Der Hundeführer - Tina Wessig - E-Book

Der Hundeführer E-Book

Tina Wessig

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Beschreibung

Viel Grundlegendes steht in Büchern, viel Wichtiges im Internet, aber das Wesentliche wird oft nicht einmal in den Hundeschulen gelehrt: Es geht im Hundetraining im Grunde gar nicht darum, den Hund zu erziehen oder ihm Kunststücke beizubringen, sondern vielmehr darum, den Menschen am Ende der Leine zum bestmöglichen Hundeführer zu machen. Ihm also Sicherheit zu vermitteln, ihm Größe, Ruhe und Souveränität zu geben, damit er zum Hunde-Führer im wahren Wortsinn wird. Wie das geht, wollen wir hier im Detail erörtern und den Leser im Laufe des Lesens zum Fels in der Brandung, zur Richtschnur, zum Mittelpunkt des Universums für seinen Hund machen. Dieses Buch ist entstanden, um Hundeliebhabern den Weg zu mehr Führungskompetenz aufzuschlüsseln.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 85

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Zur Person: Tina Wessig (51, [email protected]) ist Autorin und Hundetrainerin. Sie ist Kursleiter für Welpen, Junghunde & Unterordnung des Österreichischen Gebrauchshundesport-Verbandes und Trainer für Unterordnung des Österreichischen Kynologenverbandes, Prüfungsleiter sowie Obedience-Prüfungsleiter.

INHALT

Die ungezogene Hummel

Der Freigeist

Ehrgeiz und das Gegenteil

Was ist ein Hundeführer?

Ressourcenverteidigung

Was ist Belohnung?

Was, wenn es nicht klappt?

Weitsicht und Umsicht

Richtige Kommunikation

Wie funktioniert Lernen?

Hat mein Hund Stress?

Mein Hund ignoriert mich

Fehler passieren leicht

Freude richtig einsetzen

Wie wird der Mensch zum Mittelpunkt?

Rituale im Alltag

Viel Grundlegendes steht in Büchern, viel Wichtiges im Internet, aber das Wesentliche wird oft nicht einmal in den Hundeschulen gelehrt: Es geht im Hundetraining im Grunde gar nicht darum, den Hund zu erziehen oder ihm Kunststücke beizubringen, sondern vielmehr darum, den Menschen am Ende der Leine zum bestmöglichen Hundeführer zu machen.

Ihm also Sicherheit zu vermitteln, ihm Größe, Ruhe und Souveränität zu geben, damit er zum Hunde-Führer im wahren Wortsinn wird …

Wie das geht, wollen wir hier im Detail erörtern und den Leser im Laufe des Lesens zum „Fels in der Brandung“, zur Richtschnur, zum Mittelpunkt des Universums für seinen Hund machen. Dieses Buch ist entstanden, um Hundeliebhabern den Weg zu mehr Führungskompetenz aufzuschlüsseln.

Hier erfahren Sie, warum er wie reagiert und wie Sie genau dies verstärken oder reduzieren können.

Es genügt nicht, einen Hund zu lieben, er braucht – und das hat nichts mit Drill und Kasernenhof zu tun – klare Regeln, strukturierte Abläufe und jene Anforderungen, die er zu leisten in der Lage ist. Sie können mit winzigen Veränderungen in Ihrem Verhalten massive Veränderungen im Verhalten Ihres Hundes bewirken.

WIDMUNG:

Ich widme dieses Buch allen Hundebesitzern, die an einem glücklichen Zusammenleben mit ihren Vierbeinern interessiert sind. Sie sind es, die ich erreichen möchte. Ich werde Ihnen Einblick in diverse Verhaltensweisen geben, Unstimmigkeiten erläutern, beheben und dabei versuchen, die geläufigsten Probleme zu lösen.

Danksagung: Das größte Dankeschön gebührt meinen Eltern, die mir schon früh die Haltung des ersten Hundes ermöglichten, sowie meinem Mann Michael für seine Begeisterung, sein Engagement und seine Unterstützung.

Überdies bedanke ich mich bei den Vereinsmitgliedern meines Vereins „Erfolg auf 4 Pfoten“, dass sie mit mir emsig daran arbeiten, ihre Hunde zu liebevollen Begleitern im Alltag und da und dort zu künftigen Sportskanonen zu trainieren. Zuletzt geht mein Dank an meine hündischen Wegbegleiter: Kleinpudel Gipsy, Wheaten Terrier-Hündin Lisa, meine Schäfer aus dem Tierschutz, Nandor und Max, an Airedale Terrier Dusty, Irish Terrier Scully, die Königspudel Chica und Ella sowie an meinen Jungspund, Riesenschnauzer Deeva.

VORWORT:

Hunde sind die besten Begleiter, die es gibt. Sie lieben innig und überschwänglich – solange es nichts Spannenderes gibt, dem man sich zuwenden könnte. Denn kaum fällt ein Blatt vom Baum, fliegt ein Schmetterling vorbei oder taucht gar ein anderer Hund am Horizont auf, wandert seine Neugier auf das andere „Objekt“: Da wird geschaut, gehört, gerochen, dann bewertet und flugs entschieden, was damit zu tun ist.

Im schlechtesten Fall entzieht uns der Hund nun seine Aufmerksamkeit, steht nicht mehr in der Hand seines Hundeführers. Er beginnt an der Leine zu ziehen, macht einen langen Hals, klappt seine Ohren nach vorne in Richtung des Objekts, das nun gänzlich seine Spannung auf sich zieht. Und vorbei ist es mit der Kommunikation, denn zu diesem Zeitpunkt sind die wenigsten Hunde noch ansprechbar.

Dabei wäre es einfach: Managementmaßnahmen ergreifen, vorausschauend handeln und dem Hund eine Alternative anbieten, BEVOR er zu ziehen, zu bellen, zu stänkern beginnt. All das hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern erfordert einen souveränen Hundeführer, der selbstsicher ist, entschlussfreudig und der gelernt hat, seinen Hund zu lesen. Damit ist nicht gemeint, dass man seine Hunde nicht die Umwelt erkunden und einfach Hund sein lassen soll, im Gegenteil – aber wenn der Hund nach unserem Ermessen falsch reagiert, gibt es Mittel und Wege, dies zu korrigieren und dauerhaft einzudämmen.

-1-

Die ungezogene Hummel

Nennen wir sie der Einfachheit halber Bella. Eine Mischlingshündin – und hoch intelligent, wie eigentlich fast alle Hunde. Zeigte man ihr Übungen, erfasste sie blitzschnell, was von ihr verlangt wurde. Zeigte man ihr nichts, entschied sie sich genauso blitzschnell dazu, selbst zu entscheiden. Schon der Weg vorbei an anderen Hunden glich einem Spießrutenlauf: Bella schoss unhöflich auf andere hin, knurrte, flog die anderen richtiggehend an und machte sich unendlich wichtig. Und was passierte am anderen Ende der Leine? Nichts. Leider gar nichts.

Es kam nichts. Kein Zupfer, kein Maßregeln, keine Korrektur. Wenn ich meinen Hund kenne – und ich gehe davon aus, dass der Besitzer seine Bella gut kannte –, dann weiß ich schon im Vorfeld, dass es jetzt gleich wieder „scheppern“ wird. Also nehme ich den Hund in die Aufmerksamkeit, biete ihm ein Alternativverhalten an und gehe konzentriert an der Situation vorbei.

Wie nehme ich den Hund in die Konzentration?

Indem ich ihn anrede, ein Geräusch, einen Zungenschnalzer mache und er mich daraufhin ansieht. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Hund mittels „Schau“-Kommando gelernt hat, dass es sich lohnt, mich anzusehen. Ein Verhalten, das ich mit Futter, Clicker, Spielzeug oder purer Aufmerksamkeit über Monate hinweg antrainieren muss, aber es zahlt sich am Ende des Tages aus.

Gelingt das nicht und der Hund wird körperlich, ruppig und schmeißt sich in die Leine – am besten noch ins Brustgeschirr, damit ich so gut wie gar keinen Einfluss mehr habe –, dann muss ich wohl oder übel auch körperlich werden und den Hund berühren. Zum Thema Brustgeschirr sei gesagt, dass ich gar kein Problem damit habe, wenn Hundebesitzer es anlegen und gern damit spazieren gehen. Nur im Training bevorzuge ich das klassische Halsband, weil es wie ein fester Händedruck mit Augenkontakt ist. So kann ich den Hund erreichen und einwirken. Das Brustgeschirr ist fürs Training nach meinem Dafürhalten wie ein indifferenter Zupfer an der Kapuze: Man hat keinen Augenkontakt, keinen Einfluss und kann Wichtiges nicht oder nur schwer vermitteln.

Muss ich den Hund also körperlich korrigieren und zu ihm durchzudringen, dann stupse ich ihn an der Schulter. Warum? Weil er sich dann umdreht und für einen Sekundenbruchteil ansprechbar ist. Dann muss ich handeln: Bellas Besitzer hätte in diesem Fall vielleicht die Leine straffen können, sich wegdrehen und dem Hund ein Kommando geben.

Wichtig ist es, den Blickkontakt zum anderen Hund zu unterbrechen und selbst in den Vordergrund zu treten. Das macht man nicht bittend und flehend, sondern stark, knapp und forsch. Nur so gelingt es, den pöbelnden Hund wieder ins Hier und Jetzt zu befördern.

Auch, wenn wir von Hundetrainern tausendmal gesagt bekommen, man möchte doch bitte mit einem Leckerchen trainieren – in dieser Situation wäre es grundlegend falsch. Denn: Was passiert dann im Kopf des Hundes? „Ich fliege auf einen anderen Hund hin, hol‘ mir schnell meine Belohnung dafür ab und pöbele weiter …“ Keine gute Lösung. Das muss man trainieren, wieder und wieder, die Situation vielleicht sogar provozieren – und dann mächtig stolz sein, wenn es funktioniert hat. Dazu zeigt man dem Hund wirkliche, echt empfundene Freude und ein strahlend lachendes Gesicht.

Unsere Hunde lernen, uns zu lesen und unseren Gemütszustand zu interpretieren, von der Welpen-Zeit an und hören bis ins hohe Alter nicht auf damit, zu lernen, wahrzunehmen, zu sortieren und zu interpretieren. Also zeigen Sie Ihrem Hund Ihren Gemütszustand, ob ärgerlich oder freudig, damit er sich auskennt. Gerade richtiges, erwünschtes Verhalten zu belohnen, ist unschätzbar wichtig und leider sind viele Hundebesitzer hier sehr sparsam.

Was wäre erwünschtes Verhalten in dieser Situation?

Der Hund dreht sich um. „Gut gemacht. Schau!“ Zwei, drei Schritte weggehen, „Sitz!“ Blickkontakt zum Objekt unterbrechen, DANN belohnen. Souverän weggehen. Der Hund bleibt leise.

Schaut er nochmal in die andere Richtung: „Nein. Schau!“ Blickkontakt. „Gut gemacht“. Oder welches Marker-Wort Sie eben einführen für den richtigen Abschluss einer Übung. Achten Sie nur darauf, dass es immer das gleiche Wort ist und zeitnah kommt: Wir haben zum Belohnen unserer Hunde leider nicht ewig Zeit – binnen maximal eineinhalb Sekunden muss das Lob erfolgen, andernfalls verknüpft der Hund das Lob mit etwas ganz anderem: einer Fahrradklingel, einem vorbeifahrenden Bus etc. Also seien Sie schnell beim Belohnen – und schnell beim Tadeln. Hunde reagieren nun mal schnell und der (echt empfundene, gefühlsmäßige) Wechsel von „Hör auf“ (grimmig) zu „Super fein“ (begeistert) muss blitzschnell gehen.

Auch diesen Schalter umzulegen, müssen wir an uns selbst genau und flott trainieren. Diese Empfindung sitzt übrigens nicht im Kopf und sollte nicht lange überlegt werden, sondern ganz intuitiv im Bauch – und von dort kommen die so wichtigen Re-Aktionen auf die Aktionen unserer Hunde. Und umgekehrt.

Das „Schau“-Kommando ist mir deshalb so immens wichtig, weil es mir ermöglicht, eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Daher trainiere ich es schon meinen Welpen an, mich auf Kommando anzusehen. Der Hund lernt so im Laufe seines Lebens, dass vom Menschen Wichtiges kommt, Aktivität, Lob, Verheißung, aber auch Tadel und Korrektur. Nur: So kennt er sich aus. Er bekommt seine Grenzen, innerhalb derer er sich selbst souverän bewegt.

Klar wird er hin und wieder mal testen, ob diese Grenzen verrückbar sind, wird aber bei einem sicheren, ruhigen Hundeführer schnell begreifen, dass es sich um Grenzen handelt, deren Ausmaße unverrückbar sind.

Auch das Thema Rückruf gehört dazu: Ein Hund, der sicher in der Hand des Hundeführers steht, ist (innerhalb einer gewissen Distanz) abrufbar. Aber glauben Sie mir, auch ich habe vor Jahren meinen Hunden schon einmal nachgeschaut und habe auf sie gewartet, weil die Geräusche im Wald doch spannender waren als ich.

Also: Wir Trainer kochen erstens auch nur mit Wasser und zweitens war mir diese Erfahrung eine Lehre fürs Leben. Unter dem Alter von etwa eineinhalb Jahren kommen meine Hunde, die in Ausbildung sind, überhaupt nicht von der Leine und im Wald schon mal gar nicht. Wenn sie erst über einen soliden Grundgehorsam verfügen, räumt man schon die eine oder andere Belohnung ein. Dann werden die Zügel wieder etwas gelockert. Nur niemals beim Spaziergang – und definitiv nicht im Wald.

Was machen wir nun mit unserer zickigen Bella?