Der langsame Weg zum Glück – Ein Schneckenabenteuer - Luis Sepúlveda - E-Book

Der langsame Weg zum Glück – Ein Schneckenabenteuer E-Book

Luis Sepulveda

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Von Bestsellerautor Luis Sepúlveda: Eine Liebeserklärung an die Langsamkeit Luis Sepúlveda hat ein kleines Wunder vollbracht. Seine hinreißende Liebeserklärung an die Langsamkeit und an die Poesie der Natur macht glücklich: Er erzählt die Geschichte einer kleinen wissbegierigen Schnecke, die sich auf den Weg macht herauszufinden, warum Schnecken so langsam sind, denn die anderen Schnecken können ihre Frage nicht beantworten. Auf ihrer Reise erlebt sie viele Abenteuer und kehrt als Held zurück. Quint Buchholz' großartige Bilder vermögen auf der ihnen eigenen Art, die Zeit stillstehen zu lassen, und laden zum Träumen ein. Ein Buch, das verführt, die Welt und die Schönheit der Natur aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen und innezuhalten, und das alle Leser von 8 bis 88 glücklich machen wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 49

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Luis Sepulveda

Der langsame Weg zum Glück – Ein Schneckenabenteuer

Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen

Mit farbigen Bildern von Quint Buchholz

FISCHER E-Books

Inhalt

Zu dieser GeschichteIIIIIIIVVVIVIIVIIIIXXXI

Zu dieser Geschichte

Vor ein paar Jahren saßen wir im Garten unseres Hauses, und mein Enkel Daniel beobachtete aufmerksam eine Schnecke. Plötzlich wandte er sich zu mir und stellte mir eine Frage, die nicht so leicht zu beantworten war: »Großvater, warum ist die Schnecke so langsam?«

Ich sagte, im Moment hätte ich darauf keine Antwort; aber ich versprach, ihm eine zu geben, ich wisse noch nicht wann, aber er werde eine Antwort bekommen.

Da ich mir zugutehalte, zu meinem Wort zu stehen, soll diese Geschichte nun der Versuch einer Antwort sein.

Natürlich ist sie meinen Enkeln Daniel, Gabriel und Samuel und meinen Enkelinnen Camila, Aurora und Valentina gewidmet sowie den langsamen, sehr langsamen Schnecken in unserem Garten.

I

Auf einer Wiese in der Nähe deines oder meines Zuhauses lebte eine Schneckenkolonie, die davon überzeugt war, am besten Platz zu leben, den es für sie geben konnte. Keine der Schnecken war jemals bis an den Rand der Wiese vorgedrungen oder gar auf den Asphalt der Straße gekrochen, die gleich hinter den letzten Gräsern begann. Da sie nirgendwo hingekommen waren, hatten sie auch keine Vergleichsmöglichkeit und konnten nicht wissen, dass der beste Platz für Eichhörnchen oben in den Wipfeln der Buchen war oder es für Bienen keinen angenehmeren Platz gab als die hölzernen Bienenkästen, die am Ende der Wiese aufgestellt waren. Dass sie nicht vergleichen konnten, störte die Schnecken aber nicht. Für sie war die Wiese, auf der nach jedem Regen Löwenzahn im Überfluss gedieh, der beste Platz, den sie sich wünschen konnten.

Wenn der Frühling kam und die Sonne ihre ersten wärmenden Strahlen aussandte, reichte eine leichte Muskelbewegung, um ihr Schneckenhaus so weit anzuheben, dass sie den Kopf darunter hervorstrecken und die Hörner aufrichten konnten, an deren Enden sich die Augen befanden. Dann stellten sie mit Freude fest, dass die Wiese mit frischem Gras und kleinen Wildblumen bedeckt, vor allem aber voll des leckeren Löwenzahns war.

Einige der Schnecken – die Ältesten von ihnen – nannten die Wiese Löwenzahnland und den dichtbelaubten Gewürzstrauch, dessen vom Winterfrost gequälte Zweige jedes Frühjahr kraftvoll neue Triebe hervorbrachten, bezeichneten sie als ihr Zuhause. Unter diesem Strauch verbrachten sie – vor den gierigen Blicken der Vögel geschützt – einen großen Teil ihrer Zeit.

Untereinander nannten sie sich einfach Schnecke, was manchmal zu Verwirrungen führte, die daraufhin mit langsamer Bedächtigkeit geklärt zu werden pflegten. Wollte – zum Beispiel – eine aus der Gruppe mit einer anderen sprechen, dann wisperte sie: »Schnecke, ich will dir was erzählen«, und schon drehten sämtliche Schnecken die Köpfe zu ihr um. Die rechts von ihr drehten die Köpfe nach links, die links von ihr nach rechts, die vor ihr waren, drehten sie nach hinten, und die hinter ihr reckten ihre Köpfe nach vorn und wisperten: »Meinst du mich? Willst du mir etwas erzählen?«  

Wenn das passierte, drehte sich die Schnecke, die einer anderen was erzählen wollte, erst nach links, dann nach rechts, dann nach vorn oder hinten und sagte jedes Mal: »Tut mir leid, du warst nicht gemeint«, bis sie zu der Schnecke kam, der sie tatsächlich etwas erzählen wollte, meistens irgendwas, das mit ihrem Leben auf der Wiese zu tun hatte.

Sie wussten, dass sie langsam und leise waren, sehr langsam und sehr leise; und auch, dass dieses Langsame und Leise sie verwundbar machte. Viel verwundbarer als andere Tiere, die sich schnell bewegen und Warnrufe ausstoßen konnten. Damit das Langsame und Leise ihnen keine Angst machte, sprachen sie lieber nicht darüber und fanden sich in langsamer und leiser Ergebenheit damit ab, so zu sein, wie sie waren.  

»Das Eichhörnchen kann quieken und behende von Baum zu Baum hüpfen. Distelfink und Elster fliegen hurtig durch die Luft, der eine singt, die andere krächzt. Katze und Hund können rennen, miauen und bellen. Wir hingegen sind langsam und leise, da kann man nichts machen, so ist das Leben«, wisperten die Ältesten der Schnecken.

Eine Schnecke aber gab es, die nahm das langsame, sehr langsame und leise wispernde Leben zwar hin, doch sie wollte den Grund dafür wissen.

II

Die Schnecke, die den Grund für ihre Langsamkeit wissen wollte, hatte – wie alle anderen – keinen Namen, und das bereitete ihr großen Kummer. Es schien ihr ungerecht, keinen Namen zu haben, und als eine der älteren Schnecken sie leise fragte, warum sie einen Namen haben wolle, antwortete sie wispernd:

»Weil der Gewürzstrauch so heißt, wie er heißt, nämlich Gewürzstrauch, und weil wir deshalb, wenn es beispielsweise regnet, sagen können, kommt, wir kriechen zum Schutz unter den Gewürzstrauch. Der leckere Löwenzahn hat auch einen Namen, nämlich Löwenzahn, und deshalb können wir uns, wenn wir sagen, lasst uns ein paar Blätter Löwenzahn knabbern, nicht vertun und irrtümlicherweise Brennnesseln fressen.«

Doch die Argumente der Schnecke, die den Grund für ihre Langsamkeit wissen wollte, interessierten die anderen Schnecken nicht besonders. Untereinander wisperten sie, alles stünde zum Besten, es reiche doch, den Namen des Gewürzstrauchs und des Löwenzahns zu kennen, des Eichhörnchens, der Elster und der Wiese, die sie Löwenzahnland nannten. Mehr bräuchten sie gar nicht, um glücklich zu sein als das, was sie waren: langsame und leise Schnecken, die nur darauf achten mussten, dass sie feucht blieben und fett genug wurden, um die langen Winter zu überstehen.