Mein Leben mit den Beatles - Rainer Lange - E-Book

Mein Leben mit den Beatles E-Book

Rainer Lange

0,0

Beschreibung

Es war Anfang der Sechziger, als plötzlich vier junge Männer aus dem Nichts erschienen und die Welt radikal veränderten. Sie begeisterten die Jugend nicht nur mit einer völlig neuen Musik, nein, sie stellten mit ihrer frischen Unbekümmertheit auch erstmals die Arroganz der Obrigkeit total infrage. Daraufhin begannen existenzielle und schmerzhafteste Kämpfe zwischen der Jugend und der Erwachsenenwelt. Rainer Lange, Jahrgang 1949, zählte zu den dennoch Glücklichen, die diese Epoche hautnah miterleben durften. Eine besondere Zeit, in der Begeisterung und Leid gleichermaßen geballt auf die jungen Menschen einwirkten. Auch im Spiegel seiner eigenen Erlebnisse versucht er diese prägenden Jahre nachzuempfinden und den Geist dieser markanten Zeit einzufangen. In dem überaus umfangreichen Werk erzählt der Autor die Geschichte der Beatles, sowie die der Solo-Beatles, bis hin zum heutigen Tag. Auch als HÖRBUCH erhältlich!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 505

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch

In vorliegendem Buch versuche ich, in anschaulicher Weise durch die Sechziger zu führen. Eine Zeit, in der die Beatles ihren beispiellosen Werdegang beschritten haben und versuche hierbei, deren wichtigste Stationen zu beleuchten.

Auch die gesellschaftspolitischen Umstände, wie es überhaupt zu dem Phänomen Beatles kommen konnte, werden eingehend erklärt.

Doch es ist die Schilderung aus dem Blickwinkel eines Fans, der die, aus heutiger Sicht, unglaublichen und auch teilweise recht brutalen Reaktionen der Gesellschaft hautnah zu spüren bekommen hat.

Ich versuche aufzuzeigen, wie auch ich den Wahnsinn dieser einschneidenden Epoche miterlebt habe.

Es wird der enorme Einfluss nicht nur auf die Jugend, nein, ebenso auf die gesamte Gesellschaft betrachtet. Außerdem werden amüsante Kuriositäten unter die Lupe genommen, die sich auf diesem einmaligen Weg ereignet haben.

Parallel dazu vergleiche ich die markanten Ereignisse mit meiner eigenen Biographie im Spiegel der damaligen Zeit.

Auch beim Nennen der einzelnen Faktoren, die zu einem Auseinanderleben und schließlich zum Bruch der Beatles geführt haben, wird versucht, diese zu analysieren und sie einigermaßen objektiv zu betrachten. Daran im Anschluss werden die einzelnen Solo-Karrieren beschrieben.

Es ist sehr problematisch, als Außenstehender hier eine Bewertung vorzunehmen. Doch in Anbetracht der vielen Jahrzehnte, in denen ich die einzelnen vier Beatles intensiv beobachtet habe, und insbesondere als ein Fan der ersten Stunde, kann man mir sicherlich eine gewisse Kompetenz nicht absprechen. Und so versuche ich, zu einem doch relativ objektiven Urteil zu gelangen.

Unzählig viele Bücher und Berichte habe ich in den Jahren über die Beatles gelesen und mir auch zahlreiche Filme und Dokumentationen hierüber angesehen.

Natürlich ist mir die Diskrepanz bewusst, zwischen offizieller Berichterstattung und wirklichem, privaten, ja körperlichem Erleben (Verhalten) zu unterscheiden und daraus entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen.

Stets musste die Balance hergestellt werden, auf der einen Seite nicht allzu sehr ins Detail zu gehen, aber andererseits beachtenswerte Episoden auch nicht unerwähnt zu lassen. So ist darauf verzichtet worden, kleinste und somit unwichtige Einzelheiten aufzubauschen. In erster Linie habe ich Wert darauf zugelegt, den Geist dieser markanten Jahre einzufangen und diesen auf packende, mitreißende Weise zu Papier zu bringen.

Selbst wer meint, alles über die Beatles und ihre Zeit zu wissen, legt dieses Buch nicht aus der Hand.

Mein Dank gilt meinem Sohn Nikolaj, der die Umschlaggestaltung sowie einige Formatierungsarbeiten gemeistert hat.

Ebenso danke ich Armin Garske, der mich beim Korrigieren hilfreich unterstützt und in der Hörbuch-Version die Rolle des Sprechers übernommen hat.

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Vorwort

Die Nachkriegsgesellschaft

Kindheit und Gründung

Brian Epstein und George Martin … sowie andere treue Weggefährten

Die beiden ersten LP’s

A Hard Day’s Night

Die nächsten Erfolge … - Beatles For Sale

Help!

Rubber Soul

Beatles oder Stones?

Die Monate um Revolver/Bravo-Beatles-Blitztournee

Sergeant Pepper

Drogen

Magical Mystery Tour

Griechische Inseln + In Indien/Meditation

Apple

Die 68-er

Das Weiße Album

Die beiden letzten LP’s

Das Ende – Die Trennung

Fazit

Diskographie

… danach

John (Solo)

George (Solo)

Ringo (Solo)

Paul (Solo)

Paul, sein Ego und das Geld

Kleine Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Werbung

VORWORT

Mittlerweile ist so ziemlich alles gesagt worden –

wie toll wir sind und wie entsetzlich wir sind.

George Harrison

Es stimmt, es ist wirklich fast alles schon irgendwann einmal gesagt worden und mehr als 1.000 Bücher sind inzwischen über die Beatles erhältlich. Doch wie es meist mit den objektiven Fakten zugeht, sie versickern irgendwo im geschichtlichen Sammelbecken der vielen verschiedenen Meinungen.

Trotzdem sind es nicht wenige Ereignisse, die heute vollkommen anders wahrgenommen werden und den Menschen nicht selten entgegengesetzt in Erinnerung sind. Betrachten wir nur einmal Geschehnisse, die sich vor 20 oder 30 Jahren abgespielt haben, und bei denen eigentlich genügend Zeitzeugen zugegen waren. Wir werden plötzlich viele verschiedene Versionen vorfinden, die meist alle subjektiv geprägt sind. Von daher ist es kein Wunder, dass auch die Geschichte der letzten 100, 1.000 oder auch 2.000 Jahre uns kein objektives Bild von der Wirklichkeit liefern kann!

Es wären für dieses Buch problemlos 1.000 Seiten zusammen gekommen, doch habe ich versucht, lediglich die interessanten und wichtigen Fakten und Begebenheiten zusammen zu stellen, von denen ich meine, dass Sie diese auch erfahren sollten!

Natürlich ist auch dieses Buch wieder durch mein intensives Erleben subjektiv geprägt worden. Ich habe darin beschrieben, wie ich diese Zeit aus meinem Blickwinkel erlebt habe, und wie es mir persönlich im Spiegel dieser umwälzenden Ereignisse ergangen ist.

Die Beatles verdienen es wie keine anderen Musiker, als Vorreiter bzw. Wegbereiter und Pioniere der neuen Zeit genannt und gewürdigt zu werden.

Sie verdienen also einen ganz besonderen Platz in der Geschichte. Und dies nicht nur in der Musikgeschichte!

Nur nebenbei sei erwähnt, dass die Beatles schon in der zweiten Hälfte der Sechziger die Meditation für sich entdeckt haben. Wenn auch etwas später, so haben sie schließlich auch erkannt und umgesetzt, dass nämlich ein Erleben der Meditation jeglichen Konsum von Rauschgiften überflüssig macht.

Sie waren in Indien, sie haben eine Veränderung des gesamten Weltbildes bei sich und vielen anderen bewirkt – so wie nie jemand zuvor! Und das, wie gesagt, nicht nur in der Musik, sondern in fast allen Bereichen der Gesellschaftspolitik!

Doch schon allein ihre geniale, einzigartige und damals total neue Musik hätte für den ersten Platz in der Musikgeschichte gereicht. Was die Beatles allerdings in der Gesellschaft an Veränderungen bewirkt haben, vermehrt ihre Trophäensammlung noch erheblich.

Umso schmerzhafter trifft es, wenn heute ein Teil der Jugend mit dem Begriff Beatles gar nichts oder nur wenig anfangen kann.

Dieses Buch beschreibt die einzigartige Freundschaft, ja man kann schon sagen, die Liebe zwischen 4 Menschen, die sich vollkommen ergänzt und unter rund 7,5 Milliarden anderen Individuen gefunden haben, oder besser gesagt, finden sollten. Eine Liebe und Verschmelzung, die später leider aber auch in Hass mündete. Doch umso erstaunlicher ist es wiederum, dass sie trotz dieses Hasses, nach weiteren Jahren und einem gewissen Abstand, wieder zur Normalität und echter Versöhnung, gepaart mit dem nötigen Respekt, zurückfinden konnten!

Versucht man sich einmal vorzustellen, wie es bis dahin zuging – nämlich ganz und gar autoritär in allen Bereichen (auch wenn man sich dies heute manchmal teilweise wieder zurückwünscht), ein fades Straßenbild – alles war grau oder schwarz (auch fast wie heute wieder), Männer wurden nur im Jackett, mit Schlips und Kragen akzeptiert, man hatte auch gar keine Chance, ohne Krawatte irgendwo hineinzukommen - so musste das Auftreten der Beatles provozieren und aufrütteln.

Sie bewirkten hier eine totale Umkehr, die einer Revolution gleichkam. Man entdeckte bunte, legere Kleidung und auch die Autos durften endlich farbig sein, nachdem John Lennon seinen Rolls Royce bunt anmalen ließ. Zwar geschah dies unter heftigstem Protest der feinen Gesellschaft und auch Rolls Royce versuchte, wenn auch vergeblich, auf diese Respektlosigkeit einzuwirken!

Alles war plötzlich farbenfroh, lebendig und fröhlich. Man konnte jetzt förmlich das Leben wieder spüren. Jeder, der das Pech hatte, in dieser Zeit nicht zwischen 14 und 25 Jahre alt gewesen zu sein, kann sich kaum vorstellen, was für eine Schwingung jetzt in der Luft lag!

Die (Erwachsenen-) Gesellschaft glaubte damals, die Beatles seien dumm, weil sie ja lange Haare trugen, denn merke: wer lange Haare hatte, war ungepflegt und damit automatisch auch dumm – fertig!

Es existierte einmal ein Bild von ihnen (s.u.) mit einem Buch in der Hand, worunter stand:

Hier der Beweis, die Beatles können auch lesen!

Alle Zeitschriften waren in ihrer Berichterstattung beim Aufkommen des Phänomens „Beatles“ außer sich vor Empörung!

Immer wieder wurde die Frage gestellt, wie es denn nur angehen könne, dass vier so hässliche und dreckige (wegen der langen Haare!), ausgemergelte und krank aussehende Jungs (weil sie aus Liverpool kamen - hohe Arbeitslosigkeit, feuchtes Klima, kalt, usw.), die zudem auch noch nicht einmal singen könnten und immer nur ihr „Yeah, yeah, yeah...“ herausschrien, bei der Jugend diesen Anklang finden konnten. Sogar die Jugendzeitschrift BRAVO reagierte zunächst noch recht verhalten auf die nun aufkommende Begeisterung.

Der erste Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht, konnte sich in seiner Empörung über die Beatles kaum zurückhalten. So appellierte er wörtlich in missbilligendem Ton:

Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, kopieren müssen?

Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.

Man weiß heute, dass der bereits vor vielen Jahren geadelte Sir Paul McCartney zum besten bzw. erfolgreichsten Musiker des zurückliegenden Jahrtausends bzw. aller Zeiten gekürt wurde, und sein Lied Yesterday ebenso als erfolgreichster Song aller Zeiten in die Musikgeschichte einging!

So kann in nur kurzer Zeit die öffentliche Meinung die Geschichte einholen und ins Gegenteil verkehren. Wie auch Paul McCartney treffend befand, wird ihre Musik die Klassik von morgen sein!

Jedenfalls war es damals schon sehr hart, seine neue, durch die Beatles gewonnene, nach Freiheit und Erneuerung schreiende Einstellung, in Form von langen Haaren, zu demonstrieren und ihr auch treu zu bleiben.

Sehr viele junge Menschen verloren ihre Lehrstellen bzw. bekamen erst gar keine mit ihren „langen“ Haaren. Man flog von der Schule, schnitt man sie nicht ab, und man flog ebenso aus der Lehre, trennte man sich nicht rigoros von ihnen!

Viele wurden um ihr Abitur gebracht, weil sie sich – vor die Alternative gestellt, lange Haare oder Abitur – für die Haare entschieden.

Und was waren diese „langen“ Haare doch kurz im Vergleich zu dem, was man teilweise heute so trägt. Oben ein Bild von mir, das in der Schule sowie in meinem Alltag für Empörung sorgte. Es zeigt mich in jener Zeit (1965). Wegen dieser Haare flog ich aus einem Ferienjob, bei dem ich in Gaststätten zwischen Betrunkenen und Asozialen Zigarettenautomaten auffüllen musste. Die Kneipenbesitzer wollten das „Weib“ (so wurde ich oft tituliert!) in ihren verräucherten und nach Schnaps stinkenden Räumlichkeiten, in denen meist nur gelallt wurde, nicht mehr länger dulden! Es handelte sich zum Teil um wirkliche Spelunken, deren Wirte sich jedoch, ging es um die Haare, als erzkonservativ und unversöhnlich zeigten. Ich erinnere mich noch, in vielen Kneipen folgenden Spruch, schön eingerahmt und an der Wand hängend, gelesen zu haben:

Wer die Wirtin kränkt, wird aufgehängt!

Zum Glück ist hier inzwischen doch eine Entwicklung eingetreten, und bewusstseinsmäßig hat sich schon so einiges getan. Paul McCartney z.B. steht seit Mitte der siebziger Jahre ganz vorn in der vegetarischen Bewegung und auch die anderen Beatles waren teilweise noch früher von dieser Philosophie überzeugt.

Die Beatles läuteten das totale Umdenken in den Köpfen vieler Menschen ein. Bis dahin war das gesamte Leben geprägt von Befehl, Gehorsam und Disziplin!

Wir verdanken ihnen somit alles – unsere Freiheit!

The Greatest Composers Since Beethoven

Sunday Times

Die Nachkriegsgesellschaft

Es war Ende 1962 – als 13-jähriger Schüler in Hamburg bekam ich das Leben zu jener Zeit als etwas vorherrschend Kaltes und Herzloses zu spüren. Alles erschien mir recht trostlos und trüb. Zumindest aus meinem Gefühl und auch aus meiner heutigen Erinnerung heraus, stellte sich das Dasein in dieser Form dar.

Rundherum bestimmte Autorität, Konditionierung zur Härte und Disziplin das Leben. Zuhause, in der Schule, auf der Straße, einfach überall. Begegnete man einem Träger von Uniformen, ganz gleich welcher Art, wurde sofort Druck spürbar. Selbst der Busschaffner und sogar der Postbote – sie alle hatten das Bedürfnis, die ihnen Kraft ihres Amtes obliegende Autorität und Macht auszuspielen. Diese Macht wurde allein durch ihre Uniform legitimiert. Es schien, als wären sie ganz heiß darauf, den unmittelbaren Zwang so oft wie nur möglich anzuwenden.

Ich kann mich erinnern, dass ich im Bus von einem uniformierten Kontrolleur eine schmerzhafte Ohrfeige einfing, weil er Schwierigkeiten hatte, meinen inzwischen zerknüllten Fahrschein zu lesen. Damals war ich 12 Jahre alt!

Alles war vorwiegend grau in grau – das gesamte Straßenbild, die Autos, die Menschen, ihre Kleidung. Begleitet von überwiegend tristem, phantasielosem und langweiligem Äußeren. Zudem war damals alles höchst lustfeindlich und humorlos. Farben waren kaum irgendwo zu finden, und genauso sah es auch in den Herzen der meisten Menschen aus.

Die Schule war grausam, fast alle Lehrer schlugen auf die Schüler ein und wollten so ihren eigenen Frust abladen. Dieser Frust wurde hervorgerufen durch das Gefangensein in ihrem selbsterwählten, engen und spießigen Käfig.

Man muss sich in Erinnerung rufen, dass Lehrer damals zu den eher schlechter Verdienenden gehörten – trotz Akademikerstatus.

Ich erinnere mich auch noch daran, dass die meisten Lehrer, die ich kannte, mit dem Fahrrad zur Arbeit kamen und kein Auto besaßen. Lehrerinnen, immer anzusprechen mit „Fräulein“, waren meist „späte Mädchen“. Aufgrund ihrer Unattraktivität und Weltfremdheit, waren sie meist ohne Mann. Doch immer waren sie alt. Letzteres galt jedoch ebenso für die männlichen Kollegen.

Vielleicht waren sie schon unmittelbar nach ihrem Amtsbeginn alt, aber wahrscheinlich sind sie bereits alt auf die Welt gekommen.

Viele hätten insgeheim lieber einen Posten in der freien Wirtschaft gehabt, hierzu jedoch fehlte vielen Lehrern das Format, denn sie waren meist sehr weltfremd und schienen vom Leben irgendwie gar nichts zu wissen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ein damaliger Lehrer, ein Doktor der Germanistik, mich fragte, welchen Beruf mein Vater denn hätte. Auf meine Antwort hin, er wäre „Betriebswirt“, kam ein hilfloses Nachfragen, ob mein Vater denn eine Kantine betreiben würde.

Ja, das hat sich zu der Zeit ein Gymnasiallehrer unter einem Betriebswirt vorgestellt!

Und wehe, wenn die Haare bei uns Schülern auch nur den Kragen berührten, oder eine kleine Haarsträhne über dem Ohr zu sehen war, dann brach schier die Welt zusammen. Dann galt man sofort als „Schwein“, war ein „Nichtsnutz“ und gehörte schnell ins Arbeitslager oder in den Steinbruch. Es gab noch viele andere Vokabeln für diese Art Fehlverhalten, die mir jedoch heute glücklicherweise nicht mehr präsent sind.

Wenn die Schule oder unsere Eltern uns wieder nötigten, den Höllenritt zum Friseur anzutreten, dann mussten wir dort um jeden Millimeter feilschen, der nicht abgeschnitten werden sollte. Auf gar keinen Fall wollten wir so aussehen, wie unsere Eltern, die mit kurz geschnittenen Haaren den Kriegszeiten hinterher trauerten und diese Zeit der militärischen, autoritären Dominanz in die neue Zeit hinüberretten wollten.

Sich auf irgendeine Mode einzulassen, war den Lehrern meist ganz fern. In der Regel trugen sie alte, aufgetragene, ungebügelte Hosen – und zwar jeden Tag dieselben.

Ähnlich verhielt es sich mit der Oberbekleidung. Verknitterte alte Sakkos, oder ausgeleierte Pullover, mit Flicken auf die Ellenbogen genäht, gehörten zu ihrer Standardkleidung.

Die Lehrerinnen trugen vornehmlich einen dunkelblauen, weiten Faltenrock, ebenfalls jeden Tag denselben. Man stelle sich nur den Muff vor, der darunter verborgen wurde.

Ja, so hatte es damals zu sein!

Noch eines hatten sie fast alle gemeinsam: Man bemühte sich tunlichst, ihnen nicht zu nahe zu kommen, denn die Duftwolke, die einen sonst erwartete, haute einen glatt um. Der Mundgeruch, der einem entgegenschlug, stank in allen Abstufungen nach Modder und Eiter.

Unter Schülern festigte sich der Eindruck, Lehrer würden sich nicht waschen und auch eine sonstige Pflege nur höchst sparsam einsetzen.

Politiker hatten derzeit Götterstatus. Mit einem dicken Bauch versehen, rauchten sie vornehmlich teure Zigarren und sprachen eine Sprache, die nur die wenigsten verstanden und wohl auch nur die wenigsten verstehen sollten. Das gemeine Volk ging dies alles ohnehin nichts an. Es hatte zu arbeiten und gefälligst den Mund zu halten. Sie, die Politiker konnten machen was sie wollten, sie hatten Narrenfreiheit. Man billigte ihnen dies auch zu und wusste insgeheim, dass sie oft das Gegenteil von dem lebten, was sie predigten. Allerdings sprach man darüber nur in aller Heimlichkeit und hinter vorgehaltener Hand.

Kam ihr falsches Spiel offiziell heraus, waren sie jedoch verloren. Solange sie in der Lage waren, ihr Doppelleben gut zu verheimlichen, wurden sie allerseits geachtet. Oft wurde damals gesagt, man könne alles machen, dürfe sich nur nicht erwischen lassen!

Sie hatten natürlich ganz kurz geschnittene Haare, kahl geschorene Seiten (wie heute wieder!), waren glattrasiert und trugen weiße Oberhemden, natürlich mit Krawatten.

Diese Attribute waren Voraussetzung für ein Akzeptiertwerden in Beruf und Gesellschaft – und im Leben schlechthin.

Möglich gemacht haben diese schlimmen und unwürdigen Verhältnisse dennoch die Menschen der letzten Generationen. Menschen, die einige Jahre vorher aus dem Krieg gekommen sind, die diese Zustände erst mit ihrer duckmäuserischen und angepassten Art ermöglicht haben und hinterher auf einem riesigen Leichenberg saßen!

Und jetzt wollten sie wieder lauthals über das Neue, das Fremde und Unbekannte herfallen. (Auch wie heute wieder?!)

Nein, solche Eltern wollten wir nicht!

Laut einer Umfrage von 1964 hielten nur 54% aller Deutschen Hitlers Reich für einen Unrechtsstaat.

Dies war zur Zeit der Beatles!

1979 waren es dann schon 71%, und 1990 sahen es immerhin 85% ein, dass damals doch so einiges schief gelaufen ist.

Wiederum ist es eine Schande, dass immer noch ein unverbesserlicher Teil dieses Mordregime weiterhin verehrte.

Quelle: ZDF, Das Erbe der Nazis, Der Muff von tausend Jahren. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2629300/1968-1989-Der-Muff-von-tausend-Jahren

Einen weiteren Beleg für die Haltung der damaligen Zeit hat der Historiker Prof. Danker laut Schleswig-Holstein Magazin vom 27.04.2016 herausgefunden. Er hat 400 Nazi-Biografien untersucht. Danach waren 1954, man muss es sich einmal vorstellen, 85% ehemalige NSDAP-Mitglieder Staatssekretäre im Schleswig-Holsteinischen Landtag, und selbst 1971 waren immer noch 41% (!) in der S-H CDU-Regierung unter Gerhard Stoltenberg.

Im Justizministerium der 50-er Jahre waren noch sage und schreibe 77% der Menschen beschäftigt, die zuvor schon im III. Reich einen Posten inne hatten und somit diesem Mordregime angehörten und fließbandmäßig Todesurteile gefällt haben!

Ja, so war die Zeit, Anfang der Sechziger, für die Jugend langweilig und trostlos. Bleibe im Lande und nähre dich redlich bzw. wie mein Vater immer zu sagen pflegte:

Gefühle kann ich mir nicht leisten!

Beispielsweise Sex vor der Ehe war noch verpönt und ganz und gar undenkbar. Prüderie dominierte das Dasein.

Und vor diesem Hintergrund war es mehr als überfällig, dass die Jugend nach neuen, unverbrauchten Vorbildern lechzte. Jeder, der kurze Haare trug, war uns schon verdächtig!

Kurz zuvor jedoch, in den Fünfzigern, hatten Bill Haley und Elvis Presley den Boden für eine nun fällige Veränderung bereitet. Zwar noch nicht so sehr radikal, jedoch in Anbetracht der Zeit der Fünfziger sind sie für die damaligen Verhältnisse schon recht weit nach vorn geprescht.

Und dann fiel irgendwann das Wort „Beatles“.

Zunächst konnte ich nicht viel damit anfangen, es sagte mir überhaupt nichts.

Aber dieses Wort fiel jetzt immer öfter. Sogar einige Male am Tag. In der Schule, auf dem Schulhof und dann auch noch nachmittags auf der Straße.

So ging es einige Wochen lang. Ich wunderte mich, was die auf einmal alle hatten. Für mich war es nur ein komischer Name, und als mir ein Freund auf dem Schulweg im Schaufenster eines Plattenladens ein dort ausgelegtes Cover zeigte, auf dem die Vier recht klein und undeutlich abgebildet waren, konnte ich kaum mehr Verständnis für diese aufkommende Euphorie aufbringen.

Außerdem wollte ich schon damals nie so sein wie die anderen und machte auch hierbei zunächst nicht mit! Ich würde doch nicht plötzlich das gut finden, was all’ die anderen „Schäfchen“ in Verzückung geraten ließ, und damit auch dem Zeitgeist folgen. Nein, da sträubte sich alles in mir!

Nebenbei sei erwähnt, dass bei den ersten Singles obiges Cover immer wieder in gleicher Form verwendet wurde, was die mangelnde Kreativität der Grafiker zu der Zeit unterstrich.

Einige sagten, die Beatles würden aber eine ganz tolle Musik machen, wenn auch nur die wenigsten von ihnen sie jemals gehört hatten. So versuchten diejenigen, die schon einmal deren Songs gehört hatten, sie lediglich zu beschreiben oder sie den anderen vorzusingen.

In unserer Klasse beschränkte es sich darauf, dass einem Mitschüler, dessen Eltern einen Plattenspieler besaßen, von diesen großzügigerweise gestattet wurde, eine Single-Platte von den Beatles abzuspielen.

Man muss immer wieder daran erinnern, dass nur die Wenigsten dermaßen feudal ausgestattet waren! Und dieser Junge genoss es nun, auf dem Schulhof plötzlich im Mittelpunkt zu stehen, und uns Mitschülern diesen Song vorzusingen.

Aber auch dies erreichte mich noch nicht, was jedoch wohl an der nicht sonderlich ausgeprägten Sangeskunst des Mitschülers gelegen haben könnte. Doch er war ja privilegiert, denn er durfte den Plattenspieler seiner Eltern benutzen!

Es war also recht schwer, überhaupt einmal akustisch etwas von diesem, plötzlich in aller Munde zu vernehmenden Phänomen zu hören.

Zuerst sprachen alle das Wort „Beatles“ in der Weise aus, indem sie sagten: Die „Biedels“.

Sie sprachen es natürlich Deutsch aus, was mit daran lag, dass man es vorher ja noch nie richtig gehört hatte! Genauso, wie man eben bis dahin nur höchst selten, wenn überhaupt, ihre Musik zu hören bekam.

Es war damals für die meisten jungen Leute praktisch undenkbar, sich mit 13 oder 14 Jahren eine Single-Schallplatte zu kaufen. Sie kostete 4 DM und eine LP lag bei 21 DM. Ich bekam, wenn ich Glück hatte, und je nachdem wie die Zensuren ausfielen, 50 Pfennig Taschengeld in der Woche. Doch auch das wurde noch gestrichen, als ich nicht mehr gewillt war, hierüber fein säuberlich Buch zu führen und es jeden Tag von meinem Vater gegenzeichnen zu lassen. Daraufhin habe ich Zeitungen ausgetragen. Aber auch der Lohn hierfür wurde an jedem Ersten von meinem Vater abgeholt. Hiervon wurden die Nachhilfestunden für mich bezahlt und von dem Rest bekam ich dann großzügigerweise ein Weihnachtsgeschenk.

Aber gab es denn kein Radio?

Doch, klar! Nur hier wurde überwiegend abwechselnd Tanz- und Marschmusik gespielt. Weiterhin hörte man Operettenarien und dann und wann auch schon mal Rex Gildo oder Caterina Valente.

Es war also eher die Ausnahme, sich als junger Mensch am Radio erfreuen zu können. Die Deutschen Sender, wie bei mir damals NDR 2, spielten eben nur deutsche, „seriöse“ Musik.

Der einzige Sender, bei dem wir 1 Mal pro Woche neueste ausländische Titel hören konnten, war Radio Luxemburg. Dort Musik zu hören, war für heutige Verhältnisse damals alles andere als ein Ohrenschmaus, denn man konnte diesen Sender nur auf Mittelwelle, mit Rauschen und groben Schwankungen, empfangen. Doch dies störte uns nicht und so berauschte ich mich abends heimlich und unter der Bettdecke daran, diesen neuen Sound aufzusaugen.

In England war es sogar noch grotesker. Durch das vermehrte Aufkommen von Schallplatten sah die Musikergewerkschaft die Existenz ihrer Mitglieder bedroht. Dies führte zur Einführung der sogenannten „Nadelsteuer“. So wurde die einzige Rundfunkanstalt, die staatliche BBC verpflichtet, wöchentlich lediglich ein bestimmtes kleinstes Kontingent an Schallplatten zu spielen. Folglich gab es dort in England für die junge Generation nur die einzige Möglichkeit, ebenfalls den Sender Radio Luxemburg zu suchen, wollten sie die neueste Musik hören. Und auch die englische Jugend scherte sich nicht um den schlechten Empfang!

Ansonsten konnten wir damals unseren Hunger auf die angesagte, amerikanische oder englische Musik nur auf dem Kirmesplatz stillen. Komischerweise kamen die immer an die neuesten Scheiben heran. Hier konnten wir sie immer in voller Lautstärke aufsaugen, und sie war schon von Weitem zu vernehmen. Es kam dann sofort ein Gefühl von Fernweh und Sehnsucht in mir auf.

Alles, was sonst an Musik geboten wurde, war nur der alte Muff. Eben nur was für die „Alten“.

Auch hier wurde bald jedem Jugendlichen die Scheinwelt deutlich. Man glaubte diesen Leuten wie Rex Gildo und Peter Alexander nicht mehr. Die Jugend hatte offenbar irgendwann dieses ganze aufgesetzte, verlogene Theater satt.

Die Zeit schrie nach Veränderung!

Und plötzlich eines Morgens, vor der Schule - ich hatte gerade wieder Radio Luxemburg drin, da hörte ich etwas, was ich den, meist missglückten Singversuchen meines vorsingenden Mitschülers aber dennoch zuordnen konnte.

Das mussten sie sein!!

I Want To Hold Your Hand.

Ich war wie gebannt – regungslos und konnte kaum atmen.

So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gehört. Ein recht schneller, packender Rhythmus, getragen von einer fremdartigen Melodie, die mich mitten ins Herz traf. Und der mehrstimmige Gesang! Der sprach ganze Bände von Wehmut und Schmerz – drückte genau meine damals ständig empfundene Trostlosigkeit aus, und spiegelte das Nichtverstandenwerden von den „Alten“ wieder. Meine Seele wurde sofort getroffen und tief in ihr ein Keim gesetzt, der von Jahr zu Jahr immer größere Früchte trug - was übrigens auch vielen anderen jungen Menschen ebenso erging.

Ich war jedenfalls fassungslos!

Voller Stolz und total überwältigt von Gefühlen, unter dem Eindruck des soeben Gehörten, nahm ich nicht den direkten Weg zur Schule. Ich musste das Gefühl, das mich gerade übermannte, erst einmal verarbeiten. Mehrere Stunden schlenderte ich ziellos durch die Strassen und vernahm lediglich ein Raunen um mich herum.

Zur letzten Stunde erreichte ich schließlich die Schule und erzählte meinen Mitschülern sofort von meinem Glück.

Jetzt gehörte ich zu den fünf vom Schicksal begünstigten Schülern unserer Klasse, die das Glück hatten, die Beatles bereits gehört zu haben.

Doch dabei durfte es nicht bleiben, ich musste sie wieder hören und ich wollte vor allen Dingen mehr hören. Oder hatten sie nur dieses eine Stück?

Wer konnte mir darüber etwas erzählen?

Der Mitschüler mit der elterlichen Plattenspielererlaubnis wurde plötzlich als „Freund“ immer begehrter. Auch ich korrigierte meine, bis dahin eher abfällige, Meinung über diesen Jungen und so geschah es, dass sich bei ihm nachmittags die halbe Klasse einfand, um diese Platte der Beatles zu hören.

Und das immer und immer wieder!

Irgendwann konnten wir sie alle mitsingen und mich überkam ein bis dahin selten erlebtes Glücksgefühl. Die Schwingung dieses Liedes nahm totalen Besitz von mir ein. Es drückte genau das aus, was ich empfand.

Ich war eins mit ihnen, den Beatles.

Plötzlich stand sogar einmal etwas über die Beatles in der Zeitung! Die schrieben doch sonst nur über Politik, oder über die etablierte, seriöse Gesellschaft.

Dann sogar ein zweieinhalbminütiger Bericht im Fernsehen. Man hörte zunächst empörte Kommentatoren und sah dann kreischende Mädchen. Doch bevor man das alles erfassen konnte, war der Mini-Bericht auch schon wieder vorüber.

Dafür folgten Wellen voller Entsetzen seitens der Erwachsenen. Selbstgerecht gaben sie von sich, dass man derartige „Schweinereien“ verbieten müsse, zumindest solle man sie doch alle einsperren – mit solch’ langen Haaren und diesem fürchterlichen Geschrei ... So sah die Erwachsenenwelt damals unsere Beatles!

In England, speziell in Liverpool, betrachtete man anfangs die Ausbreitung des Phänomens „Beatles“ mit einem weinenden, aber auch mit einem freudigen Auge.

Auf der einen Seite war man, wie überall, von dem Äußeren und dem Krach, den die Beatles hervorbrachten, total entsetzt. Auf der anderen Seite musste man registrieren, dass die Kriminalitätsrate deutlich zurückging.

Wo sich Jugendliche in ihrer Aussichtslosigkeit bis dahin als Einbrecher und Randalierer betätigten, versuchten sie jetzt das Gitarrespielen zu erlernen. Man nahm diese Entwicklung in Kauf, denn die Kriminalität war ein sehr großes Problem, mit dem die Welt, besonders die großen Städte, zu kämpfen hatte.

Der größte Wunsch eines jeden Fans war es damals, auch einmal eine eigene Gitarre zu besitzen. Musikgeschäfte boomten! Speziell solche, die Gitarren bzw. E-Gitarren anboten und sich auf diese ganz neue Art Musik und Lifestyle einstellten.

Solche Geschäfte waren Treffpunkt musikbegeisterter Fans. Man schwebte im siebten Himmel, wenn es einem gelang, eine Gitarre zu erstehen, und sie dann auch noch mit etwa 10 Mark monatlich abzahlen konnte. Solch’ eine Zahlungsmöglichkeit war damals noch üblich, denn welcher Jugendliche besaß derzeit schon 200 oder gar 300 Mark?

Kindheit und Gründung

John Lennon’s zweiter Vorname war Winston. In einem Anflug von Patriotismus gab ihm seine Mutter, Julia, in den Kriegszeiten diesen Namen. Seine Kindheit verlief ziemlich schwierig und größtenteils musste er ohne seinen Vater, Alfred, einem unsteten Seemann, aufwachsen. Als er etwa 5 Jahre alt war, trennten sich seine Eltern, da Julia ein Kind von einem anderen Mann erwartete. Wenig später zog sie auch mit diesem Freund zusammen. Da sich jener jedoch weigerte, ein „fremdes“ Kind großzuziehen, kam John zu der Schwester seiner Mutter, Tante Mimi, bei der er auch aufwuchs.

Für die schon früh geforderte Psyche von John Lennon (*09.10.1940, †08.12.1980) war die Musik eine Art Rettungsanker, als er sie für sich entdecken und sie als Ventil für seine verletzten Gefühle nutzten konnte.

Solche besonderen Familienverhältnisse wurden zu damaliger Zeit von der Allgemeinheit einfach nicht akzeptiert und würde man sie auf die heutige Zeit übertragen, könnten sie eigentlich allen Grund bieten, um gemobbt zu werden.

So konnte er mit der Musik und dem Schreiben seine Verletzung und den tief angestauten Schmerz stillen. Zudem eignete er sich eine raue Schale an, um gegen die äußeren Anfeindungen bestehen zu können. Damit versuchte er seinen sensiblen, weichen Kern zu verbergen. Man braucht kein Psychologe zu sein, um in solch’ einem Kindheitsgeschehen auch eine Ursache für seine sarkastischen Züge und die jähzornigen Ausbrüche zu finden.

Ende des Jahres 1956 gründete er die erste Formation seiner Band, die hauptsächlich Skiffle, aber auch Rock-’n’-Roll spielte. Die Instrumente seiner Skiffle-Gruppe bestanden in erster Linie aus einem Waschbrett, aus dem Teekistenbass und einer Gitarre, die noch den schwierigsten Part dabei einnahm.

Ein Schulfreund von Paul McCartney (*18.06.1942), namens Ivan Vaughan (*18.06.1942, †16.08.1993) erzählte Paul im Sommer 1957, dass er zur Gemeindekirche von Woolton, einem Vorort von Liverpool gehen wolle, um sich dort einen Auftritt der Gruppe, mit der er des Öfteren spiele, anzusehen.

Dieser Schulfreund hatte übrigens am gleichen Tag wie Paul Geburtstag und gehörte mit zur Erstbesetzung der Band. Ivan stieg allerdings nicht mit Haut und Haaren ein und war bei den anfänglich noch sporadischen Auftritten nur zeitweise mit von der Partie. Aber er hatte John und Paul zusammengebracht und insofern gebührt ihm auf ewig ein Platz in der Geschichte. John und Paul haben diesen Umstand auch entsprechend gewürdigt und ihn später mit angemessenen Geldzuwendungen bedacht.

Sofort entstand auf beiden Seiten, also zwischen John und Paul Sympathie, und alles fing damit an, dass Paul den Text von dem „Eddie Cochran-Song“ Twenty Flight Rock auswendig aufsagen konnte. Diese Tatsache hat den erstaunten John, der immer Schwierigkeiten damit hatte, sich Texte zu merken, damals mächtig beeindruckt. Ebenso imponiert hat es ihm, als Paul ihm überzeugend „Little Richard Nummern“ vorspielen konnte. Dies alles führte schließlich zur Grundsteinlegung für die seitdem legendärste musikalische Zusammenarbeit!

Man muss sich ja immer wieder in Erinnerung bringen, dass es damals schlichtweg unmöglich war, an irgendeinen Text zu kommen. Auch wenn solch’ ein Song im Radio erklang, waren selbst Engländer nicht immer in der Lage, die amerikanisch genuschelten Worte auf der Schallplatte zu verstehen.

Somit stand schnell fest, dass Paul der Band beitrat und es begannen nun die ersten zaghaften Versuche einer Zusammenarbeit. Außerdem konnte Paul wesentlich besser als John Gitarre spielen.

Im Gegensatz zu John wuchs Paul in geordneten, gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Ein heftiger Einschnitt für ihn war es jedoch, als er mit gerade mal 14 Jahren den Krebstod seiner Mutter, Mary, verwinden musste.

Sein Vater, Jim, der ein ständiges Musizieren im Hause McCartney pflegte und hobbymäßig Mitglied einer Jazz Combo war, hat bei ihm sicherlich seine musikalische Ader angelegt. Er führte auch eine kleine Ragtime Band, die sich Jim Mac’s Band nannte.

Auch ermunterte er Paul dazu, Klavier und Trompete zu erlernen. Doch später, als die Gitarre bei den Jugendbands mehr und mehr in Mode kam, tauschte er die Trompete gegen eine Gitarre ein.

Jim erkannte recht schnell, dass Paul eine besondere Gabe hatte. Er konnte mindestens zwei Dinge gleichzeitig machen, ohne dass der einen Sache dabei zu wenig Konzentration zukam. Beispielsweise machte er fabelhaft seine Hausaufgaben, während er gleichzeitig im Fernsehen einen Film sah. Auch war er überhaupt sehr gut in der Schule und sein Vater hatte mit vor, ihn auf die Uni zu schicken, da sich ein Titel vor seinem Namen bestimmt sehr gut machen würde. Doch als Paul dies merkte, ließen schlagartig seine Leistungen nach.

Er fand zunehmend in der Musik seine Erfüllung. So konnte sie ihm auch Trost geben und über den frühen Verlust seiner Mutter hinweghelfen.

Das gleiche Schicksal ereilte ebenso John, dessen leibliche Mutter, Julia, 1958 bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie hatten sich gerade wieder angenähert und durch Unterweisung im Mundharmonika- und Banjospielen konnte sie ihn an die Musik heranführen.

Auch war sie für John ein Anlaufpunkt, wenn er gerade wieder Streit mit der strengen Tante Mimi hatte. Julia bestärkte John überdies in seiner oft rebellischen Außenseiterrolle, da sie ebenfalls immer ein schwarzes Schaf in einer konservativen Umgebung war.

Dieses gemeinsame Schicksal, den Verlust ihrer Mütter zu verarbeiten, schweißte beide, John und Paul, ganz eng zusammen und so begannen sie, die ersten Kompositionen zu schreiben sowie ihr Gitarrespiel voranzutreiben.

Sie konnten recht bald spüren, dass ihre Freund- und Partnerschaft verblüffende Ergebnisse hervorbrachte und so verfestigte sich schon damals der Vorsatz, einmal ein berühmtes Komponistenduo abzugeben. Doch sie planten, hauptsächlich für andere Interpreten zu komponieren.

Die Songs, die sie bis dahin einzeln geschrieben haben, waren eigentlich nichts Besonderes. Jedoch die Tatsache, dass nun beide zusammentrafen und gemeinsam komponierten, inspirierte sie zu Höchstleistungen und bewirkte, dass jeder den anderen anspornte, um ihn wiederum zu überflügeln.

Ein erster Schritt in diese Richtung war es, dass sie Angebote an Verlage und Plattenfirmen verschickten. Um das Ganze professioneller erscheinen zu lassen, erwähnten sie in den Anschreiben, dass sie bereits einige 100 Kompositionen in der Schublade liegen hätten. Dies war natürlich mehr als übertrieben, denn in Wirklichkeit waren es ganz erheblich weniger - vielleicht so um die 10!

Zunächst brachte Paul John bei, wie man eine Gitarre stimmt. John war wohl zu ungeduldig für solch’ ein Basiswissen und ließ dies immer von einem Kumpel erledigen. John gebrauchte hauptsächlich Banjoakkorde und musste von Paul erst an ein richtiges Gitarrespielen herangeführt werden. Sie beherrschten anfangs auch nur die üblichen drei Akkorde auf der Gitarre, nämlich D-Dur, A-Dur und E-Dur, sowie e-Moll und a-Moll.

Da Paul Linkshänder ist, schien diese Tatsache zunächst ein gemeinsames Lernen zu erschweren, doch sie fanden recht bald einen Weg, indem sie sich einander genau gegenüber setzten. Hierdurch konnten sie in dem Anderen das eigene Spiegelbild sehen und ablesen, welche Akkorde dieser gerade greift.

Sie übten und komponierten wie besessen. Der gemeinsame Schmerz des Verlustes ihrer Mütter machte die beiden unzertrennlich und zu einer eingeschworenen Gemeinschaft. Sie waren zwar einerseits grundverschieden, doch es gelang ihnen somit andererseits, nicht nur ihre jeweils entgegen gesetzten Wesenszüge auszugleichen, sondern auch noch ihr kreatives Potential zu vervielfachen.

Welche Formen ihre Beharrlichkeit, ihr Wille und Begeisterung annahm, zeigt u.a. folgendes Beispiel: Sie erfuhren davon, dass ein Junge am anderen Ende der Stadt den, für Anfänger nicht ganz einfachen, H-7 Akkord spielen konnte. Und da sie natürlich mit dem Gitarrespielen weiterkommen wollten, scheuten sie auch keine Mühe, mit dem Bus eine Dreiviertel Stunde lang zu fahren, diesen Jungen anzutreffen, um von ihm den schwierigen Akkord gezeigt zu bekommen!

Sie konnten nicht nur die gemeinsame Lust und das Talent am Komponieren und Schreiben teilen, sondern auch den gleichen Humor, der sie gegenseitig befeuerte und sie zu Höchstleistungen antrieb.

Etwa ein Jahr später (1958), nachdem Paul zu John’s Gruppe gestoßen war, brachte Paul einen Jungen zu ihren Treffen mit, der allerdings in eine tiefere Klasse ging, und mit dem er auf der Heimfahrt immer im gleichen Bus saß. Dieser Junge hatte schon als Kind eine Gitarre bekommen und konnte auch recht passabel auf ihr spielen. Er hieß George Harrison (*25.02.1943, †29.11.2001).

Doch John war einigermaßen pikiert darüber, einen um 3 Jahre Jüngeren vorgesetzt zu bekommen und dachte zunächst gar nicht daran, ihn in seiner Gruppe aufzunehmen. Für John, damals 17 Jahre alt, war es eine Zumutung, einen 14-jährigen an seiner Musik teilhaben zu lassen. Aber Paul’s Überzeugungskünste, sowie natürlich auch George’s Geschick, mit dem Instrument umzugehen, machten ihn schließlich zum Einlenken bereit – wenn zunächst auch nur widerwillig!

Neben dem Beherrschen einiger, für die beiden anderen, unbekannter Akkorde, konnte er als Einziger auch ziemlich komplizierte Soli spielen, was bei John auch wieder enormen Eindruck hinterließ. Trotzdem tat er sich noch immer sehr schwer damit, sich mit diesem „kleinen“ Jungen abzugeben. George war jedoch immens hartnäckig und rannte ihm solange hinterher, bis er schließlich einwilligte. Sobald sie von ihm einen neuen Akkord gezeigt bekommen haben, schrieben sie einen Song drumherum.

George bekam den Job, die Sologitarre zu übernehmen, den er auch ganz ausgezeichnet machte. So wurde er schließlich mit der Zeit von John akzeptiert, der nun langsam darüber hinwegsehen konnte, dass er mit einem kleinen Bubi in seiner Band vorliebnehmen musste.

Allerdings war von Anfang an klar, dass die Partnerschaft zwischen John und Paul einzigartig war und er auch nicht darin eindringen konnte. Außerdem konnte er auch gar nicht komponieren und insofern stand die Rollenverteilung von Anfang an fest!

Das Schicksal wollte es anscheinend, dass George immer der Jüngste war und er auch immer sehr hierunter leiden sollte. Zuhause wurde schon dafür der Grundstein gelegt, denn er war auch dort das jüngste von 4 Kindern. Als dann seine beiden neuen Freunde einmal im Kino einen Film sehen wollten, der jedoch erst ab 16 zugelassen war und in den er normalerweise nicht hinein kam, malte er sich einen Schnurrbart und machte ein grimmiges Gesicht dazu. Und so klappte es dann!

Aus diesem Mangel heraus, entwickelte sich bei ihm ein Hang zu auffälliger Kleidung. Es war der Versuch zu kompensieren und anders auszusehen als die anderen. Es war seine Art der Rebellion und gegen Autoritäten aufzubegehren.

Jetzt hatten sie zwei Anlaufstellen, wo sie üben konnten. Bei George zu Hause ging es fast immer und bei Paul hauptsächlich dann, wenn sein Vater nicht da war. Bei John’s Tante Mimi jedoch war nichts zu machen! Anfangs durften John und Paul noch manchmal bei ihr üben, denn sie hat diesen Unfug ohnehin nicht weiter ernst genommen. Doch als sie merkte, dass John jetzt die Kunstschule sträflich vernachlässigte, widersetzte sie sich mit ganzer Kraft. Diesen Spleen wollte sie nicht weiter unterstützen und erteilte Paul und George Hausverbot. Außerdem erlaubte sie es John nicht mehr, zu Hause Gitarre zu spielen und noch schlimmer, sie verbot ihm, in einer Gruppe mitzuspielen. Doch John setzte sich natürlich auf seine Art darüber hinweg, in dem er sie fast immer im Unklaren über seine jeweiligen Aktivitäten ließ.

Natürlich brauchten auch sie ihre Zeit, sich zu entwickeln, denn es fallen ja bekanntlich keine Meister einfach vom Himmel. Zuerst einmal mussten sie sich formieren, und als Paul McCartney und George Harrison in die von John Lennon gegründete und angeführte Band kamen, erhielt diese „Kindergruppe“, die sie ja im Grunde noch war, erst ihr nötiges Fundament.

Sie befanden sich gerade in der Hochphase des Rock ’n’ Roll und es erschienen nun ständig neue Lieder von ihren damaligen Idolen Elvis, Johnny Ray, Bill Haley, Fats Domino, Little Richard, Chuck Berry und Buddy Holly. Den ersten Einfluss bei George hatte Lonnie Donegan geprägt.

Wie den meisten Jugendlichen ging auch ihnen diese Musik total unter die Haut. Doch bei den Dreien wirkte sie noch intensiver. Sie rief bei ihnen nicht nur viele kalte Schauer hervor, nein sie ging viel tiefer, sie brannten förmlich dafür und registrierten, dass sie erst von Elvis so richtig gepackt wurden. Sie entwickelten hier einen unbeschreiblichen Ehrgeiz, all’ diese Sachen nachspielen zu können, dazu aber auch noch eigene Songs zu machen.

Sie befanden sich jedoch nicht alleine auf diesem Pfad, denn jeden Tag entstanden in Liverpool neue Musikgruppen, und sie mussten sich schließlich gegen 300 andere Bands behaupten.

Es kam noch, der später in Hamburg verstorbene, Stuart Sutcliffe (*23.06.1940, †10.04.1962) hinzu. Er war in erster Linie ein Freund von John, während sein musikalisches Talent jedoch eher dürftig war. Die anderen konnten ihn überreden, eine Höfner Bassgitarre zu kaufen. Diese sehe ganz schick aus und sein mangelndes Geschick würde dadurch auch nicht so sehr auffallen. Abgerundet wurde die Gruppe von dem Schlagzeuger Pete Best (*24.11.1941), der später durch Ringo ausgetauscht wurde – wie im nächsten Kapitel näher beschrieben.

Sich zu formieren hieß aber auch, einen richtigen Namen für die Gruppe zu finden. Es war zu der Zeit modern, lange Bandnamen zu haben. Der Frontmann musste immer an erster Stelle stehen. So entstand Johnny And The Moondogs, ähnlich wie Cliff Richard und die Shadows, oder auch Buddy Holly und seine Crickets (Grillen).

Durch Letztere wurde John später dazu inspiriert, seine Gruppe Die Beetles (Käfer) zu nennen. Er beschloss jedoch, diesen Namen anders zu schreiben, nämlich nicht mit doppeltem „e“, sondern mit „ea“, um damit einen Hinweis auf die Beat-Musik zu geben. So entstand der Name „Silver-Beatles“.

Vorher mussten sie allerdings noch einige Umwege beschreiten, um über Johnny And The Moondogs, The Quarrymen, was soviel wie „Die Steinbrüche“ bedeutet, The Silver-Beatles zu ihrem endgültigen Namen, The Beatles zu gelangen.

Und selbst dieser Name war für die Herren in der Musikindustrie noch lange Zeit sehr suspekt und konnte diesen, von der Musik besessenen Jungen, kaum den so heiß ersehnten Erfolg in Aussicht stellen.

Der Name „Beatles“ war ja ein Wortspiel, dessen Doppeldeutigkeit sie sich immer gern bedient haben. Dies entsprach ihnen vollends, was man auch in vielen Songtexten sehen kann. Jedoch konnte kaum jemand diesen doppeldeutigen Gedanken folgen und so fragte jedermann nach dem Sinn solch’ eines „komischen“ Namens!

Einen Rausch ähnlichen Zustand rief es in ihnen hervor, jetzt fast professionelle Musiker zu sein. Auch galt es als schick, seinen Namen zu ändern, und so entschied sich Paul dazu, sich in Paul Ramon zu verwandeln, George in Carl Harrison, nach seinem späteren Helden, Carl Perkins und John in Johnny Silver.

1960 beherrschten sie schließlich ein Repertoire von über 100 Stücken, wovon etwa 10% von ihnen selbst stammte. Und so konnten sie bald lernen, vor immer größerem Publikum sicher zu spielen und dieses Publikum so zu lenken, wohin sie es auch immer haben wollten und somit ganz in ihren Bann zu ziehen.

Wie alle, die in dieser Weise kreativ wirken, wollten sie natürlich ihre Arbeit verewigen lassen. 1957 sollte ein kleines Studio in Liverpool ein Demo-Band erstellen, doch leider hat der Besitzer des Studios dieses Band gelöscht, sodass die Nachwelt auf ein entsprechendes Zeugnis verzichten muss.

Ähnlich trug es sich kurze Zeit später zu, als sie 1958 auf einer Schellackplatte 2 Songs, nämlich den Buddy Holly-Titel That’ll Be The Day und den eigenen Song In Spite Of All Danger festhalten wollten.

Letzterer stellt insofern eine Rarität dar, dass als Komponisten Paul und George genannt wurden. Paul beanspruchte das Lied später allerdings für sich, da sie sich, wie er meinte, mit Copyright-Angaben noch nicht auskannten. Er war etwa 14 Jahre alt, als er das Stück gemacht hatte. George habe lediglich das Solo auf der Gitarre gespielt. Auf dem Klavier wurden sie von einem Freund, John Lowe, begleitet.

Von dieser Platte existierte jedoch nur 1 Exemplar. Ursprünglich war es so geplant, dass diese Platte innerhalb der Band die Runde machen sollte, nämlich eine Woche sollte sie bei John, die andere bei Paul, die nächste bei George, die nächste bei einem weiteren, damaligen Bandmitglied Colin Hanton, und eine Woche danach bei John Lowe sein. Aber dort blieb sie dann die nächsten 23 Jahre!

Für die Erstellung der Platte wurden ihnen damals 17 Shilling und 6 Pence berechnet. Da sie lediglich 15 Shilling zusammenkratzen konnten, blieb die Platte zur Sicherheit noch einige Tage lang im Studio.

Nachdem Lowe ein Angebot Pauls, ihm dafür 5.000 Pfund zu zahlen, abgelehnt hatte, setzte Paul 1981 einen Gerichtsbeschluss durch, der diese wieder in seinen Besitz brachte.

Brian Epstein und George Martin

sowie andere treue Weggefährten

Nach einen Kinobesuch und noch in Gedanken versunken, schlenderte Klaus Voormann (*29.04.1938) im Herbst 1960, durch die Straßen des angrenzenden St. Pauli. Normalerweise hätte er dieses Viertel gar nicht betreten, aber er hatte mal wieder Streit mit seiner Freundin Astrid Kirchherr (*20.05.1938) und lief ziemlich ziellos umher.

Ursprünglich kam er aus Berlin, doch er wohnte zu der Zeit während seines Kunststudiums in Hamburg bei ihr.

Beim Bummeln durch St. Pauli wurde er plötzlich auf eine neuartige, eigentümliche Musik aufmerksam, die aus dem Kaiserkeller, einem lauten und schmuddeligen Musikschuppen, nach außen drang. Neugierig geworden, folgte er diesem Getöse und erblickte dort fünf blutjunge Burschen, die den derartigen Lärm erzeugten.

Dabei fiel ihm sofort die Art und Weise auf, wie sie mit dem Publikum, aber auch untereinander kommunizierten. Und das sie eine bisher nicht gekannte Freude an dem ausstrahlten, was sie gerade taten. Dazu machten sie auch noch richtig tolle, wenn auch sehr laute, Musik! Ein einzigartiger Spaß ging von ihnen aus.

Sogleich war ihm klar, dass hier etwas am Werk war, wovon man noch hören würde. Natürlich hatte er nicht an solch’ etwas Großes gedacht, was sich später einmal daraus entwickeln sollte. Erstaunlich empfand er auch, dass sie alle vollkommen unterschiedliche Charaktere aufwiesen und trotzdem total miteinander harmonierten!

Und gerade dieses Phänomen sollte sich später als eine Erklärung für ihren einmaligen Erfolg erweisen.

Wenige Tage danach nahm er seine Freundin, Astrid und einen Freund, Jürgen Vollmer, dorthin mit, um ihnen seine Entdeckung zu zeigen. Auch sie waren ebenfalls sofort begeistert.

Schnell freundeten sie sich mit den Beatles an, denn mit seiner intellektuell geprägten Art konnte Klaus sogleich die Aufmerksamkeit von John und Stuart gewinnen. Sie waren auf einer Wellenlänge. Klaus zeigte sich als Existentialist, was zu der Zeit auch eher als eine Art Protesthaltung gegen das Establishment verstanden werden konnte.

Bereits in den 50-er Jahren entstand diese Pariser Szene, die das Klischeebild der meist schwarz gekleideten, melancholischen jungen Existentialisten hervorbrachte.

Klaus war eigentlich der Freund von Astrid Kirchherr, einer Fotografin und der sogenannten Erfinderin der Beatles-Frisur. Doch zwischen Astrid und Klaus kriselte es heftig. Ewig entstanden zu viele Auseinandersetzungen, die es unmöglich machten, richtig zusammen zu sein. Sie mochten sich zwar sehr, doch wahrscheinlich fehlte die Liebe, wie Klaus es ausdrückte. Bei Stuart Sutcliffe hingegen, dem Fünften der Beatles, stellte sich dieses Gefühl recht schnell ein, und sie verliebten sich ineinander.

Astrids Mutter besaß ein Haus in Hamburg-Eimsbüttel, in das sie ihre neuen Freunde, die Beatles, einluden. Das Haus war überaus geschmackvoll und reichhaltig mit Büchern und Bildern ausgestattet. Hierüber waren die fünf neugierigen Jungen sehr überrascht, denn sie kannten ja bisher nur die Schläger und Gangster von Sankt Pauli und dachten, alle Deutschen wären so. Sie hätten sich gar nicht vorstellen können, dass es auch gepflegte und niveauvolle Deutsche wie Astrid und Klaus geben könne.

Die Bibliothek und eine gut sortierte Plattensammlung erregte sogleich ihr Interesse. Paul hörte dort mit Vorliebe Stravinski, was aber regelmäßig zu Johns massivem Einspruch führte.

Nach kurzer Zeit waren sie eine Ersatzfamilie für die Beatles. Hier bekamen sie die nötige Wärme und so manches Mal wurden sie von Astrids Mutter bekocht. Auch bekamen sie hier von Zeit zu Zeit ein Bad.

Man muss es sich nur einmal vorstellen, dass sie anfangs neben der Bühne des angegliederten Bambi-Kinos „wohnten“ bzw. dort schlafen mussten. Im Nachhinein hört sich das oft sehr romantisch verklärt an, doch in Wahrheit war es pure Sklaverei. Wollten sie sich waschen, oder auf die Toilette gehen, mussten sie dort mit dem schmutzigen Klo vorlieb nehmen, und nicht selten begegnete ihnen beim Waschen auch irgendein verdutzt dreinschauender Kinobesucher.

Astrid schnitt Stuart bald die erste „Pilzkopffrisur“. Das war die Geburt der neuen Maßstäbe von Gut und Schlecht, die kurze Zeit später in der Welt gelten sollten. Einige Tage danach wollten die anderen Beatles sich ebenfalls solch’ eine Frisur zulegen, obwohl John über Stuarts neuen Haarschnitt allerdings zuvor noch ziemlich gelacht und gelästert hatte.

Im Frühjahr 1962 starb Stuart Sutcliffe, 22-jährig an einer Gehirnblutung. Dies waren noch die Spuren, die zuvor ein eifersüchtiger Schlägertyp in Liverpool bei ihm hinterlassen hatte.

Leider konnte er den Erfolg der Beatles nicht mehr erleben. Er war vorher schon aus der Band ausgestiegen, denn er wollte weiterhin nur noch an der Seite von Astrid in Hamburg bleiben.

Stu spielte zwar den Bass, war jedoch kein besonders begabter Musiker, was im letzten Kapitel bereits angeklungen ist. Lediglich aus Gründen der Freundschaft zu John war er dabei. Die anderen versuchten auf ihn einzuwirken, sich lieber mit dem Rücken zum Publikum zu stellen, um somit sein schlechtes Spielen zu verbergen.

Klaus Voormann wollte daraufhin seinen Part einnehmen, doch dies scheiterte daran, dass sich Paul kurz zuvor ebenfalls eine Bassgitarre zugelegt hatte! Und er mauserte sich ziemlich schnell zu einem wahrlich großen Bassisten, der bis heute seinesgleichen sucht!

Klaus Voormanns Schwerpunkte waren zunächst die Grafik und der Buchdruck, während er später ebenso die Musik zu seinem Inhalt machte. Er spielte nach der Trennung der Beatles in John Lennons Gruppe Plastic Ono Band den Bass, doch auch bei vielen anderen Musikern war er dabei.

Kurz nach dem Erscheinen ihrer ersten Schallplatten, wohnte er einige Zeit bei ihnen in der allerersten Beatles-WG in London. Als hiernach Ringo seine erste Bleibe in einem Penthouse bezog, lebte Klaus auch bei ihm. Und auf Georges Anwesen, Friar Park, wohnte er später ebenfalls eine ganze Weile.

Klaus blieb auch über all’ die Jahre mit allen vier Beatles befreundet.

In den Achtzigern hat er u.a. die Gruppe Trio, die Emporkömmlinge der „Neuen Deutschen Welle“, produziert.

Viele Jahre lang war sein Wohnsitz in England. Es zog ihn immer dort hin, denn er war fasziniert von dem sprichwörtlichen britischen Humor und deren Höflichkeit. Paul McCartney hat es später einmal so ausgedrückt, dass er ja inzwischen Menschen in aller Welt kennengelernt hätte, doch niemals wären ihm Leute begegnet, die diesen Spirit, wie er es ausdrückte, der Menschen aus Liverpool hätten.

Heute lebt Klaus allerdings mit seiner Frau in Bayern, nahe des Starnberger Sees.

Als die Beatles das erste Mal in Hamburg ankamen, spielten sie in dem eher kleinen Strippladen im Rotlichtmilieu, dem Indra. Kurz darauf wurde dieses Lokal jedoch geschlossen - aufgrund von Beschwerden über die laute Musik.

Bruno Koschmider, dem Besitzer des Indra, gehörten außerdem der Kaiserkeller, in dem sie anschließend spielen konnten. Wie jedoch der Musiker Tony Sheridan, der ebenfalls auf St. Pauli spielte, es formulierte, war der Kaiserkeller ein schwarzes Loch in der Hölle.

Koschmider, den man nie ohne seine Schläger sah, war immer zur Stelle, ging es darum, seine Leute zu beschützen. In diesen Spelunken kam es oft zu handfesten Auseinandersetzungen, bei denen die betrunkenen Matrosen und die Unterwelt sich wilde Schlägereien lieferten. Kein ehrbarer Hamburger Bürger traute sich jemals in diese Sündenpfuhle, deren Stammgäste zum Teil aus Prostituierten und Messerstechern bestanden. Doch sie alle liebten die Beatles.

Letztere waren allerdings mehr als verwundert, sich plötzlich zwischen Ganoven und Transvestiten in herunter gekommenen Clubs wiederzufinden. Aber Koschmider und seine Gefolgschaft passte auf sie auf, immer ausgestattet mit Schlagringen und Totschlägern, um sofort wirkungsvoll eingreifen zu können – so, wie es damals halt üblich war!

Alle waren immer recht belustigt und freuten sich mit kindlicher Naivität über ihren Bandnamen. Sie sprachen den Namen nicht nur deutsch, sondern „hamburgisch“ aus, nämlich „Piedels“. Dieses Wort erinnerte sie an ihren kleinen Freund, woraufhin die Beatles damals ernsthaft erwogen, ihren Bandnamen zu ändern, denn ständig ernteten sie nur Gelächter.

Doch sie spielten wirklich emsig. In jeder Nacht mindestens 8 - 10 Stunden. Hierbei entwickelten sie erstaunliche Fähigkeiten, das Publikum zu fesseln. Anfangs schauten ihnen nur wenige Leute zu. Jedoch nach kurzer Zeit verdoppelte sich bereits die Anzahl der Gäste und nach einem Monat drängten sich über 100 Menschen in den verhältnismäßig kleinen Club.

Wie es auch damals üblich war, schluckten sie eifrig Pillen, um sich aufzuputschen und die Nächte gutgelaunt durchstehen zu können. Hauptsächlich handelte es sich um Preludin, oder „Prellos“ wie sie auch genannt wurden.

Während eines Besuches bei Kollegen aus England, die im Top Ten spielten, wurden sie von dem dortigen Geschäftsführer, Horst Fascher, einem ehemaligen Boxer, abgeworben. Ab April 1961 spielten sie dann zum Leidwesen von Koschmider bei ihm.

Koschmider war jedoch sehr erbost über diesen Wechsel und schwärzte sie bei der Polizei an. Er wusste, dass George erst 17 Jahre alt war und keine Arbeitserlaubnis besaß, woraufhin dieser kurzerhand abgeschoben wurde.

Aus Rache darüber zündete Paul einen, an der Wand hängenden, Kondom an, woraufhin ihn Koschmider wiederum wegen Brandstiftung anzeigte und er anschließend eine Nacht im Polizeigewahrsam verbringen musste. Anschließend wurde auch er abgeschoben und nach ein paar Wochen fanden sich alle deprimiert in Liverpool wieder ein.

Kurz darauf eröffnete jedoch der Star-Club, dessen Mitbesitzer Horst Fascher war, und so holte er sie am 13. April 1962 wieder nach Hamburg. George war inzwischen auch 18 geworden und so sah es jetzt alles durchweg positiv aus.

Pünktlich um 22 Uhr erschien an jedem Abend die Polizei und machte Ausweiskontrolle, denn alle Jugendlichen unter 18 Jahren mussten nun das Lokal verlassen.

Damals zeigte die Hamburger Frauenwelt allerdings nur wenig Interesse an Paul sowie auch an dem ersten Schlagzeuger Pete Best, den beiden Schönlingen der Gruppe.

Paul:

… ich war das Milchgesicht und nicht so attraktiv für sie.

Und Astrid Kirchherr äußerte sich später einmal über Paul:

… es hat mir Angst eingejagt, wie jemand die ganze Zeit so nett sein konnte.

Später hat sie das allerdings relativiert und es sogar als dumm und lächerlich bezeichnet, sich im Umkehrschluss nur in der Gesellschaft ekelhafter Leute sicher zu fühlen, weil man ja meinen würde, bei ihnen zu wissen, woran man ist.

Hauptsächlich von seinem Vater hat Paul sein einnehmendes und freundliches Wesen. Als er siebzehn Jahre alt war, und alle anderen sich gegen ihre Eltern auflehnten, war er einer der wenigen, der sich mit seinem Vater gut verstand und sogar auf ihn hörte.

In Hamburg-St. Pauli bekamen sie insgesamt 5 Mal ein Engagement, das zu zahlreichen Auftritten während ihrer verschiedenen Aufenthalte führte. So konnten sie ihre Spieltechnik weiterentwickeln, die anfangs noch alles andere als perfekt war. Außerdem hatten sie Gelegenheit, ihr Talent noch weiter ausbauen, das nach kurzer Zeit faszinierte Publikum einzubinden.

Sie schliffen nicht nur ihr Gitarrenspiel, sondern mussten auch Bekanntschaft mit dem oft rauen Leben auf St. Pauli machen.

John:

Ich bin in Hamburg erwachsen geworden, nicht in Liverpool, und Paul ergänzte:

Es war unser sexuelles Erwachen. Wir hatten nicht besonders viel praktische Erfahrung, bevor wir nach Hamburg kamen. Dort wurden wir getauft …

(alle Zitate Barry Miles)

Natürlich hatten sie vorher auch in Liverpool schon einige Freundinnen gehabt, doch es war damals sehr schwer bzw. fast unmöglich, mit dieser Freundin auch einmal allein zu sein. Man hatte ja nicht, wie heute selbstverständlich, irgendeine Wohnung zur Verfügung. Die blieben ausschließlich den verheirateten Erwachsenen vorbehalten und so war man damals gezwungen, sich einsame Straßenecken oder andere unbelebte Plätze zu suchen.

Während ihres letzten Hamburg Aufenthaltes 1961, fungierten sie bei einer Schallplattenaufnahme als Begleitband von Tony Sheridan (*21.05.1940, †16.02.2013). Tony spielte damals ebenfalls u.a. im Top Ten. Für die Platten-Bosse schien der Titel, den Sheridan mitbrachte, nämlich My Bonnie, mit der Rückseite The Saints gerade noch einigermaßen akzeptabel zu sein.

John glaubte, dass müsste jetzt der Durchbruch sein, denn die Deutschen machten, wie er sich ausdrückte, unglaublich beschissene Platten und das hier wäre mal eine ganz klare und sichere Sache.

Die Beatles, als damals noch unbekannte Gruppe, kannten Tony von seinen zahlreichen Auftritten im Star Club. Sie freundeten sich an, konnten von ihm einige Gitarrenkniffe erlernen und er nahm sie schließlich mit zu den Aufnahmen ins Polydor-Studio Hamburg.

Hier bekamen sie von Bert Kaempfert (*16.10.1923, †21.06.1980) ihren ersten Plattenvertrag. Allerdings ruhte dieser Vertrag lediglich als Karteileiche, denn niemand dachte ernsthaft daran, mit derartigen Schmuddeljungs mehr anzufangen.

Und dieser erste Plattenvertrag, unterschrieben von Bert Kaempfert für Polydor, ist am 21. September 2015 in New York für 93.750 Dollar versteigert worden. Man wählte zu der Zeit noch die folgende Formulierung: Vertrag für Schallaufnahmen …

Auf dem Platten-Cover von „My Bonnie“ hätte damals normalerweise stehen müssen:

Tony Sheridan and The Beatles.

Doch den „Fachleuten“ von Polydor erschien der Name „Beatles“ zu albern und so änderten sie ihn eigenmächtig in Beat Brothers um. So war dann auf dem Cover zu lesen:

Tony Sheridan and The Beat Brothers!

Später, als die Beatles zu Ruhm und Erfolg gelangt waren, legte man diesen Ladenhüter wieder neu auf, nannte die Interpretenbezeichnung kurzerhand um in The Beatles und dann lief’s … Tony Sheridan ist 2013 leider mit 73 Jahren gestorben.

Den Aufenthalten in Hamburg folgte eine längere Zeit, in der sie quer durch England tourten und als Vorgruppe damals bekannter Stars, wie Cliff Richard, Helen Shapiro, Cilla Black, Roy Orbison u.a. auftraten.

Doch bald schon verlagerte sich die Begeisterung. Die eigentlichen Stars standen plötzlich nicht mehr im Vordergrund, sondern die Beatles konnten den euphorischen Beifall nun für sich verbuchen. Sie fungierten zwar noch als Vorgruppe, doch es bildete sich eine immer größer werdende Fangemeinschaft, und nachdem der Vorhang aufging, begann die Menge bereits ihretwegen zu kreischen.

Das sie plötzlich ebensoviel oder noch mehr Beifall als der Star Helen Shapiro bekamen, führte schließlich zu einem gespannten Verhältnis zu ihr. Und während ihrer dritten Tournee durch England im Mai 1963 mit Roy Orbison, lösten die Begeisterungsstürme für die Beatles sogar heftige Tumulte aus.

Sie konnten sich in dieser Zeit finanziell zwar nur mehr schlecht als recht über Wasser halten, doch die Begeisterung für die Musik ließ in ihnen keine Alternativen aufkommen. In einem alten Kombi, in dem sie ihre Instrumente verstauen konnten, kurvten sie von Ort zu Ort.

Gesteuert wurde dieser Kombi von Neil Aspinall (*13.10.1941, †24.03.2008). Er war ein Freund aus „alten“ Tagen, mit dem Paul schon in einer Klasse war. Jetzt wurde er zu ihrem „Roadie“, baute das Equipment auf und war ihr Chauffeur, der also den alten Kombi fuhr. Praktisch war er das „Mädchen für alles“. Kurz danach kam noch Mal Evans (*27.05.1935, †05.01.1976) hinzu, ebenfalls ein Freund aus frühen Tagen.

Mal hat in seiner Freizeit als Rausschmeißer vom Cavern Club gearbeitet, in dem sie sehr oft gespielt haben. Ansonsten verdingte er sich als Postbote.

Beide sind bis zum Schluss bei ihnen geblieben. Auch nach der Trennung der Beatles wurden sie immer wieder von einem der jeweiligen Solo-Beatles beschäftigt.

Mal Evans war ein gutmütiger und hilfsbereiter Mensch, der leider 1976 versehentlich von einem US-Polizisten erschossen wurde.

Neil Aspinall wurde später zu ihrem persönlichen Assistenten, und war seit 1968 Direktor bei Apple Corporation. Dort verwaltete er als Geschäftsführer bis 2007 alle Beatles-Angelegenheiten. Er ist 2008 an Krebs verstorben.

In ihrem Kombi, in dem sie durch England tourten, befand sich jeweils hinten links und rechts eine Liegemöglichkeit. Da ihr altes Auto keine Heizung besaß und es im Winter so richtig kalt war, lagen sie auf den Fahrten zu ihren Auftrittsorten dort fast immer jeweils zu zweit „übereinander“. Auf diese Weise erzeugten ihre Körper die benötigte Wärme. Außerdem trug diese Nähe dazu bei, dass sie sehr miteinander verschmolzen waren, praktisch wie eine Person fühlten, und sich auch so verhielten. Dieser Umstand begründete zusätzlich ihre Einzigartigkeit, die sogar soweit ging, dass sie immer wussten, was der jeweils andere gerade dachte!

1961 wurden sie von dem rührigen Brian Epstein (*19.09.1934, †27.08.1967) entdeckt und unter Vertrag genommen. Zuvor jedoch hatten sie mit ihrem ersten Manager Allan Williams (*17.03.1930, †30.12.2016) zwar noch einen Vertrag, doch er konnte ihnen nicht zu dem ersehnten Aufstieg verhelfen, da er auch nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung hatte.

Er besaß ein Cafe und einen Club in Liverpool, namens Jacaranda, in dem sie zwar nun öfter auftreten konnten, doch so richtig nach vorn bewegte es sich einfach nicht.

Wie primitiv damals alles noch bei ihnen zuging zeigt, dass sie z.B. keine Ständer für die Mikrofone besaßen. Sie banden die Mikros an Besenstilen fest und ihre Freundinnen mussten nun den ganzen Abend diese Besenstile halten.

Ende Dezember 2016 ist Allan Williams mit 86 Jahren gestorben.

Bei der deutschen Schallplattenfirma Polydor sah man in den Beatles ohnehin keine Erfolgschancen und so war es für Brian Epstein reine Formalität, Bert Kaempfert zu bitten, den zwar noch bestehenden, aber in Kürze endenden Plattenvertrag mit den Beatles aufzulösen. Denn erst jetzt konnte er seine Aktivitäten voll und ganz starten.

Auf die Frage eines Journalisten, warum er (Bert Kaempfert) denn die Beatles so schnell aus dem Vertrag entbunden hätte, antwortete dieser später, dass er zwar schon ihr Talent erkannt, jedoch keinen Weg gesehen habe, dieses auch umzusetzen bzw. es zu nutzen!

Als erstes verpasste Brian Epstein ihnen jetzt Anzüge, damit sie einigermaßen korrekt aussahen. Derzeit war es einfach unvorstellbar, in ihrer Lederkluft jemals ernst genommen zu werden und gar zu Erfolg zu gelangen!

… nachher

… vorher

Es war ohnehin verdammt schwer für alle jungen Künstler, Zugang zur großen Showwelt zu bekommen, wenn sie nicht gerade in London, dem Nabel der Welt lebten, und gar aus dem schmutzigen Provinzort Liverpool stammten. Zusätzlich würde da eine Lederkleidung nur weitere Erschwernisse bedeuten.

Anfangs untersagte Brian Epstein noch John, in der Öffentlichkeit zu sagen, dass er verheiratet sei und seine Frau schwanger war. So wurde sich in jeder Hinsicht bemüht, nach Außen hin ein für alle Seiten gefälliges Bild abzugeben. John und Cynthia (*10.09.1939, †01.04.2015) hatten bereits im August 1962 geheiratet, da Cyn ein Baby erwartete. Das Baby bekam den Namen Julian, nach John’s Mutter Julia.

Für ihren Erfolg kam den Beatles damals u.a. der nicht ganz unwesentliche Umstand zu Hilfe, dass Ende 1960 die Wehrpflicht in England abgeschafft wurde. John und Ringo, die Ältesten, hätten zuerst eingezogen werden müssen und dann wäre es wohl vorbei gewesen mit jeglichem Erfolg.