Der leere Glückskeks - Arthur Haller - E-Book

Der leere Glückskeks E-Book

Arthur Haller

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Beschreibung

In seinem Kurzroman "Der leere Glückskeks" erweckt der Autor Arthur Haller die Philosophen Schopenhauer und Hegel zum Leben. Sie begleiten den Absturz der Romanfigur Frank. Der vormals erfolgreiche Geschäftsmann lernt die Hölle von Jobcentern, Leih- und Sicherheitsfirmen in Berlin kennen, seine Wahrnehmung der Schwachen in unserer Gesellschaft ändert sich dadurch radikal. Arthur Haller setzt mit seinem Büchlein verschiedene Thesen und Kontroversen der großen Philosophen augenzwinkernd in einen aktuellen Bezugsrahmen. Er möchte aber vor allem das Leid vieler darstellen, die in Zwangsverhältnissen entfremdete Arbeit leisten müssen. Ist die Würde des Menschen unantastbar - oder nur noch ein Privileg der Oberschicht?

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Seitenzahl: 45

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Der leere Glückskeks

VorwortKapitel 1 - Der leere GlückskeksKapitel 2 - Neulich im WolkenkuckucksheimKapitel 3 - Im Jobcenter (1)Kapitel 4 - Wieder im WolkenkuckucksheimKapitel 5 - Das VorstellungsgesprächKapitel 6 - In der ZeitarbeitKapitel 7 - Kampf der GeschlechterKapitel 8 - Der innere Kreis und ein teuflischer PlanKapitel 9 - Schopenhauer besucht FrankKapitel 10 - Der Sicherheitsdienst. Neue Karriereaussichten.Kapitel 11 - An der PforteKapitel 12 - Im Jobcenter (2)Kapitel 13 - Beim AnwaltKapitel 14 - Der SchlussakkordAnmerkungenLiteraturverzeichnisImpressum

Vorwort

„Wie so oft im Leben versteckt sich hinter einer farbenfrohen Kulisse aus Moral und Anstand ein übel riechender Sumpf aus Bosheit und Niedertracht. "            

 - Arthur Haller

Der Politik zufolge ist Deutschland ein Land, wo es „uns" gut geht, worin wir „gut und gerne leben". Doch wer ist „wir”? Sind es die Eliten, sind es Banker oder Kinder aus reichem Elternhause? Wie ist es um das Glück derer bestellt, die tagtäglich um das Überleben kämpfen?

 Was ist die Realität hinter den Türen von Jobcentern, Zeitarbeitsfirmen und Fabriken? Wer hört die stummen Schreie derer, die keine Stimme haben ? Den Hilferuf jener, die versuchen, ein Stück Glück zu erhaschen -  in einem zunehmend sinnlos erscheinenden Kampf jeder gegen jeden?

Im Zentrum der satirischen Novelle „Der leere Glückskeks” steht dieses brandaktuelle Thema: Die immer größer werdende Kluft innerhalb unserer Gesellschaft und die Frage nach moralischem Handeln.

Kapitel 1 - Der leere Glückskeks

Frank schaute auf die Uhr. Zeit ist Geld. Stolz drehte er die funkelnde Breitling im morgendlichen Licht. Er nippte an seinem Cappuccino und sah aus dem Panoramafenster, sein Blick schweifte über die Dächer von Berlin. Mit 42 Jahren hatte er, wie man gemeinhin zu sagen pflegt, den Gipfel seiner Karriere erreicht. Er war als behütetes Kind in guter Wohngegend aufgewachsen, sein Vater war Regionalleiter einer großen Versicherung, die Mutter Beamtin im gehobenen Verwaltungsdienst. Zuhause war Geld nie ein Thema gewesen. Klassenfahrten, Urlaubsreisen ins Ausland waren eine Selbstverständlichkeit. Es folgte Abitur, Studium, die Kontakte des Vaters öffneten schnell die Türen; der Weg in die Chefetage eines internationalen Konzernes verlief glatt und mühelos. 

Frank blätterte in seiner Morgenzeitung. „Hartz 4 Regelsatz zu niedrig" lautete eine Überschrift. Er schüttelte verächtlich den Kopf. „Faules Pack, die sollen arbeiten gehen. Ich würde denen gar nichts geben“, dachte er. Er schnappte sich Laptop und Aktentasche und ging zu seinem schwarzen Mercedes SLK, der bereits im hell erleuchteten Autolift auf ihn wartete und glitt aus den himmlischen Höhen des Carlofts engelsgleich und sanft fünf Stockwerke nach unten, zum Lebensraum des gemeinen Volkes.

Wie so oft am Ende eines 14-Stunden-Tages machte sich Frank auf den Weg in ein chinesisches Restaurant. Einige Meter vor dem Lokal saß ein verwahrloster Mann auf einem Gehwagen und hielt ihm erwartungsvoll eine Obdachlosenzeitung entgegen. 

„Hättest Du in der Schule aufgepasst, müsstest Du jetzt nicht hier sitzen“, sagte Frank verächtlich. Der Obdachlose sah ihn mit müden Augen an. 

„Glotz nicht so dumm und such Dir lieber ne’ Arbeit.“ 

Ein zufriedenes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Frank genoß es einfach, Menschen herabzusetzen. Als bekäme er stets frische Energie, wenn er einen anderen traurig oder wütend machte. Auch Menschen in Franks Position sind den kleinen und großen Unebenheiten des Alltages unterworfen, wie schön und erleichternd ist es doch dann, seinen Frust an der Umgebung oder gar an Frau und Kind abzureagieren.

Der Kellner, ein Asiate von etwa 60 Jahren, brachte die Bestellung. „Ente gut, alles gut“, lächelte er freundlich. Frank dankte mit einem süßsauren Lächeln. „Ich kann diesen albernen Spruch nicht mehr hören, denken Sie sich mal etwas neues aus.“

Der Asiate nickte respektvoll und entfernte sich.

Nach dem Genuss seines üppigen Males winkte Frank mit herrischer Geste den Ober zu sich. „Zahlen bitte!” 

Freundlich stellte die asiatische Bedienung ein Tablett mit der Rechnung und einem Glückskeks auf den Tisch. 

„Eigentlich verdienen die hier auch noch zu viel“, dachte er und brach mürrisch den Glückskeks auseinander.  Er war leer. Frank stutzte kurz. Im gleichen Augenblick schien etwas mit der Umgebung zu geschehen. Die Wände rückten in die Ferne, die asiatischen Bilder an den Wänden, die Gäste, alles schien in eines zusammenzulaufen, gleichzeitig war alles in ein merkwürdiges Licht getaucht. Schwindel, ein Gefühl als sei das komplette Sein und die Zeit schwammig geworden. Langsam schien sich die Umgebung wieder zu stabilisieren, lediglich dieses kaum wahrnehmbare, merkwürdige Leuchten blieb, als ob plötzlich alles auf eine andere Art und Weise existieren würde.

Ein Mann in einer seltsam altertümlichen Kleidung näherte sich seinem Tisch und nahm unaufgefordert Platz.

„Mein Name ist Hegel, willkommen im Absoluten.“

„Wie bitte?“

„Ach nichts. Ein Scherz für Eingeweihte. Sie müssen lernen, dass erst das Wahre das Ganze ist.“

Frank schluckte trocken.

„Was wollen Sie von mir?“

„Geduld...was ist nur aus meinem Berlin geworden?“ Hegel schüttelt abwesend den Kopf und blickte wehmütig in die Ferne. 

„Nun, Frank, Sie haben heute einige Thesen über eine doch nunmehr große, stetig wachsende Gruppe von Menschen in Ihrem Lande aufgestellt, sie nennen diese“, er blickt auf ein Stück braunes Pergament, „Hartz 4 Empfänger. Eigenartig. Wie auch immer, Sie werden jetzt hierzu die Antithese erleben. Zuvörderst aber werden Sie sich selbst kennenlernen. Und das wird im besten Falle ihre Natur veredeln. Dies ist es, was ich mir jetzo vorgesetzt.“

„Warum?“ Frank trat der Schweiß auf die Stirn.

Hegel kicherte: „Irgend jemand muss ja endlich beweisen, dass der Mensch sich immer höher fortentwickelt, nicht wahr? Nur weil Ihnen eine Sache bekannt ist, haben Sie diese noch lange nicht erkannt.“

In Franks Kopf tobten die Gedanken gleich einem Wirbelsturm, sie zerrten schmerzhaft an den Gehirnwindungen wie an den Ästen eines Baumes. Er dachte an sein Studium an der Berliner Humboldt Universität, ein Gedankensplitter tauchte auf, das Fragment eines Bildes in seinem Gedächtnis hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ihm gegenübersitzenden Mann.