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Eine sehr persönliche Geschichte der Autorin, die sich möglicherweise, so, oder so ähnlich zugetragen hat. Diese Erzählung handelt von einer Mutter, ihrem Sohn und ihrer angehenden Schwiegertocher. Es geht um eine Diagnose, welche die Familie aus der Bahn wirft und den Versuch der Mutter, ihre Gefühle in Worte zu fassen, als ihr Sohn an Lymphdrüsenkrebs erkrankt.
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2024
Ulrike Strehlau
Der Tag, an dem Herr M. Hodgkin meinen Sohn besuchte
oder
Der ungebetene Gast
Über die Autorin:
Ulrike Strehlau wurde 1965 in Düsseldorf geboren. Sie ist Mutter eines Sohnes, lebt und arbeitet seit 1990 in Krefeld. Seitdem versucht sie die rheinische Frohnatur nicht gegen die Melancholie der Niederrheiner einzutauschen.
Nach eigenen Angaben ist sie durchaus kreativ, bemängelt jedoch, dass dies bei der Talentvergabe nicht berücksichtigt wurde. Diesem Umstand sei auch zu verdanken, dass sie von allem nur etwas könne. Etwas malen, etwas singen, etwas schauspielern, etwas Entertainment, etwas gestalten… 2018 nun auch noch etwas schreiben.
Der Tag, an dem Herr M. Hodgkin
meinen Sohn besuchte
oder
Der ungebetene Gast
Texte: © Copyright 2018 by Ulrike Strehlau
Umschlaggestaltung: © Copyright 2019 by Ulrike Strehlau
Softcover
Verlag: Ulrike Strehlau
c/o AutorenServices.de
Birkenallee 24
36037 Fulda
09. Januar 2017
Es klingelt an der Tür. Komisch, bestimmt wieder ein Paketbote für die Nachbarn oder sonst irgendjemand. Auf jeden Fall kein Besuch für mich, ich habe heute einen Urlaubstag und den werde ich schön gepflegt in Ruhe begehen. Die letzten zwei Tage hatte ich schon wieder Rückenschmerzen und das am Wochenende, heute geht es mir zum Glück besser.
Es ist 13 Uhr und ich drücke den Türöffner, höre Schritte im Treppenhaus und da klingt auch schon die Stimme meines Sohnes, er ruft „Hallo“. Kurz denke ich, er hat doch heute Spätdienst, da ist er schon oben in der zweiten Etage angekommen. Carina, seine Freundin, richtiger formuliert, seine Verlobte (dieser Tatbestand freut mich wirklich, weil ich sie sehr schätze) begleitet ihn. Eigentlich wollte ich ja meine Ruhe, aber ein spontaner Besuch meines Sohnes, er heißt Gero (eigentlich Gero-Kilian, der Doppelname war eine Idee seines Vaters), und seiner Carina erhellt immer mein Herz.
Trotzdem wundere ich mich und frage direkt, ob etwas passiert sei. Gero verneint, fragt nach Kaffee, den ich direkt aufsetze. Irgendetwas stimmt nicht! Dies ist keine normale Situation! Ein Anflug von Panik macht sich breit, ich bin Intensivschwester und spüre eine Adrenalinausschüttung sofort, zumindest bilde ich mir das ein.
Der Anflug verpufft, beide sehen gesund aus und machen mir keinen verheulten Eindruck. Der Kaffee ist fertig und ich frage, warum er nicht arbeitet. Er ist krankgeschrieben, sagt Gero, und vielleicht sei es besser, ich würde mich setzen und ich solle mich jetzt nicht aufregen, damit ich keinen Herzinfarkt bekomme (diese Sorge hat er häufiger, ich hatte mal einen).
Da ist er wieder, der Panikanflug, und ich wundere mich absurderweise darüber. Er war morgens beim Hausarzt, weil er am Hals einen dicken Lymphknoten hat. Völlig verwirrt schaue ich mir seinen Hals an und sehe links eine große Schwellung, eigenartigerweise habe ich sie vorher gar nicht bemerkt, jetzt finde ich sie sehr prominent. Der Hausarzt äußerte die Möglichkeit, dass es sich um ein Lymphom handeln könnte, er kümmerte sich telefonisch um einen Anschlusstermin im Krankenhaus beim Onkologen. Da sind die zwei sofort hin, Gero wurde komplett vom Onkologen geschallt, dieser hat keine anderen Lymphknotenschwellungen gesehen, die erste gute Nachricht. Aber auch er sagte, bei dieser Schwellung könne es sich um ein Hodgkin-Lymphom handeln, also Lymphdrüsenkrebs.
Wenn dem so wäre, könnte man die Erkrankung mit Chemotherapie und Bestrahlung gut behandeln. Auf jeden Fall muss der Knoten operativ entfernt und histologisch untersucht werden. Am kommenden Tag, also Dienstag, soll Gero für Voruntersuchungen nochmals ins Krankenhaus.
Gero erzählt das alles sehr nüchtern, Carina nickt manchmal und auch ich ertappe mich dabei, wie ich so vor mich hin nicke. Gero lächelt und sagt, es wird sich alles klären, das wird nichts Böses sein, mir schießen die Tränen in die Augen und auch Carina kämpft mit den Tränen.
Als Erstes denke ich, die arme Kleine, sie ist erst 22 Jahre und ihr Vater ist vor knapp zwei Jahren an einem bösartigen Lungentumor erkrankt. Zurzeit geht es ihm gut, aber diese Diagnose hat die Familie sehr mitgenommen.