Der Unendliche Weg - Joel S. Goldsmith - E-Book

Der Unendliche Weg E-Book

Joel S. Goldsmith

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Beschreibung

Es gibt einen Weg, der uns von Krankheit, Armut und Sünde und von den Folgen der Kriege und Wirtschaftskrisen befreit. Er besteht darin, dass wir gegen die materielle Lebensauffassung die Einsicht und das Bewusstsein eintauschen, dass das Leben geistiger Natur ist. Du kannst sicher sein, dass du mit der Hinwendung zum spirituellen Lebensbewusstsein inneren Frieden findest und dass sich dann auch äußere Ruhe in deinen täglichen Angelegenheiten einstellen wird. Nur wer gelernt hat, seine Aufmerksamkeit auf spirituelle Dinge zu richten, erfährt volle Freude an Haus und Heim, an der Freundschaft und an erfolgreichem Unternehmen. Nur wer bis zu einem gewissen Grad in Gott seine Mitte gefunden hat, erfährt Sicherheit, Schutz und Frieden inmitten einer von Krieg zerrissenen Welt. Spirituelle Gesinnung entfremdet uns nicht unserer normalen Umgebung, noch beraubt sie uns der für ein erfülltes Leben so notwendigen Liebe und Freundschaft. Sie erhebt jedoch alles auf eine höhere Ebene, wo es nicht mehr dem Zufall, dem Wechsel oder Verlust ausgeliefert ist und wo der spirituelle Wert der sogenannten menschlichen Umstände offenbar wird. In Wahrheit existieren wir als göttlicher Geist, und nur in dem Maß, wie wir unsere wirkliche Existenz als spirituell wahrnehmen, befreien wir uns von der falschen Vorstellung vom Leben als etwas Materiellem. Dann sehen wir, dass unsere Sorgen um die sogenannten Bedürfnisse des irdischen Lebens unnötig waren.

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Joel S. Goldsmith

DERUNENDLICHEWEG

HEINRICH SCHWAB VERLAG

ARGENBÜHL-EGLOFSTAL

Titel der Originalausgabe:

The Infinite Way

© 1947 by Joel S. Goldsmith

Übersetzung aus dem Amerikanischen:

E. v. Pelet, Sigrid v. Glasenapp

Überarbeitung:

Gisela Prym-v. Becherer

3. Auflage 2012

Alle Rechte für die deutsche Ausgabe vorbehalten

© 1962 by Heinrich Schwab Verlag

D-88260 Argenbühl-Eglofstal

Tel. 0049-7566-941957

http://www.heinrichschwabverlag.de

ISBN 978-3-7964-0536-5

GEWIDMET

EUCH ALLEN,

DENEN ES BEREITS GEHÖRT

Vor die Tür zu gehen zum besseren Sehen

tut nicht not,

noch hinauszuschauen zum Fenster.

Bleib in deiner Wesensmitte;

denn je mehr du diese meidest,

umso kleiner wird dein Wissen.

Lao-tse

Wahrheit, sie ist in uns selbst,

in uns die innere Mitte,

da Wahrheit wohnt in der Fülle.

Sie zu erkennen besteht

vielmehr im Auftun des Wegs,

der den gefangenen Glanz entlässt,

als Einlass dem Licht zu erwirken,

welches uns außerhalb scheint.

Robert Browning

Ein Gott schlug seine Stätte auf in unsrer Brust.

Wenn er uns weckt, wärmt uns die Glut

der Eingebung;

dies heilige Entzücken entspringt der Saat

des gottgebornen Geistes,

die in den Menschen eingepflanzt.

Ovid

Die meisten kehren mit einem Problem

nicht bei sich selbst ein,

in das Gemach ihres eigenen Geistes,

sondern unterbreiten es der erstbesten

Versammlung von Personen,

die sie zu Rate ziehen können.

Valdivar

Das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Jesus

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Vorwort des Verfassers

Unsterblichkeit erlangen

Spirituelle Erleuchtung

Christus

Unsere wahre Existenz

Die Seele

Die Meditation

Das Gebet

Die metaphysische Heilung

Die Versorgung, Teil 1

Die Versorgung, Teil 2

Weisheiten des Unendlichen Wegs

Der neue Horizont

Das Neue Jerusalem

Anmerkungen

VORWORT DES VERFASSERS

Es gibt einen Weg, auf dem wir uns von Sünde, Krankheit und Armut und den Folgen von Kriegen und Wirtschaftskrisen befreien können. Er besteht darin, dass wir gegen die materielle Lebensauffassung die Einsicht und das Bewusstsein eintauschen, dass das Leben geistiger Natur ist.

Im Lauf der Jahrhunderte hat die materielle Auffassung vom Menschen und von der Welt zur Entwicklung der Angst um die eigene Person und die nationale Existenz geführt. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und sogar verstärken, da immer mehr materielle Kräfte der Zerstörung entdeckt werden. Als neueste Entdeckung wurde die eines chemischen Stoffes bekanntgegeben, von dem, wie behauptet wird, schon 30 g genügen würden, um die ganze Bevölkerung der Vereinigten Staaten und Kanadas zu vernichten. Und das ist wahrscheinlich noch nicht einmal das Letzte an materieller Kraft. Es gibt keine materielle Macht, die dieser oder der Atombombe gewachsen wäre.

Von der Materie oder einer materiellen Einstellung ist nichts zu erhoffen. Der Weg zur Sicherheit, Harmonie und Gesundheit führt über das Erlangen eines gewissen Maßes an spirituellem Bewusstsein. Das große Geheimnis liegt darin, dass trotz aller gegenteiligen Ansichten wirkliche Kraft, sowohl zum Guten wie zum Bösen, weder der Materie noch der materiellen Auffassung von Mensch und Weltall innewohnt. Wer einen gewissen Grad spirituellen Bewusstseins erlangt hat, hat in ebendem Maß die Wirklichkeit des göttlichen Geistes erfahren.

Die Notwendigkeit, die materielle Lebensauffassung aufzugeben, um das spirituelle Bewusstsein vom Leben und von seinen wirkenden Kräfte zu erlangen, ist das Geheimnis der Seher, Propheten und Heiligen aller Jahrhunderte. Dass dies eine praktische Wirkung hat, wird heutzutage durch die Tätigkeit des Heilens und durch die therapeutischen Anwendungen bewiesen, die von vielen Anhängern moderner Strömungen des praktischen oder wissenschaftlichen Christentums ausgeübt werden. Wenn die Welt erfährt, dass alle Fortschritte, die im Leben dieser modernen Anhänger alter Lehren durch die Besserung ihrer Gesundheit, ihrer Vermögensverhältnisse und ihrer Sicherheit erzielt wurden, nur dadurch möglich waren, dass sie die materielle Lebenseinstellung ablegten und spirituelles Bewusstsein erlangten, kann sie wahrlich neue Hoffnung schöpfen.

Die Frage ist: „Was kann man tun, um dieses spirituelle Bewusstsein zu erlangen und dadurch die materielle Einstellung zu verlieren?“ Die Antwort lautet: „Lies und studiere die zu allen Zeiten offenbarten Wahrheiten über das allumfassende Bewusstsein, die Seele oder den göttlichen Geist und über die spirituelle Schöpfung und ihre Gesetze. Nimm die geistige Bedeutung dieser Offenbarungen in dich auf.“

In diesem kleinen Band habe ich die spirituelle Wahrheit beschrieben, so wie ich sie durch über dreißig Jahre langes Forschen in den großen Religionen und philosophischen Lehren aller Zeiten erfahren und in den letzten fünfzehn Jahren auf Probleme des menschlichen Lebens – Probleme der Gesundheit, des Berufs, des Familienlebens und der Sicherheit – praktisch angewandt habe.

Du kannst sicher sein, dass du mit der Hinwendung zum spirituellen Lebensbewusstsein inneren Frieden findest und dass sich dann auch äußere Ruhe in deinen täglichen Angelegenheiten einstellen wird. Die Außenwelt wird sich dem inneren Gewahrwerden der Wahrheit angleichen.

Der Gewährsmann für all diese Offenbarung wirst du selbst sein – da du es bist, der diese innere und äußere Wandlung an sich erfährt.

Joel S. Goldsmith

UNSTERBLICHKEIT ERLANGEN

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort … Und das Wort ward Fleisch.“

„Das Wort ward Fleisch“ – doch ist es immer noch das Wort. Dadurch, dass es Fleisch wurde, änderte es nicht seine Beschaffenheit, seine Natur oder Substanz. Die Ursache wird als Wirkung sichtbar, doch das Wesen oder die Substanz ist noch immer das Wort, der göttliche Geist oder das Bewusstsein.

Auf diese Weise begreifen wir, dass es nicht ein spirituelles Universum und eine materielle Welt gibt, sondern dass vielmehr das, was als unsere Welt erscheint, das Fleisch gewordene Wort oder der sichtbar gewordene Geist ist oder das Bewusstsein, das als Idee zum Ausdruck kommt.

Der ganze Irrtum, der schon Jahrhunderte lang besteht, beruht auf der Theorie oder dem Glauben an zwei Welten: einerseits das himmlische Reich oder das spirituelle Leben und andererseits die materielle Welt oder vergängliche Existenz, die beide voneinander getrennt seien.

Trotz dieser Auffassung vom Vorhandensein zweier getrennter Welten haben die Menschen stets versucht, die Disharmonien des irdischen Daseins aufzulösen, indem sie danach trachteten, im Gebet mit jener anderen Welt, dem spirituellen Bereich, in Verbindung zu treten und den Geist, oder Gott, zu veranlassen, auf die sogenannte materielle Existenz einzuwirken.

So wollen wir nun zu verstehen beginnen, dass die Welt, in der wir leben, keine Scheinwelt ist, sondern vielmehr das Reich der Wirklichkeit, von welcher der Mensch nur eine falsche Vorstellung hat. Um Gesundheit und Harmonie in unsere Erfahrung zu bringen, brauchen wir also nicht von dieser vergänglichen materiellen Welt frei zu werden oder sie wenigstens zu verändern, sondern nur die begrenzte Vorstellung von unserer Existenz richtigzustellen.

Der Wahrheitssucher beginnt sein Forschen mit einem Problem – vielleicht sogar mit vielen Problemen. Die ersten Jahre seiner Suche widmet er der Bewältigung von Disharmonien und der Heilung von Krankheiten, indem er zu einer höheren Macht betet oder spirituelle Gesetze oder Wahrheiten auf irdische Verhältnisse anwendet. Jedoch wird er vielleicht eines Tages entdecken, dass die Anwendung der Wahrheit auf menschliche Probleme entweder gar nicht mehr oder nicht mehr so wie früher wirkt, oder er findet, dass ihn das Forschen weniger befriedigt und begeistert als bisher. Schließlich wird ihm die große Offenbarung zuteil, dass Sterbliche nur in dem Maß Unsterblichkeit erlangen können, in dem das Sterbliche schwindet – sie können nicht zu den menschlichen Zuständen unsterbliche spirituelle Harmonie hinzufügen. Materielle Verhältnisse sind weder von Gott geschaffen, noch werden sie von ihm regiert. „Der natürliche (irdische) Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss spirituell verstanden sein“ (1. Kor. 2,14).

Trachten wir nach göttlichen Dingen, um menschlicher Zwecke willen oder streben wir wirklich danach, das Sterbliche „abzulegen“, um die Harmonie des spirituellen Reichs zu schauen?

Während wir mit den sogenannten Mächten dieser Welt ringen, uns abmühen und kämpfen, indem wir gegen Krankheit, Sünde oder Mangel angehen, offenbart uns unser spiritueller Sinn: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Nur insofern als wir über das Verlangen, unser irdisches Leben zu verbessern, hinauskommen, können wir diese wichtige Aussage verstehen. Verlassen wir jedoch jenen Bereich menschlichen Verbesserns, so erlangen wir einen ersten Schimmer von der Bedeutung des Wortes: „Ich habe die Welt überwunden.“

Wir haben die Welt nicht überwunden, solange wir danach streben, weniger von ihren Schmerzen, aber mehr von ihren Freuden und Vorteilen zu haben. Und wenn wir die Einstellung des Kämpfens um weltliche Dinge nicht überwinden, treten wir nicht in den Bereich der himmlischen Belange ein.

„Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt.“ Spirituelles Bewusstsein überwindet die Welt – ihre Schmerzen wie ihre Freuden. Wir können die Vergeistigung des menschlichen Seins nicht mit Verstandesmacht oder physischer Kraft erreichen, sondern nur mit Hilfe einer spirituellen Einstellung zum Leben, die jeder erwerben kann, indem er seine Gedanken auf die Dinge des göttlichen Geistes richtet. „Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt“ (1. Joh. 2,16). Hier haben wir die Richtschnur.

Achten wir einmal eine kurze Zeit auf unsere Gedanken, Ziele und Bestrebungen und schauen wir, ob wir nicht mit unserer Gesundheit, mit Sinnesfreuden oder weltlichem Gewinn beschäftigt sind. Wenn solche Gedanken auftauchen, müssen wir lernen, sie zurückzuweisen, denn nun befinden wir uns ja nicht mehr auf dem Weg zur Verbesserung unserer menschlichen Angelegenheiten, sondern zur Erlangung des göttlichen Reichs.

„Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.“ Klingt das, als würden wir zu Asketen? Müssen wir jetzt nach einem Dasein fern vom normalen, frohen und erfolgreichen Leben trachten? Lassen wir uns nicht täuschen! Nur wer gelernt hat, seine Aufmerksamkeit auf spirituelle Dinge zu richten, erfährt volle Freude an Haus und Heim, an der Freundschaft und an erfolgreichem Unternehmen. Nur der, der bis zu einem gewissen Grad in Gott seine Mitte gefunden hat, erfährt Sicherheit, Schutz und Frieden inmitten einer von Krieg zerrissenen Welt. Spirituelle Gesinnung entfremdet uns nicht unserer normalen Umgebung, noch beraubt sie uns der für ein erfülltes Leben so notwendigen Liebe und Freundschaft. Sie erhebt jedoch alles auf eine höhere Ebene, wo es nicht mehr dem Zufall, dem Wechsel oder Verlust ausgeliefert ist und wo der spirituelle Wert der sogenannten menschlichen Umstände offenbar wird.

„Verschafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die da bleibt bis ins ewige Leben (Joh. 6,27) … Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede in dem heiligen Geist“ (Röm. 14,17).

Wenn wir uns irgendeinem menschlichen Problem gegenübersehen, so wollen wir uns, anstatt uns um eine Besserung der menschlichen Zustände zu bemühen, von dem Bild abwenden und die Gegenwart des göttlichen Geistes in uns gewahr werden. Dieser Geist löst die menschliche Scheinwelt auf und bringt spirituelle Harmonie hervor, wenn diese Harmonie auch dem Aussehen nach als bessere Gesundheit oder größerer Wohlstand erscheint. Als Jesus die Menge speiste, war es sein spirituelles Bewusstsein der Fülle, das als Brot und Fisch in Erscheinung trat. Als er die Kranken heilte, war es seine Wahrnehmung der göttlichen Gegenwart, die als Gesundheit, Kraft und Harmonie sichtbar wurde.

Dies alles lässt sich mit den Worten des Paulus zusammenfassen: „Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.“

Wir leben in einer spirituellen Welt, aber unsere irdischen Sinne spiegeln uns ein Bild der Begrenztheit vor. Solange unsere Gedanken auf dem Bild vor unseren Augen, auf „dieser Welt“ weilen, suchen wir es dauernd zu verbessern oder zu ändern. Sobald wir aber unseren Blick erheben und nicht mehr daran denken, was wir essen und trinken und womit wir uns kleiden wollen, beginnen wir die spirituelle Wirklichkeit wahrzunehmen, die uns nun als vollkommenere Anschauungen erscheint, die aber tatsächlich ein starkes Hervortreten der Wirklichkeit ist. Diese stärker hervortretende Wirklichkeit bringt ungeahnte Freuden hier und jetzt mit sich, unvorstellbares Vergnügen und die Liebe aller, denen wir begegnen, selbst derjenigen, die den Ursprung des neuen Lebens, das wir entdeckt haben, nicht kennen.

„Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt“ (Joh. 14,27).

„Wir aber haben nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott empfangen … Und davon reden wir auch nicht mit Worten, die menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der heilige Geist lehrt … Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss spirituell verstanden sein“ (1. Kor. 2,12+14).

Wie oft begeben wir uns da auf einen Holzweg! Wie oft versuchen wir, geistige Weisheit mit unserem menschlichen Intellekt zu verstehen! Dies können wir geistig nicht verarbeiten, denn wir versuchen ja, spirituelle Nahrung mit unserem Schulverstand zu verdauen. Das ist nicht gut möglich. Die Wahrheit ist kein Verstandesprozess; deshalb muss sie spirituell erkannt werden. Die Wahrheit spricht in der Regel unseren Verstand nicht an, und wenn es so scheint, dann müssen wir ernsthaft nachforschen, ob es auch wirklich die Wahrheit ist. Seien wir auf der Hut vor einer Wahrheit, die uns mit dem Verstand fassbar erscheint!

Jesus, der auf dem Wasser wandelte, die Menge mit einigen wenigen Broten und Fischen speiste, die Kranken heilte und die Toten auferweckte – erscheint das alles mit dem Verstand fassbar zu sein? Wenn das Prinzip, das diesen Erfahrungen zugrunde liegt, mit dem Verstand zu begreifen wäre, dann würden es alle Kirchen als eine gegenwärtige Möglichkeit schildern und seine Anwendung empfehlen. Doch gibt sich dieses Prinzip nur dem spirituellen Sinn zu erkennen; und dieses entwickelte spirituelle Bewusstsein vermag dann die Dinge zu tun, die Christus zu allen Zeiten getan hat. Was dem Christusbewusstsein zu Jesu Zeiten möglich war, ist dem gleichen Bewusstsein auch heute möglich.

Wir befassen uns nun mit der Ausbildung jenes spirituellen Sinnes und werden in dem Grad Erfolg haben, als wir mit unseren verstandesmäßigen Anstrengungen nachlassen und empfänglich werden für jene Dinge, die der Geist Gottes lehrt. Statt zu versuchen den göttlichen Geist auf unseren Körper und unsere irdischen Angelegenheiten einwirken zu lassen, wollen wir lernen, von diesen irdischen Bildern abzusehen und den Blick auf die darüberliegenden Dinge zu richten. Wenn wir dann wieder „auf die Erde zurückkommen“, werden wir bemerken, dass die Disharmonien und Beschränkungen der Sinne verschwinden und die Wirklichkeit deutlicher in Erscheinung tritt.

Das Reich Gottes besteht nicht aus mehr und besserer Materie und enthält auch nicht notwendigerweise einen größeren Wortschatz der Wahrheit. Dennoch ist die Frucht spiritueller Einsicht mehr Harmonie, Friede, Wohlstand und Freude sowie idealere Freundschaften und Beziehungen.

„Darum danken wir auch Gott ohne Unterlass, dass ihr das Wort göttlicher Predigt, als ihr es von uns empfingt, nicht aufnahmt als Menschenwort, sondern, wie es das in Wahrheit ist, als Gottes Wort, welches auch wirkt in euch, die ihr glaubt“ – die ihr versteht (1. Thess. 2,13).

Um das Wort Gottes oder die spirituelle Bedeutung zu empfangen, bedürfen wir eher des Gefühls als des Verstandes. Das ist gemeint, wenn in der Bibel vom Empfangen des Wortes „im Herzen“ die Rede ist. Hier ist zu beachten, dass die Entwicklung des spirituellen Bewusstseins die Fähigkeit verleiht, die Harmonie des Seins stärker zu fühlen. Wir begreifen, dass weder Sehen, Hören, Schmecken, Berühren noch Riechen uns die spirituelle Wahrheit oder ihre Harmonien offenbaren können; dies muss also durch ein anderes Vermögen geschehen, nämlich die intuitive Fähigkeit, die durch das Gefühl wirkt. Bisher setzten wir uns zum Gebet oder zur Meditation nieder und sofort begann ein Strom von Worten und Gedanken zu fließen. Vielleicht begannen wir damit, die Wahrheit zu bejahen und den Irrtum zu verneinen. Es ist klar, dass sich dies ganz im Bereich des menschlichen Geistes abspielt.

Wenn wir unseren spirituellen Sinn entwickeln, werden wir empfänglich für Gedanken, die aus dem Innern kommen. Wir werden eher zu Hörern als zu Sprechern des Wortes. Wir kommen so sehr in Einklang mit dem Geist Gottes, dass wir die göttliche Harmonie des Seins fühlen; wir fühlen wirklich die Gegenwart Gottes. Wenn wir uns über die fünf körperlichen Sinne erhoben haben, wird unsere Fähigkeit der Intuition wach und empfänglich und spricht auf die Dinge des göttlichen Geistes an; und als Ergebnis dieser spirituellen Wiedergeburt beginnen wir ein neues Leben.

Bisher beschäftigte uns die wortwörtliche Bedeutung der Wahrheit, jetzt nur der Geist der Wahrheit. Wir sind jetzt nicht so sehr damit befasst zu wissen, was die Wahrheit ist, als vielmehr damit, die Wahrheit zu fühlen. Dies gelingt uns in dem Maß, wie wir der wörtlichen Bedeutung weniger Aufmerksamkeit schenken und mehr Bereitschaft für das Empfinden entwickeln. Dieses Wort „Empfinden“ steht übrigens auch in Beziehung zur Gewahrwerdung, zum Bewusstsein oder zu einem Sinn für die Wahrheit. Wir sprechen nun nicht die Wahrheit, sondern wir empfangen sie; und was wir in der Stille empfangen haben, dürfen wir mit Autorität öffentlich verkünden.

Das spirituelle Heilen ist die natürliche Folge eines göttlich erleuchteten Bewusstseins. Jedoch wird uns nur in dem Maß eine spirituelle Erleuchtung zuteil, als wir dafür empfänglich und ansprechbar sind.

Wir missverstehen die Unsterblichkeit, wenn wir sie als die Unsterblichkeit der menschlichen Persönlichkeit oder des persönlichen Ichgefühls auffassen. Der Tod gewährt keine Unsterblichkeit, noch setzt er dem Ichgefühl ein Ende, wie auch die Fortdauer menschlicher Existenz nicht das Erlangen der Unsterblichkeit bedeutet.

Unsterblichkeit wird in dem Maß erschlossen, wie wir das persönliche Ichgefühl überwinden, in diesem Leben oder danach. Indem wir das persönliche Ego ablegen und das Bewusstsein unseres wahren Selbst – unsere Wirklichkeit, göttliches Bewusstsein – erlangen, gewinnen wir Unsterblichkeit. Das kann hier und jetzt geschehen.

Der Wunsch, unsere falsche Einstellung zum Körper und Wohlstand zu verewigen, verwickelt uns in die Bande des Todes oder der Sterblichkeit.

Der erste Schritt zur Unsterblichkeit ist das Leben aus der Mitte unseres eigenen Seins heraus, mehr im Sinn einer Entfaltung von innen her als eines Wachsens. Es ist mehr ein Geben als ein Empfangen, mehr ein Sein als ein Erlangen. Dieses Bewusstsein kennt kein Verurteilen oder Richten, kein Hassen oder Fürchten, sondern vielmehr ein unablässiges Gefühl der Liebe und Vergebung.