Der perfekte Kaffee - Chinz - E-Book

Der perfekte Kaffee E-Book

Chinz

5,0

Beschreibung

Träume, die nach Kaffee duften, sind immer gute Träume ... Ein Mann trinkt ein Kännchen Kaffee und durchlebt dabei noch einmal sein Leben, bei dem an vielen entscheidenden Stellen Kaffee eine bedeutende Rolle gespielt hat ...

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Buch

Ein Mann sitzt in einem Straßencafé, trinkt ein Kännchen Kaffee und durchlebt dabei noch einmal sein Leben, bei dem an den entscheidenden Stellen Kaffee eine bedeutende Rolle gespielt hat...

Autor

Chinz, 1968 in Köln geboren, wohnt heute in Varel.

Er arbeitet als Krankenpfleger, lebt als Musiker und Schriftsteller und bezeichnet sich selbst als gut gelaunten Melancholiker.

Bisher erschienen:

„Alzagra“, Roman

„Die Brücke“ (Kommissar Kittys erster Fall), Krimi

„Fast zu spät“ (Das Schweigen der Glascontainer), Roman

„Ruhe sanft“ (Kommissar Kittys zweiter Fall), Krimi

„Die Besucher“, Theaterstück

„Jupp“, Novelle

für meine Muse

„Da, in deinen Augen, das bin ich; so viel mehr, als in jedem anderen Spiegel!

Du bist der einzige Spiegel, in dem ich mich mag;

das einzige Spiegelbild, in dem ich mich erkenne;

alles was ich war, und noch mehr, alles was ich gerne gewesen wäre...“

(Kira Raki „Briefe an James“)

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Erster Schluck

Zweiter Schluck

Dritter Schluck

Vierter Schluck

Fünfter Schluck

Sechster Schluck

Siebter Schluck

Achter Schluck

Neunter Schluck

Epilog

Prolog:

Der junge Mann mit den dunklen Haaren saß am Tisch schräg gegenüber.

Anfangs sah ich nur zu ihm, weil ich neidisch auf ihn war. Sein Tisch stand in der Sonne, während ich im Schatten fror, an diesem, für Anfang Juli, ungewöhnlich kalten Tag.

Es dauerte eine Weile, bis ich mir darüber im Klaren war, warum ich meine Augen nicht mehr von ihm lassen konnte und warum mir, als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, irgendwie auch warm war.

Er hatte ein großes Kännchen mit Kaffee und ein kleines Kännchen mit Milch auf seinem Tisch stehen. Vor jedem Schluck sah er in seine Tasse, schüttete dann etwas Milch oder Kaffee aus den Kännchen nach, rührte kurz um, schaute wieder und korrigierte bei Bedarf noch einmal - wie ein Maler, der mit der Farbe oder Intensität des Bildes nicht ganz zufrieden ist und noch eine Schicht aufträgt.

Bevor er trank, schloss er die Augen, roch an dem Kaffee und nahm dann ganz langsam und behutsam, fast zärtlich, einen Schluck. Die Tasse verharrte immer lange an seinen Lippen und auf seinem Gesicht spielte sich jedes Mal eine ganze Geschichte ab. Intensive Gefühle von Freude, Hoffnung, Liebe und Glück.

Er schien in Gedanken sehr weit weg zu sein; bekam auch nichts mit, von dem, was um ihn herum geschah - weder das laute Scheppern, als die Kellnerin ihr Tablett hinter ihm fallen ließ, noch das schrille Geschrei des Babys im vorbeifahrenden Kinderwagen.

Nachdem ich zuerst gedacht hatte, er genieße einen außergewöhnlich guten Kaffee, war mir am Ende klar: Er hatte dort eben sein ganzes Leben ausgetrunken. Als wenn dieser Film, den wir angeblich kurz vor dem Tod in uns sehen, bei ihm eben beim Trinken dieses Kännchens abgelaufen war...

„Das Leben ausgetrunken“ – erscheint mir keine gelungene Formulierung, aber genauso, wortwörtlich, fühlte es sich an. Vielleicht weil ich jedes Mal, wenn ich zu ihm hinsah, das Gefühl hatte, er sei älter geworden. Entweder hatte mich anfangs die Sonne geblendet oder er war während des Trinkens um Jahrzehnte gealtert. Da saß in Wirklichkeit ein grauhaariger Mann, mit vielen Falten im Gesicht.

Was geschah mit ihm, nachdem er den letzten Schluck getrunken hatte?

Ich weiß es nicht. Ich hatte inzwischen versucht, ähnliche Gefühle mit meiner Cola zu erleben. Sie schmeckte zwar erfrischend und prickelnd, aber wenn ich die Augen schloss, spielte sich in meiner Phantasie nicht viel ab - Ich sah mich fröstelnd im Schatten sitzen und Cola trinken...

Ich schaute noch einmal zu dem Mann und während er die Farbe mixte, diesmal mit so viel Milch, dass der Kaffee grau bis weiß sein musste, erkannte ich meinen Fehler. Ich hob langsam mein Glas, schaute lange auf die Farbe meiner Limonade (hoffte dabei, dass mich niemand beobachtete) schloss die Augen und trank langsam und behutsam einen Schluck klebriges Zuckerwasser...

Ich saß wieder im Kunst-Unterricht, halblinks hinter Susanne, deren dunkelbraune Haare tatsächlich eine, mir damals nicht aufgefallene, Ähnlichkeit mit Cola hatten... Der Unterricht war selbst in der Erinnerung zähklebrig wie früher und wie das Getränk in meinem Mund jetzt, aber wie ich Susanne nun, diesmal ganz in Ruhe, von der Seite betrachtete, hatte ich auf einmal eine sehr deutliche Vorstellung davon, was ein wahres Kunstwerk ist...

Ich schluckte die Cola hinunter, Susanne drehte sich um, ein kaltes, erfrischendes Prickeln in der Kehle, ein heißer, belebender Schauer auf dem Rücken...

Als ich die Augen wieder öffnete, saß er nicht mehr da.

Die Bedienung räumte gerade seine Kännchen auf ein Tablett. Ich schaute mich schnell um, aber auch auf der Straße war er nirgends zu sehen.

Irgendwie bin ich der festen Überzeugung, dass er sich nach dem letzten Schluck einfach so, nein, nicht einfach so, mit einem zufriedenen und glücklichen Lächeln, nach einem langen und erfüllten Leben, in Luft aufgelöst hat...

Erster Schluck

Irgendwo auf der Welt schien die Sonne.

Menschen lagen am Strand, spazierten durch blühende Blumenfelder oder tranken erfrischende Getränke auf der Terrasse.

Irgendwo auf der Welt schien jetzt die Sonne.

Irgendwo..., weit..., sehr weit weg.

Ted schaltete den Scheibenwischer an, schloss genervt von dem quietschenden Geräusch die Augen, atmete tief durch, öffnete die Augen, fuhr fünf Meter weiter bis zum Opel Astra vor ihm, blieb stehen und schaltete den Scheibenwischer wieder aus.

Dauerregen seit Oberhausen, noch zweihundert Kilometer bis Hamburg und jetzt schon die vierte Baustelle.

Eine halbe Minute später fuhr der Astra zwanzig Meter weiter, bevor er wieder stehen blieb.

Werde ich es schaffen, eine so lange Strecke in einem durch zu fahren oder soll ich lieber nach zehn Metern eine Rast einlegen?

Ted stellte den Scheibenwischer an und gab Vollgas.

Bei jedem anderen Fahrzeug wäre das übertrieben gewesen, aber sein VW-Bus hatte ziemliche Schwierigkeiten am Berg anzufahren; selbst mit Vollgas ruckelte er heftig.

Die Wischblätter quietschten so laut, dass es keine Freude war, Musik zu hören. Ted schaltete die Cassette aus und fuhr die zwanzig Meter weiter.

Der VW-Bus ruckelte diesmal sogar beim Bremsen.

Ted lag deutlich hinter seinem Zeitplan. Der Rest der Band trudelte wahrscheinlich gerade im Probenraum ein und wunderte sich, dass Gitarren und Verstärker noch nicht da waren. Ohne ihn konnten sie nicht anfangen und das, wo sie wirklich dringend üben mussten für das Konzert morgen!

Der Auftritt in München war eine Katastrophe gewesen. Seit drei Jahren spielten sie zusammen, immer die gleichen selbstgeschriebenen Lieder, die eigentlich nicht besonders schwer waren und doch... Gestern waren sie das erste Mal vor großem Publikum aufgetreten - fast tausend Gäste in der Halle - und bei Bernd und Peter hatten die Nerven geflattert. Wenn Schlagzeug und Bass dauernd aus dem Rhythmus kommen, können Gitarren und Klavier nicht viel retten...

„The Losers“ wäre vorgestern ein wirklich passender Bandname für sie gewesen. Der hatte bei der Gründung mit zur Diskussion gestanden; sie hatten sich dann aber doch für „The Flying Dishes“ entschieden.

Morgen in Hamburg erwarteten sie über zweitausend Zuschauer, darunter einige ernstzunehmende Kritiker, vielleicht sogar ein Plattenboss... Ihre große Chance.

Endlich freie Fahrt. Allerdings ruckelte der VW-Bus schon wieder, obwohl er jetzt durch Flachland fuhr.

Ted startete noch einmal die Cassette mit der Demoversion eines neuen Liedes, das er den anderen gleich vorstellen wollte. Die Melodie hatte er schon lange im Ohr, beim Text hakte es noch... Ihm fehlte ein passender Vergleich in der letzten Strophe.

Ihre Haare, braun wie Madagaskar-Ebenholz...

Das war natürlich nur die vorläufige Version. Er hatte noch niemanden kennengelernt, der die typische dunkelbraune, fast schwarze Färbung von Madagaskar-Ebenholz kannte, es reimte sich nicht und vom Rhythmus passte es schon gar nicht. Es war halt die Haarfarbe von Julia, seiner ersten Freundin, der dieses Lied gewidmet war.

Wieder Warnblinker vor ihm...; der nächste Stau. Ted schüttelte frustriert den Kopf. Er hatte eigentlich gedacht, dass hier im Norden kaum Menschen wohnten und die paar entweder mit dem Trecker außerhalb der Autobahn unterwegs waren oder um diese Uhrzeit längst zu Hause weilten...

Polizei und Krankenwagen fuhren durch die Rettungsgasse, sonst bewegte sich nichts.

Etwas später noch ein Krankenwagen und die Feuerwehr. Offensichtlich ein schwerer Unfall, wahrscheinlich eine Vollsperrung... Ted versuchte vergeblich einen Sender mit Verkehrsfunk zu finden, genauer gesagt, überhaupt einen Sender zu finden.

Mehrere Autos fuhren auf dem Standstreifen vorbei. Da vorne musste eine Ausfahrt sein.

Ted holte die Straßenkarte aus dem Handschuhfach. Das würde ein ziemlicher Umweg werden, über ihm völlig unbekannte Dörfer, aber allemal besser als hier womöglich noch stundenlang rumzustehen...

Ted war froh, wieder fahren zu können. Vom VW-Bus konnte man das nicht mit Sicherheit behaupten... - Er ruckelte immer häufiger und stärker.

Die Landstraße ging gefühlt schon zwanzig Kilometer geradeaus, als endlich eine ernstzunehmende Kurve kam und kurz dahinter... war die Straße wegen einer Baustelle gesperrt!

Scheiße! Braun wie Scheiße!

Zwei Umleitungen waren ausgeschildert, eine nach rechts, eine nach links, beide zu Orten, die er nicht kannte... Die Karte war alt, die Funzel im Bus gab kaum Licht, der Regen hatte noch zugenommen. Straßennamen waren nicht zu erkennen...

Irgendeine Landstraße, irgendwo in Ostfriesland, Starkregen, Blitz und Donner.

Ted schloss kurz die Augen, fragte seinen Instinkt, der unsicher mit den Schultern zuckte.

Ted bog nach links, auf einen holprigen, unbeleuchteten Weg ab. Ein Schild warnte vor Straßenschäden.

Der VW-Bus und die Schlaglöcher führten einen kilometerlangen Wettkampf, wer stärkeres Ruckeln erzeugen könne, bis der Bus aufgab, nicht nur diesen Wettkampf - Er ruckelte nicht mehr..., er machte gar nichts mehr. Ted drückte das Gaspedal durch, doch der Motor erstarb und der Bus rollte nur noch aus und stand dann still.

Nichts.

Wo war er? Irgendwo im Niemandsland.

Kein Ort. Nirgends.

Ein heller Lichtstrahl, sofort gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Der Blitz hatte einen Baum in höchstens fünfzig Metern Entfernung gespalten. Ein, unter anderen Umständen, beeindruckendes Schauspiel. Ted jedoch dachte nur an die Schlagzeile in der Zeitung heute Morgen:

Nicht alle Fahrzeuge sicher bei Gewitter!

Den Artikel hatte er dummerweise nicht gelesen...

Er hatte Angst.

Fünf Minuten später war das Gewitter vorbei und auch der Regen ließ nach. Ted stieg aus und öffnete die Motorhaube. Er warf einen Blick in den Motorraum und zuckte die Schultern. Was hatte er erwartet? Er hatte keine Ahnung von Autos, hatte in seinem Leben noch nicht mal einen Reifen oder Öl gewechselt. Da war ein Motor, wahrscheinlich, irgendetwas im Dunkeln, was so aussah.

Er schlug die Klappe wieder zu. Selbst wenn er Ahnung gehabt hätte... Es war stockfinster, er hatte keine Taschenlampe und der Regen nahm wieder zu. Er setzte sich in den Bus, die Scheiben beschlugen innerhalb weniger Sekunden.

Ted nahm eine Gitarre und spielte das neue Lied.

Braun wie Scheiße passte sogar vom Rhythmus. Es war allerdings nicht ganz das, was die ursprüngliche Intention dieses Liedes gewesen war.

Ted legte die Gitarre beiseite und schaute auf die Uhr. Jetzt hätte ihre Probe beginnen sollen... Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie die anderen jetzt über ihn redeten.

Die Stimmung war schon seit Wochen äußerst angespannt. Das Wort Trennung hatte noch keiner in den Mund genommen, aber Ted war sich sicher, dass er nicht der Einzige war, der darüber nachgedacht hatte. Wahrscheinlich würden die anderen lieber ohne ihn weitermachen. Er war zwar der Gründer der Band und hatte die meisten Lieder des ersten Albums geschrieben, aber die fröhlicheren und erfolgreicheren Lieder der zweiten Platte stammten von Bernd.

Wenn Ted ehrlich zu sich war, hatte er eigentlich auch keine Lust mehr, mit den anderen zusammen zu spielen, aber er sah keine Alternative.

Eine Solokarriere? Seine Lieder waren für Band geschrieben, reichten zur Not für einen netten Abend am Lagerfeuer...

Ted starrte aus dem Fenster, ohne zu merken, dass er nicht wirklich aus dem Fenster starrte, sondern nur die beschlagene Scheibe ansah... - was aber nicht viel Unterschied machte, weil draußen eh alles grau und nass war...

Eine neue Band zusammenstellen, das würde dauern; wovon solange leben, wo wohnen?

Zurück zu den Eltern? Die würden sich bedanken!

...Ja..., doch..., wahrscheinlich tatsächlich, aber er selber...? Seine Eltern waren seine Vergangenheit, seine überwiegend nicht erfreuliche Vergangenheit. Musik war sein Leben, aber dass er davon leben konnte, erschien nun unwahrscheinlicher denn je... Was umso ärgerlicher war, weil sein Vater ihm genau das vorausgesagt hatte...

Endlich etwas Licht. Die Wolken rissen stellenweise auf. Ab und zu war der Mond zu sehen.

Ted stand hier schon über eine halbe Stunde, aber kein einziges Auto war vorbei gekommen...

Er stieg aus. Soweit er sich erinnern konnte, waren die letzten Kilometer keine beleuchteten Häuser zu sehen gewesen..., also ging er nach vorne los.

Es regnete nicht mehr, dafür wehte ein eisiger und starker Wind; ab und zu ein Blitz in der Ferne, leise grummelnder Himmel.

Ted musste an die Trennung von Julia denken. Auch damals war er in einer kalten und dunklen Nacht zu Fuß nach Hause gegangen, eine halbe Stunde durch Sturm und Regen.

Doch dieses Mal war er nach einer halben Stunde nicht nur nicht zuhause; er hatte bisher keinerlei Anzeichen für Leben in diesem Landstrich gefunden.

Was, wenn jetzt stundenlang kein Haus kam?

Seine Kleidung war nass und er zitterte vor Kälte.

Zurückgehen?

Der Bus bot auch keine Wärme...

Ted ging weiter, ohne das Gefühl, wirklich weiter zu kommen.

Das Zittern wurde stärker, die Zähne hätten geklappert, wenn er den Mund nicht zusammengepresst hätte und seine Gedanken wurden immer melodramatischer:

Ob das jetzt das Ende ist?

Mit jedem Aufleuchten eines Blitzes in der Ferne zuckte eine Erinnerung durch seinen Kopf.

Wenn das mein Lebensfilm ist, ist die Bilanz ziemlich ernüchternd.

Aber sterben? Gerade jetzt, wo ich gedacht hatte, das große, freie Leben würde endlich begi... Da!!!

Da vorne war ein Dorf!

Im kurzen Licht eines Blitzes hatte Ted den Umriss eines Kirchturms gesehen. Er ging schneller.

Zwanzig Minuten später kam er endlich in bewohntem Gebiet an. Ein paar dunkle Häuser, ein Kirchturm war als Schatten zu erkennen und eine beleuchtete Gaststätte.

Ted war nur noch wenige Schritte von der „Kyffhäuser Hütte“ entfernt, da ging auch dort das Licht aus...

Nein!

Ted rannte die letzten hundert Meter zum Gebäude. Im Schankraum brannte noch ein schwaches Licht. Er klopfte ans Fenster, bis die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde.

„Tut mir leid, wir haben geschlossen!“

„Entschuldigen Sie die Störung! Ich habe eine Panne und muss dringend telefonieren! Wäre das möglich? Bitte! Ich bin danach auch sofort wieder weg!“

Ted konnte in dem dunklen Spalt vor ihm nichts erkennen.

Eine Weile geschah nichts.

„Okay. Einen Moment.“

Die Kette wurde entsperrt und dann ging die Tür ganz auf. Eine kleine dunkelhaarige Frau in seinem Alter stand vor Ted und lächelte ihn an.

„Kommen Sie rein.“

„Danke. Vielen Dank!“

Ted putzte seine matschigen Schuhe ausgiebig auf der Matte ab und ging in den Schankraum. Alle Stühle standen auf den Tischen, die Barhocker auf der Theke. Die junge Frau musterte ihn.

„Sie waren schon etwas länger im Regen unterwegs. Ist aber auch ein Schietwetter heute!“

„Das kann man wohl sagen!“ Ted hatte Mühe das Zähneklappern zu unterdrücken. „Wo ist das Telefon?“

„Hinter der Theke links. Einfach die Null wählen, dann kommt ein Freizeichen. Haben Sie Kleingeld?“

„Ja. Danke!“

Ted rief zuerst beim ADAC an, musste zwischendurch nachfragen, wo er hier war; auch der Mitarbeiter vom Verkehrsclub hatte den Namen des Ortes noch nie gehört. Es würde mindestens zwei Stunden dauern, bis jemand in die Gegend kommen könne. Es sei heute sehr viel los.

Die Probe war definitiv gestorben. Ted rief bei den Bandkollegen an. Ein ausgesprochen unerfreuliches Gespräch. Das Konzert morgen würden sie spielen und danach müssten sie sich mal unterhalten...

Ted lehnte den Kopf gegen die Wand.