Der Sizilianische Sommer - Erika Frank - E-Book

Der Sizilianische Sommer E-Book

Erika Frank

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Beschreibung

Der Sizilianische Sommer: Meeresrauschen und Liebesglück – doch nur ein Traum für eine zweite Chance? Im dritten Band von Erika Franks Bestsellerreihe, "Der Sizilianische Sommer: Meeresrauschen und Liebesglück – doch nur ein Traum für eine zweite Chance?", kehrt Sara nach Zürich zurück, nur um festzustellen, dass ihre Sehnsucht nach dem feurigen Enzo stärker ist als ihre Vernunft. Sie pendelt erneut zwischen Zürich und Sizilien, genießt die leidenschaftliche Beziehung mit dem Orthopäden und den sizilianischen Alltag, aber kann sie sich wirklich niederlassen? Wird sie noch Zeit für eine Familie haben? Ist Enzo der Mann, den sie heiraten will, oder sehnt sie sich nach ihrer Unabhängigkeit? Tauchen Sie ein in eine prickelnde Romanze voller Neuanfänge, zweiter Chancen und der Suche nach dem wahren Glück unter der sengenden Sonne Siziliens.

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Seitenzahl: 193

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Der Sizilianische Sommer

Meeresrauschen und Liebesglück doch nur ein Traum für eine zweite Chance….

Roman

ERIKA FRANK

Mögliche Ähnlichkeiten oder Verwechslungen von fiktiven Charakteren in diesem Buch mit realen Personen sind unbeabsichtigt und ohne realen Bezug.

Alle Texte und Bilder dieses Buches sind urheberrechtlich geschütztes Material und ohne explizite Erlaubnis des Urhebers, Rechteinhabers und Herausgebers für Dritte nicht nutzbar.

Der Roman der Reihe Sizilianischer Sommer Band 1 bis 3 ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden.

Dieser Roman ist auch als E-Book erhältlich

Impressum

Copyright: 2023 by Erika Frank

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.

www.erika.frank.com

Cover Design: Lou Design, LA

ISBN: 9783819713385

Imprint: epubli.de

1

Mein letzter Samstag war angebrochen. Nach dem Baden und Frühstücken ging ich zur Post, meine Stromrechnung bezahlen. Die Post hatte immer nur vormittags auf.

Ich hatte Glück, nur zwei Leute waren vor mir.

Und immer nur ein Mitarbeiter hinter den beiden Schaltern. Ich konnte den Strom auch im Tabacci bezahlen, aber da war die Kommission noch höher als bei der Post. Der Strom war für Nichteinheimische doppelt so teuer. Anschließend schlenderte ich zum Kiosk. Ich hatte wieder Appetit auf einen guten Cappuccino. Die Kellnerin freute sich, dass er mir schmeckte. Der freundliche dickbäuchige zahnlose Fischer grüßte mich: „Buon giorno Signora.“

„Kommen Sie doch mal rüber!“, winkte mich die Frau am Nebentisch zu sich.

„Hallo!“, sagte ich und setzte mich.

„Ich habe hier ein kleines Wochenendhaus am Berghang“, erzählte sie. „Wunderbar ruhig ist es da oben.“

„Das klingt toll!“, antwortete ich.

Wir plauderten über unsere Familien, unsere Arbeit und tauschten Fotos aus.

Plötzlich sagte sie: „Diese sizilianischen Männer sind wirklich eifersüchtig und Machos!“

„Ja, da haben Sie wohl recht“, stimmte ich zu, „aber es gibt natürlich auch Ausnahmen.“

„Ich bin übrigens Zwilling“, sagte sie. „Ich kenne mich mit den Sternzeichen ganz gut aus.“

In letzter Zeit hatte ich einiges über Enzos Sternzeichen gelesen. Familienmensch, empfindsam, braucht seine Ruhe, sein Bett. Leidenschaft, empfängt mehr als er gibt. Auch wenn ich wenig an Horoskope glaube, traf alles was sie aufzählte auf Enzo zu.

Am Nebentisch hörte uns eine Dame zu, sie mischte sich ein. Eine Deutsche, die vor sechsundvierzig Jahren hierher kam. Jetzt erfuhr ich endlich, wo der Müll hinkommt. Der wird angeblich nachts mit dem Zug nach Florenz gebracht und dort verwertet. Früher hatte auch Deutschland den Müll abgenommen. Die an den Straßen stehenden Müllcontainer werden nachts geleert. Man darf sie nicht vor achtzehn Uhr füllen. Wegen des Gestanks, um die Touristen nicht zu verscheuchen. Keiner hielt sich dran. Ich wusste es nicht.

Als ich dann mit einem Einkauf nach Hause ging, war im Dorf viel Betrieb.

Ich hatte gerade die Haare gefärbt, als er anrief, um mir zu sagen, dass er morgen Abend kommt. Diesmal wollte er mit mir lange zusammen sein.

Nach dem Peeling mit Olivenöl, Salz und Zitrone fühlte sich meine Haut wie Samt an. Die abgeschnittenen ausgefransten hellblauen Jeansshorts zog ich nur einmal zu Hause an. Ich wollte mich nicht lächerlich machen. Dazu die Sandalette, die ein schönes Bein machte. Enzo tauchte auf – wie immer ein Inbegriff lässiger Eleganz. Sein graues Lacoste-Polo harmonierte perfekt mit den leicht karierten Bermudashorts in ähnlichem Ton. Der Dreitagebart und die ungestylten Haare verliehen ihm eine gewisse Nonchalance, die seinen Sinn für geschmackvolle Kombinationen nur unterstrich.

Ich begrüßte ihn und geleitete ihn in die Wohnung. Mit offener Jeans ging ich auf ihn zu, nahm seine Hand und führte sie in meine Hose. Da ich keinen Slip anhatte, war er gleich an den schönen Stellen. Er streichelte über mein Schamhaar. Ein wohliger Schauer lief über meinen Rücken. Er glitt mit seiner Hand tiefer und machte kreisende Bewegungen. Ich fühlte meine steigende Erregung. Meine Jeans glitt nach unten. Er entledigte sich seiner Kleidung und ich konnte seine Erektion sehen. Wir wollten nicht länger warten und so glitt er in mich. Es war ein geiles Gefühl, ihn wieder in mir zu spüren.

Danach hatte er Hunger. Schnell war alles bereitet, jeder kannte seine Aufgaben. Auf dem Grillfeuer lagen die großen Fischstücke. Er hatte den Wein vergessen. Aber ich hatte ja einen leichten Weißwein geholt. Zum Glück.

Ihm schmeckte die geraspelte Gurke in Joghurt mit Knoblauch und Dill. Als Dolce gab es Kirschen. „Was nimmst du gegen die Mücken?“, fragte ich so nebenbei. Von all den Mückenschutz Artikeln hielt er nichts. Der Naturmensch.

Nach dem Essen räumte ich den Tisch auf. Anschließend baute ich unser Lager unter dem Baldachin. Ich faltete die Couch aus. Als ich fertig war, ging ich unter die Außendusche, die nicht überdacht war, und dadurch vom Nachbarn im obersten Stock einsehbar war. War mir egal. Enzo folgte mir unter die Dusche. Wir verhängten die Seiten mit Laken und konnten uns so unbeobachtet nackt bewegen. Beim gegenseitigen Einseifen wurden wir wieder geil. Das Meer rauschte im Dunkeln weniger als drei Meter von uns entfernt. Es war ein Paradies. Enzo verwöhnte mich unter der Dusche in neuen Positionen, die auch nicht ohne waren. Sein wunderbarer Penis reckte sich meinem Mund entgegen und wartete darauf, verwöhnt zu werden. Meine Zunge schleckte ihn auf und ab. Wir mussten leise sein, denn die Nachbarn über uns hantierten auf ihrer Terrasse. Irgendwann hörte ich sie die Jalousien schließen. Okay jetzt gingen sie schlafen. Er griff meinen Po und schob ihn in die richtige Position. Im Chor klatschten die schwarz silbrigen vom Halbmond glänzenden Wellen leise gegen die Felswand und schluckten unser Stöhnen.

Ich fragte ihn, wann er wieder mal nach Zürich kommt und wieviele Tage er bleiben könnte. Seine Antwort: „Vier Tage, am besten über das Wochenende.“ Ich sollte kein Ticket kaufen, das würde er übernehmen. Zum Abschied massierte ich ihn noch mal eine Stunde unter größter Mühe, nicht schlapp zu machen.

„Bleib doch. Du hast doch Nachmittagschicht“, murmelte ich.

Er blieb lange, bis kurz vor zwei Uhr morgens. Dann brachte ich ihn zum Auto. Ich stieg mit ein. Die Trennung fiel uns sehr schwer. Er küsste mich, kniff in mein Gesicht, zärtlich, sehr zärtlich. Es waren ganz neue Gesten von ihm. „WhatsApp oder Skype. Du kommst ja im September, dann kaufen wir das Ticket.“

„Ich kaufe es und du kannst es wegschmeißen.“

„Nein“, meinte er mit Nachdruck.

Er hielt vor meiner Tür: „Sei vorsichtig beim Aussteigen!“ Ich seufzte und küsste ihn nochmal.

„Ruf mich morgen an!“ rief er mir aus dem Jeep durch das heruntergelassene Fenster zu.

„Wann passt es am besten?“

„Vormittags.“

2

Der Van rumpelte über die unebene Straße, beladen mit meinem gesamten Hab und Gut: zwei Koffer, prall gefüllt mit Erinnerungen an Sizilien, und mein geliebtes Fahrrad, sorgfältig verpackt von meinen Freunden, die es mit viel Liebe und Sachverstand auseinandergenommen hatten. Mein Vermieter bot mir mal zwanzig Euro an. Der hat sie wohl nicht alle, dachte ich, das teure Rad, das maßgeschneidert für mich wurde. Eigentlich sollte der Rücktransport fünfzig Euro kosten, aber als ich am Check-in-Schalter ankam, winkte der freundliche Mitarbeiter nur ab. „Niente, Signora, niente", sagte er mit einem breiten Lächeln.

Hier in Palermo war alles so unkompliziert. Kein Vergleich zu den peniblen Kontrollen in Zürich. Hier war ich ganz normal zum Check-in gegangen, als Erste, denn ich war drei Stunden zu früh dran. Die Wartehalle war noch fast leer, nur ein paar vereinzelte Reisende saßen auf den Plastikstühlen. Kurz vor der Öffnung des Schalters kamen zwei junge Männer, die sich unauffällig an die Seite stellten und wie wir anderen auf die Öffnung des Schalters warteten. Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht: Sie kamen, um mein Fahrrad abzuholen. Mit einem Lächeln nahmen sie das sperrige Paket entgegen und verschwanden hinter einer Tür. Das sind eben die Sizilianer, dachte ich, so unkompliziert, so hilfsbereit. Ganz anders als die Schweizer.

Der Flug verlief ruhig, und als das Flugzeug sanft auf der Landebahn in Zürich aufsetzte, atmete ich tief durch. Ich war zurück in meiner anderen Welt. Eine kurze Nachricht an Enzo, dass ich gut angekommen war, mehr nicht. Ich rief ihn nicht an. Ich wollte nicht, dass er meine Anspannung spürte. Ab diesem Moment herrschte Funkstille. Eine Stille, die schwerer wog als alle Worte, die wir hätten austauschen können. Ich wusste nicht, was mich in den nächsten Tagen erwarten würde, aber ich wusste, dass sich etwas verändert hatte.

3

Hans fieberte bereits meiner Ankunft in Zürich entgegen. Er plante das erste Wochenende und überraschte mich mit einer Einladung zu einem Ausflug. Er kam eine halbe Stunde zu früh an und wartete mit seinem BMW Cabriolet auf mich. Ich stürzte die Treppe hinunter. „Hallo!“ rief ich, während ich ihm fröhlich zuwinkte. „Du bist aber früh dran!“ begrüßte ich ihn. Hans präsentierte sich in Bestform, in einem eleganten weißen Leinenblazer, der ein blauweiß kariertes Hemd akzentuierte. Um seinen Hals trug er eine Veloursleder-Halsband-Kordel, an der eine Sonnenbrille befestigt war. Veloursleder ist eine Lederart, die sich durch eine samtig weiche Oberfläche auszeichnet. „Ja, ich konnte es kaum erwarten. Das schöne Wetter hat mich beflügelt“, erwiderte er und nahm mir galant die Tasche ab, die er sorgfältig in seinem ordentlichen Kofferraum verstaute. Mit einem charmanten Lächeln öffnete er mir die Beifahrertür. „Zuerst fahren wir in eine Beiz, um zu frühstücken. Ist das in Ordnung?“ fragte er und strahlte mich an. Wir ließen uns den leichten Wind um die Nasen wehen und die warme Sonne ins Gesicht scheinen. Der BMW fuhr meistens bergauf, vorbei an den typischen Holzhäusern in den kleinen Ortschaften. Nach einer Stunde erreichten wir ein entzückendes Gartenlokal, mit idyllischer Aussicht auf die Berge, die Blumenwiesen. Nach dem so herrlich angerichteten Frühstück, dem leichten Rotwein und einem viel zu kurzen Spaziergang setzten wir unsere Fahrt fort. Auf dem Rückweg zeigte er mir ein Kloster, auch hier lud er mich zum Essen ein. Der Tag verging wie im Fluge. Das Autofahren und viele Essen machten mich sehr müde.

Ein anderes Wochenende lud er mich zu seinem Badesee, einem Waldsee, ein, wo er schon Jahre nicht mehr war. Ach war der kompliziert. Es dauerte eine Ewigkeit bis er aus dem Wald in seiner Badehose erschien. Meinen Badeanzug hatte ich gewohnheitsmäßig schon zu Hause angezogen. „Was hast du denn so lange im Wald gemacht? Ich dachte schon, man hat dich entführt“, scherzte ich.

Er setzte sich neben mich auf die Decke. Ich sah mir seinen weißen Körper, schlaff mit vielen Leberflecken übersät an und fragte: „Soll ich dich eincremen?“ und holte eine Tube Sonnencreme aus meiner Tasche. „Ja, gern. Hier bin ich früher sehr oft mit meiner Lebenspartnerin gewesen. Hm, das tut gut.“ Ich massierte die Sonnencreme auf seinen Rücken und stellte mir vor, wie er hier mit seiner Lebensgefährtin schwimmen war. „So das reicht. Komm lass uns ins Wasser gehen.“ Ich lief wie immer gleich ins Wasser, während er stundenlang überlegte, ob er endlich reingehen soll. Vom See aus rief ich ihm zu: „Komm, es ist herrlich und warm.“ Wir drehten dann eine Runde, ich immer vorweg oder dann mal wieder zurück auf ihn zu. Er schwamm im wahrsten Sinne wie eine Ente. Warum war er so schwach? War er krank?

Nach dem erquickenden Bad verschwand er erneut für eine gefühlte Ewigkeit im Wald, aus dem er schließlich, angezogen ,zurückkam.

Das Highlight des Tages war der anschließende Spaziergang, den wir Hand in Hand um den See machten. Das war für mich eine ungewohnte Situation; es fühlte sich so seltsam an, so intim, und ich fand es fast lächerlich, Hand in Hand zu gehen.

Am Abend planten wir, auf seiner Terrasse zu grillen. Es war das zweite Mal, dass ich ihn besuchte. Er wohnte, genau wie ich, in einer schönen Attikawohnung, die eine traumhafte Terrasse mit Blick auf den Zürichsee bot.

Es wurde unser gemeinsamer Sommer, und die Atmosphäre war von Leichtigkeit und Freude geprägt. Ich brachte meinen Elektrogrill mit, und wir verbrachten einen unterhaltsamen Abend, voller Lachen und kulinarischer Köstlichkeiten. Jedes Mal, wenn ich ihn traf, wählte ich verführerische Unterwäsche, denn ich hoffte, dass irgendwann der Bann zwischen uns brechen würde.

Hans führte eine fein gepflegte Lebensweise, die deutlich machte, dass er aus einer höheren Schicht stammte. Seine Kultur und Eleganz waren unübersehbar, und es war immer wieder faszinierend, wie liebevoll und ästhetisch er den Tisch deckte, mit den perfekt abgestimmten Gläsern zu den jeweils ausgesuchten Getränken. Er kleidete sich individuell und hochwertig, was seinen ausgeprägten Sinn für Stil unterstrich. Besonders beeindruckend war die Einrichtung seiner Wohnung. Im Schlafzimmer stand noch ein nostalgisches Bett aus seiner Jugendzeit, dass er demnächst mal auswechseln wollte. „Wie hast du denn hier mit deiner Lebensgefährtin geschlafen? In diesem engen Bett?“, fragte ich ihn, neben ihm stehend, der heute ganz in schwarz gekleidet war. „Ach, das geht schon. Wollen wir es probieren?“ entgegnete er schmunzelnd und umarmte mich. Diese spontane Frage überraschte mich und ließ mein Herz einen Moment lang schneller schlagen. Wir gingen anschließend in sein Gästezimmer. . Dann gingen wir in sein Gästezimmer. „Hier werde ich mir ein Arbeitszimmer einrichten, das Büro kann ich aufgeben.“ „Na ob du das kannst? Dann müsstest du ja auch das große Messingschild mit deinen Titeln und Namen abnehmen.“ „Ja, irgendwann kommt es ja sowieso ab“, lachte er und hob die Schultern, während wir weiter ins Wohnzimmer gingen. Dort entdeckte ich eine liebevoll gepflegte Anrichte aus Vollholz, die einst seinen Großeltern gehört hatte und dem Raum eine besondere Wärme verlieh. Es war klar, dass jeder Gegenstand in seiner Wohnung eine Geschichte erzählte und seine Wertschätzung für Tradition und Qualität widerspiegelte.. Oder war er ein typischer Schweizer, der wie zumindest die ältere Generation zu den Sammlern gehörte, die nichts, absolut gar nichts wegwerfen konnte?

Auch er wurde ungeduldig und wollte endlich mit mir ins Bett. Einmal lockte er mich in sein Schlafzimmer. Ich ließ mich auf sein Bett fallen und er sich über mich. Aus lauter Lachen und Scherzen wurde nicht mehr. „Was für schöne Unterwäsche du trägst“, meinte er, als er plump unter die Bluse griff und meinen schwarzen Spitzen BH sah.

Ich war blockiert und er spürte es. Immer wieder versuchten wir es aufs Neue. Ihm fehlte der Charme, er fiel immer so tölpelhaft über mich her, dass mir die Lust verging. Außerdem mangelte es ihm an Flirtkultur. Der Schweizer spielt eben nicht gern: er bevorzugt Klarheit und Übersichtlichkeit.

Wir tranken ziemlich viel, wenn wir zusammen waren. Einen Sommerabend lud er mich zum Fischessen in die Fischstuben ein, ein auf Pfählen im See gelegenes Lokal. Wir feierten Verlobung und bastelten uns einen Ring aus der Serviette. Hans steckte mir den Ring feierlich auf meinen linken knallrot lackiertem Ringfinger. “Vorsichtig, nicht den Diamanten beschädigen", scherzte ich. Das Lokal, das aus zwei Stuben bestand, war voll. In der einen Stube war eine geschlossene Gesellschaft am Party feiern. Die jungen Frauen und einige Männer, zogen zu fortgeschrittener Stunde ihre Sachen aus , kletterten auf die Holzbrüstung und sprangen in Unterwäsche in den Zürichsee. Klatsch machte es, als eine hübsche schlanke Blondine Arschbombe sprang. Die muskulösen Männer versuchten es mit Kopfsprüngen. Laute Musik, Gelache und Freude. Geil. Wir genossen die Atmosphäre und fühlten uns lebendig die nie zuvor. Wäre ich eine Frau der geschlossenen Gesellschaft, ich wäre sofort beim Springen in den See dabei. Der aufmerksame Kellner reichte uns weisse flauschige Kuscheldecken, die wir uns über die Schultern hängten, wir ließen uns küssend fotografieren. Mein Verlobter stellte mit Witz und Humor die großen Teller mit dem Fisch so, dass sich auch die Zander, deren Maul leicht über den Tellerrand reichten, küssten, ich sah wie sie mit ihren Flossen vor Freude wedelten. Der Abend fand einen glanzvollen Abschluss mit einem außergewöhnlich guten, goldfarbenen Grappa. Sein verlockendes Aroma und die edle goldene Reife verführten uns jedoch dazu, es nicht bei einem Glas zu belassen – was dem Abend letztendlich eine unerwartete Wendung gab.

Selbst die elegante Flasche mit dem Restinhalt fand noch ihren Weg zu mir. Mit vereinten Kräften, unterstützt von den Kellnern, brachten wir den sichtlich angeschlagenen Hans nach draußen, wo wir auf das Taxi warteten. Er ließ sich schwer auf die Bank fallen, während ich, noch relativ nüchtern, neben ihm stand. Für ihn war es ein teurer Spaß: über sechshundert Schweizer Franken. Sechshundert Franken für eine Nacht – das ist schon ein ordentliches Sümmchen. Aber was soll's, der Abend war einfach unbezahlbar.s es fast schon wieder egal war!", sagte ich laut in die Nacht.

Nächsten Morgen gegen zehn rief ich ihn an:

„Wie geht es dir? “

„Ich kann mich gar nicht erinnern, wie wir das Restaurant verlassen hatten, ich hatte einen Filmriss“ „Ja, das will ich dir glauben. Zwei Kellner haben dir ins Taxi geholfen.“

„Geht es dir denn heute gut? Wir dürfen nicht mehr soviel trinken“

„Ja, du hast recht, es war zu viel. Vor allem der Grappa.“

„Na den können wir ja beim nächsten Mal bei dir oder mir trinken. Du hast ja den Rest in der Flasche bezahlt, weil ich die Flasche unbedingt haben wollte. Du weißt doch, ich sammle leere Flaschen, ha, ha.“

„Ich gehe jetzt ins Büro und was machst du?“

„Ich springe erstmal in den See und danach erledige ich paar geschäftliche Dinge. „Bis bald. Ciao“, sagte ich zu ihm.

„Ciao.“

Hans war eine Woche beruflich im Ausland unterwegs, eigentlich musste er gar nicht mehr arbeiten. Er hatte einige Räume seines großen Büros in bester Lage an einen jungen Kollegen untervermietet nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil er diese nicht mehr brauchte. Seine Arbeit, die sein Hobby war, machte ihn sehr reich. Als pensionierter Millionär widmete er sich verstärkt den Geschäften mit Rohstoffen.

Ich hatte vorsorglich für Ende September wieder einen Flug nach Palermo gebucht. Meine Sehnsucht nach Enzo war so stark, dass sie wie ein ständiges Pochen in meiner Brust brannte. Das Zusammensein mit dem alten Hans war kein Ersatz, nicht einmal annähernd. Sicher, es war angenehm, in die besten Restaurants der Stadt eingeladen zu werden, in denen die Kellner uns mit respektvoller Zurückhaltung bedienten, und er war zweifellos ein sehr interessanter Gesprächspartner, dessen Wissen und Erfahrung mich immer wieder beeindruckten. Aber ohne Sex? Ein Leben ohne diese körperliche Nähe, diese leidenschaftliche Verbindung, konnte ich mir noch nicht vorstellen.

Andererseits redete ich mir ein, das sei meine Chance, mit einem wohlhabenden Menschen ein sorgloses, spannendes Leben zu führen, ein Leben, in dem ich mich um nichts kümmern müsste. Hans war ein Multimillionär, dessen Familie aus wenigen, entfernten Verwandten bestand. Im Ernstfall hatte seine Sekretärin, mit der er schon fast ein halbes Jahrhundert zusammenarbeitete, eine Vollmacht über seine Konten. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie es wäre, in seinem Schatten zu leben, von seinem Reichtum zu profitieren, ohne selbst etwas beitragen zu müssen. Aber ich schaffte es nicht, die Rolle zu spielen, die er von mir verlangte. Ich konnte nicht die distanzierte, elegante Frau sein, die nur an seinem Geld interessiert war. Wie machen es die anderen abgebrühten, geldorientierten Frauen nur? Wie schaffen sie es, ihre Gefühle so zu kontrollieren, ihre Bedürfnisse so zurückzustellen? Aber ich konnte und wollte ja selbst für mich sorgen. Die Vorstellung, von einem Mann abhängig zu sein, widerstrebte mir zutiefst. Ich hatte mein eigenes Leben aufgebaut, meine Karriere, meine Unabhängigkeit. Und ich war stolz darauf.

In unseren Gesprächen erfuhr ich, dass auch er am getrennten Wohnen interessiert sei. Er wollte seine Freiheit behalten, seine Routine, seine Gewohnheiten. Er suchte keine Frau, die ihn pflegte oder ihm den Haushalt führte. Er suchte eine Begleiterin, eine Gesprächspartnerin, vielleicht eine gelegentliche Geliebte. Aber ich wusste, dass ich mehr wollte. Ich wollte eine echte Verbindung, eine tiefe Intimität, eine Liebe, die mich erfüllte. Und ich wusste, dass ich diese Liebe nicht in der goldenen Hülle von Hans' Reichtum finden würde.

Regen. Na toll. Meine Tagesplanung sah bis eben noch ungefähr so aus: [ ]. Dann die Eingebung, so glorreich, dass sie fast den Himmel aufhellte: Park Hyatt Brunch! War da nicht mal was? Ach ja, mein Magen knurrt schon beim Gedanken. Und apropos altmodisch: Während die Jugend ihre News digital inhaliert, genieße ich immer noch den charmanten Kampf mit einer auseinanderfallenden Zeitung. Das Geräusch des Papiers ist mein persönlicher Soundtrack zum Sonntagmorgen (oder eben zum verregneten Samstag).

Ich zog meinen dunkelblauen Hosenanzug an, ein zeitloser Klassiker, der mir immer ein Gefühl von Selbstbewusstsein gab. Um den Hals legte ich einen roten Seidenschal mit weißen Punkten, ein Farbtupfer, der meinen Look aufpeppte. Dazu trug ich dunkelblaue Pumps mit einem kleinen Absatz, bequem und elegant zugleich. Als ich das Haus verließ, begann es leicht zu nieseln.

Der Weg durch den Belvoirpark war zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Die herrlich großen Wiesenflächen, wo ich jetzt im Sommer wieder den Golfspieler traf, der hier seinen Anschlag übte, das Wasserbecken mit den Fischen, die Pergola mit den Sitzbänken, die vereinzelt im Park stehenden Stühle, dann ein Iris- und Tagliliengarten mit über hundert Sorten. An Schönheit und Erholungswert war dieser historische Park für mich persönlich nur noch durch den Rietbergpark zu übertreffen. So einen gepflegten Park hatte ich auf Sizilien noch nie gesehen. Vielleicht passte es dort auch gar nicht dahin. Auch Marodes, Ungepflegtes konnte auf mich schön wirken. Es hatte seinen eigenen Charme.

Der Hotelportier hielt mir lächelnd die Tür auf, als er mich über den roten Teppich ankommen sah. Wie immer bog ich in der großen, eleganten Lobby gleich rechts um die Ecke Richtung Toilette ab. Ein kurzer Blick in den Spiegel, die Haare gekämmt, die Lippen leicht nachgezogen. Das Übliche. An einem Pult musste man auf die Einweisung für einen Platz warten. Mein Blick schweifte durch den weitläufigen Raum, in die Kaminecke, ach da saß ja meine Nachbarin. „Ein Platz für mich allein, Frühstück", meinte ich freundlich. Er prüfte kurz. Ich kam ihm zuvor und sagte: „Nicht vorbestellt." „Okay", sagte er und gab mir zwei Tische zur Auswahl. „Ich nehme den hier an der Seite." Ich nahm Platz und wusste ohne Karte, welche Bestellung ich aufgeben würde.

„Guten Tag! Lange nicht gesehen, wie geht es?“, begrüßte mich die blonde Bedienung.

„Gut, danke. War in Sizilien.“

„Oh, da wollte ich immer mal hin!“

„Ein Prosecco, Verbenetee und ein Lachsbrot, bitte.“

Ich kam immer gern hierher oder ins Dolder. Service, Ambiente, Personal – alles stimmte. Meine Favoriten.

Die ONYX Bar wurde zu einem meiner Zufluchtsorte, besonders in einer Ära, in der jeder in seine digitale Welt versunken schien. Eines Abends, bei einem Glas Wein, beobachtete ich einen jungen arabischen Geschäftsmann, der auf sein Handy starrte. Ich beschloss, das Eis zu brechen: „Sind Sie oft hier?“ Seine Überraschung wich schnell einem Lächeln: „Ich bin zum ersten Mal hier, überhaupt in Zürich. Ich komme aus Dubai.“ Unsere Unterhaltung nahm ihren Lauf, und er überraschte mich mit einem weiteren Glas Wein.“

Die Bar war voller Leben, doch mir fiel auf, dass immer mehr Frauen, besonders in Zürich, selbstbewusst allein ausgingen. Als Single wollte ich mich nicht einschränken lassen. Ich bemerkte, dass auch Männer zögerten, den ersten Schritt zu machen. Ich hatte ein Gespür für lohnende Gespräche entwickelt und wagte den Versuch.

Der Prosecco prickelte leicht auf meiner Zunge, während ich die Zeitung durchblätterte. Meine Augen glitten unwillkürlich durch die elegante Lobby. Und da war er: Dr. Sebastiano, mein Orthopäde. Begleitet von einer dunkelhaarigen, schlanken Frau in einem schlichten, aber eleganten Kleid. Sie lachten, schienen sich prächtig zu verstehen. Eine Ehefrau? Eine Freundin? Eine Kollegin? Die Frage war flüchtig. Dr. Sebastiano war für mich nicht von Bedeutung. Er war ein Freund von Enzo, meinem Geliebten, und das war alles, was zählte.