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Hunde bereichern unser Leben unendlich. Sie geben vorbehaltlos und überschwänglich Zuneigung und werten nicht nach menschlichen Systemen: Wir fühlen uns von ihnen angenommen, ja verstanden, weil sie nicht kritisch sind. Voraussetzung für dieses friktionsfreie, angenehme Zusammenleben ist natürlich ein gut sozialisierter, freundlicher Hund ohne schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit. Aber auch jenen mit einem schweren Schicksal und entsprechend schwierigen Verhaltensweisen werden wir uns in diesem Buch ausführlich widmen. Dieses Buch ist entstanden, um Hundeliebhabern mehr Einblick in Verhaltensweisen des Hundes zu ermöglichen und sie zu echten Hundeverstehern werden zu lassen. Denn es genügt nicht, einen Hund zu lieben, er braucht - und das hat nichts mit Drill und Kasernenhof zu tun - klare Regeln, strukturierte Abläufe und Anforderungen, die er zu leisten in der Lage ist.
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Seitenzahl: 73
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Zur Person: Tina Wessig (47, Kontakt: [email protected]) ist Journalistin und Hundetrainerin. Sie ist Kursleiter für Welpen, Junghunde und Unterordnung des Österreichischen Gebrauchshundesport-Verbandes und Trainer für Unterordnung des Österreichischen Kynologenverbandes, Prüfungsleiter sowie Obedience-Prüfungsleiter.
Mein Weg zum Hund
Anfänge im Hundesport
Belohnung im Training
Berührung ja, aber richtig
Die richtige Paarung
Wer passt zu mir?
Der Wanderpokal
Angst vor dem Hund
Training und Hektik
"Mein Hund spielt nicht"
Führung ist alles!
Blutige Schrammen
Rituale im Alltag
Richtige Beschäftigung
"Hat er mich lieb?"
Privilegien gewähren
Namen nennen
Ausdrucksverhalten
Die Angst des Riesen
Die größten Irrtümer
Dieses Buch ist entstanden, um Hundeliebhabern mehr Einblick in Verhaltensweisen des Hundes zu ermöglichen und sie zu echten Hundeverstehern werden zu lassen. Denn es genügt nicht, einen Hund zu lieben, er braucht - und das hat nichts mit Drill und Kasernenhof zu tun - klare Regeln, strukturierte Abläufe und Anforderungen, die er zu leisten in der Lage ist. Und glauben Sie mir, Sie können mit winzigen Veränderungen in Ihrem Verhalten massive Veränderungen im Verhalten Ihres Hundes bewirken.
Konkret entstanden ist dieses Buch übrigens aus einer Situation, die unerwartet und plötzlich eingetreten ist: Ich habe mit großer Leidenschaft neben meinem Beruf als Journalistin den Hundesport vor etlichen Jahren für mich entdeckt, zwei Terrier mehr schlecht als recht ausgebildet und wollte schon immer mit Menschen und ihren Hunden arbeiten. Im Rahmen meiner Ausbildung absolvierte ich Seminare, legte Prüfungen ab, erfuhr Rückschläge und erlebte Erfolge. Irgendwann war der Moment gekommen, da ich mich entscheiden musste, ob ich in der Tretmühle des Berufs am Rande des gesundheitlichen Wahnsinns bleiben oder meine Leidenschaft zum Beruf machen sollte.
Nach dem zweiten Burn-out innerhalb von zehn Jahren und lebensrettenden Gesprächen mit meiner Ärztin stand für mich fest, dass es nur den einen Weg geben würde: den Weg des Herzens, den Weg, der mich glücklich macht und bereichert. Gut, nicht finanziell vielleicht, aber ideell auf jeden Fall.
Ich widme dieses Buch allen Hundebesitzern, die an einem glücklichen Zusammenleben mit ihren Vierbeinern interessiert sind. Sie sind es, die ich erreichen möchte. Ich werde Ihnen Einblick in diverse Verhaltensweisen geben, Unstimmigkeiten erläutern, beheben und dabei versuchen, die geläufigsten Probleme zu lösen.
Danksagung: Das größte Dankeschön gebührt meinen Eltern, die mir schon früh die Haltung des ersten Hundes ermöglichten und bis zum heutigen Tage geliebte Begleiter in meinem Leben sind, sowie meinem Partner Michael für seine Begeisterung, sein Engagement und seine Unterstützung.
Ein ebenso großes Dankeschön hat sich meine Ausbildnerin und Freundin Sabine Muschl verdient, bei der ich so viel lernen durfte und immer wieder feststelle, dass "Hundekunde" ein Wissen ist, das man niemals ganz und gar erlernen kann: Denn kaum glaubt man, viel zu wissen, stellt man fest, dass sich andernorts gerade ein ganzer Kosmos an Neuland auftut.
Zuletzt geht mein ganzer Dank an meinen ersten Pudel Gipsy, meine Wheaten Terrier-Hündin Lisa, meine Schäfer aus dem Tierschutz, Nandor und Max, und an meine aktuelle Hundetruppe: Airedale Terrier Dusty, Irish Terrier Scully und die Königspudel Chica und Giovanni.
Hunde bereichern unser Leben unendlich. Sie geben uns vorbehaltlos und überschwänglich Zuneigung und bewerten nicht nach menschlichen Systemen: Wir fühlen uns von ihnen in höchstem Maße angenommen, ja verstanden, weil sie nicht kritisch sind. Kein Bauchansatz bei "ihrem" Menschen, keine Glatze, kein mageres Bankkonto kann sie davon abbringen, voll und ganz im Moment zu leben und zu lieben. Und das macht sie für uns so liebenswert.
Voraussetzung für dieses friktionsfreie, angenehme Zusammenleben ist natürlich ein gut sozialisierter, freundlicher Hund ohne irreführende und schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit. Aber auch jenen mit einem schweren Schicksal und entsprechend schwierigen Verhaltensweisen werden wir uns in diesem Buch ausführlich widmen. Viel Freude beim Lesen!
Meinen ersten Hund bekam ich mit neun Jahren. Eigentlich hätte ich ihn schon mit sechs Jahren nach dem ersten Volksschuljahr bekommen sollen, denn mein Vater meinte als Ansporn und Antwort auf mein ewiges Drängen: "Wenn Du lauter Einser hast, bekommst Du einen Hund!"
Nun - ich hatte die ganze Volksschulzeit lauter Einser, aber noch immer keinen Hund. Man wollte mich mit Hamstern, Kaninchen und anderem Getier von meinem Herzenswunsch abbringen, aber - Fehlanzeige. Schließlich kam ein wenige Wochen altes Kleinpudelmädchen namens Gipsy ins Haus. Sie musste all das ertragen, was ein "Kinderhund" so durchstehen muss, wurde im Puppenwagen herum geschoben und bekam eine Mütze aufgesetzt. Aber sie nahm es mit Gleichmut und schenkte mir wunderschöne Momente, ehe sie mit 13 Jahren über die Regenbogenbrücke ging.
Nach hundelosen Jahren in einer innerstädtischen Wohnung und einer Übersiedlung an den Stadtrand entschied ich mich in den Mittzwanzigern wieder für einen Hund: Eine Soft Coated Wheaten Terrier-Hündin sollte es sein. Lisa kam von einer Züchterin, die verschiedenen Terrierrassen ihr Herz geschenkt hatte, dort sah ich auch erstmals majestätische Airedales und quirlige Irish Terrier, die mich heute begleiten. Lisa war eine wunderbare Hündin, kein Querkopf, sondern anschmiegsam und so gesehen ein idealer Hund. Mit ihr zogen mein Mann und ich aufs Land – doch das geräumige Haus und der riesige Garten waren für nur einen Hund fast ein wenig zu groß.
Das Schicksal wollte es, dass sich meinen Schwiegereltern ein großer, betagter Deutscher Schäferhund anschloss, der - nach einer Nacht auf der Polizei und einer Anzeige in der Zeitung, die ergebnislos blieb - bei uns einzog. Ein liebenswerter Hund und unser erster, der "lachen" konnte. Als wir das erste Mal beim Heimkommen die gebleckten Zähne und die in Falten gelegte Nase sahen, waren wir zwar erschrocken, lernten aber nach wenigen Tagen, dass der Hund immer dieses Gesicht aufsetzte, wenn er sich freute.
"Max" riefen wir den prachtvollen Rüden, ein großrahmiger, edler Hund, aber leider von schweren Schäden in den Hüftgelenken geplagt. Aber einige schöne Jahre konnten wir dem "Findelkind" doch noch gewähren, und bis heute bin ich erstaunt, mit welch stoischer Ruhe der Hund am ersten Tag durch unser Haus schlenderte, mit uns durch alle Räume ging und dann einfach "angekommen" war. Nachdem wir Max gehen lassen mussten, suchten und fanden wir einen würdigen Nachfolger in Nandor, der aus einer ungarischen Tötungsstation gerettet wurde: ebenfalls ein Schäfer, aber kompakter, zierlicher, ein herzensguter Hund.
Unsere Wheaten Terrier-Hündin Lisa beobachtete das Kommen und Gehen ohne viel Aufhebens, blieb sie doch über all die Jahre mein Herzenshund. Daher gab es keine Eifersüchteleien, weil das Ranking für sie augenscheinlich klar war. Und das habe ich bis heute beibehalten – mein ältester Hund bekommt seinen Futternapf immer als erster und hat auch sonst einige Privilegien.
Dann war es Zeit, den lang gehegten Wunsch nach einem Irish Terrier wahr werden zu lassen und Scully wurde auserkoren, Nandors kleine Gefährtin zu werden. Er hatte sichtlich Freude an der lebhaften, roten Hündin und begleitete sie durch die Jugend. Doch dann wurde Nandor leider plötzlich sehr krank, hatte Anfang der Woche zu fressen aufgehört, von Mittwoch bis Freitag kämpften wir um sein Leben - und am Wochenende hatte der Leberkrebs bereits zu einem Multiorganversagen geführt. Nachdem wir den Schmerz verarbeitet hatten, fehlte ein Rüde in unserem Dreiergespann. An die Variante mit zwei Hündinnen und einem Rüden hatten wir uns schon gewöhnt und so ging die Debatte los: Welcher Hund und woher?
Mein Mann wollte erneut einen Schäfer und so machten wir uns wieder auf den Weg in das Tierheim, das uns seinerzeit Nandor überlassen hatte. Doch der Schäfer, der uns zu einem Spaziergang übergeben wurde, muss Schreckliches mitgemacht haben, nahm keinen Kontakt zu Menschen auf, hockte man sich zu ihm, schnappte und drohte er, einzig unsere Wheaten-Hündin schien ihn ein wenig zu interessieren.
Der Hund schenkte uns nicht einen Blick, überhörte geflissentlich unsere Stimmen – und biss zu guter Letzt meinen Mann in die Hand, in dem Moment, als er die Leine der Heimleiterin zurückgeben wollte.
Nach diesem Rückschlag wurde uns klar, dass wir bislang mit unseren Hunden wohl doch Glück gehabt hatten. Doch dieser Rückschlag hatte auch sein Gutes: Immerhin setzte ich mich damals durch und erfüllte mir statt des Schäfers meinen lang gehegten Wunsch nach einem Airedale Terrier.
Dusty lernte ich bei seinem Züchter kennen: Er war damals ein ungestümer Jungspund mit etwas über sieben Monaten. Die Zwillinge der Züchterfamilie schienen da schon mächtig Eindruck auf ihn gemacht zu haben, denn Dusty liebt Kinder bis heute. Damals setzte er alles daran, der Dreijährigen, die mit einem Puppenwagerl durch den Garten kurvte, die in rosa Tüll gekleidete Barbie-Puppe zu stehlen. Der Hund gewann, das Kind brüllte, die Mutter gab dem Kind die Puppe zurück. Der Hund stahl wieder und seine Augen blitzten.