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Mehr Gesundheit mit minimalem Aufwand Wenn Sie abnehmen, Ihre Energie steigern oder Ihren Verstand schärfen wollen, gibt es unzählige Bücher mit den unterschiedlichsten Ratschlägen. Wenn Sie Ihre Kraft und Ihre Kardiofitness verbessern wollen, gibt es zahlreiche Fitnessstudios und Trainer, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Was all diese Ressourcen gemeinsam haben, ist, dass sie Ihnen einen schlechten Deal anbieten: viel Aufwand für wenig Ertrag. Der weltbekannte Biohacker und mehrfache Bestsellerautor Dave Asprey hat einen besseren Weg gefunden. In Der smarte Biohacker enthüllt der Meister des Biohacking die überraschenden Geheimnisse unseres körpereigenen Betriebssystems, des »KBS«. Dieses System ist von Natur aus auf Faulheit ausgelegt, weshalb schweißtreibende Trainingseinheiten und starre Diäten nur begrenzte Wirkung zeigen. Wie wir mit diesen Gegebenheiten umgehen und wie sie sich clever austricksen lassen, hat Asprey zusammengetragen: Vollgepackt mit praktischen, leicht zugänglichen Informationen über bessere Ernährung, intelligente Workouts und strategische Therapien zum Stressabbau zeigt er, wie wir das KBS hacken und es dazu bringen können, das zu tun, was wir wollen, und wie wir in kürzerer Zeit dauerhafte Gesundheit erreichen.
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Seitenzahl: 475
Veröffentlichungsjahr: 2023
DAVE ASPREY
Smarter Not Harder – Maximiere dein Wohlbefinden mit einem Minimum an Aufwand
Dieses Buch ist jedem Schweißtropfen gewidmet, der dir bisher nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht hat.
WARNUNG: KANN ZU MEHR ERFOLG BEI WENIGER AUFWAND FÜHREN
Smarter Not Harder – Maximiere dein Wohlbefinden mit einem Minimum an Aufwand
DAVE ASPREY
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
Wichtiger Hinweis
Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.
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1. Auflage 2023
© 2023 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Die englische Originalausgabe erschien 2023 bei HarperCollins Publishers LLC unter dem Titel Smarter Not Harder. © 2023 by Dave Asprey. All rights reserved.
Published by arrangement with Harper Wave, an imprint of HarperCollins Publishers LLC.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Übersetzung: Maximilian Breboeck
Redaktion: Petra Sparrer
Korrektorat: Anke Schenker
Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer in Anlehnung an das Original von Milan Bozic
Umschlagabbildung: shutterstock.com/Kaspri
Satz: abavo GmbH, Buchloe
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-706-8
ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-357-0
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-358-7
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
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Einleitung Besser als normal
ABSCHNITT I Ressourcen für das Leben
Kapitel 1 Nutze die Kraft der Faulheit
Kapitel 2 Reibungsverluste mindern
Kapitel 3 Nimm die richtigen Rohstoffe zu dir
Kapitel 4 Optimiere dein KBS
Kapitel 5 Fülle deine Mineralstoffe auf
ABSCHNITT II ZIELE UND VORGABEN
Kapitel 6 Wähle dein Ziel
Kapitel 7 Hacking-Ziel: Kraft und kardiovaskuläre Fitness
Kapitel 8 Hacking-Ziel: Energielevel und Stoffwechsel
Kapitel 9 Hacking-Ziel: Gehirn- und Neuro-Fitness
Kapitel 10 Hacking-Ziel: Resilienz und Erholung
ABSCHNITT III STÄNDIGE VERBESSERUNG
Kapitel 11 Spirituelle Kraft
Kapitel 12 Upgrade auf das nächste Level
Kapitel 13 Sei du selbst
Kapitel 14 Bewerten, personalisieren, wiederholen
Abschliessende Gedanken Ein Angebot an die Welt
Danksagungen
Über den Autor
Anmerkungen
Bleib neugierig und auf dem Boden.
Sei wie ein Mönch, der mitten im Chaos meditieren kann.
Reagiere mit Güte, wenn dir etwas begegnet, das dir dumm vorkommt.
Was für ein Mensch möchtest du sein? Wie auch immer deine Antwort ausfällt, dieses Buch hilft dir, dein Ziel zu erreichen. Es ist natürlich ein Buch über Gesundheit und Fitness, aber auch über alles, was du tun könntest, wenn du mehr Kraft und Energie hättest. Letztlich dreht sich in diesem Buch alles darum, wie du die beste Version deiner selbst werden kannst – frei und uneingeschränkt.
Viele Menschen reden von Empathie und Mitgefühl, aber du musst sie mit Neugier und einer tiefen inneren Gelassenheit kombinieren, wenn du deinen gewünschten Zustand erreichen und dich, auch wenn es schwierig wird, weiter verbessern möchtest. Die Verbindung dieser Eigenschaften hat es mir ermöglicht, selbstbewusst durch die wahrhaft denkwürdigen globalen Verwerfungen der vergangenen Jahre zu kommen. Sie sind zudem die Grundpfeiler eines guten und glücklichen Lebens. Sie sind während ernsthafter Krisen genauso wichtig wie in Zeiten, wo das Leben – oberflächlich betrachtet – langweilig vor sich hinplätschert. Und wie du aus eigener Erfahrung sicher weißt: Es ist extrem schwierig, sie konsequent anzuwenden. Ohne es zu merken, verlieren die meisten von uns ihre Ziele aus den Augen. Natürlich halten wir uns von Zeit zu Zeit an die guten Vorsätze, aber irgendwann holt uns der Alltag doch wieder ein. Wir sind zu erschöpft, um mit uns im Reinen sein zu können.
Während der Pandemie habe ich oft gehört, dass Menschen sich danach sehnen, »wieder zur Normalität zurückzukehren«. Für mich hat das jedes Mal falsch geklungen. Dieses Streben ist einfach viel zu klein und zu bescheiden. Ich habe schon mein ganzes Leben lang daran gearbeitet, meine körperliche und geistige Widerstandsfähigkeit zu verbessern – besser als normal zu werden – und anderen Menschen ebenfalls dabei zu helfen. Es geht darum, ein höheres Level zu erreichen, das zu deinem neuen Normalzustand zu machen und die Latte dann nochmals höher zu hängen. Eine Krise ist der perfekte Zeitpunkt, um voranzukommen. Warum solltest du zu einer alten Normalität zurückkehren wollen?
Ich möchte, dass andere Menschen erleben, was ich erlebt habe. Inspiriert zu sein statt ausgelaugt. Risikofreudig zu leben, statt ängstlich zu sein. Damit meine ich nicht, dass du etwas Dummes tun sollst, wie dein Auto zu Schrott zu fahren oder dein Haus niederzubrennen. Damit meine ich, Risiken einzugehen, den eigenen Träumen nachzujagen und unberechenbar zu sein, einfach weil man sich frei fühlt, wie man selbst zu handeln. Es klingt widersprüchlich, ist aber tatsächlich eine extrem wichtige Lektion: Risikofreude gibt Sicherheit und Gelassenheit. Risiken einzugehen vertreibt das Gefühl des drohenden Untergangs.
So zu leben erfordert aber auch viel Energie und Zähigkeit, weshalb so viele Menschen glauben, ein kraftloses »Normal« sei das Beste, worauf sie im Leben hoffen können. Zum Glück gibt es einen weiteren lehrreichen Widerspruch, der dir helfen kann. Es handelt sich um die Biologie der Kurvensteigung, den ich aber lieber als das bezeichne, was es ist, das Faulheitsprinzip. Es ist das zentrale Konzept dieses Buchs und kann dein Leben verändern. Hinter dem Faulheitsprinzip verbirgt sich eine einfache, aber revolutionäre Idee:
Faulheit kann dich stark machen.
Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber dein Körper hat ein Geheimnis, von dem er nicht will, dass du es erfährst. Dein Körper ist schneller als dein Geist. Er nimmt Reize wahr und reagiert eine Drittelsekunde, bevor dein Gehirn überhaupt weiß, was zu tun ist. Bevor dein rationales Ich Mut, Willenskraft und harte Arbeit aufbringen kann, hat dich dein Körper bereits sabotiert. Er pumpt dich so mit Adrenalin voll, dass sich kleine Ängste wie große anfühlen. Er sendet Schmerzsignale aus, um dir klarzumachen, dass kleine Aufgaben in Wirklichkeit viel Arbeit bedeuten. Das wiederum liefert dir gute Gründe, diese Aufgaben gar nicht erst anzugehen.
Warum macht dir dein Körper auf diese Weise das Leben schwer? Warum sollte die Natur ein solch gemeines System geschaffen haben? Weil Natur nur so funktioniert. Dein Körper ist so konstruiert, dass du mit der höchstmöglichen Wahrscheinlichkeit überlebst, Kinder zeugst und so den Fortbestand der menschlichen Spezies sicherst. Dementsprechend ist deinem Körper eigentlich nur zweierlei wichtig: erstens, am Leben zu bleiben, und zweitens, dabei so faul wie nur irgend möglich zu sein, um keine unnötige Energie zu verschwenden.
Wenn ein Raubtier dich fressen will, wartet dein Körper nicht ab, dass du entscheidest, was jetzt zu tun ist. Er reagiert sofort, um dich in Sicherheit zu bringen, lange bevor du einen wohlüberlegten Beschluss gefasst hast, welche Reaktion die richtige ist. Der rationale Teil deines Gehirns ist einfach nicht schnell genug, um auf Bedrohungen zu reagieren, deshalb ist er auch nicht für dein unmittelbares Überleben verantwortlich. Die eindrucksvolle Autopilot-Funktion deines Körpers sorgt dafür, dich langfristig am Leben zu erhalten. Sie ist der Grund dafür, dass es noch Menschen auf diesem Planeten gibt. Aber sie bringt auch einige große Nachteile mit sich.
Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen diese Kehrseite mit voller Wucht zu spüren bekommen. Wir haben erlebt, wie wir auf die Unsicherheit und das Dauerfeuerwerk schlechter Nachrichten reagieren. Zunächst registrierten unsere Körper die Bedrohung und reagierten mit dem Ausstoß von Stresshormonen und Angstgefühlen. Als die Bedrohung nicht verschwand, fühlten wir uns, als würden wir von einem unsichtbaren Raubtier gejagt werden. Wir reagierten in vorhersehbarer Weise – zunächst mit Stress, später auch mit Depressionen. Der Grund, warum es so viele von uns in dieser Zeit so schwer erwischt hat, liegt nicht darin, dass wir dumm oder schwach wären. Der Grund ist, dass wir alle mit einem uralten biologischen System ausgestattet sind, das versucht, unser Überleben zu sichern, indem es uns glauben macht, wir hätten das Sagen, obwohl dem in Wirklichkeit nicht so ist.
WER HAT WIRKLICH DIE KONTROLLE?
Wenn du erst mal begriffen hast, dass dein Körper Entscheidungen trifft, bevor es dein Gehirn tut, ändert sich deine Perspektive. Jetzt kannst du die kontraproduktiven Reaktionen verstehen, mit denen du dir selbst im Weg stehst. Besser noch, du kannst nun Methoden ersinnen, mit denen sich die Systeme in deinem Körper so beeinflussen beziehungsweise hacken lassen, dass du tatsächlich die Kontrolle hast – damit dein Körper ab jetzt das tut, was du willst.
Der Schlüssel zur Kontrolle besteht darin zu lernen, wie du das Faulheitsprinzip zu deinem Vorteil nutzen kannst. Die Bewahrung der Energieeffizienz ist eine der wichtigsten biologischen Funktionen jeder Zelle in deinem Körper. Keine Zelle möchte mehr Energie oder Ressourcen verbrauchen als unbedingt nötig. Wann immer du einem Reiz ausgesetzt bist – sei er groß oder klein –, nutzen all deine Körperzellen dieses kostbare Drittel einer Sekunde, das ihnen zur Verfügung steht, bis du deine Gedanken gesammelt hast, um zu entscheiden, wie sie ihre Energie bestmöglich einsetzen können. Sie wählen dabei ohne Ausnahme den Weg des geringsten Widerstands. Als Überlebensstrategie ist das sinnvoll: Würden deine Zellen zusätzliche unnötige Energie verbrauchen, könnte dir das Essen ausgehen oder du könntest dich zu erschöpft fühlen, um rechtzeitig vor einem Raubtier Reißaus zu nehmen. Im Zweifelsfall scheint es das Sicherste, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Wenn du sie lässt, würden deine Zellen sich jederzeit damit zufriedengeben, im »Hotel Mama« wohnen zu bleiben und Videospiele zu zocken.
Unsere überwältigende Neigung zur Faulheit ist auch der Grund, warum so viele Menschen während der Pandemie zugenommen haben.1 Wir alle hätten die vielen Stunden, die wir zu Hause eingesperrt waren, nutzen können, um zu trainieren, zu meditieren, etwas Neues zu lernen oder uns auf jede andere erdenkliche Weise zu optimieren. Aber nur wenige Menschen haben sich dafür entschieden. Unsere Körper wollten keine Anstrengung. Optimierung erfordert Energie, aber wir befanden uns in einem Zustand der Anspannung und Angst – ein Zustand, der darauf abzielt, weniger und nicht mehr Energie zu verbrauchen. Das Faulheitsprinzip signalisierte uns, es sei die bessere Idee, stundenlang vor dem Fernseher zu verbringen.
Für mich gestaltete sich die Pandemie anders. Ich hatte schon vorher begriffen, dass mein Körper darauf ausgelegt ist, Angst zu empfinden, noch bevor ich darüber nachdenken kann. Ich hatte meinen Verstand bereits darauf trainiert, dieser Angst zu widerstehen. Ich hatte meinen Körper darauf trainiert, besser zwischen großen und kleinen Bedrohungen zu unterscheiden. Noch wichtiger: Ich hatte Strategien entwickelt, um meinen Körper zu überlisten, indem ich mir das Faulheitsprinzip zunutze machte, statt gegen die Trägheit anzukämpfen.
Ich will, dass mein Körper in der Lage ist, extremen Belastungen standzuhalten, und es schafft, sich dauerhaft zu behaupten. Wer will das nicht? Aber mein Körper will das nicht umsetzen. Kein Körper will das. Der Körper wehrt sich automatisch gegen alle Anforderungen, die mehr Energie als unbedingt nötig erfordern. Ich war noch nie gut darin, über einen längeren Zeitraum eine Stunde oder wenigstens eine halbe Stunde am Tag zu trainieren. Wahrscheinlich kennst auch du dieses Gefühl: Die Trägheit des Körpers setzt sich bei den meisten Menschen über kurz oder lang gegen die Willenskraft durch. Im Laufe der Jahre habe ich eine Reihe »biologischer Hacks« entwickelt, um meinen Körper kraftvoller und widerstandsfähiger zu machen. Aber ich hatte immer das Gefühl, es fehle noch ein wichtiges Element.
Ich habe die Pandemie-Zeit genutzt, um eine Idee zu konkretisieren, die mir in den vergangenen 20 Jahren meiner Arbeit als Biohacking-Experte immer wieder durch den Kopf gegangen ist. Es gibt einen effektiveren Weg, unserem Körper mitzuteilen, was er tun soll, und gleichzeitig den genetischen Drang zur Trägheit zu respektieren, der Mensch und Tier am Leben erhält, wenn es drauf ankommt. Tatsächlich können wir unsere Bequemlichkeit sogar dazu nutzen, mehr Energie zu kreieren. Ich spreche, wenn man so will, von einer genialen Abkürzung. Ich wollte Trainingsresultate sehen, ohne dafür trainieren zu müssen. Ich wollte bessere Ergebnisse mit weniger Anstrengung erzielen. Wenn man das Faulheitsprinzip richtig anwendet, ist es möglich, genau das zu erreichen.
Die meisten Menschen denken, dass wir uns beim Training richtig quälen müssen, um einen Effekt zu erzielen. Wir glauben, wir müssten uns auf einem Laufband abrackern, um fit zu werden. No pain, no gain! Ohne Fleiß kein Preis. Im Arbeitsumfeld denken wir ganz ähnlich: Wir fetischisieren harte Arbeit, um Ergebnisse zu erzielen und aufzusteigen. »Harte Arbeit« halten wir für ein Erfolgsrezept, bis wir merken, dass dieser Ansatz nicht nachhaltig ist – bis unsere Zellen der Ansicht sind, dass wir sie über Gebühr strapazieren und uns durch einen Burnout in die Knie zwingen.
Mir ist klar geworden, dass es einen Ausweg aus diesem Kampf gibt. Wir können ihn sogar ganz umgehen. Das Faulheitsprinzip zeigt uns den Weg. Du kannst das sehr schnelle, aber sehr faule System, das deinen Körper steuert, dazu bringen, seinen Hintern hochzukriegen, indem du körperliches Training (und eigentlich jede Art von Arbeit) auf ganz andere Weise angehst. Die übliche Herangehensweise, sich so lange wie möglich anzustrengen, bringt dich nur in Widerspruch zu deiner eingebauten Trägheit. Statt härter zu arbeiten, solltest du smarter arbeiten. Um deine Faulheit zu hacken, musst du die Taktik ändern und dich auf Signale konzentrieren, die dein Körper versteht:
Wie schnell tritt intensiver Stress ein?
Wie schnell kommst du wieder zur Ruhe?
Ein hohes Stresslevel bedeutet für deinen Körper, dass er unbedingt reagieren muss; Faulheit ist keine Option. Eine schnelle Rückkehr in den Ruhemodus wiederum zeigt deinem Körper, dass er dich nicht in einen Zustand der Angst versetzen muss, weil du nicht mit einer metabolischen Energiekrise konfrontiert bist. Eine kurze, intensive Belastung, unmittelbar gefolgt von einer Pause, programmiert dich auf weniger Angstgefühle, indem es deinen Körper darauf trainiert, schneller und effizienter zu seinem Ausgangsniveau zurückzukehren.
Wenn du deinen Körper richtig unter Stress setzt und deinen faulen Zellen zu verstehen gibst, dass sie ihren Hintern vom Sofa hochkriegen müssen, werden sie das tun. Sie werden es aber viel leichter und bereitwilliger tun, wenn sie danach gleich wieder aufs Sofa zurückkehren dürfen. Wie schnell du in eine Stresssituation gerätst und wie schnell du dich wieder davon erholst, ist von deutlich größerer Bedeutung als das Stresslevel. Wenn du schnell gestresst bist, aber auch schnell wieder zur Ruhe kommst, gibst du deinem faulen System zu verstehen, dass es dich stärker und anpassungsfähiger machen soll. So wirst du bessere und schnellere Ergebnisse erzielen, als wenn du dich längere Zeit abrackerst. Wenn du diese Vorgehensweise verinnerlicht hast, wird es viel einfacher, deinen Körper zu verändern.
Das Faulheitsprinzip ermöglicht es dir, Körper und Geist radikal umzugestalten, ohne unnötig Zeit zu verschwenden. Ganz nebenbei baust du Kraft auf und Stress ab. Es verschafft dir Zugang zu deinem bereits beschriebenen risikofreudigen Selbst. Leistungsstarke Menschen sind von Natur aus unerschrocken und zupackend. Wer weiß schon, was sie tun werden? Sie können mit allem umgehen, was die Welt ihnen vorsetzt. Sie behaupten sich gegen Autoritäten. Sie kontrollieren ihre Emotionen und sind nur sehr schwer zu manipulieren. Sie beschützen ihre Familie, ihre Freunde und ihre Gemeinschaft. Sie haben die innere Stärke, großzügig und gütig zu sein.
Manche nennen diesen Zustand der energetischen Flexibilität Resilienz, was meist als Widerstandsfähigkeit übersetzt wird, aber es gibt auch andere Bezeichnungen dafür. In der buddhistischen Weltanschauung, die ich in Nepal und Tibet kennengelernt habe, würde man wohl eher das Wort Gleichmut verwenden, das eine tiefere Bedeutung hat. Gleichmut beschreibt einen Zustand, in dem du die komplette Kontrolle über dich selbst hast und gelassen bleibst, egal was um dich herum passiert. Dem Gleichmut unterordnen lässt sich der Zustand des Mitfühlens, der wiederum einen eigenen Wert darstellt. Und dem Mitgefühl lässt sich die Empathie – also das Einfühlungsvermögen – unterordnen, das ebenfalls ein Wert an sich ist.
SMARTER, NOT HARDER
Das Erreichen dieser höheren sozialen Kompetenzen hat für mich eine besondere Bedeutung, weil ich mit dem Asperger-Syndrom aufgewachsen bin. Als Kind wusste ich nicht, wie man Empathie, Mitgefühl oder Gleichmut empfindet. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt. Offen gesagt hatte ich überhaupt kaum Zugang zu meinen Gefühlen; vertraut waren mir nur die wichtigsten Überlebensimpulse: Angst und Faulheit. Und auf keinen Fall hatte ich eine Ahnung davon, dass beides Signale waren, die mein Körper mir sendete beziehungsweise dass sie immer dann verstärkt ausgesendet wurden, wenn es meinem Körper nicht gut ging. So aufzuwachsen war schwierig und verwirrend. Die Perspektive als Außenseiter hat mir aber letztendlich geholfen zu verstehen, wie ich das Faulheitsprinzip aushebeln beziehungsweise für mich nutzen kann.
Als ich jung war, hielt ich mich an das, was mir alle rieten, um stark zu werden: Ich kaufte mir ein Fahrrad und fuhr ständig darauf herum, um auf die obligatorischen 60 Minuten Ausdauertraining pro Tag zu kommen. Ich trainierte stundenlang im Fitnessstudio und ertrug eine fade, fett- und kalorienarme Ernährung. Durch Willenskraft versuchte ich meine Faulheit zu besiegen, aber meist gewann sie doch die Oberhand und ich fühlte mich müde und ausgebrannt. Da ich aus Mangel an anderen Gefühlen sehr auf die grundlegenden Impulse meines Körpers achtete, konnte ich den Hindernissen, die mich zurückhielten, besondere Aufmerksamkeit widmen. Dieser Fokus führte mich zu einer lebenslangen und leidenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema Biohacking, zu immer tieferen Betrachtungen darüber, wie mein Körper mit seiner Energie haushaltet, und schließlich auch dazu, dieses Buch zu schreiben. Erst nach Jahrzehnten des Forschens und Experimentierens gelang es mir, eine körperliche und geistige Verfassung zu erreichen, die deutlich besser ist als das Normalmaß. In diesem Buch teile ich meine Erkenntnisse mit dir, damit du alle Hindernisse überwinden und dieses Ziel wesentlich schneller erreichen kannst.
Es ist wichtig zu verstehen, dass das, was dich im Leben zurückhält, keine Frage der Willenskraft ist. Es hat auch nichts mit Schwäche oder Feigheit zu tun. Es ist das Faulheitsprinzip, das außerhalb deiner bewussten Wahrnehmung wirkt. Die einzige Möglichkeit, es zu besiegen, besteht darin, es anzunehmen und für dich arbeiten zu lassen. Gib deinem Körper die richtigen Lebensmittel und Nährstoffe. Setze ihn den richtigen kurzen, intensiven Reizen aus und trainiere deinen Körper darauf, schnell in seinen Grundzustand zurückzukehren. Du kannst deine Faulheit so trainieren, dass sie deine Energie verbessert, deinen Geist beruhigt und deine Möglichkeiten erweitert.
Dieser Ansatz lässt sich zusammenfassen als: Work smarter, not harder. Wenn du ihn verinnerlichst, kannst du verborgene Potenziale in dir freisetzen. Dann kannst du alles werden, was du sein willst.
Die Natur verabscheut Verschwendung. Deshalb hat sie jede Zelle deines Körpers darauf programmiert, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Betrachte diese Programmierung als den Kern deines körpereigenen Betriebssystems, kurz KBS. Das Betriebssystem deines Computers erledigt im Hintergrund alle möglichen Aufgaben, ohne dass du es mitbekommst, ja sogar ohne dass die Anwendungen auf deinem Computer es mitbekommen. Genau auf diese Weise arbeitet auch dein KBS im Verborgenen. Du merkst zwar nicht, dass es da ist, spürst seinen Einfluss aber ständig.
Der Vergleich mit einem Computer macht mehr Sinn, als du vielleicht denkst. Denn wenn du auf ein Bildschirmsymbol klickst, um dein E-Mail-Programm zu öffnen, ist dir vermutlich nicht bewusst, welche Elektronen zu welchen Bauteilen der zentralen Recheneinheit des Computers – dem Hauptprozessor – geschickt werden. Vielleicht weißt du nicht einmal, was ein Hauptprozessor ist. Aber auch das wäre kein Problem. Es ist ja gerade Sinn und Zweck eines Betriebssystems, komplizierte Aufgaben so auszuführen, dass du es nicht weiter wahrnimmst. Alles, was zählt, ist das Resultat: Du kannst ein Programm verwenden, das deine Befehle ausführt, ohne dass du darüber nachdenken musst, wie es funktioniert.
Natürlich läuft dein System aus Fleisch und Blut nicht genau wie ein Computer, der aus Elektrochips und Kabeln besteht, aber auch dein System muss so etwas wie ein verstecktes Betriebssystem haben. Sonst könntest du zum Beispiel keinen Tequila trinken und den darin enthaltenen Alkohol abbauen, ohne zu wissen, wie deine Leber funktioniert. Und du atmest ja auch, ohne dass du deinem Körper dazu einen Auftrag geben müsstest. Deine Augen blinzeln ganz von selbst, ob du es nun merkst oder nicht. Dein KBS arbeitet die ganze Zeit im Hintergrund und bleibt für dich verborgen – es sei denn, es geht kaputt.
Dein KBS arbeitet nicht nur unsichtbar, sondern auch autonom, also selbstständig. Dein Gehirn hat keine Kontrolle über dein Betriebssystem. Dein Bewusstsein ist eher wie eine separate Anwendung, die den vielen komplizierten Prozessen, die deinen Körper am Leben halten, übergeordnet ist. Niemals bist du dir auch nur eines winzigen Prozentsatzes dessen bewusst, was in deinem Körper vor sich geht. Tatsächlich findet deine ohnehin begrenzte Selbstwahrnehmung auch noch zeitverzögert statt. Studien haben gezeigt, dass dein Gehirn Ereignisse erst etwa eine Drittelsekunde nach ihrem Eintreten in Form elektrischer Ströme wahrnimmt. Dein Körper – unter Zugriff auf dein primitives KBS – handelt aber bereits, und zwar immer etwa 300 Millisekunden, bevor dein Bewusstsein weiß, was du tust oder warum du es tust.2
Als Computerhacker habe ich schon früh gelernt, wie man mit gezielten Eingriffen ins Betriebssystem die Kontrolle über einen Computer übernehmen kann. Später begriff ich, dass man auch das körpereigene Betriebssystem hacken kann – genauso wie ein Computersystem. Und dann sprechen wir vom sogenannten »Biohacking« – ein Konzept, das ich im Jahr 2010 vorgestellt habe.
Beim Hacking geht es im Kern darum, ein System genau das tun zu lassen, was du willst: gewünschte Ergebnisse mit möglichst wenig Aufwand zu erzielen. Das ist die Essenz des »smarter not harder«-Ansatzes. Die meisten großen Innovatoren unserer Zeit haben als Hacker angefangen. Wenn etwas nicht so funktionierte, wie sie wollten, verschafften sie sich Zutritt zum System und übernahmen die Kontrolle. Noch vier Jahre bevor sie Apple gründeten, verkauften Steve Wozniak und Steve Jobs ein illegales Telefon-Hacking-Gerät namens Blue Box.3
Eine wesentliche Voraussetzung der Hacking-Philosophie ist, dass die Menschen die Kontrolle über den Code haben sollten und nicht umgekehrt. Wann immer große Softwarefirmen einen Code programmierten, der nicht so funktionierte, wie es die Hacker wollten, oder der sich nicht an ihre Wünsche und Vorstellungen anpassen ließ, schrieben die Hacker einfach ihren eigenen Code. So entstand das frei zugängliche und kostenlose Betriebssystem Linux, auf dem heute ein Großteil des Internets läuft; wahrscheinlich ist es auch in deinem Smart-TV bei dir zu Hause vorhanden. Hacker versuchen stets, die gewünschten Ergebnisse mit möglichst geringem Aufwand zu erreichen.
Biohacker setzen diese edle (wenn auch etwas schamlose) Tradition fort, nur dass für sie Mutter Natur die große Softwarefirma ist. Die Natur hat ein sehr effizientes System entwickelt, das in ihrem KBS verschlüsselt ist. Es sorgt dafür, dass wir unbewusst so wenig Energie wie möglich verbrauchen, um das Wesentliche im Leben zu tun: Essen, Sex haben, Kämpfen oder Stämme bilden. Mutter Natur strebt rigoros nach Erfolg. Im Vergleich zu ihr wirken Microsoft und Google so harmlos wie Mutter Teresa.
Das menschliche Betriebssystem hat uns zur dominanten Spezies auf dem Planeten gemacht, aber es bringt einige entscheidende Einschränkungen mit sich. So ist es nicht darauf ausgelegt, dich glücklich, mächtig, frei oder ausgeglichen zu machen. Das Einzige, worum es dem KBS geht, ist das Überleben und der Fortbestand der Art.
Das ist eine inakzeptable kleine, ja sogar triste Art, sein Leben zu leben. Als guter, selbstbewusster, moderner Mensch bist du es dir schuldig, das Kommando über dein KBS zu übernehmen. Die alte Programmierung, die uns noch tief in den Knochen steckt, funktioniert nicht mehr richtig. Du stehst vor einer grundlegenden Entscheidung: Entweder du lässt dich von deiner Programmierung leiten oder du leitest sie. Wenn du das Leben voll auskosten und wirklich frei leben möchtest, gibt es nur einen Weg – wie ein Biohacker zu leben.
NICHT DU BIST FAUL, SONDERN DEIN KÖRPER
Sobald du anfängst, wie ein Biohacker zu denken, bekommst du neue Einblicke in die seltsamen, selbstzerstörerischen Dinge, die Menschen tun. Wenn etwas in unserem Körper nicht richtig funktioniert, suchen wir reflexartig nach einer kurzfristigen Lösung, denn unsere KBS-Programmierung macht uns faul. Das Problem daran ist: Die schnelle Lösung ist selten die beste, sondern oft nur die härteste, extremste Reaktion. Deshalb glauben Menschen, dass sie eine magische Lösung für ihr Problem gefunden haben, wenn sie 30 Tage eine lächerliche Diät einhalten oder sich im Fitnessstudio durch ein maximal ätzendes Workout quälen.
Biohacker sind geduldiger, methodischer und effizienter. Wir sind bereit, verschiedene Techniken auszuprobieren, bis wir etwas gefunden haben, das wirklich funktioniert. Wir sind offen für ungewöhnliche Lösungen. Wir stellen alles auf die Probe. Wir experimentieren an uns selbst und einige von uns teilen dann die besten Ergebnisse mit der Welt. Obwohl sich Biohacking oft der neuesten Wissenschaft und Technologie bedient, ist es alles andere als künstlich. Eigentlich ist Biohacking eine Rückkehr zur Natur, weil sie unserer effizienten, faulen Programmierung entgegenkommt, statt sie zu bekämpfen. Biohacker lehnen moderne synthetische Lebensmittel und verschwenderische Trainingsmethoden ab, die mit der natürlichen Funktionsweise des KBS nicht kompatibel sind – und es auch nie waren.
Jeder Hacker braucht einen Weg, um in ein Betriebssystem einzudringen und es zu manipulieren. Für deinen Körper bringt dich das Faulheitsprinzip auf die richtige Spur. Es verschafft dir Zugriff auf den Stammordner oder das Root-Verzeichnis deines KBS und ermöglicht dir, die Funktionsweise deines Körpers so zu verändern, dass sich deine Investitionen in Zeit und Energie auszahlen. In deinem Inneren bist du so schön, elegant und faul, dass dein Körper genau weiß, welche Systeme er in welcher Reihenfolge abschalten muss, wenn du nicht mehr genug Energie hast. Du kannst diese Systeme zu deinem Vorteil nutzen und sie so umprogrammieren, dass dein Körper die Energie dort einsetzt, wo du sie haben willst. Du möchtest länger leben, als es die Natur für dich vorgesehen hat? Kannst du. Du möchtest mehr Energie haben? Auch das kannst du erreichen. Schlauer werden? Klar. Schneller sein? Kein Problem. Ausgeglichener sein? Ja.
Die Kontrolle über deine Biologie zu übernehmen, um mehr aus deinen Möglichkeiten zu machen, ist keine neue Idee. Schon seit Tausenden von Jahren suchen die Menschen nach Wegen, genau das zu erreichen. Dazu setzen sie Mittel ein wie Ernährung, Medikamente, Sport, religiöse Zeremonien und Meditation. Der Unterschied zu früher ist, dass wir heute sehr schnell messen können, was funktioniert und was nicht. Wir können unsere Maßnahmen so lange anpassen, bis unser Körper so reagiert, wie wir es wollen. Wir können uns nicht mehr einreden, dass etwas funktioniert, nur weil wir unbedingt daran glauben wollen.
Dank der neuesten Biohacking-Techniken kann ich dir helfen, dein KBS zu beherrschen und dich effektiv und messbar zu verbessern – und das mit viel weniger Zeit und Aufwand, als du für Standardmethoden wie den brutal anstrengenden Workouts im Fitnessstudio investieren müsstest. Wenn deinem Körper die richtigen Ressourcen zur Verfügung stehen, kannst du ihm die richtigen Signale senden und mit einer Zeitersparnis von 90 Prozent (oder noch mehr) alle Vorteile eines trainingsbesessenen Lebensstils nutzen. Wenn du jeden Tag 45 Minuten trainierst, summiert sich das im Laufe deines Lebens auf mehr als 20.000 Stunden – so viel wie zehn Jahre Arbeit in einem Vollzeitjob. Ich möchte, dass du diese Zeit zurückbekommst. Und wenn du, wie die meisten von uns, gar nicht so viel Zeit hast, um im Fitnessstudio zu schwitzen und zu stöhnen, sollst du dennoch die Energie und das Glück bekommen, das du verdient hast, ohne dich dafür zerreißen zu müssen. Du kannst die eingesparte Zeit nutzen, um zu meditieren, Spaß zu haben, etwas Tolles aufzubauen, mit deinen Kindern zu spielen – oder sogar, um welche zu zeugen.
Ich weiß, dass es möglich ist, deine Biologie zu hacken, denn ich habe es immer wieder erlebt. Als Kind war ich übergewichtig, hatte große Probleme mit meinem Immunsystem und litt unter Arthritis und Gehirnnebel (Brain Fog). Nachdem ich mit dem Biohacking begonnen hatte, gründete ich ein Unternehmen, arbeitete gleichzeitig in einem Vollzeitjob und hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die mich bereits seit Jahren plagten. Heute bin ich Vater, Podcaster, berate Dutzende von Start-ups und leite sieben verschiedene Unternehmen. Mein Körperfettanteil liegt bei 11 Prozent und ich bin nie hungrig. Ich nutze mein Gehirn so mühelos, dass es sich einfach nur gut anfühlt. Wenn ich mehr Muskeln oder eine bessere Ausdauer haben will, weiß ich, wie ich das erreichen kann. Wenn ein dicker Computerhacker wie ich oberkörperfrei auf dem Cover der Men’s Health landen kann, dann kannst du das auch schaffen. Wie? Das zeige ich dir.
Meine aktuelle Version des Biohacking ist auch deshalb leistungsfähiger als je zuvor, weil sie neueste Erkenntnisse darüber enthält, wie das Prinzip der Faulheit funktioniert. Indem du deinem Körper die richtigen Ressourcen und Signale gibst, kannst du klarer denken. Du kannst deine Muskeln und Nerven effizienter für dich arbeiten lassen. Und du kannst das Standardtraining im Fitnessstudio zugunsten eines verbesserten Programms aufgeben, das effektiver ist und dich gleichzeitig weniger auslaugt.
Es gibt einen guten Grund, warum es dir so vorkommt, als würdest du den Mount Everest besteigen, wenn du dich auf den Gang ins Fitnessstudio vorbereitest. Hier ist dein KBS am Werk. Es nutzt das Prinzip der Faulheit, um dich zum Zögern zu bringen. Wie oft hast du schon Fastfood gegessen, nur weil dein arbeitsscheues Betriebssystem nicht wollte, dass du kochst oder abwäschst? Wenn die leckere und gesunde Mahlzeit zu Hause mit dem gleichen (oder weniger) Aufwand verbunden gewesen wäre, hättest du sie dem Fastfood vorgezogen. Aber weil dein KBS dir erfolgreich einredet, Essen gehen sei komplett stressfrei und energieeffizient, erzählst du dir Geschichten, warum es die richtige Wahl ist. Nachdem du dann die letzten Pommes gegessen und deinen Kontostand überprüft hast, fragst du dich, warum du es immer wieder tust. Die Begründung: Dein Körper ist faul. Er tut alles, um Arbeit zu vermeiden. Es sei denn, die Arbeit lohnt sich. Aber wenn du die Tatsache akzeptierst, dass dein Körper faul ist (auch wenn du es nicht bist), erkennst du froh, dass du einige einfache Dinge tun kannst, die dir viel mehr Erfolg bringen.
DIE FAULE BESTIE IN DIR ZÄHMEN
Es ist an der Zeit, dich selbst besser kennenzulernen und die inneren Mechanismen deiner biologischen Faulheit zu erforschen. Alles Lebendige hat sich so entwickelt, dass es – ohne dass das Gehirn eingreifen muss – automatisch ein stabiles inneres Umfeld aufrechterhält, wenn sich äußere Faktoren ändern. Die Bezeichnung für diesen Gleichgewichtszustand ist Homöostase. Ohne Biohacking überlässt du deinem KBS die vollständige Kontrolle über die Homöostase. Du steuerst deine Herzfrequenz, deinen Blutzucker oder deine Gehirnströme nicht bewusst. Sie regulieren sich selbst, basierend auf dem, was sie wahrnehmen. Wenn die Dinge im Gleichgewicht sind, ist alles gut. Aber wenn dein Körper durch irgendetwas aus der Balance gebracht wird – sei es durch Krankheit, Stress, Verletzungen, Nährstoffmangel oder Sport –, gibt es drei Möglichkeiten:
Sterben. Im schlimmsten Fall versagt dein Körper, weil er nicht widerstandsfähig genug war. Entweder bist du danach tot oder behindert. (Unwahrscheinlich, weil es die Hauptaufgabe deines Körpers ist, widerstandsfähig und resilient zu sein.)
Verändern. Im besten Fall verändert sich dein Körper und passt sich an die neue Situation an, um besser mit ihr umgehen zu können. Leider kostet das in der Regel eine Menge Energie, die dein KBS nicht einsetzen will.
Vermeiden. Im wahrscheinlichsten Fall überzeugt dein Körper dich davon, nicht zu wiederholen, was dich aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Es würde nur Energie verschwenden und könnte dir vielleicht sogar gefährlich werden. Das ist übrigens auch der Grund, warum die meisten Menschen mit der Zeit zu trainieren aufhören.
Dein KBS ist vielleicht nicht schlau, aber es ist unausweichlich. Es ist in jedem Organismus aus Fleisch eingebaut. Es wurde in Millionen von Jahren der Evolution verfeinert und ist extrem gut darin, dein Überleben sicherzustellen – und dich faul zu halten. Solange du lebst, bist du mit dem KBS verbunden. Es liegt an dir, die Intelligenz zu entwickeln, die es nicht hat.
Das Faulheitsprinzip ist nichts an sich Schlechtes. In vielerlei Hinsicht ist es ganz wunderbar. Es hat jede große menschliche Innovation erst möglich gemacht. Denk mal darüber nach: Warum haben wir das Feuer erfunden und für uns eingesetzt? Weil es auf diese Weise einfacher war, sich warmzuhalten, statt zittern zu müssen, um die Körperwärme zu erhalten. Warum haben wir Speere erfunden? Weil sie effizientere Waffen als Keulen sind. Wir haben Waschmaschinen erfunden, weil die Menschen davor zwei Stunden am Tag mit dem Schrubben von Wäsche auf Waschbrettern verschwendeten. Wir gehen auch deshalb gerne auswärts essen, weil die Vorbereitung, das Kochen und das Aufräumen der Küche zeitraubende Aktivitäten sind. Die größte Triebfeder des menschlichen Fortschritts ist nicht die Liebe. Es ist die Faulheit. (Zum Glück steht die Liebe aber gleich an zweiter Stelle und ist auch in dein KBS eingebaut.)
Zu akzeptieren, dass die biologisch festgelegte Trägheit deine beste und motivierendste Eigenschaft ist, kann zunächst erschreckend sein. Das widerspricht komplett der Ethik der harten Arbeit, die den meisten von uns seit frühester Kindheit eingebläut wurde. Es hat lange gedauert, bis ich das Konzept verinnerlicht hatte. Aber es ist so: Faulheit und Leistung stehen nicht im Widerspruch zueinander. Die Faulheit deines KBS kann dir helfen zu gewinnen, denn sie macht dich effizient. Biohacker sind stolz darauf, zu den faulsten Menschen auf dem Planeten zu gehören.
Ich bin schon vor vielen Jahren das erste Mal auf das Faulheitsprinzip aufmerksam geworden, lange bevor ich richtig verstanden habe, woher es kommt. Damals hatte ich gerade einen meiner ersten Jobs angefangen und arbeitete bei einer obskuren Art von Unternehmen, einem Lebensmittelmakler. Unternehmen dieser Branche sind Teil unseres verworrenen Lebensmittelvertriebsnetzes und haben die wichtige Aufgabe, dafür zu sorgen, dass eine bestimmte Marke Dosentunfisch den besten Platz im Regal deines örtlichen Supermarkts bekommt. Ich arbeitete in der IT-Abteilung und war für die Computer verantwortlich, die die Lebensmittelsendungen und -lieferungen tracken.
Meine Arbeit war so unendlich langweilig, dass das Faulheitsprinzip sich automatisch einschaltete. Ich erkannte, dass ich viele meiner Aufgaben automatisieren konnte. Statt jeden Computer einzeln zu verwalten, könnte ich auch eine Software schreiben, die sie alle automatisiert. So war ich in der Lage, 20 Computer zu verwalten, und hatte noch Zeit übrig. Von einem normalen IT-Mitarbeiter erwartete die Geschäftsführung, dass er sich höchstens um zehn Computer kümmerte. Wenn ich sechs Stunden meiner täglichen Arbeit automatisieren konnte, blieben mir sechs Stunden pro Tag, um zu tun, was ich wollte. Als Technikfreak nutzte ich die Zeit, um noch mehr über die neueste Computertechnik zu lernen. Damit verfolgte ich das Ziel, in Zukunft noch fauler sein zu können beziehungsweise mehr Kontrolle zu haben, was den zwei Seiten der gleichen Medaille entspricht.
Etwas später nahm ich einen Job in der ersten Internet-Datencenter Firma an, in den Anfängen des neumodischen World Wide Web. Die Idee war, Unternehmen (darunter auch Google und Facebook, als sie jeweils nur ein paar Mitarbeiter hatten) dabei zu helfen, so schnell wie möglich Tausende von Computern zu organisieren. Meine Aufgabe bestand darin, Leute einzustellen, die all diese Computer bedienen konnten. Aber egal, was ich tat: Ich konnte gar nicht schnell genug passendes Personal finden (irgendwann hatte die von mir mitbegründete Gruppe 1000 Mitarbeiter), und die Leute, die ich fand, machten ständig Fehler.
Die Faulheit gab letztlich den Anstoß für den Plan, eine Technologie zu entwickeln, mit der eine Person eine Million Computer verwalten kann. Auf diese Weise konnten wir Computerhacker uns zurücklehnen, noch mehr Kaffee trinken und herausfinden, wie sich die Systeme selbst verwalten können. Ja, pure Faulheit (und der Wunsch, Geld zu verdienen) brachte ein paar Internetgenies, darunter auch Marc Andreessen (der den ersten Webbrowser entwickelte) und die Leute, mit denen ich zusammenarbeitete, dazu, das zu erfinden, was wir heute Cloud Computing nennen. An der Wand hinter dem Schreibtisch, an dem ich gerade sitze, hängt ein Poster zur Markteinführung des ersten Cloud-Computing-Dienstes. Es erinnert mich jeden Tag daran, für meine Trägheit dankbar zu sein.
Ich will nicht mehr arbeiten als nötig. Und das willst du auch nicht.
Es ist leicht, die Idee anzunehmen, dass ein Faulheits-Mindset gut für technische Innovationen ist. Schließlich liebt doch jeder Effizienz und Produktivität, oder? Aber irgendwie ist es uns peinlich, die gleiche Mentalität auf unseren Körper oder unser Wohlbefinden anzuwenden. Das kannst du von mir aus gern schwachsinnig finden. Die Vorstellung, nur harte Arbeit sei ehrenwerte Arbeit, ist puritanischer Unsinn. Dieser Glaubenssatz wurde vor Hunderten von Jahren auch deshalb erfunden, um dein KBS dazu zu bringen, auf einem Feld oder in einer Fabrik für jemanden zu schuften, ohne gegen die bestehenden Verhältnisse zu rebellieren.
Wir alle glauben, Veränderung sei schwer, weil wir diese Botschaft ständig hören. Die Gesellschaft wiederholt sie für dich. Die Faulheit in deinem KBS ist der gleichen Meinung. Und deine tägliche Erfahrung scheint zu bestätigen, dass die Annahme stimmt. Laufen ist schwer. Steine hochzuheben ist schwer. Fasten ist schwer. Meditieren ist schwer. Selbst wenn du das alles gerne tun würdest, will dein Betriebssystem keine Energie dafür verschwenden. Denn wenn es dich Energie dafür aufwenden lässt, muss es noch mehr Energie aufbringen, um sich zu verändern und anzupassen. Um schlanker zu werden. Um schlauer zu werden. Um gelassener zu sein. Es bedeutet einfach weniger Arbeit, fett, langsam, müde und gereizt zu bleiben.
Die erste Hürde auf dem Weg zum Biohacker besteht darin, sich eine radikale Wahrheit einzugestehen: Es gibt einen einfacheren Weg, deinem Körper zu sagen, dass er sich verändern soll. Einen, der nicht so viel Arbeit macht. Du kannst die Funktionsweise deines Körpers und deines Geists verbessern – ohne viel Aufwand –, indem du deinem KBS die richtigen Signale sendest. Du musst es nur davon überzeugen, den bequemen Zustand schlagartig zu verlassen.
DIE KRAFT DES ZUGESPITZTEN REIZES
Stell dir ein Signal vor, dass dein automatisiertes System davon überzeugt, dass es sich ändern muss, weil es sonst sterben könnte. In Wahrheit liegt aber gar keine wirkliche Gefahr vor. Stell dir außerdem vor, dass dieser Reiz so kurz und einfach zu erzeugen ist, dass es dich nicht viel Mühe kostet, nicht einmal genug, um deine angeborene Trägheit zu aktivieren. Jetzt hast du keinen Grund mehr, untätig zu bleiben. Dein System wird sich trotzdem so schnell wie möglich ändern – viel schneller, als du vielleicht denkst.
Achte darauf, wie der Reiz mit der Zeit an- und wieder abschwillt. Eine schnelle, harte, intensive Kampfansage an deinen aktuellen Zustand (müde, übergewichtig, gestresst) hilft dir, dramatische und schnelle Veränderungen zu erreichen. Diese Art von Veränderungen haben den größten Einfluss auf deine Widerstandsfähigkeit und dein Wohlbefinden – es sei denn, du sendest das falsche oder ein zu starkes Signal. Das kann dazu führen, dass dein Körper aus seinem natürlichen Gleichgewicht, der Homöostase, gerät und du den Nutzen der Stimulation verlierst. Stell dir vor, wie du dich fühlst, wenn du zu viel trainierst oder die ganze Nacht durcharbeitest.
Die folgende Kurve eines typischen Ausdauertrainings, die verdächtig allen Formen des Ausdauertrainings gleicht, die du kennst (Joggen, Spinning, Trainer auf einem Treppensteiger und so weiter) zeigt an, wie viel Energie du im Laufe der Zeit verbrauchst:
Sich eine ganze Stunde zu quälen ist sehr anstrengend, und dein Körper hasst es. Dein angeborener Hang zur Faulheit will dich dazu bringen, nicht zu trainieren und stattdessen lieber einen Donut zu essen. Manchmal setzt du deine Willenskraft (die mehr Energie kostet) erfolgreich ein und ziehst das Training durch. Aber es ist harte Arbeit, bis du fertig bist und dich energiegeladener fühlst. Oder du bist danach einfach nur müde.
Schauen wir uns nun eine klügere Herangehensweise an. Wenn du etwas Neues ausprobierst, das du in diesem Buch kennenlernst, könnte dein Training stattdessen so aussehen:
Hier hast du viel Zeit gespart. Du musst dich zwar für einen kurzen Zeitraum mehr anstrengen, aber du hast insgesamt weniger trainiert. Oder aus der KBS-Perspektive deines Körpers betrachtet: Du hast ihm signalisiert, dass er sich auf intensivere Leistungen einstellen muss, und er passt sich entsprechend an. Aber aus deiner Sicht war es einfacher, weil du deinen Körper nicht so lange antreiben musstest weiterzumachen. Du hattest den gleichen Nutzen wie bei dem bereits beschriebenen 60-minütigen Workout, aber es war nur 15 Minuten lang anstrengend.
Geht es noch besser? Ja, durchaus. Als Biohacker hast du dir die Erlaubnis gegeben, deine Faulheit zu verdoppeln. Die frei gewordene Zeit kannst du dann vielleicht nutzen, um etwas Sinnvolles zu tun.
Du machst dir also deine angeborene Bequemlichkeit zunutze und findest heraus, wie du mit noch weniger Aufwand die gleichen (oder noch bessere) Ergebnisse erzielen kannst. Du nutzt alle möglichen Daten und vergleichst die Ergebnisse miteinander. Oder du bist dafür zu faul und schaust einem Wissenschaftler über die Schulter und kopierst seine Erkenntnisse. So oder so, das Endergebnis sieht so aus:
Nun sprechen wir nur noch von einem Zeitaufwand für das Training von unter einer Minute, was die meisten Menschen verschmerzen können. Aber dein Körper flippt aus und denkt, er müsse schnell ein widerstandsfähiges System aufbauen, um mit dieser Belastungsspitze umgehen zu können.
Dieses Prinzip befreit dich.
Es lässt sich nicht nur für den Sport anwenden, sondern für fast alles, von dem wir heute wissen, dass es dein Aussehen radikal verändern, die Funktionsweise deines Geists verbessern und eine Widerstandsfähigkeit aufbauen kann, die fast übermenschlich scheint. Dir wird klar, dass du damit alles anpacken kannst. Du wirst furchtloser, weil du nicht mehr unter der Kontrolle deines faulen Nervensystems stehst.
Technisch ausgedrückt nenne ich diese Art der gezielt zugespitzten Reizsetzung die Biologie der Kurvensteigung. Sie erzeugt einen steilen Anstieg (schnell hoch, schnell runter) des Reizes, den du verwendest. Mit anderen Worten: Deinem Körper ist es egal, wie lange du etwas Schweres tust. Es ist ihm wichtig, wie schnell du etwas Schweres tust, wie hart es für ihn ist und wie schnell du wieder zurück auf den Ausgangswert kommst.
Ich habe mit Upgrade Labs und 40 Years of Zen zwei Unternehmen gegründet, um herauszufinden, welches Signal wie stark sein muss und wie schnell man es ein- und ausschalten muss, damit dein Körper und dein Geist besser werden. Die Antworten sind nicht für alle gleich (ein übergewichtiger Sechzigjähriger ist ein anderer Fall als ein sportlicher Achtzehnjähriger), aber jeder kann die Techniken anwenden, die ich in diesen Laboren entdeckt habe. Und oftmals kommst du auch ganz ohne Technik aus.
Du wirst feststellen, dass du nicht eine Stunde lang im Fitnessstudio schuften musst. Wenn du die richtigen Schritte zur richtigen Zeit in der richtigen Reihenfolge durchgeführt hast und dich auf schnelle, intensive Veränderung fokussierst, kannst du in etwa einem Achtel der Zeit von der Biologie der Kurvensteigung profitieren.
Du kannst auch ein gezieltes Erholungsprogramm zusammenstellen, damit du viel schneller und effizienter in einen ruhigen, entspannten Zustand zurückkehrst, der deinem Körper signalisiert, dass es darum geht, sich zu verbessern, und nicht darum durchzudrehen.
In diesem Buch erfährst du auch, dass es das Ziel jeder deiner Aktionen ist, zum Ausgangszustand zurückzukehren. Das Geheimnis der Gelassenheit liegt darin, ein System zu haben, das keine Energie verschwendet und schnell zum Normbereich zurückkehrt, wo auch immer dieser für dich liegen mag.
Dann kannst du deine Normalität so anpassen, dass sie immer besser wird. Wenn du in kürzester Zeit auf maximale Leistung gehen und sofort wieder in einen entspannten Zustand zurückkehren kannst, wirst du schneller, stärker, gelassener und klarer, als du es dir je erträumt hast.
Konventionelles Training, bestimmte Ernährungsweisen und Meditation sind darauf ausgelegt, dich auf 70 Prozent deiner maximalen Leistungsfähigkeit zu bringen und dich dort für lange Zeit zu halten. Was für eine enorme Verschwendung deines Einsatzes! Ein langes 70-Prozent-Training saugt die gesamte Energie aus dir heraus, ohne deinen Körper jemals auf das Level zu bringen, auf dem wirkliche Verbesserung stattfindet. Kein Wunder, dass so wenige Menschen Sport treiben! Die Art und Weise, wie wir heute trainieren, ist nicht effizient und widerspricht unserer Natur. Das KBS steuert uns, bevor unser Verstand entscheiden kann, ob wir Sport treiben wollen. In der Folge zucken wir mit den Schultern, lassen das Faulheitsprinzip walten und essen Kartoffelchips, während wir uns schämen, dass wir das Fitnessstudio geschwänzt haben. Wieder mal.
Du glaubst mir nicht? Mutter Natur liefert jede Menge Beweise, wenn du weißt, auf was du achten musst. Schau dir ein Video von einem Reh an, das auf der Flucht vor einem Berglöwen oder einem anderen Raubtier ist. Es sprintet mit Höchstgeschwindigkeit und voller Kraftanstrengung davon. Wenn die Gefahr vorüber ist, bleibt die vermeintliche Beute einfach stehen, zittert am ganzen Körper und wird so die Stresshormone wieder los. Danach ist das Reh wieder in seiner Ausgangslage und sucht sich frisches Gras zum Fressen. Das ist kraftvoll. Die wunderschöne und natürliche Faulheit in Aktion, ohne jegliche Energie zu verschwenden. Weißt du, was Rehe nicht tun? Sie strampeln sich nicht 90 Minuten auf einem Ellipsentrainer ab, um schlank zu bleiben.
Du willst mehr wie dieses Reh sein. Entspannt, aber schwer zu töten. Du willst so stark sein, dass bei einer Herausforderung jedes System in deinem Körper mit unglaublicher Energie, Konzentration und Mut aktiviert wird. Und anschließend, wenn du die Bedrohung überstanden hast, kommst du schnell wieder in deinen Normalzustand zurück. Du kannst die schnelle Reaktion eines Rehs auf der Flucht vor einem Raubtier simulieren, indem du ein kurzes, hochintensives Training absolvierst. Das ist eine ganz andere Herangehensweise als die üblichen Routinen im Fitnessstudio oder beim Ausdauersport. Auf die gleiche Weise kannst du dein Gehirn trainieren, ähnlich widerstandsfähig zu sein, wenn du klare, gezielte Reize verwendest: Licht, Geräusche, geführte Atmung.
Das Leben wirft uns ständig Steine in den Weg. Wahrscheinlich jagt dich kein Tiger, aber du könntest einen Autounfall haben oder krank werden. Vielleicht verlierst du plötzlich deinen Job oder einen geliebten Menschen. Du könntest eines Morgens aufwachen und feststellen, dass du dich inmitten einer weltweiten Pandemie befindest. Dein KBS kann nur sehr schlecht zwischen einer schmerzhaften Trennung und einem Tiger unterscheiden und wird so oder so eine Stressreaktion auslösen. Wenn du nicht genug Energie produzierst, weil sich deine Trägheit durchgesetzt hat, bringt dich der Stress aus dem Gleichgewicht, aus der Homöostase. Er schwächt dein System. In der Folge wird dein Körper noch schlechter darin, Energie zu erzeugen. Du wirst zu Angstzuständen neigen, depressiv, schwach und unentschlossen sein. Du wirst dich hilflos fühlen.
Wenn du hingegen das Wissen in diesem Buch zu deinem Vorteil nutzt, hast du genug Energie übrig, um zu tun, was du richtig findest. Nachzudenken. Zu deinem Normalzustand zurückzukehren. Wenn dein KBS aber so programmiert ist, dass es sich schnell und einfach ein- und ausschalten lässt, kann dein System einen Schlag wegstecken, ohne an Stabilität zu verlieren. Wenn dein System gut trainiert und bereit ist, mit großen Veränderungen umzugehen, kommt es auch mit den täglichen kleinen Stressfaktoren besser zurecht. Du wirst in der Lage sein, nach einem langen, besonders harten Arbeitstag nach Hause zu kommen und deine Anspannung abzuschütteln wie ein Reh. Dann hast du immer noch genug Energie, um deinen Ehepartner und deine Kinder anzulächeln. Oder vielleicht gehst du mit deinen Freunden feiern. Die Auswahl und die Möglichkeiten sind schier endlos, wenn du deine volle Energie nutzen kannst.
DAS ENERGIEPRINZIP
Alles, was du denkst und tust, hängt von Energie ab. Wenn du also ein effektiver Biohacker sein willst, solltest du die Energie zu ihrer Quelle zurückverfolgen: den Mitochondrien4, jenen pillenförmigen Miniorganen (auch Organellen genannt) in deinen Zellen. Wissenschaftliche Lehrbücher bezeichnen die Mitochondrien oft als »Kraftwerke der Zelle«, weil sie Energie in Form eines erstaunlichen Moleküls mit dem Namen Adenosintriphosphat (ATP) produzieren. Dein Körper nutzt es als Treibstoff für deine alltäglichen Aktivitäten. Der Auf- und Abbau von ATP-Molekülen in den Mitochondrien treibt deine gesamte Biologie an: alles, was du tust, fühlst, denkst und träumst.
Obwohl die Mitochondrien mächtig sind, haben sie keine Kontrolle. Auch sie gehorchen dem KBS, das ihnen sagt, wann sie aktiviert werden und wie hart sie arbeiten sollen. Auf Anweisung des KBS werden die Mitochondrien zur Quelle für unsere Bequemlichkeit. Sie treiben uns an, neue und bessere Wege zu finden, um weniger arbeiten zu müssen. Jedes Mitochondrium ist ein Umweltsensor, eine winzige Computerschnittstelle, die Entscheidungen trifft, eine Produktionsstätte und ein Kraftwerk. Die Mitochondrien fungieren auch als Batterien, die deinem Körper ermöglichen, jederzeit eine Ladung aufrechtzuerhalten, die in etwa der einer AA-Batterie entspricht. Sie können sogar miteinander kommunizieren und an einem organisierten Abstimmungsverfahren teilnehmen, das Quorum Sensing genannt wird. So können sie feststellen, was gerade wirklich in deinem Körper passiert, und gemeinsam darauf reagieren.
Kurz gesagt, das Energiesystem deines Körpers agiert als eigenständiges intelligentes System, das in deine Zellen eingebettet ist. Dieses System reagiert sehr rasch, ist aber auch sehr faul und reaktionär. Wenn du es beherrschst, bist du sehr schnell und flexibel. Wenn es dich beherrscht, bist du träge und fortschrittsfeindlich.
Alles am Energiesystem deines Körpers – die Mitochondrien und das KBS, das sie steuert – ist reif für einen Hack. Tatsächlich habe ich in meinem Leben noch kein System gesehen, das sich so gut manipulieren lässt! Ich habe Computersysteme mit Zehntausenden Schnittstellen an Tausenden von Orten auf der ganzen Welt entworfen und realisiert. Ich habe in Studiengängen gelehrt, wie man diese Systeme schneller, stärker und sicherer macht. Ich weiß, wie man Ineffizienzen erkennt und wie man sie verbessern kann. Gewiss lassen sich auch die automatisierten intelligenten Systeme in unserem Körper so trainieren und formen, dass sie aufhören, uns schwach und müde zu machen.
Und so beginnt die nächste Stufe des Hacks: Es geht nun darum, die richtige Ernährung und Form des Trainings für die Mitochondrien zu definieren. Die Mitochondrien bilden ein komplexes, organisiertes System. Sie leben in deinem Körper fast wie eine eigene Kolonie von Organismen. Jedes Mitochondrium hat seine eigene DNA, die sich von der DNA unterscheidet, die deinen gesamten genetischen Code enthält. Auf der Außenseite haben die Mitochondrien eine Doppelmembran aus Fettmolekülen. Diese hat eine schützende Funktion und reguliert, welche Chemikalien rein- und rauskommen. Im Inneren enthalten sie eine ausgeklügelte molekulare Maschinerie, die davon abhängt, dass genau die richtigen Chemikalien vorhanden sind. Insgesamt gibt es in deinem Körper Billionen Mitochondrien, und wenn du dich anstrengst, produzieren diese kleinen Dinger jede Minute etwa ein Pfund ATP.
Einige deiner Zellen enthalten mehr Mitochondrien als andere. Vor allem in den Zellen deines energiehungrigen Gehirns, in deinen Augen und deinem Herzen wimmelt es nur so von diesen kleinen Kerlen. Muskelzellen dagegen haben nur eine mittelgroße Mitochondrien-Besatzung. Durch den Prozess der sogenannten mitochondrialen Biogenese sind deine Zellen in der Lage, mehr Mitochondrien zu bilden. Je mehr Mitochondrien du hast und je effizienter sie arbeiten, desto besser fühlst du dich. Wenn viele deiner kleinen Kraftwerke mit voller Kapazität arbeiten, hast du mehr Energie, Kraft, Widerstandsfähigkeit und Klarheit. Wenn aber die Zahl deiner Mitochondrien abnimmt oder sie nicht effizient arbeiten, wird dein KBS unruhig und ängstlich. Und du wirst es auch. Dann fühlst du dich träge und benebelt. Du wirst an Gewicht zunehmen und versuchen, die Tatsache zu verdrängen, dass du dich von deiner Bestform entfernt hast.
Eine bemerkenswerte, paradoxe Konsequenz des Faulheitsprinzips ist, dass du dich nie wirklich ruhig und gelassen fühlen kannst, solange dein KBS schwach ist. Um in einem ruhigen Grundzustand wirklich entspannt zu bleiben, brauchst du eine hohe Energiekapazität und einen starken Energievorrat. Mit anderen Worten: Du musst die Kraft haben, zupackend und entschlossen zu agieren, um ausgeglichen zu sein. Schwache Zellen und schwache Menschen wissen, dass sie nie wirklich sicher sind. Denn jeder kleine Affront könnte sie aus dem Gleichgewicht bringen. Starke Zellen und starke Menschen haben die Energie, um jung, aktiv und dynamisch zu bleiben. Sie können ihren Wünschen nachgehen und etwas tun, das in der Welt wichtig ist.
Energie ist die wertvollste Ressource im Leben. Deshalb beginnt Biohacking damit, die richtigen Werkzeuge zu finden, die dir einerseits helfen, dein Energiesystem bestmöglich in den Griff zu bekommen, und die andererseits das Faulheitsprinzip respektieren. Alle anderen Verbesserungen bauen darauf auf.
Wenn du Zeit und Energie hast, kannst du Geld verdienen.
Wenn du Geld hast, kannst du dir freie Zeit erkaufen.
Wenn du aber keine Energie hast, wirst du deine ganze Zeit mit Schlafen verbringen und dein ganzes Geld, um deine Energie zurückzugewinnen.
Die meisten von uns befinden sich in einem »energielosen« Zustand, wenn wir altern, weil unsere Mitochondrien mit der Zeit weniger und schwächer werden, wenn wir sie nicht gezielt manipulieren.
Als junger Mann war ich in diesem trägen Zustand gefangen und habe meine ganze Zeit und mehr als 1 Million Dollar investiert, um meine verloren gegangene Energie zurückzubekommen. Ich war dumm und verschwenderisch. Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen.
Viele Menschen erleben, was ich damals erlebt habe: Sie haben wenig Energie, stehen unter starkem Stress, fühlen sich überfordert, leiden unter Gehirnnebel (Brain Fog) und schlafen schlecht.
Mehr als 73 Prozent der amerikanischen Erwachsenen sind übergewichtig, 42 Prozent sind sogar fettleibig. Noch vor 60 Jahren, waren nur 31,5 Prozent übergewichtig und 13,4 Prozent fettleibig.5 Fettleibigkeit ist das stärkste Anzeichen dafür, dass dein mitochondriales KBS nicht die Energie produziert, die du brauchst, um dich zu transformieren.
Es ist töricht, Unmengen von Energie aufzuwenden, um deinen Körper zu etwas zu bringen, was er von Natur aus nicht will. Wenn du dich entspannen willst, brauchst du genug Energie, um dich sicher zu fühlen. Wenn du stärker werden willst, brauchst du ausreichend Energie, um Muskeln aufzubauen. Wenn du schlauer sein willst, musst du die Energie in deinem Kopf erhöhen. Wenn du ein Meister deines Fachs werden willst, brauchst du genug Energie, um dich ganz darauf zu konzentrieren. Wenn du ein freundlicherer, netterer Mensch sein willst, musst du Energie aufbringen, um mehr zu sein als dein normales Selbst.
Um einen überdurchschnittlichen Zustand zu erreichen, musst du sowohl die Energie als auch das Wissen haben, um dein KBS und deine Biologie so zu beeinflussen, dass sie deinen Wünschen entsprechen. Denn wenn du zwar riesige Mengen an Energie erzeugst, diese aber nicht richtig lenkst, wendet dein KBS diese Energie dazu, Netflix zu schauen und Essen zu bestellen. Also lass uns schlauer werden.
SECHS SCHRITTE ZUM ENERGIEOPTIMUM
Alles, was du tust, sendet deinem Körper ein Zeichen, wie er sich verhalten soll. Die meisten Menschen treffen aber Entscheidungen, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Wir essen Lebensmittel, die uns nicht guttun. Wir trainieren auf eine Weise, die unserer inneren Trägheit widerspricht. Wir sind uns nicht bewusst, dass wir mit einfachen Mitteln große biologische Vorteile erzielen können.
Das Faulheitsprinzip zu hacken ist ein Prozess, der in sechs Schritten abläuft. Die Umprogrammierung deines KBS, die dir die Kraft gibt, dein volles Potenzial auszuschöpfen, beginnt mit der Bereitstellung der Rohstoffe für die Energiegewinnung. Anschließend musst du deinen Körper davon überzeugen, mehr Energie zu produzieren (ohne dass der Faulheitsmodus aktiviert wird). Die Energie soll auf Systeme gerichtet werden, die du verbessern willst: deinen Stoffwechsel, deine Herz-Kreislauf-Leistung, deinen Umgang mit Stress, deine Kraft und deine Gehirnleistung. In jedem dieser Bereiche gibt es überzeugende neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die den Aufwand radikal reduzieren, der nötig ist, um ans Ziel zu kommen.
Schritt 1: Reibungsverluste mindern
Dein Körper spart automatisch Energie. Wenn deine Zellen damit nicht gut umgehen können, fühlt sich alles in deinem Leben schwer an. Der erste Schritt ist herauszufinden, was du momentan tust, das deine Energieproduktion unterbricht. Wenn du dich gestresst, krank, schwach oder benebelt fühlst, fühlen sich auch die einfachsten Anpassungen unüberwindbar an. Im nächsten Abschnitt gebe ich dir eine detaillierte Liste mit Hindernissen (vor allem ernährungsbedingte), die du aus deinem Leben entfernen solltest, damit du schnell mehr Energie produzieren kannst.
Das ist der einfache Teil des Buchs. Es ist viel einfacher, mit etwas aufzuhören, das dich schwächer macht, als anzufangen, etwas zu tun, das dich stärker macht.
Schritt 2: Nimm die richtigen Rohstoffe zu dir
In Superheldenfilmen sieht man immer, wie der Held durch die Gegend rennt, gegen Bösewichte kämpft, verrückte Stunts vollbringt und dabei nie eine Pause macht, um etwas zu essen oder zu trinken. Ein Tipp: Wärst du einer dieser Superhelden, müsstest du 50.000 Kalorien pro Tag konsumieren, um all diese Kraft aufrechtzuerhalten (es sei denn, du könntest dich einfach elektrisch wieder aufladen). Es ist viel einfacher, bereits ein einsatzbereiter, energiegeladener Mensch zu sein. Dafür brauchst du genügend Kalorien, denn Kalorien messen die Energie, und du willst mehr Energie. Aber selbst wenn du genug isst, kann dein KBS all die kleinen Mitochondrienkraftwerke nicht dazu bringen, ihre Arbeit optimal zu verrichten, wenn es deinem System an den richtigen Elementen und Co-Faktoren mangelt.
Es gibt ein paar grundlegende Ressourcen, die dein Körper braucht, um seine Fähigkeiten voll auszuschöpfen, und an denen es den meisten Menschen mangelt. Wenn du dich darauf konzentrierst, die richtigen Fette, fettlöslichen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Ultra-Spurenelemente sowie ausreichend hochwertiges Eiweiß zu dir zu nehmen, wirst du ein ganz neues Energieniveau erreichen. Das wiederum führt dazu, dass du dich weniger träge, sondern motivierter fühlst. Wie auch immer du es nennen willst, es ist ein Upgrade. Ich sage nicht, dass du eine Handvoll teurer Nahrungsergänzungsmittel kaufen musst. Aber ich erkläre dir, warum du in unserer modernen Welt nicht alle Ressourcen, die du brauchst, allein über deine Nahrung bekommen kannst – egal wie gut du dich ernährst. Du lernst lebenswichtige, unverzichtbare Nahrungsergänzungsmittel kennen und wirst von optionalen Nahrungsergänzungsmitteln lesen, die eine positive Wirkung haben.
Schritt 3: Wähle dein Ziel und kontrolliere die Fortschritte