­meis­ter auf­drän­gen woll­ten.

»Ich hät­te Euch gleich auf­su­chen sol­len«, schloss Nik­ko sei­nen Be­richt.

»Un­sinn«, kor­ri­gier­te der Erz­ma­gier. »Das wäre ja noch ver­däch­ti­ger ge­we­sen.«

»Es war sehr mu­tig von dir, Xan­thúal als Lehr­meis­ter ab­zu­leh­nen, und viel­leicht so­gar klug«, grins­te der Alte dann. »Aber ist dir ei­gent­lich be­wusst, was du dir da­mit für mäch­ti­ge Fein­de ge­macht hast?«

Nik­ko muss­te ge­wal­tig schlu­cken, als er den Kopf schüt­tel­te. Na­tür­lich hat­te er an so et­was nicht ge­dacht.

»Mach dir kei­ne Sor­gen«, be­ru­hig­te Pe­ryn­dor ihn. »Du bist jetzt mein Lehr­ling und stehst un­ter mei­nem Schutz.«

»Es ist schon spät«, mein­te der alte Zau­be­rer dann. »Geh jetzt schla­fen!«

Es war wohl schon fast Mit­tag, als Nik­ko am nächs­ten Tag er­wach­te. Zwar hat­te das gest­ri­ge Ge­spräch mit Pe­ryn­dor bis in die spä­te Nacht hin­ein ge­dau­ert. Aber den­noch hat­te der Jun­ge noch lan­ge wach im Bett ge­le­gen, be­vor ihn der Schlaf letzt­lich über­mannt hat­te. Zu­viel hat­te es ge­ge­ben, wor­über es nach­zu­den­ken galt. Viel war schließ­lich pas­siert in den letz­ten bei­den Ta­gen. Auch wenn Pe­ryn­dor selbst eher Fra­gen ge­stellt hat­te, als sie zu be­ant­wor­ten, hat­te Nik­ko schon ei­ni­ges er­fah­ren.

Jetzt aber galt es erst ein­mal, den knur­ren­den Ma­gen zu fül­len. Ges­tern Abend hat­te er vor Auf­re­gung schlicht und ein­fach ver­ges­sen, nach ei­nem Mahl zu fra­gen. So ließ er sich von ei­nem Be­diens­te­ten den Weg zur Kü­che wei­sen, denn das An­we­sen des Erz­ma­giers schi­en doch grö­ßer zu sein, als es zu­nächst an­ge­mu­tet hat­te. In der Kü­che an­ge­kom­men, ser­vier­te ihm ein Koch das spä­te Früh­stück, das aus süßem Ge­bäck und Tee be­stand.

Nach­dem für sein leib­li­ches Wohl ge­sorgt war, wuss­te Nik­ko gar nicht so recht, was jetzt ei­gent­lich zu tun war. Schließ­lich hat­te sein neu­er Meis­ter ihm kei­ne wei­te­ren An­wei­sun­gen ge­ge­ben. So blieb ihm nichts an­de­res üb­rig, als ziel­los durch das An­we­sen des Erz­ma­giers zu schlen­dern und zu hof­fen, Pe­ryn­dor zu­fäl­lig über den Weg zu lau­fen. Es war je­doch nicht der alte Zau­be­rer, mit dem er dann fast zu­sam­men­prall­te.

»Da­nu­wil?«, war Nik­ko er­staunt. »Was macht Ihr denn hier?«

»Nik­ko?«, schi­en auch der Ad­li­ge nicht min­der über­rascht und lach­te: »Das könn­te ich Euch eben­so fra­gen!«

»Nun gut«, gab er dann nach. »Ich fan­ge an. Der Erz­ma­gier hat nach dem Prin­zen und mei­ner We­nig­keit schi­cken las­sen. Ich weiß je­doch nicht warum. Der­zeit ist er mit dem Prin­zen im Ge­spräch. Da­nach bin ich wohl an der Rei­he.«

»Fy­dal ist auch hier?«, freu­te sich der Jun­ge. »Aber um Eure Fra­ge zu be­ant­wor­ten, der Groß­meis­ter hat mich als Lehr­ling ak­zep­tiert. Ich woh­ne jetzt so­gar hier.«

»Ihr schafft es im­mer wie­der, mich zu er­stau­nen, jun­ger Zau­be­rer«, war der Edel­mann sicht­lich be­ein­druckt. »Ei­nen so ho­hen Wür­den­trä­ger als Lehr­meis­ter und wohl auch als För­de­rer ge­won­nen zu ha­ben, dürf­te Eu­rer Kar­rie­re im Or­den si­cher­lich gut­tun.«

Nik­ko war sich da gar nicht so si­cher, woll­te aber nicht mit dem Ad­li­gen dar­über re­den. So lä­chel­te er das Kom­pli­ment ein­fach weg.

»Ich habe dem Groß­meis­ter ges­tern mei­ne gan­ze Ge­schich­te er­zählt«, be­rich­te­te der an­ge­hen­de Zau­be­rer dann. »Da­rin kamt Ihr und Fy­dal na­tür­lich vor. Si­cher­lich hat der Meis­ter noch Fra­gen an euch bei­de.«

»Gut mög­lich«, nick­te Da­nu­wil. »Wie dem auch sei, es wird mir eine große Ehre sein, dem Erz­ma­gier der Stadt per­sön­lich ge­gen­über zu ste­hen.«

»Üb­ri­gens«, be­merk­te er dann, »ich habe die­ses di­cke Buch da­bei, das Ihr stets bei Euch ge­tra­gen hat­tet. Selt­sa­mer­wei­se hat­te er auch da­nach ge­schickt.«

»Wenn ich es mir recht über­le­ge«, roll­te er dann die Au­gen, »hät­te ich da­her ei­gent­lich wis­sen kön­nen, dass Ihr hin­ter der Ein­la­dung steckt.«

Nik­ko fand es schon et­was selt­sam, dass der Ad­li­ge ein­fach so das Buch mit­ge­bracht hat­te, ohne zu wis­sen, dass er ihn hier tref­fen wür­de. Er un­ter­ließ es je­doch, Da­nu­wil dar­auf­hin an­zu­spre­chen. Lie­ber freu­te er sich dar­auf, dass der Erz­ma­gier es viel­leicht öff­nen könn­te. Fraß doch schon seit Mo­na­ten die Neu­gier an ihm, was denn in dem di­cken Wäl­zer ge­schrie­ben stand.

»Nik­ko!«, freu­te sich Fy­dal, als er plötz­lich zu den bei­den stieß. »Ich hat­te mir schon fast ge­dacht, dass ich Euch die­se Ein­la­dung ver­dan­ke. Ich war mir je­doch nicht si­cher, Euch hier und heu­te zu tref­fen.«

»Was hat denn der Groß­meis­ter von Euch wis­sen wol­len?«, frag­te der jun­ge Zau­be­rer auf­ge­regt.

»Eine gan­ze Men­ge Ein­zel­hei­ten zur Lage in Hy­mal und Ho­ca­tin«, ant­wor­te­te der Fürs­ten­sohn. »Üb­ri­gens, von Bregánt, der Erz­ma­gier will Euch jetzt spre­chen.«

»Dann soll­te ich ihn nicht war­ten las­sen«, lä­chel­te der Edel­mann. »Wir se­hen uns viel­leicht spä­ter noch.«

»Sagt, Nik­ko«, schi­en der Prinz nun ganz auf­ge­regt. »Habt Ihr mit dem Bot­schaf­ter spre­chen kön­nen?«

»Nein«, muss­te der Jun­ge ihn ent­täu­schen. »Ich war zwar in der Re­si­denz, aber Sei­ne Er­laucht ist dort nie an­ge­kom­men. Ich hat­te den Se­kre­tär ge­be­ten, Euch Nach­richt da­von zu ge­ben. Wahr­schein­lich hat er Euch heu­te Mor­gen ge­ra­de so ver­passt.«

»Ver­flucht«, bell­te Fy­dal. »Das ist ja eine Ka­ta­stro­phe!«

»In der Tat«, pflich­te­te Nik­ko bei. »Der Se­kre­tär mein­te, er kön­ne Euch selbst kaum be­hilf­lich sein. Die Bot­schaft steht na­tür­lich trotz­dem zu Eu­rer Ver­fü­gung.«

»Ver­dammt«, keif­te der Prinz wei­ter. »Wenn der Bot­schaf­ter es nicht hier­her ge­schafft hat, dann wohl auch nicht der Etat!«

»Der Etat?«

»Die jähr­li­che Vi­si­te in Ho­ca­tin dient nicht nur dazu, den Fürs­ten über den Stand der Din­ge im Reich zu in­for­mie­ren«, er­klär­te Fy­dal. »Der Bot­schaf­ter er­hält dann auch den jähr­li­chen Etat der Bot­schaft. Eine gan­ze Kis­te vol­ler Mün­zen!«

»Ich ver­ste­he«, mein­te Nik­ko. »Hat Da­nu­wil Euch denn das Lö­se­geld zu­rück­ge­zahlt oder seid Ihr etwa völ­lig ohne Mit­tel?«

»Er hat nur einen klei­nen Teil ge­zahlt«, ant­wor­te­te der Fürs­ten­sohn. »Ich kann auch kaum auf mehr drän­gen, so­lan­ge er mir hier in Zun­daj Kost und Lo­gis stellt. Aber nein, ich bin nicht völ­lig mit­tel­los.«

»Aber wie soll es nun bloß wei­ter­ge­hen?«, jam­mer­te er. »Wie soll ich je eine Au­di­enz bei Sei­ner Ma­je­stät be­kom­men, wo doch kei­ner für mich spricht?«

»Noch nicht ein­mal für mei­ne Iden­ti­tät kann je­mand bür­gen«, schüt­tel­te er re­si­gnie­rend das Haupt.

»Vi­el­leicht kann der Groß­meis­ter Euch hel­fen«, ver­such­te Nik­ko den Prin­zen zu trös­ten. »Wenn ich ihn erst bes­ser ken­ne, wer­de ich ihn da­nach fra­gen.«

»Vi­el­leicht«, ver­such­te Fy­dal tap­fer zu wir­ken. »Seid aber vor­sich­tig, mein Freund. Die Po­li­tik ist ein Spiel, das Ihr noch lan­ge nicht be­herrscht.«

»Das wer­de ich«, ver­sprach Nik­ko. »Was aber habt Ihr jetzt vor?«

»Ich wer­de die Bot­schaft auf­su­chen und se­hen, was ich dort fin­den kann«, mach­te sich Fy­dal Mut. »Vi­el­leicht fin­det sich dort we­nigs­tens stan­des­ge­mä­ße Klei­dung, wenn ich schon nicht auf eine Rüs­tung hof­fen kann. Aber ir­gen­det­was mit mei­nem Wap­pen dar­auf wür­de für den An­fang schon rei­chen.«

»Wer­det Ihr in der Bot­schaft blei­ben?«

»Mit Si­cher­heit«, lach­te Fy­dal. »Ich wür­de es der­zeit nicht wa­gen, die­se Ebe­ne hier zu ver­las­sen. Wer weiß schon, ob mich die Wa­chen je wie­der so weit nach oben lie­ßen.«

Nik­ko war noch eine gan­ze Wei­le mit dem Prin­zen auf dem An­we­sen des Erz­ma­giers spa­zie­ren ge­we­sen, be­vor der Groß­meis­ter auch Da­nu­wil ent­las­sen hat­te. Die bei­den hat­ten sich dann auf den Weg zur Bot­schaft ge­macht, wäh­rend Nik­ko zu Pe­ryn­dor ge­be­ten wor­den war.

»Ich weiß jetzt, was ich wis­sen woll­te«, mur­mel­te die­ser in ei­nem der vie­len Ar­beits­zim­mer. »Wir se­hen schwe­ren Zei­ten ent­ge­gen, No­vi­ze. Aber dazu spä­ter mehr.«

»Nun will ich dir kurz Ge­le­gen­heit ge­ben, selbst ei­ni­ge Fra­gen zu stel­len«, über­rasch­te der alte Zau­be­rer sei­nen Schü­ler, der schon be­fürch­tet hat­te, sein neu­er Meis­ter wäre eben­so ver­schlos­sen wie einst der alte Tho­ro­dos.

»Wa­rum bin ich der ers­te No­vi­ze nach so lan­ger Zeit?«, war die ers­te Fra­ge, die Nik­ko in den Sinn kam.

»Wa­rum«, seufz­te Pe­ryn­dor. »Das weiß wohl nie­mand so ge­nau. Tat­sa­che ist nur, dass die Zahl der mit der Gabe ge­seg­ne­ten Men­schen seit lan­ger Zeit schon schwin­det. Fast scheint es so, als sei­en wir Zau­be­rer eine aus­ster­ben­de Spe­zi­es.«

»Gut nur, dass die wah­ren Meis­ter auch Her­ren über den Tod sind«, be­kun­de­te er dann kopf­ni­ckend. »Vor al­lem über ih­ren ei­ge­nen.«

»Um auf dei­ne Fra­ge zu­rück­zu­kom­men«, fuhr der Meis­ter dann fort, »nie­mand weiß, warum die Mensch­heit mehr und mehr in Schlaf ver­fällt.«

»Aber hüte bloß dei­ne Zun­ge, Lehr­ling«, mahn­te er dann. »Sol­che In­for­ma­tio­nen sind nicht für Au­ßen­ste­hen­de be­stimmt. Du bist jetzt ein No­vi­ze des Or­dens und zur Ver­schwie­gen­heit ver­pflich­tet!«

Nik­ko nick­te ge­hor­sam und ließ das Ge­sag­te kurz auf sich wir­ken. Was mein­te der Meis­ter nur da­mit, dass die Meis­ter Her­ren über ih­ren Tod sei­en?

»Du ver­dankst die­ser Si­tua­ti­on üb­ri­gens dein Le­ben, No­vi­ze«, ließ der Erz­ma­gier ihm lei­der kei­ne Zeit zu fra­gen. »Hät­ten wir ge­nü­gend Schü­ler, so hät­te Xan­thúal dich si­cher­lich be­sei­ti­gen las­sen. Doch der Or­den braucht fri­sches Blut. Nicht alle Zau­be­rer ver­mö­gen es, den ei­ge­nen Tod zu be­herr­schen. Da­her ha­ben sich un­se­re Rei­hen in den letz­ten Jah­ren und Jahr­zehn­ten be­denk­lich stark ge­lich­tet.«

»Was meint Ihr mit dem Be­herr­schen des To­des?«, nutz­te der neu­gie­ri­ge Lehr­ling die ers­te Pau­se in Pe­ryn­dors Re­de­schwall.

»Da­von re­den wir spä­ter, viel spä­ter«, ent­täusch­te ihn der Meis­ter, um dann doch noch grin­send hin­zu­zu­fü­gen: »So viel sei dir je­doch ver­ra­ten. Ich selbst bin fast acht­hun­dert Jah­re alt und seit Tho­ro­dos’ Tod wohl der äl­tes­te noch le­ben­de Zau­be­rer. We­nigs­tens hier im Nor­den.«

Acht­hun­dert Jah­re, und Tho­ro­dos war gar noch äl­ter ge­we­sen? Nik­ko konn­te da nur noch stau­nen. Mit of­fe­nem Mund und auf­ge­ris­se­nen Au­gen.

»Der Or­den hat al­les un­ter­nom­men, um neue No­vi­zen zu fin­den«, kam der Alte dann wie­der auf sein The­ma zu­rück. »Hängt doch sein Fort­be­ste­hen da­von ab, wenn er nicht über die Jah­re zu ei­ner klei­nen Run­de runz­li­ger Grei­se schrump­fen will, die nur noch da­mit be­schäf­tigt sind, ihr längst ge­leb­tes Le­ben um Jahr und Jahr zu stre­cken.«

»Was ha­ben sie denn un­ter­nom­men?«

»Ge­sucht«, er­klär­te Pe­ryn­dor. »Bis in alle Ecken des Reichs sind Zau­be­rer aus­ge­schwärmt. Du musst wis­sen, dass auch der un­ge­üb­te Lehr­ling mit der Kraft in Wech­sel­wir­kung steht. Ein Ma­gier er­kennt dies. So hat auch Tho­ro­dos einst er­kannt, dass du die Gabe in dir trägst.«

»Viel fri­sches Fleisch hat­ten sie je­doch nicht ge­fun­den«, fuhr der Meis­ter dann fort. »Der Rat war so ver­zwei­felt, dass er mit äu­ßerst knap­per Mehr­heit eine sei­ner dümms­ten Ent­schei­dun­gen traf.«

»Kannst du dir das vor­stel­len?«, wur­de Pe­ryn­dor nun laut. »Sie hat­ten den Or­den tat­säch­lich für Wei­ber ge­öff­net. Was für eine Schan­de!«

Nik­ko war noch gar nicht auf­ge­fal­len, dass es im Or­den nur Män­ner gab. Aber tat­säch­lich, eine Frau war ihm dort nicht be­geg­net. Gab es denn über­haupt Zau­be­rin­nen?

»Ha­ben Frau­en denn nicht die­se… Gabe?«

»Ei­ni­ge viel­leicht«, wink­te der Meis­ter ab und höhn­te dann: »Zur Kräu­ter­he­xe mag es ja rei­chen. Aber ein wah­rer Meis­ter muss doch ein Mann sein. Ein gan­zer Kerl mit Ner­ven aus Stahl!«

»Weißt du, was mit der ers­ten und ein­zi­gen No­vi­zin ge­sche­hen ist?«, lach­te der alte Zau­be­rer genüss­lich. »Sie starb schon am ers­ten Tag ei­nes… un­na­tür­li­chen To­des. Die Sa­che wur­de nie ganz auf­ge­klärt. Zu vie­le Ver­däch­ti­ge. Viel zu vie­le.«

»Kurz da­nach kam der Rat schnell wie­der zur Be­sin­nung«, nick­te er mit größ­ter Ge­nug­tu­ung.