5,90 €
Es beginnt beinahe wie ein klassisches Märchen: Ein Prinz begibt sich auf Brautschau und bekommt drei Aufgaben gestellt. Aber bei Prinz Paul vom Kleinen Berg ist doch einiges anders als er es aus den alten Chroniken kennt. Zum einen hat er mit Prinz Alexander vom Silbertal einen Freund an seiner Seite und auch die Zofe Petra hilft, wo sie kann. Zum anderen begegnet Prinz Paul einigen Dingen, die man so oder ähnlich auch in unserer Welt antrifft: Fürchterliche Wesen haben manchmal Zahnschmerzen, was golden aussieht, ist nicht unbedingt makellos, für Weisheit braucht man Ausdauer …und am Ende kommt es auch gar nicht auf den schönen Namen an.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 33
Veröffentlichungsjahr: 2013
www.tredition.de
© 2013 Ulrike Jonack / jon
Umschlaggestaltung und Illustration: Gosia Dekundy
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8495-7260-0
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung
Der schönste Name der Welt
Ein Märchen von jon
Es war einmal ein Prinz, der Paul hieß. Eigentlich hieß er ja Prinz Paul vom Kleinen Berg, weil das Schloss, in dem er und sein Vater wohnten, auf dem zweitkleinsten Berg des Reiches stand. Paul fand den Namen ungerecht. Es gab nämlich nur drei Berge in dem Land seines Vaters. Und das bedeutete, dass der zweitkleinste Berg gleichzeitig auch der zweitgrößte Berg war. Aber auch Prinzen können sich ihren Nachnamen nicht selbst aussuchen, und Pauls Vater hieß nun einmal König Siegfried vom Kleinen Berg. Also beschloss Prinz Paul, sich eine Braut zu suchen und bei der Hochzeit ihren Namen anzunehmen.
„Ich will heiraten“, sagte Paul deshalb eines Tages beim Abendessen zu seinem Vater. „Kennst du nicht ein Mädchen mit einem schönen Namen?“
Der König überlegte. Er überlegte lange, denn er wollte seinem Sohn das Mädchen mit dem allerschönsten Namen heraussuchen. Dann sagte er: „Der Müller hat eine Tochter, die heißt Susanna. So wie deine Mutter.“
„Och“, machte Paul. „Ich möchte aber lieber eine Prinzessin haben!“
„Eine Prinzessin“, brummelte der König und überlegte noch einmal. Er bekam dicke Falten auf der Stirn, so sehr dachte er nach. Aber ihm fiel keine Prinzessin mit einem so schönen Namen wie Susanna ein.
„Dann muss ich eben in die Welt hinaus reiten und die Königstochter mit dem schönsten Namen suchen“, sagte Prinz Paul.
Der König nickte.
„Gleich morgen früh, wenn die Sonne aufgeht, reite ich los“, sagte der Prinz und der König nickte wieder. „Aber vergiss nicht“, erinnerte er seinen Sohn, „dir genug Wurstschnitten, ein sauberes Taschentuch und deine Zahnbürste einzupacken!“
„Das werde ich schon nicht“, antwortete Paul und stand auf. Er wünschte seinem Vater eine gute Nacht und ging sofort ins Bett, damit er für seine große Reise ausgeschlafen war.
Am nächsten Morgen stand Prinz Paul noch vor dem ersten Hahnenschrei auf. Er duschte sich kalt ab, damit er richtig munter wurde, putzte sich die Zähne und zog sich an. Dann ging er in die Schlossküche, um zu frühstücken. Er machte sich vier große Wurstbrote, steckte sie in seinen Proviantbeutel und legte noch drei Äpfel dazu.
Nachdem er seinem Vater Lebewohl gesagt hatte, schwang sich Paul auf sein Pferd und ritt aus dem Schlosstor. Das war genau um eine Minute vor Sonnenaufgang an einem Dienstag im August.
Eine Minute vor Sonnenuntergang am selben Dienstag hatte Prinz Paul schon die Grenze seines Vaterlandes erreicht, so schnell war er geritten. Er hatte aber auch den kürzesten Weg genommen, sonst hätte er bestimmt noch eine ganze Stunde länger gebraucht.
Paul überschritt also die Grenze seines Landes. Er drehte sich noch einmal um und winkte zurück.
„Warum winkst du?“, fragte plötzlich jemand hinter ihm.
Paul sah sich erschrocken um. Auf einem Pferd saß ein junger Mann, der eine Ritterrüstung trug. Aber was für eine Rüstung! Sie hatte lauter Dellen und Rostflecke. Außerdem war sie dem Mann viel zu klein, so dass er sie an den Seiten nicht richtig verriegeln konnte, sondern mit Stricken zusammengebunden hatte.
„Warum winkst du?“, fragte der seltsame junge Mann noch einmal. „Da steht doch gar keiner.“
„Ich winke meinem Vaterland einen Abschiedsgruß zu“, antwortete Prinz Paul.
„Ach so“, sagte der Fremde. „Und was hast du in der Ferne verloren?“
„Ich habe nichts verloren. Aber ich möchte gern etwas finden. Ich suche die Prinzessin mit dem schönsten Namen“, gab Paul Auskunft.
Da seufzte der fremde Mann. „Du willst also auch an den Hof des Königs Eisenhut vom Ritterstern.“
Paul hatte noch nie von diesem König gehört und fragte deshalb, was es bei ihm so Interessantes geben würde.