Der Hexer von Hymal, Buch XV: Eine Frage der Ehre - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch XV: Eine Frage der Ehre E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Teil 15 des Fantasy-Epos Eine Weile lang geht diesmal alles gut. Die Anrufung der Asra kann ohne Probleme beendet werden und sogar der Besuch bei Fydal verläuft glimpflicher als gedacht. Dann aber bringt der Herzog Nikko in eine Zwickmühle, aus der ihm nur eine Schau in die Zukunft den Ausweg zeigt. Was dem Zauberer da offenbart wird, hat es jedoch in sich! Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2025

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N. Bernhardt

Buch XV: Eine Frage der Ehre

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch XV: Eine Frage der Ehre

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-954186-20-4

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Nach dem Ri­tu­al

Zwei­tes Ka­pi­tel: Al­les halb so schlimm

Drit­tes Ka­pi­tel: Der Her­zog au­ßer Rand und Band

Vier­tes Ka­pi­tel: Blick in die Zu­kunft

Fünf­tes Ka­pi­tel: Die Zu­kunft im Blick

Sechs­tes Ka­pi­tel: Ein selt­sa­mes Bünd­nis

Sieb­tes Ka­pi­tel: Zei­chen der Zeit

Aus­blick

Der Hexer von Hy­mal

Der Hexer von Hy­mal, Buch I: Ein Jun­ge aus den Ber­gen

Der Hexer von Hy­mal, Buch II: Der Un­ter­gang des Fürs­ten­tums

Der Hexer von Hy­mal, Buch III: Eine Rei­se in den Sü­den

Der Hexer von Hy­mal, Buch IV: Ein ta­len­tier­ter Schü­ler

Der Hexer von Hy­mal, Buch V: Rück­kehr ins Un­be­kann­te

Der Hexer von Hy­mal, Buch VI: Die Fes­tung im Fein­des­land

Der Hexer von Hy­mal, Buch VII: Der leid­li­che Her­zog

Der Hexer von Hy­mal, Buch VIII: Freund und Feind

Der Hexer von Hy­mal, Buch IX: Kein leich­tes Spiel

Der Hexer von Hy­mal, Buch X: Schuld und Schmach

und wei­te­re …

Ei­ne Wei­le lang geht dies­mal al­les gut. Die An­ru­fung der Asra kann ohne Pro­ble­me be­en­det wer­den und so­gar der Be­such bei Fy­dal ver­läuft glimpf­li­cher als ge­dacht.

Dann aber bringt der Her­zog Nik­ko in eine Zwick­müh­le, aus der ihm nur eine Schau in die Zu­kunft den Aus­weg zeigt. Was dem Zau­be­rer da of­fen­bart wird, hat es je­doch in sich!

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Nach dem Ritual

Beim nächs­ten Neu­mond fand um Mit­ter­nacht schließ­lich die letz­te An­ru­fung statt, in wel­cher Nik­ko den Han­del mit Asra noch ein­mal be­kräf­tig­te und der We­sen­heit für ihre Hil­fe dank­te.

Ob­wohl dem Zau­be­rer in den ver­gan­ge­nen Ta­gen oft ge­nug Zwei­fel ge­kom­men wa­ren, ob der Preis für die Rei­ni­gung durch Asra nicht doch zu hoch war, hat­te er nicht mehr den Mut auf­ge­bracht, das Ri­tu­al ein­fach ab­zu­bre­chen. Ernst­haft er­wo­gen hat­te er die­sen Schritt oh­ne­hin nie.

Auch die große Un­si­cher­heit, was Nik­ko in Sinál er­war­ten wür­de, hat­te sei­ne Kon­zen­tra­ti­on auf die An­ru­fung nicht all­zu sehr stö­ren kön­nen. Der Her­zog Fy­dal hat­te den jun­gen Ma­gier ja zu sich zi­tiert, ohne in sei­nem Schrei­ben je­doch an­zu­deu­ten, was der Grund für die so kurz­fris­ti­ge Ein­la­dung war.

Kei­ner die­ser Zwei­fel hat­te letzt­lich ob­siegt. In­zwi­schen ging es Nik­ko nicht ein­mal mehr nur dar­um, die­sen läs­ti­gen Dä­mon end­lich los­zu­wer­den, den Meis­ter Ni­be­gu auf ihn an­ge­setzt hat­te. Nein, der jun­ge Zau­be­rer war auch neu­gie­rig dar­auf, was ge­nau pas­sie­ren wür­de, wenn er die In­vo­ka­ti­on er­folg­reich zu Ende brach­te.

Nun, kurz nach der letz­ten An­ru­fung, war Nik­ko sich ab­so­lut si­cher, dass al­les bes­tens funk­tio­niert hat­te. Zwar hat­te sich Asra wäh­rend die­ser Me­di­ta­ti­on nicht noch ein­mal ge­zeigt, aber der Ma­gier fühl­te ein­fach, dass all die schäd­li­chen Ein­flüs­se wie weg­ge­bla­sen wa­ren. Au­ßer­dem wäre ein er­neu­tes Er­schei­nen As­ras oh­ne­hin nicht zu er­war­ten ge­we­sen.

Es war ein groß­ar­ti­ges Ge­fühl nach dem vollen­de­ten Ri­tu­al. Ein Ge­fühl nicht nur der Be­frei­ung, son­dern auch großer Rein­heit. Ja, Nik­ko fühl­te sich fast wie neu­ge­bo­ren. Ir­gend­wie schi­en die Kraft nun viel stär­ker durch ihn zu flie­ßen, auch viel un­ge­stör­ter und di­rek­ter.

Die­se Emp­fin­dung war so­gar deut­lich stär­ker als er­war­tet. Ei­gent­lich war es ja nur dar­um ge­gan­gen, die­sen läs­ti­gen Dä­mon zu ver­trei­ben. Aber so frisch hat­te sich der jun­ge Ma­gier seit Ewig­kei­ten nicht mehr ge­fühlt – wenn über­haupt je.

Mo­ment mal! Hat­te ihn das We­sen etwa auch von an­de­ren ne­ga­ti­ven Ein­flüs­sen be­freit? Wenn ja, von wel­chen? Wer oder was hat­te sie ver­ur­sacht?

Da stimm­te doch et­was nicht! Hat­te der Or­den ihn viel­leicht heim­lich mit ir­gend­wel­chen Mus­tern be­legt? Oder war es der Ne­kro­mant ge­we­sen, oder so­gar Pe­ryn­dor? Das wäre ja eine Un­ver­schämt­heit!

Noch mehr Fra­gen also. Als ob es nicht oh­ne­hin schon ge­nug gab, was Nik­ko noch her­aus­fin­den muss­te! Sein Ver­spre­chen an die­se Asra, tau­send Tage lang die Fin­ger von der Fins­ter­nis zu las­sen, mach­te es zu­dem un­mög­lich, einen Dä­mon da­nach zu fra­gen. Er muss­te sich also nach ei­ner an­de­ren Mög­lich­keit um­schau­en, die Ma­chen­schaf­ten sei­ner wer­ten Kol­le­gen auf­zu­de­cken.

Nun aber woll­te Nik­ko sich erst ein­mal et­was gön­nen, auf was er den gan­zen letz­ten Mo­nat lang hat­te ver­zich­ten müs­sen, näm­lich ein aus­gie­bi­ges Schläf­chen!

Trotz al­ler Be­mü­hun­gen, wie­der ein­mal rich­tig aus­zu­schla­fen, war Nik­ko auch am fol­gen­den Mor­gen schon vor den ers­ten Son­nen­strah­len hell­wach. Er hat­te sich mitt­ler­wei­le wohl zu sehr an den neu­en Rhyth­mus ge­wöhnt.

Da den Zau­be­rer oh­ne­hin kei­ne all­zu große Mü­dig­keit plag­te, ent­schied er sich, die mor­gend­li­che Ruhe für einen Spa­zier­gang durch sei­ne Burg zu nut­zen. Zwar hät­te er in die­ser Zeit auch wie­der et­was me­di­tie­ren kön­nen, fühl­te sich da­für je­doch zu ener­gie­ge­la­den.

Oben, auf der Platt­form sei­nes Tur­mes, wo­hin ihn sein Weg als Ers­tes führ­te, ge­noss er nun das Mor­gen­rot am Ho­ri­zont im Os­ten. Die Luft war klar und kühl. Küh­ler als er­war­tet, doch war es mitt­ler­wei­le ja be­reits spä­ter Herbst. In den nächs­ten Wo­chen könn­te der ers­te Schnee fal­len, oder auch schon in ei­ni­gen Ta­gen.

Ver­mut­lich woll­te Fy­dal den Zau­be­rer noch vor dem Win­ter se­hen und hat­te ihn nur des­we­gen so kurz­fris­tig zu sich zi­tiert. Vi­el­leicht galt die­se Auf­for­de­rung ja nicht nur Nik­ko, son­dern auch an­de­ren Va­sal­len des Her­zogs oder gar al­len. Es war auf je­den Fall eine ziem­li­che Dreis­tig­keit, ihn, den Zau­be­rer ein­fach so zu sich zu zi­tie­ren, ohne da­für ir­gend­wel­che Grün­de zu nen­nen.

So oder so, das Schrei­ben war be­reits vor etwa ei­ner Wo­che an­ge­kom­men. Es war also höchs­te Zeit, nach Sinál zu rei­sen, oder?

Es kam na­tür­lich dar­auf an, ob der Her­zog er­war­te­te, dass Nik­ko sich gleich zu ihm tele­por­tier­te oder aber auf nor­ma­lem Wege kam. Letz­te­res wür­de gute drei bis vier Wo­chen dau­ern und er­schi­en dem Ma­gier ir­gend­wie wahr­schein­li­cher, auch wenn er nicht wuss­te, warum. Er hat­te dem­nach ver­mut­lich noch ei­ni­ge Tage Zeit.

Nik­ko wür­de zu­nächst oh­ne­hin viel lie­ber nach Zun­daj zu­rück­keh­ren, um dort mit Pe­ryn­dor den Aus­gang der An­ru­fung zu be­spre­chen. Im An­schluss an die­ses auf­re­gen­de Ri­tu­al hat­te er ein­fach das Be­dürf­nis, sei­ne Er­fah­run­gen mit ei­nem Kol­le­gen zu tei­len.

Naja, wenn das mal nicht nur eine fei­ge Aus­re­de war. Im­mer­hin gab es jede Men­ge Din­ge, die Nik­ko lie­ber täte, als aus­ge­rech­net nach Sinál zu rei­sen, um dort Fy­dal un­ter die Au­gen zu tre­ten – oder, viel schlim­mer noch, der Her­zo­gin!

Trotz­dem, er war in ers­ter Li­nie ein Zau­be­rer. So ein wich­ti­ges Ri­tu­al, wie die An­ru­fung der Asra, mit sei­nem ehe­ma­li­gen Men­tor aus­zu­wer­ten, kam un­be­dingt an ers­ter Stel­le. Wenn der Be­such in Zun­daj nicht viel län­ger als ein paar Tage dau­er­te, könn­te Nik­ko oh­ne­hin frü­her in Sinál sein, als Fy­dal es er­war­ten dürf­te.

Ja, das klang doch nach ei­nem gu­ten Plan. Am liebs­ten hät­te sich der jun­ge Zau­be­rer so­fort nach Zun­daj tele­por­tiert. Al­ler­dings hat­te er sich wäh­rend der An­ru­fung, wie auch schon in den Ta­gen da­vor, hier auf sei­ner Burg ziem­lich rar ge­macht. Be­vor er ab­reis­te, soll­te er da­her zu­nächst ein­mal nach dem Rech­ten se­hen.

Bis zum Früh­stück, wel­ches das ers­te Mal seit An­fang der An­ru­fung nicht aus be­schwo­re­nem Fraß be­ste­hen soll­te, war Nik­ko durch sei­ne Burg ge­schlen­dert und hat­te sich in kur­z­en Ge­sprä­chen mit ei­ni­gen der nie­de­ren Un­ter­ta­nen da­von über­zeugt, dass hier im Grun­de al­les gut lief.

Da ihm zu so frü­her Stun­de je­doch noch nie­mand von Rang über den Weg lief, über­leg­te der Zau­be­rer, ob er für den Vor­mit­tag nicht eine klei­ne Sit­zung mit sei­nem Rat ein­be­ru­fen soll­te. Zwar fand er an die­sen Be­spre­chun­gen nie großen Ge­fal­len, soll­te aber den­noch viel öf­ter dar­an teil­neh­men.

Ja, er käme wohl oh­ne­hin nicht län­ger dar­um her­um. Wenn er den Rat selbst ein­be­rief, könn­te das sei­nem An­se­hen nur gut tun. Im­mer­hin wür­de dies zei­gen, dass er sich nun mehr um sein Le­hen küm­mern woll­te. So wink­te Nik­ko schnell einen Die­ner zu sich, um al­les Nö­ti­ge in die Wege lei­ten zu las­sen.

»Gu­ten Mor­gen, Meis­ter Nik­ko«, über­rasch­te Pe­ryn­dor den jun­gen Zau­be­rer, als die­ser etwa eine hal­be Stun­de spä­ter tief in Ge­dan­ken ver­sun­ken in den Spei­se­saal kam und sich auf ein or­dent­li­ches Mor­gen­mahl freu­te.

»Groß­meis­ter?«, war Nik­ko ver­blüfft. »Was macht Ihr denn hier?«

»Ich gehe doch Recht in der An­nah­me, dass Ihr die An­ru­fung der Asra in der ver­gan­ge­nen Nacht be­en­det habt?«, ant­wor­te­te der Alte. »Na­tür­lich bin ich am Aus­gang des Ri­tuals in­ter­es­siert.«

»Ich selbst habe mich ja nie in eine Si­tua­ti­on ge­bracht, die eine sol­che In­vo­ka­ti­on nö­tig ge­macht hät­te«, grins­te er dann selbst­ge­fäl­lig. »Da­her bin ich auf Eure Er­fah­run­gen schon ganz ge­spannt.«

Ach ja, dem Groß­meis­ter war ja be­kannt, dass die An­ru­fung ge­nau einen Mond­zy­klus dau­er­te. So wuss­te er na­tür­lich auch, dass das Ri­tu­al in der ver­gan­ge­nen Nacht be­en­det wor­den war.

»Es ist al­les über­stan­den«, nick­te der jun­ge Zau­be­rer und lä­chel­te: »Ich kann mit Fug und Recht be­haup­ten, dass die An­ru­fung ge­glückt ist.«

»Ich zweifle stark, dass Glück et­was da­mit zu tun hat­te«, zuck­te Pe­ryn­dor mit den Schul­tern und be­äug­te Nik­ko schließ­lich ge­nau­er. »Ja, ich kann er­ken­nen, dass Ihr … ge­rei­nigt seid. Sehr gut!«

»So präch­tig habe ich mich in der Tat seit Lan­gem nicht ge­fühlt«, nick­te der jun­ge Zau­be­rer und setz­te sich an den Früh­stücks­tisch, wo damp­fen­der Tee und fri­sches Ge­bäck lock­ten. »Nach ei­nem aus­gie­bi­gen Mor­gen­mahl wer­de ich mich aber noch viel bes­ser füh­len.«

»Ich kann mich gar nicht dar­an er­in­nern, dass Fas­ten ein Be­stand­teil der An­ru­fung war«, kraul­te sich Pe­ryn­dor den lan­gen Rau­sche­bart.

»Fas­ten?«, war Nik­ko ver­wirrt. »Nein, ei­ni­ge Spei­sen wa­ren zwar ver­bo­ten … aber ich spiel­te eher dar­auf an, dass ich mir wäh­rend der An­ru­fung mei­ne Mahl­zei­ten lie­ber be­schwo­ren habe, um gar nicht erst Ge­fahr zu lau­fen, dass mei­ne Die­ner mich bei ei­ner der un­zäh­li­gen Me­di­ta­tio­nen stö­ren.«

»Ich ver­ste­he«, nick­te der Groß­meis­ter. »Ihr ta­tet si­cher­lich gut dar­an.«

»Nun aber be­rich­tet mir doch von Ein­zel­hei­ten!«, dräng­te er dann und griff eben­falls zum Ge­bäck. »Im­mer­hin seid Ihr der ein­zi­ge mir be­kann­te Meis­ter, der die­se An­ru­fung je ab­sol­viert hat. Nun ja, je­den­falls der ein­zi­ge, der es je zu­ge­ben wür­de.«

»Was soll das denn hei­ßen?«, ver­stand Nik­ko nicht, wor­auf der Alte nun schon wie­der hin­aus woll­te.

»Nun, die we­nigs­ten Meis­ter wür­den da­mit hau­sie­ren ge­hen, wenn sie eine der­ar­ti­ge Rei­ni­gung nö­tig ge­habt hät­ten«, grins­te Pe­ryn­dor ge­mein. »Auch wenn sie sich durch eine er­folg­rei­che An­ru­fung noch so in­ter­essant ma­chen könn­ten, wäre de­ren schie­re Not­wen­dig­keit … eher pein­lich, wenn nicht gar ver­däch­tig.«

Der Groß­meis­ter schi­en ja wie­der ein­mal in Höchst­form zu sein und mach­te es Nik­ko da­mit schwer, un­be­fan­gen über die Sa­che zu spre­chen. Nein, jeg­li­che Lust, sei­ne Er­fah­run­gen mit dem Al­ten zu tei­len, war jetzt auf ein­mal ver­flo­gen.

Den­noch, der jun­ge Zau­be­rer durf­te sei­nen ein­zi­gen Ver­bün­de­ten nicht zu sehr ver­prel­len. Ein paar Ein­zel­hei­ten muss­te er dem Groß­meis­ter also prä­sen­tie­ren – in der Hoff­nung, dass die­ser bald Ruhe gäbe.

»Es ist na­tür­lich sehr pein­lich, dass ich von ei­nem der größ­ten Meis­ter des Sü­dens an­ge­grif­fen wur­de«, konn­te sich Nik­ko eine pas­sen­de Ant­wort den­noch nicht ver­knei­fen. »Oder ist es gar … ver­däch­tig.«

»Ver­ge­sst da­bei nicht, wo­mit er Euch an­greift«, knurr­te der Alte. »Ver­ge­sst auch nicht, wer ihm die­ses … Kunst­stück­chen erst bei­ge­bracht hat.«

»Aber kom­men wir nun zu den De­tails«, wech­sel­te er schnell das The­ma. »Ist Euch Asra bei Voll­mond er­schie­nen, ganz so wie das Buch es be­schreibt?«

»Ja, das ist sie«, be­stä­tig­te Nik­ko und trotz­te dann: »Wa­rum hät­te sie auch nicht er­schei­nen sol­len?«

»Hat sie einen Preis ge­for­dert?«, igno­rier­te der Groß­meis­ter Nik­kos Fra­ge.

Der jun­ge Zau­be­rer über­leg­te kurz, ob er dem Al­ten sol­che Ein­zel­hei­ten wirk­lich ver­ra­ten soll­te. Vor al­lem sein Ver­spre­chen, ein­tau­send Tage lang die Fin­ger von den Dä­mo­nen zu las­sen, wäre zu viel der Ge­nug­tu­ung für Pe­ryn­dor. Nein, den Tri­umph woll­te Nik­ko ihm nicht gön­nen!

»Die Ein­zel­hei­ten mei­nes Han­dels mit Asra sind … ver­trau­lich«, log der Zau­be­rer und po­ker­te: »Das soll­tet Ihr ei­gent­lich wis­sen.«

»Als ob ich mich an alle De­tails im Buch er­in­nern könn­te«, roll­te Pe­ryn­dor die Au­gen. »Nun …«

Ein Klop­fen an die Tür des Spei­se­saals un­ter­brach den Groß­meis­ter. Wie scha­de, gif­te­te Nik­ko in­ner­lich und war noch im­mer stolz, dass sei­ne Fin­te mit dem Han­del so gut funk­tio­niert hat­te.

»He­rein!«, rief er dann und ein Die­ner zeig­te sich in der Tür.

»Eure Er­laucht«, ver­beugt er sich und fuhr fort: »Euer Stab ver­sam­melt wie be­foh­len zu ei­ner Be­spre­chung und ist in Kür­ze be­reit.«

»Sehr gut«, freu­te sich Nik­ko. »Dann will ich ihn nicht län­ger war­ten las­sen. Wir se­hen uns mit Si­cher­heit spä­ter noch, Groß­meis­ter.«

Na­tür­lich hät­te Nik­ko sei­nen Stab auch war­ten las­sen und in al­ler Ruhe sein Früh­stück be­en­den kön­nen. Dann wäre er jetzt zwar we­ni­ger hung­rig, hät­te da­für je­doch die Ge­le­gen­heit ver­säumt, Pe­ryn­dor we­nigs­tens für ei­ni­ge Stun­den wie­der los­zu­wer­den.

Zur Freu­de des jun­gen Zau­be­rers hat­ten die Die­ner im Sit­zungs­saal eine Scha­le Ge­bäck auf­ge­tischt. Den zu­nächst noch feh­len­den Tee hat­te Nik­ko gleich nach­be­stellt, so dass nun die zwei­te Hälf­te sei­nes Mor­gen­mahls ih­res Ver­zehrs harr­te.

Wäh­rend der Bur­gherr genüss­lich an ei­ner Tas­se mit damp­fen­dem Tee nipp­te, kam auch der Ma­jor in den Saal ge­schrit­ten und nahm am Tisch zu Nik­kos Rech­ten Platz. Der Kas­tel­lan und sein Schrei­ber­ling hat­ten in­des schon die gan­ze Zeit am Tisch ge­ses­sen und ge­dul­dig ge­war­tet.

Als Nik­ko den letz­ten Bis­sen sei­nes Ge­bäcks her­un­ter­ge­schluckt und mit et­was Tee nach­ge­spült hat­te, ge­sell­te sich letzt­lich auch noch der Haupt­mann von Bald­hon dazu und nahm ne­ben dem Ma­jor Platz.

»Eure Er­laucht«, rich­te­te der Kas­tel­lan schließ­lich das Wort an Nik­ko, »Euer Rat ist nun voll­zäh­lig, wie be­foh­len.«

»Gut«, freu­te sich Nik­ko und wen­de­te sich als Ers­tes an den Haupt­mann: »Ihr seid also wie­der völ­lig ge­sun­det, von Bald­hon?«

»Das bin ich«, ver­si­cher­te der Sol­dat. »Doch lasst mich Euch noch ein­mal für mei­ne … das heißt na­tür­lich, un­se­re … ähm … ei­nem Wun­der gleich kom­men­de Er­ret­tung dan­ken.«

»Mich wür­de viel mehr in­ter­es­sie­ren, wie Ihr über­haupt in die­se miss­li­che Lage ge­ra­ten seid«, wie­gel­te Nik­ko ab. »Wa­rum es­kor­tier­te der Be­fehls­ha­ber mei­ner Trup­pen einen schnö­den Stein­trans­port?«

»Nun, um … ge­nau zu sein … ähm«, stam­mel­te der Ma­jor, »die Trup­pen un­ter­ste­hen … ei­gent­lich noch im­mer … Sei­ner Ho­heit.«

»Was hat das mit mei­ner Fra­ge zu tun?«, wur­de der Zau­be­rer ge­reizt.

»Es geht dar­um …«, drucks­te der Ma­jor von Pe­ryl wei­ter und schwitz­te da­bei un­ge­heu­er­lich. »Es geht um die … An­ge­mes­sen­heit der Ver­wen­dung der Euch … über­las­se­nen Trup­pen des Her­zogs.«

»Wir sind … wa­ren … der Über­zeu­gung«, keuch­te er, »eine Es­kor­te wäre … viel­leicht nicht das, was … Sei­ne Ho­heit … der Her­zog …«

»Ihr wart die­ser Über­zeu­gung«, gif­te­te der Haupt­mann. »Ihr, nicht wir!«

»Die her­zog­li­che Trup­pen sind hier, um die Burg zu si­chern«, bell­te der Ma­jor, nun selbst­si­che­rer, und poch­te da­bei mit sei­nem Zei­ge­fin­ger mehr­mals kräf­tig auf den Tisch. »Von Es­kor­tie­run­gen ent­lang der Han­dels­we­ge war nie­mals die Rede!«

»Be­ru­higt Euch doch bit­te, wer­ter Kom­man­dant«, bat der Kas­tel­lan in freund­lichs­tem Ton. »Die­se Bit­te sei auch an Euch ge­rich­tet, wer­ter Haupt­mann.«

»Es ist in der Tat so, dass die auf Hal­fuár sta­tio­nier­ten Trup­pen her­zog­li­che sind«, er­klär­te er dann. »Sie die­nen vor al­lem der Si­che­rung der Burg, die über den Vyldam­pass wacht. Ob eine Si­che­rung an­de­rer Han­dels­we­ge dazu ge­hört, ist … un­klar.«

»Soso«, fiel Nik­ko kei­ne bes­se­re Ant­wort ein, doch dann: »Wer ent­schei­det das denn?«

»Der Her­zog oder, in des­sen Ab­we­sen­heit, Ihr, Eure Er­laucht«, ant­wor­te­te von Abâr, der Kas­tel­lan der Burg. »Doch lei­der wart Ihr nicht vor Ort … und habt kei­nen Statt­hal­ter be­nannt, der Euch in al­len Be­lan­gen ver­tre­ten könn­te.«

Na­tür­lich, jetzt ver­such­ten sie also, ihm al­les in die Schu­he zu schie­ben. Wenn es nö­tig ge­we­sen wäre, einen Statt­hal­ter zu er­nen­nen, dann hät­te man es ihm doch sa­gen müs­sen! Au­ßer­dem war Nik­ko da­von aus­ge­gan­gen, dass der Kas­tel­lan eben­die­se Rol­le in­ne­hat­te.

»Von Abâr, seid Ihr nicht mein Stell­ver­tre­ter?«, wuss­te der Zau­be­rer nicht, ob er sich är­gern oder ver­zwei­feln soll­te.

»Eure Er­laucht, ich bin nur Euer Kas­tel­lan«, ver­beug­te sich die­ser. »Als sol­cher ver­wal­te ich le­dig­lich Eu­ren Be­sitz. In mi­li­tä­ri­schen und di­plo­ma­ti­schen An­ge­le­gen­hei­ten, die Euer Le­hen be­tref­fen, habe ich ei­gent­lich kein großes Mit­spra­che­recht.«

»Mir geht es ganz ähn­lich«, zuck­te der Ma­jor die Schul­tern. »Ich bin tat­säch­lich nur für die mi­li­tä­ri­schen Be­lan­ge der Burg an sich zu­stän­dig, vor al­lem na­tür­lich für al­les, was ihre Ver­tei­di­gung be­trifft.«

»Alle an­de­ren mi­li­tä­ri­schen An­ge­le­gen­hei­ten ob­lie­gen Eu­rem Kom­man­deur«, füg­te er brum­mend hin­zu.

»Der je­doch nur über eine Hand­voll ei­ge­ner Sol­da­ten ver­fügt«, er­wi­der­te der sich an­ge­spro­chen füh­len­de Haupt­mann. »Ver­füg­te, muss man nun lei­der sa­gen.«

Nun ver­stand Nik­ko bes­ser, was da­mals vor­ge­fal­len sein muss­te. Der Haupt­mann war zwar da­für ver­ant­wort­lich, die Trans­por­te zu be­schüt­zen, da die­se nicht zur Fes­tung an sich ge­hör­ten. Er hat­te je­doch ge­ra­de ein­mal ge­nü­gend Män­ner für eine ein­zel­ne Es­kor­te, und die­se hat­te not­ge­drun­gen auch ihn selbst ein­ge­schlos­sen.

Der Ma­jor, dem of­fen­bar die meis­ten auf Hal­fuár sta­tio­nier­ten Sol­da­ten un­ter­stan­den, war hin­ge­gen nur für die Ver­tei­di­gung der Burg zu­stän­dig. Da­her hat­te der Kom­man­dant sei­ne Män­ner auch nicht für die Es­kor­te her­ge­ben wol­len. Der jun­ge Bur­gherr hät­te es ihm zwar be­feh­len kön­nen, weil­te zu die­sem Zeit­punkt je­doch im fer­nen Sü­den.

Der Kas­tel­lan, den Nik­ko ei­gent­lich für sei­nen Stell­ver­tre­ter ge­hal­ten hat­te, ver­wal­te­te of­fen­bar nur sei­ne Be­sitz­tü­mer, also die Burg und das sie um­ge­ben­de Land. Dar­über hin­aus schi­en er kaum Be­fug­nis­se zu ha­ben.

»Von Abâr«, keuch­te der Zau­be­rer, »ich will, dass Ihr von nun an mein Statt­hal­ter seid und mich in mei­ner Ab­we­sen­heit hier in al­len Be­lan­gen ver­tre­tet.«

Ob­wohl Nik­ko von den Fä­hig­kei­ten sei­nes Kas­tel­lans noch lan­ge nicht rest­los über­zeugt war, fiel ihm auf die Schnel­le kei­ne bes­se­re Lö­sung ein. Al­ler­dings war es ein­fach kein halt­ba­rer Zu­stand, dass hier je­des Mal al­les ins Sto­cken ge­riet, wenn der Bur­gherr ab­we­send war. Im­mer­hin stand sei­ne nächs­te Rei­se nach Sinál bald an.

»Eure Er­laucht«, ver­neig­te sich von Abâr, »ich fürch­te, das ist nicht ohne Wei­te­res mög­lich. Auch ich un­ter­ste­he schließ­lich Sei­ner Ho­heit di­rekt und darf Euer An­ge­bot da­her nicht ohne des­sen aus­drück­li­che Er­laub­nis an­neh­men.«

»Wer soll mich denn sonst ver­tre­ten, wenn ich in Kür­ze nach Sinál rei­se?«, maul­te Nik­ko. »Ich weiß schließ­lich nicht, wie lan­ge ich dort ver­wei­len wer­de.«

»Eure Er­laucht, es steht Euch prin­zi­pi­ell frei, aus den Rei­hen Eu­rer ei­ge­nen Va­sal­len einen Se­ne­schall zu er­nen­nen«, er­klär­te der Kas­tel­lan. »Doch soll­tet Ihr da­bei ei­ni­ges be­ach­ten, um nicht großen … Un­mut un­ter Eu­ren Un­ter­ge­be­nen zu er­zeu­gen.«

»Was denn für Un­mut?«, ver­stand Nik­ko nicht, wor­auf der Be­am­te an­spiel­te.

»Der Pos­ten des Se­ne­schalls ist das höchs­te Amt, das Ihr an Eu­rem Hofe zu ver­ge­ben habt«, lä­chel­te von Abâr. »Der Se­ne­schall ist Euch im­mer­hin na­he­zu gleich­ge­stellt, Eure Er­laucht.«

»Da­her soll­tet Ihr die­ses Amt nur an eine Per­son über­tra­gen, die von ent­spre­chen­dem … Stan­de ist«, fuhr er fort. »Für Eure Graf­schaft käme ei­gent­lich nur ein Nach­ge­bo­re­ner aus ei­ner an­de­ren gräf­li­chen Fa­mi­lie in Fra­ge. Je­mand von nied­ri­ge­rer Her­kunft wäre … ver­mut­lich eine Be­lei­di­gung für Eu­ren Hof, wür­de zu­dem wohl auch Neid und Miss­gunst schü­ren. Je­mand von noch hö­he­rer Her­kunft wür­de sich mit die­sem Amt hin­ge­gen selbst er­nied­ri­gen.«