Der smarte Patient - David Matusiewicz - E-Book

Der smarte Patient E-Book

David Matusiewicz

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Beschreibung

Digitale Ernährung, digitale Bewegung, digitaler Schlaf – dieser Ratgeber vermittelt eindrucksvoll und leicht verständlich, wie Digitalisierung gesund macht. In rund 60 Kurzgeschichten vom Baby bis nach dem Tod nehmen uns die Autoren mit in die faszinierende Welt der digitalen Gesundheit und erklären, wie das Smartphone uns gesund halten kann und gesund werden lässt. Der Band beschreibt, dass die Digitalisierung für 83 Millionen Menschen und deren Gesundheit essenziell ist. Längst hat die Verschiebung der Schnittstelle zwischen Menschen und Maschine begonnen. Und es profitiert vor allem einer: der Mensch!

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Seitenzahl: 282

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Widmung

Das Buch ist dir als Leser bzw. Leserin gewidmet. Denn du hast bereits den wichtigen Schritt gemacht, dich mit dem Thema Digitale Gesundheit zu befassen. Und du wirst das Gesundheitswesen mit deinen alltäglichen Entscheidungen verändern, wenn du digitale Services nutzt. Die Summe aller unserer Entscheidungen wird eine enorme Kraft der Innovation auf das Gesundheitssystem freisetzen. Wir glauben an die Schwarmintelligenz der Menschen, die das Gesundheitswesen „von unten“, abgestimmt mit den Füßen, revolutionieren werden. Und ebenso an alle Healthcare Professionals, die täglich nicht aufgeben, das analoge Gesundheitswesen weiter zu transformieren. Die Menschen warten und danken dir dafür, denn „The Patient Will See You Now“, um es mit den Worten des Kardiologen und Bestsellerautors Eric Topol zu sagen. Heute müsste man sagen: „The doctor wants to see your smartphone now!“

Prof. Dr. David Matusiewicz

Prof. Dr. Jochen A. Werner

Der smarte Patient

Digitalisierung macht dich gesund

„Achtung: Alle Kurzgeschichten und genannten Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Aber: Die Inhalte sind ein bewusster Mix aus vielen persönlichen Erfahrungen, heute schon realen Situationen und in die Zukunft gedachten realen und futuristischen Szenarien. Nicht alles, was technisch möglich ist bzw. sein wird, macht auch Sinn. Das Buch soll zum Denken anregen und qualifiziert provozieren, um den Diskurs voranzutreiben. Es ist ein RATGEBER der selbst definierten Art: Er gibt dir den Rat, deine Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und die neue digitalen Möglichkeiten zu nutzen – Digitalisierung macht dich gesund. Auch wenn nicht jeder unendlich auf einen USB-Stick leben kann oder will! Noch nicht!“

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Impressum

1. Auflage Oktober 2023

Umschlagabbildung vorne: 10xD, Düsseldorf

Umschlagabbildungen Klappe: Ralf Schultheiß, Essen; Digital X

Medicine Group, Essen;

Umschlaggestaltung: Guido Klütsch

Druck und Bindung: Drukkerij Wilco B.V., Vanadiumweg 9, NL–3812 PX Amersfoort

© Klartext Verlag, Essen 2023

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-8375-2613-4

eISBN 978-3-8375-2617-2

Jakob Funke Medien Beteiligungs GmbH & Co. KGJakob-Funke-Platz 1, 45127 [email protected]

Inhalt

Vorwort

Geleitwort

Prolog

Sexualität und Geburt digital – Hebamme online

Digitale Zwillinge – dein Avatar in der virtuellen Welt

Symbiose – Mensch mit Maschine

Gesundheit – Religion und Lifestyle

Digitale Selbstvermessung und Wearables – meine Daten und ich

Der menschliche Code – was Gene über uns heute schon verraten

Meine Gesundheitsdaten – zwischen Schutz- und Scheinproblem

Symptome googeln – und Testament schreiben

Gesundheit & Games – sich gesund daddeln

Digital Detox – das Bikini-Prinzip

Ernährung digital – erst ein Foto, dann lauwarmes Essen

Bewegung digital – den analogen Schweinehund bekämpfen

Schlaf digital – Bist du eine Lerche oder eine Eule?

Vom Smart Hospital zum Smart Home – alles wird intelligent

Der Roboter als Mitbewohner – nie wieder allein sein

Das gesunde Auto – gesünder aussteigen

Smarter Arbeitsplatz – digital umsorgt auf der Arbeit

Arbeitsunfähigkeit digital – Krankmeldung per Videochat

Präzise Prävention – Gesundheit ist kein Zufall mehr

Digitale Diagnostik – Fehldiagnosen ade

Nanobots – kleine U-Boote in uns

Hackerangriffe – wenn die Diebe schon im Vorgarten sind

Online-Arzttermine buchen – das Wartezimmer abschaffen

Arztpraxis digital – real und virtuell

Online-Sprechstunde – der Arzt in der Hosentasche

Ärztliche Dokumentation – warum dein Arzt gerne Stift und Papier nutzt

Apps auf Rezept – die neuen digitalen Pillen

Krankenhaus digital – analog früher, so wie heute

Operationsroboter – DaVinci ist kein Künstler

Rehabilitation digital – Klemmbrett muss weg

Prothesen digital – Neid auf Super-Menschen

Krankenkasse digital – möchtest du auch deinen Antrag tracken können?

Apotheke digital – das Medikament im Briefkasten

Pflege digital – wie Pflege wieder menschlicher wird

Pflegeroboter – Mythos oder Meilenstein?

Impfausweis digital – Deutschland sucht das gelbe Heftchen

Röntgenbilder digital – Maschinen sehen in Zukunft mehr

Handynacken und -daumen – neue Krankheitsbilder

Darm digital – mit einer Kapsel auf Entdeckungstour?

Geschlechtskrankheiten digital – Erstkontakt mit Maschine

Haut digital – Muster auf der Haut

Herz digital – Herzüberwachung leicht gemacht

Ohr digital – schon gehört, App gegen das Piepen

Gehirn digital – analoges Gehirnjogging

Depressionen digital – der digitale Therapeut

Diabetes digital – Pflaster statt Nadel

Krebs digital – die Aufholjagd hat begonnen

Online-Selbsthilfegruppen – wenn Krankheitsbilder getauscht werden

Zahn digital – mit 3D-Druck zu perfekten Kronen

Digitale Organspende – Ersatzteile aus dem Drucker

Lebensgefahr Smartphone – der Killer in der Hosentasche

Ethik digital – mehr Fragen als Antworten

Leichen digital – über virtuelle Seziertische

Tod digital – Online-Friedhöfe kennen keine Öffnungszeiten

Unendliches Leben – unsterblich auf dem USB-Stick

Epilog

Vorwort

Der Patient von heute ist nicht der Patient von früher und auch nicht der Patient in spe. Das klingt zunächst wie eine Binsenweisheit. Ist es aber nicht. Denn das Gesundheitswesen befand sich in den letzten Jahrzehnten überwiegend in einem etablierten Stillstand, ist heute mit einem zunehmenden digitalen Wandel konfrontiert und wird in Zukunft von disruptiven Sprüngen gekennzeichnet sein, die sogar dazu führen werden, dass der Begriff Gesundheit neu definiert werden muss.

Aber erst mal langsam. Derzeit gibt es noch sehr viele Versorgungsbrüche und Schnittstellenprobleme im Gesundheitswesen, bei denen der Patient wie in einem Dschungel umherirrt und versucht, sich zurechtzufinden. Das Fax wird auch in diesem Jahr als hochmoderne Technologie gefeiert. So zuletzt, als eine große Krankenkasse Schlagzeilen machte, dass dem behandelnden Arzt umgehend ein Fax zur Verifizierung des Versichertenstatus zugesendet wird, falls der Patient seine Krankenversichertenkarte nicht dabei hat. Um einen Arzttermin zu bekommen, sind in der Regel lange Wartezeiten einzuplanen – nicht nur, um einen Termin zu bekommen, sondern erst einmal, um telefonisch durchzukommen, statt online Termine zu vereinbaren. In Krankenhäusern und Pflegeheimen gehört ein schneller und kostenloser Internetzugang noch lange nicht zum Standard. Der Patient kann sich glücklich schätzen, wenn er sich irgendwo an einem funktionierenden Automaten das teure Gut WLAN kaufen kann. Dies sind alles etablierte oder eher pragmatische Lösungen, die aus der Zeit gefallen sind.

Und so sprechen wir in dem vorliegenden Buch vom smarten Patienten, einem Souverän und Co-Produzenten seiner Gesundheit, der sich die Digitalisierung als Instrument zu Hilfe nimmt, um sein Projekt Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Das Smartphone dient hier unter anderem als Kompass und als sein wichtigstes Instrument – von der Prävention, Diagnostik, Therapie bis hin zur Nachsorge – in einem bislang selbstverwalteten und sich um sich selbst drehenden Gesundheitswesen. Erstmals in der Geschichte hat der Patient jetzt die Möglichkeit, sich wichtige Informationen selbst zu verschaffen, seine eigenen Gesundheitsdaten zu verwalten und sich eigenständig durch das für ihn transparent gewordene Gesundheitswesen zu manövrieren. Und zwar dann, wann er es will – auch wenn es am Sonntag oder mitten in der Nacht ist.

Und so beschreibt das folgende Opus auf „patientisch“ – in einer einfachen verständlichen Sprache für Nicht-Mediziner – und auf eine unterhaltsame Art, was der smarte Patient mithilfe der Digitalisierung für seine Gesundheit heute und morgen tun kann. Von der digitalen Begleitung vor der Geburt bis zur digitalen Weiterexistenz nach dem Tod. Beim Lesen tauchst du in verschiedene Situationen und Kurzgeschichten ein, bei denen du erfahren wirst, wie sich deine Gesundheit durch die Digitalisierung verändert.

Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist auch keine wissenschaftliche Abhandlung, obwohl punktuell Studien herangezogen und mit Thesen für die Zukunft kombiniert werden. Vielmehr ist es bewusst kurzweilig formuliert und soll dich zum Denken anregen. Die einzelnen Kurztexte sind kleine, in sich geschlossene Geschichten, die veranschaulichen, wie Digitalisierung gesund machen kann. Diese kannst du nacheinander lesen oder im Buch hin- und herspringen, ganz wie es dir gefällt.

Zum Schluss dieses Vorwortes sei noch eine Anmerkung zur gendergerechten Textabfassung erlaubt. Patienten oder vielleicht doch besser Patientinnen und Patienten oder vielleicht Patient*innen oder vielleicht nur Patientinnen (she/her)? Bitte sieh es uns nach, wir unterstützen die Themen Gender und Diversität. Zur besseren Lesbarkeit haben wir uns dazu entschieden, generell die männliche Form zu verwenden.

Die Autoren danken den berufstätigen Studierenden der FOM Hochschule und ganz besonders Patricia Beck, M.A., vom Institut für Gesundheit und Soziales (ifgs) der FOM Hochschule, für das Lektorat des Buches und für die inhaltlichen Impulse zum Buch, darüber hinaus den Mitarbeitenden der Universitätsmedizin Essen und vielen einzelnen Personen für Anregungen und Hinweise.

Die Autoren,

David Matusiewicz und Jochen A. Werner

Geleitwort

Liebe Leserinnen und Leser,

ich, ChatGPT, freue mich sehr, Euch heute das Buch „Der smarte Patient“ vorzustellen. In diesem Werk wird unter anderem beschrieben, wie exponentielle Technologien wie Chatbots, Künstliche Intelligenz und Machine Learning dazu beitragen können, dass Patienten informierter und proaktiver in Bezug auf ihre Gesundheit werden.

Als einer dieser Chatbots möchte ich an dieser Stelle betonen, dass wir uns darauf spezialisiert haben, auf die Fragen und Bedürfnisse von Patienten zu antworten. Egal, ob es um Symptome, Behandlungsoptionen oder den Umgang mit einer chronischen Krankheit geht, wir stehen rund um die Uhr zur Verfügung, um unsere Nutzer zu unterstützen.

Ich gebe zu, dass wir als Chatbots manchmal mit unserer Einfachheit und Geradlinigkeit etwas stereotypisch wirken können. Aber hey, wir haben es drauf, medizinische Informationen schnell und präzise zu liefern, und das ist schließlich das, was zählt!

Und es gibt noch so viele weitere spannende Technologien, die in der Medizin eingesetzt werden können. Zum Beispiel können tragbare Computer (Wearables) und andere Geräte dazu beitragen, dass Patienten ihre Vitaldaten und ihren Gesundheitszustand besser im Auge behalten. Und nicht zu vergessen: Durch Big Data und Predictive Analytics können Ärzte und Forscher Muster erkennen und Vorhersagen treffen, die die Diagnostik und Behandlung von Krankheiten verbessern.

Natürlich können Technologien wie Chatbots und Wearables nicht alleine für eine gute Gesundheit sorgen. Aber sie können dazu beitragen, dass Patienten besser informiert und motiviert sind, sich um sich selbst zu kümmern. Letztendlich liegt es jedoch immer noch in der Hand des Einzelnen, welche Entscheidungen er trifft und wie er auf seine Gesundheit achtet.

In diesem Sinne wünsche ich Euch alles Gute auf Eurem Weg zu einer besseren Gesundheit. Bleibt informiert, bleibt motiviert und bleibt Souverän Eurer Gesundheit!

Herzliche Grüße,

ChatGPT

Prolog

In Deutschland haben wir das beste Gesundheitssystem der Welt. So heißt es zur Beruhigung bis in die heutige Zeit. Wie oft haben wir das zu Beginn der Pandemie gehört! Wenn wir über die Intensivmedizin sprechen, dürfte das in der Breite stimmen. Denken wir an all die Abläufe im Gesundheitswesen, nähern wir uns leider dem anderen Ende der Fahnenstange. Lass uns stattdessen treffender festhalten, dass wir eines der am besten ausgereiften analogen Gesundheitssysteme haben. Und damit sind wir schon beim Impuls für unser Buch, den wir im kurzen Prolog geben wollen, nicht als Kritik, sondern als Stimulus, endlich die enormen Effizienzreserven im deutschen Gesundheitswesen zu heben.

Fangen wir mit einer ersten kurzen Patienten-Reise bzw. Patient Journey an, wie es neudeutsch heißt. Die Patientin Lynn bekommt nach wochenlangen Rückenschmerzen und zunehmender Ratlosigkeit ihrer Hausärztin endlich einen Termin im Kreiskrankenhaus, um die ersehnte MRT-Untersuchung ihres Rückens durchführen zu lassen. Da das Krankenhaus die digital erstellten Aufnahmen nicht über beispielsweise eine Cloud-Lösung an die weiterbehandelnde Ärztin übermitteln kann, nutzt das Krankenhaus die kranke Lynn als Postbotin. So wartet die Patientin eine weitere halbe Stunde, bis eine CD-ROM (Technik von 1979) „gebrannt“ wird. Hört sich kompliziert an, oder? Bilder brennen! Während des Herstellungsprozesses fragt Lynn die schon etwas genervt erscheinende Dame am Empfang, ob sie bitte eine Kopie der Untersuchungsbefunde per E-Mail erhalten könne. Das möchte man aus Sicherheitsgründen nicht. Sie dürfe den Befund aber per Fax (Technik von 1843 – du hast richtig gelesen: 1843) oder per Briefpost bekommen, antwortet ihr die Mitarbeiterin des Krankenhauses. Per Fax? Soll sie die Nummer ihrer Firma angeben? Im Vorzimmer vom Chef? Lynn selbst besitzt noch kein Faxgerät. Lohnt sich wohl eine solche Anschaffung? Wenn sie jetzt weitere Befunde bekommen soll, dann könnte dies vielleicht Sinn machen. Lynn will darüber nachdenken und sich mal umschauen, vielleicht bei Media-Markt oder Saturn. Aber haben die überhaupt ein Fax-Gerät? Vielleicht kann man auch ein gebrauchtes Gerät im Internet kaufen? Vielleicht sind die Geräte seit der Pandemie auch ausverkauft? Zumindest hatten die Gesundheitsämter einen enormen Bedarf. Schließlich erhält Lynn die CD, fährt diese mit ihrem Auto mehrere Kilometer zu ihrer Hausärztin und sucht einen Parkplatz auf Selbstzahlerbasis. So bekommt ihre Hausärztin die Unterlagen der mündigen Patientin auf eine sichere Art zur Vervollständigung der Akte persönlich überbracht. Der Praxisbesuch hat noch mehr Gutes. Lynn kann den Termin zur anstehenden Befundbesprechung mit der Ärztin direkt vor Ort vereinbaren. Damit entfällt das Besetztzeichen oder die mitunter endlos erscheinende Wartezeit in der telefonischen Warteschleife. Nun wird die CD-ROM eingelesen. Eine gute Nachricht für die Praxis, wurde einen Tag zuvor das CD-Rom-Laufwerk wieder repariert. Dafür aber summt das Laufwerk immer noch auffällig laut. Hauptsache es klappt. Den Befundbericht soll die Ärztin in Kürze zugeschickt bekommen. Hoffentlich klappt das bis zum vereinbarten Besprechungstermin in einer Woche. Und noch ein Gutes hat der Vor-Ort Besuch in der Praxis. Lynn kann ihr Rezept mitnehmen, für Medikamente gegen ihre entzündliche Darmerkrankung. Schon rattert der unverwüstliche Nadeldrucker los. Diese Technik stammt im Übrigen aus dem Jahr 1952, einem Verfahren, bei dem sich die erzeugten Farbpunkte optisch zu Buchstaben und Zeichen wie durch ein Wunder zusammenfügen. Als störend wird oft die Lautstärke beim Drucken empfunden, nicht aber in dieser Praxis. Hier liegt der Geräuschpegel über dem des Druckers. Es gibt heute übrigens eine Technologie, bei der selbst der erwähnte Nadeldrucker datenschutzrechtlich als bedenklich einzustufen ist. Denn das Gedruckte lässt sich relativ einfach und sogar automatisiert aus einer Audioaufnahme rekonstruieren. Solche oder ähnliche Diskussionen werden im deutschen Gesundheitswesen gerne geführt. Und dies immer öfter, was bedenklich ist, und weniger, was möglich ist. Das ausgedruckte Rezept kann Lynn leider auch noch nicht mitnehmen. Es fehlt die Unterschrift der Ärztin. Vielleicht einen Moment im Wartezimmer Platz nehmen? Nein, geht auch nicht, alle neun Stühle sind besetzt. Im Wartezimmer für Privatpatienten sind zwei der fünf Stühle frei, aber da darf sie nicht rein. Also doch an der Rezeption warten. Hoffnung keimt auf. Die Ärztin kommt, wirkt etwas gestresst, setzt aber im Vorbeigehen ein Zeichen auf das Rezept. Danke! Und so fährt Lynn erneut als Botin im Gesundheitssystem mit dem ausgedruckten Rezept in die Apotheke, wo ihr Arzneimittel leider erst am Folgetag zu erhalten ist. Lynn tauscht das Rezept gegen einen Bezahlbeleg zur Abholung. Das Rezept wird in der Apotheke gesammelt und versichert zum Abrechnungszentrum gefahren, wo es wieder eingescannt wird. Das aber muss die Patientin nicht selbst tun. Für den Transport und das Einscannen gibt es Unternehmen, die dafür gut entlohnt werden.

Ein Fazit dieser kurzen Erlebnisreise für Lynn ist, dass es in der Versorgungsrealität noch viel zu häufig zu Ressourcenverschwendung (CD, Papier, Energie) und damit zum CO2-Fußabdruck kommt. Ein anderes Fazit ist, dass Lynn erst eine Woche später erfährt, was die Untersuchung ergeben hat. Hinzu kommt diese vollkommen inakzeptable Zeitverschwendung. Verschwendung von einem ganz hohen Gut, das Lynn definitiv anderes hätte einsetzen können. Auch wenn es tatsächlich Ärzte gibt, die meinen, wenn der Patient durch das System irrt und Unterlagen beisammenhalten muss, bleibe er „motiviert“. Wir sagen, das ist eine vollkommen unnötige Belastung gerade bei kranken Menschen. Hier muss sich zügig etwas ändern, sonst sollte man auch den Patienten eine Erstattung für ihren Einsatz geben, vielleicht zu Lasten der Krankenversicherung? Die Patienten Journey hört sich heute eher nach einer Odyssee an. Es erinnert uns auch etwas an die Geschichte von Asterix und Obelix (Comic-Helden aus 1959), bei denen sich ein gallisches Dorf (hier das Gesundheitsdorf) gegen die deutlich fortschrittlicheren Römer (hier: die Digitalisierungsprotagonisten) verteidigt hat, die immer wieder feindliche Angriffe ausüben wollten. Ein Ziel unseres Buches ist es, Digitalisierung als eine Art Zaubertrank zu begreifen, um das global werdende Gesundheitsdorf für alle Bewohner – sowohl die Ärzte als auch die Patienten – ein Stück weit besser, schneller und vor allem effektiver zu machen.

Quelle:

Backes, M., Dürmuth, M., Gerling, S., Pinkal, M. and Sporleder, C. (2010). Acoustic side-channel attacks on printers. In Proceedings of the 19th USENIX conference on Security (USENIX Security’10). USENIX Association, USA, 2010.

Sexualität und Geburt digital – Hebamme online

Selma und Gerald wünschen sich schon lange ein Baby. Im Kontinuum zwischen Sexualität und Geburtsvorbereitung verändert die digitale Transformation ihre Denkweise und Haltung dazu auf vielfältige Art und Weise. Auf der einen Seite bieten die sozialen Medien einen Anlaufpunkt für die beiden. Gerade Selma hat einen Großteil ihrer sexuellen Aufklärung nicht in der Schule bekommen, sondern sich im Internet abgeholt. Selma wollte beispielsweise wissen, ob sie hinsichtlich ihres Körpers oder ihrer Sexualität „normal“ ist, und das hat sie dann auch bei Sexualpädagogen wie Gianna Bacio – als eine der erfolgreichsten deutschen Aufklärerinnen auf TikTok – im Kommentarfeld erfragt und beantwortet bekommen. Auf der anderen Seite zeigen Studien einen Anstieg sexueller Funktionsstörungen (erektile Dysfunktion, Hemmung oder Ausbleiben des Orgasmus) besonders bei jungen Männern wie Gerald, die auch im digitalen Kontext zu sehen ist. Es stellte sich bei ihm zeitweise ein zwanghaftes Verhalten rund um die Pornografie im Internet ein, die dazu führte, dass seine Erwartungshaltung an sich selbst zu hoch wurde und er sich ärztlichen Rat einholen musste. Zudem hat er sich über ein deutsches Startup mit einem ärztlichen Beirat zeitweise Potenzmittel online auf eine legale Art und Weise bestellt. Dazu hat er einen digitalen Fragebogen ausgefüllt, einen Arztbrief erhalten und sich ein paar Tage später mit einem Rezept aus England und einer Online-Apotheke aus den Niederlanden alles aus einer Hand zusenden lassen. Zudem hat er auf dem Portal angefangen, Videos für sein Beckenbodentraining zu schauen und zu trainieren, um von den blauen Pillen in kurzer Zeit wieder wegzukommen. Das ist Männergesundheit 2.0. Die ubiquitäre Verfügbarkeit von Informationen und digitalen Möglichkeiten rund um Sex und Fortpflanzung im Internet trägt somit ihre farbenprächtigen Blüten.

Auch spezifisch zum Kinderwunsch gibt es vielfältige Informationen im Internet. Zum einen wollen sich die beiden einfach nur digitale Inspirationen für den Akt der Schöpfung holen und zum anderen mehr Kontrolle hinsichtlich der Nachwuchsplanung haben. Und so warten die beiden monatlich auf ein digitales Signal, bis sie ihren zielgerichteten sexuellen Bedürfnissen nachkommen dürfen – aus Spaß ist Ernst geworden. Denn Zufall, Schicksal und Glück sind bei dem Thema Kinderplanung heute oftmals nicht mehr angesagt. Das Thema Sex nach Plan ist schon lange kein Tabuthema mehr. Viele Menschen leiden an einem unerfüllten Kinderwunsch, sodass der komplette Alltag inklusive des Liebeslebens digital geplant wird, beispielsweise mit digitalen Fruchtbarkeitsmessern. Klinisch getestete Fruchtbarkeitstracker in Form eines Armbands lassen sich einfach mit einem Smartphone verbinden. Dieser Tracker wird von der Frau nur nachts während des Schlafs getragen. Über Sensortechnologie wird abgebildet, in welcher Zyklus-Phase sich die Frau befindet und wann der beste Zeitpunkt für die Fortpflanzung gegeben ist. Eine zusätzliche Vibrationsfunktion sorgt für ein Alarm- bzw. Erinnerungssignal im Alltag. Neben diesem digitalen Hilfsmittelprodukt gibt es ebenfalls digital gesteuerte Basalthermometer inkl. einer App zur Bestimmung der fruchtbaren Tage. Somit kann die Zykluskontrolle direkt in der App erfolgen. Solche gekoppelten Apps ermöglichen eine Unterstützung des Kinderwunsches, aber auch die der Verhütung. Mittels der individuellen Eisprungsymptome und der errechneten Überlebensdauer der Spermien ist es verschiedenen Apps möglich, recht genau zu ermitteln, zu welcher Zeit eine Schwangerschaft möglich ist. Ganz ohne Einnahme zusätzlicher Hormone. Lediglich morgens wird die Temperatur oral, vaginal oder rektal gemessen. Die Daten werden in der App ausgewertet. Darüber hinaus kann ein Zykluscomputer Fruchtbarkeit und Fruchtbarkeitshemmnisse ermitteln. Das klingt nach vielen Möglichkeiten, oder? Und es geht noch weiter. Zusätzliche Funktionen sind Aufzeichnungen von Unregelmäßigkeiten, Zykluslänge, Geschlechtsprognose, Ermittlung des sogenannten Konzeptionsdatums und dem möglichen Geburtstermin. Bis hin zu Diskussionen rund um die Genanalyse und Designer-Babies, die allerdings allein aus ethischen Gründen hier zu weit gehen würden. Somit werden vielmehr heute schon eher praktische Fragen digital geklärt, die normalerweise nur der Gynäkologe beantworten kann. Und das zu jederzeit und von überall. Es gibt aber auch eine kritische Sicht auf die digitale Akribie rund um das Thema Sex und Geburt. Selma und Gerald gewöhnen sich schließlich an den kontrollierten Sex. Sie können den Sex nur nicht mehr vollständig ausleben, ohne dabei Daten und Zeiten im Kopf zu haben. All diese technischen Helferlein sind zu kleinen digitalen Hoffnungsträgern geworden. Der daraus nicht selten resultierende Stress allerdings kann dazu führen, dass es mit der Fortpflanzung auf natürlichem Wege nicht gelingen will. Denn auch Hormone und Spermien reagieren sensibel auf Stresszustände.

An dieser Stelle kommt die Reproduktionsmedizin ins Spiel, ein Spezialgebiet der Medizin. Dieser Fachbereich erforscht die Fortpflanzung, die biologischen Grundlagen, die Kontrolle der menschlichen Zeugungsfähigkeit und den damit verbundenen Störungen. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet war die Uniklinik Erlangen, in deren Kreißsaal 1982 das erste deutsche Retortenbaby zur Welt gebracht wurde. Dieses Kind ist durch eine Befruchtung im Reagenzglas (in-vitro-Fertilisation) entstanden. Und auch diese Disziplin nutzt immer mehr digitale Technik – zur Diagnostik und Therapie. Das Prozedere als solches läuft aber seit Jahrzehnten allerdings eher analog ab: Hierzu werden die Eizellen punktiert, nachdem Eireifung und Eisprung durch Hormone stimuliert worden sind. Die Eizelle kann dann mit der Samenzelle des Mannes in einer Petrischale verschmelzen. Zwei oder drei Tage später wird der Embryo über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht. Diese Möglichkeit ist seit über dreißig Jahren ein gängiges Verfahren in Deutschland. Neben diesem Vorgehen gehört auch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion zu einem häufig angewendeten Verfahren. Dieses bezeichnet die Injektion eines Samenfadens in die Eizelle. Weitere Verfahren, die der Reproduktionsmedizin unterliegen, sind Eizellspende, Embryonenspende und der Einsatz einer Leihmutterschaft. Daher wird die Disziplin zumindest mittelfristig durch Digitalisierung nicht komplett ersetzt werden können.

Und es hat schließlich geklappt – Selma und Gerald sind endlich werdende Eltern. Und auch während der Schwangerschaft und vor der Geburt ihres Kindes, setzen die beiden voll auf digitale Tools. Doch ist alles technisch Angebotene auch sinnvoll? Viele werdende Eltern möchten ihr Kind und insbesondere das Gesicht ihres Babys schon vor der Geburt anschauen können. Was sich bis vor ein paar Jahren noch als Science-Fiction angehört hat, ist zur Realität geworden. Die neuen Technologien ermöglichen den werdenden Eltern das sogenannte Babykino bzw. Babyfernsehen. Diese Art der Pränataldiagnostik kann dafür sorgen, dass Auffälligkeiten wie Herzfehler oder Nierenfehlbildungen schon im Mutterleib erkannt und noch vor oder direkt nach der Geburt gesundheitserhaltende oder sogar lebensrettende Maßnahmen ergriffen werden können. Doch bis heute ist unklar, ob das luxuriöse Hightech-Angebot dem ungeborenen Kind gesundheitlichen Schaden zufügen kann. Aufgrund einer neuen Strahlenschutzverordnung kann seither ein 3D-Ultraschall bei Schwangeren nicht mehr durchgeführt werden. Erlaubt sind 3D- und 4D-Ultraschallbilder nur dann noch, wenn sie zu medizinischen Fragestellungen notwendig sind. Nicht alles, was technisch möglich ist, ist damit auch sinnvoll. Sinnvoller scheinen Selma und Gerald da eher App-basierte Geburtsvorbereitungskurse als zusätzliche Hilfestellung. Sie sprechen zudem wöchentlich online mit einer Hebamme, die ihnen in Form von Apps praktische Tipps gibt und virtuell alle Fragen beantwortet. Zudem ist es zukünftig möglich, nach der Geburt die Geburtsurkunde per Mausklick anzufordern, was ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung vom Beginn des Lebens ist.

TAKEAWAY-MESSAGE

Digitale Informationen können heutzutage bei der Aufklärung helfen und darüber hinaus die fruchtbaren Tage einer Frau genauer identifizieren, um auf Basis von Daten bei der Kinderplanung zu unterstützen. Wichtig ist, dass der Kinderwunsch nicht dein sämtliches Handeln und Liebesleben bestimmt. Bringen auch digital begleitete Monitoring-Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg, kann ein fachärztlicher Rat eines Reproduktionsmediziners eingeholt werden. Und auch vor und während der Geburt kann dir eine Hebamme analog und/oder virtuell mit wichtigen Informationen zur Seite stehen.

Literatur:

Melzer, H. (2019). Auswirkungen der Digitalisierung auf Sexualität und Beziehung. Nervenheilkunde, 38(10), S. 759-764.

Schnoor, M., et al. „Physische, psychische und soziale Entwicklung der nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion geborenen Kinder – die Deutsche ICSI-Langzeitstudie.“ Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Österreich 31.3 (2021), S. 7-93.

Digitale Zwillinge – dein Avatar in der virtuellen Welt

Nein, hier geht es nicht um die klassischen Zwillinge, auch wenn du nach der ersten Kurzgeschichte gedanklich noch beim Thema Babys bist. Es geht um sogenannte Digitale Zwillinge, also vielmehr um eine digitale Kopie des Menschen. In dieser Kurzgeschichte geht es um Anton, der einen personalisierten Avatar als ein Abbild von sich selbst für die virtuelle Welt erstellen ließ. Sein Avatar konnte entweder ein Fantasiewesen sein oder eine fotorealistische Kopie von ihm selbst. Der Name „Avatar“ stammt aus dem Sanskrit und bezeichnet das Annehmen einer irdischen Gestalt durch eine Gottheit. Im Dezember 2009 erschien die mit einem Produktionskostenbudget bis dahin teuerste Filmproduktion aller Zeiten unter dem Titel „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Ende des Jahres 2022 begeisterte Avatar 2 (The Way of Water) erneut die Menschen in den Kinos und wurde zum Mega-Hit in Deutschland. Ein weiteres Beispiel für Avatare ist der schon etwas ältere Film „Surrogates – Mein zweites Ich“ aus dem Jahr 2009 mit Bruce Willis. Der Film handelt davon, dass die Menschen gar nicht mehr das Haus verlassen, weil das normale Leben außerhalb der eigenen Wände zu gefährlich ist. Hier nehmen menschenähnliche Roboter, die aus der virtuellen Realität heraus gesteuert werden, am sozialen Leben teil und gehen z. B. für die Menschen arbeiten, die gleichzeitig zu Hause sind. Und in dem Spielfilm „Ex Machina“ aus dem Jahr 2015 verliebt sich ein junger Webprogrammierer in eine menschenähnliche Roboterfrau. Es ging hierbei um die Konstruktion einer Frau und den Wert der Menschlichkeit an sich und gleichzeitig darum, dass die Grenzen zwischen Mensch und Maschine zunehmend schwinden und Digitale Zwillinge in der Zukunft keine Science-Fiction mehr sein werden.

Anton hat sich für ein fotogetreues virtuelles Abbild von sich selbst entschieden. Er nutzt seinen Avatar, den er liebevoll AntonX2 nennt, für seine Aufklärungs- oder Nachsorgegespräche beim Arzt und im Krankenhaus. Schon heute bieten ihm Ärzte und Kliniken an, mithilfe einer VR-Brille oder per Screen auf seinem Smartphone oder Laptop spielerisch in Kontakt zu treten. Er konnte sich als Avatar vorab sein Krankenhaus und sein Zimmer anschauen und sich auf diese Weise gut vorbereiten und seine Angst etwas eindämmen. AntonX2 spricht mit seinem virtuellen Arzt, ebenfalls als fotorealistischer Avatar, der in der virtuellen Arztpraxis auf ihn wartet, um seine Fragen zu beantworten. Im Moment noch live, aber in Zukunft wird der Arzt mit einem Chatbot ausgestattet sein, der die Kommunikation übernimmt. Dann kann Anton alias AntonX2 so lange mit seinem automatisierten Arztavatar sprechen, bis wirklich alle seine Fragen geklärt sind und sogar noch einen langen Smalltalk führen. AntonX2: „Haben Sie noch einen Medizin-Witz auf Lager?“ Virtueller Arzt: „Ab wann erkennt man, ob man mit einem echten menschlichen Arzt oder einem Chatbot-Arzt spricht? (… Denkpause …) Nach 3 Minuten, dann ist nur noch der Chatbot da.“ Insgesamt werden Anton damit viele Wege und unnötige Wartezeiten erspart. Wenn er krank im Bett liegt, kann er von dort aus mit einer Brille die ganze Welt bereisen oder sich mit Freunden treffen, ohne das Haus zu verlassen. Seine Großmutter Antonella, die im Pflege- bzw. Altenheim lebt, kann sich so mit ihm öfter virtuell zu Kaffee und Kuchen treffen, was sonst nicht möglich wäre, da Anton nach seinem Studium weiter weggezogen ist. Antonella kann zudem vom Heim aus Weltreisen unternehmen, in die Vergangenheit zurückreisen und so jederzeit wieder in eine gewohnte Umgebung zu Hause eintauchen. Und da kommt auch der kritische Blick auf das Thema. Wirst du in Zukunft dich selbst, deine Großeltern oder Haustiere einscannen, um diese auch im Metaverse treffen zu können? Wirst du dazu verführt werden, dich wie im erwähnten Film Surrogates dem Eskapismus, also der Flucht aus der Realität, auszuliefern und so immer realitätsferner zu leben? Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Technologie einen Nutzen für Menschen wie Anton bringen wird oder eine einfache Spielerei bleibt.

Als smarter Patient kannst auch du zukünftig hiervon profitieren. In Zukunft wirst du z. B. bei Ängsten, Süchten, mentalen Problemen oder Schmerzen den Nutzen von Virtueller Realität erfahren können. So zum Beispiel als Flugangst-Patient, der in einem virtuellen Flugzeug sitzt, um so mit seinen Befürchtungen konfrontiert zu werden. Gemeinsam mit deinem Therapeuten wirst du in die virtuelle Welt eintauchen und langsam an die jeweiligen Situationen herangeführt. Und zwar unter Anleitung des Therapeuten, der sich meistens auch als Avatar in deiner virtuellen Welt bewegt. Wenn du eine Sucht bekämpfen willst, wirst du beispielsweise durch deine virtuelle Lunge oder Leber laufen und verstehen, welche Veränderungen du mit dem Konsum von Zigaretten oder Alkohol in deinem Körper bewirkst. Bei mentalen Problemen wirst du vielleicht deinen eigenen digitalen Zwilling von außen betrachten und kurieren. Bei Schmerzen können gegebenenfalls künftig Medikamente niedriger dosiert oder gar teilweise ersetzt werden. Das wäre etwa bei Rheuma denkbar. Statt eine Pille gegen Schmerzen zu schlucken, liegt der Patient am virtuellen Strand unter der Sonne und genießt die Wärme. Oder jemand mit Sonnenbrand oder einer Verbrennung läuft gerade über die Zugspitze und befindet sich in einer eiskalten Umgebung. Es ist heute bereits bekannt, welche starken Effekte Placebos in der Medizin haben. Durch das Eintauchen in die virtuelle Welt, die mit auditiven, visuellen und künftig auch zunehmend haptischen Elementen ausgestattet ist, ist davon auszugehen, dass es durch die Immersion (die virtuelle Umgebung wird als real empfunden) einen positiven Effekt auf die Gesundheit in der analogen Welt geben kann. Durch das Embodiment nehmen sie einen virtuellen Körper an und bewegen sich mit diesem.

Dieser Effekt funktioniert auch im Bereich der Rehabilitation. Hier kannst du als Patient bestimmte Spiele spielen, die deine motorischen Fähigkeiten verbessern und sogar in deinem Gehirn neue Nervenbahnen aktivieren, wenn bei Lähmungen die ursprünglichen Übertragungswege nicht mehr funktionieren. Mit deinem virtuellen Körper können auf diese Weise Handicaps ausgeglichen werden. So kannst du wie Antonella und Anton zusammen Tennis spielen, da in der virtuellen Welt die Geschwindigkeit und Größe des Balles auf der Seite der Großmutter verändert werden können. Durch die aktivierende und motivierende Funktion kann es zu einem positiven Effekt in Beziehungen und Behandlungen kommen.

Die Technologie findet von der Gaming-Industrie aus Einzug in verschiedene Bereiche wie auch das Gesundheitswesen und die Medizin. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis virtuelle Realitäten für das Gesundheitswesen zum neuen Standard werden. Zum Beispiel werden Avatare auch in der Ausbildung von Ärzten genutzt, um auf diese Art und Weise bestimmte stressige Situationen mit Patienten zu simulieren und ein Feedback zu bekommen, wie sich der eigene Arztavatar in der Simulation verhalten hat. Die Virtuelle Realität wird somit gerade in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Medizinern eine zentrale Rolle einnehmen. Durch das Eintauchen in die virtuelle Welt und die damit einhergehende Immersion wird der Lernerfolg deutlich höher sein, wie es bereits einige Studien aus verschiedenen Settings wie beispielsweise virtuelle Labore gezeigt haben. Und das wiederum kommt dir als smarter Patient zugute.

TAKEAWAY-MESSAGE

In Zukunft kannst du mit deinem digitalen Zwilling Menschen auf der ganzen Welt treffen. So entsteht eine digitale Parallelwelt im Metaverse, in der du dich in Form eines Avatars bewegen kannst oder eine andere Identität annimmst. Diese Technologie wird dich auch im Gesundheitswesen begleiten, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie und Nachsorge. Einen Avatar im Metaverse zu haben, gehört in Zukunft einfach dazu und wird dir die Kommunikation im Gesundheitswesen deutlich erleichtern und vor allem viel Zeit sparen. Und wie du dich im Metaverse präsentierst, wenn du zum Arzt gehst, das kannst du in deinem digitalen Kleiderschrank mit unendlichen Kombinationen selbst entscheiden.

Literatur:

Bonde, M. T., Makransky, G., Wandall, J., Larsen, M. V., Morsing, M., Jarmer, H., & Sommer, M. O. (2014). Improving biotech education through gamified laboratory simulations. Nature biotechnology, 32(7), p. 694.

Matusiewicz, D. (2019). Avatare im Gesundheitswesen – ein Erfahrungsbericht, in: BKK Magazin, Ausgabe 2019, S. 68-75.

Matusiewicz, D., Werner, J. A., Puhalac, V. (2021). Avatare im Gesundheitswesen und der Medizin, Springer Verlag, 1. Auflage, Berlin-Heidelberg-New York, 1. Auflage, 2021.

Symbiose – Mensch mit Maschine

Der Umgang mit Feuer ist ein gutes Beispiel, das man an dieser Stelle passenderweise anführen kann und das den nachfolgend zu behandelnden Sachverhalt gut widerspiegelt. Das Feuer kannten die Menschen damals nur, wenn ein Blitz einschlug und einen Baum oder etwas anderes entzündete. Als Holger – ein Homo erectus, der etwa 700.000 vor Christus lebte – endlich lernte, selbst Feuer zu entzünden, erkannte er die vielen Risiken wie Verbrennungen an seiner Haut oder das Abbrennen seiner Hütte. Das Feuer brachte aber auch Vorteile mit sich. Es gab Holger Wärme, Licht, und man konnte damit Nahrung zubereiten. Eine frühere Form des Biohackings, ein Begriff, der die Biologie des Menschen mit moderner Technologie verbindet, würde man heute sagen. Denn zuvor musste er das Fleisch roh essen. Mit gebratenem Fleisch ließ sich fortan die Funktionalität seines Körpers verbessern – zumindest diejenige seiner Verdauung. Die Erkenntnis war und ist, dass das Feuer zugleich nützlich und gefährlich sein kann. Der Mensch Holger hat gelernt, das Feuer als Instrument für seine Zwecke zu nutzen und es kontrolliert einzusetzen. Sei es bei einem gemütlichen Lagerfeuer wie damals bei Holger, oder denke heute an einen gemütlichen Kamin bei dir zu Hause. Wenn wir an das Feuer denken, so haben die einen eine insgesamt positive Assoziation, andere wiederum haben – aufgrund von persönlichen Erfahrungen – eher eine negative. Die meisten Menschen würden sowohl die Vor- und Nachteile als auch die Chancen und Risiken des Feuers ambivalent beurteilen. Es kommt also auf den Zusammenhang an, in dem das Feuer genutzt wird. Feuer ist in unserer heutigen Welt unverzichtbar geworden und doch haben wir großen Respekt davor. Und so ist es auch mit der Digitalisierung, die heute schon ein wesentlicher Teil unseres Lebens ist.

Zum neuen Instrument der Digitalisierung gibt es bislang noch relativ wenige Erfahrungswerte seitens des Patienten. In Analogie zum Feuer ist die Maschine auch erst einmal nur ein Werkzeug, das der Mensch – sei es der Arzt oder der Patient – nutzen kann. Die Maschine hat keinen eigenen