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Die Fortsetzung des Fantasy-Epos. Das Ende des Nekromanten entpuppt sich als große Chance für Nikko. Nicht nur im Arkanen Orden ist er seitdem ein geachteter Mann, sondern bekommt auch noch die Grafschaft Skingár zugesprochen, ein äußerst wohlhabendes Lehen. Wie aber wird der Herzog von Khondharr reagieren, der das Tal auch für sich beansprucht? Mit kühner Zauberei und der Unterstützung Fydals scheint Skingár bald gegen einen Angriff gewappnet, doch wieder kommt alles anders als gedacht. Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 154
N. Bernhardt
Buch IX: Kein leichtes Spiel
Der Hexer von Hymal
N. Bernhardt
Buch IX: Kein leichtes Spiel
Der Hexer von Hymal
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 1. Auflage, ISBN 978-3-954184-13-2
www.null-papier.de/hymal
null-papier.de/katalog
Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel: Würde und Bürde
Zweites Kapitel: Neuer Graf mit alten Getreuen
Drittes Kapitel: Neuer Graf und alte Pracht
Viertes Kapitel: Hofmagier, wenn es die Zeit erlaubt
Fünftes Kapitel: Kollegen wider Willen
Sechstes Kapitel: Der ungeliebte Gast
Siebtes Kapitel: Alles umsonst?
Ausblick
Das Ende des Nekromanten entpuppt sich als große Chance für Nikko. Nicht nur im Arkanen Orden ist er seitdem ein geachteter Mann, sondern bekommt auch noch die Grafschaft Skingár zugesprochen, ein äußerst wohlhabendes Lehen.
Wie aber wird der Herzog von Khondharr reagieren, der das Tal auch für sich beansprucht? Mit kühner Zauberei und der Unterstützung Fydals scheint Skingár bald gegen einen Angriff gewappnet, doch wieder kommt alles anders als gedacht.
Weitere Informationen zur Reihe und zum Autor finden Sie unter:
hymal.info
Nikko hatte vor lauter Stolz kaum schlafen können. Dennoch verspürte er am folgenden Morgen keine Müdigkeit, obwohl es schon die zweite Nacht ohne Ruhe war. Nein, die so lange ersehnte Meisterwürde gab ihm den Schwung, den er brauchte. So elektrisiert war der junge Meister noch immer, dass er glaubte, Energie bis in alle Ewigkeit in sich zu haben.
Nun, vielleicht nicht in alle Ewigkeit. Sein leerer Bauch jedenfalls forderte ein ordentliches Frühstück. Auch ein Meister musste schließlich essen.
So machte sich der Zauberer von seiner Kammer aus auf den Weg zum Speisesaal. Dass dies der Ort war, wo Meister Sinúl einst sein unschönes Ende fand, verdrängte er dabei lieber.
»Ausgeschlafen, Meister?«, spottete Xanthúal, der als Einziger dort anwesend war, und ließ es sich nicht nehmen, den Titel derart abfällig zu betonen, dass klar war, was er wirklich von Nikko hielt.
Der junge Zauberer nickte nur kurz und fragte sich, warum der Kerl ihn gestern noch so sehr unterstützt hatte. Ohne seine Fürsprache wäre er wohl nach wie vor bloß ein Adept. Doch machte Xanthúal es ihm allzu schwer, dafür Dankbarkeit zu empfinden.
»Die Meister Gilhatán und Peryndor sind schon nach Zundaj vorgereist«, verkündete der in Schwarz gekuttete Zauberer dann. »Wir werden es ihnen in Kürze gleichtun.«
»Was wollen wir denn in Zundaj?«, war Nikko überrascht und fühlte auf einmal großes Unbehagen.
Gerade hier mit Xanthúal allein zu sein, war ja schon schlimm genug. Zwar schien es so, als seien sie jetzt auf der gleichen Seite, aber Nikko misstraute dem Orden nach wie vor, und allen voran diesem finsteren Zauberer. Dass sie nun auch noch nach Zundaj reisen sollten, machte die Sache nicht besser.
»Meister Gilhatán kann es sich doch nicht nehmen lassen, den neuesten Meister des Arkanen Ordens überall herumzuzeigen«, höhnte Xanthúal. »Ihr werdet dort einige Patschehändchen zu schütteln haben, junger Kollege!«
»Außerdem gibt es viel zu entscheiden«, fuhr er wichtigtuerisch fort. »Der Rat tagt heute Morgen. Weshalb, sollte Euch am klarsten sein.«
»Warum dann überhaupt das gestrige Treffen hier in Terys?«, verstand Nikko die Lage nicht mehr. »Ich dachte, in Zundaj sei es nicht sicher.«
»Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?«, tat Xanthúal genervt. »Dass der Orden sich zu spalten droht, heißt doch noch lange nicht, dass wir gleich alle mit Feuerbällen aufeinander losgehen!«
»Nein, Meister Nikko«, säuselte er. »Als Zauberer wissen wir, auch mit unseren Feinden einen kultivierten Umgang zu pflegen. So ist es schon eine Frage von Anstand und Respekt, dass Ihr als frisch ernannter Meister auch unseren Gegnern im Orden präsentiert werdet.«
»Dass diese Leute bei unserem gestrigen … Gespräch nichts zu suchen hatten, ist eine völlig andere Sache«, grinste er. »Das sollte Euch als … Meister eigentlich klar sein.«
So unausstehlich, wie eh und je! Aber warum nur hatte der Kerl ihn gestern noch so unterstützt? Heute schien er dem jungen Meister ja kaum mehr gewogen zu sein.
Nikko hatte natürlich keine Ahnung, wer in diesem Spiel welche Rolle hatte. Es war nicht einmal unmöglich, dass Xanthúal von Gilhatán dazu genötigt worden war, sich so für den Adepten einzusetzen. Dieser hatte jedenfalls den Eindruck erweckt, von der Hexerei des Nekromanten selbst kaum Wissen zu haben, sie aber trotzdem für äußerst nützlich zu halten.
Hatte Gilhatán etwa dafür gesorgt, dass Nikko als Meister des Ordens fest an diesen gebunden war? War er vielleicht nur daran interessiert, die sinisteren Künste des Grafen im Arsenal des Ordens zu wissen, oder in seinem eigenen?
Xanthúal hingegen schien durchaus seine Erfahrungen mit der schwarzen Magie gemacht zu haben. Ob sich sein Können mit dem des Nekromanten vergleichen ließ, war aber eher fraglich. Als Adepten hätte er die eine oder andere Information aus Nikko herauspressen können, den neuen Meister musste er jedoch als Konkurrenten fürchten.
Eine verzwickte Lage für den fiesen Kerl. Aber auch für Nikko selbst war die Sache nicht ohne Gefahr. Wie konnte er davon am besten profitieren? Schließlich bestand die Möglichkeit, dass ausgerechnet Xanthúal der letzte Magier war, der Nikkos Wissenslücken in der dunklen Schule der Zauberei schließen konnte.
»Weiß Seine Königliche Hoheit eigentlich, wie Euer Vorgänger ums Leben kam?«, höhnte der junge Meister, um sich schon einen Augenblick später fragen zu müssen, ob er hier nicht zu sehr mit dem Feuer spielte.
»Natürlich nicht«, grinste Xanthúal und konterte: »Ebenso wenig wie der Herzog von Hymal weiß, dass er einen Apostaten zum Grafen ernannte.«
Das hatte gesessen! Warum hatte er sich nur darauf eingelassen, den Kerl so zu provozieren? Was hatte er sich davon bloß versprochen? Doch war Xanthúal nun einmal einer der wenigen Menschen, die Nikko zur schieren Weißglut treiben konnten.
Die Frage, ob Meister Gilhatán von der Ermordung Sinúls wusste, wäre wohl angemessener gewesen. Sie jetzt noch zu stellen, erschien dem jungen Zauberer allerdings weniger ratsam.
Wortlos bediente sich Nikko daher am Frühstückstisch. Unter den gehässigen Blicken Xanthúals mochte ihm das Mahl zwar kaum munden, aber der frischgebackene Meister wollte sich davon nichts anmerken lassen.
Am frühen Nachmittag hatte Xanthúal die beiden dann nach Zundaj teleportiert, direkt in den Hauptsitz des Arkanen Ordens. Nikko war seit anderthalb Jahren nicht mehr hier gewesen und hatte wahrlich keine guten Erinnerungen an diesen Ort.
Wenigstens hatte sich Xanthúal weiteren Spott und Provokationen verkniffen. Während des Teleports und auch nachher, als sie durch die unzähligen Gänge des Anwesens marschierten, hatte er zu Nikkos Freude kaum noch ein Wort von sich gegeben.
Im großen Saal, dessen riesiger Kamin den Raum heute in festliches Licht tauchte, endete die Reise. Nicht, dass man das Feuer der Wärme wegen brauchte. Es war zwar tiefster Winter, doch hier im Süden war es noch immer reichlich warm. Immerhin aber nicht ganz so heiß und schwül wie im Sommer, freute sich Nikko.
Die Stimmung im Saal war weit weniger festlich, als die Beleuchtung vermuten ließ. Tatsächlich herrschte ein Klima der Bedrückung, fast so, als ob es jeden Moment großen Ärger geben würde.
Der junge Meister trug zwar noch immer seine blaue Adeptenkluft, aber seine Beförderung hatte sich bereits herumgesprochen. Jedenfalls wurde er wieder und wieder von Zauberern beglückwünscht, wobei er die wenigsten der Herren vorher schon einmal gesehen hatte.
Knappe drei Dutzend Zauberer zählte Nikko. Auch wenn die hohen Meister des Rates noch nicht eingetroffen waren, fragte er sich, ob die Anwesenden etwa alles waren, was der Arkane Orden aufzubieten hatte.
Viel geredet wurde nicht, eher getuschelt. Bald schon hatten sich die Zauberer in zwei Gruppen aufgeteilt. Bei einer stand Xanthúal, und auch Meister Kalih. Meister Quaxtár, das einzige weitere ihm bekannte Gesicht, hatte sich dagegen zur anderen Gruppe gesellt.
Was erwartete man nun von ihm? Sollte er sich zu seiner Gruppe begeben, welche wohl die wäre, bei der Xanthúal und Kalih standen? Waren die Anderen die Anhänger Rhobanys? Verfluchter Xanthúal! Warum hatte er ihm nicht vorher gesagt, wie er sich jetzt verhalten sollte? Wahrscheinlich ergötzte sich der Kerl auch noch an Nikkos Unsicherheit!
Es waren die hohen Meister, die ihn wenige Augenblicke später retteten, indem sie alle Aufmerksamkeit auf sich ziehend in den Saal einzogen.
Allen voran Gilhatán, der wohl formal noch immer dem Orden vorstand. Gleich hinter ihm der Hofmagier des Königs. Wie hieß er bloß? Makûl oder so ähnlich. Dahinter folgten Sahil, einige unbekannte Gesichter und Peryndor als letzter.
Auch die Ratsmitglieder ließen es sich nicht nehmen, dem neuen Meister die Hand zu geben. Ihre Namen konnte sich Nikko jedoch kaum merken. Viel zu angespannt war er, um richtig aufzupassen.
»Meister Nikko?«, schien der letzte des Rates erstaunt und spottete: »Ein ungewöhnlicher Name für einen Zauberer, um nicht zu sagen, ein unangemessener.«
Der Meister, der eigentlich viel zu jung erschien, um ein Mitglied des Arkanen Rates zu sein, war eher klein geraten und schlank. Dennoch versprühte er eine Aura von Stärke und Autorität. So brachte es Nikko einfach nicht über die Lippen, dem unverschämten Kommentar zu widersprechen.
»Oh, verzeiht, Meister«, verbeugte sich der adrett rasierte Mann mit strohblondem Haar und blauen Augen. »Ich bin im Orden als Meister Khondyr bekannt.«
»Außerhalb unserer Gemeinschaft aber nennt man mich Seine Hoheit Rhobany, Herzog von Khondharr«, grinste der Kerl. »Habe die Ehre, mein junger Freund.«
Ohne Nikko die Möglichkeit einer Erwiderung zu geben, entfernte sich der Herzog, um sich zu den Seinigen zu gesellen. Zu diesen stellten sich auch Meister Sahil sowie die Mehrzahl der anderen Ratsmitglieder.
Gilhatán, Peryndor, Makûl und der Rest des ein reichliches Dutzend umfassenden Arkanen Rates schlossen sich der Gruppe an, bei der Xanthúal und Kalih weilten. Ein eindringlicher Blick des Großmeisters war Nikko Aufforderung genug, es ihnen endlich gleich zu tun.
Noch immer vom Zusammentreffen mit dem Herzog von Khondharr verwirrt, lief der junge Meister wie in Trance zu seinen Leuten.
»Meister Khondyr hatte uns jahrelang an der Nase herumgeführt«, zischte Gilhatán und nahm Nikko zur Seite. »Es ist nicht unüblich, sich einen Ordensnamen zuzulegen. Seine wahre Identität so zu verheimlichen, ist jedoch ein Frechheit!«
»Ist er nicht etwas jung für ein Mitglied des Rates?«, wunderte sich Nikko, als er sich wieder etwas gefangen hatte.
»Wie kommt Ihr auf die Idee, dass er im Rat sitzt?«, schien Gilhatán verwirrt. »Nein, er war nur hinzugeladen, um die Lage in Skingár zu erörtern. Als Herzog von Khondharr hat er in dieser Angelegenheit nun einmal ein Wörtchen mitzureden.«
»Was ist dabei herausgekommen?«, wollte der junge Meister wissen. »Was wird aus Skingár?«
»Darüber reden wir später«, beruhigte ihn der hohe Meister. »Wir werden in den kommenden Tagen noch genug Zeit haben, alles in Ruhe zu besprechen.«
Den folgenden Tag hatte Nikko allein auf dem Ordensgelände verbracht, wo man ihm nun ein Zimmer im Meisterflügel zur Verfügung gestellt hatte. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht hatte der Tag ihm dann doch noch einige Möglichkeiten geboten, etwas Ruhe zu finden, die er auch bitter nötig gehabt hatte. Nicht einmal die wohlbestückte Bibliothek hatte ihn da locken können.
Es schien so, als ob fast alle Meister gleich nach dem Fest wieder abgereist waren. Tatsächlich war Nikko an diesem ganzen Tag nur Quaxtár über den Weg gelaufen. Sahil hatte er hingegen nur kurz aus der Ferne erspäht. Da beide Magier aber zum anderen Lager gehörten, hatte er aber lieber darauf verzichtet, das Gespräch mit ihnen zu suchen.
Wo sich die Zauberer seines Lagers befanden, hatte er nicht gewusst. Auch war der Ordenssitz zu groß und viel zu unübersichtlich, um alle Räume abzusuchen. So sehr Nikko mit Gilhatán oder Peryndor hatte sprechen wollen, es war ihm nur das Warten geblieben.
Als der junge Meister am darauffolgenden Morgen beim Frühstück saß und darüber nachdachte, wie er seine Zeit hier sinnvoller nutzen konnte, kam Meister Gilhatán plötzlich in den Speisesaal stolziert.
»Guten Morgen, Meister Nikko«, grüßte er und schien bester Laune zu sein.
»Guten Morgen, Meister Gilhatán«, antwortete der junge Zauberer. »Wollt Ihr Euch nicht dazu setzen und das Morgenmahl mit mir nehmen?«
»Ich bin nicht hungrig«, zuckte Gilhatán die Schultern. »Doch sucht mich bitte auf, sobald Ihr fertig seid. Es gibt einiges zu besprechen.«
»Ich bin fertig«, war Nikko jetzt ganz aufgeregt und stopfte sich das letzte Stück Gebäck in den Mund.
»Dann folgt mir, Meister«, lächelte Gilhatán. »In meinen Räumlichkeiten sind wir ungestört.«
Wortlos führte der alte Meister den jungen zu seinem Zimmer, das in irgendeinem Türmchen in irgendeiner Ecke irgendeines Flügels des verwirrenden Komplexes gelegen war. Ein Bediensteter wies Nikko auf einen Sessel und goss ihm Tee in eine Tasse. Mit einem tiefen Verbeugen entfernte er sich dann.
»Es ist gut, dass wir Makûl auf unserer Seite haben«, nickte Gilhatán und nippte an seinem Tee. »Sein Einfluss auf den König ist noch immer ungebrochen. Weiß dieser doch nichts von den … Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Orden.«
»Wie Ihr Euch vielleicht denken könnt«, fuhr er fort, »sind wir im Hohen Rat nämlich zu keinem Kompromiss gekommen. Khondyr alias Rhobany hat seine Unterstützer zu gut im Griff. Er beharrt auf seinem Anspruch auf Hocatin, wozu er auch Skingár zählt.«
»Meister Makûl hat indes dafür gesorgt, dass Seine Majestät das Lehen dem Orden übertrug«, grinste er. »Als Hofmagier des Herzogs von Hymal fällt Skingár am ehesten in Euren Bereich, Meister Nikko. Daher hat der König Euch auf Makûls Betreiben hin zum Grafen von Skingár ernannt. Hier ist die Urkunde.«
Der Alte reichte Nikko einen Umschlag mit royalem Siegel, dem Löwen in Gold mit den Farben Rot und Blau. Noch eine Grafschaft? Was sollte denn das?
»Ich bin doch schon der Graf von Halfuár«, war der junge Zauberer ganz verwirrt. »Sowie auch noch der Ritter von Vyldoro.«
»Deswegen ja«, lachte Gilhatán. »So habt Ihr schon Erfahrung in solchen … weltlichen Angelegenheiten. Aber glaubt mir, ich würde Euch natürlich nicht mit dieser weiteren Bürde belasten, wenn ich genügend Leute hätte. Doch habe ich leider keinen anderen Meister, der sich um Skingár kümmern könnte.«
»Auch wart Ihr es schließlich, der den widerlichen Nekromanten vernichtete«, nickte er. »Wem sonst sollte dessen … Erbe also zustehen?«
Damit hatte Gilhatán eigentlich recht. Außerdem grenzten die beiden Grafschaften ja fast aneinander. Es gab zwar hohe Berge dazwischen, aber mittels Teleportation konnte er ohnehin komfortabel reisen. Mit einem fähigen Kastellan für Skingár wäre es daher ein Leichtes, beide Lehen gleichzeitig zu verwalten.
Hatten der König und die Zauberer eigentlich Kenntnis davon, was sie ihm da für ein wertvolles Geschenk machten? Immerhin wurde in Skingár noch immer Erz gefördert. Soweit er wusste, war der Handel mit Metall die reinste Goldgrube.
»Habt Dank für Euer Vertrauen, Meister«, lächelte Nikko und lenkte vom Thema ab: »Dann ist meine Ernennung zum Hofmagier von Hymal also offiziell?«
»Ja«, zuckte Gilhatán die Schultern. »Natürlich konnte sich der Rat auch hierzu nicht einigen. Doch ohne einen Gegenvorschlag der anderen Seite fällt der Posten nun eben an Euch.«
Nikko wusste noch immer nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Natürlich stand ihm das Amt zu. Dass Peryndor es ihm zunächst strittig gemacht hatte, ärgerte ihn bis heute. Letztlich war sein Platz nun einmal an der Seite Fydals.
Ob er der Belastung allerdings gewachsen war? Er hatte sich ja auch um zwei Grafschaften zu kümmern, sowie sein Heimatdorf. An die Sache mit Fydals Frau wollte er lieber gar nicht erst denken. Jetzt, etwa drei Monate danach, erschien ihm dieser Vorfall zwar nicht mehr ganz so schlimm, aber große Lust, Fydal und Yolaja wieder unter die Augen zu treten, verspürte er noch immer nicht.
Doch was half es schon? Er konnte das Amt ohnehin nicht ablehnen. Nicht, nachdem er vorher so darauf gedrängt hatte. Außerdem schien es ja nicht so, als hätte Gilhatán eine große Auswahl an geeigneten Leuten.
»Was ist eigentlich mit dem Großmeister?«, wollte Nikko dann wissen.
»Peryndor hat seinen Posten als Erzmagier der Stadt Zundaj wieder übernommen«, erklärte Gilhatán. »Nun ja, genau genommen hatte er das Amt überhaupt nie aufgegeben. Aber es ist für uns wichtig, dass er seine Aufgaben wieder aktiv wahrnimmt. Hier ist er uns viel nützlicher als im fernen Hymal.«
»Ihr hingegen seid uns dort oben die größte Hilfe, Meister«, grinste er dann. »Mit Eurer jugendlichen Tatenkraft seid Ihr dem kaum minder jugendlichen Herzog ein besserer Berater als so ein alter Intrigant, der lieber hier in der Hauptstadt seine Strippen ziehen soll.«
»Auch grenzt Hymal gleich an Thordám«, fletschte er die Zähne. »Dessen Hofmagier und Euch verbindet eine gewisse … Gemeinsamkeit, die es zu kultivieren gilt. Ich wünsche, dass Ihr Euch mit Meister Xanthúal zusammentut und an Plänen zu unserer … Verteidigung arbeitet.«
»So zivilisiert wie vor zwei Tagen geht es im Orden nur noch selten zu«, erklärte er dann. »Bald schon könnte es zu offenen Konfrontationen kommen, denen wir gewachsen sein müssen. Glaubt mir, junger Meister, im Krieg fragt keiner nach der Herkunft einer Waffe.«
»In Skingár könnte der erste Schlag erfolgen«, nickte er unheilvoll. »Herzog Rhobany dürfte … ungehalten reagieren, wenn er erst erfährt, dass das Lehen doch nicht an ihn geht. Nicht unwahrscheinlich, dass er es sich dann mit Gewalt nehmen will.«
»Ich möchte, dass Ihr noch heute nach Terys reist und Euch dort mit Meister Xanthúal beratet«, lächelte er. »Organisiert mit ihm gemeinsam die Verteidigung Skingárs. Gelingt es Rhobany, das Lehen zu besetzen, ist der Frieden im ganzen Reich in Gefahr.«
Meister Gilhatán hatte Nikko keine Möglichkeit gegeben, die Angelegenheiten noch genauer zu besprechen. Im Gegenteil, er hatte ihn nach der Verkündung seiner Befehle schnell herauskomplimentiert, ganz so als ob er jedes Widerwort hatte verhindern wollen.
Was aber sollten all diese vagen Aufträge und Anspielungen? Auf welche Gemeinsamkeiten mit Xanthúal hatte er sich bezogen? Sollten sie etwa zusammen die Magie des Nekromanten wiederbeleben und für den Krieg gegen das andere Lager bereitmachen?
Nikko war mit all den Posten und Ämtern, die ihm gerade aufgebürdet worden waren, viel zu sehr beschäftigt, als dass er jetzt klar genug denken konnte. Nein, er brauchte Hilfe! Peryndor?
Es war erst Vormittag. Er hatte also reichlich Zeit, dem Erzmagier noch einen Besuch abzustatten, bevor er den Anweisungen Gilhatáns Folge leisten musste. Vielleicht hatte der Alte ja mehr Einsichten in die Entscheidungen des Ordens und würde ihm helfen, klarer zu sehen. Immerhin war er wieder ein Mitglied des Rates.
Es wäre ohnehin unhöflich, Zundaj zu verlassen, ohne sich vom Großmeister zu verabschieden. Zwischen den beiden hatte es in den vergangenen Monaten zwar des Öfteren gekriselt, aber dies war nur ein weiterer Grund, wieder etwas Boden gut zu machen. Lieber vor Peryndor Demut zeigen, als sich von Gilhatán in einem Konflikt verheizen zu lassen, den er noch nicht einmal genau verstand!