Der Kommissar und der Schnüffler - Manfred Müller - E-Book

Der Kommissar und der Schnüffler E-Book

Manfred Müller

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Beschreibung

Insgesamt finden sich 20 spannende, unterhaltsame, kurze Krimis in diesem Band. Davon 6 zuvor unveröffentliche neue Fälle sowie die Flick-Jansen-Geschichten aus "10 Fünf-Minuten-Krimis" und "Mord - Mal eben so". Eine Besonderheit stellt hierbei das Kriminalgedicht "Auf Messers Schneide" dar. Wer die beiden Freunde Flick und Jansen im Kampf gegen Übeltäter und Verbrechen bereits kennengelernt hat, wird hier neue Facetten erfahren und feststellen, dass ihre Freundschaft unerschütterlich ist. Für alle, die bisher die beiden noch nicht bei ihrer Kriminalarbeit beobachtet haben, sei so viel verraten, dass sie bei aller Gangsterjagd trotzdem den Humor und die Lebensfreude nicht verlieren.

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Manfred Müller

Der Kommissar und der Schnüffler

20 kurze Krimis inkl. einem Kriminalgedicht

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Titel

Inhaltsverzeichnis

01 Gestatten, Max Jansen

02 Eiskalt

03 Abstand

04 Beschuldigt

05 Wind und See

06 Es brennt, es brennt

07 Lack ab

08 Disappear

09 Gefleckter Schierling

10 Cruisin‘

11 Die Joggerfalle

12 Pausengong

13 Ein sicheres Hotel

14 Alte Bekannte

15 Gefleckter Schierling – Die wahre Geschichte

16 Lotto, Toto, Rennquintett

17 Moderne Zeiten

18 Im Hinterkopf

19 Von Single Malt und Ehefrauen

20 Auf Messers Schneide

Lektüretipps

Impressum neobooks

Titel

Der Kommissar und der Schnüffler

Kurzkrimi-Sammelband

von Manfred Müller

ebook – Buchhandelsausgabe

Text Copyright © 2025 Manfred Müller

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

01 Gestatten, Max Jansen

02 Eiskalt

03 Abstand

05 Wind und See

06 Es brennt, es brennt

07 Lack ab

04 Beschuldigt

08 Disappear

09 Gefleckter Schierling

10 Cruisin‘

11 Die Joggerfalle

12 Pausengong

13 Ein sicheres Hotel

14 Alte Bekannte

15 Gefleckter Schierling – Die wahre Geschichte

16 Lotto, Toto, Rennquintett

17 Moderne Zeiten

18 Im Hinterkopf

19 Von Single Malt und Ehefrauen

20 Auf Messers Schneide

Lektüretipps

01 Gestatten, Max Jansen

Die Scheinwerfer des entgegenkommenden Autos waren falsch eingestellt, sodass die Lichter Max Jansen blendeten. „Fahr doch mal in die Werkstatt“, rief Max dem Fahrer in Gedanken zu, als der Wagen aber auch schon vorbeifuhr und mit sichtlich überhöhter Geschwindigkeit im Dunkel verschwand.

Max fuhr weiter. Er kam gerade aus dem Büro, wo er sich mit den Akten zu seinem letzten Fall herumgeschlagen hatte. Eine echt verzwickte Geschichte war das mit der „Teuflischen Giftmörderin“, wie die Boulevard-Presse die Täterin genannt hatte.

Was kann einen Menschen dazu bringen, jemanden, den man mal geliebt hat, so sehr zu hassen, dass man ihm nicht nur den Tod wünscht, sondern diesen sogar aktiv und vorsätzlich herbeiführt?

Das Motiv und somit auch die Beweisführung blieben bei diesem Giftmord lange unklar. Alle Nachbarn hatten gleichlautend ausgesagt, dass es keine Auffälligkeiten bei dem Paar gab, keine Streitigkeiten oder sonst etwas Bemerkenswertes. Max fand es aber bereits von Anfang an sehr auffällig, dass die beiden, namentlich das Ehepaar Rita und Dirk Florkam, keine Bekannten oder Freunde – erst recht keine Verwandten – zu haben schienen. Niemand, der über eine normale Nachbarschaftsbeziehung hinaus etwas mit ihnen zu tun hatte. Selbst im Arbeitsumfeld der beiden – sie war Kellnerin, er arbeitete bei einer Baufirma – hatten sich keine engeren Kontakte ergeben. „Nun gut“, dachte Max damals, „die beiden sind ja auch erst vor 6 Wochen hierher gezogen; kurz nachdem sie geheiratet hatten. Geheiratet hatten sie in ihrer Heimatstadt Flensburg und sind dann nach Aachen gezogen“, rekapitulierte Max weiter und versuchte sich zu erinnern, ob er in den 12 Jahren seiner bisherigen Tätigkeit als Detektiv schon mal eine ähnliche Konstellation angetroffen hatte.

Er machte sich daran, das Motiv für den Wegzug aus dem Norden herauszufinden. Engagiert hatte ihn der Hausbesitzer, bei dem das Ehepaar eine 3-Zimmer-Wohnung gemietet hatte, und der jetzt ein großes Interesse an der Klärung des Falls hatte, damit endlich auch die Spekulationen und Gerüchte rund um sein Mietshaus aufhören sollten. Im Volksmund hieß es zurzeit „Das Giftmordhaus“ … und der Vermieter erhoffte sich von der Klärung des Motivs, dass das aufhörte. Die Polizei hatte nach der Verhaftung und dem Geständnis von Rita Florkam ihre Bemühungen eingestellt --- das Motiv blieb unklar.

Max nahm den Auftrag an und glaubte relativ schnell zu einer Erklärung in der Art von „Eifersucht“ oder „Verlassen-Werden“ zu kommen. Aber es gab so gar keine Anzeichen für die Untreue einer der beiden Florkams oder irgendwelche Trennungsabsichten. Kein Hinweis auf einen Flirt oder eine Affäre --- so kam er nicht weiter. Der Grund musste in Flensburg zu finden sein.

Glücklicherweise hatte der Detektiv einen guten Spesensatz ausgehandelt und machte sich auf den Weg nach Flensburg, um Hintergründe für den Mord aufzutun.

Im 4-Sterne-Hotel fehlte es an nichts und Max warf erst mal einen Blick in die Mini-Bar. Aber irgendwie war ihm jetzt nicht nach einem Drink; er wollte sich direkt an die Ermittlungen machen und endlich einen neuen Anhaltspunkt finden, um Rita Florkams Motivation dafür zu finden, ihren Ehemann mit einem Medikamenten-Mix zu vergiften.

Der Detektiv hatte vor seiner Abreise nach Flensburg bereits den Geburtsnamen der Frau sowie die jeweiligen Adressen von Herrn und Frau Florkam recherchiert. Er machte sich auf den Weg zu dem Haus, in dem die spätere Giftmörderin vor ihrer Heirat und dem anschließenden Wegzug ins rheinische Grenzgebiet gewohnt hatte. Ihre alte Wohnung war noch nicht wieder vermietet, aber in der Nachbarwohnung wohnte schon seit Jahren dieselbe Familie, die Auskunft über Rita Florkam geben konnte.

„Wir haben uns damals sehr gefreut, als wir hörten, dass Frau Breuner, also die spätere Frau Florkam, heiraten wird“, begann die Nachbarin ihre Ausführungen. „Sie war ja nicht mehr ganz jung – so Mitte 40 schätze ich. Sie hatte immer den Eindruck vermittelt, eigentlich keine Männer zu mögen. Mein Mann hat immer gesagt: ‚Die ist als Mädchen sicherlich von ihrem Freund mal sitzen gelassen worden und hat jetzt genug von den Kerlen!‘ Aber der Herr Florkam muss dann wohl was Besonderes gehabt haben. Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen.“

Der nächste Weg führte Max Jansen zum Bruder des Toten. Peter Florkam gab sich zunächst wortkarg, aber Max schaffte es, ihm dann doch so einiges zu entlocken. „Mein Bruder war kein Kind von Traurigkeit – und so ganz astrein war er auch nicht. Als Jugendlicher hat er so manches krumme Ding gedreht und auch nicht vor Gewalt zurückgeschreckt. Bei einem Einbruch ist dann auch mal ein Mensch ums Leben gekommen. Dirk war durch ein Fenster im ersten Stock eingestiegen, als die Bewohnerin ihn entdeckte und bei ihrer Flucht vor dem Eindringling die Treppe herunterfiel und sich das Genick brach.“

Peter Florkam machte eine Pause und überlegte kurz, ob er weitererzählen sollte. Dass Max allerdings keine Anstalten machte, ihn zu drängen, mehr Preis zu geben, gab ihm das Gefühl, dass er dem Detektiv ruhig mehr erzählen konnte.

„Das war für Dirk so ein Wendepunkt und er hatte sich geschworen, wenn er unentdeckt bliebe, dass er kein krummes Ding mehr drehen will. Naja, es ist wohl tatsächlich nie rausgekommen, dass er der Einbrecher war, obwohl er bei dem Bruch sein Amulett mit seinen Initialen DF verloren hatte. Manchmal, wenn er einen über den Durst getrunken hatte und die Bedienung ein offenes Ohr hatte, dann hat er schon mal sein Herz ausgeschüttet und ein paar Andeutungen über diesen Unglücksfall gemacht – meistens aber hat er das Ganze erfolgreich verdrängt“

„Wissen Sie mehr über die Frau, die ums Leben kam?“, wollte Max wissen.

„Es stand damals was in der Zeitung über sie. Allerdings mit abgekürztem Namen. Sie hieß wohl Bernadette B., sie war verwitwet und hatte eine Tochter: Rita B., wenn ich mich recht erinnere …!“

Max bedankte sich, ging und schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst: „Von wegen, wenn Liebe zu Hass wird; es war von Anfang an Hass.“

Max konzentrierte sich wieder auf die Autofahrt.

02 Eiskalt

Ob man das Werkzeug jetzt Schraubenzieher oder Schraubendreher nennt, ist ziemlich egal, denn sicher ist in jedem Fall, dass dieses Ding aber auch so rein gar nichts im Rücken eines Menschen zu suchen hat. Das ändert sich auch nicht dadurch, dass es sich um eine vermutlich edle Ausführung mit Holzgriff handelt.

Max Jansen zog seinen Hut etwas tiefer in die Stirn, denn sowohl der Wind als auch der Regen reizten seine Augen in einer unangenehmen Art und Weise, und Max hoffte, dem Wetter zumindest soweit und solange zu trotzen, bis er sich ein erstes Bild vom Opfer und dem Fundort machen konnte. Max ging zuerst immer davon aus, dass es sich bei dem Fundort nicht unbedingt auch um den Tatort handeln musste – er hatte da schon die bemerkenswertesten Ermittlungsfehler erlebt, weil zu oft angenommen wurde, dass ein Opfer auch dort zu Tode kam, wo es gefunden wurde.

Es kam nicht allzu oft vor, dass er als Detektiv als einer der ersten an einem Fundort war, aber diesmal war das nicht verwunderlich, denn der Mann mit dem Schraubenzieher in seinem Rücken lag nur etwa 20 Meter von Max‘ Wohnung entfernt. Max liebte es nach einem langen Observationstag, abends noch ein paar Schritte durch eine kleine Grünanlage zu machen … und genau in dieser Grünanlage hatte die Polizei jetzt ein Areal abgesperrt, um die Spuren bei einem Kapitalverbrechen zu sichern.

Max konnte sehen, dass sich neben dem leblosen Körper eine Blutlache gebildet hatte. ‚Hier scheinen Fund- und Tatort tatsächlich übereinzustimmen‘, dachte Max und ließ seinen Blick weiter in der Umgebung schweifen.

In der Zwischenzeit hatten sich etwa 10 bis 12 Personen an der Absperrung eingefunden und versuchten, in ihrer Neugier einen Blick zu erhaschen oder eine Information aufzuschnappen, die sie dann womöglich – sich selbst interessant machend – in der nächsten Kneipe, an der nächsten Ecke oder im nächsten Hausflur ausschmückend zum Besten geben konnten. Der sehr laut sprechende Kriminale tat ihnen dann auch den Gefallen, sie mit Details aus erster Hand zu versorgen: „Sieht so aus, als hätte es ihn gleich hier an Ort und Stelle erwischt. Wir warten zwar noch auf den Gerichtsmediziner, aber für mich ist klar, dass der Mann von hinten erstochen wurde und keine Chance hatte, sich zu verteidigen. Was meinst Du?“, wandte er sich an seinen Kollegen, der aufgrund der Lautstärke der Kommentare seines Kollegen etwas unsicher umher sah und dabei bemerkte, dass die Schaulustigen jedes Wort verstehen konnten. Vor allem der junge Mann, so Anfang 30, mit Cordhose und langärmligen Hemd, der ein wenig frierend in der Gegend herumstand, schien sehr hellhörig geworden zu sein. Der Polizist wollte ihm einige Fragen stellen und ging auf ihn zu. Im Weggehen stimmte er seinem Kollegen und dessen Thesen zu: „Ganz Deiner Meinung, Gerd!“

Fast schien es den jungen Mann zu freuen, dass er die Aufmerksamkeit des Kriminalermittlers auf sich gezogen hatte --- aber nicht nur ihm war der Schaulustige aufgefallen: Auch Max hatte das Gefühl, dass es etwas mit diesem Passanten auf sich hatte – ohne dass er erklären konnte, warum er diesen Eindruck hatte.

Max ging ebenfalls auf den knapp 30-Jährigen zu und traf zusammen mit dem Polizisten bei ihm ein: „Hallo, Frank“, grüßte er den Beamten, der mit einem „N’Abend, Max“ antwortete. Die beiden kannten sich seit Kindertagen und im Laufe ihres Berufslebens hatten sich ihre Wege schon unzählige Male gekreuzt. Mehrmals war es auch gerade ihre Kooperation, die letztendlich zum Erfolg, sprich der Festnahme übelster Subjekte geführt hatte. Dem einen standen dabei Mittel und Wege zur Verfügung, die der jeweils andere nicht nutzen oder begehen konnte. So konnte Max sein vollständiges Repertoire zwischen „Gefallen einfordern“ und „Druck ausüben“ ebenso ausschöpfen wie seine intensiven Kontakte in die Halb- und Unterwelt der Kleinkriminellen der Stadt, während Frank Flick auf die Annehmlichkeiten eines hochmodernen Polizeiapparates inklusiver aller kriminaltechnischer und forensischer Möglichkeiten sowie auf einen umfassenden Datenbestand zurückgriff.

„Haben Sie etwas gesehen, das uns weiterhelfen kann?“, fragte Frank den vermeintlichen Augenzeugen. „Ich war gerade unterwegs zu einem Freund, der am anderen Ende des Parks wohnt, als ich einen Schrei hörte, als ich etwa noch 40, 50 Meter von dieser Stelle entfernt war. Ich lief sofort los, aber als ich ankam, standen schon ein paar Leute um den armen Mann herum und eine Frau hatte wohl auch schon die Polizei gerufen.“ „Haben Sie jemanden weglaufen sehen?“ Der junge Mann verneinte. Frank klappte sein Notizbuch zu, nachdem er die Personalien aufgenommen hatte, und wollte sich dem nächsten in der Reihe zur Vernehmung zuwenden, als Max sich einmischte.

„Wie heißt denn ihr Freund, den sie besuchen wollten?“ „Frederic Meier. Wieso?“ Frank Flick bekam große Augen --- das war der Name, der auf dem Personalausweis des Toten stand! Max fragte weiter: „Ich habe gerade beim Feststellen Ihrer Personaldaten Ihre Adresse mitbekommen: Stromstraße – die ist ja, wenn man recht zügig geht, etwa 10 Minuten von hier entfernt oder?“ Der junge Mann bestätigte das mit einem Nicken. „Dann frag ich mich, warum sie bei diesem Wetter keine Jacke tragen? Ich bin sicherlich keine Frostbeule, aber ich friere hier wie ein Schneider, obwohl ich einen Mantel trage … und wenn ich mich so umgucke, gibt es außer Ihnen niemanden, der keine Jacke trägt. Also, wo ist Ihre Jacke?“

Der junge Mann wurde sichtlich nervös und Frank Flick stellte sich so hin, dass er eine Flucht des jetzt Verdächtigen verhindern konnte. Flicks Kollege Gerd kam aufgeregt auf die beiden zu gerannt. „Ich habe gerade einen Zeugen gefunden, der gesehen hat, dass das Opfer sich mit einem jungen Mann gestritten hat. Der Zeuge sagt aus, dass der Mann so um die 30 Jahre alt war und eine Cordhose trug. Als der eine zu Boden fiel, lief der andere weg und zog dabei seine Jacke aus --- ich nehme an, dass sie voller Blutspritzer des Opfers war und der Täter so unerkannt entkommen wollte --- Wie sollen wir den jetzt finden?“

Es gab einen dumpfen Knall, als der junge Mann, den Max und Frank verhört hatten, auf den Boden fiel. Frank hatte dem Mörder ein Bein gestellt.

03 Abstand

„Max! Max, liebst Du mich?“

Max Jansens Schädel brummte --- was antwortet man auf eine solche Frage, wenn man mit gefesselten Händen an einen Stuhl gebunden sitzt und eine Pistole an die Schläfe gehalten bekommt?

„Liebst Du mich?“, fragte Lucinda wieder. Sie galt zu Recht als Vamp. Max selbst hatte vor einigen Jahren eine äußerst heftige, aber kurze Affäre mit der rassigen Dunkelhaarigen --- zu kurz, aus Lucindas Sicht. Und jedes Mal, wenn sie sich trafen, warf sie ihm einen Blick zu, der sagte: „Du kommst mir nicht ungeschoren davon, mein Freund!“

Aber die jetzige Situation hatte eine Eskalationsstufe erreicht, die weit über die stechenden Blicke hinausgingen. Wie war es dazu gekommen?

Max hatte einen Observationsauftrag einer eifersüchtigen Ehefrau erhalten, die befürchtete, dass ihr Mann sie betrog. Ein absoluter Routinejob für den Detektiv, der den Auftrag auch zunächst weitervermitteln wollte, ihn dann aber doch selbst annahm, weil die Frau ihn in ihrer Verzweiflung ein wenig rührte. Max dachte noch, dass er aufpassen müsse, dass er nicht zu sentimental für den Job werde …

Nun denn, er nahm den Auftrag an, erhielt von der Frau einige Angaben zu dem vermeintlich Untreuen, ebenso ein Foto, das sie in ein kleines rotes Büchlein gelegt hatte, damit es vermutlich nicht verknickte. Der Detektiv und die Auftraggeberin verabredeten sich für die kommende Woche, damit Max die ersten Ermittlungsdetails mitteilen konnte. Die Frau reichte noch eine Anzahlung in bar herüber und verabschiedete sich dankend.

Max sah sich das Foto des Ehemanns an, und unwillkürlich schoss ihm durch den Kopf: ‚Ist ja eher so ein grauer Buchhaltertyp – dem werden die Frauen wohl nicht in Scharen hinterherlaufen. Wird wohl ein ziemlich öder Job, bei dem ich sehe, wie der Mann das Haus verlässt, sich auf dem Weg zur Arbeit belegte Brötchen kauft, dabei der Bäckereifachverkäuferin, die ihn seit Jahren bedient, freundlich zulächelt – was die Eifersucht der Ehefrau befeuern wird, aber dabei so rein gar nichts zu sagen hat –, zu seinem Büro geht, dort bis zur Mittagspause an seinem Schreibtisch hocken bleibt, dann in der Kantine mit den immer gleichen Kollegen und Kolleginnen essen geht, hier vielleicht sogar der ein oder anderen Mitarbeiterin etwas aufhebt, das ihr heruntergefallen ist, auch hierbei wieder lächelt und unter Umständen auch den Ansatz eines Flirts darstellt, um anschließend wieder an seinen Rechner zurückzukehren und abends schnurstracks vom Büro nach Hause zu gehen, wo ihn eine Frau erwartet, in deren Kopf den ganzen Tag Bilder von ihrem Mann herumschwirrten, bei denen er sich im Whirlpool mit jungen Dingern bei Champagner und Erdbeeren amüsierte.‘

Max musste leicht gähnen.

Er packte sein Observationsequipment zusammen, füllte frisch gebrühten Kaffee in eine Thermoskanne und machte sich auf den Weg in die Tiefgarage unter seiner Detektei. Max hatte die Räume vor etwa einem halben Jahr neu angemietet, weil ihm die Gegend, in der der Bürokomplex stand, repräsentativer vorkam und ihm auch den Markt des etwas reicheren Klientels erschließen sollte. Der Detektiv befürchtete in den Ruf einer kleinen Detektiv-Nummer zu geraten, weil er es in den zurückliegenden gut 10 Jahren seiner selbstständigen Arbeit noch nicht geschafft hatte, weit über die Grenzen seines Viertels hinaus bekannt zu werden. Das sollte sich durch den Standortvorteil ändern … und tatsächlich ließen sich die Geschäfte momentan gut an; er musste zwar einiges in die Büroausstattung investieren, die ein oder andere Anzeige schalten, aber es schien sich tatsächlich auszuzahlen.

Wie bei Parkhäusern und Tiefgaragen üblich, war die Beleuchtung eher schummrig, der Geruch weckte auch nicht die schönsten Assoziationen und irgendwie war da immer zu viel Beton.

Viel zu viel Beton, wie Max noch schmerzhaft feststellte, als sein Kopf von einer unsichtbaren Hand von hinten gegen die Wand gestoßen wurde. Max fühlte noch ein leichtes Brummen, dann wurde es dunkel.

„Max! Max, liebst Du mich?“, war das erste, was der Privatermittler dann wieder vernahm.

Lucinda lachte: „Hoffentlich hat Karl nicht zu fest zugeschlagen, damit Dein hübsches Köpfchen keine hässliche Beule bekommt. Hättest Du mich damals nicht abserviert, hätte ich ihn gebeten, Dich sanfter anzupacken …“

„Was willst Du, Lucinda?“, brachte Max mit einiger Mühe hervor, denn das Brummen im Kopf wollte noch nicht aufhören. „Du glaubst sicherlich nicht, dass diese Art von Date dazu führt, dass ich meine Meinung über Dich ändere.“ „Ach, Mäxchen, über Dich bin ich doch schon längst hinweg. Karl und ich sind jetzt das neue Traumpaar in der Szene … und glaube mir, wir werden ganz groß durchstarten.“ „Indem Ihr einen Detektiv kidnapped?“ „Indem wir uns ein paar Millionen auf ein Konto auf den Kanalinseln überweisen lassen!“ Max versuchte sich aus Lucindas Worten etwas Plausibles zusammenzureimen, aber da passte noch nichts zusammen.