Der Wal heisst Beethoven - René Sommer - E-Book

Der Wal heisst Beethoven E-Book

René Sommer

0,0

Beschreibung

Das Anschauen ist eine wunderbare Sache, während der sich Gedanken in uns seltsam vollziehen, die auf das Unbeobachtetsein zu warten scheinen. Ihr Auftritt lässt im beobachteten Gegenstand die Bedeutung heranwachsen, dass jede denkbare Welt so wirklich existiert, wie jede Geschichte sich irgendwo abzuspielen vermag. Eine uralte Frage - Warum ist die Welt so, wie sie ist? - erhält in René Sommers Kurzgeschichten eine einfache Antwort. Die Wahrnehmung der Welt ist nur eine von unzählig vielen - wenn nur ein Welt-Ensemble spielerisch fraktaler Kompositionselemente die Vielfalt einfallsreicher Handlungen zulässt und genug Figuren mitspielen, die etwas tun, weil sie es tun wollen. Die aussichtsreiche Perspektive, vielerlei tun zu können, und dafür alle Augenblicke gleichermassen real sind, spornt sie an. Sie erleben das Glück endloser Möglichkeiten, die aus Sprache und Fantasie erwachsen, machen alltägliche Äusserungen in einem situativen Kontext, der sie surreal erscheinen lässt. Gleich einem Glaskugelspiel entwirft die vorliegende Kurzprosa trotzdem und gerade deswegen konkret vergnügliche Szenen kommunikativer Verbundenheit.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 143

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zuletzt erschienen (edition jeu-littéraire):

Das Popcorn und die Vögel. Kurzgeschichten. ISBN: 978-3-7448-6475-6

Woanderswoher. Roman. ISBN: 978-3-7460-8082-6

Das Mädchen mit rotem Hut. Kurzgeschichten. ISBN: 978-3-7528-1413-2

Play Huch. Gedichte. ISBN: 978-3-7528-2037-9

Das avocadogrüne Känguru. Kurzgeschichten. ISBN: 978-3-7481-3002-4

Alldadarin. Roman. ISBN: 978-3-7481-5764-9

Inhalt

Das Sternzeichen

Die wolkenweiße Taube

Muffins-Land

Die Ruhe nach dem Start

Bewegende Rhythmen

Die Kugel am Hang

Das Papierklavier

Die Überraschung

Die Linie auf der Straße

Der rettende Halm

Staubkuchen

Das Bild

Die Klavierstimme

Der Wal heißt Beethoven

Wie Federn wirken

Die dritte Hand

Dieser Chip ist ganz neu

Der Einbaum

Das Klavier sieht jung aus

Der kürzeste Weg ins Glück

Rumpelstilzchen und die watteweiße Katze

Die Startnummern und der Würfel

Samtgrüne Handschuhe

Der zitronengelbe Stein

Der Klang der Stimme

Das Sternzeichen

Durch ein Marmorportal gelangt Johann Sebastian Huch in den Park. Im Schatten meterhoher Bambushalme funkelt ein Wasserspiel. Von einer Brise versprüht, bündeln Tropfen die Sonnenstrahlen, kullern als Lichtperlen die Blätter hinunter.

Eine Frau tigert mit federnden Schritten durch den Park.

- Hallo, ich bin Giulia Tullio.

Sie trägt ein mit Blumenmustern bedrucktes Kleid.

- Wollen wir uns schlafend stellen?

Huch fasst sich mit den Händen an den Kopf.

- Wie meinst du das?

Giulia lacht hellauf.

- Wir legen uns hin, schließen die Augen und warten ab, was passiert.

Sie entdeckt zwischen den Wurzeln einer riesigen Buche eine Parkbank.

- Was sagst du dazu?

Er fährt mit den Fingerspitzen über die Lippen.

- Wir könnten darauf ein bisschen Zeit verbringen.

Giulia streckt sich auf der Bank aus.

- Sie ist groß und breit. Wir haben beide bequem Platz.

Er legt sich neben sie.

- Sehe ich aus, als wäre ich müde?

Sie kehrt sich ihm zu.

- Überhaupt nicht. Du bist hellwach.

Huch schließt die Augen.

- Kann man auch hellmüde sein?

Giulia senkt die Lider.

- Du stellst vielleicht Fragen!

Ein Mann zieht sein Wägelchen über den Kiesweg.

- Hallo, ich bin Danilo Flack.

Er trägt einen Gehrock.

- Habt ihr eine Flasche?

Giulia richtet sich auf.

- Sammelst du Altglas?

Flack kratzt sich am Nacken.

- Ja, ich träume von kleinen und großen Flaschen.

Eine Frau läuft durch den Park.

- Hallo, ich bin Ines Manja.

Sie trägt Kniestrümpfe und bringt eine leere Colaflasche.

- Wo kann ich sie entsorgen?

Giulia deutet auf Flack.

- Danilo sammelt Altglas.

Flack verbeugt sich.

- Ich schätze vor allem Colaflaschen.

Ines hört das sanfte Plätschern vom Wasserspiel.

- Singst du auch gern?

Flack nestelt an seiner Krawatte.

- Ja. Was würdest du gern hören?

Sie reicht ihm die leere Flasche.

- Sing den Song „Hei, wenn die Gläser klingen“ von Mozart.

Giulia setzt sich auf die Banklehne.

- Was ist das für eine Tonart?

Flack lässt die Flasche ins Wägelchen gleiten.

- A-Dur.

Er singt.

- Hei, wenn die Gläser klingen.

Ines neigt den Kopf.

- Ich kann nicht aufhören, dich anzusehen.

Giulia springt von der Lehne.

- Bist du ihm noch nie begegnet?

Ines bewegt sich tänzerisch.

- Nein. Ich würde gern einen Kaffee mit euch trinken.

Flack schiebt sein Wägelchen.

- Ich finde Kaffee sagenhaft anregend.

Ines huscht zur Parkbank, schaut neugierig Huch an.

- Ich hoffe, du wachst auch langsam auf.

Er öffnet die Augen.

- Warum?

Giulia presst ihre rechte Hand schmatzend gegen die Lippen und wirft ihm einen Kuss zu.

- Du bist ein Mitglied unseres Teams.

Flack geht einen Schritt zurück.

- Du gehörst dazu.

Ines balanciert über die Banklehne.

- Du bist unser Freund.

Giulias Stimme schimmert seidig.

- Wir haben eine Schwäche für dich.

Flack steht leicht nach vorne gebeugt.

- Darum stärken wir uns mit einem Kaffee.

Ines dreht sich um die eigene Achse.

- Wir sind uns einig. Ich glaube, unser Team funktioniert.

Sie gehen durch den Park. Dichte Platanen säumen den Kiesweg.

Auf einer Terrasse unter einem Sonnendach steht ein

Mann hinter einer Theke.

- Hallo, ich bin Jari Keun.

Er trägt einen admiralblauen Anzug.

- In den Thermoskannen hat es fünferlei Sorten Kaffee.

Giulia streicht sich die Haare aus dem Gesicht.

- Wo sind die Tassen?

Keun neigt den Kopf zur Seite.

- Das ist eine gute Frage. Wen könnte ich kontaktieren?

Eine Frau kommt auf ihn zu und spricht ihn an.

- Hallo, ich bin Lejla Zetkin.

Sie hat ein Seidentuch um die enge Taille geschnürt und bringt goldene Tassen auf einem Tablett.

- Fehlt dir das Geschirr?

Keun streicht das Haar zurück.

- Ja.

Lejla stellt das Tablett auf die Theke.

- Ich habe genau, was ihr braucht.

Flack schnappt eine Tasse.

- Das ging aber schnell. Ich bin ziemlich überrascht.

Ines gießt Kaffee ein.

- Sollen wir uns ausruhen?

Keun schnuppert an der Tasse.

- Es wäre verrückt, eine Pause auszulassen.

Lejla spielt mit ihrer Halskette.

- Mit etwas Glück finden wir eine Liege.

Ein Mann zieht einen Leiterwagen, mit Liegestühlen beladen.

- Hallo, ich bin Konstantinos Boro.

Er trägt eine karierte Jacke.

- Ich hatte sofort Lust, euch Liegestühle zu bringen.

Giulia nimmt einen Stuhl vom Wagen.

- Das gefällt mir.

Ines klappt ihn auf.

- Ich verpasse nie eine Chance zum Relaxen.

Keun legt sich darauf.

- Ich spüre schon die Entspannung.

Lejla lässt sich in einen Liegestuhl fallen.

- Du hast mich überzeugt.

Boro stellt weitere Stühle auf.

- Macht es euch bequem.

Giulia räkelt sich behaglich.

- Das ist eine ausgezeichnete Liege.

Flack streckt seine Beine ganz aus.

- Jedes Mal, wenn ich einen Liegestuhl benütze, trinke ich den Kaffee ganz langsam. Das ist extrem beruhigend.

Ines atmet tief durch.

- Du machst uns glücklich.

Keun liegt entspannt.

- Du bist ein wundervoller Mensch.

Lejla fragt Huch.

- Warum legst du dich nicht hin?

Boro klappt einen Liegestuhl auf.

- Den habe ich extra für dich reserviert.

Huch zieht die Augenbraue kurz hoch.

- Ich möchte nochmals das Wasserspiel ansehen.

Giulia schlägt ihre Beine übereinander.

- Was für eine ausgezeichnete Idee!

Flack stützt sich mit einer Hand auf die Lehne.

- Nachher musst du dir aber auch eine Pause gönnen.

Huch spaziert durch eine Blumenwiese. Die Blüten leuchten grell pink. Er atmet den Duft.

Eine Frau streift durch den Park.

- Hallo, ich bin Marga Lipps.

Sie trägt einen Ballettdress mit Tutu.

- Kannst du ein Auge schließen?

Er winkelt die Arme an.

- Das kann ich.

Marga steht dicht neben ihm.

- Dann betrachte einmal die Blumen mit einem Auge.

Huch bedeckt ein Auge mit der Hand.

- Ich sehe sie etwas heller.

Sie probiert einen Tanzschritt.

- Hast du eine Zeitschrift dabei?

Ein Mann nähert sich mit langsam schlurfendem Gang.

- Hallo, ich bin Lewis Pick.

Er trägt einen ananasgelben Anzug, bringt ein Magazin und einen Stern zum Aufblasen.

- Sehnt ihr euch nach einer Zeitschrift?

Marga neigt den Oberkörper leicht nach vorn.

- Ja genau. Wir haben sie vermisst.

Kleine Lachfältchen kräuseln sich in seinem Gesicht.

- Was möchtet ihr denn lesen?

Sie hüpft auf und ab.

- Ich lese immer zuerst das Horoskop.

Er schlägt die Zeitschrift auf.

- Ich schaffe es, sofort die richtige Seite zu treffen.

Marga tippt ihm auf die Schulter.

- Was hast du für ein Sternzeichen?

Pick gibt ihr das Magazin zum Halten, bläst den Stern auf.

- Er hat kein Zeichen darauf.

Die wolkenweiße Taube

Ein von Efeu überwuchertes Schloss steht auf einer Anhöhe. Der Turm ist aus hellem Kalkstein. Tauben gurren auf dem Dach. Huch biegt vom ausgeschilderten Weg ab, sieht sich um.

Eine Frau schleicht sich auf Zehenspitzen an.

- Hallo, ich bin Megan Piani.

Sie trägt ein Cocktailkleid und bringt eine Dose.

- Willst du einen Glückskeks?

Ein Mann rennt aus dem Schloss.

- Hallo, ich bin Anthony Brix.

Er trägt eine randlose Brille.

- Bei euch herrscht eine glückliche Stimmung. Sie steckt mich an. Darf ich einen Keks haben?

Megan öffnet die Dose.

- Gern. Das lässt sich machen.

Brix langt zu.

- Ich erhole mich am besten mit einem Glückskeks. Zuerst lese ich den Spruch. Dann esse ich das Gebäck.

Ihr Herz schlägt schneller.

- Lies ihn laut.

Er bricht den Keks auf.

- Sprüche interessieren mich.

Megan stellt die Dose auf einen Steinbrocken.

- Wir sind gespannt.

Brix liest vor.

- Nicht jeder denkt daran, wie groß ein Ohr werden kann.

Sie neigt sich keck seitwärts.

- Das ist ein toller Spruch!

Er schaut zu Huch.

- Weißt du, was er bedeutet?

Eine Frau winkt schon von weitem zur Begrüßung.

- Hallo, ich bin Phoebe Hong.

Sie trägt ein langes Kleid und bringt eine Spritzkanne.

- Wollt ihr den Spruch verstehen?

Megan streift mit dem Zeigefinger über den Nasenflügel.

- Ja genau! Er beschäftigt uns.

Phoebe führt sie vor eine kalkweiße Wand.

- Ihr habt Glück.

Sie gießt Wasser. Ein Ohr sprießt aus der Wand.

- Es wächst nicht von selber. Ein bisschen Wasser braucht es schon.

Megan bebt vor Erregung.

- Das ist beeindruckend.

Brix dreht die Knie einwärts.

- Es wächst blitzschnell.

Das Ohr ist größer als ein Elefantenohr geworden.

Megan wölbt den Bauch nach vorn.

- Leider kann es nicht mit uns sprechen.

Brix winkelt den Arm ab.

- Was hört es wohl am liebsten?

Phoebe reckt erwartungsvoll das Kinn.

- Wir könnten uns über Sandwichs unterhalten. Das hören alle Ohren gern.

Ein Mann streift ums Schloss herum.

- Hallo, ich bin Giuseppe Klapp.

Er trägt eine Fliege und bringt einen Korb.

- Gerne biete ich euch feine Sandwichs an.

Megan bekommt glänzende Augen.

- Danke vielmals! Du bist freundlich.

Brix zieht beide Augenbrauen nach oben.

- Hast du auch ein Sandwich mit Hafer?

Klapp reicht ihm ein in einer Serviette eingeschlagenes Brot.

- Meinst du ein Haferbrotsandwich?

Brix packt es aus.

- Ganz genau.

Er schnuppert daran.

- Du hast ja eine riesige Auswahl.

Phoebe zieht die Oberlippe ein.

- Ich hätte gern ein Sandwich mit Haselnüssen.

Klapp langt in den Korb.

- Also ich hätte da etwas Leckeres mit Haselnusscreme.

Darf ich dich damit verwöhnen?

Sie streckt die Hand aus.

- Das versuche ich gern.

Er holt es mit Schwung heraus.

- Du wirst es genießen.

Megan schiebt die Zunge zwischen die Lippen.

- Ich möchte nichts Außergewöhnliches.

Brix lächelt schlau.

- Eigentlich ist Haferbrot auch nichts Spezielles. Es ist einfach extra gut.

Phoebe konzentriert sich ausschließlich auf ihr Sandwich.

- Trotzdem, wenn du dir vorstellst, jemand geht in den Wald, sammelt eine Handvoll Haselnüsse, und dann gibt es Creme. Das ist schon etwas Besonderes.

Klapp beugt sich zu ihr.

- Hast du schon den ersten Biss genommen?

Sie springt in die Höhe.

- Ja, ich habe noch nie so etwas Gutes gegessen.

Er wendet sich an Megan.

- Ich habe einen Vorschlag für dich.

Sie hängt andächtig an seinen Lippen.

- Was empfiehlst du mir?

Klapp nimmt ein Sandwich aus dem Korb.

- Ein doppellagiges Butterbrot ist auch ganz fein.

Megan greift zu.

- Das nehme ich.

Er geht zu Huch.

- Und was darf ich dir geben?

Huch reckt sich neugierig.

- Ich würde mir gern zuerst den Schlossberg ansehen.

Klapp blinzelt verschmitzt.

- Wie du willst! Meine Sandwichs laufen nicht davon.

Brix wirbelt auf der Spitze eines Fußes herum.

- Aber komm bald zurück! Es macht mehr Spaß, gemeinsam zu essen.

Huch breitet die Hände auf Bauchhöhe aus.

- Das ist mir schon klar.

Er klettert vorsichtig über ausgetretene Steinstufen, gelangt zu einer Grasinsel auf dem hellgrauen Fels.

Eine Frau durchschreitet die Wiese mit festem, schnellem Schritt.

- Hallo, ich bin Abigail Minelli.

Sie trägt ein federweißes Kleid und bringt einen Kilosack Salz.

- Kann ich deine Hände sehen?

Seine Arme hängen von den hochgezogenen Schultern herab.

- Warum?

Ein Mann tritt energisch auf die Grasinsel.

- Hallo, ich bin Josua Kandis.

Er trägt eine Operettenuniform.

- Ich bin flexibel, kann alles zeigen.

Abigail winkt ihn heran.

- Ich möchte nur deine Hände sehen, bevor ich heirate.

Kandis dreht die Handteller nach oben.

- Wer ist dein Mann?

Sie streut einen Kreis Salz um ihn herum.

- Der Mann, der im Kreis steht.

Er stemmt den Ellbogen raus.

- Dann ist das der beste Kreis, in dem ich je war.

Abigail stellt den Sack ab.

- Wollen wir in ein Hotel gehen?

Kandis krümmt den Rücken wie ein Fragezeichen.

- Erzähl uns etwas über dieses Hotel.

Sie wippt in den Knien.

- Es steht neben einem Weizenfeld. Die Ähren sind kitzlig und bringen uns zum Lachen.

Ein heller Lichtfleck fällt auf seine Stirn.

- Da gehen wir hin.

Abigail klopft ihm auf die Schulter.

- Ich bin mächtig stolz auf uns. Wir werden richtige Hotelgäste.

Kandis blickt Huch an.

- Du bist doch auch dabei, oder nicht?

Huch drückt den Rücken ins Hohlkreuz.

- Ich bin daran, den Schlossberg zu erkunden.

Sie hebt den Sack auf.

- Gut! Dann treffen wir uns im Hotel.

Kandis legt sich die Hände auf den Kopf.

- Sei aber vorsichtig! Der Fels ist glatt.

Huch macht die Augen zu

- Danke für den Tipp! Ich passe auf.

Abigail verlässt die Grasinsel.

- Komm bald nach!

Kandis folgt ihr, schaut vor der Wegbiegung zurück.

- Wir warten auf dich.

Über eine Natursteintreppe geht Huch die Felswand hinauf. Die Sonne wärmt die Flanke des Schlossbergs.

Eine Frau lehnt sich mit angewinkeltem Bein gegen den Fels.

- Hallo, ich bin Betty Altamira.

Sie trägt eine wattierte Seidenjacke und weist auf ein mit goldenem Stoff bezogenes Sofa.

- Du kannst hier für eine Weile schlafen, wenn du möchtest.

Huch bleibt verdutzt stehen.

- Das könnte sehr behaglich sein.

Ein Mann wandelt mit am Rücken verschränkten Händen auf dem Felsweg.

- Hallo, ich bin Adam Bark.

Er trägt einen Zylinder.

- Was für ein Sofa! Darf ich mich darauf setzen?

Betty tippt auf die Lehne.

- Sitzen, liegen, du kannst tun, was du willst.

Bark setzt sich.

- Ich möchte, dass ein Vogel auf mir landet.

Sie ruft.

- Taube!

Eine wolkenweiße Taube flattert vom Schlossdach auf seinen Zylinder herab.

Muffins-Land

Der Fluss prescht zwischen dunklen Felswänden durch die schmale Schlucht. Huch tappt über eine wackelige hölzerne Hängebrücke.

Eine Frau spaziert am Ufer.

- Hallo, ich bin Emma Hopper.

Sie trägt ein T-Shirt mit Raubtiermuster und hat eine Kamera.

- Ich fotografiere gern.

Er hält den Kopf vorgestreckt.

- Was nimmst du auf?

Emma schielt auf den Bildschirm.

- Was mir gerade vor die Kamera läuft.

Er schreitet langsam voran.

- Das wäre also das Wasser, das unaufhaltsam strömt, wirbelt und rauscht.

Sie drückt auf den Auslöser.

- Oder dich.

Huch bleibt stehen.

- Oh, entschuldige, bin ich ins Bild getreten?

Emma späht auf den Monitor.

- Ja, zum Glück.

Ein Mann tastet sich der Felswand entlang.

- Hallo, ich bin Damon Flipp.

Er trägt eine blassblaue Hose.

- Ich habe eine libellengrüne Murmel.

Emmas Augen treten scharf aus dem Gesicht hervor.

- Zeig sie uns!

Flipp klaubt die Murmel aus der Tasche.

- Willst du sie?

Er legt sie in den Handteller.

- Sie macht dich glücklich.

Emma weist auf Huch.

- Gib ihm die Murmel!

Sie wirft einen zweiten Blick auf den Bildschirm.

- Ich habe nämlich schon Glück.

Eine Frau läuft über einen schmalen Pfad durch die Schlucht.

- Hallo, ich bin Anna Batumi.

Sie trägt eine Caprihose und hat eine Tasche umgehängt.

- Darf ich die Murmel haben?

Flipp wirft sie ihr zu.

- Es freut mich, wenn du sie nimmst.

Anna fängt sie mit der freien Hand.

- Um wie viel Uhr trifft das Glück ein?

Seine Augen blitzen.

- Schnurstracks!

Sie blickt Huch an.

- Hast du Zeit?

Er beugt sich leicht nach vorne.

- Worum geht es?

Anna zieht einen rosa Umschlag aus der Tasche.

- Öffne ihn!

Ein Mann kommt mit langsam schlurfendem Gang.

- Hallo, ich bin Hagen Woron.

Er trägt einen Pullover.

- Mir gefällt die Farbe des Umschlags.

Emma wirft ihre Haarmähne in den Nacken.

- Möchtest du ihn in die Hand nehmen?

Woron weitet seinen Gürtel und atmet tief ein.

- Ja gern, wenn ich darf.

Flipp wedelt mit den Augen.

- Das muss Anna sagen.

Sie wendet den Blick zu Woron.

- Macht es dir Spaß?

Er schwingt sinnlich die Hüfte.

- Ja natürlich. Ich träume manchmal, dass ich ein Brieföffner bin.

Ein Lächeln huscht über Emmas Mund.

- Wie muss ich mir das vorstellen?

Woron knickst höflich und verbeugt sich.

- Ganz einfach. Jemand bekommt einen Brief. Ich bin zur Stelle und mache ihn auf.

Flipp guckt Huch an.

- Willst du ihm den Umschlag geben?

Er vergewissert sich bei Anna.

- Bist du einverstanden?

Sie grinst breit.

- Wer könnte ihn sonst öffnen?

Woron nimmt Huch den Brief ab.

- Danke, euer Vertrauen ehrt mich.

Er reißt den Umschlag auf.

- Das Papier klingt fetzig.

Emma stellt ein Bein aus.

- Nun mach es nicht spannend. Lies vor, was im Brief steht.

Woron zieht ein Blatt aus dem Couvert, entfaltet es.

- Ich will einen Apfel.

Emma spreizt Zeigefinger und Daumen ab.

- Das freut mich. Ich habe auch gern Äpfel.

Flipp legt die Hand aufs Herz.

- Sie sind gesund.

Annas Augen werden glasig.

- Ich fühle mich gut, wenn ich einen Apfel gegessen habe.

Woron legt das Blatt zusammen.

- Der Brief kommt gut an.

Eine Frau dackelt in tänzerischen Zick-Zack-Bewegungen durch die Schlucht.

- Hallo, ich bin Johanna Manado.

Sie trägt einen Minirock und bringt Äpfel.