Der Untertan von Heinrich Mann - Textanalyse und Interpretation - Heinrich Mann - E-Book

Der Untertan von Heinrich Mann - Textanalyse und Interpretation E-Book

Heinrich Mann

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Beschreibung

Spare Zeit und verzichte auf lästige Recherche! In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Buch komplett gelesen zu haben. Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert. Inhalt: - Schnellübersicht - Autor: Leben und Werk - ausführliche Inhaltsangabe - Aufbau - Personenkonstellationen - Sachliche und sprachliche Erläuterungen - Stil und Sprache - Interpretationsansätze - 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung Layout: - Randspalten mit Schlüsselbegriffen - übersichtliche Schaubilder NEU: vierfarbiges Layout Der Untertan ist das satirische Portrait eines autoritären Charakters.

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Seitenzahl: 140

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 348

Textanalyse und Interpretation zu

Heinrich Mann

Der Untertan

Von Jörg Schlewitt

Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Mann, Heinrich: Der Untertan. Husum: Hamburger Lesehefte Verlag, 2021 (Heft 255; Heftbearbeitung: Stella Rogal). Zitiert als HL. Mann, Heinrich: Der Untertan. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 212021 (Fischer TB 13640). Zitiert als F.

Über dem Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. habil. Jörg Schlewitt studierte Germanistik und Geschichte. Nach einigen Jahren im Schuldienst (Fächer: Deutsch/Geschichte) begann er eine Universitätslaufbahn und war zuletzt ordentlicher Professor für Methodiken des Deutschunterrichts (Fachdidaktik) an der Universität Leipzig. Er veröffentlichte zahlreiche Monografien und Aufsätze zur Fachdidaktik und ist Verfasser und Mitherausgeber von Schulbüchern.

1. Auflage 2023

978-3-8044-7090-3

© 2023 by Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Burschenschaft im Weinkeller: Weinheim, 1926. © picture alliance / imageBROKER | Rosseforp Alle Lernskizzen wurden erstellt von Arnd Nadolny. 

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

 

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

 

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Inhaltsverzeichnis

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Heinrich Mann: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Einkehr und Selbstbestimmung

Historische Ereignisse, die unmittelbar im Roman eine Rolle spielen

Literaturgeschichtliche Einordnung

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Das Werk im Schaffensprozess

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Diederich Heßling studiert in Berlin und begegnet Kaiser Wilhelm II. (1. Kapitel)

Diederich bricht sein Eheversprechen und lässt sich den Schnurrbart nach dem Vorbild des Kaisers formen (2. Kapitel)

Diederich übernimmt die Fabrik in Netzig und beginnt seinen Aufstieg zur Macht (3. Kapitel)

Aus dem Prozess wegen Majestätsbeleidigung geht Diederich als Sieger hervor (4. Kapitel)

Diederich festigt seine Macht in Netzig und heiratet Guste Daimchen (5. Kapitel)

Diederich klärt Familienangelegenheiten, wird Generaldirektor und hält die Rede zur Denkmalseinweihung (6. Kapitel)

3.3 Aufbau

Grundstruktur des Romans/Übersicht

Übersicht zur Struktur und Chronologie der einzelnen Kapitel

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Charakterisierungen der Hauptfiguren

Diederich Heßling

Wolfgang Buck

Der alte Herr Buck

Napoleon Fischer

Dr. Jadassohn

Guste Daimchen

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Diederich wird vom Macht-Erleidenden zum Macht-Ausübenden

Die gegensätzliche Entwicklung zweier Protagonisten: Diederich und der alte Buck

Die satirische Gestaltung des Romans am Beispiel der kontinuierlichen Annäherung Diederichs an Kaiser Wilhelm II.

Die Funktion der drei Frauengestalten bei der Entwicklung Diederichs zum untertänigen Machtmenschen

Die Funktion des Theater-Motivs im Roman

3.8 Schlüsselstellenanalysen

4. Rezeptionsgeschichte

Zwei unterschiedliche Urteile bei Erscheinen des Buches 1918

Rezensionsbeispiele aus der Weimarer Republik

Die Rezeption des Untertan im faschistischen Deutschland

Wirkung im Ausland bis 1945

Rezeption nach 1945 in Ost und West

Der Staudte-Film Der Untertan

Ausblick

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 ****

Aufgabe 2 ****

Aufgabe 3 **

Aufgabe 4 **

Aufgabe 5 ***

Aufgabe 6 *

Lernskizzen und Schaubilder

Literatur

Zitierte Ausgaben

Gesamtausgaben

Textausgaben und Dokumente

Lernhilfen und Kommentare für Schüler:innen

Sekundärliteratur

Materialien im Internet

Verfilmung

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich alle Leser:innen in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.

 

Im 2. Kapitel findet sich der Lebenslauf von Heinrich Mann und wir geben Erläuterungen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund:

Heinrich Mann wurde 1871 in Lübeck geboren und er starb 1950 in Santa Monica. Er hatte viele Wohnsitze, u. a. in Lübeck, München, Berlin.

Der Untertan reflektiert die Zeit von 1848 (der alte Buck hatte 1848 an der Revolution teilgenommen) bis etwa 1897 (Einweihung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I.).

Der Untertan ist 1914 erschienen. Er gehört zur Kaiserreich-Trilogie, ebenso wie Die Armen (1917) und Der Kopf (1925). Zuvor war 1905 der Roman Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen erschienen.

Im 3. Kapitel findet sich die Textanalyse und -interpretation.

Der Untertan – Entstehung und Quellen:

1906 schreibt Heinrich Mann in einem Brief an Ludwig Ewers, dass er einen Roman plant, dessen Held den Berliner Geist in die Provinz trägt.

Inhalt:

Heinrich Mann wirft in Der Untertan einen satirischen Blick auf die latente Aggressivität und Borniertheit der bürgerlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt des Romans steht Diederich Heßling, seine Kindheit, sein Studium in Berlin und schließlich sein Aufstieg zum mittelständischen Unternehmer in seiner Heimatstadt Netzig. Der kleinbürgerliche Untertan Diederich Heßling sieht in Kaiser Wilhelm II. sein großes Vorbild. In Netzig sichert er sich Macht und Einfluss, indem er nach oben buckelt und nach unten tritt. Letztlich erweist sich der despotische Heßling als feige und erbärmlich. Kontrastfiguren zu Heßling sind der Rechtsanwalt Wolfgang Buck und dessen Vater, der alte Buck.

Chronologie und Schauplätze:

Der Roman spielt während der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. (1888–1918). Chronologisch erzählt er von der Kindheit, dem Studium und der Karriere Diederich Heßlings. Seine Heimatstadt Netzig ist der Hauptort der Handlung, Nebenschauplätze sind Berlin, wo Heßling studiert, sowie Rom, wo sich eine Episode (6. Kapitel) während der Hochzeitsreise des Protagonisten abspielt.

Die Personen:

Die Hauptpersonen sind:

Diederich Heßling:

feige und unterwürfig gegenüber allen Mächtigen, kalt und brutal im Verhalten gegenüber Schwächeren und Untergebenen

bei seinem Studium in Berlin prägen die Mitgliedschaft bei den Neuteutonen und seine kurze Militärzeit diese Charaktereigenschaften aus

während seiner Karriere in Netzig sind Provokation und skrupelloses Handeln Instrumente in der Auseinandersetzung mit seinen Konkurrenten

auch in den Beziehungen zu den Frauen verhält er sich männlich-autoritär

Wolfgang Buck:

verkörpert im Gegensatz zu Diederich Heßling humanistische Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt

in der Auseinandersetzung mit Diederich ist er zu unentschlossen und wenig kämpferisch

resigniert schließlich

Der alte Buck:

liberal-demokratisch

integre und geachtete Persönlichkeit

zukunftsorientiert

Napoleon Fischer:

auf eigene politische und wirtschaftliche Interessen bedacht

vertritt als Sozialdemokrat nicht die Interessen der Arbeiterschaft

Dr. Jadassohn:

kaisertreu, national-konservativ

will Karriere machen, eitel

Guste Daimchen:

vermögend, selbstbewusst, kaisertreu

Stil und Sprache Heinrich Manns:

Heinrich Mann ist nicht eindeutig einer bestimmten Stilrichtung zuzuordnen. Im Untertan überwiegt die satirische Gestaltung bei der Charakterisierung der kaisertreuen Personen.

Lexikalische und syntaktische Mittel werden bei der sprachkünstlerischen Gestaltung des Textes eingesetzt, um bei den Leser:innen die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Neben der Verwendung satirischer sprachlicher Mittel ist in dem Roman auch die Verwendung von Fachausdrücken aus Produktion und Ökonomie sowie aus Dialekt und Sondersprache typisch für die realistische Gestaltung zahlreicher Textpassagen.

Die inhaltlich-/thematisch bestimmten Interpretationsansätze nehmen folgende Aspekte in den Blick:

das Verhältnis des Macht-Erleidenden zum Macht-Ausübenden

die gegensätzliche Entwicklung von Diederich Heßling und dem alten Herrn Buck

die satirische Gestaltung des Romans am Beispiel der Annäherung Diederichs an Kaiser Wilhelm II.

die Frauengestalten im Roman und ihre Funktion bei der Entwicklung Diederichs

die Funktion des Theater-Motivs im Roman

2. Heinrich Mann: Leben und Werk

2.1 Biografie

Heinrich Mann

1871–1950 © picture-alliance / Keystone

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1871

Lübeck

Heinrich Mann wird am 27. März als erster Sohn des Lübecker Kaufmanns und Reeders Thomas Johann Heinrich Mann geboren. 1877 wird der Vater in den Senat seiner Heimatstadt gewählt.

 

1875

Lübeck

Thomas Mann wird in Lübeck geboren.

4

1884

Petersburg

Bildungsreise des jungen Heinrich Mann zu wohlhabenden Verwandten nach Petersburg. Sein Tagebuch über die Reise ist als autobiografisches Dokument erhalten geblieben.

13

1885/87

Lübeck

Erste erzählerische und poetische Versuche

14–16

1889

Lübeck, Dresden

Heinrich Mann verlässt nach der Unterprima das Gymnasium und beginnt eine Buchhändlerlehre in Dresden.

18

1890–1892

Berlin

Volontär beim S. Fischer Verlag Neue Bildungseindrücke gewinnt Heinrich Mann durch den Besuch von Vorlesungen an der Friedrich-Wilhelm-Universität.

19–21

1891

Lübeck

Unerwarteter Tod des Vaters (geb. 1840) verbunden mit gravierenden Einschnitten in das Familienleben, so z. B. Liquidierung der Firma Johann Siegmund Mann.

20

1892

Wiesbaden, Lausanne

Heinrich Mann erkrankt schwer. Es schließen sich Kuraufenthalte in Wiesbaden und Lausanne an. Er schreibt seine ersten Kritiken und Essays für die Wochenschrift Die Gegenwart.

21

1893

Lübeck, München

Die Mutter zieht mit den Geschwistern Thomas, Julia, Clara und Viktor nach München. Heinrich Mann besucht in diesem Jahr seine Heimatstadt Lübeck zum letzten Mal.

22

Paris, Riva, Florenz

Der Dichter unternimmt seine erste Reise nach Paris; er besucht Italien und sammelt dort neue Eindrücke. In diesen Jahren schreibt er seinen ersten Roman In einer Familie. Die Mutter finanziert den Druck.

22

1896–1898

Rom, Palestrina

Die Reisen durch Italien unternimmt er gemeinsam mit seinem Bruder Thomas. Er beschäftigt sich mit journalistischen Arbeiten und gibt die Monatszeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt heraus (1895/96).

25–27

1899–1914

München, Berlin, Italien

In diesen Jahren hat der Dichter keinen festen Wohnsitz. 1910 wählt seine Schwester Clara den Freitod. Mit ihr hat sich Heinrich Mann immer besonders verbunden gefühlt.

28–43

1914

München

Am 12. 08. 1914 heiratet Heinrich Mann die Prager Schauspielerin Maria Kanová. Im November 1914 veröffentlicht Thomas Mann seine Gedanken im Kriege. Die Folge ist das Zerwürfnis zwischen den Brüdern. Der Untertan erscheint als Vorabdruck.

43

1916

München

Geburt der Tochter Henriette Maria Leonie

45

1919

München

Gedenkrede für den am 21. Februar ermordeten Ministerpräsidenten der Bayrischen Räterepublik, Kurt Eisner

48

1922

München

Nach einer schweren Operation Heinrich Manns im Januar 1922 versöhnen sich die Brüder wieder am Krankenbett.

51

1923

München

11. März: Tod der Mutter

52

1925

Frankreich

Erste Reise nach dem Krieg nach Südfrankreich – auf den Spuren Heinrichs IV. von Frankreich

54

1926

Berlin

Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst

55

1928

Berlin

Trennung von Maria Mann, geb. Kanová. Die Ehe wird 1930 geschieden. Bis 1933 nimmt Heinrich Mann seinen Wohnsitz in Berlin.

57

1929

Berlin

Bekanntschaft mit seiner neuen Lebensgefährtin Nelly (eigentlich: Emmy) Kröger

58

1931

Berlin

Heinrich Mann wird Präsident der Sektion Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste.

60

1932

Berlin

Mitunterzeichner des Appells zur Aktionseinheit von SPD und KPD zu den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932. Stellungnahme gegen Faschismus und Krieg für den Amsterdamer Kongress

61

1933

Berlin

30. Januar: Machtantritt Hitlers 15. Februar: Ausschluss von Käthe Kollwitz und Heinrich Mann aus der Preußischen Akademie der Künste

62

Sanary-sur-Mer, Nizza

21. Februar: Emigration, zuerst nach Sanary-sur-Mer, dann Nizza, dort Wohnsitz bis 1940

 

Berlin

25. August: Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft Ehrenpräsident des „Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller“ (SDS)

 

1935

Paris

Rede auf dem Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur

64

Genf

Rede in Genf vor dem Völkerbund

 

1936

Prosec

Das böhmische Städtchen gewährt ihm Heimatrecht, Voraussetzung für die CSR-Staatsbürgerschaft.

65

1939

Frankreich

9. September: Heirat mit Nelly Kröger

68

1940

Hollywood, Los Angeles, Santa Monica

Nach der Kapitulation Frankreichs Flucht über Spanien u. Portugal in die USA. Dort nimmt er Wohnsitz in Hollywood, dann in Los Angeles und schließlich bis zum Tod in Santa Monica.

69

1944

USA

Freitod seiner zweiten Frau Nelly Kröger

73

1947

Berlin

Heinrich Mann wird Ehrendoktor der Humboldt-Universität Berlin.

76

Prag

Maria Mann-Kanová, die erste Frau des Dichters, stirbt in Prag an den Folgen der KZ-Haft in Theresienstadt.

 

1949

Berlin (Ost)

25. August: Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur 7. Oktober: Gründung der DDR

78

1950

Berlin (Ost)

Gründung der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin, Ernennung Heinrich Manns zu ihrem ersten Präsidenten

79

1950

Santa Monica

12. März: Kurz vor der geplanten Übersiedlung in die DDR stirbt Heinrich Mann an den Folgen einer Gehirnblutung in Santa Monica. Gründung des Heinrich-Mann-Archivs in Berlin.

79

1961

Berlin (Ost)

Beisetzung der Urne auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Berlin

 

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Zusammenfassung

Im Mittelpunkt der Romanhandlung stehen die sozialpolitischen Veränderungen der 1890er-Jahre.

In der Rückblende wird die Revolution von 1948 in Deutschland erwähnt.

Mit der Regierungszeit Wilhelms I. nahmen die Korporationen und Burschenschaften einen oft reaktionären Charakter an.

Die Gründerjahre führten zur Neugründung von Betrieben, kleinere Produktionsstätten wurden modernisiert.

Reichskanzler Bismarck reagiert 1878 mit dem Sozialistengesetz auf das Erstarken der Sozialdemokratie.

1888 wird Wilhelm II. deutscher Kaiser.

Einkehr und Selbstbestimmung

In einer Werbeanzeige der Volksbühnen-Buchhandlung in Berlin heißt es 1918 zu Heinrich Manns Der Untertan:

„Die rechte Neujahrslektüre in dieser Zeit der Einkehr und Selbstbestimmung des deutschen Volkes ist Heinrich Manns Roman ‚Der Untertan‘ – Das Deutschland Wilhelms II. von einem, der es früher als andere durchschaut hat. Im Juli 1914 beendet, konnte das Werk Dezember 1918 nach Aufhebung der Zensur endlich erscheinen.“[1]

„Einkehr und Selbstbestimmung“ sind Schlüsselworte, die Heinrich Manns Intentionen treffend kennzeichnen. In seinem Briefwechsel mit Rene Schickele schreibt er am 31. 12. 1907: „Der Roman der Deutschen müsste geschrieben werden, die Zeit ist überreif für ihn.“[2] In einem Aufsatz entwirft der Autor in wenigen Worten das Bild des deutschen Untertans als „widerwärtig interessanten Typus des imperialistischen Untertans, des Chauvinisten ohne Mitverantwortung, des in der Masse verschwindenden Machtanbeters, des Autoritätsgläubigen wider besseres Wissen.“[3]

Kaiser Wilhelm II. (rechts) bei Otto von Bismarck in Friedrichsruh (1888). © picture alliance / ullstein bild | Archiv Gerstenberg

So entsteht die Geschichte des Diederich Heßling, dessen Charakter dem gezeichneten Persönlichkeitsbild weitgehend entspricht.

Die erzählte Zeit kann, so man die Rückblenden berücksichtigt, von 1848 (der alte Buck hatte noch an der Revolution 1848 teilgenommen) bis etwa 1897 (Einweihung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I.) angenommen werden. Historisch anders periodisiert, bezeichnet man diese Zeit auch als Wilhelminisches Zeitalter, das mit der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum neuen deutschen Kaiser am 18. 01. 1871 im Spiegelsaal von Versailles begann und sein Ende fand, als die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg unabwendbar war und am 09. 11. 1918 durch den Reichskanzler Max von Baden der Rücktritt Wilhelms II. verkündet wurde.

Im Mittelpunkt der Romanhandlung stehen die sozialpolitischen Veränderungen der 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Viele der historischen Ereignisse der genannten Zeitabschnitte finden sich in Der Untertan historisch nachvollziehbar verarbeitet, ohne dass daraus der Schluss abzuleiten wäre, der Roman sei eine naturalistische Wiedergabe der gesellschaftlichen Zustände jener Zeit.

Historische Ereignisse, die unmittelbar im Roman eine Rolle spielen

Dem 2. Deutschen Kaiserreich, das mit der Reichsgründung 1871 seinen Anfang nahm, ging eine wechselhafte Zeit voraus, in der unterschiedliche politische Kräfte die Demokratisierung und Einheit Deutschlands anstrebten.

Im 3. Kapitel erfahren die Leser:innen, dass in der Familie Heßling der alte Buck wegen seiner historischen Verdienste als Demokrat in der Revolution von 1848 verehrt wurde: „In der Verehrung des alten Buck sind wir aufgezogen worden. Der große Mann von Netzig! Im Jahre achtundvierzig zum Tode verurteilt!“ (HL S. 76/F S. 108).

Was war damals geschehen? Der deutsche Kaiser Franz II. hatte 1806 die Kaiserkrone niedergelegt. Im Gefolge der Befreiungskriege und dem Sturz Napoleons wurde Deutschland von der Fremdherrschaft befreit, neue demokratische Entwicklungen hätten jetzt eine historische Chance gehabt. An die Stelle des alten Reiches trat nun aufgrund der Festlegungen des Wiener Kongresses (1815) der Deutsche Bund (35 Fürstentümer, 4 freie Städte).

Die bestimmenden gesellschaftlichen Kräfte in diesem Bund waren der Adel und die sich langsam herausbildende Großbourgeoisie. Da es diesen Kräften gelang, gravierende demokratische Veränderungen zu verhindern (Reformen statt Revolution), wurden in dieser Zeit die Grundlagen für das 2. Kaiserreich geschaffen. Eine Episode blieb die gescheiterte Revolution von 1848. Nach der Gründung des Deutschen Bundes bildeten sich verschiedene Oppositionsbewegungen, deren gemeinsames Ziel es war, einen demokratisch bestimmten deutschen Nationalstaat zu gründen. Mit Blick auf Der Untertan ist die Bewegung der Professoren und Studenten interessant, die sich mit der Deutschen Burschenschaft eine Organisationsform geschaffen hatte, die damals fortschrittlichen Ideen verpflichtet war (Einheit Deutschlands, demokratische Verhältnisse und Selbstbestimmung, Demokratisierung der Universitäten).

In der Regierungszeit Wilhelms I. nahmen die Korporationen und Burschenschaften dann einen anderen, oft reaktionären Charakter an. In Der Untertan stehen dafür die Neuteutonen, „eine hochfeine Korporation“ (HL S. 20/F S. 31), deren Mitglieder die Auffassung vertraten, „dass der jüdische Liberalismus die Vorfrucht der Sozialdemokratie sei und dass die christlichen Deutschen sich um den Hofprediger Stöcker zu scharen hätten.“[4] (HL S. 39/F S. 56)

Als der Thronwechsel 1840 in Preußen die Hoffnungen der Bourgeoisie auf Reformen enttäuschte, bildete sich eine liberale Opposition heraus. Im Jahre 1848 war eine revolutionäre Situation herangereift. Im März begannen die Unruhen, in deren Ergebnis sich die Frankfurter Nationalversammlung konstituierte, die am 18. 05. 1848 das erste Mal zusammentrat. Sie war ausschließlich mit Vertretern des Bürgertums besetzt (Professoren, Schriftsteller, Beamte).