Der Islam in der deutschen Presse nach den Terroranschlägen von 9/11 - Sanhed Quaesito - E-Book

Der Islam in der deutschen Presse nach den Terroranschlägen von 9/11 E-Book

Sanhed Quaesito

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Beschreibung

Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 wurde der Islam in der deutschen Gesellschaft und den Medien kontrovers diskutiert. Welche Rolle spielte hierbei die Presse und welche Tendenzen lassen sich hier feststellen? Diese Publikation versucht diese Frage anhand einer Inhaltsanalyse der Berichte des Spiegel und Focus um den 11. September 2001 zu beantworten. Sie ordnet diese in den Forschungsstand ein und stellt Tendenzen bei dein beiden Magazinen dar.

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Sanhed Quaesito

 

Der Islam in der deutschen Presse nach den Terroranschlägen von 9/11

 

Eine Untersuchung der Darstellung des Islam in den Printmagazinen „Focus“ und „Spiegel“ nach dem 11. September 2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum:

Texte:                   © Copyright 2022 by Sanhed Quaesito

Umschlaggestaltung:       © Copyright 2022 by Sanhed Quaesito

 

Verlag:

Sanhed Quaesito

c/o autorenglück.deFranz-Mehring-Str. 1501237 Dresden

 

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

 

 

Inhaltsverzeichnis

I.      Einleitung

1.1      Forschungsstand

1.2      Forschungsfragen und Vorgehen zu ihrer Klärung

II.      Klärung der Ausgangspunkte der Untersuchung

2.1      Islam und Islambild: Theoretische Verortung der Untersuchung

2.2      9/11: Kein Wendepunkt und dennoch relevant

2.3      Focus und Spiegel: Linie und Verortung in der Presselandschaft

III.      Analyse der Darstellung des Islam in Focus und Spiegel

3.1      Präzisierung der Untersuchungsmethodik

3.2      Übersicht über das Sample

3.3      Das Islambild im Focus

3.4      Das Islambild im Spiegel

IV.      Auswertung

4.1      Unterschiede in der Verortung von Islamberichten

4.2      Terrorismus als Problem des Islam

V.      Bewertung und Einordnung der Beobachtungen

Anhang

 

Einleitung

Der Islam ist in Deutschland eine kontrovers diskutierte Religion und seine Darstellung in der Presse wurde in der Vergangenheit harter Kritik unterzogen. Bei ca. 5,3 bis 5,6 Millionen Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland1 haben der Islam und seine Wahrnehmung in der deutschen Gesellschaft Relevanz. Diese Wahrnehmung und das dadurch evozierte Islambild werden maßgeblich durch Sekundärerfahrungen, wie es mediale Darstellungen sind, geprägt.2 Daher ist es interessant zu analysieren, wie sich dieses Bild entwickelt hat.

Diese Arbeit wird daher Entwicklungen in der Darstellung des Islam in der deutschen Presse rund um die islamistischen Terroranschläge am 11. September 20013 nachzeichnen. Nach 9/11 findet der Islam verstärkt Beachtung in Europa und Nordamerika. Es scheint daher gewinnbringend die Betrachtung von dieser „Mutter aller Diskurse“4 heraus vorzunehmen. Sie beschränkt sich dabei auf die Darstellung in den beiden Wochenmagazinen Focus und Spiegel, da diese mit ihren unterschiedlichen redaktionellen Ansätzen ein breites Spannungs- und Untersuchungsfeld bereitstellen. Bevor die Fragestellungen dieser Betrachtung aufzuzeigen ist, sollen zunächst Ausgangspunkte hierfür in der bisherigen Forschung zum Islam in den Medien aufgezeigt werden.

1.1 Forschungsstand

Der Islam und seine Darstellung in den deutschen Medien sind vor allem seit dem Irakkrieg Anfang der 1990er-Jahren immer wieder Thema wissenschaftlicher Reflexion. Wahrscheinlich nicht nur wegen der steigenden Relevanz durch den Irakkrieg, sondern auch daher, dass erst ab 1980er-Jahren Berichte zum Islam vermehrt in den Medien vorkommen.5

Hier lassen sich anhand der Arbeit zum Irakkrieg und Feindbildern von Ohde6 gut Paradigmen deutscher Forschung nachvollziehen. Diese gehen von Saids Orientalism7und seinen eigenen Ausführungen zum Islam in den Medien in Covering Islam8alshistorisch-theoretischem Ausgangspunkt aus.9 Danach arbeiten sie vorwiegend mit sozialpsychologischer Feindbildforschung als theoretisches Netzwerk.10 Hierbei wird oft angenommen, dass das Feindbild Islam, den Kommunismus ab den 1990er-Jahren ablöste.11 Im Rahmen dieser Betrachtung wird in der Berichterstattung die verallgemeinernde Zeichnung von unzivilisierten, aggressiven und frauenunterdrückenden Menschen muslimischen Glaubens stark kritisiert.12 Diese Feindbildtheorien wurden oft zu Framingtheorien weiterentwickelt.13 Auch Arbeiten, welche die Presselandschaft einzelner Länder vergleichen, kommen vor,14 wobei die festgestellten Unterschiede marginal bleiben.15

Jüngst finden sich auch Ansätze, welche die selektive Wahrnehmung des Islam durch die Medien kritisieren, also auf das Agenda-Setting der Medien abzielen. So beschreiben Hafez und Richter 2007 „die Ausblendung des Normalen, des Alltäglichen und des Positiven“16, wobei Hafez in der Berichterstattung von 1955 bis 1994 noch knapp die Hälfte der Beiträge zum Islam als neutral einstufte17. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist eine Untersuchung von Javadian Namin, wonach 2007 in 73 % der Fälle beim Spiegel über den Islam in negativen Zusammenhängen berichtet wurde und damit nur in geringem Maße weniger als bei der Boulevardzeitung Bild (77 %).18

Allgemein kann bei der Häufigkeit und Präsenz des Islams in den Medien festgestellt werden, dass diese „wellenartig und motiviert durch aktuelle Ereignisse“19 geschieht. Die Forschung ist in diesem Forschungsfeld hauptsächlich Inhaltsforschung. Es gibt kaum Betrachtungen, welche die Kommunikatoren oder Medienwirkungen in den Blick nehmen.20 Bei den primär untersuchten Medien sind widersprüchliche Aussagen zu vernehmen: Während Javadian Naminjüngst einen Schwerpunkt auf dem Fernsehen sieht,21 zeichnet Karisdas Bild eines Fokus auf Pressetexte22. – Tatsächlich scheinen sich die Beiträge zu Pressetexten und die zum Fernsehen die Waage zu halten. Auch (Presse-) Bilder fanden in der Vergangenheit besondere Beachtung,23 der Hörfunk hingegen kaum.24 Im Internet wurden vor allem islamkritische Blogs und Onlinekommentare untersucht.25

In Bezug auf die Darstellung des Islam in der Presse in Verbindung mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 betonen viele Forschende, dass es die „Zeitenwende 9/11“ so nicht gegeben hat. Halm und Karis belegen in ihren Untersuchungen, dass das Narrativ des islamistischen Terrors an sich nicht erst seit 9/11 existiert, es aber hiernach dominant in den Berichten zum Islam wird.26 Andere Forschende stellen besonders den, nach 9/11 einsetzenden, quantitativen Anstieg der Berichte über den Islam in den Medien heraus.27

Besondere Relevanz für diese Untersuchung hat eine Studie von Halm, welche die Darstellung des Islam im Spiegel und der WAZ in den Zeiträumen 2000/2001 und 2003/2004 miteinander vergleicht.28 Hierbei stellt er Verschiebungen innerhalb der Gewichtung der einzelnen Themen nach 2001 heraus: Hielten sich vor 2001 islamkritische Berichte und Gegendiskurse noch die Waage, kippte dies nach 2001. Die Anzahl der islamunkritischen Berichte beim Spiegel machte nur noch knapp über ein Viertel der Berichte aus, während es bei der WAZ noch ca. ein Drittel waren. Die angebliche Gefahr des Islam ist im Spiegel schon vor 2001 präsent und ihre Nennung steigt danach deshalb nur moderat, bei der WAZ hingegen verdoppelt sich diese. Der Spiegel betont nach 2001 ganz besonders die Andersartigkeit der Menschen muslimischen Glaubens; diese wird fast doppelt so häufig herausgestellt, während diese Tendenz bei der WAZ im geringeren Ausmaß vorhanden ist.29 Seine Untersuchung der Bilder zu Menschen muslimischen Glaubens im Spiegel zeigte, dass sich die Menge nach 2001 fast verdreifachte und Menschen muslimischen Glaubens häufiger als Terroristen dargestellt wurden.30

1.2 Forschungsfragen und Vorgehen zu ihrer Klärung

Aus der Zusammenschau der bisherigen Forschung folgt, dass Unterschiede in den Berichten über den Islam nach 9/11 wahrscheinlich scheinen. Die Ausgangsfragen für diese Untersuchung lauten daher: Inwiefern haben die Terroranschläge des 11. September 2001 das von Focus und Spiegel gezeichnete Bild des Islams beeinflusst? –