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Der Regen fiel auf beiden Seiten - Wenn Gedanken salutieren ist ein stilles, literarisches Echo aus zwanzig Jahren Bundeswehr - fernab von Heldenerzählungen oder martialischer Pose. W.M.R. van Helbing, ehemaliger Soldat und Einsatzveteran, gewährt einen einfühlsamen, poetischen Einblick in das, was selten erzählt wird: das Warten vor dem Einsatz, das Schweigen danach, die Routinen im Ausnahmezustand. Zwischen Tagesdienst und Alarmbereitschaft, zwischen Übungen, Kameradschaft, Zweifeln und Heimweh entfaltet sich ein Alltag - diszipliniert an der Oberfläche, fragend darunter. Gedanken marschieren weiter, wenn der Körper längst zur Ruhe gezwungen ist. Das unsichtbare Gepäck - aus Bildern, Ängsten, Erinnerungen - wird täglich schwerer, ohne je genannt zu werden. Der Regen fällt auf Freund und Feind, auf Schuld und Sehnsucht - auf all das, was keine Uniform trägt, aber dennoch schwer wiegt. Van Helbing erzählt ehrlich, zurückhaltend und tief. Sein Werk ist kein Bericht, keine Anklage - sondern eine lyrische Auseinandersetzung mit dem, was bleibt: Fragen, Narben, Menschlichkeit. Ein leises Buch über einen lauten Zustand - und über die Kunst, nicht zu verstummen.
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Seitenzahl: 95
Veröffentlichungsjahr: 2025
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W.M.R. van Helbing kennt den Krieg – nicht nur als Ort, sondern als Zustand. Zwanzig Jahre Bundeswehr, Einsätze fern der Heimat, Begegnungen mit der Stille danach. In seinem neuen Werk „Der Regen fiel auf beiden Seiten – Wenn Gedanken salutieren“ schreibt er nicht über Schlachten, sondern über die Zwischenräume: über das Warten vor dem Einsatz, das Schweigen danach, über Routinen im Ausnahmezustand, über Kameradschaft, Zweifel und das unsichtbare Gepäck, das sich mit jedem Tag füllt.
Es regnet auf Freund und Feind, auf Schuld und Sehnsucht, auf Erinnerungen, die keine Uniform tragen. Die Gedanken marschieren weiter, auch wenn der Körper längst zur Ruhe gezwungen ist. Dieses Buch ist kein Bericht, keine Anklage, keine Antwort – sondern ein stiller Blick unter die Oberfläche. Eine poetische Annäherung an das, was unausgesprochen bleibt, weil es dafür keine Worte gibt – und doch erzählt werden muss.
Mit zurückhaltender Sprache, sarkastischer Wärme und einer zärtlichen Klarheit erzählt van Helbing vom inneren Nachhall äußerer Einsätze, von Brüchen, die nicht heilen müssen, und der Suche nach Sinn zwischen den Zeilen des Erlebten. Ein literarischer und lyrischer Takt aus Erinnerung und Reflexion – leise, ehrlich, notwendig.
„Es sind nicht die Schlachten, die bleiben – sondern das Schweigen danach.“ W.M.R. van Helbing
Ein Buch ohne Seitenzahl
Zwischen Stiefeln, Staub und der Suche nach dem Morgen
Das Gewicht der Stille
Das Lächeln der Erinnerung
Das Ende der Straße
Im Schein der Dämmerung
Ein Augenblick der Klarheit
Der Tag nach dem Sturm
Der Blick hinter den Vorhang
Der Preis der Wahrheit
Am Rande der Erinnerung
Ein Funke im Dunkeln
Der stille Ruf
Der Schmerz der Stille
Verblasste Gesichter
Im Wind der Vergänglichkeit
Der letzte Augenblick
Die Dämmerung des Seins
Der letzte Schritt
Die Schatten im Licht
Die Stille zwischen den Schlägen
Die Last der Erinnerung
Der Weg des Windes
Die Farben des Grauens
Das Echo der Toten
Der Weg des Vergessens
Der wahre Feind
Wenn der Tag stirbt
Im Schlamm versunken
Der Ruf des Mysteriums
Der Mangel an Humor
Der Mond über uns
Der Tod trägt Stiefel
Das Ende in Sicht
Der Humor des Krieges
Die Stille, die uns gehört
Der Schatten des Krieges
Poesie im Staub
Eiserne Gewohnheit
Schatten der Heimat
Staub und Stahl
Die Fahne und der Wind
Der Schatten von Mali
Der Himmel gehört niemandem
Zwischen Himmel und Stahl
Der längste Marsch beginnt im Kopf
Weiß und Rot
Die Müdigkeit, die keiner sieht
Der Lärm, der sich in Stille verwandelt
Der Trost in der Ungewissheit
Der Blick, der nie wirklich sieht
Der Nebel der Ungewissheit
Der Schatten der Verantwortung
Das Ende des Marsches
Das Büro unter der Tarnung
Die Tarnung der Akten
Der Feind der Ordnung
Die Freiheit des Stempels
Zwischen den Akten, zwischen den Tagen
Das Murren im Büro
Der leere Raum zwischen den Zeilen
In den Trümmern der Zeit
Der letzte Marsch
Wenn Gedanken salutieren
Worte sind leichter als Ausrüstung, doch schwerer zu tragen, wenn sie bleiben.
Sie fallen nicht mit, wenn der Körper stürzt,
aber sie kriechen in den Kopf, wenn die Stille lauter ist als das
Gefechtslärm.
Feldpoesie ist kein Lied von Helden.
Kein Schlachtruf, keine Parole.
Es ist das Echo von Stiefeln im Schlamm,
der Rauch von Zigaretten zwischen zwei Befehlen,
das leise Fluchen, wenn die Kälte durch die Uniform frisst.
Es ist das, was zwischen den Patronenhülsen liegt –
die Gedanken, die im Mündungsfeuer verschwinden,
und die, die selbst danach noch weiterbrennen.
Manche nennen es Schwermut, andere Galgenhumor.
Ich nenne es Feldpoesie.
Sie tragen Uniformen, doch sie sind keine Maschinen.
Sie marschieren im Gleichschritt, doch ihr Innenleben folgt keinem Takt.
Ein Soldat lebt zwischen den Welten – zwischen Kasernenflur und
Krisengebiet, zwischen Übungsplatz und Wohnzimmer, zwischen
Kameradschaft und Einsamkeit.
Er lernt, den Rucksack mit fünfzehn Kilo Gepäck zu schultern – aber
die Gedanken, die sich über Jahre ansammeln, wiegen schwerer.
Freizeit bedeutet manchmal nur: Schlaf nachholen.
Oder mit verschwitztem T-Shirt in der Stube sitzen, Dosenbier in der
Hand, Mario Kart auf der Konsole – Flucht in den Moment.
Manchmal bedeutet Freizeit auch: Motorradfahren bis zur
Schmerzgrenze, Fallschirmspringen, Risikosport. Nicht aus
Lebenslust, sondern weil man das Adrenalin braucht, um sich zu spüren.
In der Kaserne riecht es nach Bohnerwachs, Rasierwasser und
Kantinenkaffee.
Der Humor ist derbe, das Herz oft weich.
Da wird über alles gelacht, was eigentlich zum Weinen ist.
Weil es anders nicht auszuhalten ist.
Galgenhumor.
Zynismus als Selbstschutz.
Kameraden als Ersatzfamilie.
Doch auch Kameradschaft hat ihre Lücken.
Denn nachts, wenn die Lichter ausgehen, bleibt man allein – mit
Bildern, die man nie machen wollte.
Mit Gerüchen, die an Orten hängen, an denen keine Erinnerung hingehört.
Mit Geräuschen, die sich in den Hinterkopf gebrannt haben:
Der dumpfe Knall in der Ferne,
der Funkruf, der nie beantwortet wurde,
das Rauschen, wenn alles still war.
Nicht jeder Soldat war im Krieg.
Aber jeder trägt seinen eigenen.
Manche Einsätze hinterlassen Kratzer, andere Narben.
Manche bleiben auf der Haut. Andere gehen tiefer.
Die Schatten, die manche mit nach Hause bringen, sind keine
Souvenirs.
Posttraumatische Belastungsstörung – ein Wort wie ein
Diagnosehammer,
doch oft nur ein Flüstern im Alltag.
Schlaflosigkeit.
Reizbarkeit.
Innere Leere.
Oder das permanente Gefühl, nicht mehr „ganz“ zu sein.
Und dann kommt der Brief:
„Dank und Anerkennung für treue Pflichterfüllung.“
Eine Urkunde. Ein Stück Papier.
Kein Zapfenstreich. Kein Applaus. Kein Verständnis.
Während andere als Helden empfangen werden,
kommt man selbst nur heim –
mit weniger Gewicht im Rucksack,
aber mehr im Herzen.
Der Soldat ist nicht das Bild aus dem Rekrutierungsclip.
Nicht der harte Kerl mit geschwärztem Gesicht und gezogener Waffe.
Er ist Vater. Mutter. Bruder. Tochter.
Manchmal Alleinerziehend. Manchmal Geschieden.
Oft mit Schulden, manchmal mit Schultern, die alles tragen müssen.
Er lebt in Mietwohnungen, die keiner schmückt.
Zwischen Umzugskisten und Erinnerungen.
Er weint nicht oft – aber wenn, dann heimlich.
Er vermisst – nicht nur den Einsatzort, sondern das Gefühl, gebraucht
zu werden.
Die Bevölkerung?
Zwischen Gleichgültigkeit und Halbwissen.
Zwischen „Hast du nicht gewusst, worauf du dich einlässt?“
und „Wofür brauchen wir überhaupt noch Soldaten?“
Die wenigsten sagen: Danke.
Die meisten schauen weg.
Dabei wollen viele gar keinen Dank.
Nur Verständnis.
Ein bisschen Respekt.
Und manchmal einfach ein „Willkommen zurück.“
Und während andere zur Ruhe kommen,
bleiben manche im Dienst.
Nicht, weil sie müssen,
sondern weil es der einzige Ort ist,
an dem sie sich noch gebraucht fühlen.
Der Dienst als Zuflucht.
Als Selbstvergessenheit.
Als Therapie, die keiner bezahlt.
Doch es gibt auch Licht zwischen den Schatten.
Es gibt die Abende mit dem Trupp –
wo gelacht wird, bis der Bauch schmerzt.
Es gibt die Nächte am Lagerfeuer auf Übung –
wo Sternschnuppen fallen und selbst harte Kerle still werden.
Es gibt die Briefe von zu Hause,
mit Kindermalereien und „Ich hab dich lieb“-Kritzeleien.
Es gibt Kameraden, die dich besser kennen als du dich selbst.
Und es gibt diese wenigen Momente,
in denen man glaubt:
Vielleicht ist das alles nicht umsonst.
Denn ein Soldat ist nicht Held, nicht Opfer.
Er ist Mensch.
Mit Uniform, ja –
aber darunter schlägt ein Herz wie deins.
Und dann sind da die Lehrgänge.
Wo man 16 Stunden im Hörsaal sitzt, die Uniform knittert und die
Augen müde werden.
Theorie über Taktik, Hygiene im Feld, Verhaltensregeln bei
Auslandseinsätzen.
Man nickt, macht Notizen, hört nur mit halbem Ohr zu –
weil der andere Teil des Hirns längst beim Einsatz ist,
beim Kind zu Hause,
bei der Frage, ob das alles irgendwas ändert.
Einige kommen nur, um aufzusteigen.
Andere, um zu entkommen.
Und wieder andere – um zu vergessen.
Dann die Übungen.
Übungen, bei denen Dreck kein Feind ist, sondern Normalität.
Wo man im Schlamm liegt, friert, schwitzt,
sein eigenes Gewicht nicht mehr spürt,
aber genau weiß, wer sich auf wen verlassen kann.
Es gibt Phasen, da ist alles Routine.
Stiefel schnüren, Antreten, Befehl, Marsch.
Und dann wieder Phasen, da steht die Zeit still –
ein Gefecht, ein Unfall, ein Toter.
Manchmal beim Übungssprengsatz,
manchmal bei einem echten.
Der Unterschied ist manchmal nur ein paar Stunden Flugzeit.
Und auch wenn man selbst heil rauskommt –
man lässt nie alles hinter sich.
Ein Blick, ein Geruch, ein Knall –
und alles ist wieder da.
Der Schatten bleibt.
Manche lernen, mit ihm zu tanzen.
Andere trinken ihn klein.
Wieder andere – reden nie darüber.
Weil man es sich selbst nicht eingestehen will.
Oder weil man fürchtet, dass keiner zuhört.
PTBS steht in keinem Wehrpass.
Aber es zeichnet Gesichter.
Es zerfrisst Beziehungen,
sickert in Träume,
zerrüttet den Alltag.
Manche verlieren sich –
an Depressionen,
an Alkohol,
an eine Leere, die keiner sieht.
Und irgendwann…
kommt der Punkt, an dem man entweder Hilfe sucht –
oder aufgibt.
Viel zu viele entscheiden sich für Letzteres.
Jedes Jahr.
Ein Appell, der verhallt.
Ein Grab, das keiner sieht.
Eine Geschichte, die keiner mehr erzählt.
Und doch:
Zwischen all dem gibt es auch die anderen Geschichten.
Die, in denen einer zurückkehrt –
kaputt, aber lebendig.
Und wieder lernt, zu fühlen.
Die, in denen ein Vater seinem Kind das Marschieren beibringt –
aber diesmal im Sandkasten.
Die, in denen einer, der fast alles verloren hat,
eine neue Liebe findet.
Ein neues Zuhause.
Ein neues „Ich“.
Diese Geschichten hört man selten.
Sie stehen in keinem Einsatzbericht.
Sie tragen keine Uniform.
Aber sie verdienen Platz.
Platz im Kopf, im Herz –
und in der Erinnerung.
Denn Soldaten sind keine Legenden.
Sie sind keine Monster.
Keine Helden im Glanz.
Keine Täter per Definition.
Sie sind Menschen.
Mit Fehlern.
Mit Hoffnungen.
Mit einer Berufung, die oft falsch verstanden wird.
Sie haben unterschrieben –
nicht für Ruhm,
nicht für Blut,
sondern weil sie überzeugt waren:
etwas beitragen zu können.
Für den Frieden.
Für Sicherheit.
Für das, was uns oft selbstverständlich erscheint.
Manche standen im Kosovo,
wo die Stille nach dem Feuer lauter war als jeder Schuss.
Manche schwitzten unter westafrikanischer Sonne in Mali,
wo Unsicherheit in jeder Bewegung lag.
Andere stapften durch das Staubgrau Afghanistans,
wo Freund und Feind manchmal nur ein Gesicht trennten.
Einige kamen aus dem Irak zurück,
mit Bildern im Kopf, die niemand sehen will –
nicht einmal sie selbst.
Doch egal ob Feldpost aus Mazar-e Sharif,
ein Telefonat aus Gao oder die Wache an einem Tor in Holzminden:
Einsatz ist nicht nur ein Ort.
Es ist ein Zustand.
Ein Riss im Zeitgefühl.
Ein Schatten, der wandert.
Nicht der Ort macht dich zum Einsatzsoldaten.
Es ist die Bereitschaft.
Es ist die Realität,
dass du zu jeder Zeit, an jedem Platz, mehr gibst, als du
zurückbekommst.
Und irgendwann,
egal ob nach Jahren oder Jahrzehnten,
steht man nicht mehr im Gleichschritt,
sondern allein –
vor dem eigenen Spiegel,
vor der eigenen Geschichte.
Dann bist du Veteran.
Einsatzveteran.
Ehemaliger Soldat.
Oder einfach:
Einer, der gedient hat.
Nicht, weil es Pflicht war,
sondern weil es Überzeugung war.
Und manchmal,
wenn es still wird –
zu still –
hörst du wieder den Ruf.
Nicht von oben. Nicht von außen.
Sondern von deinem Innersten:
„Treue. Verdienst.“
Doch dort, im Inneren,
warten noch Kämpfe.
Geister,
die sich nicht an Zapfenstreiche halten.
Schuld,
die nicht offiziell anerkannt wurde.
Fragen,
auf die es keine Befehle mehr gibt.
Dieses Buch ist ein Versuch,