Der Hexer von Hymal, Buch XX: Licht am Horizont - N. Bernhardt - E-Book

Der Hexer von Hymal, Buch XX: Licht am Horizont E-Book

N. Bernhardt

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Beschreibung

Teil 20 des Fantasy-Epos In Hymal laufen die Dinge nicht so gut, wie Nikko und Danuwil es sich erhoffen. In zwei abtrünnigen Grafschaften muss der Zauberer zeigen, ob er wirklich das Zeug zum Herzog hat. Zu allem Überdruss meldet sich auch der Gefallene wieder bei Nikko und fordert diesmal sogar ein Opfer. Kann der junge Meister wirklich so weit gehen? Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 171

Veröffentlichungsjahr: 2025

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N. Bernhardt

Buch XX: Licht am Horizont

Der Hexer von Hymal

N. Bernhardt

Buch XX: Licht am Horizont

Der Hexer von Hymal

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 4. Auflage, ISBN 978-3-954188-44-4

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel: Ein Feind we­ni­ger

Zwei­tes Ka­pi­tel: Al­les hat sei­nen Preis

Drit­tes Ka­pi­tel: Mehr Är­ger

Vier­tes Ka­pi­tel: Noch mehr Är­ger

Fünf­tes Ka­pi­tel: Ein Pro­blem als Chan­ce

Sechs­tes Ka­pi­tel: Die Schlacht um Mal­gâr

Sieb­tes Ka­pi­tel: Eine über­ra­schen­de Zu­sam­men­kunft

Aus­blick

Der Hexer von Hy­mal

Der Hexer von Hy­mal, Buch I: Ein Jun­ge aus den Ber­gen

Der Hexer von Hy­mal, Buch II: Der Un­ter­gang des Fürs­ten­tums

Der Hexer von Hy­mal, Buch III: Eine Rei­se in den Sü­den

Der Hexer von Hy­mal, Buch IV: Ein ta­len­tier­ter Schü­ler

Der Hexer von Hy­mal, Buch V: Rück­kehr ins Un­be­kann­te

Der Hexer von Hy­mal, Buch VI: Die Fes­tung im Fein­des­land

Der Hexer von Hy­mal, Buch VII: Der leid­li­che Her­zog

Der Hexer von Hy­mal, Buch VIII: Freund und Feind

Der Hexer von Hy­mal, Buch IX: Kein leich­tes Spiel

Der Hexer von Hy­mal, Buch X: Schuld und Schmach

und wei­te­re …

Inhalt

In Hy­mal lau­fen die Din­ge nicht so gut, wie Nik­ko und Da­nu­wil es sich er­hof­fen. In zwei ab­trün­ni­gen Graf­schaf­ten muss der Zau­be­rer zei­gen, ob er wirk­lich das Zeug zum Her­zog hat.

Zu al­lem Über­druss mel­det sich auch der Ge­fal­le­ne wie­der bei Nik­ko und for­dert dies­mal so­gar ein Op­fer. Kann der jun­ge Meis­ter wirk­lich so weit ge­hen?

Website

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Rei­he und zum Au­tor fin­den Sie un­ter:

hy­mal.info

Erstes Kapitel: Ein Feind weniger

Mit ei­nem eher mul­mi­gen Ge­fühl hat­te Nik­ko den Ma­gier­turm der Burg von Sinál ver­las­sen und schlen­der­te nun zum Palas hin­über. Vor­sichts­hal­ber hat­te er zu­vor noch ei­ni­ge Schutz­schil­de ge­wirkt. Bei die­sen Kul­tis­ten wuss­te man ja nie.

Als der Zau­be­rer die Stu­fen zum Ein­gang des Haupt­hau­ses em­por­stieg, be­fürch­te­te er so­gar, man wür­de ihn hier gleich ver­haf­ten … oder Schlim­me­res. Als er dann an den Wa­chen vor­bei in das Ge­bäu­de ging, konn­te er sein ei­ge­nes Herz kräf­tig schla­gen spü­ren. Auch schwitz­te er vor An­span­nung.

Aber es pas­sier­te nichts. Im Ge­bäu­de schi­en eben­falls al­les ru­hig zu sein. War der Ge­sand­te, nach­dem er bei sei­nem letz­ten Be­such kei­ne Au­di­enz be­kom­men hat­te, etwa gar nicht wie­der hier ge­we­sen oder hat­te er nur noch nicht her­aus­ge­fun­den, dass Nik­ko ein Zau­be­rer war, also ei­ner je­ner Meis­ter, von de­nen die­ser Kult das Reich zu … be­frei­en ver­such­te?

Da im Palas al­les sei­nen nor­ma­len Gang zu ge­hen schi­en, kam auch Nik­kos Selbst­be­wusst­sein lang­sam wie­der zu­rück, ob­wohl er noch im­mer ein mul­mi­ges Ge­fühl hat­te. Schließ­lich konn­te der Ge­sand­te ja je­den Mo­ment hier auf­tau­chen.

Auf sei­nem Weg, der ihn eher un­be­wusst in die Nähe des Thron­saals ge­führt hat­te, traf der Ma­gier dann glück­li­cher­wei­se auf Da­nu­wil. Der Kas­tel­lan be­merk­te Nik­ko zu­nächst gar nicht, da er mit ei­ni­gen Be­am­ten in eine an­ge­reg­te Dis­kus­si­on ver­tieft war, freu­te sich dann aber umso mehr, den Truch­sess hier zu tref­fen.

»Ah, Eure Er­laucht«, lä­chel­te er und schick­te die Be­am­ten weg, um dann mit Nik­ko zu­sam­men in den Thron­saal zu ge­hen. »Wie ich sehe, seid Ihr schon wie­der zu­rück. Lei­der habe ich Euch vor Eu­rer Abrei­se nicht mehr recht­zei­tig fin­den kön­nen.«

»Recht­zei­tig?«, war Nik­ko ver­wirrt. »Was meint Ihr denn da­mit?«

»Oh, ent­schul­digt bit­te«, lach­te der Graf. »Ich weiß heu­te wie­der ein­mal kaum, wo mir der Kopf steht. Je­den­falls ist der Ge­sand­te die­ser … ähm Emi­nenz? … je­den­falls ist die­ser Ge­sand­te mit all sei­nen Schif­fen be­reits heu­te Vor­mit­tag wie­der ab­ge­reist. Ich fürch­te also, Ihr hät­tet Euch die Be­spre­chung mit dem Groß­meis­ter auch spa­ren kön­nen.«

»Ab­ge­reist?«, wuss­te Nik­ko nicht, ob er dar­über wirk­lich froh sein konn­te. »Hat er denn kei­ne eine Nach­richt oder Ähn­li­ches hin­ter­las­sen?«

»Nein«, schüt­tel­te Da­nu­wil den Kopf und knurr­te: »Ziem­lich un­höf­lich, wenn Ihr mich fragt. Al­ler­dings weiß ich auch nicht, wer sich hin­ter die­ser so­ge­nann­ten Emi­nenz ver­birgt.«

Nik­ko war erst ein­mal er­leich­tert. Die Abrei­se des Ge­sand­ten be­deu­te­te ja, dass er zu­nächst et­was Zeit ge­won­nen hat­te. Zu ei­ner Kon­fron­ta­ti­on wür­de es heu­te je­den­falls nicht mehr kom­men – und wohl auch nicht in den kom­men­den Ta­gen.

Die Tat­sa­che, dass der Kult ein­fach so ab­ge­reist war, ohne ihm als Truch­sess sein Be­gehr vor­zu­tra­gen, sprach hin­ge­gen Bän­de. Das war so­gar dem jun­gen Zau­be­rer klar.

Ver­mut­lich sah sich der Ge­sand­te nicht im­stan­de, die Si­tua­ti­on vor Ort ohne eine Rück­spra­che mit dem Ge­salb­ten zu klä­ren. Dass es da­bei le­dig­lich um das Ab­le­ben des Her­zogs und sei­nes … nun ja, ei­gent­li­chen Truch­sess ging, war eher un­wahr­schein­lich. Ir­gend­wie schätz­te Nik­ko den Kult da­für dann doch als zu prag­ma­tisch ein, um nur an der Machter­grei­fung An­stoß zu neh­men.

Nein, der wah­re Grund der über­has­te­ten Abrei­se war wohl Nik­ko selbst. Si­cher­lich hat­te der Ge­sand­te in der Burg oder der Stadt mit ei­ni­gen Leu­ten ge­plau­dert und auf die­se Wei­se er­fah­ren, dass der am­tie­ren­de Truch­sess ein Zau­be­rer war. Das war hier ja auch kein großes Ge­heim­nis. Dazu kam noch die Sa­che mit dem Dra­chen.

»Geht es Euch gut?«, un­ter­brach Da­nu­wil den Zau­be­rer beim Über­le­gen. »Ihr seid so ru­hig und … schon wie­der so blass.«

»Es geht«, lä­chel­te Nik­ko und frag­te sich, ob es nicht bes­ser wäre, Da­nu­wil voll­stän­dig ein­zu­wei­hen. Es war doch oh­ne­hin nur noch eine Fra­ge der Zeit, bis der Graf et­was über die Ak­ti­vi­tä­ten des Kul­tes er­fuhr. Der alte Truch­sess hat­te ja auch schon Be­scheid ge­wusst.

»Es ist nur …«, woll­te Nik­ko er­klä­ren, ge­riet aber gleich ins Sto­cken. »Also … es ist so.«

»Am bes­ten, Ihr sagt es ein­fach frei her­aus«, grins­te Da­nu­wil.

»Also gut«, stöhn­te der Zau­be­rer. »Ich bin ei­ner­seits froh, dass der Ge­sand­te ab­ge­reist ist. An­de­rer­seits bin ich mir si­cher, dass er frü­her oder spä­ter wie­der­kom­men wird … ver­mut­lich dann so­gar der Ge­salb­te selbst.«

»Der was?«

»Sei­ne Emi­nenz«, ant­wor­te­te Nik­ko. »Ähm … den Na­men habe ich wie­der ver­ges­sen. Er ist aber als der Ge­salb­te be­kannt.«

»Also, Ihr müsst da schon et­was ge­nau­er wer­den, Eure Er­laucht«, dräng­te der Kas­tel­lan.

»Der Ge­salb­te führt eine Grup­pe an, einen Kult«, er­klär­te Nik­ko. »Die­ser Kult … also … die­se Grup­pe scheint das Ziel zu ha­ben, alle Zau­be­rer zu … also zu ent­mach­ten.«

»Wie bit­te?«, war Da­nu­wil er­staunt. »Ja, wie soll­te die­ser Kult es denn schaf­fen, den bei­na­he all­mäch­ti­gen Or­den zu ent­mach­ten?«

»Nun ja«, schwitz­te der Ma­gier. »Also, um die Wahr­heit zu sa­gen, ähm … vom Ar­ka­nen Or­den ist ei­gent­lich nicht mehr … all­zu viel üb­rig.«

»Was?«, er­schrak der Graf. »Was er­zählt Ihr denn da? Da­von habe ich ja noch gar nichts ver­nom­men. Wann soll denn das al­les ge­sche­hen sein?«

»Lasst mich über­le­gen«, bat Nik­ko. »Zum Ende letz­ten Jah­res, den­ke ich. Al­ler­dings be­stand der Or­den zu die­sem Zeit­punkt schon kaum mehr.«

»Mo­ment mal«, wie­gel­te Da­nu­wil ab und dräng­te: »Also, jetzt ganz lang­sam und von An­fang an – was ist pas­siert?«

»Im Or­den gab es wohl schon seit lan­ger Zeit in­ne­re Kon­flik­te«, ant­wor­te­te der Zau­be­rer. »In den letz­ten bei­den Jah­ren sind die­se der­art es­ka­liert, dass … nun ja, die meis­ten Meis­ter ha­ben sich da­bei wohl ge­gen­sei­tig um­ge­bracht. Zu­letzt wa­ren hier im Nor­den ne­ben mir und dem Groß­meis­ter nur noch zwei an­de­re Meis­ter üb­rig.«

»Ei­nen da­von ha­ben die Jün­ger des Ge­salb­ten in­zwi­schen noch auf dem Ge­wis­sen«, er­zähl­te er wei­ter. »Sie ha­ben uns zu­dem un­se­ren Haupt­sitz in Zun­daj weg­ge­nom­men und grei­fen nun auch nach al­len an­de­ren Ka­pi­teln.«

»Ja, aber wer ist denn die­ser Ge­salb­te und wie kann er es mit den Zau­be­rern auf­neh­men?«, war Da­nu­wil noch im­mer ver­wirrt.

»Ihr habt den Na­men heu­te Mor­gen selbst ge­hört«, er­wi­der­te Nik­ko. »Mehr weiß ich über den Kerl auch nicht. Er und sei­ne Jün­ger schei­nen je­doch ge­wis­se … über­na­tür­li­che Kräf­te zu be­sit­zen, die es ih­nen er­lau­ben, ge­gen uns Ma­gier an­zu­tre­ten. Das habe ich selbst be­reits zu spü­ren be­kom­men!«

»Aber warum er­zählt Ihr mir das al­les erst jetzt?«, woll­te der sicht­lich be­un­ru­hig­te Kas­tel­lan wis­sen. »Da­von hät­te ich doch viel frü­her Kennt­nis ha­ben müs­sen!«

»Nun, also …«, stam­mel­te Nik­ko. »Das sind ja … also kei­ne … ähm …«

»Ver­ge­sst es«, stöhn­te Da­nu­wil und über­rasch­te: »An Eu­rer Stel­le hät­te ich so et­was ja auch für mich be­hal­ten. Was aber sagt der Kö­nig denn dazu?«

»Der hat den Or­den ein­fach auf­ge­löst«, ant­wor­te­te Nik­ko. »Wohl nicht ganz ohne Ge­nug­tu­ung.«

»Tat­säch­lich?«, wun­der­te sich Da­nu­wil. »Dann war all die Katz­bu­cke­lei vor dem Or­den also doch nur ge­spielt. Ei­gent­lich hät­te ich mir das auch den­ken kön­nen.«

»Wie aber soll es nun wei­ter­ge­hen?«, stöhn­te er schließ­lich. »Ich bin ja stets da­von aus­ge­gan­gen, dass der Ar­ka­ne Or­den mit all sei­nem Ein­fluss hin­ter Euch und Eu­ren Am­bi­tio­nen steht. Nun aber er­fah­re ich, dass die­ser längst auf­ge­löst ist und – wenn ich Euch recht ver­ste­he – alle Zau­be­rer bei Sei­ner Ma­je­stät zu­dem noch in Un­gna­de ge­fal­len sind. Also auch Ihr!«

»Wie soll­te das Reich denn un­ter sol­chen Um­stän­den einen Zau­be­rer als neu­en Her­zog von Hy­mal ak­zep­tie­ren?«, seufz­te er.

»Es wird wohl zu ei­nem Kon­flikt kom­men«, pieps­te Nik­ko.

»Ein Kon­flikt?!«, höhn­te Da­nu­wil. »Es wird zu ei­nem ver­damm­ten Krieg kom­men! Wenn die Ma­gier tat­säch­lich so in Un­gna­de ge­fal­len sind, wird sich dar­an wohl das gan­ze Reich be­tei­li­gen … mit Be­geis­te­rung!«

»Nicht das Gan­ze«, be­schwich­ti­ge Nik­ko ihn. »Ihr wisst es ja noch nicht, aber der Her­zog von Khond­harr ist eben­falls ein Meis­ter. Ne­ben mir und dem Groß­meis­ter ist er der letz­te be­kann­te Zau­be­rer hier im Nor­den.«

»Wie bit­te?«, war der Kas­tel­lan ent­setzt. »Her­zog Rho­ba­ny ist ein Zau­be­rer?«

»Ja, das ist er«, nick­te der jun­ge Ma­gier. »Im Or­den ist … war er als Meis­ter Khon­dyr be­kannt.«

»Das ist … das ist … gut«, über­leg­te Da­nu­wil wild. »Ja, das ist aus­ge­zeich­net! Wenn wir die­se hei­kle In­for­ma­ti­on im Reich streu­en, wird ihm doch nichts An­de­res üb­rig­blei­ben, als un­ser Ver­bün­de­ter zu wer­den. Je­den­falls kann er sich dann nicht mehr ei­nem Feld­zug ge­gen uns an­schlie­ßen, son­dern wäre selbst ein Ziel.«

»Die Fra­ge ist nur, ob Hy­mal und Khond­harr ge­mein­sam ge­gen die Hee­re des Reichs be­ste­hen könn­ten«, seufz­te er schon we­ni­ge Au­gen­bli­cke spä­ter.

»Wa­rum denn nicht?«, wun­der­te sich Nik­ko. »Der Her­zog von Khond­harr hat­te vor dem Reich doch nie große Angst, oder? Au­ßer­dem ha­ben wir auch noch den Dra­chen.«

»Das ist ja al­les schön und gut«, wie­gel­te der Graf ab, »aber habt Ihr Euch denn schon ein­mal Ge­dan­ken dar­über ge­macht, wie die Sa­che aus­sieht, wenn dut­zen­de Le­gio­nen und sons­ti­ge Hee­re hier ein­fal­len?«

Auch dem jun­gen Zau­be­rer be­hag­te die­ses Bild nicht son­der­lich, doch muss­te er da­bei gleich an den Ge­fal­le­nen den­ken. War das etwa die Si­tua­ti­on, für die der Geist ihm Hil­fe an­ge­bo­ten hat­te? Auf je­den Fall fühl­te Nik­ko sich bei dem Ge­dan­ken, zur Not auch noch über die­se Op­ti­on zu ver­fü­gen, wie­der deut­lich woh­ler.

»Ob­wohl«, sin­nier­te Da­nu­wil wei­ter, »sie müss­ten hier al­le­samt an­lan­den – ganz so, wie da­mals Fy­dal und sei­ne Ver­bün­de­ten. Ich war ja selbst mit da­bei und kann da­her be­zeu­gen, dass eine sol­che Ope­ra­ti­on be­reits mit ei­nem klei­ne­ren Heer ein äu­ßerst schwie­ri­ges Un­ter­fan­gen ist.«

»Ja, und auf dem of­fe­nen Meer wä­ren ihre Schif­fe für Eu­ren Dra­chen eine sehr leich­te Beu­te«, fletsch­te er die Zäh­ne und nick­te: »Auch über den Vyldam­pass kön­nen sie nicht kom­men, da Ho­ca­tin noch im­mer vom Rho­ba­ny be­setzt ist. So schlecht sieht die Sa­che also gar nicht aus!«

»Wisst Ihr, Eure Er­laucht«, grins­te er schließ­lich, »wenn Ihr Eu­ren Thron oh­ne­hin ge­gen das gan­ze Reich ver­tei­di­gen müsst, dann braucht Hy­mal ei­gent­lich auch nicht län­ger ein Teil des­sen zu sein. Ja, dann könn­tet Ihr Euch im Grun­de auch gleich zum Kö­nig krö­nen las­sen!«

»Zum Kö­nig?«, war Nik­ko nun völ­lig ver­blüfft. »Ihr meint, ich soll ein Kö­nig wer­den?«

»Wa­rum denn nicht?«, zuck­te der Graf die Schul­tern. »Wie ge­sagt, wenn Ihr Euch so­wie­so ge­gen das gan­ze Reich be­haup­ten müsst, dann könnt Ihr Euch ge­nau­so gut auch von Sei­ner Ma­je­stät los­sa­gen.«

Nik­ko wuss­te ja noch nicht ein­mal, was nun der Un­ter­schied zwi­schen ei­nem Kö­nig und ei­nem Her­zog war. Er selbst wäre zwar mit dem Her­zogs­ti­tel mehr als zu­frie­den, aber Da­nu­wil wuss­te si­cher bes­ser, was hier an­ge­bracht war … und für ihn selbst am ein­träg­lichs­ten.

»Aber küm­mern wir uns zu­nächst lie­ber um die drin­gen­den Pro­ble­me«, ru­der­te der Graf schon we­nig spä­ter wie­der zu­rück. »Es steht schließ­lich so ei­ni­ges an.«

»Da habt Ihr wohl recht«, lä­chel­te Nik­ko. »Ich den­ke, vor dem Ge­salb­ten ha­ben wir nun ein paar Wo­chen Ruhe, wenn nicht so­gar noch län­ger.«

»Er sitzt in Zun­daj, neh­me ich an?«, nick­te Da­nu­wil. »Der Ge­sand­te wird dann wohl mit sei­nen Schif­fen bis nach Te­rys fah­ren und von da aus über Land wei­ter­rei­sen. Selbst wenn sie von Te­rys aus einen schnel­len Bo­ten nach Zun­daj vor­aus­schi­cken, wird man dort also erst in … drei bis vier Wo­chen von der Lage hier er­fah­ren.«

»Nun, der Ge­salb­te reist auch selbst durch das Reich«, kor­ri­gier­te Nik­ko. »Vor viel­leicht ei­nem Mo­nat habe ich ihn noch in Khond ge­se­hen.«

»Hm«, über­leg­te Da­nu­wil. »Im schlimms­ten Fall be­fin­det er sich ge­ra­de in Te­rys, wenn der Ge­sand­te dort ein­trifft. Trotz­dem wer­den sie wohl nach Zun­daj wei­ter­rei­sen, um auch den Kö­nig zu in­for­mie­ren. So oder so, es dürf­te Mo­na­te dau­ern, be­vor wir mit ei­nem An­griff rech­nen müs­sen. Ich ver­mu­te so­gar sehr, dass es da­mit in die­sem Jahr nichts mehr wird.«

»Ja«, nick­te er. »Mit ei­nem An­griff ist nicht vor dem nächs­ten Früh­jahr zu rech­nen. Schließ­lich müs­sen sie ihre Trup­pen erst ein­mal sam­meln und dann auch noch ver­schif­fen.«

»Da ha­ben wir ja eine gan­ze Men­ge Zeit, um uns hier dar­auf vor­zu­be­rei­ten«, freu­te sich Nik­ko.

»Die ha­ben wir«, lä­chel­te Da­nu­wil. »Wir soll­ten sie je­doch gut nut­zen. Es gibt schließ­lich so ei­ni­ges zu tun.«

»Wo­mit fan­gen wir an?«, war Nik­ko jetzt ganz be­geis­tert.

»Wir müs­sen noch im­mer das Her­zog­tum un­ter un­se­re Kon­trol­le brin­gen«, er­in­ner­te ihn Da­nu­wil. »In knap­pen ein­hun­dert Ta­gen ist der Stän­de­tag. Wir kön­nen uns noch über­le­gen, ob wir Euch da nicht gleich zum Kö­nig kü­ren las­sen wol­len. Vor­her aber müs­sen wir Euch oh­ne­hin die Un­ter­stüt­zung der Rit­ter si­chern, wo­bei wir nun je­doch weit we­ni­ger Rück­sicht zu neh­men brau­chen.«

»Wie meint Ihr das?«, woll­te Nik­ko wis­sen.

»Wenn wir uns oh­ne­hin vom Reich los­lö­sen wol­len, brau­chen wir uns auch nicht mehr an des­sen Ko­dex zu hal­ten«, er­klär­te Da­nu­wil. »Letzt­lich ba­siert un­ser … ähm Euer Macht­an­spruch nur noch auf – und das muss ich lei­der so dras­tisch for­mu­lie­ren – Selbs­t­er­mäch­ti­gung mit­tels ro­her Ge­walt. Die­se soll­ten wir na­tür­lich auch nut­zen, um jeg­li­che Op­po­si­ti­on zu ver­nich­ten.«

Nik­ko war im ers­ten Au­gen­blick zwar er­schro­cken, er­kann­te dann aber, dass Da­nu­wil wie­der ein­mal recht hat­te. Er hat­te eben kei­nen Rechts­an­spruch auf den Thron. Selbst wenn die Stän­de ihn zum Her­zog kü­ren wür­den, könn­te der Kö­nig ihn of­fen­bar je­der­zeit wie­der ab­set­zen – und wür­de das auf Ge­heiß des Ge­salb­ten wohl auch ohne Wei­te­res tun.

»An­fan­gen soll­ten wir bei dem un­ver­schäm­ten Gra­fen von Eruál«, zisch­te Da­nu­wil schließ­lich. »Es wird Zeit, dass wir die­ser … be­son­ders re­ni­ten­ten Er­laucht ein paar Ma­nie­ren bei­brin­gen!«

Ob­wohl das Wet­ter am fol­gen­den Mor­gen nicht son­der­lich gut war, woll­te Da­nu­wil den Flug nach Eruál nicht län­ger auf­schie­ben. Der zum größ­ten Teil be­deck­te Him­mel ließ bis­lang zwar nur ge­le­gent­li­che Schau­er auf sie her­nie­der­ge­hen, aber Nik­ko war den­noch nicht er­picht dar­auf, in die trü­ben Wol­ken auf­zu­stei­gen. Al­ler­dings mein­te der Kas­tel­lan, dass die Rei­se nach Eruál oh­ne­hin kaum eine Stun­de dau­ern wür­de. Also gab der Zau­be­rer des­sen Drän­gen letzt­lich nach.

Auch Ygrind soll­te wie­der da­bei sein, um auf den Dra­chen auf­zu­pas­sen, wäh­rend der Truch­sess und sein Kas­tel­lan mit dem wi­der­spens­ti­gen Gra­fen spre­chen wür­den.

»Wollt Ihr nicht lie­ber noch ein paar Krie­ger mit­neh­men?«, mo­nier­te die Frau, als sie dann auf die Ech­se stie­gen.

»Wozu das denn?«, ver­dreh­te Da­nu­wil die Au­gen. »Als ob der Dra­che nicht ein­schüch­ternd ge­nug wäre. Au­ßer­dem hät­ten die Män­ner auf ihm doch gar kei­nen Platz mehr.«

»Platz schon«, zuck­te die Jä­ge­rin mit den Schul­tern. »Sie müss­ten sich al­ler­dings ir­gend­wie am Ge­schirr fest­hal­ten. Aber sag­tet Ihr nicht selbst, dass der Flug nicht lan­ge dau­ern wird?«

»Un­sinn!«, wie­gel­te Da­nu­wil ab. »Wer soll­te sich schon eine Stun­de lang auf dem Dra­chen fest­kral­len kön­nen, ge­schwei­ge denn wol­len? Nein, mit der Bes­tie al­lein wer­den wir furcht­ein­flö­ßend ge­nug sein.« Mit ei­nem Schul­ter­zu­cken füg­te er noch hin­zu: »Ver­ge­sst auch nicht, dass un­ser wer­ter Truch­sess ein Zau­be­rer ist, der es durch­aus ver­mag, uns vor et­wai­gen An­grif­fen zu schüt­zen.«

Nik­ko sah das zwar ge­nau­so wie Da­nu­wil, hät­te aber auch nichts ge­gen eine klei­ne Es­kor­te. Es wür­de schon ir­gend­wie wür­de­vol­ler aus­se­hen, oder? Naja, der Kas­tel­lan hat­te al­ler­dings recht da­mit, dass es kaum je­man­dem zu­zu­mu­ten wäre, sich wäh­rend des viel­leicht doch et­was un­ru­hig wer­den­den Flu­ges am Ge­schirr fest­zu­hal­ten. Da­für wa­ren schließ­lich die Sät­tel da.

Als sie dann zum Ab­flug be­reit wa­ren, be­merk­te Nik­ko, dass er gar nicht wuss­te, in wel­che Rich­tung er nun flie­gen soll­te. Da­nu­wil warf noch einen letz­ten Blick in sei­ne Kar­ten und zeig­te schließ­lich nach Süd­os­ten.

Der Zau­be­rer ließ dar­auf­hin den heu­te sicht­bar ge­las­se­nen Dra­chen in die Lüf­te stei­gen und kreis­te ei­ni­ge Male über Sinál. Ir­gend­wie hat­te er das Ge­fühl, er müss­te hier wie­der ein­mal et­was Stär­ke zei­gen, ver­kniff es sich je­doch, die Bes­tie auch ih­ren gräss­li­chen Schrei aus­sto­ßen zu las­sen.

Die Sicht war bei der heu­te so die­si­gen Luft sehr ein­ge­schränkt, auch die Son­ne zeig­te sich nur ge­le­gent­lich durch die Wol­ken­de­cke und er­schi­en dort bloß als fah­le Schei­be. Nik­ko be­fürch­te­te da­her recht bald, dass er nicht in der Lage wäre, den von Da­nu­wil an­ge­zeig­ten Kurs ein­zu­hal­ten.

Auch am Bo­den gab es kaum et­was, das ihm bei der Ori­en­tie­rung hel­fen konn­te. Das Wirr­warr von Stra­ßen, Dör­fern, Wei­den und Fel­dern um die Haupt­stadt her­um hat­te sich be­reits nach we­ni­gen Mi­nu­ten auf­ge­löst. Nun gab es hier nur noch Gras. Falls es eine Stra­ße in Rich­tung Eruál gab, hat­ten sie die­se wohl schon längst ver­passt.

Als viel­leicht eine knap­pe Stun­de spä­ter die Mee­res­küs­te in Sicht kam, hat­ten sie zwar noch ein paar ver­ein­zel­te Dör­fer und Ge­höf­te über­flo­gen, von ei­ner großen Stra­ße war je­doch nir­gends eine Spur ge­we­sen.

Da Nik­ko mitt­ler­wei­le da­von über­zeugt war, dass sie sich ge­hö­rig ver­flo­gen hat­ten, lan­de­te er den Dra­chen we­nig spä­ter auf ei­ner Klip­pe di­rekt an der Steil­küs­te, die auch einen gu­ten Blick land­ein­wärts bot.

»Wir hät­ten wohl bes­ser dar­auf ach­ten sol­len, die Stra­ße nach Eruál nicht aus den Au­gen zu ver­lie­ren«, kom­men­tier­te Da­nu­wil, des­sen Nase be­reits einen Au­gen­blick spä­ter in den vor sich aus­ge­brei­te­ten Kar­ten ver­sun­ken war.

»Bei bes­se­rer Sicht wäre uns das si­cher­lich nicht pas­siert«, maul­te Nik­ko, der bei die­sem Wet­ter ja gar nicht erst hat­te los­flie­gen wol­len.

»Mist­wet­ter!«, schnauz­te der Kas­tel­lan, der nun sein Fern­rohr be­müh­te, um sich land­ein­wärts einen Über­blick zu ver­schaf­fen.

»Eruál liegt ein oder zwei Weg­stun­den von der Küs­te ent­fernt im Lan­des­in­ne­ren«, mein­te er dann und seufz­te: »Wenn ich doch nur wüss­te, ob wir hier nun zu weit im Nor­den oder Sü­den sind. Lei­der kann ich bei der­art schlech­ter Sicht ein­fach nichts er­ken­nen.«

Als sich die Son­ne dann wie­der ein­mal kurz zwi­schen den Wol­ken zeig­te, ver­such­te Da­nu­wil sich an­hand des Son­nen­stan­des zu ori­en­tie­ren und mach­te dazu eine ab­wä­gen­de Be­we­gung mit der rech­ten Hand. Schließ­lich kon­sul­tier­te er noch ein­mal sei­ne Kar­ten.

»Ich bin mir fast si­cher, dass wir zu weit in Rich­tung Sü­den ab­ge­kom­men sind«, nick­te er letzt­lich. »Ja, un­ser Ziel soll­te sich von hier aus im … Nord­nord­ost be­fin­den, kaum mehr als eine Vier­tel­stun­de Flug.«

Da Nik­ko oh­ne­hin kei­ne an­de­re Wahl hat­te, als Da­nu­wil zu ver­trau­en, ließ er die Ech­se wie­der in die Lüf­te stei­gen und steu­er­te sie dann in die Rich­tung, in die der Kas­tel­lan nun wies.

Zu­nächst schi­en es zwar, dass auch auf die­sem Weg nur un­end­li­ches Gras und ei­ni­ge we­ni­ge Ge­höf­te auf sie war­te­ten, dann aber kam doch noch eine Art Burg in Sicht und da­ne­ben ein grö­ße­res Dorf.

Als sie die Burg we­nig spä­ter zum ers­ten Mal über­flo­gen, konn­te Nik­ko er­ken­nen, dass es sich um eine ge­wal­ti­ge Fes­tung han­del­te, die sich je­doch in ei­nem ziem­lich de­so­la­ten Zu­stand be­fand. Die äu­ße­ren Rin­ge wa­ren mehr oder we­ni­ger voll­stän­dig ver­fal­len, nur die in­ne­re Burg schi­en noch be­wohn­bar zu sein und war of­fen­bar an ei­ni­gen Stel­len aus­ge­bes­sert wor­den.

Um ihre An­kunft auch ge­büh­rend an­zu­kün­di­gen, ließ der Zau­be­rer den Dra­chen ein­mal kräf­tig röh­ren, wor­auf­hin das mitt­ler­wei­le zu er­war­ten­de Schau­spiel be­gann. In Pa­nik lief die Burg­be­sat­zung hin und her, vie­le ver­kro­chen sich in di­ver­sen Un­ter­schlüp­fen.

Nik­ko nutz­te das Wirr­warr und lan­de­te die Ech­se mit­ten im Bur­g­hof, wo er dann auch gleich sei­ne Schutz­schil­de wirk­te, vor al­lem na­tür­lich einen ge­gen Ge­schos­se.

Wie zu er­war­ten, wa­ren sie nun ganz al­lein auf dem Hof. Die Leu­te des Gra­fen hat­ten sich erst ein­mal in Si­cher­heit ge­bracht. Zu­min­dest hat­te ihre An­kunft die Wir­kung nicht ver­fehlt.

Nik­ko wirk­te noch schnell einen sta­tio­nären Schutz­schild um den Dra­chen her­um und ge­bot der Jä­ge­rin, dicht bei der Ech­se zu blei­ben. Er selbst mach­te sich dar­auf­hin mit Da­nu­wil auf den Weg in Rich­tung des Ge­bäu­des, das wie das Haupt­haus der Burg wirk­te. Dort wür­den sie den Gra­fen von Eruál wohl am ehe­s­ten an­tref­fen.

Ihr Weg en­de­te je­doch jäh an der fest ver­ram­mel­ten Tür des Palas, der ins­ge­samt recht wehr­haft wirk­te. Die­ser Ein­druck wur­de auch da­durch ver­stärkt, dass alle Fens­ter des un­ters­ten Ge­schos­ses ver­git­tert wa­ren.

»Soll ich die Tür zer­stö­ren?«, frag­te Nik­ko. »Ein Feu­er­ball soll­te da­für rei­chen. Falls nicht, hät­te ich noch an­de­re Zau­ber pa­rat.«

»Nein, nein«, wie­gel­te Da­nu­wil ab. »Noch sind wir ja nicht als Ero­be­rer hier, son­dern zum Ver­han­deln. Lasst mich doch erst ein­mal höf­lich an­klop­fen.«