Der Hexer von Hymal, Buch XIV: Zu zweit allein - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch XIV: Zu zweit allein E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Die Fortsetzung des Fantasy-Epos. Nach dem Vorfall im Keller der Festung Ohuhwa hat Nikko vom Süden erst einmal genug. Doch in der Heimat warten schon wieder neue Probleme auf ihn. Dann aber geschehen seltsame Dinge. Wird Nikko etwa magisch angegriffen? Um aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen, muss der junge Zauberer ganz neue Wege gehen. Null Papier Verlag

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N. Bernhardt

Buch XIV: Zu zweit allein

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch XIV: Zu zweit allein

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 1. Auflage, ISBN 978-3-954185-79-5

null-papier.de/292

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Alte Plä­ne, neue Plä­ne

Zwei­tes Ka­pi­tel: Alte Sor­gen, neue Sor­gen

Drit­tes Ka­pi­tel: Ein Pro­blem we­ni­ger

Vier­tes Ka­pi­tel: Ein un­sicht­ba­rer Feind

Fünf­tes Ka­pi­tel: Leich­ter als ge­dacht

Sechs­tes Ka­pi­tel: Eine Fra­ge, zwei Ant­wor­ten

Sieb­tes Ka­pi­tel: Licht und Schat­ten

Aus­blick

Nach dem Vor­fall im Kel­ler der Fes­tung Ohuh­wa hat Nik­ko vom Sü­den erst ein­mal ge­nug. Doch in der Hei­mat war­ten schon wie­der neue Pro­ble­me auf ihn.

Dann aber ge­sche­hen selt­sa­me Din­ge. Wird Nik­ko etwa ma­gisch an­ge­grif­fen? Um aus die­sem Schla­mas­sel wie­der her­aus­zu­kom­men, muss der jun­ge Zau­be­rer ganz neue Wege ge­hen.

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Alte Pläne, neue Pläne

Nik­ko konn­te sich gar nicht mehr rich­tig dar­an er­in­nern, wie er in den Fest­saal der Burg Ohuh­wa ge­kom­men war, in des­sen lo­dern­des Ka­min­feu­er er nun starr­te. Aus dem Au­gen­win­kel her­aus nahm er flüch­tig wahr, dass auch Pe­ryn­dor hier war und sich ge­müt­lich im Ses­sel lüm­melnd wie­der ein­mal eine Pfei­fe an­ge­zün­det hat­te.

Ver­mut­lich hat­te der Groß­meis­ter ihn im An­schluss an den … Vor­fall im Kel­ler mit hier­her ge­nom­men. Nur warum? Viel wich­ti­ger war al­ler­dings die Fra­ge, was ge­nau sich dort un­ten zu­ge­tra­gen hat­te.

Nein, ei­gent­lich war doch al­les klar. Wahr­schein­lich hat­te Meis­ter Ni­be­gu schon eine gan­ze Wei­le lang dar­auf hin­ge­ar­bei­tet, sich an Xan­thúal zu rä­chen. Die Freund­schaft des Fürst­ma­giers zum al­ten Tho­ro­dos muss­te wohl en­ger ge­we­sen sein als Nik­ko zu­nächst an­ge­nom­men hat­te.

Die auf­fäl­lig schnel­le Be­reit­schaft, sich aus­ge­rech­net mit Xan­thúal zu tref­fen – ei­nem da­her­ge­lau­fe­nen Meis­ter des Nor­dens, ohne großen Na­men oder Rück­halt im Or­den – hät­te Nik­ko ein mehr als ein­deu­ti­ger Hin­weis dar­auf sein müs­sen, dass Ni­be­gu wie­der ein­mal sei­ne ei­ge­nen Zie­le ver­folgt hat­te und sei­nen jun­gen Kol­le­gen da­bei nur aus­nut­zen woll­te.

Vor al­lem je­doch sein omi­nöser Blick, den er schon den gan­zen Tag auf­ge­setzt hat­te, hät­te Nik­ko eine War­nung sein müs­sen, dass hier et­was nicht stimm­te. Aber selbst wenn er den Fürst­ma­gier recht­zei­tig durch­schaut hät­te, wäre es ihm doch gar nicht mög­lich ge­we­sen, den Lauf der Din­ge zu än­dern, oder?

Nik­ko hät­te so oder so kei­ne Ge­le­gen­heit mehr ge­habt, Meis­ter Xan­thúal zu war­nen – zu­min­dest nicht, ohne dass Ni­be­gu es mit­be­kom­men hät­te. Wie die­ser aber dar­auf rea­giert hät­te, woll­te der jun­ge Ma­gier lie­ber gar nicht erst wis­sen.

»Ei­gent­lich müss­te ich Euch nun dar­auf hin­wei­sen, dass ich Euch doch vor dem Fürst­ma­gier ge­warnt hat­te«, riss der Groß­meis­ter Nik­ko aus sei­nen Ge­dan­ken und schüt­tel­te dann den Kopf. »Aber ich will lie­ber nicht den Fin­ger in die Wun­de le­gen.«

Wie ein­fühl­sam, gif­te­te Nik­ko in­ner­lich und wun­der­te sich, wie Pe­ryn­dor sei­ne ei­ge­nen Wor­te über­haupt ernst neh­men konn­te. Wahr­schein­lich fühl­te sich der Alte in die­sem Au­gen­blick je­doch tat­säch­lich so gön­ner­haft.

»Nun, Meis­ter Nik­ko«, zuck­te er die Schul­tern, »seht doch lie­ber das Gute dar­an – wir wer­den uns nie­mals wie­der mit dem wer­ten Meis­ter Xan­thúal her­um­pla­gen müs­sen. Die­ser Cha­rak­ter war mir nie ganz ge­heu­er und Euch ver­mut­lich eben­so we­nig.«

Ob­wohl der Groß­meis­ter da­mit so­gar recht ha­ben moch­te, woll­te Nik­ko auf die­sen Ge­dan­ken gar nicht erst ein­ge­hen. Zu tief saß noch der Schock. Zu tief saß auch der Är­ger, für Ni­be­gus Ra­che so scham­los ein­ge­spannt wor­den zu sein.

»Lasst Euch das al­les eine Leh­re sein«, wuss­te Pe­ryn­dor schein­bar nicht, wann es Zeit war, den Mund zu hal­ten. »Ihr seid ein­fach zu jung und un­er­fah­ren, um Euch der­art in die Po­li­tik der Zau­be­rer ein­zu­mi­schen. Fragt Euch doch ein­mal, warum ich es für noch viel zu früh hielt, Euch über­haupt mit zu den Meis­tern des Sü­dens zu neh­men.«

»Ich möch­te jetzt lie­ber al­lein sein«, zisch­te Nik­ko, der gar kei­ne Lust hat­te, auf die Sti­che­lei­en des Groß­meis­ters ein­zu­ge­hen.

»Euer Zim­mer hier steht Euch wohl kaum mehr zur Ver­fü­gung«, zuck­te der Alte die Schul­tern. »Denn Ihr seid ja be­reits ges­tern zu­rück nach Ghal­la-Um­bua ge­reist.«

Soso, jetzt war er hier also noch nicht ein­mal mehr will­kom­men. Aber viel­leicht war es oh­ne­hin höchs­te Zeit, dem Sü­den den Rücken zu keh­ren und end­lich wie­der nach Hal­fuár zu­rück­zu­keh­ren, wo er ganz in Ruhe über al­les nach­den­ken könn­te.

Den­noch, Nik­ko emp­fand es als sei­ne Pf­licht, Pe­ryn­dor noch vor den Meis­tern des Sü­dens zu war­nen. Im­mer­hin war es kein Amt als Fürst­ma­gier, das hier auf ihn war­te­te, son­dern eine Viel­zahl miss­güns­ti­ger Zau­be­rer, die sich ei­nes zu­künf­ti­gen Kon­kur­ren­ten ent­le­di­gen woll­ten, was durch­aus schlecht für den Groß­meis­ter en­den könn­te und al­ler Wahr­schein­lich­keit nach auch wür­de.

Nein, nicht jetzt! Nik­ko war noch nicht in der Lage, ein ernst­haf­tes Ge­spräch mit dem Al­ten zu füh­ren. Dazu muss­te er sich erst ein­mal wie­der be­ru­hi­gen. Wenn ihm sein Zim­mer hier nicht mehr zur Ver­fü­gung stand, wür­de ein Spa­zier­gang da­für wohl ge­nü­gen müs­sen.

»Ich möch­te mir jetzt erst ein­mal ein we­nig die Bei­ne ver­tre­ten«, keuch­te Nik­ko. »Da­nach wer­de ich ver­mut­lich gleich nach Hal­fuár zu­rück­keh­ren. Doch vor­her habe ich Euch noch et­was zu sa­gen – na­tür­lich nur, falls Ihr dann Zeit habt, Groß­meis­ter.«

»Soso«, nick­te Pe­ryn­dor. »Nun, wenn es so … wich­tig ist, wer­de ich mir wohl die Zeit da­für neh­men müs­sen. Tref­fen wir uns also in ei­ner Stun­de wie­der hier?«

»Gut«, pus­te­te Nik­ko und schwang sich von sei­nem Ses­sel hoch.

Die fri­sche Luft des spät­som­mer­li­chen Nach­mit­tags in den ho­hen Ber­gen tat dem jun­gen Zau­be­rer gut, der auf ei­nem Wehr­gang schlen­dernd in die Fer­ne starr­te. Mit je­dem tie­fen Atem­zug kam ein Stück Klar­heit in sei­nen Ver­stand zu­rück, den die Ge­scheh­nis­se im Kel­ler kräf­tig durch­ein­an­der­ge­bracht hat­ten.

Ei­nes war dem Meis­ter nun klar, die Zu­sam­men­ar­beit mit dem Fürst­ma­gier war vor­bei – ein für alle Mal! Si­cher, es gäbe da jede Men­ge, was er von dem so viel er­fah­re­ne­ren Ma­gier noch ler­nen konn­te, aber es wäre den Preis ein­fach nicht wert.

Der Preis – das wäre nicht zu­letzt die Ach­tung vor sich selbst. Im­mer­hin hat­te Ni­be­gu ihn scham­los aus­ge­nutzt und wahr­schein­lich so­gar die gan­ze Zeit über ma­ni­pu­liert. Es hat­te zwar auch für ihn viel Gu­tes an ih­rer Zu­sam­men­ar­beit ge­ge­ben, aber der Fürst­ma­gier dürf­te wohl deut­lich mehr da­von pro­fi­tiert ha­ben.

Was ihn an Ni­be­gu je­doch am meis­ten stör­te, war des­sen un­durch­sich­ti­ges We­sen. Nik­ko war sich ein­fach nicht si­cher, ob er dem Kerl wirk­lich trau­en konn­te. Wie aber soll­te er mit je­man­dem so eng zu­sam­men­ar­bei­ten, dem er stän­dig auf die Fin­ger schau­en muss­te? Müss­te, nicht muss­te! Wo der Fürst­ma­gier sei­ne Fin­ger noch über­all im Spiel ha­ben moch­te, war dem Ma­gier schließ­lich ein Rät­sel.

Ob Meis­ter Ni­be­gu sei­ner­seits über­haupt an ei­ner wei­te­ren Zu­sam­men­ar­beit ge­le­gen war, wuss­te Nik­ko eben­falls nicht. Vi­el­leicht hat­te der jun­ge Zau­be­rer sei­nen Zweck nun er­füllt. Vi­el­leicht war er aber oh­ne­hin der Nächs­te auf Ni­be­gus Lis­te.

Im­mer­hin hat­te Nik­ko selbst ja kei­ne An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, Meis­ter Xan­thúal we­gen des Mor­des an Tho­ro­dos zur Re­chen­schaft zu zie­hen. In den Au­gen des Fürst­ma­giers könn­te er sich schon da­mit schul­dig ge­macht ha­ben. Dass Nik­ko dar­über hin­aus auch noch zu ei­ner um­fas­sen­den Zu­sam­men­ar­beit mit Xan­thúal be­reit ge­we­sen war, dürf­te die Sa­che nicht bes­ser ma­chen.

In An­be­tracht die­ser Über­le­gun­gen war es so oder so eine gute Idee, dem Fürst­ma­gier nicht so schnell wie­der un­ter die Au­gen zu tre­ten. Wer wuss­te schon, was der noch mit Nik­ko vor hat­te?

Wie aber soll­te es nun wei­ter­ge­hen? Die wun­der­vol­len Plä­ne, die Xan­thúal für bei­de ge­schmie­det hat­te, wa­ren jetzt doch al­le­samt hin­fäl­lig, oder? Zum größ­ten Teil schon. Al­ler­dings lag vie­les, was Nik­ko vor­her be­reits für sich selbst ge­plant hat­te, noch im­mer im Be­reich des Mög­li­chen.

Ja, an­statt sich gleich den gan­zen Nor­den un­ter­tan zu ma­chen, wür­de er sich ein­fach nur neh­men, was ihm oh­ne­hin zu­stand – Hal­fuár! Den Ar­ka­nen Or­den könn­te Nik­ko schon ir­gend­wie auf Ab­stand hal­ten, falls ihn die­ser dort über­haupt je be­hel­li­gen wür­de.

Bei der Be­schwö­rung von Dä­mo­nen war er mit Ni­be­gu letzt­lich ja doch ein gu­tes Stück vor­an­ge­kom­men und hat­te zu­dem die Bü­cher des Ne­kro­man­ten zu­rück be­kom­men. Auch was die Ne­kro­man­tie an sich be­traf, konn­te ihm kein le­ben­der Ma­gier das Was­ser rei­chen – nicht ein­mal Ni­be­gu, je­den­falls noch nicht. So schlecht sah es also gar nicht aus!

Auch die Ar­te­fak­te, die er einst in Skingár ge­fun­den hat­te, wa­ren ja noch vor­han­den – bis auf die­sen einen Stab, der beim Kräf­te­mes­sen mit Meis­ter Khon­dyr zer­bors­ten war und in Skingár ein … ach, ver­ges­sen wir das lie­ber!

Nik­kos Lau­ne hat­te sich schlag­ar­tig ver­bes­sert. Es war ja auch nicht so, als wäre Meis­ter Xan­thúal ihm ein gu­ter Freund ge­we­sen. Ganz im Ge­gen­teil, der Kerl hat­te im­mer­hin den al­ten Tho­ro­dos auf dem Ge­wis­sen! Au­ßer­dem wa­ren da noch die … Ge­scheh­nis­se im Ker­ker des Ar­ka­nen Or­dens, an die Nik­ko lie­ber gar nicht mehr den­ken woll­te.

Der jun­ge Meis­ter war sich zu­dem nie völ­lig im Kla­ren dar­über ge­we­sen, ob der dunkle Zau­be­rer wirk­lich al­les ernst ge­meint hat­te, was er da von sich ge­ge­ben hat­te. Es war nicht aus­zu­schlie­ßen, dass Xan­thúal Nik­ko bei der ers­ten Ge­le­gen­heit an den Or­den ver­ra­ten hät­te, um dort wie­der einen Fuß in die Tür zu be­kom­men – trotz sei­nes schwie­ri­gen Ver­hält­nis­ses zu Meis­ter Khon­dyr.

Vi­el­leicht hat­te Ni­be­gu sei­nen nun ehe­ma­li­gen Kol­le­gen ja doch vor ei­nem großen Feh­ler be­wahrt – aber selbst wenn, dann si­cher­lich nicht aus den rich­ti­gen Mo­ti­ven her­aus. Nein, der Fürst­ma­gier war falsch und ver­lo­gen!

Im Grun­de war es gut, dass Nik­ko nun bei­de los war. Wenn über­haupt, soll­te er sich oh­ne­hin nur mit Leu­ten um­ge­ben, de­nen er wirk­lich ver­trau­en konn­te. Ob über­haupt – das war die Fra­ge! Die Fra­ge, die ihn nun wie­der auf Pe­ryn­dor zu­rück­brach­te.

Pe­ryn­dor – was war mit dem Groß­meis­ter jetzt bloß an­zu­fan­gen? Nik­ko muss­te ihn ir­gend­wie da­von über­zeu­gen, dass hier im Sü­den nie­mand auf ihn war­te­te, ge­schwei­ge denn ihm ein ho­hes Amt an­tra­gen wür­de. Aber wie soll­te er dem ein­ge­bil­de­ten Ma­gier die­se für ihn so de­mü­ti­gen­de Nach­richt über­mit­teln?

Über­haupt, was wür­de pas­sie­ren, wenn Pe­ryn­dor ihm letzt­lich glaub­te? Wür­de der Alte sich etwa wie­der in Hal­fuár ver­krie­chen wol­len?

Oh je, Nik­ko ging es da nicht an­ders als den Meis­tern des Sü­dens. Den Groß­meis­ter ei­ni­ge Tage zu be­her­ber­gen, wäre ihm durch­aus ein Ver­gnü­gen. Aber als Dau­er­gast wäre der Alte ein­fach nur eine Zu­mu­tung!

Am bes­ten wäre es si­cher­lich, wenn Pe­ryn­dor sich wie­der ein­mal mit dem Or­den aus­söh­nen wür­de, um dann sei­nen ko­mi­schen Pos­ten als Erz­ma­gier von Zun­daj zu­rück zu be­kom­men, so­wie na­tür­lich sein pom­pö­ses An­we­sen in der Stadt.

Ja, das wäre wirk­lich ide­al, zu­mal Nik­ko mit ihm auch wie­der eine Kon­takt­per­son beim Or­den hät­te. Nicht, dass er sich un­be­dingt noch ein­mal mit den Zau­be­rern dort ein­las­sen woll­te, aber über Pe­ryn­dor könn­te man dann im­mer­hin mit­ein­an­der re­den, wenn dazu viel­leicht doch ein­mal die Not­wen­dig­keit be­stün­de.

Die ein­zi­ge wei­te­re Al­ter­na­ti­ve wäre wohl Sinál, die Haupt­stadt Hy­mals. Dort könn­te der Alte wie­der den Hof­ma­gier des Her­zogs spie­len und sich da­bei wich­ti­ger vor­kom­men, als er ei­gent­lich war. Al­ler­dings be­stand durch­aus die Ge­fahr, dass der Or­den den Her­zog mitt­ler­wei­le über die ab­trün­ni­gen Meis­ter in­for­miert hat­te.

Au­ßer­dem hat­te Nik­ko mit Fy­dal ja noch eine ganz be­son­de­re Rech­nung of­fen, bei de­ren Be­glei­chung Pe­ryn­dor als Hof­ma­gier letzt­lich im Wege ste­hen wür­de. In der Tat könn­te der Groß­meis­ter so zu Nik­kos di­rek­tem Geg­ner wer­den, was die­ser aber un­be­dingt ver­mei­den soll­te. Denn trotz sei­nes al­ber­nen Ge­ha­bes durf­te man den Al­ten als Zau­be­rer mit so vie­len Jahr­hun­der­ten an Er­fah­rung eben doch nicht un­ter­schät­zen.

Ver­nünf­tig be­trach­tet gab es also ei­gent­lich nur zwei Mög­lich­kei­ten, seufz­te der jun­ge Zau­be­rer. Ent­we­der er konn­te Pe­ryn­dor da­von über­zeu­gen, sich wie­der beim Ar­ka­nen Or­den an­zu­bie­dern, oder er müss­te den Groß­meis­ter eben dau­er­haft bei sich in Hal­fuár auf­neh­men.

Nun, zu­nächst galt es oh­ne­hin erst ein­mal, den Al­ten über­haupt da­von zu über­zeu­gen, hier nicht län­ger auf sei­ne nie­mals kom­men­de Be­ru­fung zum Fürst­ma­gier zu war­ten. Ir­gend­wie muss­te es Nik­ko auch noch schaf­fen, ihm das so bei­zu­brin­gen, dass sein Stolz nicht zu sehr ver­letzt wür­de. Kei­ne ein­fa­che Auf­ga­be!

»Da seid Ihr ja end­lich«, maul­te Pe­ryn­dor, als Nik­ko we­nig spä­ter zu­rück in den Fest­saal kam. »In ei­ner Stun­de, hat­te ich ge­sagt, nicht an­dert­halb oder zwei.«

Der Alte stand di­rekt am Ka­min und trom­mel­te mit sei­nen Fin­gern ge­gen des­sen Wand. War er etwa auf­ge­regt? Si­cher­lich nicht we­gen Nik­kos ge­rin­ger Ver­spä­tung, aber viel­leicht war er ja doch ge­spannt, was der jun­ge Meis­ter so Wich­ti­ges von ihm woll­te.

»Also, was habt Ihr mir denn nun zu sa­gen?«, dräng­te der Groß­meis­ter, als Nik­ko sich in einen der Ses­sel fal­len ließ.

»Setzt Euch doch, Groß­meis­ter«, wies der jun­ge Zau­be­rer auf einen der an­de­ren Ses­sel. »Oder habt Ihr es etwa ei­lig?«

Schnau­fend nahm jetzt auch Pe­ryn­dor in ei­nem Ses­sel Platz und hol­te wie­der sei­ne Pfei­fe her­vor, um die­se dann genüss­lich zu stop­fen. Als ob er es wirk­lich ei­lig hät­te, wirk­te er so je­den­falls nicht.

»Auch wenn Ihr mit dem, was Ihr über Meis­ter Ni­be­gu zu be­rich­ten hat­tet, durch­aus recht ha­ben mögt«, fing Nik­ko schließ­lich zu re­den an, »so möch­te … oder muss ich Euch den­noch über et­was in Kennt­nis set­zen, was die­ser mir er­zählt hat.«

»Soso«, brumm­te der Alte und zün­de­te sich sei­ne Pfei­fe an. »Was hat er Euch denn so Wich­ti­ges er­zählt?«

»Es ging um Euch und Eure … Be­ru­fung zum Fürst­ma­gier«, rang der jun­ge Meis­ter nach den rich­ti­gen Wor­ten. »Er mein­te, es gebe da … durch­aus … ei­ni­ge Pro­ble­me.«

»Pro­ble­me?«, war der Groß­meis­ter ganz er­schro­cken. »Was denn für Pro­ble­me?«

Nun galt es, dem eit­len Zau­be­rer die Nach­richt so ver­packt zu prä­sen­tie­ren, dass die­ser sich als Sie­ger dar­aus her­vor­ge­hen sah.

»Neid und Miss­gunst«, log Nik­ko dreist und stam­mel­te: »Er er­zähl­te mir, dass vor al­lem ei­ni­ge … nun, wohl eher die Mehr­zahl der nie­de­ren Fürst­ma­gier da­ge­gen sind, einen so … ho­hen … ähm … einen … ähm … den Groß­meis­ter in ihre Rei­hen … auf­zu­neh­men.«

»Auch wenn sie na­tür­lich ein­se­hen, dass Euch schon we­gen Eu­res Ran­ges ein so ho­her Pos­ten zu­steht«, spann Nik­ko sei­ne Er­klä­rung wei­ter, »ha­ben sie doch zu große Angst, da­bei selbst an Ein­fluss zu ver­lie­ren.«

»Es gibt wohl so­gar schon An­zei­chen ei­nes … Kom­plotts ge­gen Euch«, trieb es der jun­ge Zau­be­rer auf die Spit­ze, als Pe­ryn­dor wei­ter­hin schwieg. »Meis­ter Ni­be­gu mag ge­lo­gen ha­ben, als er sag­te, er wüss­te nicht, wer da­hin­ter steckt. Aber viel­leicht ver­folgt er wie­der ein­mal nur sei­ne ei­ge­nen Plä­ne. Vi­el­leicht steckt er so­gar selbst mit da­hin­ter.«

»Ich hät­te so et­was ah­nen müs­sen«, schnauf­te Pe­ryn­dor und zog dann kopf­schüt­telnd an sei­ner Pfei­fe. »Ja, ei­gent­lich bin ich nicht be­son­ders über­rascht.«

»Nun ver­ste­he ich auch, wie sehr sich der wer­te Fürst­ma­gier in der Rol­le ge­fiel, uns heu­te Mor­gen im Kel­ler die­ses … Schau­spiel­chen«, brumm­te er in sei­ne Pfei­fe. »Eine ganz un­ver­hoh­le­ne War­nung an mich.«

Wie ein­ge­bil­det konn­te der Groß­meis­ter ei­gent­lich noch sein? So­gar die Hin­rich­tung Xan­thúals, die ganz of­fen­sicht­lich als Ra­che für den Mord an Tho­ro­dos ge­meint war, be­zog der Alte jetzt ein­fach auf sich. Aber gut, wenn es ihn zu über­zeu­gen half!

»Ihr habt Eure Rol­le brav ge­spielt, jun­ger Meis­ter«, zuck­te Pe­ryn­dor dann sei­ne Schul­tern.

»Was soll das denn hei­ßen?«, war Nik­ko nun ver­wirrt, der ei­gent­lich viel lie­ber ein paar Wor­te des Danks ge­hört hät­te.

»Ja, glaubt Ihr denn, Meis­ter Ni­be­gu hat Euch das ein­fach so er­zählt?«, höhn­te der Alte. »Nein, das ist al­les Teil sei­nes … mehr als of­fen­sicht­li­chen Plans, mich los zu wer­den.«

»Ich hät­te es wis­sen müs­sen, dass Ni­be­gu nie­man­den ne­ben sich dul­den wür­de«, sin­nier­te er laut. »Wa­rum soll­te er sich auch sei­ne Rol­le als mäch­tigs­ter Meis­ter des Sü­dens strei­tig ma­chen las­sen?«

Nik­ko muss­te sich nun zu­sam­men­rei­ßen, um nicht in Ge­läch­ter aus­zu­bre­chen. Aus­ge­rech­net der Groß­meis­ter sah sich in der Rol­le, ei­nem der­art ver­schla­ge­nen Zau­be­rer wie Ni­be­gu ge­fähr­lich wer­den zu kön­nen. Lä­cher­lich!

Den­noch, Nik­ko hat­te sein Ziel ver­mut­lich er­reicht. Je­den­falls hat­te Pe­ryn­dor den Kö­der erst ein­mal ge­schluckt. Ob er dar­aus al­ler­dings auch die rich­ti­gen Kon­se­quen­zen zie­hen wür­de, war na­tür­lich eine an­de­re Fra­ge, die es nun zu klä­ren galt.

»Was habt Ihr nun vor, Groß­meis­ter?«, frag­te der jun­ge Zau­be­rer da­her ganz un­schul­dig.

»Das ist eine gute Fra­ge«, zuck­te der Alte die Schul­tern und ant­wor­te­te: »Ich muss zu­ge­ben, dass es mir au­gen­blick­lich nicht un­be­dingt nach ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit den hie­si­gen Meis­tern steht. Da bleibt mir ei­gent­lich nur, mei­ne Plä­ne hier im Sü­den auf­zu­ge­ben – je­den­falls vor­erst.«

»Dann wollt Ihr also in den Nor­den zu­rück­keh­ren?«, bohr­te Nik­ko wei­ter.

»Das muss ich wohl«, keuch­te Pe­ryn­dor. »Ich habe wahr­lich kei­ne Lust, mich nun auch noch ir­gend­wel­cher Kom­plot­te hier im Sü­den er­weh­ren zu müs­sen. Dann kann ich mich auch gleich den Schwie­rig­kei­ten im Nor­den stel­len.«

»Glaubt Ihr denn, es be­steht für Euch die Mög­lich­keit, Euch mit dem Or­den … wie­der zu ver­söh­nen?«, woll­te Nik­ko den Al­ten gleich in die rich­ti­ge Rich­tung drän­gen.

»Mög­lich ist vie­les«, seufz­te der Groß­meis­ter. »Aber leicht wäre es kei­nes­falls.«

»Ver­mis­sen die Meis­ter des Or­dens denn nicht Eure gan­ze Er­fah­rung, vor al­lem in Eu­rem Amt als Erz­ma­gier?«, dräng­te Nik­ko wei­ter. »Sie dürf­ten doch kaum einen ad­äqua­ten Er­satz ge­fun­den ha­ben.«

»Na­tür­lich nicht«, schüt­tel­te Pe­ryn­dor sei­nen Kopf. »In der Tat wäre mir kaum et­was will­kom­me­ner, als end­lich wie­der nach Zun­daj zu­rück­zu­keh­ren, wo mein lieb­li­ches An­we­sen hof­fent­lich noch auf mich war­tet.«

»Al­ler­dings emp­fin­de ich die Aus­sich­ten auf eine er­neu­te Zu­sam­men­ar­beit mit Meis­ter Sa­hil be­reits als weitaus we­ni­ger ver­zückend«, keuch­te er dann und schüt­tel­te wie­der den Kopf. »An ei­ni­ge der an­de­ren Meis­ter will ich da lie­ber gar nicht erst den­ken.«

»Nun, viel­leicht wäre es ja auch aus­rei­chend, ne­ben­ein­an­der zu ar­bei­ten«, schlug der jun­ge Zau­be­rer vor. »Schon als ich da­mals in Zun­daj das ers­te Mal zu Euch stieß, hat­tet Ihr doch nur noch sehr we­nig mit dem Or­den zu tun. Lie­ße sich die­ser Zu­stand nicht wie­der her­stel­len?«

»Es wäre eine Über­le­gung wert«, nick­te der Alte lang­sam und schi­en da­bei eif­rig nach­zu­den­ken. »In der Tat könn­te ich als Erz­ma­gier wie­der weit­ge­hend zu­rück­ge­zo­gen vom Ar­ka­nen Or­den ope­rie­ren und müss­te mich nur … ge­le­gent­lich dort se­hen las­sen.«

»Die Fra­ge ist al­ler­dings, ob sich Meis­ter Sa­hil dar­auf ein­lässt«, knurr­te er dann. »Na­tür­lich braucht er mich. Drin­gend so­gar. Aber sein Ego ist un­glaub­lich groß und wird nur noch durch sei­nen Starr­sinn über­trof­fen.«

Ach, wenn doch nur alle so ein­sich­tig und de­mü­tig wä­ren wie der gute alte Groß­meis­ter, konn­te sich Nik­ko den Ge­dan­ken nicht ver­weh­ren und muss­te sich da­bei ein Grin­sen ver­knei­fen.

»Vi­el­leicht könnt Ihr ihn ja mit dem … Tod Meis­ter Xan­thúals kö­dern«, schlug der jun­ge Meis­ter vor. »Der dürf­te doch ei­ner der letz­ten Ge­treu­en Meis­ter Gil­hatáns ge­we­sen sein. Sein Ab­le­ben müss­te für Meis­ter Sa­hil da­her eine sehr er­freu­li­che Nach­richt dar­stel­len.«

»Ja, das ist gar kei­ne schlech­te Idee«, freu­te sich der Alte. »Zu­min­dest Meis­ter Khon­dyrs Sym­pa­thi­en soll­ten mir da­mit si­cher sein. Das wäre dann auch ein ge­wal­ti­ger Plus­punkt Meis­ter Sa­hil ge­gen­über.«

»Ich wer­de die Lage dem­nächst ein­mal aus­lo­ten müs­sen«, nick­te er. »Al­ler­dings wer­de ich zu­vor noch ge­naues­tens dar­über nach­zu­den­ken ha­ben, wie ich da­bei am bes­ten vor­ge­hen soll. Es ist ein hei­kles Spiel, bei dem man sehr ge­nau wis­sen soll­te, wann mit wem zu re­den ist.«