Der Tod - Ein neuer Anfang? - Dr. Erlendur Haraldsson - E-Book

Der Tod - Ein neuer Anfang? E-Book

Dr. Erlendur Haraldsson

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Beschreibung

Über 1000 Berichte von sterbenden und wiederbelebten Patienten, von Ärzten und Krankenschwestern wurden von beiden Autoren mit modernsten wissenschaftlichen Methoden ausgewertet. Das Ergebnis ihrer Forschungen ist das wissenschaftliche Beweismaterial, das für ein Leben nach dem Tod gelten kann. „Ein bedeutender Beitrag zur wissenschaftlichen Untersuchung der Frage eines Lebens nach dem Tode.“ (Dr. med. Raymond A. Moody) Dr. phil. ERLENDUR HARALDSSON wurde 1931 in Reykjavik in Island geboren. Nachdem er sein Studium am Gymnasium (College) beendet hatte, arbeitete er einige Jahre als Journalist und Schriftsteller und machte ausgedehnte Reisen in Westasien und Indien. Während dieser Zeit schrieb er ein Buch über die Kurden im Irak, das in Island und in Deutschland veröffentlicht wurde. Dr. phil. KARLIS OSIS (1917–1997) wurde in Riga in Lettland geboren. Er war einer der wenigen Psychologen, die einen philosophischen Doktor aufgrund einer Dissertation erhalten haben, die sich mit außersinnlicher Wahrnehmung (ASW) beschäftigt (Universität München, 1950).

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Dr. Erlendur Haraldsson

Dr. Karlis Osis

Der Tod

Ein neuer Anfang?

Visionen am Sterbebett

und Erfahrungen an der Schwelle des Seins

Mit einer Einführung von

Dr. Elisabeth Kübler-Ross

und neuem Vorwort von

Prof. Dr. Erlendur Haraldsson

OSIRIS

Verlag

Aktualisierte Neuauflage Januar 2018

Copyright © 2018

OSIRIS – Verlag, Marktplatz 10, D-94513 Schönberg

www.osiris-verlag.de

Titel der amerikanischen Originalausgabe: At the Hour of Death

Ursprüngliche deutsche Erstausgabe: Hermann Bauer Verlag, Freiburg im Breisgau, 1978

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdrucke oder Kopien dieser Publikation - auch auszugsweise -

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Haftungsausschluss:

Die Inhalte dieser Publikation wurden sorgfältig recherchiert, aber dennoch haften Autor oder Verlag nicht für die Folgen von Irrtümern, mit denen der vorliegende Text behaftet sein könnte, oder für Folgen, die sich aus der Nutzung ergeben.

Umschlaggestaltung: Luna Design KG

Satz und Layout: Luna Design KG

ISBN: 978-3-947397-01-3

Dieser Titel ist auch als eBook erhältlich, ISBN (eBook): 978-3-947397-02-0

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis:

OSIRIS-Verlag

Marktplatz 10

D-94513 Schönberg

Email: [email protected]

Tel.: (08554) 844

Fax: (08554) 942894

Unser Buch- und DVD-Angebot finden Sie auch im Internet unter:

www.osirisbuch.de

INHALTSVERZEICHNIS:

Cover

Titel

Impressum

Danksagung

Einführung von Dr. Elisabeth Kübler-Ross (1977)

Vorwort zur aktualisierten Neuausgabe von Prof. Erlendur Haraldsson

Erfahrungsbericht der ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterin Gesa Dröge

Kapitel 1:Das Mysterium des Todes - Was wir glauben und was wir wissen

Kapitel 2:Ist die Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tod nachprüfbar?

Kapitel 3:Die Erforschung der Visionen am Sterbebett: Vergangenheit und Gegenwart

Kapitel 4:Die erste Umfrage: Ein sehr ermutigender Beginn

Kapitel 5:Was die Sterbenden sehen

Kapitel 6:Sein oder Nichtsein: Der Test für ein allgemeines Modell der Visionen am Sterbebett

Kapitel 7:Erscheinungen: Halluzinationen von Personen bei Patienten im Endstadium

Kapitel 8:Allgemeine Merkmale der Erscheinungen bei Patienten im Endstadium

Kapitel 9:Die Ursachen der ersten Form von Erlebnissen mit Erscheinungen

Kapitel 10:Die Ursachen der zweiten Form von Erlebnissen mit Erscheinungen

Kapitel 11:Von Depression und Schmerz zu Frieden und Heiterkeit

Kapitel 12:Sie kehrten zurück: Berichte von Patienten, die dem Tode nahe waren

Kapitel 13:Visionen von einer anderen Welt: Das Leben nach dem Tod aus der Sicht der Sterbenden

Kapitel 14:Die Bedeutung des Todes: Erfahrungen, die wir aus dieser Untersuchung gewonnen haben

Epilog

Die Autoren

Anhang I: Fragebogen

Anhang II: Tabellen

Anmerkungen

Bibliographie

Index

DANKSAGUNG

Die Forschungen, die in diesem Buch geschildert sind, waren durch die Hilfe mehrerer Organisationen und vieler Einzelpersonen möglich, denen wir unseren Dank aussprechen möchten. Die vorliegenden Erhebungen wurden unter der Schirmherrschaft der „American Society for Psychical Research“ durchgeführt. Wir richten daher unseren wärmsten Dank an die gesamte Organisation der ASPR, an deren Mitarbeiter und besonders an Dr. Gardner Murphy – der zur damaligen Zeit ihr Präsident war – und an den jetzigen Präsidenten, Dr. Montague Ullman. Dankbare Erwähnung sollen auch das aufrichtige Interesse und die Ermutigungen seitens des verstorbenen Chester F. Carlson und seiner Frau finden, die ebenso wie ihre großzügige Hilfe durch die Shanti- und Code-Stiftungen für das Projekt von entscheidender Bedeutung waren. Dankbar sind wir auch der „Parapsychology Foundation“ für die Erlaubnis, aus ihren Veröffentlichungen zu zitieren. Die „Parapsychology Foundation Inc.“ unterstützte die Voruntersuchung; dafür sind wir der verstorbenen Eileen Garrett und Frances P. Bolton zu tiefstem Dank verpflichtet. Mit dem fürsorglichen Vermächtnis von James Kidd wurde der größte Teil der Umfrage in Indien finanziert. Die Universität von Island war so entgegenkommend, für Erlendur Haraldsson besondere Regelungen zu treffen, damit er Zeit für die vorliegende Untersuchung hatte. Wir danken weiterhin der Gruppe der indischen Psychologen aus dem psychologischen Büro in Uttar Pradesh, besonders Dr. Yamuna Prasad und Parmashwar Dayal, die uns bei der Umfrage in Indien entscheidend unterstützten.

Die amerikanische Gruppe, die sich um die Interviews und die Verarbeitung der Daten bemühte, bestand aus: Fern Cederberg, Dorothy C. Donath, Mary Leslie, Donna McCormick, Marion L. Nester, Theresa O‘Rourke, Saija Osis, Wally Pearlman, Dr. Thomas Todd, Sarah van Steenburgh und anderen. Ihrer hingebungsvollen Arbeit verdankt das Projekt seinen Erfolg.

Für hilfreiche Gespräche in verschiedenen Phasen der Forschungsarbeit sind wir folgenden Doktoren dankbar: Walter H. Clark, Jan Ehrenwald, William Gardner, Hornel Hart, Herbert H. Hyman, Davis Kahn, Gardner Murphy, Humphrey Osmond, Yamuna Prasad, Ian Stevenson, Thomas Todd, Malcolm Turner, Montague Ullman und anderen.

John White leistete als Verleger unseres Manuskripts einen wertvollen Beitrag; dafür danken wir ihm. Am allermeisten jedoch gilt unser tiefempfundener Dank den Ärzten und Krankenschwestern, die uns über ihre Erfahrungen mit sterbenden Patienten berichteten. Wir stehen tief in der Schuld von Chefärzten und Leitern der einzelnen Abteilungen indischer Krankenhäuser, die uns das Zusammentreffen mit den Ärzten und Krankenschwestern ihres Personals ermöglichten. Unsere besondere Wertschätzung gilt: Prof. H. S. Baijpai, Dr. M. P. Mehrotra, Dr. Mittal, Dr. Kedar Nath, dem Kollegen M. Tajudin, Prof. K. N. Udupa, Dr. Waishnava und anderen.

Für die vorliegende neue deutschsprachige Ausgabe geht der Dank an Gesa Dröge, die sich mit einer Überarbeitung für die Herausgabe eingesetzt hat.

Hinweis für den Leser:

Dieses Buch schildert unsere erste wissenschaftliche Untersuchung auf internationaler Ebene. Es könnte jedoch noch viel mehr getan werden. Wir bitten daher unsere Leser, uns Berichte über Visionen am Sterbebett und andere Erfahrungen aus diesem Bereich zukommen zu lassen, da dieses Material für die weitere Forschung wertvoll sein kann. Auch alle anderen konstruktiven Überlegungen und Hinweise für zukünftige Forschungsprojekte werden dankbar akzeptiert.

Bitte schreiben Sie an:

Dr. Erlendur Haraldsson

c/o American Society for Psychical Research,

5West 73rd Street, New York, N. Y. 10023. USA

EINFÜHRUNG (1977)

„Der Tod – ein neuer Anfang?“, von Dr. Karlis Osis und Dr. Erlendur Haraldsson, ist ein Buch über die paranormalen Erfahrungen Sterbender, wie sie von Ärzten und Krankenschwestern beobachtet wurden. Es sollte in erster Linie von allen Forschern und Wissenschaftlern gelesen werden, die sich mit den Fragen und Problemen der in jüngster Zeit vielfach publizierten Sterbeforschung (Moody, Kübler-Ross) befassen.

Man muss Dr. Osis und Dr. Haraldsson seine Hochachtung aussprechen für die jahrelange harte, geduldige und hingebungsvolle Arbeit, die sie in einem Bereich geleistet haben, der noch vor ein paar Jahren, als ihre Untersuchung begann, tabu war. Von der diesseitig orientierten und skeptischen Welt, in der sie leben, konnten sie wenig Unterstützung erwarten. Ebenso wenig von einer Gesellschaft, die zwar die Mittel hat festzustellen, ob es Leben auf anderen Planeten gibt, die aber andererseits so wenig über das Leben und den Tod auf dem Planeten Erde weiß.

Die Arbeit der beiden Autoren ist still und unauffällig getan worden; ich bin sicher, dass nur ein kleiner Prozentsatz unserer Bevölkerung überhaupt von ihnen weiß. Leuten wie ihnen, die »im Stillen wirken« und Jahre ihres Lebens bewusst der sorgfältigen Untersuchung des sterblichen Endes des Menschen widmen, ist es zu verdanken, dass wir schließlich verstehen werden, dass der Tod nicht ein Ende, sondern ein neuer Anfang ist – ein Übergang in eine höhere Form des Bewusstseins.

In Hunderten von Fällen haben die Autoren die Erfahrungen von Hindus und Christen in Indien und Amerika untersucht, um über die subjektiven Erlebnisse, die die Patienten an der Pforte des Todes hatten, genaue Daten zu sammeln. An diesem Punkt angelangt, ähneln sich die menschlichen Erfahrungen und unterscheiden sich im Hinblick auf ihre religiösen oder kulturellen Hintergründe kaum. Weit mehr werden sie von der Tiefe und Echtheit eines vorhandenen Glaubenssystems beeinflusst, was sich bei unseren eigenen Untersuchungen bestätigt hat.

Jeder, der am Leben nach dem Tod interessiert ist, sollte sich die Zeit nehmen, dieses Buch zu lesen. Die Tiefe und sorgfältige Ausarbeitung seines Inhalts gibt uns einmal mehr die Bestätigung für ein Leben nach dem »Tod«. Vielleicht ebenso wichtig ist, dass hier die Tatsache belegt wird, dass bei der Geburt und im Tod alle Menschen gleich sind. Es ist die Art unseres religiösen Engagements – und nicht der konfessionelle Stempel –, die wohl eine grundlegende Bedingung für unseren eigenen, friedvollen Übergang in das Reich Gottes darstellt.

Dr. med. Elisabeth Kübler-Ross

(Autorin des Buches „Interviews mit Sterbenden“)

VORWORT VON PROF. DR. ERLENDUR HARALDSSON ZUR AKTUALLISIERTEN NEUAUSGABE

„At The Hour of Death“ von Drs. Karlis Osis und Erlendur Haraldsson kam zuerst im Jahr 1977 heraus und ist längst zu einem Klassiker auf seinem Gebiet geworden. Es gibt zahlreiche Übersetzungen und Ausgaben, das Buch ist immer wieder gedruckt worden, zuletzt wiederholt in englischer Sprache bei „White Crow Books“ in 2012.

In den letzten Jahren sind einzelne nennenswerte Untersuchungen gemacht worden. Der Londoner Psychiater und Neurologe Peter Fenwick und seine Frau Elizabeth unternahmen Untersuchungen zu »End-of-life Experiences« (ELE) – Erfahrungen am Lebensende. Hierunter versteht man Nahtoderlebnisse, Sterbebettvisionen und »deathbed coincedences«; letzteres bezeichnet seltsame Ereignisse, die zuweilen um die Zeit des Sterbens zu beobachten sind, wie zum Beispiel stehenbleibende Uhren.

Nachdem die Fenwicks zahlreiche Fernseh- und Zeitungsinterviews gegeben hatten, erhielten sie Briefe mit bemerkenswerten persönlichen Beobachtungen. Eine Beschreibung von einer Pauline Drew war besonders eindrucksvoll. Sie betraf ihre Mutter:

»Plötzlich schaute sie intensiv zum Fenster. Dann drehte sie sich plötzlich zu mir und sagte: »Bitte, Pauline, habe nie Furcht vor dem Sterben. Ich habe ein schönes Licht gesehen, und ich näherte mich dem Licht … es war so mächtig, dass es mir wirklich schwerfiel, davon los zu kommen«. Am nächsten Tag, als es Zeit war für mich nach Hause zu gehen, sagte ich zu ihr: »Tschüss Mutter, bis morgen.« Sie schaute mir direkt in die Augen und sagte: »Ich bin nicht besorgt wegen morgen, und Du darfst es auch nicht sein, versprich es mir.« Traurigerweise starb sie am nächsten Morgen… aber ich wusste, sie hat an diesem Tag etwas gesehen, das ihr Trost und Frieden gab in dem Wissen und in dem Bewusstsein, nur noch wenige Stunden am Leben zu sein.

(Fenwick, 2008, S. 6).

In manchen Fällen ereigneten sich diese Erlebnisse am Lebensende völlig unerwartet und sprachen gegen den eigenen Glauben der Patienten, die eine Möglichkeit eines Lebens nach dem Tode ausschlossen.

Eine Krankenschwester berichtete:

Ich pflegte eine Freundin, die ganz davon überzeugt war, dass es kein Leben nach dem Tode gibt. In ihren letzten Stunden wurde sie ganz ruhig und friedvoll, wachte ab und zu aus ihrer Bewusstlosigkeit auf und sagte deutlich und fröhlich so etwas wie: »Ich werde bald wissen. Weiter damit. Ich bin jetzt bereit zu gehen«. Und dann sagte sie: »Es ist so wunderschön«. Nach diesen Worten wurde sie wieder bewusstlos. Sie war ganz offensichtlich zufrieden, glücklich und im Frieden mit sich selbst. Dies war eine wunderbare Erfahrung für ihren Partner und mich. (Fenwick, S. 27)

Die Fenwicks führten auch ausführliche Interviews mit Pflegepersonal – darunter auch Ärzte – in Krankenhäusern und Hospizen – insgesamt über vierzig Interviews. Zuvor wurde den Interviewten ein Fragebogen zugeschickt, auf dem sie ihre Beobachtungen am Sterbebett niederschrieben. Danach folgte das ausführliche Interview.

Die ersten Studien waren retrospektiv, so wie bei Osis und Haraldsson; die Berichterstatter erzählten in einem einstündigen Interview von ihren Beobachtungen, wobei sie sich auf ihr Gedächtnis verlassen mussten. Manche von ihnen betrachteten die Erfahrungen am Lebensende (ELEs) als einen prognostischen Indikator, der darauf hindeutete, dass das Ende nahe war. Außerdem waren die Erscheinungen von verstorbenen Verwandten mit Abhol-Absicht für sie ein Zeichen für ein friedvolles Ende. Nach den Interviews baten die Fenwicks das Pflegepersonal, ihre Beobachtungen bei zukünftigen Sterbebett-Erfahrungen zu intensivieren. Daraufhin wurden sie erneut interviewt. Die Ergebnisse waren die gleichen, allerdings umfangreicher. Insgesamt wurden 40 Pflegepersonen ausführlich interviewt.

Die Fenwicks fanden in all ihren Studien die Bestätigung des Pflegepersonals, dass die Erfahrungen am Lebensende nicht durch Medikamente zustande gekommen waren. Es war ihnen klar, dass viele dieser Patienten, vielleicht die meisten, Medikamente zu sich nahmen, die zuweilen Halluzinationen verursachen könnten. Aber die Pflegekräfte bestanden darauf, dass solche Halluzinationen eine völlig andere Qualität als Lebensende-Erfahrungen hatten, und eine ganz andere Wirkung auf den Patienten ausübten.

Zwei Beispiele für Begegnungen mit Verwandten:

»Plötzlich setzte meine Großmutter sich im Bett auf und lächelte. Sie sagte: »Ich gehe jetzt, und hier sind Vater und Georg gekommen, um mich zu treffen«. Sie starb noch mit diesem Lächeln auf ihrem Gesicht. Meine Mutter hat dies nie vergessen«. (Fenwick, S. 32)

»Mein Vater war am Sterbebett seines Vaters und war sehr besorgt. Mein Großvater sagte dann zu ihm: »Sei nicht besorgt Leslie, ich bin ganz in Ordnung, ich kann sehen und hören – etwas außerordentlich Schönes – und Du darfst nicht besorgt sein«. Er starb ruhig und lautlos, und war luzid bis zum Ende«. (Fenwick, S. 37)

Una MacConville untersuchte in Irland, was Laien und Professionelle unter dem Begriff »ein guter Tod« unter Patienten in palliativer Behandlung verstehen. Es erwies sich, dass viele der Patienten verstorbene Verwandte kurz vor ihrem Tod sahen.

Ein Arzt berichtete von Sterbenden, die anfangen verstorbene Verwandte zu sehen. Er bestätigte die Annahme des zeitnahen oder unmittelbar bevorstehenden Todes.

45 Prozent der Sterbenden erlebten Erscheinungen von verstorbenen Verwandten und 23 Prozent erlebten Lichterscheinungen. Die Erlebnisse der Sterbenden waren oft mit Freude verbunden. Sehr beachtenswert ist, dass diese Phänomene in einzelnen seltenen Fällen auch von Anwesenden beobachtet wurden. Raymond Moody hat 2010 ein Buch über solche Fälle geschrieben.

Dr. Christopher Kerr vom „Hospice Buffalo“ hat 59 Kranke, die kurz vor ihrem Tod standen, ausführlich zu ihren Träumen und Visionen interviewt und befragt. Etwa die Hälfte der Träume/Visionen fand im Schlaf statt, die andere Hälfte im wachen Zustand. Träume/Visionen von Verstorbenen waren wesentlich (significant) mehr tröstend (more comforting) als Träume/Visionen von Lebenden. Die Träume nahmen zu, je mehr sich die Sterbenden dem Zeitpunkt des Todes näherten.

(Website: http://notendur.hi.is//~erlendur/english)

Reykjavik, im September 2017

Quellen:

Peter and Elizabeth Fenwick (2008): The Art of Dying. A Journey to Elsewhere. (London and New York. Continuum)

Una MacConville (2010): Surveying Deathbed Phenomena in Irish Palliative Care. Irish Medical Times, 6 May.

Una MacConville (2017): Near-to-Death Experiences: Gatherings of the Living and the Dead. Proceedings from the 2013 Archaeology of Gatherings International Conference at IT Sligo, Ireland. (Bar International Series 2832)

C. W. Kerr et al. (2014): End-of-life dreams and visions: a longitudinal study of hospice patients’ experiences. (Journal of Palliative Medicine, 173(3), 296b-303)

Raymond Moody with Paul Perry (2010): Glimpses of Eternity. Sharing a loved one´s passage from this life to the next. (New York: Guideposts)

Prof. Dr. Erlendur Haraldsson (links) und Dr. Karlis Osis (rechts) 1973 in Indien während ihrer Forschungen zu Sterbebett-Visionen.

Zwischen ihnen stehen ihre Mitarbeiter Dr. Jamuna Prasad und Parmeshwar Dayal aus Allahabad. Sie waren Haraldsson und Osis behilflich, während sie Ärzte und Krankenschwestern in indischen Krankenhäusern interviewten.

MEINE ERFAHRUNGEN ALS STERBEBEGLEITERIN IN DER EHRENAMTLICHEN HOSPIZARBEIT

(VON GESA DRÖGE)

Seit 2005 bin ich in der ehrenamtlichen Hospizarbeit tätig, zunächst als Sterbebegleiterin, später auch als Koordinatorin. Die ersten 4 Jahre habe ich neben der ambulanten Begleitung auch Sterbende auf der hiesigen Palliativstation begleitet. 2010 folgte die Publizierung meines Buches »Der Wahrheit auf der Spur – Gedichte zwischen Leben und Tod«, seither bin ich freie Dozentin. Mein Schwerpunkt im Umgang mit Sterbenden sind die Sterbebett-Visionen; oft im Zusammenhang mit nächtlichen spontanen Begleit-Einsätzen.

Nach meiner Erfahrung mit Sterbenden kann ich die Studienergebnisse von Erlendur Haraldsson und Karlis Osis bestätigen.

Ich möchte vier Fälle – neben zahlreichen weiteren Fällen – aus eigenen Begleitungen schildern, die mir in guter Erinnerung geblieben sind, besonders so genannte »take-away cases«, bei denen ein »Botschafter« (ein bereits Verstorbener) erscheint, um den Sterbenden auf dem Weg nach drüben, ins Jenseits, »abzuholen«.

Fallbeispiel 1:

Herr K., 102 Jahre alt, bekommt regelmäßig Besuch von Familienangehörigen, Freunden und Bekannten. Er wird zusehend schwächer, berichtet mir von nächtlichen Träumen, in denen er bereits Verstorbenen begegnet, von denen er »weiß«, dass sie ihn abholen werden. Weiterhin erwähnt er, dass er zwar Versuche unternommen habe, seinen Familienmitgliedern davon zu berichten, aber keinerlei Offenheit und Verständnis dafür vorhanden sei, sondern eher deutlich signalisierte Ablehnung.

Herr K. empfängt mich mit den Worten: »Ich hatte gerade Besuch von meiner Familie, die drei Stühle stehen noch im Raum. – Setzen Sie sich doch«, fährt er zögerlich fort, »aber bitte nicht auf diesen Stuhl …« Er zeigt auf den Stuhl direkt neben seinem Bett: »…, denn auf dem sitzt schon jemand.«, höre ich ihn leise sagen.

Sein unsicherer, aber gespannter Gesichtsausdruck verrät mir, dass es ihn offensichtlich Überwindung gekostet hat, mir dies mitzuteilen.

Intuitiv gebe ich ihm zur Antwort: »Ja, ich weiß.« (Anm.: Beim Hereinkommen in sein Zimmer nahm ich Schattenumrisse auf dem benannten Stuhl wahr.) Herrn K.‘s Mimik löst sich unmittelbar in Tränen auf: »Endlich mal jemand, der mich ernst nimmt, mit dem ich darüber sprechen kann«. Daraufhin berichtet er mir ausführlich von seinen Visionen und Trauminhalten. Wir sind zu dritt im Zimmer: Herr K., seine (vor vielen Jahrzehnten verstorbene) Großmutter und ich.

Drei Tage später stirbt Herr K. in dem Wissen, dass ihn seine Großmutter abholen wird, die er zuvor sitzend auf dem Stuhl gesehen hatte und mit der er eine visuelle und verbale Kommunikation hatte.

Fallbeispiel 2:

Frau M., 46 Jahre alt, christlich orientiert; kann nicht mehr aus dem Bett aufstehen. Ihr flehendes Rufen ist bereits im langen Flur zu hören: »Mama, Mama …«. Ihre Mutter verstarb vor 3 Jahren.

Als ich das Zimmer betrete, lässt sich Frau M. nur mit viel Zureden und Geduld beruhigen. In einem Gespräch berichtet sie mir, dass sie vollkommen bewusst ihre Mutter im Flur wahrnimmt. Frau M. stellt die Frage: »Warum kommt meine Mutter nicht zu mir ins Zimmer?« Weiter berichtet Frau M., dass das Pflegepersonal kaum Gesprächsbereitschaft zeigen würde – bis auf eine Pflegerin.

Ich antworte: »Vielleicht möchte Ihre Mutter, dass Sie zu ihr gehen und nicht umgekehrt«.

»Meine Mutter ist bereits bei Gott. Ich mache mich auch bald auf den Weg zu Gott. Meine Mutter will mich wohl abholen, ich sehe, wie sie mich zu sich winkt«.

Als ich Frau M. wenige Tage später besuche, liegt sie friedlich in ihrem Bett. Sie hat verinnerlicht, dass sie im Sterben nicht alleine sein wird und ihre Mutter bei ihr sein wird. Am selben Abend stirbt Frau M. friedlich und entspannt.

Fallbeispiel 3:

Frau K., 56 Jahre alt. Seit ein paar Tagen hält sie einen Bronze-Engel in ihrer Hand, den sie als ihren »Begleiter« bezeichnet und berichtet mir von einem nächtlichen Traum:

»Mir ist mein Engel im Traum begegnet, es ist Gabriel (Erzengel) – und meine verstorbene Tante. Der Engel sagte mir, dass ich auf dem Weg zu ihm sei und er mich begleiten würde, bis ich dort angekommen bin. Meine (verstorbene) Tante stand neben ihm und winkte mich mit ihrer Hand zu sich …« Frau K. macht eine kurze Sprechpause. Sie fährt fort: » … und im Hintergrund stand ein kleines Mädchen, das aussah wie mein Patenkind – Aber … das kann doch gar nicht sein …« Frau K. sieht mich fragend an.

Am Abend desselben Tages besuche ich sie erneut. Sie strahlt: »Ich sehe Gabriel über meinem Bett schweben. Ich brauche keinerlei Angst mehr zu haben und mache mich jetzt auf den Weg«.

Etwa drei Stunden später stirbt Frau K.

Wenige Tage später erfuhr ich von ihrem Ehemann, dass ihr Patenkind bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Der Todeszeitpunkt lag synchron zu dem Erscheinen des Mädchens in Frau K.‘s Traum.

Der Ehemann berichtete weiter, er habe herausgefunden, dass der Namenstag des Erzengels Gabriel mit seinem Geburtsdatum übereinstimme. Insgesamt gesehen würde der Ehemann ab jetzt nicht mehr an Zufälle glauben, sondern das Wort »Fügung« verwenden.

Fallbeispiel 4:

Herr U., 46 Jahre alt, gab an, in seinem Zimmer »Geister« zu sehen und zu hören, wie sie mit ihm sprachen; besonders nachts, wie er eindrücklich beschrieb. Herr U. war Kunstmaler, so malte er mit Buntstiften Bilder von seinen Geistern. Erstaunlicherweise waren sie nicht in grauen Farbtönen, sondern sehr farbenfroh und vermittelten dem Betrachter sofort einen freundlichen, keinen angsteinflößenden Eindruck. Jeder, der sein Zimmer betrat, sah einige DIN-A3-große Gemälde auf dem Tisch liegen, andere hatte Herr U. mit Stecknadeln an den Wänden befestigt. Eines Tages beklagte er sich bei mir: »Alle hier Hereinkommenden schauen auf die Bilder, und manche fragen auch, was darauf genau zu sehen sein soll. Sobald ich das Wort Geister erwähne und, dass ich mit ihnen spreche, wird ausgewichen oder das Gespräch wird abgebrochen. – Warum? Die schauen mich an, als sei ich verrückt. Der Arzt sagt mir, das seien Nebenwirkungen von einem der Medikamente, die ich nehme.« Ich gab ihm zu verstehen, dass die wenigsten Menschen offen für seine Realitätsebene seien, geschweige denn, dass sie diese Ebene überhaupt ernst nehmen würden.

Auf Wunsch von Herrn U. und im Einvernehmen mit dem Arzt wurde das verdächtige Medikament für 2 Tage vollständig abgesetzt, um festzustellen, ob die »Halluzinationen« – so die Formulierung des Arztes – danach verschwunden sein würden oder nicht.

Der einzige, der große Augen machte, war der Arzt, denn Herr U. sah und hörte am 4. Tag weiterhin seine Geister; nach Aussage von Herrn U. noch klarer und deutlicher als vor den 4 Tagen.

Der Arzt geriet in Erklärungsnot und ging aber schließlich – zur Verwunderung aller Beteiligten in der Hospiz-Einrichtung – auf Herrn U.‘s Bilder und deren Aussagen ein.

Eine gute Woche später besuchte ich Herrn U. erneut. Ein neu gemaltes Bild in den Farben rot-blau-grün hing an der Wand: Zu erkennen waren zwei »Geister«, ein großer links, ein kleiner rechts etwas dahinter. Bei beiden waren Augen und Mund erkennbar; der linke hatte einen roten Bart. »Ich weiß jetzt, woher die Geister kommen: es sind Verstorbene. Der mit dem Bart ist mein Urgroßvater und der kleine – das werde ich sein, wie ich ihm folgen werde. Das ist ein Bild der nahen Zukunft, die bald eintreten wird.«

»Woher wissen Sie das so genau?« fragte ich ihn. »Ich hatte im Zimmer nachts einen Geist mit rotem Bart gesehen, der mir zurief: ‚ich kenne Dich‘. Heute Morgen hatte ich Besuch von meiner alten Tante, die das neue Bild bestaunte und sofort den roten Bart entdeckte. Sie sagte, dass mein Urgroßvater rötliche Harre gehabt hätte mit einem langen Bart. Davon wusste ich bisher nichts, ich habe ihn nie kennen gelernt und es gibt kein Foto von ihm«.

Von da an sprach Herr U. ständig in Dialogen, die er mit seinem Urgroßvater führte.

Eine Krankenschwester saß eine Weile an seinem Bett und hörte ihm schweigend zu. »Von Herrn U. können wir alle lernen«, stellte sie fest.

In der Überzeugung, dass sein Urgroßvater bei ihm war, starb Herr U. am nächsten Tag.

Was können wir tun, um Sterbende besser zu verstehen?

Wir müssen nichts tun – wir begleiten Sterbende mit unserem Dasein, unserer Zeit. Es gilt, Sterbenden in Achtsamkeit, in Würde und Liebe dort zu begegnen, wo sie im Augenblick stehen und ihre Äußerungen (Symbolsprache, Renz) nicht missionarisch zu (be-)werten, sondern wertfrei zur Kenntnis zu nehmen in einer Sichtweise, die ihre Realität nicht in Frage stellt.

Die von vielen Sterbenden bestätigte Erfahrung, dass sich ihre Wahrnehmung verändert (verschiebt) und sich ihr Bewusstsein augenscheinlich erweitert, je näher ihr Todeszeitpunkt rückt, scheint ein Schlüssel zu noch verschlossenen, unbekannten Türen zu sein.

Die Zeugnisse Sterbender könnten Menschen enorm helfen, ihre Ängste vor dem Tod abzubauen.

Die bekannte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross schreibt in dem Vorwort zu dem Buch von Raymond Moody »Life after life« (1975) - Moody; »Leben nach dem Tod« (1977):

Diese Patienten (…) haben dabei ein tiefes Gefühl von Frieden und Ganzheit gehabt. Die meisten haben eine andere Person wahrgenommen, die ihnen behilflich war bei ihrem Übergang auf eine andere Seins-Ebene. Die meisten wurden begrüßt von früher Verstorbenen, die ihnen nahegestanden hatten oder von einer religiösen Gestalt, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt hatte und die natürlich ihren Glaubensüberzeugungen entsprach.

Monika Renz und Evelyn Elsaesser scheinen die einzigen Sterbeforscherinnen zu sein, die über das Thema Sterbebettvisionen im Deutschsprachigen publizieren. Mangelnde interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen trägt sicherlich auch einen Teil dazu bei, dass der Begriff der Sterbebett-Visionen hierzulande bisher recht unbekannt geblieben ist. Der Bekanntheitsgrad ist im Englischsprachigen weitaus größer.

Bei Evelyn Elsaesser heißt es:

Die grundlegende Frage ist, herauszufinden, ob es sich bei Visionen um Wahrnehmungen ohne Objekt handelt (also um Halluzinationen) oder um extrasensorische Wahrnehmungen einer (nicht materiellen) Realität, die mit den fünf Sinnen nicht erfasst werden kann. Die Schwierigkeit besteht darin, einen Zustand der Verwirrung, der sich durch Halluzinationen ausdrückt, von einer Vision zu unterscheiden. Ein umfangreiches Wissen über das Phänomen des Bewusstseins in Todesnähe (Nearing Death Awareness, Maggie Callanan, Patricia Kelley, 1993) kann dies erlauben.

Nach 17 Jahren Erfahrung mit Sterbenden schreibt Monika Renz in ihrer These:

Sterbende durchlaufen eine Wahrnehmungsverschiebung (dying as a transformation of perception) und einen Übergang (transition). (…) Eine andere Welt, ein anderer Bewusstseinszustand, andere Sinneserfahrungen und eine andere Erlebnisweise rücken in den Vordergrund, (…).

Weiter formuliert sie diese Veränderung unter anderem als: Erfahrung von Sein, von Beziehung und von Würde.

Mein herzlicher Dank richtet sich an Prof. Dr. Erlendur Haraldsson für die Möglichkeit, seine Studien mit Karlis Osis aus meiner Erfahrung mit Sterbenden zu bestätigen und niederzuschreiben. Zudem freue ich mich sehr über einen Neudruck der bis heute weltweit wichtigsten, größten und aussagekräftigsten Studie zum Thema Sterbebettvisionen (Deathbed Visions DBVs), von deren Existenz und Realität die wenigsten deutschsprachigen Menschen Kenntnisse besitzen; geschweige denn – bei vorhandenen Erfahrungen im eigenen (Familien-)Umfeld – diese einordnen können.

Mit der vorliegenden neuen Ausgabe des Buches in deutscher Übersetzung möge es gelingen, dem Thema der Sterbebettvisionen ebenso in Deutschland zu seiner würdevollen Integration zu verhelfen.

»Der Tod – ein neuer Anfang?« findet in der Publizierung dieser neuen Ausgabe eine verdiente Chance, sich auch in Deutschland dauerhaft zu etablieren und somit einen wichtigen Beitrag im Umgang mit Sterbenden zu leisten, von denen wir alle lernen können.

Wenn überhaupt Beweise bzw. Hinweise für ein Weiterleben nach dem physischen Tod erbracht werden können, dann sind es zweifelsohne die Aussagen von Sterbenden.

Website: http://www.sterbebegleitung-jenseitskontakte.de/

Lüneburg, im September 2017

Quellen:

Monika Renz (2011): Hinübergehen: Was beim Sterben geschieht. (Kreuz Verlag, S. 24 u. a.) (Englische Übersetzung: Dying: a transition. (2015). Columbia.)

Evelyn Elsaesser (2008): Bewusstsein der Todesnähe. Faszinierende Erfahrungen kurz vor dem Tod. Beitrag zum Symposium des Netzwerks Nahtod-Erfahrung e.V. 28.-30. September.

Elisabeth Kübler-Ross (1977): Vorwort in Raymond Moody´s. “Life after life (1975)” (Mockingham Books) (Deutscher Titel: Leben nach dem Tod 1977 / S. 9 – 11)

Meggie Callanan und Patricia Kelley (1993): Mit Würde aus dem Leben gehen. Ein Ratgeber für die Begleitung Sterbender. (München, Droemer Knaur) (Originaltitel: Final Gifts: understanding the special awareness, needs, and communications of the dying.)

Kapitel 1

DAS MYSTERIUM DES TODES: WAS WIR GLAUBEN UND WAS WIR WISSEN

Keine Wahl bleibt unbeeinflusst von der Art, wie die Persönlichkeit des Menschen ihr Schicksal sieht und der Körper seinen Tod. Wenn man der Sache auf den Grund geht, ist es unsere Vorstellung vom Tod, die über unsere Antworten auf alle Fragen, die uns das Leben stellt, entscheidet . . . Auch von daher besteht die Notwendigkeit, sich auf ihn vorzubereiten.

Dag Hammarskjöld

Wohl der wichtigste Bereich der menschlichen Erfahrung, den wir untersuchen können, ist unser unvermeidliches Ende im Tod. Der vorherrschenden wissenschaftlichen Weltsicht gemäß ist dies ein hartes Ende. Die medizinischen Schriften lehren uns mit deutlichen Worten, dass etwa innerhalb einer Viertelstunde, nachdem das Herz aufgehört hat das Blut in Bewegung zu halten, das Gehirn nicht mehr ernährt wird und rapide zu verfallen beginnt. Zu diesem Zeitpunkt, so behaupten die Lehrbücher, gibt es die Persönlichkeit des Patienten einfach nicht mehr. Sie wird unwiderruflich zerstört. Das Individuum hört auf zu existieren.

Jahrhundertelang haben die medizinischen Schulen den Ärzten und Krankenschwestern diese grausame und kompromisslose Vorstellung eingeimpft – denjenigen, die uns helfen sollen, wenn wir sterben. Aber ist diese Ansicht von der menschlichen Natur wirklich so einwandfrei bewiesen, dass sie keinen Zweifel zulässt? Ist sie eine solide Wahrheit, auf die wir uns in allen Situationen verlassen können?

Überraschenderweise widersprechen die Erfahrungen der Sterbenden selbst häufig der allgemein akzeptierten medizinischen Ansicht. Welche Einsichten können uns die Sterbenden vermitteln? Was erleben sie wirklich? Was »sehen« sie, wenn es zu Ende geht? Ist der Tod, so wie sie ihn sehen, düstere Vernichtung oder ein neuer Anfang?

Obgleich die meisten Patienten offenbar in das Vergessen gleiten, ohne sich dessen bewusst zu sein, gibt es einige, die bis zum Schluss bei klarem Bewusstsein und in der Lage sind, ihre Erfahrungen zu berichten, bevor sie sterben. Sie sehen die Erscheinungen von verstorbenen Verwandten und Freunden. Sie sehen religiöse und mythologische Figuren. Sie sehen unirdische Welten, die sich durch Licht, Schönheit und intensive Farben auszeichnen.

Diese Erfahrungen wirken verändernd. Sie bringen Heiterkeit, Frieden, freudige Erregung und religiöse Empfindungen mit sich. Im völligen Gegensatz zu der üblichen Düsternis und dem Elend, was gemeinhin vor dem Sterben erwartet wird, sterben die Patienten einen »guten Tod«. Obwohl andere Patienten auf dem Sterbebett nicht von Visionen berichten, erfahren sie nichtsdestoweniger die gleiche Veränderung, was manchmal sogar den körperlichen Schmerz verschwinden lässt. Unabhängig voneinander wurde unsere Aufmerksamkeit im Laufe unserer Arbeit als Forscher im Bereich des Paranormalen und Medialen auf diese bemerkenswerten Fälle von Visionen am Sterbebett gelenkt.

Beide waren wir zutiefst beeindruckt von der Gleichartigkeit der Einzelheiten in den anekdotischen Berichten. Da wir beide in gleicher Richtung interessiert waren, war es nicht besonders merkwürdig, dass uns die Umstände schließlich zusammenbringen sollten, um eine langfristige Studie auf der Suche nach den Antworten auf die obengenannten Fragen fertigzustellen: Eine Untersuchung der Menschen auf dem Sterbebett, die während der letzten Stunden ihres Lebens bei vollem Bewusstsein waren. Wir haben von unseren Untersuchungen den Eindruck, dass sie die erste wirklich wissenschaftliche Forschungsarbeit über die Erfahrungen der Sterbenden in der Stunde ihres Todes ist. Zum einen haben wir eine gewaltige Menge von Daten durch die umfassenden Beobachtungen von Ärzten und Krankenschwestern gesammelt, die beim Sterben zugegen waren. Zum anderen waren unsere Forschungen interkulturell insofern, als sie sich auf medizinisches Personal in Amerika und Indien erstreckten. Zum dritten sind unsere Daten mit Hilfe von modernen Stichprobentechniken einschließlich Fragebögen und eindringlichen Interviews sorgfältig und systematisch gesammelt worden. Viertens wurden diese Daten komplizierten statistischen Prüfmethoden und einer Inhaltsanalyse durch eine Auswertung mit Computern unterzogen.

Obwohl wir an diese Forschungen den Maßstab wissenschaftlicher Genauigkeit anlegten, haben wir auch den direkten Zugang zur persönlichen Erfahrung des Einzelnen, wie sie in unseren Befragungen enthalten ist, nicht außer Acht gelassen. Das Problem des Todes und des Sterbens kann man nicht nur verstandesmäßig erfassen. Vielmehr sollte es mit der ganzen Tiefe unseres Seins erfasst werden. Deshalb haben wir versucht, es sowohl objektiv als auch subjektiv zu untersuchen. Wir ließen uns die unmittelbaren Aussagen der Sterbenden mitteilen, wo immer es möglich war. Das versetzte uns in die Lage, mit dem, was wirklich in den Krankenzimmern geschah, in direkten Kontakt zu treten.

Was wir herausgefunden haben, ist ebenso überraschend wie hoffnungsvoll. Dieses Buch bietet neues Beweismaterial zur Frage eines Weiterlebens nach dem Tod. Es beruht auf den Beobachtungen von mehr als tausend Ärzten und Krankenschwestern. Um unsere Schlussfolgerungen vorwegzunehmen, wollen wir hier festhalten, dass dieses Beweismaterial in hohem Maße für ein Leben nach dem Tod spricht. Keine andere Hypothese ist ebenso gut imstande, eine Erklärung für die vorliegenden Daten zu liefern. Die Visionen im Sterbebett können weder durch medizinische noch durch psychologische noch durch kulturelle Bedingungen wegdiskutiert werden. Zudem sind sie relativ unabhängig vom Alter, vom Geschlecht, von der Erziehung, von der Religion und von der sozialen Stellung der Betreffenden. Wenn wir mit einem kurzen Blick das übrige Beweismaterial aus anderen kompetenten Forschungen zu dieser Frage streifen und es mit unseren Ergebnissen zusammen betrachten, so gelangen wir zu der Überzeugung, dass die Gesamtheit der vorliegenden Informationen einen auf Tatsachen beruhenden, rationalen und damit realistischen Glauben an ein Leben nach dem Tod ermöglicht.

Allerdings möchten wir in diesem Zusammenhang betonen, dass unsere Ergebnisse nicht als abschließende Antworten auf das in Frage stehende Problem betrachtet werden sollten. Tatsächlich sind wir der Meinung, dass es anmaßend und falsch wäre, unsere Forschungen als endgültige Feststellungen zu diesem Thema hinzustellen. Nichtsdestoweniger zeichnet das gesamte bisherige Beweismaterial ein in sich stimmiges, wenn auch vorläufiges Bild von einem Leben nach dem Tode. Nach unserem Dafürhalten haben unsere Untersuchungen unbekannte Tatsachen aufgedeckt und uns Einzelheiten und ein neues Verständnis dessen vermittelt, was bislang »das große Unbekannte« genannt wurde.

Man betrachte beispielsweise die zwei folgenden Fälle. Sie sind weitgehend typisch für die mehr als tausend Fälle dieser Art, die wir gesammelt haben:

Eine siebzigjährige Patientin hatte ihren verstorbenen Ehemann schon mehrere Male gesehen, als sie schließlich ihren eigenen Tod ankündigte. Sie sagte, dass ihr Mann am Fenster erschienen sei und ihr bedeutet hätte, aus dem Haus herauszukommen. Der Grund für seine Besuche war, dass sie sich ihm anschließen sollte. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre Tochter und ihre Verwandten bei ihr. In deren Anwesenheit kündigte sie ihren eigenen Tod an, holte ihre Sterbekleidung aus dem Schrank, legte sich für ein Nickerchen hin und verschied etwa eine Stunde später. Sie erschien ruhig in ihren Tod ergeben, und sie wollte auch wirklich sterben. Sie hatte nie von ihrem bevorstehenden Ende gesprochen, ehe sie die Erscheinung ihres Mannes gehabt hatte. Ihr Arzt war dermaßen über diesen plötzlichen Tod, für den es keine ausreichende medizinische Erklärung gab, überrascht, dass er überprüfte, ob sie sich nicht selbst vergiftet hatte. Er fand aber dafür keinerlei Anzeichen und keine entsprechenden Arzneimittel im Haus.

Typisch ist auch der folgende Fall einer sechzigjährigen Frau, die an Darmkrebs litt. Der Arzt berichtet:

Plötzlich öffnete sie ihre Augen. Sie rief ihren (verstorbenen) Mann bei seinem Namen und sagte, dass sie im Begriff sei, zu ihm zu kommen. Sie hatte das friedlichste und schönste Lächeln auf dem Gesicht, geradeso, als würde sie in die Arme eines Menschen eilen, an den sie ständig dachte. Sie sagte: »Guy, ich komme«. Sie schien nicht zu bemerken, dass ich anwesend war. Es war fast, als wäre sie in einer anderen Welt. Es war, als wenn sich ihr etwas Wunderschönes offenbart hätte; sie erlebte in diesem Augenblick etwas Wundervolles und Herrliches.

Man kann von einem solchen Fall für sich genommen nicht sagen, dass er irgendetwas beweist. Halluzinationen können auf vielfache Art und Weise erklärt werden. Wenn wir jedoch all diese Fälle mit Hilfe des Computers auf ihre besonderen Merkmale hin überprüfen, dann lässt sich daraus vielleicht ersehen, ob sie die Vorstellung eines Weiterlebens unterstützen oder für eine Zerstörung der Persönlichkeit am Ende des Lebens sprechen.

Im Laufe unserer Forschungen sind wir ziemlich häufig Berichten begegnet, die von einem plötzlichen Aufschwung in der Gemütsverfassung der Patienten kurz vor ihrem Tod sprechen. »Sie fangen an zu strahlen«, wurde häufig berichtet. Andere erzählen: »Unerklärlicher Friede und Heiterkeit überkommen sie.« Warum geschehen solche Dinge wohl? Etwa, weil die sterbenden Patienten sich in einem Vernichtungsprozess befinden – sozusagen auf dem elektrischen Stuhl der Natur sitzen? Offensichtlich nicht! Die inneren Wandlungen bei den Patienten sind in manchen Fällen so tiefgehend, dass sie einige der medizinischen Beobachter erschrecken und bei anderen eine Änderung in ihrem Leben hervorrufen. Besonders schockierend war die folgende Erfahrung: Ein Arzt aus Boston wurde zu einem seiner Patienten gerufen, dessen Herz plötzlich zu schlagen aufgehört hatte. Der Patient wurde unter großen Anstrengungen und durch die Verwendung moderner Wiederbelebungstechniken ins Leben zurückgerufen. Natürlich erwartete der Arzt, dass der Zurückgeholte für das neu geschenkte Leben dankbar sein würde. Stattdessen öffnete er die Augen und machte dem Arzt ärgerlich Vorwürfe, indem er sagte: »Warum haben Sie mich zurückgeholt, Doktor? Es war so schön!« Offenbar war diese Sterbeerfahrung so beglückend, dass sie den stärksten Instinkt aufwog, den wir vermutlich haben: Den Willen zu leben.

Können wir solche Hinweise auf die Unsterblichkeit für bare Münze nehmen? Das wäre naiv. Wir können sie nicht richtig deuten, ohne mehr über die medizinischen, psychologischen und kulturellen Hintergründe des Patienten zu wissen. Beispielsweise bekommen viele Patienten im Endstadium zur Linderung der Schmerzen Morphiuminjektionen. Derartige Drogen können bizarre Wahrnehmungen hervorrufen; deshalb können wir die Geschichten der Patienten weder ohne weiteres annehmen noch ablehnen, ohne sie zunächst kritisch mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Sonst würden wir lediglich den vielen, bereits bestehenden widersprüchlichen Meinungen über das Leben nach dem Tod – die Ärzte sagen nein, die Geistlichen ja und die Patienten sind völlig verwirrt – eine weitere hinzufügen. Alle, Ärzte, Geistliche und Patienten gleichermaßen, müssen die Tatsachen herausfinden helfen. Sie müssen prüfen, ob die Tatsachen in einer sinnvollen Beziehung zueinanderstehen, was dann die Hypothese von einem Leben nach dem Tod entweder belegt oder widerlegt. Dieses Buch ist ein Versuch, genau das zu tun.

Selbstverständlich begann die Erforschung des Todes nicht erst mit den modernen Untersuchungen. In fast allen Kulturen hat man mehr oder weniger an ein Leben nach dem Tod geglaubt. Mindestens seit die Neandertaler vor einigen hunderttausend Jahren anfingen, ihre Toten zu begraben und sie mit rötlicher Erde einzureiben, scheint die Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tod bestanden zu haben. Solche primitiven Bestattungsbräuche waren stets mit einer gewissen Form von Religion verbunden, zum Beispiel mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod. Sie sind das stumme Zeugnis dafür, dass unsere menschlichen Vorfahren nicht durch und durch materialistisch waren. Auch die Menschen heute sind es nicht. Aus einer Umfrage, die das Gallup-Institut für Meinungsforschung 1975 machte (allgemein als Gallup-Umfrage bekannt), geht hervor, dass 69 Prozent aller Amerikaner glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Die Umfrage zeigt weiterhin, dass 20 Prozent nicht daran glauben, während 11 Prozent sagten, sie wüssten es nicht. Dieses Ergebnis wird durch eine 1973 erstellte Roper-Umfrage bestätigt, die festgestellt hatte, dass 70 Prozent der Amerikaner an ein Leben nach dem Tod glaubten.

Je nachdem, ob derjenige, der glaubt, eine vernünftige Grundlage für seinen Glauben hat, kann Glaube rational oder irrational sein. Eine bloße Meinung ist wertlos, unabhängig davon, wie allgemein verbreitet sie ist oder welche Autorität dahintersteht, sei es eine kirchliche Behörde oder eine medizinische Lehrmeinung. Wahres Wissen ist weit schwieriger zu erlangen als eine Meinung oder übernommene Glaubenshaltungen. Der rationale Glaube gründet sich auf Wissen, auf Tatsachen. Er wächst aus einer Erfahrung, die den Test der logischen Überprüfung und, soweit möglich, der wissenschaftlichen Untersuchung bestanden hat.

Die Gründe für den Glauben an ein Überleben zerfallen in drei Kategorien: Die philosophische, die mystisch-religiöse und die wissenschaftliche. Der philosophische Ansatz zum Problem des Todes beinhaltet einige traditionelle Argumente zugunsten der Lehre von einem persönlichen Überleben nach dem körperlichen Tod. Sie sind auf folgende Art und Weise sinnvoll zusammengefasst worden:1

1. Das ontologische Argument, das die Unsterblichkeit mit der Unkörperlichkeit und der Unwandelbarkeit der seelischen Substanz begründet.

2. Das teleologische Argument, das die Vorstellung vom Schicksal und der Funktion des Menschen einbringt, von seiner Anlage, sich selbst mehr und mehr aus den Bedingungen von Raum und Zeit zu befreien und seine intellektuellen und moralischen Fähigkeiten voll zu entwickeln, was unter den Bedingungen des irdischen Lebens unmöglich ist.

3. Das ethische Argument, nämlich die moralische Forderung nach dem endgültigen Ausgleich von persönlich erfahrenen Ungerechtigkeiten oder Vorteilen, für die es im Leben keinen Ausgleich gibt.

4. Das historische Argument, das heißt die Tatsache, dass dieser Glaube uralt und weitverbreitet ist, was beweist, dass er tief in der menschlichen Natur verwurzelt ist.

Obgleich diese Argumente jahrhundertelang eindringlich vertreten worden sind, ist es offensichtlich, dass sie nicht von allen akzeptiert werden. Warum? Vielleicht einfach deshalb, weil sie eher intellektueller Natur sind und nicht auf praktischer Erfahrung beruhen. Die klassischen Werke von R. M. Bucke „Cosmic Consciousness“ und William James „Die religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit“ bieten Dutzende von Beispielen mystischer Erfahrung, die das rationale Argument und die intellektuelle Auseinandersetzung unterlaufen. Für die Mystiker ist die traditionelle Furcht vor dem Tod nur Schall und Rauch. Das ist jedoch nicht das Ergebnis logischer Überlegungen, sondern der Tatsache, dass sie die Furcht als eine Illusion durchschaut haben. Sie sprechen davon, den Kosmos als lebendige Gegenwart erfahren zu haben, als ein Ganzes, in dem ein Sein jenseits des körperlichen Todes als gewiss erscheint.

Aber ebenso, wie Logik und Vernunft für sich allein bislang nicht ausgereicht haben, um ein sicheres Wissen über ein Leben nach dem Tod zu gewährleisten, haben es auch die unmittelbaren Erfahrungen der Mystiker nicht vermocht, allgemein überzeugend zu wirken. Aber gibt es eine andere Möglichkeit, mit deren Hilfe wir sowohl die Inhalte der Logik als auch die der Erfahrung auf ihre Wirklichkeit hin überprüfen können? Schließlich kann man auch – wie schon vielfach geschehen – großartige logische Gebilde, die ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit auf reiner Phantasie beruhen, einfach erfinden, wie zum Beispiel im paranoiden Wahn. Ebenso können halluzinatorische Erfahrungen als wirklich erscheinen, obgleich sie nur auf einer Eigenart eines kranken Gehirns beruhen. Was ist also zu tun, um den Wirklichkeitsgehalt unserer logischen Strukturen und überzeugenden Erfahrungen zu prüfen?

Kann man irgendetwas tun, um die Behauptungen, welche die Philosophie und die Mystik zu diesem Thema aufstellen, nachzuprüfen?

Unserer Meinung nach ist die Wissenschaft die Antwort. Damit meinen wir nicht unbedingt die vorherrschende Meinung der Wissenschaftler, sondern die Methode der Wissenschaft. Wir halten uns an das empirische Vorgehen. Weder die Philosophie noch die Autorität des Establishments gelten für uns als Richtlinien der Erkenntnis. Viel eher würden wir es einem in sich stimmigen Tatsachenmaterial zugestehen, festzulegen, was es tatsächlich gibt, was es nicht gibt und was es möglicherweise geben könnte.

Was hat uns also die Wissenschaft zum Problem des Todes und eines möglichen Lebens danach zu sagen, wenn man von diesen Voraussetzungen ausgeht?

Was uns die Wissenschaft offenkundig über ein Leben nach dem Tod darlegt, kann in fünf Hauptkategorien aufgeteilt werden. Jede dieser Kategorien enthält eigenständig abgeleitete Daten, und keine davon hängt von irgendeiner der anderen ab. Die Kategorien sind:

1. Mediumismus

2. Erscheinungen, besonders solche, die von mehreren Beobachtern gesehen werden

3. Reinkarnationserinnerungen

4. Seelenexkursionen

5. Beobachtungen am Sterbebett

Die letzte Kategorie ist das Thema dieses Buches. Die anderen sind in mehr als einem Jahrhundert der Forschung durch kompetente Parapsychologen entstanden. Wir werden diese Kategorien kurz im Kapitel 3 untersuchen und dabei eine neue parapsychologische Perspektive in die Untersuchung des Todesproblems einbringen. Nun wollen wir jedoch zu der Frage zurückkehren, was uns die Wissenschaft – abgesehen von der Parapsychologie – über den Tod zu sagen hat.

Die wissenschaftliche Untersuchung des Todes und des Sterbens wird Thanatologie genannt. Psychologen und Psychiater, die mit der Beratung von Sterbenden und ihren Familien befasst waren, haben in den letzten zehn Jahren als Pioniere damit begonnen. Die Thanatologen versuchten, die Ärzte und Krankenschwestern zu lehren, wie man sterbenden Patienten hilft, ihren bevorstehenden Tod in den Griff zu bekommen und wie man mit dem Problem des Schmerzes bei den Hinterbliebenen umgeht. Sie haben - und tun es immer noch - mit großem Eifer daran gearbeitet, die Sterbenden zu befragen und sie bei ihrem Umgang mit dem Krankenhauspersonal und ihren eigenen Verwandten zu beobachten. In der Folge wissen wir nun vieles über die psychologischen Prozesse, die bei Sterbenden ablaufen, und über ihr Verhalten.

Die Thanatologie ist von großem Nutzen gewesen aufgrund der Erforschung der physiologischen, psychologischen und sozialen Aspekte des Todes, die sie geleistet hat. Aber sind diese Forschungen auch tief genug in die Materie eingedrungen? Wir sind nicht dieser Ansicht.

Die Arbeit der Thanatologen beruht fast ausnahmslos auf der stillschweigenden Annahme, dass der Tod das Ende der menschlichen Existenz sei. Dabei wird es für gewöhnlich als Aufgabe der sozialen Berufe betrachtet, den Patienten zu lehren, dieses Ende zu akzeptieren.

Aber was ist es genau, das die Sterbenden akzeptieren sollen? In der sogenannten wissenschaftlichen Weltanschauung, von der die medizinische Lehre, wie oben erwähnt, zutiefst geprägt ist, gilt für das Ende des menschlichen Geschicks die endgültige Zerstörung als gesichert. Wir wagen es jedoch zu fragen, warum die Gemeinschaft der Mediziner so sicher ist, dass alle Antworten auf diese Frage längst gegeben sind.

Hat die Wissenschaft ohne jeden Zweifel ihr letztes Wort gesprochen? Ist der Glaube an ein Leben nach dem Tod durch die moderne Wissenschaft längst überholt oder gibt es eine tatsächliche Basis für eine solche Überzeugung? Was wir wirklich brauchen, sind zuverlässige Informationen über Tod und Sterben, die allerdings nur mit Hilfe einer wissenschaftlichen Methodologie gewonnen werden können. Daher sind wir im Geiste der wissenschaftlichen Untersuchung das Problem dort angegangen, wo die Thanatologie stehengeblieben ist.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass eine hervorragende Thanatologin, Doktor Elisabeth Kübler-Ross, Autorin des Bestsellers „Interviews mit Sterbenden“, die Annahme einer völligen Zerstörung als unhaltbar erkannt hat. Ihrer Ansicht nach wird in den Geschichten der Sterbenden, die sie selbst gehört hat, eine gewisse Art von Leben nach dem Tod offenbar.

Können solche Erscheinungen anhand von wissenschaftlichen Methoden untersucht werden, wenn Fachleute davon Kenntnis erhalten? Das ist in keiner Weise selbstverständlich, sondern hängt von der Wahl geeigneter Methoden ab. Die Methodenfrage werden wir im Kapitel 3 untersuchen. Zunächst möchten wir gerne genauer darlegen, wie wir dazu gekommen sind, uns diesen Forschungen zu widmen.

Kapitel 2

IST DIE VORSTELLUNG VON EINEM WEITERLEBEN NACH DEM TOD NACHPRÜFBAR?

»Doktor, würden Sie etwa versuchen, einen Schmetterling in einer Bärenfalle zu fangen?« fragte ein Medium nach einem Rundgang durch unser parapsychologisches Laboratorium. In der Tat ist damit ein entscheidender Punkt berührt. Ein Teil der psychischen Forschung – aber nicht die ganze – wurde derartig ungeschickt betrieben. Die Erscheinungen, die wir erforschen, sind äußerst heikler Natur, schwer fassbar und ebenso schwierig zu beobachten aufgrund der Spontanität ihres Auftretens. Die Forschung kann durch ungeeignete Methoden behindert und sogar zum Stillstand gebracht werden. Wir wollen also klar unterscheiden, was man tatsächlich tun kann, was unrealistische Erwartungen und was utopische Ideale sind.

Es hat bisher mehrere, je nach dem »Ursprungsort« der Kritik verschiedene grundsätzliche Einwände gegen die Erforschung des Lebens nach dem Tod gegeben.

1. Der naturwissenschaftlichen Weltanschauung gemäß ist das Universum eine ausschließlich materielle Wirklichkeit, die lediglich aus Materie und Energien besteht, die der Physik bekannt sind. Geist und Bewusstsein sind reine Nebenprodukte des physischen Organismus (Epiphänomene) und können daher ohne diesen überhaupt nicht existieren. Das ist immer noch der vorherrschende Standpunkt in der Welt der Wissenschaft. Nichtsdestoweniger müssen wir betonen, dass dies tatsächlich Philosophie und nicht Wissenschaft ist. Es ist eine Metatheorie, die auf der Übernahme bestimmter Vorannahmen und der Ablehnung anderer Vorannahmen über das Wesen der Wirklichkeit beruht, wie sie von anderen philosophischen und religiösen Schulen angeboten werden (von den Philosophen wird sie »materieller Monismus« genannt).

2. Eifrige Anhänger des »Law of Parsimony« (Prinzip der Einfachheit) haben die Erforschung des Weiterlebens aus methodischen Gründen angegriffen. Dieses Prinzip besagt, dass Erklärungen nicht unnötig kompliziert sein müssen und dass der einfachsten Erklärung der Vorzug gegeben werden soll, wenn man zwischen verschiedenen zu wählen hat. Sicherlich ist die Annahme, dass es so etwas wie eine Seele in der menschlichen Persönlichkeit gibt, die den Tod überleben kann und dass es überdies »eine andere Wirklichkeit« gibt, in der diese Seele weiterhin existieren kann, nicht einfach, sondern stellt eine komplizierte Erklärung dar. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Einführung solch eines neuen, grundlegenden Konzepts angesichts eines beträchtlichen zusammenhängenden Tatsachenmaterials, das unter der Annahme dieser Voraussetzungen einen Sinn ergibt, gerechtfertigt ist. Innerhalb der Psychologie sind solche grundlegenden Konzepte des »Geistes« und des »Bewusstseins« durch die strikte Anwendung des Prinzips der Einfachheit ausgerottet worden. Dennoch fand man schließlich heraus, dass sie notwendig waren, und so wurde ihnen in den sechziger und siebziger Jahren erneut große Beachtung zuteil. Wenn also empirisch gewonnene Fakten es so verlangen, ist es jetzt an der Zeit, der Vorstellung von der »Seele« aufs neue Aufmerksamkeit zu widmen.

3. Ohne zu bedenken, wie weit hergeholt und unbeholfen die anderen Erklärungsmöglichkeiten sind, wird häufig gefordert, dass die Erklärung des Phänomens durch ein Weiterleben nach dem Tod alle anderen ausschließen müsse. Einige Parapsychologen waren lange auf der Suche nach dem »Entscheidungs-Experiment«, das »das Überleben beweisen« sollte, so dass es nicht durch die phantasievolle Auslegung anderer Erklärungsmöglichkeiten wegdiskutiert werden könnte. Der Erfolg dieses allzu engen Ansatzes bei der Lösung des Problems war deshalb gering, weil die Erscheinungen des Lebens nach dem Tod wohl zu vielschichtig sind, als dass sie einen so ausschließlichen Beweis ermöglichen würden. Es gibt ausgezeichnete Forscher, wie zum Beispiel Ian Stevenson und Hornell Hart, die angesichts des Beweismaterials die Hypothese von einem Leben nach dem Tod voll akzeptiert haben (Stevenson, 1974, 1976; Hart, 1959).2 Andere, beispielsweise der bekannte Parapsychologe J. B. Rhine (1960), haben geltend gemacht, dass dieses Problem nicht bis zu einem vollkommen schlüssigen Beweis erforscht werden kann, das heißt, dass es außerhalb jener Grenzen liegt, in denen die Wissenschaft mit den vorhandenen Methoden forschen kann . Allerdings schlug Rhine später (1975) eine neue Methode vor, von der er annahm, dass sie erfolgreich sein könnte. Der hervorragende amerikanische Psychologe Gardner Murphy schreibt (1961), dass er sich mit seiner wissenschaftlichen Weltsicht angesichts der parapsychologischen Tatsachen, die für ein Leben nach dem Tod sprechen, wie der sprichwörtliche unbewegliche Stein fühlt, der von einer unwiderstehlichen äußeren Macht zermalmt wird. Dieses langsame Fortschreiten mag den begrenzten Nutzen des in der Forschung herrschenden Paradigmas zeigen, das in seiner Unbeholfenheit sehr gut mit einer Bärenfalle verglichen werden kann.

Wie bereits erwähnt, gibt es eine Vielfalt von vielschichtigen Erscheinungen, die für ein Leben nach dem Tod sprechen. Die meisten dieser Erscheinungen können aber nur im unmittelbaren Leben beobachtet werden, da sie spontan auftreten. Sie sind keine Forschungsobjekte für kontrollierte Experimente. Deshalb kann ihre Wirklichkeit wissenschaftlich nicht in einem sogenannten Entscheidungs-Experiment (experimentum crucis) festgestellt werden. Die Erforschung solcher Erscheinungen ist eher mit den multidimensionalen Problemen zu vergleichen, denen man bei der Forschung innerhalb der Persönlichkeitstheorie gegenübersteht. Ohne Zweifel stellt die Hypothese von einem Leben nach dem Tod eine Persönlichkeitstheorie dar. Unter der Voraussetzung, dass diese Hypothese richtig ist, verlangt die Annahme eines Lebens nach dem Tod tatsächlich ganz neue und radikale Veränderungen der Vorstellung von dem, was »Persönlichkeit« ist. Soviel man weiß, gibt es in der Psychologie kein »Entscheidungs-Experiment« von der Art, wie es für die Erforschung des Weiterlebens nach dem Tod verlangt wird, das wirklich einen »Beweis« für die Skinnersche, Freudsche, Rogersche oder irgendeine andere psychologische Persönlichkeitstheorie darstellen würde. Die wissenschaftlichen Bemühungen um die Erforschung der Phänomene der Persönlichkeit sind in zunehmendem Maße derartig vielschichtig, dass das Vorgehen notwendigerweise jeweils verschieden sein muss. Häufig wird eine Unzahl von Erscheinungen, die den zentralen Problemen angelagert sind, mit Hilfe beobachtender und experimenteller Forschungen aufgespürt. Dann werden die Daten im Hinblick auf die Theorie geordnet. Wenn in dieser Phase ausreichendes Tatsachenmaterial im Rahmen einer besonderen Theorie ineinandergreift, wird es innerhalb der Hauptrichtung der wissenschaftlichen Psychologie für gewöhnlich anerkannt und für gültig gehalten.