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Das kleine Dorf Grunern im Markgräfler Land ist im Jahre 1738 Schauplatz eines abscheulichen Verbrechens. Schnell scheint eine Schuldige gefunden zu sein - aber kann der Mord auch bewiesen werden? Mit der Geschichte, die vor einem realen Hintergrund entstanden ist, reisen wir in eine lange vergessene Zeit zurück.
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Seitenzahl: 29
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Volker Hesse
Der Kindsmord von Grunern
Nach einer wahren Begebenheit
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Kindsmord von Grunern
Impressum neobooks
Nach einer wahren Geschichte
Wir schrieben das Jahr des Herrn 1738 und Grunern war als Lehen Österreichs an das Kloster St. Blasien gefallen. Zwar gehörte der Ort mitsamt der ganzen Herrschaft Staufen schon seit sechs Jahren als Pfandschaft zu unserem Kloster, aber Abt Franz Schächtelin kam durch seine mannigfaltigen Bautätigkeiten erst jetzt dazu, der Region am unteren Ende des Münstertals seine Aufmerksamkeit zu schenken. Dies allerdings aus gutem Grund: St. Blasien benötigte dringend Geld. Da waren zum einen die vielen Gewerke, die für den nun schon seit neun Jahren andauernden Neubau der Klostergebäude beauftragt waren. Diese mussten natürlich bezahlt werden. Dazu kam, dass das Lehen beileibe nicht geschenkt war. Unser Abt hatte für die Herrschaften Staufen und Kirchhofen insgesamt 260.000 Gulden an Kaiser Karl VI. bezahlen müssen. Die vormals reichlich gefüllten Truhen unseres Bursarius litten unter bedenklicher Schwindsucht.
So sandte der Abt mich mit dem Auftrag aus, das Lehengeld der genannten Orte zu prüfen, für dessen Eintreibung der Hofrat Gleichauf als Amtmann in Staufen eingesetzt war. Dies alles geschah im Geheimen. Offiziell und einer ernsthaften Absicht folgend sollte ich in dem kleinen Ort Grunern außerdem ein Badehaus mit etwa drei Dutzend Bädern und Gastzimmern planen, in das unsere Mönche hin und wieder zur Erhaltung ihrer Gesundheit expediert werden sollten. Der Ort bot mit der Agathenquelle, deren Heilkraft weithin bekannt war, eine vortreffliche Grundlage für ein solches Vorhaben.
Am Morgen des 05. Oktober 1738, lange bevor die Dämmerung am Horizont erschien, rief die Glocke zur Vigil, unserem ersten Gebet des Tages. Es war Erntedank, doch die feierliche Begehung dieses Festes sollte ohne mich stattfinden. Noch vor dem gemeinsamen Frühstück befand ich mich, eine gute Wegzehrung in meinen Taschen, auf dem langen Weg nach Westen. Etwa fünfeinhalb Meilen trennten unser Kloster von dem Lehen, eine Entfernung, die man bei guter Gesundheit an einem Tage bewältigen konnte. Ich war jung, kräftig und voller Gewissheit, dass mir dies gelingen würde. Nebelschwaden zogen durch die dunklen Tannen und das Tal, als ich mich an der Alb entlang auf den Weg machte. Die feuchte Kühle ließ mich frösteln, aber mit kräftigem Schritt hielt ich mich warm.
Es ging durch Bernau, später am Prägbach entlang, der in der Nähe von Utzenfeld in die Wiese mündet. Die Sonne ließ sich während des ganzen Weges kaum blicken, meinen gewachsten Wollmantel behielt ich fest um mich geschlagen. In Utzenfeld angekommen lud mich der freundliche Pfarrer zu einer Suppe ein, doch ich durfte mich nicht allzu lang verweilen. Beinahe unhöflich brach ich wieder auf, kaum dass die Suppe und der anschließend gereichte Kräuterbrand die Kälte aus meinem Körper ein wenig vertrieben hatten. Doch der Pfarrer kannte mein Ziel und verstand meine Eile. Er gab mir Gottes Segen mit auf den Weg.