Der Nibelungen Fahrt ins Hunnenland - Rudolf Herzog - E-Book

Der Nibelungen Fahrt ins Hunnenland E-Book

Rudolf Herzog

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Beschreibung

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Rudolf Herzog

Der Nibelungen Fahrt ins Hunnenland

Die Nibelungen - des Heldenliedes zweiter Teil neu erzählt von Rudolf Herzog

Impressum

Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016
ISBN: 978-3-944869-58-2
Für Fragen und Anregungen: [email protected]
RUTHeBooks
Am Kirchplatz 7
D 82340 Feldafing
Tel.   +49 (0) 8157 9266 280

Inhalt

Kapitel 1 - Wie Kriemhild um Siegfried trauerte, wie sie durch Hagen den Nibelungenhort verlor und König Etzels Werbung annahm
Kapitel 2 - Wie Kriemhild König Etzels Weib wurde und die Nibelungen die Fahrt ins Hunnenland antraten
Kapitel 3 - Wie die Nibelungen gen Bechelaren kamen und Geiselher sich mit Rüdigers Tochter verlobte. Wie sie endlich in König Etzels Burg einritten und wie Kriemhild sie empfing
Kapitel 4 - Wie Kriemhild Blödel verleitete, die Nibelungenknechte zu erschlagen, wie Hagen Etzels Söhnlein Ortlieb tötete und die Nibelungenritter in der Halle kämpften
Kapitel 5 - Wie die Nibelungen König Etzel höhnten, wie Iring in den Saal sprang und sterben mußte mit seinen Mannen, wie Kriemhild den Saal anzünden ließ und die Nibelungen Blut tranken, wie Rüdiger auf Kriemhilds Befehl sein Leben opfern mußte und der starke Gernot mit ihm starb
Kapitel 6 - Wie Dietrich von Berns Waffenmeister Hildebrand mit seinen Recken sich zum Kampfe hinreißen ließ, wie Volker, der Spielmann, fiel und Geiselher, der Junge, wie die letzten Nibelungenritter erschlagen wurden bis auf Gunther und Hagen und die Berner Helden bis auf Hildebrand, wie Dietrich von Bern Hagen und Gunther lebendig fing und Kriemhild sie zu Tode brachte und selber sterben mußte mit der Nibelungen Not

Kapitel 1 - Wie Kriemhild um Siegfried trauerte, wie sie durch Hagen den Nibelungenhort verlor und König Etzels Werbung annahm

Tot war Siegfried, der Held. Der kühne Recke, der Fafner, den Drachen, erschlagen und den Nibelungenhort gewonnen hatte mit Burgen und Leuten, der furchtlos durch die Waberlohe geritten war und Brunhild befreit hatte vom Fluche des Flammenschlafes, der die Welt gesäubert hatte von Räubern und Neidlingen und um der Liebe zu Kriemhild willen für König Gunther die unbändige Brunhild besiegt hatte auf dem Kampfplatz und in der Kammer, Siegfried, der Held, war hinterrücks ermordet worden am Brunnen im Odenwald durch Hagen von Tronje. 

Nun lag seine Leiche in der Gruft zu Worms, und seine Frau Kriemhild hütete sie.

Nicht trennen konnte sich die schöne Siegfriedswitwe von dem Orte, an dem sie ihren hohen Gemahl in seiner ganzen ritterlichen Blüte zuerst erschaut hatte in erwachender Liebe, an dem sie selig sein Weib geworden war, an dem sie ihn zum letzten Male wieder sehen sollte in seinem roten Blute. Nicht trennen konnte sie sich von dieser Scholle Land, die ihres Lebens Lieb’ und Leid umfing.

Zu Xanten am Rhein wuchsen ihre Kinder auf unter der sorglichen Zucht des greisen Königs Siegmund und seiner Gemahlin Siegelinde.

Siegfrieds edle Eltern hüteten die Enkel. Frau Kriemhild aber dachte an nichts anderes mehr als an ihre heiße und nie sich erschöpfende Trauer um ihren toten Heldengemahl.

Nahe der Gruft des Unvergeßlichen bewohnte sie mit ihren Rittern und Frauen ein Haus, und Tag und Nacht zergrübelte sie ihr Hirn, wie der Ehre Siegfrieds größer Genüge getan würde.

Und sie gedachte ihm ein prachtvolles Grabdenkmal zu bauen, überwölbt von hehren Klosterhallen, und sie erbaute mit vielem Golde aus dem Nibelungenschatz das Kloster zu Lorsch, ließ Siegfrieds Sarg dorthin überführen und blieb bei ihm Jahr um Jahr.

Ihre Gedanken aber kamen nicht zur Ruhe, und wenn ihr Blick auf den schillernden Nibelungenring an ihrem Finger fiel, brauste ihr das Blut vom Herzen zum Haupte, und sie reckte in rasendem Schmerz ihre Arme zum Himmel: "Rache, Rache für Siegfried! Wahre dich, Hagen von Tronje!"

Wohl kamen ihre Brüder zu ihr hinausgeritten, aber sie wollte König Gunther nicht sehen, und nur Geiselher, der Junge, den Siegfried von seinen Schwägern am meisten geliebt hatte, durfte vor ihr Angesicht, und zuzeiten Gernot, der Starke, der ein ritterlich Herz in der Brust trug und seiner Schwester Schicksal ehrlich beklagte.

"Vielliebe Schwester," sprach Geiselher, der Junge, "laßt Eure Brüder nicht büßen, was ein anderer tat. Schenkt uns Eure Liebe wieder und schließt Euren Bruder Gunther nicht aus. Denn der Jahre manche sind hingegangen, und schon weilt Brunhild, die Hochmütige, nicht mehr unter den Lebenden, nicht Brunhild noch ihr schwaches Kind."

"Was tut mir das?" versetzte Kriemhild hart. "Was nutzt mir der Tod dieses Weibes, über das Siegfrieds Liebe mich so hoch erhob, wenn Hagen noch leben darf? Bringt mir Hagens Haupt, und ich will Euch in meine Arme schließen."

Da ließen Geiselher und Gernot tiefbekümmert die Schwester, denn ob sie schon Hagens Mördertat verwarfen, so wußten sie doch, daß er sie aus Treue zu seinem Königshause getan hatte, und mochten ihm nicht ans Leben.

Kriemhild aber fuhr fort, das Angedenken an ihren herrlichen Gemahl im Volke wachzuhalten durch reiche Spenden in solchem Maße, daß das Volk nach Lorsch wallfahren ging und viele Ritter der verschwendenden Fürstin ergeben wurden.

Das sah Hagen von Tronje mit steigendem Unmut.

"Tut dem Gimpelfang Eurer Schwester Kriemhild," so sprach er zu König Gunther, "beizeiten Einhalt. Es könnte sonst leichthin geschehen, daß Euer Thron und unsere Köpfe ins Wanken gerieten."

"Fürchtet Ihr Euch vor einer Frau?" entgegnete spottend König Gunther.

"Es gibt stärkere Feinde, als Menschen sind", versetzte Hagen von Tronje finster. "Ich fürchte das Gold."

"Gold", sagte König Gunther lachend, "ist Tand in Frauenhand. Laßt sie damit spielen."

Aber Hagen lachte nicht mit ihm.

"Es ist Tand", erwiderte er, "solange die Frauen ein Größeres haben, sich daran zu erfreuen: die Liebe. Nehmt ihnen die Liebe und gebt ihnen den Haß, und der Tand verwandelt sich in Waffen, in Schlimmeres: in unsichtbare Waffen. Gold ruft Heere aus dem Boden, und für jedes geschlagene zwei neue. Gold dingt Meuchelmörder. Gold überschwemmt Königreiche und schwemmt Throne hinweg. Gebt mir einen unversiegbaren Goldschatz, und ich will das Antlitz der Erde so sehr verändern, daß selbst der Himmel es nicht wiedererkennt. Deshalb fürchte ich nichts auf der Welt als nur das Gold."

In tiefem Sinnen hatte König Gunther seinen Ratgeber angehört. Jetzt hob er den Kopf.

"Ich kann", so sagte er leise, "meiner Schwester Kriemhild nicht auch ihr Gut noch nehmen, nachdem wir ihr den Gemahl genommen haben. Hat sie doch nichts hienieden als ihre Trauer."

"Eben darum!" beharrte Hagen. "Sorgt, daß sie nichts anderes hat als ihre Trauer um Siegfried, und daß nicht durch ihr Gold die Freude an unserem Verderben hinzukomme."

Schweren Schrittes durchmaß Gunther das Gemach.

"Wie könnte ich das ändern?" fragte er mißmutigen Herzens. "Nur Kriemhild allein kennt das Losungswort, das die Drachenburg am Rhein und den unermeßlichen Nibelungenschatz erschließt. Nur ihr allein gehorchen die Hüter des Schatzes und ihr Führer, der wilde Zwerg Alberich. Mit blutigen Köpfen würden wir heimgesandt werden, wollten wir mit bewaffneter Hand die Herausgabe des Hortes erzwingen."

Und Hagen von Tronje antwortete, und sein Einauge blinzelte boshaft: "Mit Frauen führt man anders Krieg. Geht hin zu Kriemhild, König Gunther, und erbittet ihre Verzeihung. Euren beweglichen Bitten wird sie nicht standhalten. Stachelt ihr Eitelkeit auf.

Versprecht ihr den hochragenden Sitz vor allem Volke und den Anteil an der Regierung als Königsschwester. Und blindlings wird ihr Haß nach dem Mittel greifen, vom Throne aus das Volk für sich zu gewinnen und uns zu verderben."

Staunend starrte König Gunther seinen Ratgeber an.

"Ich verstehe Euch nicht, Oheim Hagen."

"Und ist doch so leicht, König Gunther. Das Losungswort wird sie geben, den Nibelungenhort aus dem Drachenfelsen gen Worms zu holen, um ihn bequemer gegen uns zur Hand zu haben.

Was dann geschieht, laßt meine Sache sein, damit es nicht etwa Euren Eid beschwert, den sicherlich Frau Kriemhild von Euch fordern wird."

So berieten sie lange und wurden einig, daß Gunther um des Bestandes seiner Krone willen bußfertig sich Kriemhild nahen und ihre Verzeihung durch Sühne erkaufen solle.

Siegfrieds königliche Witwe saß mit ihren Brüdern Gernot und Geiselher zu Lorsch und beweinte so heftig ihren Helden, daß die Brüder ratlos die Hände rangen. Da meldete ein Ritter den Besuch König Gunthers.

Auf sprang Frau Kriemhild mit zornflammenden Augen.

"Man weise ihn von der Schwelle! Nicht sehen will ich ihn ohne Hagens Haupt! Fort sage ich, fort!"

"Schwester," bat Geiselher, der Junge, und ergriff ihre bebenden Hände, "Schwester, seid  barmherzig."

Und Gernot, der Starke, trat zu ihr und half Geiselher bitten: "Schwester, seid nicht vorschnell. Scheucht Gunther nicht eher von der Schwelle, bis Ihr wißt, welche Empfindungen ihn hierhergeführt haben. Vielleicht hat seine Reue das rechte Mittel zur Sühne gefunden. Hört ihn an, bevor Ihr Euch gegen ihn entscheidet."

So baten und beschworen die beiden die Schwester, und Frau Kriemhilds rascher Zorn wich einem tiefen Nachdenken, und sie winkte, daß man Gunther hereinlassen möge.

Am Sarge Siegfrieds empfing sie kalt wie Marmor den königlichen Bruder.

Und Gunther sprach und wies auf den Sarkophag, der die Gebeine des Helden barg: "Gott ist mein Zeuge, ich habe ihn nicht erschlagen. Dafür, daß er in meinen Landen fiel, will ich jede gerechte Buße tun."

"Hagen von Tronje hat ihn erschlagen", antwortete Kriemhild, "und was ich als Sühne fordere, ist seit Jahren Euch bekannt."

Und der König Gunther sprach weiter: "Wie sollte ich den mächtigen Mann in meinem Reiche treffen, der zudem unserer Mutter Bruder und unser Oheim ist? Wer hätte wohl diesen Mut? Aber mehr will ich Euch geben, so Ihr mir nicht mehr zürnen wollt und zur Freude des Volkes nach Worms zurückkehrt. Ich biete Euch Anteil an der Regierung. Mit allen Rechten sollt Ihr ausgestattet werden wie ich selber. Und da Euch der Nibelungenschatz zu Gebote steht, wird es Euch ein leichtes sein, Ritter und Mannen in Lehnstreue an Euch zu fesseln."

Weit öffnete Kriemhild die Augen. Ihr Atem ging schwer. Ihr Herz klopfte hörbar. Da wurde ihr angetragen die Macht in Burgundenlanden. Und auch Hagen von Tronje gehörte dazu!

Wenn sie sich mit ihrem Golde alle zu eigen machte, die Ritter und Recken des Reiches, daß keiner dem Tronjer mehr beispränge, wenn sie die Hand nach ihm streckte, nach ihm, dem Mörder des Herrlichsten, der hier unter diesem Marmor allzufrüh schlummern mußte! Wenn sie ihn von ihrer Höhe aus endlich, endlich ergreifen und in die Knie zwingen, ihm Siegfrieds Schwert Balmung wieder entreißen und ihn mit eigener Hand enthaupten könnte! Ah, wie es in ihr stürmte und schrie: Rache für Siegfried! Rache! Rache!

Und die Königin Kriemhild dämpfte mit aller Kraft den Aufruhr ihrer Seele und sprach: "Es soll Friede zwischen uns sein, und nur Hagen bleibe von dem Frieden ausgeschlossen. Deine Sühne nehme ich an. Den Nibelungenhort lasse ich zur Stärkung meines Ansehens gen Worms schaffen. Wer mich liebt, soll es nicht bereuen, und der Glanz des Thrones soll durch die Königsschwester vermehrt werden. So reiche mir Haupt und Hände, daß ich dir verzeihe und Frieden mit dir schließe."

Da küßten sich die Geschwister auf beide Wangen, und Gernot und Geiselher standen und weinten vor Freuden.