Der Hexer von Hymal, Buch VII: Der leidliche Herzog - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch VII: Der leidliche Herzog E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Die Fortsetzung des Fantasy-Epos. Eine große Schlacht gibt Nikko nicht nur die Gelegenheit, sich einen guten Namen zu machen. Auch lernt er so endlich den Großherzog kennen. Für das eigene Lehen sind bald gute Leute gefunden, sodass sich der Adept endlich auf nach Sinál machen kann, wo der Herzog sicherlich schon wartet. Doch scheint dort nicht alles bestens zu laufen. Ist Fydal wirklich Herr in den eigenen Landen? Auch auf der eigenen Burg droht bald schon wieder Ungemach. Hat Nikko sie etwa in die falschen Hände gegeben? Zwischen der Hauptstadt und dem eigenen Sitz hin- und hergerissen, muss der Adept sich zudem noch um das eigene Vorankommen sorgen. Schließlich soll er ja bald Hofmagier werden. Aber leicht würde es nicht werden. Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2025

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N. Bernhardt

Buch VII: Der leidliche Herzog

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch VII: Der leidliche Herzog

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-954183-63-0

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Sieg und Nie­der­la­ge

Zwei­tes Ka­pi­tel: Al­les ge­re­gelt?

Drit­tes Ka­pi­tel: Adept von blau­em Blu­te

Vier­tes Ka­pi­tel: Der kost­spie­li­ge Kas­tel­lan

Fünf­tes Ka­pi­tel: Her­zog oder Bür­ger­meis­ter?

Sechs­tes Ka­pi­tel: Eine wei­te­re Lek­ti­on

Sieb­tes Ka­pi­tel: Ge­platz­te Träu­me

Aus­blick

Der Hexer von Hy­mal

Der Hexer von Hy­mal, Buch I: Ein Jun­ge aus den Ber­gen

Der Hexer von Hy­mal, Buch II: Der Un­ter­gang des Fürs­ten­tums

Der Hexer von Hy­mal, Buch III: Eine Rei­se in den Sü­den

Der Hexer von Hy­mal, Buch IV: Ein ta­len­tier­ter Schü­ler

Der Hexer von Hy­mal, Buch V: Rück­kehr ins Un­be­kann­te

Der Hexer von Hy­mal, Buch VI: Die Fes­tung im Fein­des­land

Der Hexer von Hy­mal, Buch VII: Der leid­li­che Her­zog

Der Hexer von Hy­mal, Buch VIII: Freund und Feind

Der Hexer von Hy­mal, Buch IX: Kein leich­tes Spiel

Der Hexer von Hy­mal, Buch X: Schuld und Schmach

und wei­te­re …

Ei­ne große Schlacht gibt Nik­ko nicht nur die Ge­le­gen­heit, sich einen gu­ten Na­men zu ma­chen. Auch lernt er so end­lich den Groß­her­zog ken­nen. Für das ei­ge­ne Le­hen sind bald gute Leu­te ge­fun­den, so­dass sich der Adept end­lich auf nach Sinál ma­chen kann, wo der Her­zog si­cher­lich schon war­tet. Doch scheint dort nicht al­les bes­tens zu lau­fen. Ist Fy­dal wirk­lich Herr in den ei­ge­nen Lan­den?

Auch auf der ei­ge­nen Burg droht bald schon wie­der Un­ge­mach. Hat Nik­ko sie etwa in die falschen Hän­de ge­ge­ben? Zwi­schen der Haupt­stadt und dem ei­ge­nen Sitz hin- und her­ge­ris­sen, muss der Adept sich zu­dem noch um das ei­ge­ne Voran­kom­men sor­gen. Schließ­lich soll er ja bald Hof­ma­gier wer­den. Aber leicht wür­de es nicht wer­den.

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Sieg und Niederlage

Plock! Nik­ko hat­te die Au­gen fest ge­schlos­sen und lag bäuch­lings im Dreck. Das Dröh­nen des Horns noch im­mer in sei­nen Ohren, woll­te er lie­ber gar nicht se­hen, was nun auf ihn zu­kam. Dies­mal war es wohl end­gül­tig vor­bei. Dies­mal wür­de das Glück ihn nicht wie­der ret­ten. Vor ei­nem gan­zen Ork­heer konn­te es schließ­lich kein Ent­kom­men ge­ben.

Wie­der ein Plock! Was war das bloß für ein Geräusch? Wahr­schein­lich Pfei­le. Si­cher­lich schos­sen sie schon auf ihn. Der Schild war wohl noch ak­tiv, so dass al­les an ihm ab­prall­te. Na­tür­lich, er war ja gut ge­schützt. Das hat­te er schon wie­der ver­ges­sen ge­habt. Mo­ment mal! Er war doch auch un­sicht­bar, oder? Wie konn­ten sie da über­haupt auf ihn schie­ßen?

Der Jun­ge öff­ne­te die Au­gen und dreh­te sich auf den Rücken. Jetzt woll­te er doch wis­sen, was hier über­haupt los war. Noch ein Pfeil kam di­rekt auf ihn zu­ge­flo­gen! Ängst­lich roll­te sich der Adept zur Sei­te. Das Ge­schoss traf trotz­dem, um mit ei­nem Plock am Schild ab­zu­pral­len. Nik­ko hat­te sei­nen Schutz schon wie­der ver­ges­sen ge­habt und keuch­te nun vor Er­leich­te­rung.

So gut ge­schützt woll­te sich der Jun­ge nun erst ein­mal ge­nau­er um­se­hen. Noch im­mer reg­ne­te es Pfei­le. Über­all! Sie schos­sen also gar nicht auf ihn. Das wa­ren Sal­ven, die den Orks gal­ten!

Vie­le der Bies­ter la­gen pfeil­ge­spickt am Bo­den. An­de­re schütz­ten sich mit Schil­den oder flüch­te­ten un­ter die Le­der­schir­me. Wie­der an­de­re schos­sen zu­rück. Doch ziel­ten sie nicht in Nik­kos Rich­tung, son­dern wei­ter nach Süd­ost. Wur­den sie von der an­de­ren Sei­te her an­ge­grif­fen?

Ja, die Sal­ven ka­men aus die­ser Rich­tung. Das konn­te doch nur eine Le­gi­on sein. Oder war es etwa Fy­dal mit sei­nen Trup­pen? Egal, fand Nik­ko. Haupt­sa­che, er war erst ein­mal ge­ret­tet!

In den Rei­hen der Orks herrsch­te mitt­ler­wei­le das blan­ke Cha­os. Über­all ge­brüll­te Be­feh­le, Ge­grun­ze und auch Schmer­zens­schreie. Den­noch schie­nen die Vie­cher noch lan­ge nicht be­siegt zu sein. Dazu leb­ten noch zu vie­le. Viel zu vie­le.

Je­den­falls hat­ten sie von Nik­ko ab­ge­las­sen, wenn sie es über­haupt je­mals auf ihn ab­ge­se­hen hat­ten. Das Horn! Es hat­te wahr­schein­lich gar nicht ihm ge­gol­ten. Nein, es war wohl eine Art Alarm ge­we­sen. Vi­el­leicht auch das Si­gnal zum An­griff.

Plock! Ein wei­te­rer Pfeil prall­te am Schild des Adep­ten ab. Doch zuck­te der Jun­ge nicht ein­mal mehr. Er hat­te jetzt end­lich Ver­trau­en in sei­nen Schutz ge­fun­den. Doch was soll­te er nun bloß ma­chen?

Ei­gent­lich hat­te er ja nur eine Wahl. An­grei­fen! Er muss­te die freund­li­chen Trup­pen doch un­ter­stüt­zen. Wie soll­te er sei­ne An­we­sen­heit hier sonst er­klä­ren? Ob­wohl, er war ja noch im­mer un­sicht­bar und könn­te sich auch un­be­merkt weg­schlei­chen.

Un­sinn! Er soll­te die Ge­le­gen­heit beim Schop­fe pa­cken und sich sei­nen An­teil am Sieg si­chern. Vi­el­leicht wür­de hier heu­te ja Ge­schich­te ge­schrie­ben. Da konn­te er doch nicht so ein­fach da­von­ren­nen!

Nik­ko zück­te den Feu­er­stab und be­gann, wahl­los in die Orks hin­ein­zu­schie­ßen. Da die Bies­ter nur we­ni­ge Stein­wür­fe ent­fernt und so zahl­reich wa­ren, saß je­der Schuss per­fekt! Bald schon brann­te es in den Rei­hen des Fein­des, wo die Schmer­zens­schreie mit dem Ge­stank ver­kohl­ten Flei­sches ver­quol­len. Ein schau­er­li­ches Bild, wenn es nicht um den ver­ach­tens­wer­ten Feind gin­ge. So je­doch ge­noss der Jun­ge sein To­des­werk in vol­len Zü­gen.

Ei­ni­ge Orks schos­sen nun in sei­ne Rich­tung. Doch war er ja noch im­mer un­sicht­bar, so tra­fen die Vie­cher nicht ein­mal den Schild. Den­noch, Nik­ko re­van­chier­te sich na­tür­lich mit wei­te­ren Feu­er­bäl­len!

Das mach­te Spaß! Je­der ein­zel­ne Ork, den der Adept dem Flam­men­tod übergab, hin­ter­ließ ein Ge­fühl der Be­frie­di­gung. Wie hat­te er nur je­mals in Er­wä­gung zie­hen kön­nen, solch Un­ge­zie­fer für sich kämp­fen zu las­sen? Nein, der Tod war al­les, was die­se Bies­ter ver­dien­ten!

Dank Nik­kos Feu­er­sturm wa­ren die Rei­hen der Orks durch­bro­chen und in völ­li­gem Cha­os. Je­den­falls hier, wo der Kern ih­res Hee­res zu ver­mu­ten war. Dies er­laub­te es dem Jun­gen, auch die Gerä­te un­ter Be­schuss zu neh­men, mit de­nen die Bies­ter sei­ne Burg be­droh­ten. Schnell brann­ten die Ka­ta­pul­te lich­ter­loh!

Der Pfeil­ha­gel hat­te mitt­ler­wei­le auf­ge­hört und Ge­fecht war nun zu hö­ren. Klin­ge ge­gen Klin­ge klirr­te es wei­ter hin­ten. Schein­bar stürm­te das un­be­kann­te Heer jetzt den ge­schwäch­ten Feind.

Nik­ko ver­bann­te den Flam­men­stab zu­rück in den Ring, aus dem er ihn be­schwo­ren hat­te. Zu sehr streu­ten des­sen Feu­er­bäl­le. Er woll­te ja kei­ne freund­li­chen Sol­da­ten ver­bren­nen! Der Blitz­stab hin­ge­gen war deut­lich prä­zi­ser. Mit ihm er­leg­te er den ein oder an­de­ren Ork, der ent­setzt da­von­zu­lau­fen ver­such­te.

Jetzt, wo die meis­ten der Bies­ter am Bo­den la­gen und der Rest nur noch chao­tisch um­her­lief, fass­te der Jun­ge al­len Mut. Er be­en­de­te sei­ne Un­sicht­bar­keit. Die Vie­cher soll­ten schließ­lich se­hen, wer ih­nen hier Tod und Ver­der­ben brach­te!

Auch die un­be­kann­ten Krie­ger hat­ten sich nun bis auf ein oder zwei Stein­wür­fe her­an­ge­kämpft. Nur we­ni­ge Orks stell­ten sich ih­nen noch in den Weg. Der Sieg schi­en jetzt zum Grei­fen nahe!

Die Sol­da­ten hat­ten den Jun­gen mitt­ler­wei­le auch be­merkt, wie er noch im­mer Blit­ze hin­ter den Orks her­jag­te. Gna­den­los streck­te er so vie­le der Flie­hen­den nie­der und ern­te­te an­er­ken­nen­de Bli­cke der Krie­ger.

»Welch un­ver­hoff­ter An­blick«, rief ei­ner der Män­ner und kam auf den Adep­ten zu. »Ma­jor Ka­ryl von As­ban, habe die Ehre!«

Die Orks wa­ren ge­schla­gen und die Ka­ta­pul­te nur noch bren­nen­de Ge­rip­pe. Dass die Sol­da­ten ihm sol­chen Re­spekt zoll­ten, ließ ver­mu­ten, dass sie sei­ne Rol­le in der Schlacht auch zu wür­di­gen wuss­ten.

»Adept Nik­ko aus Vyl… ähm… von Hal­fuár«, stell­te sich der Jun­ge vor und lä­chel­te. »Eure An­we­sen­heit hier ist kei­ne min­der große Über­ra­schung für mich.«

»Von Hal­fuár also«, nick­te der Ma­jor, des­sen blut­ver­schmier­ten Waf­fen­rock ein blau­er Ad­ler auf weißem Grund zier­te. »Dann seid Ihr al­so… die­ser… Zau­be­rer?«

Das Wap­pen mit dem Ad­ler kam dem Jun­gen doch ir­gend­wie be­kannt vor. Doch wo hat­te er es schon ein­mal ge­se­hen?

»Die­ser Zau­be­rer?«, wuss­te Nik­ko nicht, wor­auf der Kerl an­spiel­te.

»Ver­zeiht, Adept«, lä­chel­te der Sol­dat. »Der Herr der Burg Hal­fuár eben. Sei­ne Ho­heit er­wähn­te so et­was in die­ser Rich­tung. Doch weiß ich nichts Ge­nau­e­res.«

»Ja, ich bin der Herr von Hal­fuár«, grins­te der Adept. »Und der zu­künf­ti­ge Hof­ma­gier des Her­zogs. Ist Fy­dal… ähm Sei­ne Ho­heit mei­ne ich… hier?«

»Nein, wir mar­schie­ren un­ter dem Ban­ner Sei­ner kö­nig­li­chen Ho­heit, des Groß­her­zogs von Thordám«, er­wi­der­te der Ma­jor. »Der Her­zog von Hy­mal weilt noch in sei­ner Haupt­stadt Sinál.«

Rich­tig, da­mals in Te­rys hat­te er den blau­en Ad­ler ge­se­hen. Das war dem­nach das Wap­pen des Hau­ses von Thordám. War der Groß­her­zog etwa hier? Wie hieß er doch gleich? Ar­lenn, oder so ähn­lich.

»Ist der Groß­her­zog hier mit Euch im Fel­de?«, frag­te der Jun­ge ganz auf­ge­regt. Er hat­te ja noch nicht das Ver­gnü­gen ge­habt, die­sen schein­bar so wich­ti­gen Mann per­sön­lich zu tref­fen.

»Selbst­ver­ständ­lich«, lach­te der Of­fi­zier. »Sei­ne kö­nig­li­che Ho­heit wür­de es sich nie­mals neh­men las­sen, an vor­ders­ter Front mit­zu­kämp­fen.«

»Dann bringt mich zu ihm!«, be­fahl Nik­ko in ei­nem Mo­ment plötz­li­cher Stär­ke. Er hat­te sich wie­der dar­an er­in­nert, dass er als Zau­be­rer über al­len ge­wöhn­li­chen Men­schen stand.

»Sehr wohl, Adept«, ant­wor­te­te der Ma­jor, jetzt mit ganz erns­ter Stim­me. »Er wird ir­gend­wo bei der Rei­te­rei zu fin­den sein. Folgt mir bit­te!«

Über­all tote Orks. Es muss­ten hun­der­te sein, wenn nicht gar tau­sen­de. Aber auch vie­le Krie­ger des Groß­her­zogs hat­ten in die­ser Schlacht kein Glück ge­habt.

Nik­ko folg­te dem Ma­jor über das Feld der Ehre, wo sich das Cha­os zu­rück in Ord­nung zu wan­deln schi­en. Im Kampf ver­streu­te Ein­hei­ten fan­den wie­der zu­ein­an­der und brach­ten sich in Stel­lung. Hie und da küm­mer­te man sich um die Ver­letz­ten. Für manch einen blieb lei­der nur noch der Gna­den­stoß.

Der Jun­ge nahm die Ein­drücke vom Schlacht­feld wie in Tran­ce in sich auf. So et­was hat­te er ja noch nie er­lebt. Nie hat­te er so vie­le Tote und Ver­letz­te ge­se­hen, wenn auch die meis­ten nur Orks wa­ren. Den­noch, der Ge­ruch des To­des stand über dem Feld und ver­quoll mit dem Ge­stank ver­brann­ten Flei­sches. Sei­ne Feu­er­bäl­le und Blit­ze wa­ren nun ein­mal nicht die de­zen­tes­ten Waf­fen.

Noch im­mer folg­te er dem Of­fi­zier, der im Ge­hen sein blut­ver­schmier­tes Schwert mit ei­nem Lap­pen ab­wisch­te und dann in die Schei­de schob. Der Beid­hän­der war fast so groß wie der Mann selbst und hat­te wohl so man­chen Ork auf dem Ge­wis­sen.

Über­haupt schie­nen die Män­ner des Groß­her­zogs gut ge­rüs­tet. Blan­ken Stahl und bun­tes Tuch konn­te man im Über­fluss er­ken­nen. Wenn auch ei­ni­ge nie­de­re Trup­pen nur in Le­der ge­klei­det wa­ren. Doch auch de­ren Aus­rüs­tung wirk­te or­dent­lich und von gu­ter Qua­li­tät. Ganz im Ge­gen­satz zu den Orks, die of­fen­bar nur schä­bi­ges Le­der und ros­ti­ges Ei­sen zur Ver­fü­gung hat­ten.

Die Vor­stel­lung, was wohl pas­siert wäre, wenn er sich tat­säch­lich an die Spit­ze der Orks ge­stellt hät­te, ließ in Nik­ko große Er­leich­te­rung auf­kom­men. Mit die­sen er­bärm­li­chen Bies­tern hät­te er ja so­gleich ge­gen des Groß­her­zogs Trup­pen an­tre­ten müs­sen, ohne Chan­cen auf einen Sieg. Zum Glück hat­te er da­von recht­zei­tig ab­ge­se­hen. Das hät­te für ihn doch nur übel en­den kön­nen.

»Haupt­mann, habt Ihr Sei­ne kö­nig­li­che Ho­heit ge­se­hen?«, frag­te der Ma­jor dann einen an­de­ren Of­fi­zier. »Ist er bei der Rei­te­rei zu fin­den?«

»Ja­wohl, Herr Ma­jor«, nick­te die­ser. »Doch ist die Rei­te­rei noch ein­mal los­ge­zo­gen, den flie­hen­den Orks nach­zu­set­zen.«

»Dann wer­den sie wohl erst am Abend wie­der hier sein«, seufz­te der Ma­jor. »Ich fürch­te, Adept, Ihr müsst Euch doch noch ein we­nig ge­dul­den.«

Nik­ko hielt sich bis zum Abend an den Ma­jor, der ihm vie­le der Of­fi­zie­re des Groß­her­zogs vor­stell­te. Manch ei­ner der Krie­ger hat­te den Adep­ten wäh­rend der Schlacht so­gar in Ak­ti­on ge­se­hen. So galt es, vie­le Hän­de zu schüt­teln. Er hat­te sich un­ter den Sol­da­ten schein­bar schon einen gu­ten Na­men ge­macht.

»Der Zau­be­rer, der die Orks von der an­de­ren Sei­te her be­drängt hat­te«, hör­te er vie­le sa­gen, oder: »Der Ma­gier, der die Orks und ihr Gerät in Brand ge­steckt hat­te.«

So ver­ging die Zeit wie im Flu­ge. Um ihn her­um war das Feld­la­ger schon fast auf­ge­baut. Vie­le Zel­te und La­ger­feu­er lie­ßen ihn die Schlacht bald ver­ges­sen. Die to­ten Orks wa­ren so­wie­so schnell bei­sei­te ge­schafft ge­we­sen. Ein großes Feu­er ab­seits ließ ver­mu­ten, was aus ih­nen ge­wor­den war.

Die ei­ge­nen To­ten wa­ren hin­ge­gen in Zel­ten auf­ge­bahrt. Eine Be­stat­tung mit al­len Ehren wür­de ih­nen nicht ver­wehrt blei­ben. So je­den­falls wuss­te es der Ma­jor zu be­rich­ten. Ob er da­mit auch die ein­fa­chen Sol­da­ten und Waf­fen­knech­te mein­te, frag­te Nik­ko lie­ber nicht.

Ge­gen Abend dann steu­er­te der Of­fi­zier mit dem Adep­ten im Schlepp­tau auf ein be­son­ders großes Zelt zu. Dies dürf­te wohl das Quar­tier des Groß­her­zogs sein.

Mit wis­sen­dem Ni­cken lie­ßen die Wa­chen vorm Ein­gang die Bei­den pas­sie­ren. Im In­nern tum­mel­ten sich ei­ni­ge Krie­ger, wahr­schein­lich hohe Of­fi­zie­re, und schie­nen den Be­such kaum wahr­zu­neh­men.

»Eure kö­nig­li­che Ho­heit«, nahm der Ma­jor Hal­tung an. »Ich brin­ge Euch den Adep­ten von Hal­fuár, der uns in der Schlacht eine große Hil­fe war.«

Jetzt hat­ten sie die Auf­merk­sam­keit der ver­sam­mel­ten Sol­da­ten. Ein be­son­ders großer Mann von grau­em Haar und wohl­ge­trimm­tem Voll­bart nick­te kurz.

»Auch wenn die­ses klei­ne Schar­müt­zel kaum eine Schlacht zu nen­nen ist«, sprach der Herr mit ru­hi­ger Stim­me, die den­noch kei­nen Wi­der­spruch dul­de­te, »so sei dem jun­gen Zau­be­rer Dank und Aner­ken­nung ge­wiss.«

»Ich bin Ar­lenn von Thordám, der Herr über die gleich­na­mi­gen Lan­de«, fuhr der Mann, noch im­mer in eine Plat­ten­rüs­tung ge­klei­det, dann fort. »Ich habe schon so ei­ni­ges von Euch ge­hört, Adept. Nur Gu­tes, wie ich ver­si­chern kann.«

»Es ist mir eine Ehre, Eure kö­nig­li­che Ho­heit«, quietsch­te Nik­ko, der vom Groß­her­zog ziem­lich be­ein­druckt war. Genau so stell­te er sich schließ­lich einen rich­ti­gen Kö­nig vor. Nicht so, wie die­sen Fett­sack in Zun­daj, dem jede Auss­trah­lung und Au­to­ri­tät fehl­te.

»Gönnt mir ein we­nig Zeit, mich nach dem Kampf wie­der her­zu­rich­ten, Adept«, bat der Re­gent dann in al­ler Freund­lich­keit, wo­bei auch die­ser Satz wie ein Be­fehl klang. »Nehmt spä­ter mit mir das Abend­mahl, wenn Euch da­nach ist.«

»Es wird mir eine Ehre sein«, nick­te der Jun­ge und muss­te sich eine tie­fe Ver­beu­gung ver­knei­fen. Schließ­lich er­in­ner­te er sich dar­an, dass sich die Zau­be­rer noch nicht ein­mal vor dem Kö­nig ver­beug­ten.

Un­ter frei­em Him­mel wa­ren Ti­sche und Bän­ke für meh­re­re Dut­zend Sol­da­ten um ein großes La­ger­feu­er her­um auf­ge­baut. Es schie­nen hier nur hohe Of­fi­zie­re zu spei­sen, wie man an den Uni­for­men ab­le­sen konn­te. Zwar hat­ten die meis­ten Krie­ger ihre Rüs­tun­gen ab­ge­legt, aber wie ein­fa­che Sol­da­ten wirk­ten sie nicht.

Dem jun­gen Adep­ten war die große Ehre zu­er­kannt, am Tisch des Groß­her­zogs sit­zen zu dür­fen. Ein­mal dort, war es je­doch vor­bei mit al­ler Förm­lich­keit. Noch be­vor der ers­te Bis­sen auf­ge­tischt war, floss das Bier schon in Strö­men. Der Groß­her­zog war dann nicht mehr Sei­ne kö­nig­li­che Ho­heit son­dern ein­fach nur Ar­lenn der alte Hau­de­gen. Auch vie­le an­de­re Spitz­na­men ließ die­ser über sich er­ge­hen, ohne da­bei an Wür­de ein­zu­bü­ßen.

Doch auch un­ter­ein­an­der war hier kein Platz für viel Eti­ket­te. Die Sol­da­ten am Tisch, schein­bar al­le­samt hohe Ge­nerä­le, scherz­ten grob und lach­ten viel. Den jun­gen Zau­be­rer igno­rier­ten sie meist. Nur ge­le­gent­lich nö­tig­ten sie ihn dazu, einen ih­rer un­an­stän­di­gen Wit­ze lus­tig zu fin­den.

So we­nig die Kon­ver­sa­ti­on am Tisch auch nach Nik­kos Ge­schmack war, amü­sier­te er sich den­noch präch­tig. Im­mer­hin saß er hier in un­ge­zwun­ge­ner At­mo­sphä­re mit ei­nem der wich­tigs­ten Män­ner im gan­zen Reich zu­sam­men. Eine große Ehre, auch für einen Zau­be­rer.

Das Es­sen war ein­fach, aber gut. Span­fer­kel, di­rekt vom La­ger­feu­er und dazu jede Men­ge le­cke­res Bier. Nik­ko über­leg­te noch, ob er sich nicht zu­rück­hal­ten soll­te, doch schi­en ja so­wie­so kei­ner viel mit ihm spre­chen zu wol­len. Au­ßer­dem galt es doch, den Sieg ge­büh­rend zu fei­ern!

»Ihr habt doch nichts da­ge­gen, wenn ich mich da­zu­set­ze?«, ver­nahm der voll­ge­fres­se­ne Jun­ge dann eine Stim­me von hin­ten.

»Setzt Euch nur«, brumm­te der Groß­her­zog, der dem Adep­ten di­rekt ge­gen­über saß.

Die­se Stim­me, war sie ihm nicht be­kannt? Mitt­ler­wei­le schon beim vier­ten Krug Bier, konn­te Nik­ko sich nicht mehr si­cher sein.

Der Neu­an­kömm­ling quetsch­te sich dann aus­ge­rech­net zwi­schen den Jun­gen und einen der schon or­dent­lich an­ge­hei­ter­ten Ge­nerä­le zu sei­ner Lin­ken. Der auch nicht mehr ganz nüch­ter­ne Adept war ziem­lich ge­nervt, zur Sei­te rut­schen zu müs­sen.

»Habt un­end­lich Dank, Adept«, gif­te­te die Stim­me, die ihm jetzt noch be­kann­ter vor­kam. Mo­ment mal! Das war doch Xan­thúal, oder?

Nik­ko dreh­te sich schlag­ar­tig nach links und stier­te dem Meis­ter di­rekt in des­sen fie­se Au­gen. Ver­flucht! Was mach­te der Kerl denn hier?

»Schön, Euch wie­der­zu­se­hen, klei­ner Adept«, spot­te­te der Zau­be­rer. »Ich hof­fe, Euch ist es gut er­gan­gen.«

»Ich… kann nicht kla­gen«, stam­mel­te der Jun­ge, dem so schnell nichts Bes­se­res ein­fiel.

»Wie ich sehe, ist Euch mein neu­er Hof­ma­gier schon be­kannt«, schal­te­te sich der Groß­her­zog ein, der zwar schon ei­ni­ge Krü­ge Bier in­tus hat­te, aber den­noch völ­lig nüch­tern wirk­te.

Neu­er Hof­ma­gier? Aus­ge­rech­net Xan­thúal, der Meis­ter Sinúl auf dem Ge­wis­sen hat­te! Es wa­ren ja die von ihm be­schwo­re­nen Mons­ter ge­we­sen, die den ar­men Kerl in Se­kun­den­schnel­le zer­fleischt und bis auf die Kno­chen ab­ge­nagt hat­ten.

Wuss­te der Groß­her­zog da­von? Quatsch! Na­tür­lich hat­te er dar­über kei­ne Kennt­nis. Sonst hät­te er den ge­mei­nen Kerl wohl kaum zum Hof­ma­gier er­nannt. So weit die Macht der Ma­gier auch reich­te. Ein Mör­der am Hofe war noch im­mer ein Tabu, oder?

»Ei­ne… selt­sa­me Wahl«, konn­te sich der Jun­ge einen Kom­men­tar dazu nicht ver­knei­fen. Mehr woll­te er zu dem The­ma aber nicht ein­mal nach so viel Bier­ge­nuss sa­gen.

»Da habt Ihr wohl Recht, Adept«, über­rasch­te der Re­gent, um dann zu er­klä­ren: »Meis­ter Xan­thúal ist kei­ner die­ser al­ten Bü­cher­wür­mer, die sonst bei Hofe den Zau­be­rer ge­ben. Nein, er ist ein noch jun­ger Ma­gier mit or­dent­lich Feu­er in den Au­gen, der sich auch für das Feld nicht zu scha­de ist.«

»Da ha­ben wir wohl mehr ge­mein­sam, als Euch lieb ist, Adept«, höhn­te Xan­thúal.

»Nicht ge­ra­de die bes­ten Freun­de, wie mir scheint«, kom­men­tier­te der schein­bar nie­mals lä­cheln­de Groß­her­zog in Rich­tung Nik­kos. »Doch stimmt es wohl, was der Meis­ter da sagt.«

Nik­ko woll­te auf die­se Kon­ver­sa­ti­on, der er sich nach dem vie­len Bier kaum noch ge­wach­sen sah, lie­ber gar nicht ein­ge­hen. Doch konn­te er den ho­hen Re­gen­ten ja nicht ein­fach so ab­blit­zen las­sen.

»Habt Ihr denn auch ge­kämpft, Meis­ter Xan­thúal?«, war dann das Bes­te, was ihm ein­fiel.

»Das war gar nicht nö­tig«, zuck­te die­ser die Schul­tern und gif­te­te: »Au­ßer­dem, wie Ihr ja wis­sen soll­tet, un­ter­sagt uns der Ar­ka­ne Or­den jede Ein­mi­schung in den Krieg.«

Oje, das hat­te der Jun­ge ja schon völ­lig ver­ges­sen ge­habt. Aber was in­ter­es­sier­te ihn die­ser Or­den über­haupt noch? Er war ja so­wie­so ein Aus­ge­sto­ße­ner. Au­ßer­dem hat­te er sich ja nicht in einen Krieg ein­ge­mischt, son­dern nur die ei­ge­ne Burg ver­tei­digt.

»Ihr wer­det die Be­frei­ung Hy­mals vom Ork doch nicht als rich­ti­gen Krieg be­zeich­nen wol­len, Meis­ter«, sprang der Groß­her­zog Nik­ko plötz­lich zur Sei­te. »Die Orks zu zer­stö­ren ist un­ser al­ler Pf­licht!«

»Na­tür­lich, Eure kö­nig­li­che Ho­heit«, ru­der­te Xan­thúal zu­rück. »Ich be­lieb­te auch nur zu scher­zen.«

Dass dies ein Scherz ge­we­sen sein soll­te, glaub­te Nik­ko kei­ne Se­kun­de lang. Nein, eine of­fen­sicht­li­che Aus­re­de. Doch warum gab der Meis­ter dem Groß­her­zog so schnell nach? Gera­de dem Ket­ten­hund des Or­dens sah dies so gar nicht ähn­lich.

»Wo­hin ge­nau seid Ihr mit Eu­ren Trup­pen ei­gent­lich un­ter­wegs?«, wech­sel­te der Adept schnell das The­ma. »Ich hof­fe doch, ich darf Euch mei­ne Gast­freund­schaft in Hal­fuár an­bie­ten.«