Der Hexer von Hymal, Buch XI: Auf tönernen Füßen - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch XI: Auf tönernen Füßen E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Die Fortsetzung des Fantasy-Epos. Die Schwangerschaft der Herzogin bedeutet für Nikko eine große Gefahr. Was würde nur passieren, wenn herauskäme, was er mit Yolaja in deren Hochzeitsnacht getrieben hat? Könnte Fydal ihm je verzeihen? Doch auch woanders braut sich wieder Ungemach zusammen. Der Konflikt im Arkanen Orden fordert die ersten Opfer und beschert Nikko einen altbekannten Gast. Kann der junge Zauberer die Situation zu seinen Gunsten nutzen? Null Papier Verlag

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N. Bernhardt

Buch XI: Auf tönernen Füßen

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch XI: Auf tönernen Füßen

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 1. Auflage, ISBN 978-3-954184-63-7

www.null-papier.de/hymal

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Wie be­fürch­tet

Zwei­tes Ka­pi­tel: Eine Lüge zu viel

Drit­tes Ka­pi­tel: Wie­der Ge­jag­ter?

Vier­tes Ka­pi­tel: Hil­fe zur Selbst­hil­fe

Fünf­tes Ka­pi­tel: Nicht mehr al­lein

Sechs­tes Ka­pi­tel: Al­ter Är­ger und neue Sor­gen

Sieb­tes Ka­pi­tel: Pro­blem ge­löst?

Aus­blick

Die Schwan­ger­schaft der Her­zo­gin be­deu­tet für Nik­ko eine große Ge­fahr. Was wür­de nur pas­sie­ren, wenn her­aus­käme, was er mit Yo­la­ja in de­ren Hoch­zeits­nacht ge­trie­ben hat? Könn­te Fy­dal ihm je ver­zei­hen?

Doch auch wo­an­ders braut sich wie­der Un­ge­mach zu­sam­men. Der Kon­flikt im Ar­ka­nen Or­den for­dert die ers­ten Op­fer und be­schert Nik­ko einen alt­be­kann­ten Gast. Kann der jun­ge Zau­be­rer die Si­tua­ti­on zu sei­nen Guns­ten nut­zen?

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Wie befürchtet

Nik­ko war sich ziem­lich si­cher, dass die Her­zo­gin mit sei­nem Kind schwan­ger war. Nach dem gest­ri­gen Schock hat­te er sich nun so­gar ein we­nig an die­sen Ge­dan­ken ge­wöhnt. Ein Ge­dan­ke, der ihn zwar ei­ner­seits in tie­fe Scham ver­sin­ken ließ, ihn aber an­de­rer­seits auch wie­der ver­zück­te.

Der Zau­be­rer hat­te nie dar­über nach­ge­dacht, ob er über­haupt ir­gend­wann eine ei­ge­ne Fa­mi­lie ha­ben woll­te. Dazu fühl­te er sich noch im­mer viel zu jung. Au­ßer­dem schie­nen ja alle Ma­gier ohne Frau und Kin­der zu sein. Ob sie frei­wil­lig al­lein blie­ben oder nicht, dar­über hat­te er sich bis­her kei­ne Ge­dan­ken ge­macht.

Fa­mi­lie? Von we­gen! Es war im­mer­hin die Her­zo­gin von Hy­mal, die An­ge­trau­te Fy­dals, die ver­mut­lich sein Kind in sich trug. Da­ran, mit der Frau eine Fa­mi­lie zu grün­den, war nicht zu den­ken! Die Hei­rat der bei­den war zwar nicht aus Lie­be ge­we­sen, son­dern aus po­li­ti­schem Kal­kül. Aber die Hand der Toch­ter war eben Teil des Prei­ses ge­we­sen, den der Groß­her­zog für sei­ne Un­ter­stüt­zung ver­langt hat­te.

Doch selbst wenn die hohe Po­li­tik die Her­zo­gin nicht fest an ih­ren Gat­ten ket­te­te, wür­de Nik­ko über­haupt mit ihr zu­sam­men­le­ben wol­len? Wür­de er sein Va­ter­glück gern mit ihr tei­len?

Nein, ei­gent­lich nicht. Das wur­de ihm in die­sem Au­gen­blick auf ein­mal klar. Ob es noch die Ju­gend war, die ihn so den­ken ließ, oder doch der Zau­be­rer in ihm, war ihm da­bei gar nicht be­wusst. Den­noch, ein ganz ge­wöhn­li­ches Le­ben als Fa­mi­li­en­va­ter konn­te er sich ein­fach nicht vor­stel­len.

Da­her stör­te es ihn auch kaum, dass die Her­zo­gin für ihn so gut wie un­er­reich­bar war – je­den­falls als Frau. Gro­ße Lust, of­fen zu dem Kind zu ste­hen, hat­te er eben­falls kei­ne. Nein, ei­gent­lich hät­te er gar nichts da­ge­gen, wenn Fy­dal es als sei­nes an­er­ken­nen wür­de.

Wie­so war sich der Her­zog über­haupt so si­cher, nicht selbst der Va­ter zu sein? Im­mer­hin war er nach der Hoch­zeit der­art be­trun­ken ge­we­sen, dass er sich un­mög­lich an vie­le Ein­zel­hei­ten der Nacht er­in­nern konn­te.

Die Hoch­zeits­nacht dürf­te oh­ne­hin der ein­zi­ge Zeit­punkt ge­we­sen sein, an dem das Un­glück pas­siert sein konn­te. Es war ja kei­nes­wegs so, als hät­te die Her­zo­gin jede Men­ge Ge­le­gen­hei­ten, ih­rem Gat­ten un­treu zu wer­den.

»Na­tür­lich ist das Kind von ihm«, hat­te der Se­ne­schall Nik­ko ges­tern noch ver­si­chert, nach­dem Fy­dal schon da­von­ge­pol­tert war. »Von wem sonst soll­te es denn sein? Ihre Ho­heit ist eine Dame von höchs­ter Moral und wür­de nie mit ei­nem an­de­ren Mann … in­tim wer­den. Fer­ner hät­te sie dazu gar kei­ne Mög­lich­keit. Schließ­lich ist sie Tag und Nacht von ih­ren Zo­fen um­ge­ben, von de­nen mir gleich meh­re­re Be­richt er­stat­ten.«

So war es wohl. Ob­wohl Nik­ko vom Le­ben ad­li­ger Da­men kaum Ah­nung hat­te, konn­te er sich nicht vor­stel­len, dass eine sol­che vie­le Ge­le­gen­hei­ten für … Män­ner­be­su­che hat­te. Wie also kam Fy­dal über­haupt auf die Idee, dass das Kind nicht von ihm war?

Bei all dem hat­te der jun­ge Zau­be­rer auch rie­si­ge Angst, dass al­les ir­gend­wie her­aus­käme. Wie wür­de Fy­dal bloß rea­gie­ren, wenn er er­füh­re, dass es aus­ge­rech­net Nik­ko ge­we­sen war? Ges­tern Abend hat­te der Her­zog sich ja ziem­lich un­ge­hal­ten ge­zeigt. Wür­de sich das än­dern, falls er wüss­te, dass sein treu­er Hof­ma­gier der Va­ter des Kin­des war, nicht etwa ir­gend­ein nie­de­rer Die­ner? Wür­de er es hin­neh­men, wenn sie ein­fach al­les auf den Al­ko­hol scho­ben?

Nein, fürch­te­te Nik­ko. Der Her­zog sah sich in sei­nem Stolz ge­kränkt – und das zu Recht. Noch im­mer dach­te Fy­dal wie ein Sol­dat, des­sen Ehre ihm al­les be­deu­te­te. Das Wis­sen, dass es sein Hof­zau­be­rer ge­we­sen war, mit dem ihn sein Weib be­tro­gen hat­te, wür­de dar­an kaum et­was än­dern.

Nein, Fy­dal durf­te nie er­fah­ren, dass Nik­ko der Verant­wort­li­che war! Nie­mals! Al­les wür­de der Zau­be­rer dann ver­lie­ren. Sein Amt hier in Sinál und wohl auch die Graf­schaft Hal­fuár. Vor Schlim­me­rem wür­de ihn sein Sta­tus als Ma­gier si­cher­lich be­wah­ren. Ob­wohl, wer wuss­te schon, wel­chen Är­ger es des­we­gen noch mit dem Ar­ka­nen Or­den gäbe?

Nein, was in der Hoch­zeits­nacht ge­sche­hen war, muss­te ein Ge­heim­nis zwi­schen Nik­ko und der Her­zo­gin blei­ben! Auf kei­nen Fall woll­te der Zau­be­rer al­les ver­lie­ren, was er sich in den letz­ten Jah­ren auf­ge­baut hat­te.

Die Her­zo­gin – wie hieß sie doch gleich? Yo­la­ja. Es führ­te kein Weg dar­an vor­bei, der jun­ge Meis­ter muss­te mit ihr re­den. Er muss­te her­aus­fin­den, was sie Fy­dal be­reits er­zählt hat­te, und ob sie in Zu­kunft noch dicht hiel­te. Aber wie soll­te er zu ihr ge­lan­gen?

Na­tür­lich wäre es viel zu ver­däch­tig, der Frau ein­fach einen Be­such ab­zu­stat­ten, oder sie hier zu sich in den Turm zu bit­ten. Dass ei­ni­ge ih­rer Zo­fen dem Se­ne­schall be­rich­te­ten, mach­te die Sa­che noch kom­pli­zier­ter.

We­nigs­tens wuss­te Nik­ko nun da­von und lief nicht län­ger Ge­fahr, ge­ra­de­wegs in sein Un­glück zu tap­pen. Da­ran, in wel­che Int­ri­gen an­de­re Höf­lin­ge ver­strickt sein moch­ten, woll­te er lie­ber gar nicht erst den­ken. Es galt also, in die­ser An­ge­le­gen­heit größ­te Vor­sicht wal­ten zu las­sen!

Ei­nes war oh­ne­hin klar, er muss­te al­lein mit der Dame spre­chen. Was sie zu be­re­den hat­ten, war viel zu bri­sant, als dass ir­gend­wel­che Be­diens­te­ten da­von Wind be­kom­men durf­ten – egal, wie loy­al sie auch sein moch­ten.

Na­tür­lich könn­te Nik­ko sich ein­fach un­sicht­bar ma­chen und die Her­zo­gin so in al­ler Heim­lich­keit auf­su­chen. Wann aber wäre sie al­lein, und wo? Wie wür­de sie über­haupt rea­gie­ren, wenn er dann plötz­lich vor ihr stün­de?

Ein Schre­ckens­schrei, der viel­leicht noch das gan­ze Schloss auf­scheuch­te, war schließ­lich das Al­ler­letz­te, was er bei ei­nem der­ar­ti­gen Un­ter­fan­gen brau­chen konn­te. Doch zeig­te sei­ne spär­li­che Er­fah­rung mit Frau­en, dass ge­ra­de ein schril­ler Schrei in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on nicht un­wahr­schein­lich war.

Er muss­te sie also vor­her war­nen, aber wie? Ei­nen Brief konn­te er ihr ja nicht ein­fach so zu­kom­men las­sen. Wer wuss­te schon, in wel­che Hän­de ein der­ar­ti­ges Schrei­ben ge­lan­gen könn­te? Die blo­ße Vor­stel­lung, sich un­ter den boh­ren­den Bli­cken des Se­ne­schalls für ein paar wir­re Zei­len recht­fer­ti­gen zu müs­sen, be­rei­te­te dem Zau­be­rer schon jetzt Ma­gen­schmer­zen.

Vi­el­leicht soll­te er sich doch einen Vor­wand ein­fal­len las­sen, un­ter dem er die Dame of­fi­zi­ell zu sich bit­ten konn­te, ohne da­bei Ver­dacht zu er­re­gen. Auch wenn sie wohl kaum ohne ihre Zo­fen käme, könn­te er dann even­tu­ell ers­te An­deu­tun­gen ma­chen, oder ihr heim­lich einen Zet­tel zu­ste­cken. Was aber käme als ein sol­cher Vor­wand in Fra­ge?

Am bes­ten wäre es, wenn er erst ein­mal ei­ni­ge Näch­te dar­über schlie­fe. Zu viel konn­te er hier falsch ma­chen und wür­de es dann wohl auf ewig be­reu­en. Im­mer­hin hing sei­ne ge­sam­te Exis­tenz da­von ab, dass Fy­dal nie­mals er­fuhr, was sich in des­sen Hoch­zeits­nacht zu­ge­tra­gen hat­te.

Zau­be­rei! Die Ar­beit mit der Kraft war für ihn die bes­te Art und Wei­se, wie­der auf an­de­re Ge­dan­ken zu kom­men. Auch gab es un­end­lich vie­les, was er noch ler­nen konn­te.

Wo­mit aber soll­te er sich als Nächs­tes be­schäf­ti­gen? Am klügs­ten wäre es si­cher­lich, wei­ter an der Hexe­rei des Ne­kro­man­ten zu fei­len – nicht zu­letzt, um sei­nen Vor­sprung auf die­sem Ge­biet nicht zu ver­spie­len.

Von Xan­thúal hat­te Nik­ko ja schon seit län­ge­rer Zeit nichts ge­hört und wuss­te da­her nicht, ob es die­sem ge­glückt war, von den Meis­tern des Sü­dens mehr über das Be­schwö­ren von Dä­mo­nen her­aus­zu­fin­den. Soll­te der Kerl ihm ge­ra­de in die­ser Schu­le einen Schritt vor­aus sein, könn­te es ge­fähr­lich wer­den!

Die Biblio­thek des Ne­kro­man­ten hat­te der jun­ge Meis­ter zum Glück ret­ten kön­nen, auch wenn er die in­ter­essan­tes­ten Wer­ke ja be­reits vor­her nach Hal­fuár ge­bracht hat­te. Höchs­te Zeit also, sich wie­der de­ren Stu­di­um zu wid­men. Oder war er doch schon reif für wei­te­re prak­ti­sche Übun­gen?

Dass er sei­ne Be­schwö­rungs­küns­te zu­nächst an nie­de­ren Dä­mo­nen ver­bes­sern muss­te, be­vor er sich an die hö­he­ren wa­gen konn­te, hat­te er so­wie­so schon her­aus­ge­fun­den. Worauf also war­te­te er noch?

Lang­sam! Mit Dä­mo­nen konn­te er viel mehr falsch ma­chen als mit den Höf­lin­gen hier auf der Burg. Auch wäre der Preis für je­den Feh­ler un­gleich grö­ßer. Die Erin­ne­rung an sei­ne kur­ze Be­ses­sen­heit vom Dä­mo­nen Sy­th’lar war ihm dann doch War­nung ge­nug, erst ein­mal wei­ter Theo­rie zu pau­ken.

Lei­der be­fan­den sich die Wer­ke über Dä­mo­nen alle in Hal­fuár. Gro­ße Lust, sich heu­te noch dort­hin zu tele­por­tie­ren, ver­spür­te der Zau­be­rer je­doch nicht. Mal se­hen, was die Biblio­thek hier in Sinál In­ter­essan­tes zu bie­ten hat­te!

Den gan­zen Tag lang und den nächs­ten Mor­gen hat­te Nik­ko ver­sucht, sich auf sein Stu­di­um zu kon­zen­trie­ren. Ob­wohl sich un­ter den Bü­chern, die ver­mut­lich Pe­ryn­dor wäh­rend sei­ner Amts­zeit hier her­ge­schafft hat­te, viel­ver­spre­chen­de Lek­tü­re be­fand, wa­ren sei­ne Ge­dan­ken im­mer wie­der zu Yo­la­ja und de­ren Schwan­ger­schaft ge­drif­tet.

Auch die Nacht da­vor war ihm da­durch schon ver­miest wor­den. Übels­te Alb­träu­me hat­ten ihn wie­der und wie­der ge­quält. Meist war es dar­um ge­gan­gen, dass Fy­dal her­aus­fand, wer der Va­ter des Kin­des war. Die Stra­fe war je­des Mal eine an­de­re, doch im­mer schlimm. Am schreck­lichs­ten war ein Traum ge­we­sen, in dem aus­ge­rech­net Xan­thúal über Nik­ko rich­ten soll­te.

Nun, am spä­ten Mor­gen, gab der Zau­be­rer letzt­end­lich auf. An kon­zen­trier­tes Le­sen war in sei­ner Si­tua­ti­on ein­fach nicht mehr zu den­ken. Auch mor­gen oder über­mor­gen, oder an den Ta­gen dar­auf, wür­de sich dar­an nichts än­dern, je­den­falls so lan­ge nicht, bis er end­lich mit der Her­zo­gin ge­spro­chen hat­te.

Ir­gend­wie muss­te er den Kon­takt zu der Dame her­stel­len. Er muss­te ein­fach wis­sen, was sie zu der gan­zen Sa­che zu sa­gen hat­te. Er muss­te vor al­lem si­cher­stel­len, dass sie ihn nie­mals ver­riet. Auch woll­te er sei­ne Va­ter­schaft von ihr noch be­stä­tigt ha­ben, ob­wohl er selbst kaum Zwei­fel dar­an hat­te.

Den­noch, auf die Schnel­le fiel ihm nichts ein, wo­mit er ein Tref­fen recht­fer­ti­gen konn­te. Wür­de es hel­fen, län­ger dar­über nach­zu­den­ken? Oder wäre es bes­ser, wenn er zu­nächst Zer­streu­ung such­te und auf eine spon­ta­ne Ein­ge­bung war­te­te?

Es dau­er­te nicht lan­ge, be­vor Nik­ko sich für die zwei­te Op­ti­on ent­schied. Er muss­te sich da­bei auch ein­ge­ste­hen, dass er das Ge­spräch mit der Her­zo­gin ir­gend­wie fürch­te­te. Je­den­falls hat­te er es auf ein­mal nicht mehr so ei­lig, der Dame ge­gen­über zu ste­hen.

Was aber soll­te der Zau­be­rer also tun? Für wei­te­re Stu­di­en war er viel zu un­kon­zen­triert. Für das Ge­spräch mit Yo­la­ja fühl­te er sich noch nicht be­reit. Was war er manch­mal nur für ein jäm­mer­li­cher Wurm!

Vi­el­leicht war er ja we­nigs­tens im Stan­de, prak­tisch zu ar­bei­ten. Der Um­gang mit der Kraft wür­de ihn wohl schnell wie­der auf an­de­re Ge­dan­ken brin­gen. Wie wäre es also mit ein paar Übun­gen?

Der Tele­port­stein! Ja, er woll­te doch noch den An­ker für Da­nu­wil be­ar­bei­ten. Zwar war Pe­ryn­dor der ein­zi­ge an­de­re Ma­gier, dem das neue Mus­ter dar­in be­kannt war, aber trotz­dem woll­te Nik­ko ihn lie­ber mit ei­nem neu­en ver­se­hen. Man konn­te schließ­lich nie si­cher ge­nug sein. Au­ßer­dem wäre das eine gute Übung.

Für Hal­fuár hat­te er Ähn­li­ches ge­plant. Auch dort woll­te er si­cher­ge­hen, kei­nen un­ge­woll­ten Be­such mehr fürch­ten zu müs­sen, ob­wohl Groß­meis­ter Pe­ryn­dor wie­der­um der ein­zi­ge an­de­re Zau­be­rer war, der das Mus­ter kann­te. Aber wer wuss­te schon, ob er es nicht längst wei­ter­ge­ge­ben hat­te?

Am liebs­ten wäre es Nik­ko ge­we­sen, so­gar das Tele­port­mus­ter von Sinál zu ver­än­dern. Doch hät­te ihm die­ser Schritt großen Är­ger mit dem Or­den ein­brin­gen kön­nen. Im­mer­hin war das Ka­pi­tel hier ja nicht sein per­sön­li­cher Be­sitz, mit dem er ma­chen konn­te, was er woll­te.

Nun war aber erst ein­mal der An­ker­stein für Da­nu­wil an der Rei­he. Um das dar­in ein­ge­schlos­se­ne Tele­port­mus­ter zu än­dern, muss­te er es zu­nächst lö­schen, den Stein dann phy­sisch be­ar­bei­ten und ein neu­es Mus­ter ein­schlie­ßen. So hat­te er es kürz­lich von Groß­meis­ter Pe­ryn­dor ge­lernt.

Um das alte Mus­ter zu ent­fer­nen, konn­te er zwar wie­der sei­ne ei­ge­ne Ver­si­on der Ban­nung ver­wen­den, in die er auch ein we­nig Di­men­si­ons­ma­gie hat­te ein­flie­ßen las­sen. Al­ler­dings hat­te der Groß­meis­ter ihm auch noch einen an­de­ren Zau­ber ge­zeigt, mit dem er das alte Tele­port­mus­ter ban­nen konn­te.

Nik­ko ent­schied sich aus blo­ßer Neu­gier dazu, dies­mal die Ver­si­on Pe­ryn­dors zu ver­wen­den. Vi­el­leicht konn­te er da­bei ja et­was ler­nen.

Wie funk­tio­nier­te sie noch mal? An­statt das Mus­ter als Gan­zes zu lö­schen, griff der Zau­ber nur ein­zel­ne sei­ner Tei­le an, und zwar mit ziem­li­cher Wucht. Da­durch brach das Tele­port­mus­ter letzt­lich in sich zu­sam­men.

Der Ma­gier leg­te den Ob­si­dian­stein vor sich auf einen Tisch und wie­der­hol­te den Bann­zau­ber des Groß­meis­ters aus dem Ge­dächt­nis. Be­son­ders kom­pli­ziert war die­ser oh­ne­hin nicht. Den­noch, zu­nächst woll­te er ein­fach nicht funk­tio­nie­ren. Erst, als Nik­ko mehr und mehr Kraft in sei­nen Zau­ber flie­ßen ließ, zer­barst das Mus­ter im Stein.

Kopf­schmer­zen und Schwin­del, wie der Meis­ter sie schon län­ge­re Zeit nicht mehr ver­spürt hat­te, wa­ren der Preis für die­sen bra­chia­len Zau­ber. Da war ihm sei­ne ei­ge­ne Ver­si­on doch deut­lich lie­ber!

Den­noch, vom al­ten Mus­ter im An­ker­stein war nichts mehr zu er­ken­nen. Es hat­te also al­les bes­tens funk­tio­niert. Nun muss­te er den Ob­si­di­an­klum­pen nur noch äu­ßer­lich leicht ver­än­dern und das neue Mus­ter in ihm bin­den. Ver­zau­be­run­gen hat­te er ja kürz­lich aus­gie­big ge­übt.

Ein Mei­ßel – wo soll­te er so ein Werk­zeug her­be­kom­men? Mal se­hen, was Pe­ryn­dor wäh­rend sei­ner Zeit in Sinál so al­les an­ge­häuft hat­te. Nik­ko hat­te ja noch im­mer kei­nen ge­nau­en Über­blick dar­über, was sein Vor­gän­ger hier ge­trie­ben hat­te.

Nach ei­ni­gem Su­chen fand der Zau­be­rer we­nigs­tens einen Dolch, der durch Ma­gie ge­här­tet zu sein schi­en. An­sons­ten gab es im Turm nur Tand. Ver­mut­lich hat­te der Groß­meis­ter das meis­te von Wert wie­der mit nach Zun­daj ge­nom­men. Trotz­dem konn­te der jun­ge Meis­ter ihm nicht böse sein. Ohne den Erz­ma­gier wäre das Ka­pi­tel schließ­lich noch im­mer eine lee­re Rui­ne.

Mit ei­ni­ger An­stren­gung ge­lang es Nik­ko, eine sicht­ba­re Ker­be in das har­te Vul­kan­glas zu rit­zen. Ob ein ge­wöhn­li­cher Dolch dies je ver­mocht hät­te, wag­te er zu be­zwei­feln. Der so be­ar­bei­te­te Stein un­ter­schied sich si­cher­lich ge­nug vom al­ten, so dass sich von selbst ein ganz neu­es Tele­port­mus­ter er­gab, wenn der Zau­be­rer den Tele­por­ta­spekt im Stein wir­ken ließ. Die­sen Teil der Pro­ze­dur hat­te er ja mit dem Groß­meis­ter ge­übt.

Ge­sagt, ge­tan. Nach we­ni­gen Au­gen­bli­cken er­strahl­te ein brand­neu­es Mus­ter im An­ker­stein. Ein Mus­ter, das nur Nik­ko be­kannt war. Da­nu­wil brauch­te also kei­ner­lei Angst mehr da­vor zu ha­ben, dass ir­gend­ein frem­der Ma­gier ihn in Tel­gâr be­hel­lig­te.

Der Zau­be­rer wür­de ihm den Stein so­wie Plä­ne zum Bau ei­nes Tele­por­traums um­ge­hend von ei­nem her­zog­li­chen Bo­ten über­brin­gen las­sen, was je­doch zwei bis drei Wo­chen dau­ern wür­de. Dann aber stün­de es ihm je­der­zeit frei, den al­ten Freund in des­sen neu­em Le­hen zu be­su­chen.

Das hat­te gut­ge­tan, stell­te Nik­ko er­freut fest. Die Ar­beit mit der Kraft hat­te ihn so­gar all den Är­ger ver­ges­sen las­sen. Für die viel­leicht hal­be Stun­de, die ihn sein Werk ge­kos­tet hat­te, war er wie­der frei von al­len Sor­gen ge­we­sen. Wa­rum konn­te es nicht im­mer so sein?

Al­les hin­ter sich las­sen und ir­gend­wo, ganz al­lein in der Ein­sam­keit, nur noch der Ma­gie frö­nen – warum ei­gent­lich nicht? Was wäre falsch dar­an, al­les aus sei­nem Le­ben zu ver­ban­nen, was ihm oh­ne­hin nichts be­deu­te­te?

Ein schö­ner Ge­dan­ke. Zu schön, um wahr zu sein! Nur ein äu­ßerst mäch­ti­ger Zau­be­rer, wie der Ne­kro­mant ei­ner ge­we­sen war, konn­te sich in der Ein­sam­keit be­haup­ten. Nur wer ge­fähr­lich ge­nug war, dass der Or­den den Kon­flikt mit ihm scheu­te, hat­te wirk­lich sei­ne Ruhe. Alle an­de­ren wa­ren stets Ge­jag­te, wie einst Tho­ro­dos. Mit ei­nem lan­gen Seuf­zen sah der jun­ge Meis­ter ein, dass er des­sen un­schö­nes Ende nicht tei­len woll­te.

Nein, noch muss­te er ihr Spiel also mit­ma­chen. Noch war er zu schwach, sich al­lein ge­gen sie zu be­haup­ten. Gil­hatán hat­te ihn als Hof­ma­gier hier in Hy­mal plat­ziert. Die­se Rol­le muss­te Nik­ko nun spie­len, auch wenn er am liebs­ten weg­ge­lau­fen wäre. Aber ir­gend­wann …

Den­noch, so konn­te es nicht wei­ter­ge­hen! Die Si­tua­ti­on mit der Her­zo­gin raub­te ihm den letz­ten Nerv. Hier muss­te end­lich Klar­heit ge­schaf­fen wer­den! Wie soll­te er denn sei­ne Pf­lich­ten wahr­neh­men, wenn er stets fürch­ten muss­te, dass al­les ans Licht kommt?

Nichts führ­te an ei­nem Ge­spräch mit Yo­la­ja vor­bei, das war ihm klar. Es gab auch kei­nen Grund, es im­mer wie­der auf­zu­schie­ben. Im Ge­gen­teil, die Un­ge­wiss­heit wür­de mehr und mehr an ihm na­gen. Er muss­te mit der Dame re­den, und das so schnell wie mög­lich!

Noch im­mer fiel ihm je­doch kein gu­ter Grund ein, aus dem er die Her­zo­gin zu sich in den Turm bit­ten könn­te, und noch viel we­ni­ger, warum er sie in ih­ren ei­ge­nen Ge­mä­chern auf­su­chen soll­te. Er muss­te sich also doch in al­ler Heim­lich­keit zu ihr be­ge­ben.

Un­ge­se­hen zu ihr zu ge­lan­gen, war als Zau­be­rer kein Pro­blem. Am bes­ten nachts, wo sie mit Si­cher­heit al­lein in ih­rem Schlaf­ge­mach zu fin­den war, konn­te er sich mit Hil­fe sei­nes Un­sicht­bar­keits­zau­bers heim­lich zu ihr schlei­chen. Aber was dann?

Es ware schon schwie­rig ge­nug, die Dame mit sei­nem un­er­war­te­ten Auftau­chen nicht der­art zu er­schre­cken, dass sie ihre Zo­fen durch Ge­schrei alar­mier­te oder, schlim­mer noch, die Wa­chen. Selbst wenn sie nicht schrie, war die Ge­fahr viel zu groß, mit ih­ren Stim­men Auf­merk­sam­keit zu er­re­gen und dann be­lauscht zu wer­den.

Stil­le! Ir­gend­wie muss­te Nik­ko da­für sor­gen, dass kein Laut aus dem Schlaf­ge­mach der Her­zo­gin drang. Für so et­was muss­te es doch einen Zau­ber ge­ben!

Eine Art Schild viel­leicht? Da­von gab es ja jede Men­ge, ob­wohl die meis­ten ge­gen die vie­len Ar­ten ma­gi­scher At­ta­cken schütz­ten. Aber auch wi­der phy­si­sche Ge­walt gab es ma­gi­schen Schutz. Nik­ko hat­te da­mals so einen Schild ein­ge­setzt, als er das Ork­heer vor Hal­fuár … Oh je, dar­an woll­te er lie­ber nicht mehr den­ken. Den­noch, der Schild hat­te ihn vor Pfei­len ge­schützt und so sein Le­ben ge­ret­tet.

Der jun­ge Zau­be­rer muss­te sich lei­der ein­ge­ste­hen, dass er kei­ne Ah­nung hat­te, was Lau­te ei­gent­lich wa­ren. Ohne die­ses Wis­sen war es je­doch so gut wie un­mög­lich, einen Schild zu er­den­ken, der Geräusche ab­schirm­te.

Die Biblio­thek! Mit ein we­nig Glück fand sich dort viel­leicht ein Buch dazu. Pe­ryn­dor war schließ­lich ein Ken­ner ma­gi­scher Schil­de. Da war es nicht un­wahr­schein­lich, dass er ent­spre­chen­de Li­te­ra­tur dar­über zu­sam­men­ge­tra­gen hat­te.

Bis in den frü­hen Abend hin­ein hat­te der jun­ge Zau­be­rer in der Biblio­thek stu­diert. Die Aus­sicht dar­auf, mit dem hier er­wor­be­nen Wis­sen sein Pro­blem zu lö­sen, hat­te es ihm er­mög­licht, doch wie­der kon­zen­triert zu ar­bei­ten. Ganz im Ge­gen­teil zu ges­tern und heu­te Mor­gen.

Tat­säch­lich fand Nik­ko letzt­lich so­gar, was er such­te. Zwar kei­ne Er­klä­rung, was Lau­te ei­gent­lich wa­ren, aber ein Mus­ter für einen Schild, bei dem aus­drück­lich da­vor ge­warnt wur­de, dass er auch alle Geräusche blo­ckier­te. In der Tat schi­en er fast al­les zu blo­ckie­ren, au­ßer Licht. Der Ma­gier muss­te also dar­auf ach­ten, dass der Be­reich im Schild groß ge­nug war, sonst be­stand die Ge­fahr, in sei­nem In­nern zu er­sti­cken.