Der tiefe Sumpf von St. Pauli - Rainer Lange - E-Book

Der tiefe Sumpf von St. Pauli E-Book

Rainer Lange

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Beschreibung

Es war schon eine ganz besondere Zeit auf St. Pauli. Man nannte sie auch die goldenen Jahre. Zu jener Zeit bin ich aus einer kleineren Stadt nach Hamburg gekommen und musste erleben, welche merkwürdigen Dinge hier schon damals gang und gäbe waren. Darüber habe ich bereits u.a. in meinem Taxi-Buch, Überlebt - wenn auch nur ganz knapp, geschrieben. Doch Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre wurde dieser Sumpf der Korruption einfach zu groß, sodass man rigoros die Reißleine ziehen musste. Die Unterwelt hatte mittlerweile das Ruder komplett übernommen. Also gründete man jetzt eine Sonderkommission, mit der man dem Dilemma an den Kragen zu gehen hoffte und diesen stinkenden Sumpf ausheben wollte. Als ich kürzlich hierüber eine Dokumentation gesehen habe, fiel mir auf, dass ich die meisten dieser Kiez-Größen bereits kannte, ohne jedoch damals gewusst zu haben, wer diese Leute, die ich mehrfach zu Gesicht bekommen habe, überhaupt waren. Ich hatte ja selbst einige Jahre, vorwiegend auf dem Kiez, gefahren und hatte viele von ihnen mehrmals in der Taxe - mit anderen sogar direkte persönliche Begegnungen. Nach der Festnahme des Paten von St. Pauli, Wilfrid Schulz und seinem Verschwinden von der Bildfläche, wollten sich einige Leute nun dessen Erbe sichern und seinen Platz ausfüllen. Doch was hiernach kam, war jedoch noch wesentlich brutaler. Denn in der Zwischenzeit hatten sich auf dem Kiez völlig neue Strukturen gebildet. Zunächst war es die GmbH, die jetzt das Zepter übernahm. Doch neben der GmbH gab es aber auch noch die Nutella- und die Chikago-Bande, die irgendwie immer in ständiger Konkurrenz zueinander standen.

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Seitenzahl: 28

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Es war schon eine ganz besondere Zeit auf St. Pauli. Man nannte sie auch die goldenen Jahre. Zu jener Zeit bin ich aus einer kleineren Stadt in die große Welt nach Hamburg gekommen und musste erleben, welche merkwürdigen Dinge hier schon damals gang und gäbe waren. Darüber habe ich u.a. ja bereits in meinem Buch „Überlebt - … wenn auch nur ganz knapp!“ in dem Kapitel: „So geht’s also auf St. Pauli zu!“, geschrieben.

Nur zu oft habe ich mich in den 70ern an diesem Taxistand aufgehalten und auf Fahrgäste gewartet, d.h. ich brauchte dort kaum zu warten, denn sofort kamen auch schon die Fahrgäste angelaufen und stiegen bei mir ein. Zudem kamen von hier meist gute Touren.

Als ich erste Bekanntschaft mit St. Pauli machte, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn ich wurde Zeuge, wie ein Fernsehintendant vom WDR von der Polizei in einer Bar erst zusammengeschlagen, dann festgenommen wurde und hinterher dieser Polizist dafür von dem Barbesitzer einen großen Geldschein zugesteckt bekam.

Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre, wurde einfach dieser Sumpf der Korruption zu groß, sodass man die Reißleine gezogen hatte - auch hatte die Unterwelt mittlerweile das Ruder komplett übernommen.

Also gründete man jetzt eine Sonderkommission, mit der man nun dem Dilemma an den Kragen zu gehen hoffte und diesen stinkenden Sumpf ausheben und trockenlegen wollte.

Dieses schlagkräftige Team von 46 Leuten, richtete eigens dafür eine komplette Etage im Polizeipräsidium ein, die von der übrigen Belegschaft strikt abgeschottet wurde, da die Verfilzung mit den eigenen Beamten zu groß war.

Mit verschlüsselter Kommunikationstechnik und eigenen, der übrigen Belegschaft nicht bekannten Fahrzeugen, begann man nun mit der Arbeit.

Unter der Leitung von Wolfgang Sielaff und einer 45 Mann starken Truppe wurde nun versucht, den Mafia-Strukturen zuleibe zu rücken.

Diesem Sonderdezernat gehörte auch der Staatsanwalt Rüdiger Bagger an, der jederzeit schlagkräftige Unterstützung leisten konnte wie Haftbefehle und Durchsuchungen zu veranlassen.

Als ich kürzlich über diesen Sumpf von St. Pauli eine Dokumentation gesehen habe, fiel mir auf, dass ich die meisten dieser Kiez-Größen bereits kannte, ohne jedoch damals gewusst zu haben, wer diese Leute, die ich mehrfach zu Gesicht bekommen habe, überhaupt waren.

Ich hatte ja selbst einige Jahre vorwiegend auf dem Kiez gefahren und viele von ihnen saßen mehrmals bei mir in der Taxe Mit anderen hatte ich sogar persönliche Begegnungen.

Und auch nur über die habe ich nachfolgend geschrieben, denn ansonsten wäre das Kapitel zu lang geworden.

Nachdem sie mit ihrer Arbeit begonnen haben und erste Sichtungen im Dickicht der kriminelle Strukturen machen konnten, gab der Polizeiermittler Peter Koppruch schweren Herzens zu, dass „er sich niemals hätte vorstellen können, wie korrupt Polizeibeamte sein können.“ Einige von ihnen hatten sogar selbst Frauen, also Prostituierte, „laufen!“

Aber der mächtigste Mann von allen in der gesamten Unterwelt, war der sogenannte Pate von St. Pauli, Wilfrid Schulz, mit dem Milieunamen „Frieda“.

So hatte sich damals St. Pauli gezeigt. Auch für Leichenbestatter war es ein lukratives Geschäft dort.

an seinem Status zu rütteln. Mit der, ihm eigenen, fast schon vornehmen Art und einer unnahbaren Aura, hielt er alle Fäden auf St. Pauli fest in seinen Händen und dirigierte lautlos das Verbrechen. Immer sah er sehr gepflegt aus, trug stets eine Krawatte und hatte ein einzigartiges Auftreten.