Der kleine Herr Lu Chi - Doris Bewernitz - E-Book

Der kleine Herr Lu Chi E-Book

Doris Bewernitz

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Beschreibung

Was würden Sie mit einem Sack voller Geld machen? Wie gräbt man einen Acker um, ohne einen Finger zu rühren? Was ist das höchste Ideal? Und was das größte Laster? Wie schützt man sich gegen Hass? Warum ist Spucken gesund für die Seele? Kann man Zeit nutzen? Was braucht eine Kuh, um glücklich zu sein? Der kleine Herr Lu Chi, 70 Jahre alt, bescheiden, lebenserfahren und neugierig wie ein Kind, hat seine ganz eigene Sicht auf die Welt. Seine alltäglichen und verblüffenden, skurrilen und liebevollen Weisheiten helfen nicht nur beim Blick über den Tellerrand.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 60

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Doris Bewernitz

Der kleine Herr Lu Chi

Geschichten von der Weisheit des Lebens

Verlag am Eschbach

Inhalt

COVER

HAUPTTITEL

Inhalt

Derselbe

Ein Morgen

Glaube und Zweifel

Allein sein

Die Gerechtigkeit

Der beste Klassenraum

Ideale

Der Acker

Die Drossel

Die Streithähne

Das Kind

Die Kuh

Heimat

Schmerz

Die große Sehnsucht

Ein Sack voll Geld

Die Behörde

Die drei Feigen

Die Menschheit

Das große Erlebnis

Die Mücke

Gier

Der Gelehrte

Die Frauen

Die Spinne

Die Bahnfahrt

Die Suche nach Gott

Das Alter

Liebe

Im Schlaf

Sicherheitshalber

Luxus

Die Lilie

Sinn und Unsinn

Der Käfer

Die Hitze

Die Geburtstagsfeier

Der Urlaub

Das größte Laster

Schlaflos

Was man so braucht

Das Huhn

Besuch

Eine besondere Freude

Das Ganze

Kunst

Zu viel

Die drei Männer

Die Kröten

Regen

Erziehung

Die Brille

Das Paradies

Die Fliege

Die beiden Eulen

Das Messer

Der Fremde

Die Regeln

Die Gießkanne

Wofür Nacktschnecken gut sind

Die Kraft der Träume

Hass

Gelernt ist gelernt

Lärm

Das schönste Geschenk

Der gelobte Tag

In der Nacht

Der Baum

Die Schönheit

Was es kostet

Wut

Die Socken

Etwas Neues

Leben und Tod

Ein Weiser ist krank

Zeitverschwendung

Das Wichtige zuerst

Die Katze

Auferstehen

Die Pause

ÜBER DIE AUTORIN

ÜBER DAS BUCH

IMPRESSUM

HINWEISE DES VERLAGS

Derselbe

Der kleine Herr Lu Chi war von Geburt an ziemlich klein geraten. Schon früh war er deshalb oft von anderen Kindern gehänselt worden. Seine Frau Liu Xing, mit der er seit nun fünfzig Jahren verheiratet war, überragte ihn um Kopfeslänge. Darum wurde er von allen im Dorf nur der kleine Lu Chi genannt. Doch die Leute achteten ihn, weil er ein großzügiger und freundlicher Mensch war, der nicht mit seiner Weisheit geizte. Auch kamen oft Schüler von weit her zu ihm, die mit seiner Hilfe ebenfalls weise werden wollten.

Eines Tages hörte Lu Chi ein Klopfen an der Tür seiner Hütte. Er öffnete. Vor ihm stand ein junger Mann, der mindestens zwei Meter groß war.

Sie wünschen?, fragte Lu Chi.

Der junge Mann sah verächtlich auf ihn herunter. Führe mich umgehend zum großen Lu Chi, sagte er, ich will sein Schüler werden.

Wenn Sie auch mit dem kleinen Lu Chi vorlieb nehmen, sagte Lu Chi, ließe sich das einrichten. Aber keine Sorge, es ist derselbe.

Ein Morgen

Der kleine Herr Lu Chi trat aus seiner Hütte. Er sah sich um, und seine Augen begannen zu strahlen.

Das ist ja ein Baum, rief er. Er lief hin und umarmte den Baum.

Und das ist ja eine Blume, rief er, kniete nieder und hielt seine Nase an den Blütenkelch.

Und das ist eine Kuh, rief er, lief zu ihr

und streichelte sie.

Hinter dem Zaun stand sein Nachbar Min Yi.

Lu Chi, fragte er, geht es dir gut?

Mir geht es sehr gut, erwiderte Lu Chi.

Ich dachte, du bist vielleicht ein wenig durchgedreht, sagte Min Yi. Hast du noch nie einen Baum gesehen? Oder eine Blume? Oder eine Kuh? Du benimmst dich ja wie ein Kind.

Danke für das Kompliment, erwiderte Lu Chi. Wie ein Kind? So fühle ich mich auch. Ich sehe an jedem neuen Morgen alles zum ersten Mal.

Geht es dir denn nicht so?

Glaube und Zweifel

Einer seiner Schüler kam zu Lu Chi und fragte: Meister, glaubst du an Gott?

Ja, sagte Lu Chi. Warum diese Frage? Plagen dich Zweifel?

So ist es, erwiderte der Schüler. Früher war mein Glaube einfach. Doch nun wird er ausgerechnet von all den Theorien angefochten, die ihn stärken sollen. Mein Kopf beschäftigt sich mit den Dogmen, und davon wird mein Glaube krank.

Wie schade, sagte Lu Chi. Sag, glaubst du an die Schönheit?

Ja, sagte der Schüler.

Und an die Liebe?, fragte Lu Chi.

Ja, sagte der Schüler.

Und an die Vollkommenheit, die alles Menschliche übertrifft?

Ja, sagte der Schüler.

Lu Chi lächelte. Dann mach dir mal keine Sorgen, sagte er. Menschen brauchen oft Erklärungen, wenn sie die Leere zwischen sich und dem Höchsten ängstigt. Du nicht. Dein Glaube ist stark. Lass dir an ihm genügen.

Allein sein

Liu Xing, die Frau des kleinen Herrn Lu Chi, war für drei Wochen verreist. Sie besuchte eine Freundin.

Du Ärmster, sagte sein Nachbar zu ihm, als sie sich am Zaun trafen.

Warum sagst du das?, erwiderte Lu Chi. Ich bin nicht arm.

Aber nun bist du doch so schrecklich lange allein, entgegnete sein Nachbar, ganze drei Wochen lang.

Lu Chi überlegte.

Dann sagte er: Ich bin ganz gern allein.

Aber warum bist du dann verheiratet?, wollte sein Nachbar wissen.

Ich verstehe deine Frage nicht, erwiderte Lu Chi. Ist das denn ein Widerspruch?

Die Gerechtigkeit

Ein Mann kam zu Lu Chi und beschwerte sich. Die Reichen haben alles, sagte er. Und bekommen immer mehr. Ich aber kann mich abrackern, wie ich will, und habe von Jahr zu Jahr weniger. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?

Sie ist zu schwach und zu klein, um allein zu kommen, sagte Lu Chi. Sie wartet, dass du ihr ans Licht hilfst.

Der beste Klassenraum

Manchmal hatte Lu Chi viele Schüler, manchmal wenige. Er hatte den Beruf des Lehrers nicht angestrebt. Die Schüler suchten ihn aus freien Stücken auf und blieben, solange sie wollten. Da ihm unklar war, was sie von ihm erwarteten, hatte er beschlossen, sich einmal am Tag ausgiebig mit ihnen zu unterhalten und auf ihre Fragen einzugehen. Zu diesem Zweck machten sie täglich eine Wanderung.

Einer seiner Schüler, der lieber saß als lief, wollte von ihm wissen, warum sie bei ihren Gesprächen immer herumlaufen müssten.

Weil ich faul bin, antwortete Lu Chi.

Wie soll ich das verstehen?, fragte der Schüler.

Nun, sagte Lu Chi, zum einen ist, wenn wir gehen, unser Geist wacher. Zum anderen ist die Natur der beste Klassenraum. Da gibt es mehr Platz für unsere Gedanken. Und sie bringt die Fragen und Antworten gleich mit. Sie lehrt uns alles.

Ideale

Einer seiner Schüler weckte Lu Chi vor Tagesanbruch und wollte wissen, welches denn nun das höchste Ideal sei, das es anzustreben gelte.

Oh, sagte der kleine Herr Lu Chi verschlafen, setzte sich auf und rieb sich die Augen. Eine gute Frage stellst du da. Was soll ich sagen. Es gibt sehr viele Ideale. Und öfter als man denkt sind diese abhängig von momentanen Bedürfnissen. Gerade jetzt zum Beispiel würde ich sagen, ideal wäre ein weiches Kissen, auf das ich meinen Kopf betten kann, dazu eine kühle, stille, sternklare Nacht, eine ungestörte Ruhe und ein friedlicher, ergiebiger Schlaf.

Der Acker