Der verschollene Prinz - C.S. Pacat - E-Book

Der verschollene Prinz E-Book

C.S. Pacat

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Beschreibung

Eigentlich ist der Kriegerprinz Damen der rechtmäßige Erbe von Akielos, doch dann gerät er in Gefangenschaft und wird in die Sklaverei verkauft – ausgerechnet an Laurent, den Kronprinzen des verfeindeten Königreiches Vere. Laurent ist eitel, arrogant und grausam, und er steht für alles, was Damen hasst. Doch noch während er Fluchtpläne schmiedet, lernt Damen Laurent besser kennen, und schon bald weiß er nicht mehr, was wichtiger für ihn ist: Seinen eigenen Thron zurückzugewinnen oder an Laurents Seite zu kämpfen und das Geheimnis um dessen eiskaltes Herz zu lösen ...

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Das Buch

Prinz Damen, der Thronerbe von Akielos, führt ein wahrhaft königliches Leben: Er ist tapfer und gerecht, gut aussehend und wird von seinem Volk als Held verehrt. Als sein Halbbruder Kastor jedoch die Herrschaft an sich reißt, wird Damen gefangen genommen, seiner Identität beraubt und dem Prinzen des verfeindeten Königreiches Vere geschenkt. Als Damen am Königshof von Vere ankommt, ist er schockiert: Der Adel verliert sich in einem Spiel aus Lust, Gewalt und dunklen Phantasien, und gerade der ebenso schöne wie arrogante Kronprinz Laurent scheint besonderen Gefallen daran zu finden, seinen neuen Sklaven zu demütigen. Damen will um jeden Preis fliehen und zurück nach Akielos. Doch noch während er auf eine günstige Gelegenheit wartet, lernt er Laurent besser kennen. Laurent, hinter dessen kühler und grausamer Fassade ein verletzlicher junger Mann steckt, der den Intrigen des Königshofes hilflos ausgeliefert ist. Und plötzlich weiß Damen nicht mehr, was ihm wichtiger ist: Seinen eigenen Thron zurückzugewinnen oder Laurents scheinbar so kaltes Herz zu erobern …

Die Autorin

C. S. Pacat wurde in Australien geboren und studierte an der University of Melbourne. Sie ist viel gereist und hat bereits in den verschiedensten Städten gelebt, u. a. in Tokio und in Perugia. Die Autorin lebt und arbeitet in Melbourne. Der verschollene Prinz ist ihr erster Roman.

C. S. PACAT

ROMAN

Mit Bonusgeschichte:»Erasmus’ Geschichte«

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Titel der amerikanischen Originalausgabe
CAPTIVE PRINCE
Deutsche Übersetzung von Viola Siegemund
Redaktion: Catherine Beck Copyright © 2013 by C. S. Pacat Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabeund der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH Umschlaggestaltung: DAS ILLUSTRAT, München Satz: Schaber Datentechnik, Wels ISBN: 978-3-641-15481-3V002
www.penguinrandomhouse.de

  PROLOG  

Es heißt, Euer Prinz habe einen eigenen Harem«, sagte Lady Jokaste. »Ein traditionsbewusster Mann wie er wird an den Sklaven gewiss seine Freude haben. Doch ich habe Adrastus noch etwas ganz Besonderes vorbereiten lassen – ein persönliches Geschenk des Königs an Euren Prinzen. Einen Rohdiamanten, wenn Ihr so wollt.«

»Seine Majestät hat sich schon so großzügig gezeigt«, erwiderte Hofrat Guion, der Gesandte von Vere.

Langsam spazierten sie die Schaugalerie entlang. Zuvor hatte man Guion ein himmlisch gewürztes, mit Weinblättern umhülltes Stück Fleisch vorgesetzt, und als er sich nach dem Essen zufrieden zurücklehnte, schlugen aufmerksame Sklaven die Mittagshitze mit Fächern in die Flucht. Er musste wohl oder übel zugeben, dass dieses barbarische Land einen gewissen Reiz besaß. Die Küche war zwar eher bodenständig, doch an den Sklaven konnte man wahrlich nichts aussetzen. Ihr Gehorsam war makellos, und sie hatten offenbar gelernt, unaufdringlich und zuvorkommend zu sein – ganz im Gegensatz zu den verwöhnten Günstlingen am Hof von Vere.

In der Galerie waren zwei Dutzend Sklaven ausgestellt, teils vollkommen nackt, teils spärlich in durchsichtige Seide gehüllt. Um die Hälse trugen sie goldene Bänder mit roten und blauen Edelsteinen, und ihre Arme schmückten goldene Spangen, die wie Handschellen wirkten. Doch sie waren reine Zierde: Alle Sklaven knieten als Zeichen ihrer freiwilligen Unterwerfung.

Sie waren das äußerst großzügige Geschenk des neuen Königs von Akielos an den Regenten von Vere. Allein der Schmuck war ein kleines Vermögen wert, und die Sklaven gehörten gewiss zu den schönsten des Landes. In Gedanken hatte Guion schon einen von ihnen für sich auserkoren: einen ernst dreinblickenden Jüngling mit herrlich schmalen Hüften, dessen dunkle Augen von dichten Wimpern umrahmt wurden.

Am anderen Ende der Galerie erwartete sie Adrastus, Herr über die königlichen Sklaven. Er schlug die Hacken seiner braunen Lederstiefel zusammen und machte eine zackige Verbeugung.

»So, da wären wir.« Lady Jokaste lächelte.

Als sie die angrenzende Kammer betraten, weiteten sich Guions Augen. Noch nie zuvor hatte er etwas Derartiges gesehen.

Angekettet und schwer bewacht, stand dort ein Sklave. Er war von eindrucksvoller muskulöser Statur und trug im Gegensatz zu denen in der Galerie keine Zierketten. Seine Fesseln waren echt. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken zusammengebunden, und um seine Beine und den Oberkörper wanden sich dicke Seile. Doch es war, als könnten selbst die robusten Stricke seiner Muskelkraft kaum standhalten. Wütend blitzten seine dunklen Augen, im Mund hatte er einen Knebel, und wenn man näher hinsah, konnte man rote Striemen auf seiner Haut erkennen, da er sich offenbar heftig gegen seine Gefangennahme zur Wehr gesetzt hatte.

Bei dem Anblick beschleunigte sich Guions Puls fast panisch. Ein Rohdiamant? Dieser Sklave machte eher den Eindruck eines wilden Tiers, das rein gar nichts mit den vierundzwanzig zahmen Kätzchen zu tun hatte, die draußen im Saal Spalier standen. Die schiere Wucht seines Körpers schien kaum zu bändigen zu sein.

Guion drehte sich zu Adrastus um, der sich im Hintergrund hielt, als machte ihn die Gegenwart des Sklaven nervös.

»Werden alle neuen Sklaven in Ketten gelegt?«, fragte Guion. Er rang noch immer um Fassung.

»Nein, nur er. Er, also …« Adrastus zögerte.

»Ja?«

»Er ist Gehorsam nicht gewohnt«, erklärte Adrastus mit einem unsicheren Seitenblick zu Lady Jokaste. »Er ist nicht ausgebildet.«

»Aber wie man hört, liebt der Prinz die Herausforderung«, sagte Lady Jokaste.

Immer noch um Beherrschung bemüht, wandte sich Guion wieder dem Sklaven zu. Er bezweifelte stark, dass sich der Prinz für dieses barbarische Geschenk begeistern würde, denn er hegte nicht gerade freundschaftliche Gefühle für die wilden Bewohner Akielos’ … und das war noch harmlos ausgedrückt.

»Hat er einen Namen?«, wollte er wissen.

»Euer Prinz kann ihn natürlich nennen, wie er möchte«, antwortete Lady Jokaste. »Doch den König würde es gewiss über alle Maßen erfreuen, wenn er ihn mit ›Damen‹ anspräche.« Ihre Augen glitzerten.

»Lady Jokaste.« Adrastus’ Einwurf klang beinahe vorwurfsvoll, doch da hatte sich Guion bestimmt verhört.

Sein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Offenbar wurde eine Reaktion von ihm erwartet.

»Der Name ist wirklich … interessant«, sagte er vorsichtig. Insgeheim war er entsetzt.

»Der König ist da ganz Eurer Meinung«, erwiderte Lady Jokaste, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln.

Lykaios schnitt man mit schneller, scharfer Klinge die Kehle durch. Als Palastsklavin war sie nicht kampferprobt und zudem so selbstlos, dass sie auf Damens Geheiß ihren Mördern wohl auch freiwillig den Hals entgegengestreckt hätte. Doch sie bekam weder die Gelegenheit zu gehorchen, noch sich zu wehren. Stattdessen sackte sie stumm in sich zusammen, und ihre bleichen Glieder blieben reglos auf dem weißen Marmorfußboden liegen. Um sie herum bildete sich allmählich eine Blutlache.

»Ergreift ihn!«, befahl einer der Soldaten, die Damens Gemächer stürmten. Sein braunes Haar war strähnig. Vor lauter Überraschung hätte Damen die Eindringlinge beinahe gewähren lassen, doch in diesem Moment packten zwei der Soldaten Lykaios und schlitzten ihr die Kehle auf.

Kurz darauf waren drei der Soldaten tot, und Damen hielt ein Schwert in der Hand.

Mit einem Mal zauderten die anderen Männer. Keiner wagte es, einen Schritt auf ihn zuzumachen.

»Wer schickt euch?«, fragte Damen.

»Der König«, antwortete der Soldat mit den strähnigen Haaren.

»Mein Vater?« Fast ließ Damen das Schwert sinken.

»Kastor. Euer Vater ist tot. Ergreift ihn!«

Dank seiner Kraft, seiner natürlichen Begabung und eisernen Trainings war Damen der vollendete Kämpfer. Doch seine Gegner hatte ein Mann gesandt, der das wusste, und entsprechend großzügig hatte er geschätzt, wie viele Soldaten wohl nötig wären, um einen Mann von Damens Format zu bezwingen. Es dauerte nicht lange, bis sie Damen überwältigt hatten, ihm die Arme auf den Rücken drehten und ein Schwert an die Kehle hielten.

Naiverweise hatte er in diesem Moment angenommen, seine letzte Stunde habe geschlagen. Stattdessen wurde er getreten, gefesselt und – als er versuchte, sich zu befreien und dabei auch unbewaffnet erfreulich viel Schaden anrichtete – abermals getreten.

»Raus mit ihm!«, brüllte der Soldat mit den strähnigen Haaren und wischte sich mit dem Handrücken eine dünne Blutspur von der Stirn.

Damen wurde in ein Verlies geworfen. Geradlinig und aufrichtig, wie er war, konnte er sich keinen Reim darauf machen, was mit ihm geschah.

»Ich will zu meinem Bruder«, verlangte er.

Doch die Soldaten lachten nur, und einer verpasste ihm einen Tritt in die Magengrube.

»Dein Bruder hat das alles angeordnet«, höhnte ein anderer.

»Lügner! Kastor ist kein Verräter.«

Doch als die eiserne Tür mit einem lauten Knall hinter seinen Peinigern zufiel, regten sich in Damen zum ersten Mal Zweifel.

Er sei zu blauäugig gewesen, flüsterte plötzlich eine Stimme in ihm, habe nicht an die Zukunft gedacht, nicht genau genug hingesehen. Vielleicht hatte er auch nicht hinsehen wollen, weil er lieber die Augen vor den finsteren Gerüchten verschloss – sie verletzten die Ehre, die ein Sohn seinem im Sterben liegenden Vater in dessen letzten Tagen zu zollen hat.

Am nächsten Morgen kamen sie ihn holen. Da Damen inzwischen ahnte, was geschehen war, und er seinem Gegner tapfer und mit erbittertem Stolz gegenübertreten wollte, ließ er es zu, dass man ihm die Arme auf den Rücken fesselte. Nach einem kräftigen Stoß stolperte er blind vorwärts.

Erst als ihm klar wurde, wohin man ihn brachte, begann er wieder verzweifelt um sich zu treten.

Der weiße Marmorsaal war schlicht gehalten. An einer Seite fiel der Boden zu einer unauffälligen Rinne hin leicht ab, und von der Decke hing ein Paar Ketten. Damen wehrte sich erbittert, aber sie machten ihn dennoch dort fest, die Arme über dem Kopf gereckt.

Sie befanden sich im Sklavenbad.

Vergeblich versuchte er sich zu befreien. Um seine Handgelenke bildeten sich bereits Blutergüsse. Diesseits des Wasserbeckens waren bunte Kissen und Handtücher zu einem dekorativen Haufen aufgetürmt, und Glasflaschen in vielerlei Farben und Formen, gefüllt mit verschiedenen Ölen, glitzerten zwischen den Kissen wie Edelsteine. Langsam versanken Rosenblütenblätter in dem zart duftenden, milchigen Badewasser. Hier war an alles gedacht worden.

Damen kam sich vor wie in einem bösen Traum und spürte, wie alles aufs Neue in ihm hochkochte – Wut, Empörung und darunter verborgen ein neues, ungewohntes Gefühl, das heftig in seinem Magen rumorte.

Mit einem geübten Griff setzte ihn ein Soldat von hinten außer Gefecht, ein zweiter machte sich an seinen Kleidern zu schaffen.

Zügig wurden die Nadeln gelöst, dann rissen sie ihm den Stoff vom Leib. Die Sandalen schnitt man ihm von den Füßen. Mit vor Scham glühenden Wangen stand Damen schließlich nackt und in Ketten da, während die feuchte Hitze des Bads langsam an seinem Körper emporkroch.

Die Soldaten verschwanden in Richtung Bogengang, wo sie eine vertraute Gestalt mit markanten Gesichtszügen nach draußen entließ.

Adrastus war Herr über die königlichen Sklaven, ein angesehener Posten, den er noch unter König Theomedes angetreten hatte. Bei diesem Gedanken stieg eine derart unbeherrschte Wut in Damen auf, dass ihm beinahe schwarz vor Augen wurde. Als er sich wieder gefangen hatte, bemerkte er Adrastus’ Blick.

»Wagt es nicht, mich anzufassen«, sagte Damen.

»Ich handele auf Befehl«, erwiderte Adrastus, kam aber nicht näher.

»Ich bringe Euch um«, stieß Damen hervor.

»Vielleicht … wenn eine Frau …« Adrastus trat einen Schritt zurück und flüsterte einem der Diener etwas ins Ohr, worauf dieser eine Verbeugung machte und den Saal eilig verließ.

Kurz darauf betrat eine Sklavin das Bad. Offenbar war sie extra für Damen ausgesucht worden, denn sie entsprach genau seinem Geschmack. Ihre Haut war so weiß wie der marmorne Saal, und das blonde Haar trug sie zu einer schlichten Frisur hochgesteckt, die ihren langen, schmalen Hals betonte. Unter ihrem Gewand wölbte sich ein voller Busen, und durch den dünnen Stoff waren schwach ihre rosa Brustwarzen zu erkennen.

Obwohl er es gewohnt war, von Sklaven bedient zu werden, sah Damen der sich ihm nähernden Gestalt mit ebenso viel Misstrauen entgegen, als wäre sie ein Gegner auf dem Schlachtfeld.

Die junge Frau öffnete den Haken, der ihr Gewand an der Schulter zusammenhielt. Eine Brust und eine schlanke Taille kamen zum Vorschein, bevor der Stoff ihr über die Hüften zu Boden glitt. Dann griff sie nach einer großen Schöpfkelle.

Nackt wusch sie Damens Körper mit Wasser und Seife, ohne darauf zu achten, ob ihre Haut und ihre runden Brüste dabei nass wurden. Zum Schluss seifte sie ihm gründlich die Haare ein, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm aus einer kleineren Wanne warmes Wasser über den Hinterkopf goss.

Damen schüttelte sich wie ein Hund. Als er sich nach Adrastus umsah, war der Herr über die Sklaven verschwunden.

Die Sklavin nahm sich eine der bunten Flaschen und verteilte etwas Öl in ihren Händen. Mit mechanischen Handbewegungen begann sie ihn überall damit einzureiben. Auch als sich ihr Rhythmus deutlich verlangsamte und sie immer näher kam, hielt sie die Augen weiter starr auf den Boden gerichtet. Damens Finger verkrallten sich in den Ketten.

»Das reicht«, sagte Jokaste.

Blitzartig ließ die Sklavin von Damen ab und warf sich auf den nassen Marmorboden.

Der sichtlich erregte Damen hielt dem Blick, mit dem Jokaste ihn ungerührt musterte, stand.

»Ich will zu meinem Bruder«, erklärte er.

»Du hast keinen Bruder mehr«, entgegnete Jokaste. »Und keine Familie. Du besitzt weder Namen noch Rang noch Ansehen. So viel sollte dir doch inzwischen klar sein.«

»Erwartest du etwa, dass ich mich füge? Dass ich jemandem wie … wie Adrastus gehorche? Den mache ich einen Kopf kürzer!«

»Davon gehe ich aus. Aber du wirst nicht hier im Palast dienen.«

»Wo dann?«, fragte er tonlos.

Ihr Blick ruhte weiter auf ihm.

»Was hast du getan?«

»Nichts«, antwortete sie. »Ich habe mich nur zwischen zwei Brüdern entschieden.«

Bei ihrem letzten Gespräch in Jokastes Gemächern im Palast hatte sie fest seinen Arm gedrückt. Jetzt zeigte sie keinerlei Regung. Mit ihren perfekt sitzenden Locken, der hohen, glatten Stirn und den klassischen Gesichtszügen glich sie einem Gemälde. Im Gegensatz zu Adrastus hielt sie keinen Sicherheitsabstand, sondern ging in ihren zierlichen Sandalen mit ruhigen, festen Schritten über den nassen Marmor auf Damen zu.

»Warum lässt er mich überhaupt am Leben?«, fragte er. »Was bezweckt er damit? Ohne mich wäre doch alles ganz einfach. Ist es etwa …«

»Bruderliebe? Du kennst ihn wirklich schlecht. Dein Tod wäre eine viel zu einfache und schnelle Lösung für ihn. Nein, er will, dass du dich dein Lebtag daran erinnerst, dass er dich geschlagen hat – zum ersten Mal, aber vernichtend.«

Fassungslos starrte Damen sie an. »Was …?«

Ohne Angst strich sie ihm über die Wange. Ihre Finger waren schlank, weiß und von unnachahmlicher Eleganz.

»Ich verstehe gut, weshalb du helle Haut bevorzugst«, sagte sie. »Bei deiner sieht man die Wunden kaum.«

Nachdem man ihm das goldene Halsband und die handschellenartigen Spangen angelegt hatte, wurde Damen angemalt.

In Akielos war männliche Nacktheit kein Tabu, doch Farbe im Gesicht trugen nur Sklaven. Damen fühlte sich zutiefst gedemütigt, und als er so auch noch Adrastus vor die Füße geworfen wurde, konnte er sich beim besten Willen keine schlimmere Erniedrigung mehr vorstellen. Dann bemerkte er den Gesichtsausdruck des Herrn über die Sklaven.

»Ihr seht …« Hungrig starrte Adrastus ihn an.

Damens Arme waren auf den Rücken gefesselt, und dank weiterer Stricke um Beine und Knöchel konnte er bestenfalls humpeln. Jetzt lag er der Länge nach vor Adrastus auf dem Boden. Mühsam schaffte er es, sich aufzurichten, doch zwei Wachen sorgten dafür, dass er sitzen blieb.

»Wenn es Euch nur um den Posten ging, seid Ihr ein Narr.« Aus Damens Stimme sprachen Hass und Bitterkeit. »So steigt Ihr am Hof niemals auf. Er kann Euch jetzt nicht mehr trauen. Ihr habt schon einmal Verrat begangen, um Euch zu bereichern.«

Der Schlag traf ihn seitlich am Kopf. Er wankte, fiel aber nicht um. Als er sich mit der Zunge über die Unterlippe fuhr, schmeckte er Blut.

»Ich habe dir nicht gestattet zu sprechen!«, herrschte Adrastus ihn an.

»Ihr schlagt zu wie ein milchbärtiger Lustknabe«, erwiderte Damen.

Adrastus erbleichte und trat einen Schritt zurück.

»Knebelt ihn«, befahl er, und erneut war jeder Widerstand zwecklos. Mit geübten Handgriffen zwang man Damens Kiefer auseinander und stopfte ihm ein dick mit Stoff umwickeltes Stück Eisen in den Mund, das sogleich festgebunden wurde. Damen gab jetzt nur noch erstickte Laute von sich, warf Adrastus aber herausfordernde Blicke zu.

»Du verstehst es noch nicht«, sagte Adrastus, »aber lange kann es nicht mehr dauern. Bald schon wirst du einsehen, dass alles, was man im Palast, in den Tavernen und auf den Straßen über dich sagt, stimmt. Du bist ein Sklave. Du bist nichts wert. Prinz Damianos ist tot.«

 1 

Langsam kam Damen wieder zu sich. Seine betäubten Glieder lagen schwer auf den seidenen Kissen, und die goldenen Spangen um seine Handgelenke kamen ihm vor wie Gewichte aus Blei. Er öffnete die Lider und schloss sie sofort wieder. Die Geräusche um ihn herum ergaben keinen Sinn – leise Stimmen, die Veretisch sprachen. Sein Instinkt raunte ihm zu: Los, weg hier.

Er atmete tief durch und richtete sich auf.

Veretische Stimmen?

Obwohl seine verwirrten Gedanken zu diesem Schluss kamen, konnte er zunächst nichts damit anfangen. Sein Geist brauchte länger als sein Körper, um sich zu sammeln. Er wusste zwar, dass seit seiner Gefangennahme Zeit vergangen war, doch seine Erinnerungen an die Ereignisse danach waren nach wie vor lückenhaft. Offenbar hatte man ihn irgendwann unter Drogen gesetzt. Verzweifelt suchte Damen in seinem Kopf nach dieser Erinnerung und fand sie schließlich.

Er hatte versucht zu entkommen.

In einem verriegelten Wagen hatte man ihn unter schwerer Bewachung zu einem Haus am Rande der Stadt gebracht. Dort war er in einer Art Innenhof aus dem Wagen gezerrt worden, und dann – Glocken. Er erinnerte sich, wie der Hof mit einem Mal von Glockengeläut erfüllt gewesen war, einem wilden Konzert von sämtlichen Türmen der Stadt, das in der warmen Abendluft über ihre Grenzen hinaus hörbar gewesen sein musste.

Glocken in der Dämmerung, die einen neuen König ausriefen.

Theomedes ist tot. Lang lebe Kastor.

Beim Klang der Glocken war er mit einem Mal so überwältigt gewesen von der Sehnsucht nach Freiheit, dass er keinen Gedanken mehr auf Vorsicht oder Taktik verschwendet hatte. Die Sehnsucht hatte ihn so leidenschaftlich gepackt wie zuvor nur die Wut und die Trauer, und als die Pferde wieder losgetrabt waren, bot sich ihm die Gelegenheit, zu fliehen.

Doch er war unbewaffnet, in einem ringsum von Mauern umgebenen Hof und inmitten von Soldaten, die nach seinem Fluchtversuch nicht gerade zimperlich mit ihm umgingen. Irgendwo in den Tiefen des Hauses wurde er in ein Verlies geworfen und betäubt. Tage verstrichen, ohne dass er es bemerkte.

Danach erinnerte er sich nur noch an wenige Einzelheiten, wie etwa – bei dem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken – an das Salzwasser, das ihn irgendwann hart ins Gesicht getroffen hatte: Er war auf einem Schiff gewesen.

Allmählich nahm die Welt um ihn herum wieder Konturen an, zum ersten Mal seit – ja, seit wann eigentlich?

Wann hatte man ihn gefangen genommen? Wann hatten die Glocken geläutet? Wann hatte er das alles zum ersten Mal mit sich geschehen lassen, und wie lange ging das schon so? Mit plötzlicher Entschlossenheit setzte Damen die Füße auf den Boden. Er musste sein Gefolge beschützen, sein Volk. Einen Schritt vorwärts.

Beim Rasseln der Kette begann der steinerne Boden unter ihm zu schwanken, und vor seinen Augen verschwamm alles.

Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, streckte er die Hand aus und stützte sich mit einer Schulter an der Wand ab. Obwohl er am liebsten auf den Boden gesackt wäre, hielt er sich mühsam aufrecht und kämpfte mit aller Macht gegen seine Benommenheit an. Wo war er? Langsam ließ er den Blick an sich hinunterwandern, doch er nahm alles nur undeutlich und verschwommen wahr.

Er war in das in Akielos übliche knappe Sklavengewand gehüllt und offenbar von Kopf bis Fuß gewaschen worden, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte. Um den Hals trug er noch immer die goldene Kette und um die Handgelenke goldene Spangen. Sein Halsband war mittels einer weiteren Kette an einer Eisenvorrichtung am Boden befestigt.

Kurz keimte leise Panik in ihm auf: Er duftete zart nach Rosen.

In seinem Schlafgemach schlugen ihm von allen Seiten Schnörkel und Zierrat entgegen. Die Wände waren verschwenderisch bemalt und die leinwandzarten Holztüren mit einem filigranen Lochmuster geschmückt, durch das man auf der anderen Seite schemenhafte Silhouetten ausmachen konnte. Ähnlich verhielt es sich mit den Fenstern, und sogar auf den steinernen Bodenfliesen waren bunte geometrische Formen und Figuren zu erkennen.

Alles wirkte wie Muster in Mustern, verschlungene Manifeste veretischen Denkens. Und mit einem Mal ging Damen ein Licht auf. Veretische Stimmen … die demütigende Szene vor Hofrat Guion, der gefragt hatte, ob man alle neuen Sklaven in Ketten lege … das Schiff … sein Zielhafen.

Er war in Vere.

Entsetzt blickte sich Damen um. Er befand sich mitten im Feindesland, Hunderte Meilen von zu Hause entfernt.

Das ergab doch alles keinen Sinn. Er atmete noch, war unversehrt und hatte auch keinen bedauernswerten Unfall erlitten. Dabei hatten die Veretier allen Grund, Prinz Damianos von Akielos zu hassen. Weshalb war er also noch am Leben?

An der Tür wurde quietschend ein Riegel zurückgeschoben, und sein Kopf schnellte herum.

Mit großen Schritten betraten zwei Männer die Kammer. Damen beäugte sie misstrauisch und glaubte einen seiner veretischen Bewacher von der Überfahrt zu erkennen, doch den anderen Mann kannte er nicht. Er hatte dunkles Haar und einen Bart und war nach der üblichen Mode in Vere gekleidet. Dazu trug er an allen Fingern mehrere silberne Ringe.

»Ist das der Sklave für den Prinzen?«, fragte der Mann mit den Ringen.

Der andere nickte.

»Ihr sagtet, er sei gefährlich. Ist er ein Kriegsgefangener? Ein Verbrecher?«

Der Wächter zuckte ahnungslos mit den Schultern. »Er muss angekettet bleiben.«

»Auf keinen Fall. Wir können ihn nicht ewig in Fesseln legen.« Damen spürte den Blick des Mannes mit den Ringen auf sich. Als er wieder die Stimme erhob, sprach beinahe Bewunderung aus ihm. »Schaut ihn Euch doch an. Sogar der Prinz wird seine liebe Not mit ihm haben.«

»Wenn er auf dem Schiff Ärger gemacht hat, haben wir ihm was verabreicht«, erklärte der Wächter.

»Aha.« Der Blick des anderen Mannes verhärtete sich. »Knebelt ihn, und macht die Kette kürzer, wenn er dem Prinzen vorgeführt wird. Und seht zu, dass er ordentlich bewacht wird. Wenn er Ärger macht, greift hart durch.« Seine Worte klangen abfällig, als wäre Damen vollkommen unwichtig und nur ein Punkt auf einer langen Liste von Aufgaben, den es abzuhaken galt.

Durch den sich langsam lichtenden Drogennebel begann Damen zu begreifen, dass seine Geiselnehmer nicht wussten, um wen es sich bei ihrem Sklaven handelte. Ein Kriegsgefangener. Ein Verbrecher. Lautlos atmete er aus.

Er musste stillhalten und durfte nicht auffallen. Trotz seines Zustands besaß er genug Geistesgegenwart, um zu wissen, dass er als Prinz Damianos wohl keine Nacht in Vere überleben würde. Es war besser, wenn man ihn für einen namenlosen Sklaven hielt, also fügte er sich, als man sich an seinen Ketten zu schaffen machte. Ein prüfender Blick auf den Ausgang und die Männer, die ihn bewachen sollten, hatte ihm verraten, dass Letztere ein viel geringeres Problem darstellten als die Kette um seinen Hals. Man fesselte ihm erneut die Arme auf den Rücken, und in seinem Mund steckte wieder ein Knebel. Die Kette, die ihn am Boden hielt, wurde auf nur neun Glieder gekürzt, sodass sein Kopf sogar noch gebeugt war, wenn er kniete. Er konnte kaum den Blick heben.

Links und rechts von ihm und auf beiden Seiten der Tür nahmen Wachen ihre Positionen ein. Dann hatte Damen Zeit, die erwartungsvolle Stille des Raums auf sich wirken zu lassen, und er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.

Draußen näherte sich ein Gewirr aus Stimmen und Schritten.

Wenn er dem Prinzen vorgeführt wird.

Der Kronprinz und Thronfolger von Vere war der Neffe des derzeitigen Herrschers. Damen wusste kaum etwas über ihn – nur, dass er der jüngere zweier Söhne war. Sein älterer Bruder, der ursprüngliche Anwärter auf den Thron, war tot – das wiederum wusste Damen nur zu gut.

Ein Grüppchen Höflinge betrat die Kammer.

Sie wirkten unscheinbar, bis auf einen: Er war jung und hatte ein ausgesprochen schönes Gesicht – auf dem Sklavenmarkt in Akielos hätte so jemand ein kleines Vermögen eingebracht. Damen betrachtete ihn genauer.

Der junge Mann hatte blondes Haar, blaue Augen und sehr helle Haut. Das dunkle Blau seines robusten, straff geschnürten Gewands war zu kräftig für sein zartes Gesicht und bildete einen scharfen Kontrast zu der verspielten Opulenz der Umgebung. Im Gegensatz zu den anderen Höflingen, die hinter ihm zurückgefallen waren, trug er keinen Schmuck, nicht einmal einen Ring.

Als er auf ihn zukam, fiel Damen ein arroganter, rücksichtsloser Zug in dem schönen Gesicht auf. Diese Sorte Mann kannte Damen zur Genüge – selbstverliebt und selbstsüchtig, einer, der schon als Kind zur Überheblichkeit neigte und einen Hang zu kleinlichen Machtspielchen besaß. Verwöhnt und eitel.

»Es heißt, der König von Akielos habe ein Geschenk für mich«, sagte der junge Mann. Es war Laurent, Prinz von Vere.

»Ein Akieler, der auf den Knien herumrutscht«, spottete Laurent. »Wie passend.«

Neugierig hatten sich die Höflinge um den Prinzen geschart, um Zeugen seiner ersten Begegnung mit seinem neuen Sklaven zu werden. Bei Damens Anblick war Laurent erst wie angewurzelt stehen geblieben und erbleicht, als hätte man ihn geohrfeigt oder beleidigt. Trotz der kurzen Kette, die seinen Blickwinkel stark einschränkte, war Damen das nicht entgangen. Doch schon bald war Laurents Blick wieder verschlossen wie eh und je.

Damen hatte bereits vermutet, Teil einer größeren Abordnung von Sklaven aus Akielos zu sein, und das Getuschel der beiden Höflinge neben ihm bestätigte diesen Verdacht. Laurent ließ den Blick über ihn wandern wie über ein Stück Vieh, und Damen spürte, wie sich seine Kiefer verhärteten.

Da meldete sich Hofrat Guion zu Wort: »Er ist als Lustsklave gedacht, allerdings ist er nicht ausgebildet. Kastor meinte, dass Ihr das vielleicht selbst übernehmen wollt, wenn es Euch beliebt.«

»Ich habe es wirklich nicht nötig, mich mit diesem Abschaum abzugeben«, entgegnete Laurent.

»Sehr wohl, Eure Hoheit.«

»Schnallt ihn aufs Kreuz, und macht ihn gefügig. Damit dürfte meine Pflicht dem König von Akielos gegenüber wohl erfüllt sein.«

»Natürlich, Eure Hoheit.«

Hofrat Guion war sichtlich erleichtert und gab das Zeichen, Damen abzuführen. Damen nahm an, dass er diplomatisch betrachtet eine Herausforderung darstellte, denn Kastors großzügiges Geschenk überschritt die Grenze zur Geschmacklosigkeit.

Auch die Höflinge schickten sich zum Gehen an – die Farce hatte ein Ende. Damen spürte, wie sich einer seiner Bewacher bückte, um die Kette vom Boden loszumachen, damit er zum Kreuz gebracht werden konnte. Mit unauffällig geballten Fäusten konzentrierte er sich auf diesen Mann, seinen einzigen Gegner.

»Wartet«, sagte Laurent plötzlich.

Der Bewacher hielt inne und richtete sich auf.

Laurent trat ein paar Schritte auf Damen zu und blieb dann vor ihm stehen. Sein Blick war unergründlich.

»Ich will mit ihm sprechen. Entfernt den Knebel.«

»Er hat ein ziemliches Mundwerk«, warnte der Bewacher.

»Eure Hoheit, dürfte ich vorschlagen, dass …«, begann Hofrat Guion.

»Macht schon.«

Nachdem er von dem Knebel befreit war, fuhr sich Damen mit der Zunge über die Zähne.

»Na, wie heißt du, Schätzchen?«, fragte Laurent lauernd.

Damen wusste, dass er besser daran täte, der zuckersüßen Stimme nicht zu antworten. Schweigend sah er hoch, und ihre Blicke trafen sich. Ein Fehler. Sie starrten einander an.

»Vielleicht stimmt etwas nicht mit ihm?«, gab Guion zu bedenken.

Wasserblaue Augen waren auf Damen geheftet. Langsam wiederholte Laurent seine Frage, diesmal auf Akielisch.

Ohne nachzudenken, platzte Damen heraus: »Ich beherrsche deine Sprache besser als du meine, Schätzchen.«

Er sprach beinahe akzentfrei, alle Umstehenden hatten seine Bemerkung mitbekommen. Prompt verpasste sein Bewacher ihm einen kräftigen Tritt, und ein zweiter Mann stieß ihn mit dem Gesicht voran auf den Boden. Sicherheitshalber.

»Der König von Akielos lässt ausrichten, dass Ihr ihn gern ›Damen‹ nennen könnt«, erklärte der Bewacher, und Damen erschauderte.

Die Höflinge verfielen in erschrockenes Geflüster, und in der ohnehin aufgeladenen Atmosphäre der Kammer knisterte mit einem Mal regelrecht die Luft.

»Man ging wohl davon aus, dass Euch der Kosename des verstorbenen Prinzen an einem Sklaven amüsieren würde«, sagte Hofrat Guion. »Es ist wirklich geschmacklos. Aber die Akieler sind nun einmal ein barbarisches Volk.«

»Angeblich will der König von Akielos seine Mätresse Lady Jokaste heiraten.« Laurents Tonfall blieb unverändert. »Stimmt das?«

»Es gibt noch keine offizielle Bekanntmachung. Aber im Palast sprach man davon, ja.«

»Dann wird das Land also von einem Bastard und einer Hure regiert«, sagte Laurent. »Wie passend.«

Unwillkürlich schnellte Damens Kopf hoch, bevor er schmerzhaft daran erinnert wurde, dass er angekettet war. Doch das selbstgefällige Grinsen auf Laurents Gesicht war ihm nicht entgangen. Der Prinz hatte so laut gesprochen, dass alle Höflinge ihn gehört hatten.

»Soll er jetzt zum Kreuz gebracht werden, Eure Hoheit?«, fragte Damens Bewacher.

»Nein«, erwiderte Laurent. »Er bleibt hier im Harem. Aber bringt ihm vorher noch ein paar Manieren bei.«

Die beiden mit dieser Aufgabe betrauten Männer erledigten sie mit stoischer, nüchterner Grausamkeit. Doch da er dem Prinzen gehörte, scheuten sie sich offenbar, Damen irreparable Schäden zuzufügen.

Damen hatte mitbekommen, wie der Mann mit den Ringen noch eine Reihe von Anweisungen gegeben hatte. Der Sklave soll hier im Harem bleiben. Befehl des Prinzen. Niemand darf den Raum betreten oder verlassen. Befehl des Prinzen. Es müssen immer zwei Wachen vor der Tür stehen. Befehl des Prinzen. Er muss unbedingt angekettet bleiben. Befehl des Prinzen.

Obwohl seine beiden Folterknechte noch da waren, hatten die Schläge aufgehört. Damen schob sich langsam auf alle viere. Voll grimmiger Entschlossenheit bemühte er sich, der Situation irgendetwas Positives abzugewinnen: Immerhin war er jetzt wieder vollkommen klar im Kopf.

Die Vorführung war schlimmer gewesen als die Folter, und sie hatte ihn stärker mitgenommen, als er zugeben mochte. Wäre die Kette nicht so kurz und so unglaublich stabil, er hätte sich vielleicht doch zur Wehr gesetzt, trotz seines Entschlusses, sich zusammenzureißen. Er wusste, wie arrogant die Veretier waren und was sie von seinem Volk hielten. Barbaren. Sklave. Es hatte Damen größte Überwindung gekostet, das alles über sich ergehen zu lassen.

Doch dieser Prinz … Laurents ganz eigene Mischung aus verwöhnter Arroganz und engstirniger Bosheit hatte das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht.

»Sieht gar nicht aus wie ein Günstling«, bemerkte der größere der beiden Männer.

»Du hast es doch gehört. Er ist ein Bettsklave aus Akielos«, entgegnete der andere.

»Meinst du, der Prinz fickt ihn?« Der erste klang skeptisch.

»Vermutlich eher andersrum.«

»Nicht schlecht für einen Bettsklaven.« Der größere Mann schien von dem Thema fasziniert zu sein, während der andere nur gleichgültig grunzte. »Wie das wohl wäre, es mit dem Prinzen zu treiben …«

Vermutlich genauso, als ginge man mit einer Giftschlange ins Bett, dachte Damen, doch diesen Gedanken behielt er lieber für sich.

Sobald die Männer weg waren, begann er fieberhaft zu überlegen: Noch kam er hier nicht weg. Seine Hände waren zwar nicht mehr gefesselt, und man hatte die Kette wieder verlängert, doch sie war viel zu massiv, um sie aus ihrer eisernen Halterung am Boden zu lösen. Auch ließ sich sein Halsband nicht öffnen. Es bestand zwar aus Gold, also eigentlich aus einem weichen Metall, doch es war trotzdem viel zu robust, um es mit bloßen Händen zerstören zu können. Wie eine schwere Last lag es ihm im Nacken. Wie lächerlich, einem Sklaven Gold anzulegen, dachte Damen. Die goldenen Spangen an den Handgelenken waren noch törichter. In einem Nahkampf könnte er sie als Waffen einsetzen und auf der Reise zurück nach Akielos als Währung benutzen.

Wenn er sich gefügig gab und dabei wachsam blieb, würde sich schon eine Gelegenheit zur Flucht auftun. Die Kette erlaubte ihm drei Schritte in jede Richtung, und eine hölzerne Karaffe mit Wasser stand in Reichweite. Auf den bequemen Kissen konnte er sich ausruhen, und sogar ein vergoldeter Kupfernachttopf stand bereit. Im Gegensatz zu seiner Gefangenschaft in Akielos hatte man ihn hier weder unter Drogen gesetzt noch bewusstlos geprügelt. Vor der Tür standen nur zwei Wachen, und das Fenster war nicht verriegelt.

Die Freiheit schien ihm zum Greifen nah – wenn nicht jetzt, dann bald.

Zu lange durfte er allerdings nicht warten, denn die Zeit lief ihm davon. Je länger Damen hier in Gefangenschaft blieb, desto mehr Zeit hatte Kastor, seine Stellung als Herrscher zu festigen. Nicht zu wissen, was in seiner Heimat geschah, mit seinen Anhängern, seinem Volk, war kaum zu ertragen.

Und es gab noch ein weiteres Problem.

Bisher hatte ihn niemand erkannt, doch das bedeutete nicht, dass sein Versteckspiel nicht irgendwann auffliegen würde. Akielos und Vere hatten zwar seit der großen Schlacht von Marlas vor sechs Jahren wenig miteinander zu tun gehabt, doch mit Sicherheit gab es in Vere den einen oder anderen, der in den letzten Jahren Damens Heimat besucht hatte und sein Gesicht kannte. Kastor hatte sich bemüht, ihn an den einzigen Ort auf Erden zu verbannen, wo es ihm als Prinz schlechter ergehen würde als als Sklave. In jedem anderen Land hätte er nach der Enthüllung seiner Identität irgendjemanden überreden können, ihm zu helfen – entweder aus Mitgefühl, oder weil man dem Retter in Aussicht stellte, von Damens Anhängern in Akielos reich belohnt zu werden. Doch nicht in Vere. In Vere konnte er das nicht riskieren.

Er dachte an die Worte seines Vaters am Vorabend der Schlacht. Er hatte ihm eingeschärft, tapfer zu kämpfen und niemandem zu trauen, weil auf das Wort eines Veretiers kein Verlass sei.

Er durfte jetzt nicht an seinen Vater denken.

Es war wichtiger, dass er sich ausruhte. Also trank er ein paar Schlucke Wasser aus der Karaffe, während die letzten Strahlen der Nachmittagssonne langsam aus dem Raum schlichen, und als es dunkel war, ließ er seinen schmerzenden Körper auf die Kissen sinken. Irgendwann schlief er ein.

Und dann wachte er wieder auf. Unsanft wurde er an seiner Kette auf die Beine gezerrt, und da stand er nun, flankiert von zwei gesichtslosen, austauschbaren Wachen.

Ein Diener zündete Fackeln an und steckte sie in ihre Halterungen an der Wand. Mit einem Mal war Damens Schlafgemach hell erleuchtet. Es war nicht allzu groß, und im flackernden Schein des Feuers sahen die filigranen Muster aus wie ein flinkes Katz-und-Maus-Spiel aus Licht und Schatten.

Im Mittelpunkt des Geschehens stand Laurent und blickte ihn mit kühlen blauen Augen an.

Er war noch immer von Kopf bis Fuß in sein robustes dunkelblaues Gewand gehüllt, das ihn regelrecht einzuschnüren schien. Sowohl der Kragen als auch die langen Ärmel waren mit mehreren kompliziert gebundenen Schleifen zusammengezurrt, die zu lösen vermutlich eine halbe Ewigkeit dauern würde. Auch im sanften Fackelschein wirkte der Prinz darin streng und unerbittlich.

Nichts an Laurent vermochte Damens erstes Urteil aufzuheben. Er war verwöhnt und verdorben, wie Trauben, die zu lange am Rebstock gehangen hatten. Seine schweren Lider und die abwärts deutenden Mundwinkel zeugten von einer ausschweifenden Nacht, in der er sich wie ein zügelloser Höfling dem Wein hingegeben hatte.

»Ich weiß nicht, was ich mit dir anstellen soll«, sagte Laurent. »Soll ich dir mit der Peitsche Demut beibringen? Oder lieber Kastors Vorschlag folgen und dich zum Lustsklaven machen? Mit dem Gedanken könnte ich mich anfreunden.«

Er kam auf Damen zu und blieb vier Schritte vor ihm stehen. Die Distanz war sorgfältig gewählt: Selbst wenn Damen seine Kette bis zum Äußersten spannte, bekäme er Laurent nicht zu fassen.

»Warum so schweigsam? Du wirst doch nicht auf einmal schüchtern werden, jetzt, wo wir unter uns sind?« Laurents samtene Stimme klang weder beruhigend noch bedrohlich.

»Ich dachte, Ihr wolltet Euch an einem Barbaren nicht die Finger schmutzig machen«, erwiderte Damen betont gleichgültig, spürte aber, wie sein Herz pochte.

»Das stimmt«, antwortete Laurent. »Aber vielleicht überlasse ich dich einfach einer meiner Wachen und schaue zu.«

Damen konnte sein Entsetzen nicht verbergen.

»Kein schöner Gedanke?«, fragte Laurent. »Vielleicht fällt mir ja noch etwas Besseres ein. Komm her.«

Misstrauen und Abscheu regten sich in Damen, doch dann dachte er an seine Lage. In Akielos hatte er sich mit aller Macht gegen seine Fesseln gewehrt, woraufhin man sie enger geschnallt hatte. Hier hingegen war er bloß ein Sklave, und wenn er sein hitziges Temperament und seinen Stolz unterdrückte, würde sich ihm ganz sicher bald eine Fluchtgelegenheit bieten. Laurents kindischer, bösartiger Sadismus war zu ertragen, und solange er dadurch nur irgendwie zurück nach Akielos kam, war er bereit, ihn über sich ergehen zu lassen.

Er trat einen Schritt vor.

»Nicht so«, entgegnete Laurent genüsslich. »Auf den Knien.«

Auf den Knien.

Es war, als stünde auf einmal alles um Damen herum still. Der Teil seines Verstands, der ihm eindringlich riet, Gehorsam zu heucheln, wurde von seinem Stolz übertönt.

Doch Damens entgeisterte Verachtung konnte kaum einen Sekundenbruchteil lang über sein Gesicht huschen – auf ein stummes Zeichen von Laurent hin fand er sich durch den kräftigen Tritt eines Wachmanns plötzlich auf allen vieren wieder. Im nächsten Moment traf ihn nach einer erneuten Geste Laurents eine Faust im Gesicht. Einmal, dann noch einmal. Und noch einmal.

Sein Schädel dröhnte, und aus seinem Mund tropfte Blut auf die Fliesen. Starr blickte Damen zu Boden und zwang sich, nicht zu reagieren. Er musste stillhalten. Irgendwann würde er schon seine Chance bekommen.

Vorsichtig schob er den Kiefer vor. Er war nicht gebrochen.

»Auch heute Nachmittag warst du schon so unverfroren. Aber das treiben wir dir schon noch aus. Mit einer Peitsche.« Langsam ließ Laurent den Blick über Damen wandern. Dessen Gewand war dank der brutalen Hände der Wachen verrutscht und entblößte seinen Oberkörper. »Du hast ja eine Narbe.«

Er hatte sogar zwei, doch Laurent sah nur die jetzt deutlich erkennbare unter seinem linken Schlüsselbein. Zum ersten Mal keimte echte Panik in Damen auf, und sein Puls beschleunigte sich nervös.

»Ich … ich habe beim Militär gedient.« Das entsprach sogar der Wahrheit.

»Kastor schickt einem Prinzen also einen Fußsoldaten als Bettgefährten. Richtig?«

Damen überlegte sich seine Antwort genau und beneidete mit einem Mal seinen Halbbruder, dem das Lügen stets so leicht fiel. »Kastor wollte mich demütigen. Ich habe … ich habe ihn wohl verärgert. Ich wüsste nicht, aus welchem Grund er mich sonst hierher verbannen sollte.«

»Der königliche Bastard kippt mir also seinen Abfall vor die Füße. Soll mich das etwa gnädig stimmen?«, fragte Laurent.

»Vermag Euch überhaupt etwas gnädig zu stimmen?«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter Laurent.

Er drehte sich um.

»In letzter Zeit habt Ihr an allem etwas auszusetzen.«

»Onkel!«, rief Laurent. »Ich habe Euch nicht kommen hören.«

Onkel? Der zweite Schreck des Abends. Wenn Laurent ihn »Onkel« nannte, musste es sich bei der stattlichen Figur im Türrahmen wohl um den Regenten handeln.

Zwischen seinem Neffen und ihm bestand auf den ersten Blick keinerlei Ähnlichkeit. Der offizielle Herrscher von Vere war eine imposante Erscheinung Mitte vierzig, kräftig gebaut und mit breiten Schultern. Sein Haar und sein Bart waren tiefbraun und legten fast den Verdacht nahe, dass Laurent mit seinem blonden Schopf und den blauen Augen zu einem anderen Stammbaum gehörte.

Er musterte Damen kurz. »Der Sklave hat sich selbst verstümmelt?«

»Er gehört mir. Ich kann mit ihm machen, was ich will.«

»Ihr könnt ihn nicht zu Tode prügeln lassen. Das ziemt sich nicht für ein Geschenk von König Kastor. Wir haben ein Abkommen mit Akielos, und ich werde nicht zulassen, dass Eure kindischen Vorurteile es in Gefahr bringen.«

»Kindische Vorurteile«, wiederholte Laurent.

»Ich erwarte, dass Ihr unsere Verbündeten und das Abkommen respektiert, so wie wir alle.«

»Sieht das Abkommen auch vor, dass ich mit dem Bodensatz des akielischen Heeres das Bett teile?«

»Seid doch nicht albern. Ihr könnt Euch ins Bett holen, wen Ihr wollt. Aber das Geschenk von König Kastor solltet Ihr mehr zu schätzen wissen. Vor Eurer Verantwortung an der Grenze habt Ihr Euch gedrückt, jetzt erfüllt zumindest bei Hof Eure Pflicht. Seht zu, dass sich für den Sklaven irgendeine angemessene Aufgabe findet. Das ist ein Befehl – ich erwarte, dass Ihr ihn befolgt.«

Fast sah es so aus, als wollte Laurent protestieren, doch er biss sich auf die Zunge und erwiderte nur: »Ja, Onkel.«

»Gut. Also. Vergessen wir die Angelegenheit. Zum Glück wurde ich über Euer Vorgehen informiert, bevor Ihr noch ernsthaften Schaden anrichten konntet.«

»Ja. Wie gut, dass man Euch informiert hat. Ich hätte Euch höchst ungern Ärger bereitet, Onkel.«

Laurents Stimme klang sanft, doch in seinen Worten schwang etwas mit, das Damen nicht zu deuten vermochte.

Der Regent antwortete mit demselben merkwürdigen Unterton: »Schön, dass wir uns einig sind.«

Als sie weg waren, wartete Damen vergeblich auf so etwas wie Erleichterung, doch auch das Einschreiten des Regenten hatte ihn nicht beruhigt. Stattdessen dachte er an den seltsamen Blick aus Laurents blauen Augen, und obwohl man ihn bis zum nächsten Morgen allein ließ, war er sich nicht sicher, ob das Erbarmen des Regenten seine Lage verbessert oder alles nur noch schlimmer gemacht hatte.

 2 

Der Regent war gestern Abend hier?« Statt einer Begrüßung kam der Mann mit den vielen Ringen ohne Umschweife zum Thema. Als Damen nickte, verfinsterte sich sein Blick, und auf seiner Stirn bildeten sich zwei tiefe Falten. »In welcher Stimmung war der Prinz?«

»Der reinste Sonnenschein«, sagte Damen.

Der andere Mann warf ihm einen durchdringenden Blick zu, bevor er einem Diener, der die Reste von Damens Essen abräumte, einen knappen Befehl erteilte. Dann wandte er sich wieder Damen zu.

»Ich bin Radel, der Aufseher, und habe dir nur eins zu sagen. Es heißt, dass du in Akielos deine Bewacher angegriffen hast. Solltest du so etwas auch hier wagen, dann lasse ich dich betäuben, so wie auf dem Schiff, und du bist deine Sonderrechte los. Verstanden?«

»Ja.«

Es folgte ein weiterer scharfer Blick, als wäre Radel diese Antwort irgendwie verdächtig.

»Es ist eine Ehre, zum Gefolge des Prinzen zu gehören. Davon träumen sehr viele. Egal, was du in deiner Heimat verbrochen hast, es hat dir eine Sonderstellung hier am Hof verschafft, und du solltest vor lauter Dankbarkeit vor dem Prinzen auf die Knie fallen. Vergiss also deinen Stolz und all die nichtigen Belange deines früheren Lebens. Ab sofort existierst du nur noch, um dem Kronprinzen zu gefallen. Eines Tages wird er über dieses Land herrschen – er wird den Thron besteigen.«

»Ja.« Damen setzte seine dankbarste, gehorsamste Miene auf.

Im Gegensatz zum vorigen Tag hatte er diesmal beim Aufwachen sofort gewusst, wo er sich befand. Er erinnerte sich an jedes Detail, und schon die kleinste Bewegung rief ihm sogleich schmerzhaft die Misshandlungen durch Laurents Männer ins Gedächtnis. Doch bei einem flüchtigen Blick auf seine Wunden wurde ihm klar, dass er sich bei Übungswettkämpfen schon schlimmere Verletzungen zugezogen hatte, also dachte nicht weiter darüber nach.

Während der Aufseher seinen Vortrag hielt, erklang in der Ferne eine veretische Melodie, gespielt auf einem Saiteninstrument, das Damen nicht kannte. Die Türen und Fenster mit ihren unzähligen kleinen Öffnungen ließen Geräusche ganz leicht hindurch.

Radel hatte Damens Situation als privilegiert beschrieben, und ironischerweise entsprach das in gewisser Weise der Wahrheit. Anders als in Akielos hauste er hier in keinem muffigen Verlies, und man hielt ihn auch nicht unter Deck gefangen wie während der Überfahrt, an die er sich dank der Dauerbetäubung nur schemenhaft erinnerte. Sein Gemach war keine Gefängniszelle, sondern lag im Harem, dem Wohntrakt der königlichen Günstlinge. Das Essen wurde ihm auf einem vergoldeten Teller mit filigranem Blättermuster serviert, und wenn sich der Abendwind erhob, strömte der feine Duft von Jasmin und Frangipani durch die zarten Holzgitter vor den Fenstern.

Und dennoch war es ein Gefängnis. Und dennoch war er noch immer angekettet und allein, unter Feinden und Hunderte Meilen von zu Hause entfernt.

Sein erstes Privileg bestand darin, mit verbundenen Augen von gleich mehreren Männern zum Baden und Salben abgeführt zu werden – ein Ritual, das er schon aus Akielos kannte. Hinter der Augenbinde blieb der Palast jenseits seiner Kammer ein dunkles Geheimnis für Damen. Das Lied des fremden Instruments schwoll noch einmal kurz an, dann verklang es zu einem halblauten Echo. Ab und zu drangen leise, melodische Stimmen an sein Ohr, und einmal hörte er jemanden lachen, sachte und zärtlich.