Der ungezähmte Mann - John Eldredge - E-Book

Der ungezähmte Mann E-Book

John Eldredge

4,5

Beschreibung

"Frage dich nicht, was die Welt braucht. Frage dich lieber, was dich lebendig macht, und dann geh hin und tu das Entsprechende. Denn die Welt braucht nichts so sehr wie Männer, die lebendig geworden sind." (John Eldredge) Jeder Mann war einmal ein kleiner Junge. Und jeder kleine Junge hat Träume: Träume davon, ein Held zu sein oder ein Entdecker. Träume von kühnen, verwegenen Taten, die vor ihm noch niemand gewagt hat. Träume vom Kampf mit dem Drachen, um die schöne Prinzessin zu befreien. Aber was wird aus diesen Träumen, wenn wir erwachsen werden? Der Mann ist für ein abenteuerliches Leben geschaffen. Ein Mann wird erst dann wirklich glücklich sein können, wenn in seiner Arbeit, in seiner Liebe und in seinem spirituellen Leben das Abenteuer Einzug hält.

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John Eldredge

Der ungezähmte Mann

Auf dem Weg zu einer neuen Männlichkeit

 Titel der amerikanischen Originalausgabe:

Wild at Heart. Discovering the Secret of a Man’s Soul.

Copyright © 2001 by John Eldredge

Originalausgabe: Thomas Nelson,

Inc., Nashville, Tennessee, USA.

All rights reserved.

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Markus Baum

Lektorat: Renate Hübsch

13. Auflage 2011

© 2003 Brunnen Verlag Gießen

www.brunnen-verlag.de

Umschlagfoto: Oleh_Slobodeniuk / istockphoto.com

Umschlaggestaltung: Jonathan Maul

Satz: DTP Brunnen

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

ISBN 978-3-7655-7032-2

   FÜR SAMUEL, BLAINE UND LUKE.

ICH LIEBE EURE KÄMPFERISCHEN HERZEN.

IHR HABT DAS ZEUG ZU ECHTEN MÄNNERN

„Der ungezähmte Mann“

STIMMENVON LESERN

W

as macht den Mann zum Mann? John Eldredge beantwortet diese Frage dreifach:

- dass er eine Schlacht schlägt,

- dass er ein Abenteuer besteht,

- dass er eine Prinzessin erobert.

Um dazu fähig zu werden, müssen lebensgeschichtliche sowie geistliche Blockaden überwunden werden. Der Autor hält seine männlichen Leser an, darum zu kämpfen, dass sie zu ihrer wahren, Gott gegebenen Natur zurückfinden, die zahlreichen Männern durch unterschiedlichste innere Verwundungen abhanden gekommen ist. Sein Credo lautet: „Die Welt braucht nichts so sehr wie Menschen, die lebendig geworden sind.“

Das Buch ist ein leidenschaftlicher Appell, das Abenteuer Mann (erneut) in Angriff zu nehmen, Ängste, Selbstzweifel sowie falsche Selbstbilder hinter sich zu lassen.

Der ungezähmte Mann – eine Lektüre für Männer, die mit sich noch nicht fertig sind.

KARL HEINZ ESPEY,Generalsekretär Weißes Kreuz Deutschland

N

achdem eine ganze Generation lang am Selbstverständnis der Frau gearbeitet und ihr Selbstbewusstsein gestärkt wurde, stellt sich nun zunehmend die Frage: Wo sind die Männer geblieben? Gleichsam als Folge der Befreiung der Frau sieht „Mann“ das herkömmliche Selbstbildnis seiner Spezies massiv in Frage gestellt. Ich frage: Ist es nicht an der Zeit, dass auch Männern geholfen wird, zu einem neuen Selbstverständnis zu finden?

Der ungezähmte Mann ist das Beste, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.

John Eldredge ist es gelungen, das Herz des Mannes zu treffen. Eine tiefe Einsicht in das Herz des Mannes, verbunden mit einprägsamen Formulierungen charakterisieren dieses Buch.

Ich bin überzeugt, dass dieses Buch auf großes Interesse stoßen wird.

HEINZ ESCHENBACHER, Pfarrer undVorsitzender von Promise Keepers Deutschland

O

hne Zweifel: John Eldredge liefert mit diesem Buch einen wichtigen, unüberhörbaren und christlichen Beitrag zur Diskussion um die männliche Identität! Sein Buch gibt Einsichten in die männliche Psyche und ist somit auch eine Verstehenshilfe zum Thema „Mannsein“. Die Ausführungen regen hier und da zum Widerspruch an und verlangen zugleich durch eine schlüssige Begründung eine Zustimmung.

Ein Buch voller Leben und eine Einladung zu einem Dialog zwischen Frauen und Männern!

DR. HEINRICH CHRISTIAN RUST

Unterhaltsam. Auf jeden Fall inspirierend.

CHRISTOFF MATTHIAS, TeamF

N

achdem ich dieses Buch gelesen habe, weiß ich, warum ich Western so liebe. John Eldredge versteht es treffend, die Grundbedürfnisse des Mannes aus dem Versteck der Seele ins Leben zu bringen. Der Vergleich mit dem Löwen im Käfig sitzt. Angepasst, fressend, gähnend verbringt er sein Leben – aber das steckt nicht in seinem Herzen. Eigentlich will er doch leidenschaftlich, kühn und wild Neuland erobern, Freiheit entdecken. Ein Mann, der weiß, wer er ist und was in seiner Seele steckt, kann sich wirklich investieren und anderen an seiner Stärke Anteil geben.

Beim Lesen entdecke ich so manche Wunde auch in meinem Leben. Ist sie bereits geheilt, kann ich auf die Narbe stolz sein. Eine eitrige Wunde aber blockiert, behindert. Sie aufdecken zu lassen, ist schmerzhaft und heilsam zugleich. Die biblischen Bezüge dazu reizen zum Weiterdenken.

Überzeugend legt Eldredge dar, dass der Mann seine Identität nur in Gott findet, nicht in Eva – so wichtig sie für ihn auch ist! Freundschaft mit Gott ist für den Autor der Schlüssel zu wahrer Männlichkeit.

Männern, Vätern und Müttern mit Söhnen wünsche ich mit diesem Buch viele wertvolle Einsichten.

FRIEDHELM GEISS,Inspektor des Gemeinschaftsverbandes Liebenzell

G

erade habe ich „Der ungezähmte Mann“ zu Ende gelesen. Ein ausgezeichnetes Buch, das mich tief bewegt hat. In den letzten fünf Jahren ist mir kein anderes Buch in die Hand gekommen, das so gut und so reich an Einsichten gewesen wäre. Ich werde es mir gleich noch einmal vornehmen, und diesmal werde ich es sehr viel langsamer lesen. Eldredge vermittelt überraschende Gedanken und das auf eine erfrischende und überaus kreative Weise – und er verzichtet dabei dankenswerterweise auf Klischees. Jedem, der sich auf eine Reise durch dieses Buch einlässt, werden sich neue Horizonte eröffnen. John Eldredge kreist das Problem ein, stellt sich ihm und lässt nicht locker, bis die Lösung aufleuchtet. Wie er das tut, wird für viele Männer überaus hilfreich sein. Wirklich – jeder Mann, jede Ehefrau, jede Mutter eines Jungen sollte dieses Buch lesen.

CHARLES R. SWINDOLL

W

ann ist ein Mann ein Mann? Und was macht wahre Männlichkeit aus, die Stärke und Schwäche in gleicher Weise zulässt? Was heißt es, Christ und Mann zu sein? Macht Christsein unmännlich? Und wie können wir als Männer aus falschen und oberflächlichen Rollen herauskommen, die letztlich uns und anderen schaden?

John Eldredge stellt in diesem wichtigen Buch offen, ohne zu beschönigen und doch in einfühlsamer Weise dar, wo die Defizite bei Männern in der westlichen Welt liegen. Er spricht über die Wunden, die wir einander zufügen, und über den Schmerz, der in einer Gesellschaft entsteht, wo Männlichkeit unterdrückt und verbogen wird. Eldredge zeigt aber auch Wege auf, echte Männlichkeit zu leben. Und er zeigt, was Gott mit dem allem zu tun hat.

Ein Buch für Väter und Söhne, für Manager und Pastoren, für Berater und Gemeindeleiter – und nicht zuletzt für die Frauen, die ja mit uns Männern leben müssen.

Ich habe dieses Buch mit Gewinn gelesen, werde es weiterempfehlen und sicher noch einmal für mich selbst durcharbeiten.

Fazit: Notwendig, hilfreich, hervorragend.

DR. ROLAND WERNER

DANK

Mein herzlicher Dank gilt all denen, die mir geholfen haben, diesen Berg zu besteigen:

Sam, Blaine, Jenny, Aaron, Morgan, Cherie, Julie, Gary, Leigh, Travis, Sealy und Stasi. Brian und Kyle vom Verlag. Der Donnerstags-Pokerrunde. Und all denen in der Nähe und in der Ferne, die für mich gebetet haben.

Brent – er hat mich mehr als jeder andere darüber gelehrt, was es bedeutet, ein Mann zu sein –, und Craig, der den Kampf aufgenommen hat.

Bibelzitate folgen unterschiedlichen Übersetzungen und sind wie folgt gekennzeichnet:

Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift.  © 1980 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart.

GN

Die Gute Nachricht. Die Bibel in heutigem Deutsch.  © 1982 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Hfa

Hoffnung für alle.  © 1986, 1996, 2002 by International Bible Society, Übersetzung: Brunnen Verlag Basel und Gießen.

L

Lutherbibel in der revidierten Fassung von 1984.  © 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

RE

Revidierte Elberfelder Bibel.  © 1986 R. Brockhaus Verlag, Wuppertal.

EINFÜHRUNG

I

ch weiß, ich weiß. Und beinahe möchte ich mich entschuldigen. Um Himmels willen – brauchen wir wirklich noch ein Buch für Männer?

Brauchen wir nicht. Was wir brauchen, ist etwas ganz anderes: Wir brauchen eine Erlaubnis.

Die Erlaubnis, das sein zu dürfen, was wir sind: Männer, die zum Bild Gottes geschaffen wurden. Die Erlaubnis, nach dem Maßstab unseres Herzens zu leben und nicht nur eine Liste von Erwartungen und Verpflichtungen abzuarbeiten – denn genau das hat so viele von uns müde und antriebslos gemacht.

Viele an Männer adressierte Botschaften erweisen sich als unbrauchbar – aus einem einfachen Grund: Sie ignorieren die innerste Wahrheit, die tiefste Leidenschaft eines Mannes. Und sie versuchen, ihn zurechtzubiegen, indem sie ihn auf die eine oder andere Weise unter Druck setzen. „So ein Mann solltest du sein. Ein guter Ehemann/Vater/Christ sollte das und jenes sein und tun.“ Sie können selbst einsetzen, was so und was das und jenes ist: verantwortungsvoll, einfühlsam, diszipliniert, treu, fleißig, pflichtbewusst usw. Kein Zweifel: Viele dieser Eigenschaften sind erstrebenswert. Und auch die guten Absichten der Ratgeber will ich nicht in Frage stellen. Aber der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Und es dürfte mittlerweile offensichtlich sein, dass dieser idealistische Weg so gut wie immer zum Scheitern verurteilt ist.

Nein, Männer brauchen etwas anderes. Männer brauchen ein tieferes Selbstverständnis. Männer müssen wissen, warum sie auf Abenteuer aus sind, warum sie sich nach Kampf sehnen und nach ihrer persönlichen Prinzessin – und warum Gott sie so und nicht anders geschaffen hat. Und Männer brauchen ein tieferes Verständnis dafür, warum Frauen erobert werden wollen, warum sie in Abenteuer verwickelt – und warum sie die Prinzessin sein wollen. Denn auch sie sind von Gott so geschaffen worden.

Deshalb also dieses Buch. Es soll kein Leitfaden sein, wie man in sieben Schritten zu einem besseren Christen wird, sondern eine Safari in ein Leben voller Freiheit, Leidenschaft und Abenteuer. Ich hoffe und glaube, dass Männer auf diesem Weg zurückfinden können zu ihrem Herzen – und Frauen ebenso. Und ich hoffe auch, dass Frauen mit Hilfe dieses Buches ihre Männer besser verstehen lernen und ihnen helfen können, so zu leben, wie es letztlich beide – Männer und Frauen – wünschen.

Es kommt nicht auf den Kritiker an. Nicht der Mann ist wichtig, der das Straucheln des Starken analysiert oder der dem Tatkräftigen nachweist, wie er noch besser hätte handeln können. Der Ruhm gebührt dem Mann in der Arena, dessen Gesicht von Staub und Schweiß und Blut gezeichnet ist, der tapfer ringt ... der die Begeisterungsfähigkeit kennt, die restlose Hingabe, der sein Leben einer großen Sache widmet. Nur er kann ermessen, welcher Triumph ihn im besten Fall erwartet. Er weiß aber auch, dass er im Fall des Scheiterns wenigstens in Ehren scheitert und dass er nie in einem Atemzug mit jenen Teilnahmslosen und Kleinmütigen genannt werden wird, die niemals Sieg oder Niederlage gekostet haben.

THEODORE ROOSEVELT

Dem Himmelreich wird Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich.

MATTHÄUS 11,12 (EÜ)

1 UNGEZÄHMT

Das Vorhaben im Herzen eines Mannes ist wie ein tiefes Wasser ...

SPRÜCHE 20,5 (L)

Das geistliche Leben spielt sich nicht im ruhigen Wohngebiet ab, sondern immer im Grenzland. Wir, die wir dieses Leben leben, müssen diese Tatsache akzeptieren, und mehr noch: Wir sollten uns freuen, dass dieses Land so wild ist.

HOWARD MACEY

Wo der Horizont beginnt, dahin möchte ich reiten

Ich hasse Zäune und kann Mauern nicht leiden

Also grenz mich nicht ein.

COLE PORTER, „DON’T FENCE ME IN“

E

ndlich umgibt mich die Wildnis. Der Wind in den Wipfeln der Pinien hinter mir rauscht wie der Ozean. Wellen rollen heran aus dem großartigen Blau über mir, brechen sich am Kamm des Berges, den ich erklommen habe – irgendwo in einer Bergkette im Herzen von Colorado. Unter meinen Füßen breitet sich ein Teppich von Beifuß aus – er erstreckt sich meilenweit in die Landschaft. Tief dunkelrot ist er nur für wenige Wochen, die meiste Zeit des Jahres über ist die Farbe eher silbergrau. In dieser Gegend kann man auf dem Pferderücken tagelang unterwegs sein, ohne auch nur einer einzigen Menschenseele zu begegnen. Doch heute bin ich zu Fuß unterwegs. Zwar scheint die Sonne an diesem Nachmittag, aber die Temperatur wird hier in der Nähe der kontinentalen Wasserscheide kaum über den Gefrierpunkt steigen. Auf dem Weg hier hoch bin ich in Schweiß geraten – nun macht er mich frösteln. Es ist spät im Oktober, der Winter hält Einzug. Die Gipfel des San Juan-Gebirges in der Ferne, vielleicht hundert achtzig Kilometer südwestlich, sind bereits mit Schnee bedeckt.

Ich schnappe nach Luft. Der scharfe Duft des Beifuß hat sich sogar in meinen Kleidern festgesetzt und macht mir den Kopf frei. Immerhin bewege ich mich in gut 3.000 m Höhe. Ich muss schon wieder eine Pause einlegen, dabei weiß ich genau, dass jede neue Rast den Abstand zwischen mir und meiner Jagdbeute noch mehr vergrößert. Ich mache mir keine Illusionen: der Hirsch war von Anfang an im Vorteil. Zwar waren die Spuren heute vormittag frisch – nur ein paar Stunden alt –, aber was heißt das schon. Ein Rothirsch kann in so einem Zeitraum viele Kilometer durch unwegsamstes Gelände zurücklegen, zumal wenn er auf der Flucht ist.

Wapitis, so nennen sie die Indianer, sind mit die scheuesten Geschöpfe, die es in dieser Region noch gibt. Es sind geisterhafte Könige des Hochlandes, vorsichtiger und wachsamer noch als Damwild, und es ist noch schwerer, ihre Spur zu halten. Sie leben in größeren Höhen und können an einem Tag weitere Strecken bewältigen als nahezu jedes andere Wild. Besonders die Bullen scheinen einen sechsten Sinn für die Gegenwart von Menschen zu besitzen. Ein paar mal bin ich nahe an einen herangekommen – im nächsten Moment war er verschwunden, hat sich lautlos fortgemacht durch ein derart dichtes Gehölz, dass man noch nicht mal einem Kaninchen zugetraut hätte, da durchzukommen.

Es war nicht immer so. Jahrhundertelang lebten Wapitis in der Prärie, die sie in großen Gruppen durchzogen. Meriwether Lewis beschreibt, wie er im Frühjahr 1805 auf seiner Suche nach der Nordwestpassage an Herden von mehreren tausend friedlich äsenden Tieren vorbeikam. Manche waren so neugierig, dass sie sich ihm bis auf kurze Distanz näherten – so wie einem heutzutage gelangweilte Kühe den Weg versperren. Aber bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Erschließung des Westens schon so weit fortgeschritten, dass sich die Wapitis in die höchsten Regionen der Rocky Mountains zurückgezogen hatten. Sie sind misstrauisch geworden, verstecken sich wie Gesetzlose oberhalb der Baumgrenze, bis der Schnee sie den Winter über in tiefere Lagen hinabzwingt. Wenn man sie heute finden will, dann diktieren sie die Bedingungen, und dann muss man sich in menschenfeindliche Gegenden abseits der Zivilisation begeben.

Genau deshalb bin ich hier.

Und genau deshalb gönne ich mir eine längere Pause und lasse den alten Bullen ziehen. Verstehen Sie: Meine Verfolgungsjagd hat eigentlich nur wenig mit Wild zu tun. Das wusste ich schon, bevor ich aufgebrochen bin. Hier draußen in diesem unwegsamen Gelände bin ich hinter etwas anderem her. Ich suche nach einer noch scheueren Beute, nach etwas, das überhaupt nur mit Hilfe der Wildnis aufgespürt werden kann. Ich suche nach meinem Herzen.

Ungezähmt

Eva wurde inmitten der üppigen Schönheit des Gartens Eden erschaffen. Adam dagegen, Sie werden sich erinnern: Adam wurde außerhalb des Gartens erschaffen, in der Wildnis. Im Bericht über die Ursprünge der Menschheit, im 2. Kapitel des ersten Buches Mose, wird es ganz deutlich gesagt: Der Mann wurde im Ödland erschaffen, im Busch. Er entstammt dem ungezähmten Teil der Schöpfung. Erst später wird er in den Garten Eden gebracht. Seit dieser Zeit, von allem Anfang an, waren Jungen nie im Schutz der Wohnung zu Hause, zog es Männer unwiderstehlich auf Entdeckungsreise. Wir wollen zurück in die Wildnis. Allein schon die Sehnsucht danach macht uns lebendig. Jemand hat gesagt: Wenn ein Mann in die Berge kommt, dann kommt er nach Hause. Das Herz eines Mannes ist im tiefsten Grunde ungezähmt, und das ist gut. Ein Naturbursche sagte: „Wenn ich in einem Büro sitze, bin ich nicht lebendig. In einem Taxi bin ich nicht lebendig, und auch auf dem Bürgersteig nicht.“ Amen dazu. Und die Konsequenz da raus? „Hör niemals auf, Neuland zu entdecken.“

Es steckt uns in den Genen, man muss uns nicht erst dazu auffordern. Es kommt von allein, genau wie unsere Liebe zu Landkarten angeboren ist. Im Jahr 1260 brach Marco Polo auf, um China zu suchen, und 1967, im Alter von sieben Jahren, habe ich das auch probiert – aber auf dem direkten Weg. Mit meinem Freund Danny Wilson zusammen wollte ich ein Loch gradewegs bis nach China graben. Wir sind nur etwa zweieinhalb Meter tief gekommen – aber auch das hat schon eine großartige Festung abgegeben. Hannibal hat die Alpen überquert, und irgendwann kommt im Leben eines Jungen der Tag, wo auch er zum ersten Mal die Straße überquert und sich der Gesellschaft der großen Entdecker anschließt. Scott und Amundsen haben den schnellsten Weg zum Südpol gesucht, Peary und Cook haben dasselbe im Norden probiert, und als ich meinen Söhnen im vorletzten Sommer etwas Kleingeld in die Hand drückte und ihnen erlaubte, sich unten im Dorf eine Limo zu kaufen, da stürzten sie sich auf ihren Fahrrädern zu Tal, als ob es um die Entdeckung des Äquators ginge. Magellan segelte westwärts, um Kap Horn herum, die Südspitze Amerikas – ungeachtet der Warnung en, dass er und seine Mannschaft am Rand der Welt ins Bodenlose stürzen würden –, und mit ebenso wenig Rücksicht auf mögliche Ge fahren ist Huckleberry Finn den Mississippi hinab gefahren. Powell ist dem Colorado River flussaufwärts durch den Grand Canyon gefolgt, obwohl – nein, gerade weil niemand zuvor das gewagt hatte und gerade weil alle anderen es für unmöglich hielten.

Und so standen meine beiden Söhne und ich im Frühjahr 1998 am Snake River und verspürten diesen urzeitlichen Drang, vom Ufer abzustoßen und ins Unbekannte aufzubrechen. Die Schneeschmelze hatte in diesem Jahr besonders heftig eingesetzt, das Flussbett konnte die Wassermassen nicht länger fassen. Im Spätsommer ist das Wasser kristallklar, aber an diesem Tag sah das Wasser eher kakaobraun aus. In der Mitte des Flusses trieben halbe Baumstämme, Wurzelstöcke, verknäuelte Äste und was weiß ich noch alles. Das Wasser strömte erschreckend schnell. Niemand außer uns hatte sich hierher getraut. Zu alledem regnete es auch noch. Aber wir hatten ein nagelneues Kanu und die Paddel bereits in der Hand. Ich muss zugeben, ich war noch nie den Snake in einem Kanu hinuntergefahren – übrigens auch sonst keinen Fluss. Egal, wir sprangen in das Boot und machten uns auf ins Ungewisse, wie Livingstone, als er seinerzeit ins Innere von Schwarzafrika vorstieß.

Im Herzen jedes Mannes steckt ein tiefes, geradezu spirituelles Verlangen nach Abenteuern, mit allem, was an Gefahren und Wildheit dazugehört. Das männliche Herz braucht einen Ort, an dem nichts vorgefertigt ist, nichts bausteinartig, halbfett, nummerncodiert, lizensiert, online, mikrowellengeeignet. Wo es keinen Termindruck gibt, keine Handys, keine Sitzungen. Einen Ort, an dem die Seele Raum hat. Einen Ort schließlich, an dem die Landschaft, die uns umgibt, mit der Landkarte des Herzens übereinstimmt. Sehen wir uns die großen Gestalten der Bibel an: Mose begegnet dem lebendigen Gott nicht im Einkaufszentrum. Er findet ihn (oder wird von ihm gefunden) irgendwo in der trostlosen Öde der Sinai-Halbinsel, weit weg vom Luxus Ägyptens. Dasselbe gilt für Jakob: Er trägt seinen Ringkampf mit Gott nicht im Wohnzimmer aus, sondern in einem Wadi irgendwo östlich des Flusses Jabbok in Mesopotamien. Wohin ging der Prophet Elia, um wieder zu Kräften zu kommen? In die Wildnis. Genau wie Johannes der Täufer und sein Cousin Jesus, von dem es heißt, dass er vom Geist in die Wüste geführt wurde.

Was diese Entdecker auch sonst noch gesucht haben – sie alle suchten die Auseinandersetzung mit sich selbst. Tief im Herzen eines Mannes sind einige grundlegende Fragen, die nicht beiläufig am Küchentisch eine Antwort finden. Wer bin ich? Wie bin ich geschaffen und beschaffen? Was ist meine Bestimmung? Was einen Mann im Haus hält, dort, wo die Dinge überschaubar und wohlgeordnet und unter Kontrolle sind, ist die Furcht. Aber die Antworten auf seine tiefsten Fragen können nicht auf dem Fernsehschirm oder in der Kühltruhe gefunden werden. Weit draußen im heißen, trostlosen und weglosen Ödland hat Mose seine Lebensaufgabe bekommen. Er wurde herausgerufen, berufen – zu etwas viel Größerem, als er es sich je vorstellen konnte, zu etwas, das wichtiger war als eine Karriere als Generalgeschäftsführer oder auch als Prinz von Ägypten. Unter einem fremden Sternenhimmel, mitten in der Nacht, hat Jakob einen neuen Namen bekommen – seinen wahren Namen. Von da an ist er nicht länger der gerissene Geschäftemacher, sondern der Mann, der mit Gott gekämpft hat. Die Versuchung Jesu in der Wüste hat denselben Kern: Es geht um seine Identität. „Wenn du wirklich der bist, für den du dich hältst ...“ Wenn ein Mann je herausfinden will, wer er ist und wozu er auf der Welt ist, dann muss er diese Reise zu sich selbst antreten.

Er muss sein Herz zurückgewinnen.

Seelenloser Lebensstil

Die Art und Weise, in der Männer heutzutage ihr Leben zumeist gestalten, führt beinahe zwangsläufig dazu, dass ihr Herz sich in entlegene Regionen der Seele zurückzieht. Endlose Stunden am Computer; Schuhe verkaufen; Sitzungen, Memos, Telefongespräche. Die Arbeitswelt – in der die große Mehrheit der Männer lebt und stirbt – verlangt von einem Mann, dass er effizient und pünktlich ist. Firmen-Spielregeln und Arbeitsabläufe sind gewöhnlich so gestaltet, dass sie einem Ziel dienen: einen Mann derart einzuspannen, dass er produktiv wird. Aber die Seele bäumt sich gegen diese Art von Unterjochung auf. Sie weiß nichts von Terminplanern und Deadlines und Firmenphilosophien. Die Seele sehnt sich nach Leidenschaft, nach Freiheit, nach wirklichem Leben. „Ich bin kein Mechanismus“, so hat es D.H. Lawrence auf den Punkt gebracht. Ein Mann muss die Rhythmen der Erde spüren können, er will etwas in seinen Händen spüren – eine Ruderpinne, die Zügel eines Pferdes, ein raues Seil oder einfach nur eine Schaufel. Wie kann ein Mann seine Tage damit zubringen, dass er sich die Fingernägel pflegt? Ist es das, wovon kleine Jungen träumen?

Die moderne Gesellschaft ist sich alles andere als einig darüber, wie Männer sein sollen. Nachdem sie die letzten dreißig Jahre damit verbracht hat, Männlichkeit neu zu definieren – Männer sollten empfindsamer, berechenbarer, lenkbarer sein und zu ihren weiblichen Seiten stehen –, beschimpft sie heute die Männer dafür, dass sie keine rechten Männer mehr sind. „Einmal Junge, immer Junge“, heißt es verächtlich. Als ob ein Junge nur dadurch zum Mann wird, dass er der Wildheit und dem Wandertrieb abschwört und sesshaft wird. Tom Sawyer hätte sich demnach zu einem ewigen Stubenhocker in Tante Pollys Salon entwickeln müssen. „Wo sind die wahren Kerle hin?“, solche oder ähnliche Fragen werden in Talkshows und Sachbüchern diskutiert. Ich bin versucht zu entgegnen: Ihr habt ihnen gesagt, sie sollten weiblicher sein. Das Ergebnis ist eine Verunsicherung über die Rolle der Geschlechter, wie es sie noch nie in der Weltgeschichte gegeben hat. Woher soll ein Mann wissen, dass er einer ist, wenn das höchte Ziel, das man ihm beigebracht hat, darin besteht, auf seine Manieren zu achten?

Und dann kommt zu allem Überfluss noch die Kirche. Das Christentum, so wie es sich derzeit darstellt, hat Männern einige besondere Grausamkeiten angetan. Und was ist das Resultat? Meinem Eindruck nach sind die meisten christlichen Männer davon überzeugt, dass Gott sie dazu geschaffen hat, brave Jungen zu sein. Das Hauptproblem von Männern, so sagt man uns, sei dieses: Sie wissen nicht, wie man Versprechen hält, geistliche Autorität erwirbt und ausübt, mit Frauen redet oder die eigenen Kinder erzieht. Aber wenn sie sich nur richtig anstrengen, dann können sie das hohe Ziel erreichen: Sie können ... nette Kerle werden. Das wird uns als das Ideal christlicher Reife vorgeführt: richtig nette, brave Kerle. Wir trinken nicht, wir rauchen nicht, wir tun niemandem was zuleide: das macht uns zu Männern. Nun möchte ich allen männlichen Lesern eine Frage stellen: Als Sie noch ein Junge waren – haben Sie jemals davon geträumt, ein harmloser, netter Kerl zu werden? – (Meine Damen: War der Prinz Ihrer Mädchenträume verwegen und mutig – oder war er nur nett?)

Mal ganz im Ernst: Habe ich übertrieben? Gehen Sie mal in eine x-beliebige Gemeinde, sehen Sie sich um, und beantworten Sie dann die Frage: Was ist ein christlicher Mann? Denken Sie nicht an das, was man so sagt; halten Sie sich an das, was Sie sehen. Zweifellos werden Sie feststellen, dass ein christlicher Mann vor allem eines ist: gelangweilt.

Vor einiger Zeit habe ich mich auf einer Einkehrtagung mit einem Mann von etwa Mitte Fünfzig unterhalten. Er erzählte mir von seiner Entwicklung als Mann: „Ich habe mich in den letzten zwanzig Jahren wirklich bemüht, ein guter Mann zu sein – wie die Kirche das eben definiert.“ Ehrlich gespannt fragte ich ihn, was er sich denn darunter vorstelle. Er nahm sich einige Sekunden Zeit zum Überlegen. „Pflichtbewusst“, sagte er dann, „und sich selbst und seinem Herzen fremd.“ Perfekte Beschreibung, dachte ich. Traurig, aber nur allzu wahr.

Robert Bly klagt in seinem Buch Eisenhans: „Manche Frauen wollen einen passiven Mann, wenn sie überhaupt einen Mann wollen; die Kirche will den gezähmten Mann – Priester genannt; die Universität will den domestizierten Mann – Beamter genannt; die Firma will einen, der gut ins Team passt.“1 All das zusammengenommen erscheint wie das Fortschreiten der Zivilisation gegen die männliche Seele. Und so wird das Herz des Mannes aus seinem Lebensraum verdrängt, ins Hochland verbannt, an entlegene Orte, wie ein verwundetes Tier, das sich irgendwo zu verstecken sucht. Viele Frauen wissen, wovon ich spreche: Sie beklagen, dass sie keinen Zugang zum Herzen ihres Mannes finden. Auch viele Männer kennen diese innere Flucht, aber sie sind oft nicht fähig zu erklären, warum sie ihr Herz nicht mehr finden. Ihr Herz ist auf der Flucht, aber sie haben keine Idee, wie sie die Spur wieder aufnehmen können. Die Kirche schließlich: die wiegt bedenklich das Haupt und rätselt, warum sie nicht mehr Männer für ihre Angebote begeistern kann. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Wir haben Männer nie dazu ermutigt, ihr Herz zu kennen und so zu leben, wie es der Leidenschaft dieses Herzens entspricht.

Eine Einladung

Dabei hat Gott das männliche Herz geschaffen. Er hat es jedem Mann verliehen und hat damit zugleich eine Einladung ausgesprochen: Komm, lebe und erlebe das, wozu ich dich geschaffen habe.

Nun gibt es eine wissenschaftliche Debatte darüber, ob Männlichkeit vorwiegend angeboren oder vielleicht doch eher anerzogen ist. Ich will mich auf diese Frage gar nicht erst einlassen, sondern möchte den Weg mit einer schlichten Beobachtung abkürzen: Männer und Frauen sind zum Ebenbild Gottes erschaffen worden – als Männer und als Frauen. „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,27; L). Wir wissen freilich, dass Gott an sich immateriell ist. Die Einzigartigkeit des Menschen kann also nicht auf der körperlichen Ebene liegen. Auch die geschlechtliche Identität eines Menschen liegt vor allem auf der seelischen Ebene, in den tiefen und unvergänglichen Schichten unseres Seins. Gott schafft nicht einfach nur Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Merkmalen; er schafft ausdrücklich etwas sehr Bestimmtes: entweder einen Mann – oder eine Frau. Mit anderen Worten: Es gibt das männliche Herz, und es gibt das weibliche Herz. Beide spiegeln auf jeweils eigene Art Gottes Wesen wider.

Gott hat sich etwas dabei gedacht, als er den Mann als Mann erschuf, und wenn wir uns selbst finden wollen, dann müssen wir dieses Etwas finden. Was hat Gott in das männliche Herz hineingelegt? Anstatt Sie zu fragen: Was, glauben Sie, sollten Sie tun, um ein besserer Mann zu werden (bzw. eine bessere Frau – für alle Leserinnen)?, möchte ich lieber eine andere Frage stellen: Was macht Sie lebendig? Was lässt Ihr Herz schneller schlagen? Damit begeben wir uns auf eine Reise. Sie führt uns in ein Land, das den meisten von uns unbekannt ist. Wir müssen aufbrechen in Gelände, in dem es keine klar erkennbaren Pfade gibt. Diese Entdeckungsreise führt uns in unser eigenes Herz hinein, zu unserer tiefsten Sehnsucht. Der Bühnenautor Christopher Fry sagt dazu:

Das Leben wäre Heuchelei, wenn ich nichtleben könnte, wozu es mich treibt!

Es gibt drei tiefe Wünsche, die ich meinem Herzen so tief eingeprägt finde, dass ich inzwischen weiß: Ich kann sie nicht länger leugnen, ohne meine Seele zu verlieren. Diese Sehnsüchte sind entscheidend dafür, wer und was ich bin und wie ich sein möchte. Ich beschäftige mich mit dem, was Jungen im Kindesalter tun und träumen; ich forsche in und zwischen den Zeilen der Literatur. Ich höre genau zu, was mir viele, viele Männer über sich erzählen, und so bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass diese Sehnsüchte universell sind – ein Schlüssel zum Geheimnis der Männlichkeit an sich. Sie sind vielleicht missverstanden, fehlgedeutet und verdrängt worden, aber sie sind im Herzen jedes Mannes vorhanden: eine brennende Sehnsucht danach, einen Kampf zu bestehen, ein Abenteuer zu erleben – und eine Prinzessin zu retten. Ich möchte Sie bitten: Denken Sie einmal daran, welche Filme Männer lieben; was sie in ihrer Freizeit gerne tun; und besonders an die Träume und Ziele kleiner Jungen – und überlegen Sie, ob Sie mir in diesem Punkt nicht zustimmen.

Eine Schlacht schlagen

An der Wand über meinem Schreibtisch hängt das Bild eines kleinen Jungen, etwa fünf Jahre alt, mit Bürstenhaarschnitt, prallen Bäckchen und einem schelmischen Lächeln. Es ist ein altes Foto, die Farben verblassen, aber der Eindruck ist zeitlos. Es ist Weihnachten 1964, und ich habe gerade ausgepackt, was mir damals als das beste Geschenk erschien, das je ein Junge zu Weihnachten bekommen konnte: zwei Revolver mit Perlmuttgriffen, ein Lederholster dazu, ein rotes Cowboyhemd mit aufgestickten Mustangs, glänzende schwarze Stiefel, ein Halstuch und ein Strohhut. Ich habe die Sachen an und werde wochenlang nichts anderes tragen, denn, wissen Sie: Dies ist beileibe kein „Kostüm“ – es ist eine Identität. Nun gut, auf dem Foto ist das eine Hosenbein in den Stiefel gesteckt, das andere hängt über, aber das verstärkt nur noch den Eindruck: dieser Cowboy kommt geradewegs aus der Prärie. Meine Daumen stecken herausfordernd im Gürtel und mein Brustkorb ist stolzgeschwellt: Ich bin bewaffnet und gefährlich. Banditen, nehmt euch in Acht: Diese Stadt ist nicht groß genug für uns beide.

Umhänge und Schwerter, Tarnanzüge, Halstücher und Revolver – das sind die männlichen Uniformen der Kindheit. Kleine Jungen haben den unbändigen Wunsch zu wissen, dass sie stark sind, dass sie gefährlich sind, dass sie jemand sind, vor dem man Respekt haben muss. Wie viele Eltern haben sich vergeblich bemüht, ihre Söhne vom Spielen mit Waffen abzuhalten – es ist hoffnungslos. Wenn Sie einen Jungen nicht mit Spielzeugwaffen versorgen, dann wird er sich selber welche bauen, aus jedem denkbaren Material, das gerade greifbar ist. Meine Söhne haben sogar am Frühstückstisch das Knäckebrot so abgebissen, dass es die Umrisse einer Pistole annahm. Jedes Stöckchen wird zum Speer, jeder Zweig zum Gewehr. Ganz gleich, was moderne Pädagogen dazu sagen – das ist zunächst einmal nicht Ausdruck einer psychischen Störung oder einer unausgeglichenen Ernährung und auch nicht primär das Ergebnis von Gewaltszenen im Fernsehen. Aggressivität gehört zum männlichen Bauplan. Wir sind so gestrickt. Wenn wir glauben, dass der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist, dann sollten wir auch die Selbstaussage Gottes in 2. Mose 15,3 ernst nehmen: „Der Herr ist ein Krieger, Jahwe ist sein Name“ (2. Mose 15,3; EÜ).

Kleine Mädchen erfinden keine Spiele, in denen reihenweise Menschen sterben oder wo Spaß nur garantiert ist, wenn Blut fließt. Hockey, zum Beispiel, wurde nicht von Frauen erfunden. Boxen ebensowenig. Ein Junge will angreifen – und ein Mann will das immer noch, auch wenn er seine Angriffslust auf einen Golfball konzentriert. Am liebsten würde er ihn bis zum Mars dreschen. Andererseits setzen sich meine Söhne nicht zum Teetrinken zusammen. Sie plaudern nicht mit ihren Freunden stundenlang am Telefon über Beziehungen. Sie langweilen sich bei Spielen, in denen es nicht um Konkurrenz oder Gefahr geht. „Spiele ohne Gewinner“ – das ist kompletter Unsinn. „Niemand wird besiegt?“, fragen sie ungläubig. „Niemand gewinnt? Und das soll Spaß machen?“ Die universelle Gültigkeit dieser Beobachtung sollte eigentlich genügen: Jungen sind geborene Krieger. Und das sind nicht urzeitliche Relikte im kindlichen Bewusstsein, die man als „Kinderkram“ abtun könnte. Wenn Jungen Krieg spielen, dann suchen sie letztlich ihre Rolle in einem viel größeren Drama. Eines späteren Tages könnte es nötig werden, dass genau dieser Junge Sie verteidigt.

Das Leben fordert von einem Mann bisweilen verbissenen Kampfgeist – und glühende Hingabe an eine Sache. Das Leben wird ihm so oder so Wunden schlagen, aber wenn er nur gelehrt worden ist, weich und harmlos zu sein, dann wird er dabei sein Herz verlieren. Das gilt ganz besonders in den trügerischen Gewässern zwischenmenschlicher Beziehungen, wo ein Mann sich selten souverän fühlt. Robert Bly sagt: „Jede Beziehung braucht hin und wieder etwas Wildes.“2 Es kann sein, dass diese Sehnsucht jahrelang nicht bedient wurde und deshalb verschüttet ist, und so fühlt sich ein Mann möglicherweise den Auseinandersetzungen, die erkennbar vor ihm liegen, nicht gewachsen. Oder die Sehnsucht hat sich in Gewalttätigkeit oder verbrecherische Gewohnheit verkehrt, wie man es bei Jugendbanden beobachten kann. Aber die Sehnsucht ist da. Jeder Mann will den Helden spielen. Jeder Mann muss er fahren, dass er tatsächlich Kraft und Macht hat. Es waren nicht Frauen, die Braveheart zu einem der erfolgreichsten Filme der 90er Jahre gemacht haben. Flying Tigers, Die Brücke am Kwai, Die glorreichen Sieben, Mein großer Freund Shane, 12 Uhr mittags, Der Soldat James Ryan, Top Gun, Stirb langsam, Gladiator – die Filme, die Männer mögen, offenbaren, wonach ein Mann sich im tiefsten Innern sehnt und was in ihm vom Tag seiner Geburt an angelegt ist.

Ob es uns schmeckt oder nicht: Im Herzen jedes Mannes gibt es etwas Wildes, Unbedingtes.

Ein Abenteuer bestehen

„Meine Mutter macht gerne Urlaub in Italien.“ Ich unterhielt mich mit einem Freund über unsere Liebe zu den rauen Landschaften im Westen der USA, und er erzählte mir, warum er von der Ostküste nach Colorado gezogen war. „Für sie ist das genau das Richtige, vermute ich. Es gibt da jede Menge Kultur und viele Sehenswürdigkeiten. Aber ich brauche die Wildnis.“ Unser Gespräch war angeregt worden durch den Film Legenden der Leidenschaft, die Geschichte dreier Jungen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Ranch ihres Vaters in Montana heranwachsen. Alfred, der Älteste, ist praktisch veranlagt, pragmatisch, vorsichtig. Er zieht in die Großstadt, wird Geschäftsmann und geht schließlich in die Politik. Aber dabei stirbt etwas in ihm. Er wird unaufrichtig. Samuel, der Jüngste, ist und bleibt im Herzen ein Kind – sensibel, furchtsam. Er kommt schon früh im Film um, und wir wissen, dass er nicht für den Kampf des Lebens vorbereitet war.

Schließlich ist da noch Tristan, der mittlere Sohn. Er ist ein Mann der Wildnis. Tristan verkörpert den amerikanischen Westen – er fängt und zähmt den wilden Hengst, er kämpft mit dem Messer gegen einen Grizzly, er erobert das Herz einer schönen Frau. Den Mann, der gerne Alfred oder Samuel gewesen wäre, muss ich erst noch kennen lernen. Ebenso die Frau, die einen wie Alfred oder Samuel zum Mann haben wollte. Dass der amerikanische Cowboy fast schon zur mythischen Gestalt geworden ist, hat seinen Grund. Er verkörpert den brennenden Wunsch, den jeder Mann von klein auf kennt: „Go West“, aufbrechen und den Ort finden, wo er genau so sein und genau das verwirklichen kann, wozu er von Anfang an bestimmt war. Hier borge ich mir eine Beschreibung, die Walter Brueggemann ursprünglich auf Gott gemünzt hat: „Wild, gefährlich, ungezügelt und frei.“

An dieser Stelle muss ich einen Moment innehalten und etwas klarstellen. Ich bin kein großartiger Jäger. Die Wände unseres Hauses schmücken keine Jagdtrophäen. Ich habe im College nie Football gespielt. Um genau zu sein: ich war damals ziemlich stämmig und hatte nicht viel von einem Athleten an mir. Meine Kindheitsträume habe ich nicht verwirklicht; ich war nie Rennfahrer oder Luftwaffenpilot. Ich habe kein Interesse an Sportübertragungen im Fernsehen, ich mag kein billiges Bier, und ich fahre zwar einen alten Jeep, aber der rollt auf ganz normal dimensionierten Reifen. Ich sage das, weil ich ahne, dass viele Leser – normale, wohlwollende Männer und Frauen – bereits jetzt versucht sind, alles, was ich sage, als eine neue Variante von Macho-Talk abzuhaken. Nichts davon. Ich bin lediglich auf der Suche, wie so viele andere Männer (und hoffnungsvolle Frauen) – auf der Suche danach, was echte Männlichkeit ausmacht.

Wenn der Winter uns nicht genügend Schnee liefert, dann bringen unsere Söhne ihre Schlitten ins Haus und fahren die Kellertreppe hinunter. Erst neulich ertappte meine Frau sie dabei, wie sie gerade ein Tau am Fensterkreuz des Schlafzimmerfensters anbrachten, um sich abzuseilen. Wenn man Jungen erfolgreich erziehen will, dann gibt es dafür ein todsicheres Rezept: Man füge einer Unternehmung ein gefährliches Element hinzu, nehme in Kauf, dass etwas zu Bruch gehen kann oder sonstwie zerstört wird, und appelliere an den Entdeckergeist – schon hat man gewonnen. Die Art, wie Jungen Ski fahren, spricht für sich: rauf zum höchsten Punkt der Piste, die Skier geradewegs auf die Talstation richten – und los geht’s, je schneller desto besser. Und das gibt sich nicht etwa mit dem Alter – im Gegenteil: Der Einsatz wird einfach erhöht.

Ein Richter, Anfang Sechzig, ein echter Südstaaten-Gentle man mit tadellosem Auftreten und gewählter Ausdrucksweise, nahm mich auf einer Konferenz zur Seite. Leise, fast entschuldigend, sprach er von seiner Liebe zum Segeln, zum Meer und davon, wie er mit einem Freund ein eigenes Boot gebaut hatte. Dann begannen seine Augen zu glitzern. „Wir sind vor ein paar Jahren vor den Bermuda-Inseln gesegelt, als uns ein gewaltiger Sturm aus Nordost erwischte. Er kam wie aus dem Nichts. Acht Meter hohe Brecher in einer selbst gebauten Zehn-Meter-Yacht. Ich dachte schon, wir würden allesamt ertrinken.“ Drama tische Pause, und dann bekannte er: „Das war das Beste, was ich je erlebt habe.“

Vergleichen Sie mal Ihre Eindrücke vom Kinobesuch – sagen wir, in einem James-Bond-Thriller oder bei Indiana Jones – mit dem Gefühl, das Sie in der letzten Bibelstunde hatten. Der Erfolg jeder neuen Folge solcher Thriller ist praktisch garantiert, und das ist nur so zu erklären, dass die Abenteuerlust jedem Mann ins Herz geschrieben ist. Und zwar geht es dabei nicht nur um wohligen Nervenkitzel. Abenteuer fordern etwas von uns, stellen uns auf die Probe. Mag sein, dass wir diese Prüfung fürchten – aber andererseits wollen wir ja getestet werden, damit wir entdecken können, dass wir den Test bestehen können. Dass wir das Zeug dazu haben. Deshalb ließen meine Söhne und ich uns den Snake River hinunter treiben, aller Vernunft zum Trotz; deshalb streifte ich mit einem Freund durch Grizzlyland, um den ergiebigsten Platz zum Angeln zu finden; deshalb zog ich als junger Mann nach Washington D.C., um herauszufinden, ob ich in diesem Haifischbecken überleben kann. Wenn ein Mann diese Sehnsucht verloren hat, wenn er behauptet, keine Lust auf Abenteuer zu verspüren, dann deshalb, weil er nicht weiß, dass er tatsächlich das Zeug dazu hat, und weil er fürchtet, den Test nicht zu bestehen. So bleibt er lieber auf der sicheren Seite und versucht es erst gar nicht. Aus Gründen, die ich an späterer Stelle ausführlicher darstellen will, hassen viele Männer das Unbekannte, werden lieber sesshaft wie Kain, bauen sich ihre eigene Stadt und erheben sich zum König ihrer kleinen Welt.

Aber man kann ihm nicht entkommen – im Herzen jedes Mannes steckt etwas Unbändiges.

Die Prinzessin erobern

Romeo hat seine Julia, König Artus kämpft um Guinevere, Robin Hood rettet Marian, und ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsst habe. Es war Herbst, und es war in der siebten Klasse. Ich hatte Debbie in der Theater-AG kennen gelernt und hatte mich augenblicklich in sie verknallt. Es war eine klassische Teenagerliebe: Ich wartete nach den Proben, ich trug ihr die Bücher zum Schließfach. Wir tauschten in der Klasse Zettelchen aus und führten abends endlose Telefongespräche. Ich hatte Mädchen bis dahin noch nie viel Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses Interesse erwacht vergleichsweise spät auf dem Weg eines Jungen vom Kind zum Mann, aber wenn es erst einmal erwacht ist, dann stellt es seine Welt auf den Kopf. – Wie auch immer, ich wollte sie gerne küssen, aber ich brachte nicht den Mut zusammen – bis zur letzten Aufführung des Schultheaters. Am nächsten Tag sollten die Sommerferien beginnen, wir würden uns monatelang nicht sehen, und so wusste ich: jetzt oder nie. Hinter der Bühne, im Dunkeln, gab ich ihr einen verstohlenen Kuss – und sie gab mir einen längeren zurück. Erinnern Sie sich an die Szene in Spielbergs Familienfilm E.T., wo der Junge auf seinem Fahrrad vor der Scheibe des Vollmondes vorbeifliegt? Ich bin an diesem Abend zwar heimgeradelt, aber ich bin sicher, dass ich den Boden nicht berührt habe.

Nichts wirkt so inspirierend auf einen Mann wie eine schöne Frau. Sie bewirkt, dass man eine Festung stürmen, einen Riesen erschlagen, jede Art von Hindernis überwinden möchte. Groß herauskommen. Eines Tages war mein Sohn Samuel bei einem Baseballspiel in eben dieser Verfassung. Er liebt Baseball, aber die meisten Jungen sind sich anfangs nicht sicher, ob auch wirklich alles in ihnen steckt, was ein guter Spieler braucht. Sam ist unser Ältester, und wie viele Erstgeborene ist er vorsichtig. Er lässt immer erst ein paar Würfe vorbeigehen, bevor er mit dem Schläger ausholt, und dann zieht er den Schlag oft nicht voll durch. Bis zu diesem Tag jedenfalls war noch jeder Ball, den er getroffen hatte, im Feld gelandet. Aber gerade als Sam an diesem einen Nachmittag zum Abschlag ging, tauchte seine Freundin aus unserer Straße auf, ein zierliches blondes Mädchen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, rief ihm etwas zu und winkte ihm zu. Er tat so, als ob er sie nicht bemerkt hätte, stellte sich etwas breitbeiniger auf als sonst, fasste den Schläger etwas fester, schaute den Werfer grimmig an. Schon mit dem ersten Schlag trieb er den Ball ins Center Field.

Ein Mann will der Held für die von ihm verehrte Schöne sein. Junge Männer auf dem Weg in den Krieg tragen ein Foto ihrer Geliebten bei sich. Kampfpiloten malen sich eine schöne Frau auf den Rumpf ihrer Maschine. Die Besatzungen der B-17-Bomber gaben ihren Fliegenden Festungen Namen wie Me and my Gal oder Memphis Belle – die „Schöne von Memphis“. Was wären Robin Hood oder König Artus ohne die Frauen, denen ihre Liebe gilt? Einsame Männer, die sinnlose Kämpfe austragen. Indiana Jones und James Bond wären nicht sie selbst ohne eine Schönheit an ihrer Seite, und unausweichlich müssen sie sie verteidigen. Offensichtlich braucht nicht nur jeder Mann einen Kampf, in dem er sich behaupten kann – er braucht vor allem jemanden, für den er kämpft. Was sagte Nehemia den wenigen Tapferen, die die unbefestigte Stadt Jerusalem verteidigten: „Fürchtet euch nicht ... Kämpft für eure Brüder und Söhne, für eure Töchter und Frauen und für eure Häuser!“ (Nehemia 4,8). Der Kampf an und für sich reicht nicht als Rechtfertigung; ein Mann sehnt sich nach dem Zauber der Liebe. Es reicht nicht, einfach nur ein Held zu sein – er will dieser Held in den Augen eines bestimmten Menschen sein, und dieser eine Mensch ist die Frau, die er liebt. In Adams Welt gab es bereits den Wind und das Meer, das Pferd und den Falken, aber wie Gott selbst gesagt hat: Komplett war die Schöpfung erst, als Eva dazu kam.

Nicht zu leugnen: Im Herzen jedes Mannes steckt etwas Leidenschaftliches.

Das Herz einer Frau

Auch das Herz einer Frau birgt meiner Beobachtung nach drei Ur-Sehnsüchte in sich. Diese Sehnsüchte sind nicht völlig verschieden von denen eines Mannes, und doch sind sie bei einer Frau bemerkenswert anders ausgeprägt. Nicht jede Frau will selbst einen Kampf führen, aber jede Frau will, dass man um – und für sie kämpft. Eine Frau will mehr als nur zur Kenntnis genommen werden – sie will als Person gewollt werden. Sie möchte, dass man sich um sie bemüht. „Ich möchte für jemanden oberste Priorität haben“, sagte mir eine Freundin, sie ist Mitte dreißig. Ihre Kindheitsträume vom Ritter in glänzender Rüstung, der zu ihrer Rettung herbeieilt, sind keine mädchenhaften Fantasien, sondern gehören zum Kern ihres weiblichen Herzens und zu dem Leben, von dem sie weiß, dass sie dafür geschaffen ist.

Auch jede Frau will ein Abenteuer, aber um daran teilzuhaben. Einer der Lieblingsfilme meiner Frau ist Man from Snowy River. Sie liebt die Szene, in der Jessica, die hübsche junge Heldin, von ihrem Verehrer Jim gerettet wird, und dann reiten sie zusammen auf einem Pferd durch den australischen Busch. „Ich möchte gerne die Isabo in Der Tag des Falken sein“, sagte mir eine andere Freundin. „Ich will geschätzt, umworben, erobert werden – ja. Aber ich will auch selbst stark sein und Teil des Abenteuers.“ Zu viele Männer machen den Fehler zu glauben, dass die Frau selbst das Abenteuer ist. Aber an dieser Stelle geht es mit der Beziehung unweigerlich bergab. Eine Frau möchte nicht selbst das Abenteuer sein, sie möchte in etwas mit hineingenommen werden, das größer ist als sie selbst. Unsere Freundin sagte: „Ich kenne mich, und ich weiß, dass ich selbst kein Abenteuer bin. Wenn mich also ein Mann zum Mittelpunkt seiner Welt macht, dann langweilt mich das. Die Geschichte kenne ich schon. Er soll mich mitnehmen in eine neue Geschichte, in eine, die ich noch nicht kenne.“

Und schließlich möchte jede Frau, dass an ihr eine gewisse Schönheit offenbar wird. Nicht Schönheit beschworen, aber Schönheit offenbart, entborgen. Die meisten Frauen fühlen sich von frühester Jugend an unter dem Druck, schön aussehen zu müssen. Aber davon rede ich nicht. Es geht mir um den tiefen Wunsch, selbst die schöne Prinzessin zu sein und von sich selbst entzückt sein zu können. Die meisten kleinen Mädchen ziehen sich gerne schön an, spielen Hochzeit oder wirbeln in fließenden Kleidern umher.

Ihre Kleine zieht ihr schönstes Kleid an und dann kommt sie ins Zimmer und dreht sich wie eine Ballerina. Was sie ersehnt, ist das Entzücken in Papas Augen. Meine Frau erinnert sich, dass sie als fünf- oder sechsjähriges Mädchen auf dem Kaffeetisch stand und sich die Seele aus dem Leib sang. Siehst du mich?, fragt das Herz jedes Mädchens, und bist du entzückt und bezaubert von dem, was du siehst?