Der Weisheit der Natur lauschen - Sandra Ingerman - E-Book
SONDERANGEBOT

Der Weisheit der Natur lauschen E-Book

Sandra Ingerman

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: Ansata
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Unsere Verbundenheit mit der Natur neu entdecken – der schamanische Weg

Die Natur besitzt eine mystische Seele. Wenn wir unser Herz und unsere Sinne für sie öffnen und uns voll und ganz in sie versenken, erhalten wir Zugang zur uralten Weisheit der Tiere, Bäume und Pflanzen und können ihre kreative Kraft in unser Leben holen. Hierfür präsentieren zwei der erfahrensten Schamaninnen unserer Zeit ebenso einfache wie wirkungsvolle Techniken. Schritt für Schritt wird es möglich, mit den Geistern der Natur zu kommunizieren, die Mitgefühl und Liebe für alle Wesen empfinden. Durch die Verbindung mit den elementaren Urkräften finden wir wieder in unser natürliches Gleichgewicht, erhalten Unterstützung auf unserem Lebensweg und erfahren Heilung für uns selbst, unsere Mitmenschen und die Erde.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 455

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Schamanen aller Kulturen und Traditionen wissen: Natur und Erde sind weise und bewusst. Sie sprechen zu uns durch Träume und durch unsere Intuition. Wenn wir unseren Geist, unser Herz und unsere Sinne öffnen, können wir die Magie des Wilden, die Rhythmen der Natur und die Weisheit der Erde wieder wahrnehmen. Wir können uns mit den Geistern der Natur verbinden, die Mitgefühl und Liebe für alle Wesen empfinden.

Sandra Ingerman und Lynn Roberts sind zwei der erfahrensten Schamaninnen unserer Zeit. In diesem Buch machen sie uralte Techniken für den modernen Menschen anwendbar und erschließen damit eine völlig neue Dimension des Naturerlebens. Schritt für Schritt wird es möglich, sich mit Tieren, Pflanzen und Elementargeistern zu verbinden und deren kreative und heilende Kraft ins eigene Leben zu holen.

Mit zahlreichen schamanischen Übungen und Ritualen

Sandra Ingerman

Llyn Roberts

DER WEISHEIT DER NATUR LAUSCHEN

Wie uns Bäume, Pflanzen und Tiere in unsere innerste Kraft führen

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt

von Karin Weingart

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »Speaking with Nature« bei Bear & Company, einem Imprint von Inner Traditions International.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Ansata Verlag

Ansata ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH.

ISBN 978-3-641-18187-1V001

Erste Auflage 2016

Copyright © 2015 by Sandra Ingerman und Llyn Roberts

Published by Arrangement with Inner Traditions International LTD., Rochester, VT USA

All rights reserved.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by Ansata Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Redaktion: Dr. Diane Zilliges

Einbandgestaltung: no-mind.graphics, München unter Verwendung eines Motivs von © satori/fotolia

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

www.ansata-verlag.de

Für alle, die das Netz des Lebens bilden. Möge jedes Lebewesen geliebt, geschätzt und respektiert sein.

Für alle, die zusammenwirken, um einen Planeten voller Liebe, Frieden, Harmonie, Gleichheit, Fülle, Wertschätzung und Respekt zu erträumen.

Für die Welt, die unser Zuhause ist, sowie für Erde, Luft, Wasser und Sonne, die uns alles geben, was das Leben am Leben erhält.

INHALT

Einführung

Wie Sie mit diesem Buch arbeiten können

Schnee-Eule

Gletscherschluff und Sand

Brombeerstrauch und Heckenrose

Artesische Quelle und Nebel

Same der Amerikanischen Wildpflaume und die Erdgöttin Núnkui

Bananenschnecke und Regenwurm

Schwarzbär

Mais

Wacholderbaum und Herrin der Platane

Wapiti und Schlange

Waldsauerklee und Pilz

Wilde Westamerikanische Hemlocktanne und Amerikanische Pappel

Das verborgene Volk und der Geist des Landes und Sternenwesen und Sternenprinzessin

Anhang

Mit Omen arbeiten

Vom Umgang mit Trauer

Dank

Über die Urheberinnen und ihr Werk

EINFÜHRUNG

Auf der Suche nach dem wilden, zutiefst Weiblichen

Llyn Roberts

Im Frühjahr 2010 begab ich mich unter Anleitung von Anne Hayden und Sheila Belanger, zwei wunderbaren Frauen, im Osten des Staates Washington auf eine Vision Quest (Visionssuche). Über einige der Erfahrungen, die ich auf dieser Reise gemacht habe, berichte ich in meinem Buch Shapeshifting into Higher Consciousness (2011 bei Moon Books erschienen).

Wer schon einmal eine Vision Quest unternommen hat, weiß, wie kraftvoll die Anrufung ist, die man dabei an den Geist und die Natur richtet – und dass diese über Einsichten, Visionen und mitunter auch magische Manifestationen darauf reagieren. Nach der Suche besteht die Herausforderung dann darin, die derart erhaltenen Geschenke zu würdigen, was oft heißt, dass sich das Leben ändern muss.

Wie in Shapeshifting into Higher Consciousness beschrieben, trat während des Soloparts dieser Vision Quest, als ich drei Tage allein in einem Canyon kampierte, ein wundersames Phänomen auf. Ich weiß noch genau, dass ich immer wieder die Worte »Das Leben wird nie mehr so sein wie zuvor« von mir gab. Aber zu der Zeit hatte ich noch keine Ahnung, als wie wahr sie sich erweisen sollten.

Einige Wochen nach meiner Visionssuche bin ich schlimm gestürzt und Ende 2010 konnte ich auf dem rechten Auge nichts mehr sehen. Am 5. Januar 2011 wurde mir mitgeteilt, dass der Sehnerv aufgrund eines Hämangioms, einer Art Blutschwamm, schwer geschädigt sei.

Praktisch über Nacht halb erblindet, sah ich alles anders. Nichts war mir mehr vertraut.

Mit einem Mal bekam ich sehr lebhafte Träume, in denen immer Türkis eine Rolle spielte, sei es als Farbe von Alltagsdingen wie Jacken, Pullis und Autos, sei es als blaugrünes Wasser im Pool, türkisfarbene Decken oder Schals und so weiter. In meinen Träumen sah ich diese Dinge in unterschiedlichen Türkistönen – manche waren sehr satt und dunkel, andere heller, beinahe aquamarin.

Jeder dieser Träume endete damit, dass ich den jeweiligen blaugrünen Gegenstand fixierte, bis er sich meinem Bewusstsein entzog und nur noch das Türkis blieb. Anschließend konzentrierte ich mich scheinbar endlos auf die Farbe. Und mehr weiß ich dann auch nicht mehr.

Ich versuchte herauszubekommen, was diese Träume bedeuten mochten. Als Kind hatte ich Himmelblau und Türkis immer am liebsten gehabt, aber so oft von einer Farbe zu träumen, war neu für mich, und ich fand es verwirrend. Irgendwie fühlte ich mich davon verfolgt. Etwas schien meine Aufmerksamkeit zu verlangen.

In dieser Zeit des Suchens bat ich Mick Dodge, einen Freund von mir, mich an meinem Wohnort auf der Insel Whidbey im Bundesstaat Washington abzuholen und in den feuchten, wilden Hoh-Regenwald auf der Olympic-Halbinsel mitzunehmen, wo ich mich ein paar Tage lang in Klausur begeben wollte.

Mick ist ein außergewöhnlicher Mann, der mehr über die Natur weiß als selbst die meisten Angehörigen der indigenen schamanischen Kulturen, bei denen ich jahrelang gelernt habe. Er wurde im Hoh von Hebammen in die Welt geholt und lebt einen großen Teil des Jahres in der Wildnis.

Der Hoh, die Heimat des gleichnamigen indigenen Volksstammes, ist der größte gemäßigte Regenwald der Welt und befindet sich in der nordwestlichsten Ecke der Vereinigten Staaten. Übersetzt bedeutet das Wort Hoh »Wildwasser« beziehungsweise »schnelles Wasser«.

Wenige Jahre zuvor, als ich noch im Nordosten lebte, hatte ich weder von der Olympic-Halbinsel noch vom Hoh River oder dem Regenwald je gehört. Wie die meisten wusste ich nicht einmal, dass es in den Vereinigten Staaten überhaupt einen Regenwald gab.

Und als ich jetzt am unberührten Ufer des von Gletschern gespeisten Hoh River stand, hatte ich das Gefühl, direkt in meine Träume abzutauchen. Denn in seinen Strudeln und Wirbeln nahm das Wasser vor meinen Augen die schönsten Farbtöne an – genau die Türkisnuancen meiner nächtlichen Visionen.

Auf den Tag genau ein Jahr nachdem ich das mit meinem Sehnerv erfahren hatte, am 5. Januar 2012, ließ ich das Leben, wie ich es bisher kannte, hinter mir, um mit Mick Dodge als Begleiter in den Hoh-Regenwald zu ziehen. Weder hatte ich geplant, mit einem wilden Mann in den Wald zu fliehen, noch als Eremitin zu leben. Ein solches Verhalten würde die Probleme der Welt genauso wenig lösen, wie es der zunehmenden Gewalt auf unseren Straßen ein Ende setzen konnte. Aber jede und jeder von uns hat eine ganz eigene Lebensaufgabe, zu der sie oder er berufen ist. Und Mick Doge ermöglichte es mir, in der Abgeschiedenheit des Hoh zu leben, den Waldnamen Cedar (»Zeder«) anzunehmen, intensiv mit der Erde zu kommunizieren und darüber zu schreiben.

In einer der ersten Nächte, die ich in meiner Hütte auf einem nicht öffentlichen Landstreifen am Rand des Waldes verbrachte, hatte ich einen Traum, in dem Sandra Ingerman und ich glücklich an einem gemeinsamen Projekt arbeiteten. Und weil dieser Traum so angenehm war und derart real gewirkt hatte, beschloss ich nach dem Aufwachen am nächsten Morgen, Sandra zu fragen, ob sie nicht Lust hätte, ein Buch mit mir zu schreiben.

Die zwei Jahre, die ich im Hoh wohnte, wurden ganz von Der Weisheit der Natur lauschen beansprucht. Das Land schien mich genau zu diesem Zweck gerufen zu haben. Mein Anteil bestand lediglich darin, mich auf die Naturwesen des Regenwaldes einzulassen – was ein ganz wunderbares Geschenk darstellte. Doch abgesehen von meiner Kommunikation mit der Erde gelang es mir auch, Mick Dodge bei seiner Fernsehserie The Legend of Mick Dodge zu unterstützen beziehungsweise den Kontakt, den er mit dem Sender National Geographic hatte, zu intensivieren.

Kein Zweifel also, der Hoh hat seine ganz eigenen Absichten verfolgt. Ich bin fest davon überzeugt, dass seine Gewässer, Lande, Naturwesen genau die Ereignisse und Menschen angezogen haben, die er brauchte, um gesehen, wahrgenommen zu werden – und sei es nur, damit wir uns seiner erinnern, ihn lieben und beschützen. Und mit ihm die gesamte Natur.

Dass die Erde über ein Bewusstsein verfügt, war mir schon immer klar, und meine Zeit im Hoh hat dieses Wissen nur bestätigt. Wer sich dem Ruf der Natur nicht verschließt, kann Teil einer staunenswerten – aufregenden, tröstenden, aber auch demütig machenden – Entwicklung werden. Denn die Magie der Wildnis und die Rhythmen der Natur führen uns zur Intelligenz und zum Mysterium des Lebens zurück. Dabei werden wir wie die alten indigenen und matriarchalischen Kulturen, die das Mysterium und die zutiefst weibliche Natur der Erde verstanden, daran erinnert, sowohl die Frauen als auch unseren Planeten in Ehren zu halten. Bei allem, was wir heutzutage –und zwar durchaus mit der kreativen Kraft des Weiblichen – tun mögen, um uns neu mit der Natur zu verbinden, fühlen wir uns doch oft noch von der zutiefst weiblichen Kraft der Erde isoliert, die uns ebenfalls innewohnt. In diesem Buch stellen wir Möglichkeiten vor, diese Trennung aufzuheben und uns unserer instinktiven Natur zu öffnen.

Das weibliche Prinzip ist unter allerlei verschiedenen Bezeichnungen bekannt. Es wird mit Träumen und dem Unbewussten assoziiert, mit der Dunkelheit, der Erde sowie ihren Pflanzen und Tieren. Das heilige Weibliche ist die Verkörperung von Geist und Mysterium. Es verbindet uns mit Kraft, Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit; sowohl mit dem Wasser als auch mit der Einsamkeit; mit Entwicklung, Tod und dessen Partnerin: der Wiedergeburt. Als erneuernde Kraft, als Nährerin des Lebens und der inneren Welten des Fühlens, Spürens und Ahnens stellt das zutiefst Weibliche eine geradezu alchemistische Muse dar.

Sandra und ich schreiben auf eine sehr persönliche Weise über die Naturwesen, von denen wir uns angesprochen fühlen. Wir erzählen von der Landschaft, dem Himmel und den Gewässern, die unser jeweiliges Lebensumfeld bilden, erkunden durch eine weibliche Linse aber auch Aussehen, Gewohnheiten und Aufenthaltsgebiete der daselbst und anderswo heimischen Geschöpfe. Damit verbinden wir den Wunsch, Sie, unsere Leserinnen und Leser, für kraftvolle Lektionen über ein Leben in Gnade und Anmut zu öffnen.

In den folgenden Kapiteln begegnen sich Göttinnen aus so unterschiedlichen Kulturen wie der des Amazonas und des alten Ägypten. Beim Lesen des Buches werden Sie sich, wie wir hoffen, für deren Geistmedizin und ihre subtilen Botschaften genauso öffnen wie für die der Pflanzen, Tiere und Elemente. Es bietet Ihnen Praktiken und (schamanische) Reisen, die Sie zu Hause oder wo auch sonst im Alltag einsetzen können, um Zugang zu den weiblichen Eigenschaften dieser Göttinnen und der Natur zu finden – um diese Kräfte in sich selbst zu verstärken.

Sandra und ich laden Sie herzlich ein, all dies in Ihrer eigenen Umwelt selbst zu erleben, sei es in einem Hinterhof oder Garten, sei es im Stadtpark oder in der freien Natur. Denn die kreative Kraft des Weiblichen wird erst durch persönliche Erfahrungen erlebbar. Dadurch, dass wir uns auf die Natur einlassen, stellt sich das tiefe Empfinden der Zugehörigkeit ein sowie der Respekt vor allem Leben, der die Visitenkarte der göttlichen Frau darstellt. Obwohl eine solche Intimität mit der Erde in der modernen Gesellschaft, die sich so sehr auf das Individuelle kapriziert, leicht übersehen wird, hilft sie, einen unverbrauchten Blick auf uns selbst zu werfen und uns mitfühlender und verständnisvoller mit unserer Umwelt zu verbinden.

Letzten Endes lassen sich die »weiblichen« nur schwer von den »männlichen« Aspekten des Lebens trennen; erst alle zusammen bilden das Ganze. Und genauso existieren in jeder und jedem von uns die »lichten« beziehungsweise göttlichen Aspekte des Weiblichen, wie etwa Schönheit und universelle Liebe, gleichberechtigt neben unserer instinktiven Natur, zu der auch die »Schattenaspekte« des menschlichen Wesens gehören.

Beim Schreiben haben Sandra und ich einen weiblichen Ansatz gewählt; das heißt, unser Verständnis der Pflanzen, Tiere und Landschaften, über die wir schreiben, hat sich erst während des Prozesses der Kommunikation mit ihnen entwickelt. Nichts war bei uns in Stein gemeißelt, stattdessen ließen wir zu, dass sich die Geschichten, die sie uns erzählten, von selbst entwickeln. In diesem Sinne laden wir auch Sie, unsere Leserinnen und Leser, ein, das Land, die Gewässer und Naturwesen Ihres Lebensumfeldes persönlich zu erkunden. Denn je mehr es gelingt, die immense Weisheit der Erde zu erkennen und das Herz für die Mysterien der Natur sowie des gesamten Lebens um uns herum zu öffnen, desto gesünder werden unser Planet und wir werden.

Sandra und ich haben dieses Buch intuitiv geschrieben und möchten Sie ermuntern, beim Lesen auch so vorzugehen. Das heißt: Vielleicht möchten Sie es gar nicht von vorn bis hinten durchlesen. Womöglich ist es Ihnen lieber, sich erst einmal die Kapitelüberschriften anzuschauen, oder Sie schlagen es an einer x-beliebigen Stelle auf, schauen, um welches Naturwesen mit welcher Botschaft es da gerade geht, und lassen sich davon leiten. Sich von einem dieser Wesen sozusagen bei der Hand nehmen zu lassen, kann die Beziehung zwischen Ihnen und den Naturerscheinungen in Ihrem Umfeld nur beleben. Und dann wird vieles möglich!

Schamanen überall auf der Erde wissen um mythische, spirituelle Parallelwelten zur materiellen. Die Träume und »unsichtbaren« Wirklichkeiten des Schamanismus gehören auch zu den Aspekten des Weiblichen. Deshalb würden wir uns freuen, wenn Sie sich nach der Lektüre der Kapitel dieses Buches nicht nur auf sich eventuell einstellende Träume und Ahnungen einlassen könnten, sondern auch auf die unsichtbaren, subtilen, vielleicht sogar vergessenen, unterdrückten und zu Unrecht unterschätzten Formen, in denen sich das Weibliche oft ausdrückt.

Ich selbst habe mich eigentlich schon immer von Träumen leiten lassen. Und wie bereits berichtet, gingen ja auch meiner Umsiedlung ins Hoh Valley Träume voraus, die einen wertvollen Fingerzeig darstellten, als die Idee entstand, auf die dunkle, ungezähmte Seite des Hoh Rivers zu ziehen, auf der Legenden zufolge Frauen nie länger bleiben als zwei Monate. Ohne meine türkisen Träume und die Hilfe Mick Dodges, von dem ich ebenfalls bereits Jahre vor unserem Kennenlernen geträumt hatte, hätte ich wohl kaum den Mut gefunden, zu den Hoh zu ziehen. Und wäre mir Sandra nicht im Traum erschienen, hätten wir uns nie zwei ganze Jahre lang so intensiv mit den Naturwesen unseres jeweiligen Lebensumfeldes befasst.

Viele von uns fürchten sich, dem geheimnisvollen Pfad der Träume zu folgen, oder tun sie als reine Einbildung ab.

Aber dann gibt es auch Zeiten, in denen wir den Fehler machen zu denken, unsere Träume würden uns allein gehören. Auch Natur und Erde verfügen über ein Bewusstsein. Und zu uns Menschen sprechen sie nun einmal in Form von Träumen, Ahnungen, tiefen Sehnsüchten oder glücklichen Zufällen. Für diejenigen unter uns, die gewillt sind, das Ihre beizusteuern, stellt die Natur Vorahnungen, Erfahrungen und Umstände bereit, an denen wir uns orientieren können. Und dafür müssen wir keineswegs erst in die Wildnis ziehen. Die Kraft und die Intelligenz der Erde sind überall, auch in uns selbst, sie sind uns jederzeit zugänglich.

Sandra und mir wäre es ein Vergnügen, wenn die Kapitel dieses Buches dazu beitragen würden, dass Sie sich für die weibliche Kraft der Natur in Ihrer Gegend öffnen. Dabei erfahren Sie viel über sich selbst und werden angeregt, mit allen Naturwesen in größerer Harmonie zusammenzuleben.

Es ist an der Zeit, dass wir heilen, indem wir auch unsere Beziehung zur Erde verändern. Denn die Natur ruft uns heim, zurück nach Hause.

Die Kultivierung einer fruchtbaren inneren Landschaft

Sandra Ingerman

Als mich Llyn Roberts bat, mit ihr zusammen ein Buch über das göttliche Weibliche zu schreiben, war ich begeistert, und schon bald darauf begannen wir zu überlegen, wie wir es anstellen könnten, dass es etwas Besonderes wird und den Leserinnen und Lesern auch wirklich etwas bringt. Bei der Vermittlung der Weisheit des Weiblichen besteht einer der wichtigsten Aspekte in der Rückbesinnung auf die Natur und die Erde, die schließlich unser Zuhause ist. Und da Llyn und ich an sehr unterschiedlichen Orten lebten, freuten wir uns darauf, unsere Gemeinsamkeiten auszuloten.

In Santa Fé (New Mexico) gibt es viele Bäume und überhaupt eine reiche Pflanzenwelt, aber alles in der Natur muss hier von großer Widerstandsfähigkeit sein, um sich den extremen Klimaverhältnissen anpassen zu können. Das unterscheidet sich schon sehr von dem üppig grünen Wald, in dem Llyn seinerzeit lebte.

Auch in der Natur gibt es eben viele Gegensätze; so unter anderem die zwischen männlichen und weiblichen Aspekten. Und weil wir beide die Notwendigkeit einer größeren Ausgeglichenheit in der Welt empfinden, beschlossen wir, uns auf die femininen Aspekte zu konzentrieren und Geschichten zu erzählen, die von der Schönheit und Kraft des Weiblichen zeugen. Aber selbstverständlich sind wir uns auch des göttlichen Männlichen bewusst, das genauso ein Teil der Natur ist.

Das göttliche Weibliche umfängt uns, bestärkt die Liebe und Hilfsbereitschaft in uns und lehrt uns die Macht des Mitgefühls. Zugleich aber vermittelt es auch ein Wissen darum, wann es an der Zeit ist, loszulassen und nachzugeben. Wir Menschen sind Teil dieser großartigen Erde und unterliegen denselben Zyklen der Veränderung wie alle anderen Geschöpfe auch. Viele haben die Verbindung zu den Kreisläufen und Rhythmen der Natur verloren; um der Gesundheit und des Wohlbefindens willen aber müssen wir uns darauf zurückbesinnen, dass wir eins mit der Natur sind und von dieser Verbundenheit abhängen.

Ein Großteil der körperlichen und psychischen Krankheiten, unter denen wir heutzutage leiden, rührt daher, dass wir nicht mehr im Einklang mit den Rhythmen der Natur leben. Und ich weiß von vielen, die allein dadurch wieder gesund wurden, dass sie mehr Zeit in der Natur verbrachten und sich neu mit der Erde verbunden haben.

In den indigenen Kulturen versteht es sich von selbst, dass alles, was existiert, lebendig ist und über einen ihm innewohnenden Geist verfügt; dass wir aufgrund unserer spirituellen Vernetztheit alle mit der Erde und dem gesamten Leben verbunden sind. Dank unserer eigenen spirituellen Natur verfügen wir über die Fähigkeit, mit dem »Geist, der in allem lebt«, zu kommunizieren – mit den Meeres- und Landsäugern, den Vögeln, Fischen, Wirbellosen, Reptilien, Insekten, Pflanzen, Bäumen, Pilzen, Moosen, Algen, Felsen, Kristallen, Mikroorganismen und so weiter, eben mit all den »Naturwesen«, von denen Llyn und ich in diesem Zusammenhang sprechen.

Kommunizieren können wir darüber hinaus aber auch mit den Elementen: Erde, Luft, Wasser und Feuer. Denn die Elemente geben und erhalten das Leben und müssen deshalb ebenfalls in Ehren gehalten und respektiert werden.

Was ich sehr interessant fand, war der Prozess, in dem dieses Buch entstanden ist: Da wir wie gesagt an sehr unterschiedlichen Orten lebten, beschlossen Llynn und ich, dass jede über die Naturwesen schreibt, denen sie in ihrem jeweiligen Ökosystem begegnet. Und sobald wir uns einmal darauf verständigt hatten, begannen diese Naturwesen, sehr eindringlich mit uns zu kommunizieren. Mithilfe der Intelligenz des heiligen Weiblichen fingen wir dann an, darüber zu schreiben, jede in ihrem eigenen Tempo und Rhythmus. Auf eine nicht lineare, quasi spiralförmige Art und Weise, in der sich die Zyklen und das Wachstum der Natur widerspiegelten, verwoben wir unsere Geschichten und Erkenntnisse schließlich miteinander. Ganz im Stil der traditionellen schamanischen Kulturen, in denen die einzelnen Geschichten jenseits aller Rationalität zu einer viel größeren zusammenwachsen, durch die alles Lebendige untereinander verbunden ist.

Alle Eigenschaften der verschiedenen Naturwesen, die wir beschreiben, sind auch im Leben als solchem enthalten; sie lassen sich nicht von der Vitalkraft trennen. Bei den Geschichten, die wir über die Natur erzählen, konzentrieren wir uns auf die Eigenschaften des Weiblichen, die ebenfalls Teil allen Lebens sind. Dadurch hoffen wir, an Ihre Fantasie und Leidenschaft appellieren und Sie dazu anregen zu können, dass Sie auch selbst das göttliche Weibliche und die Natur erkunden – als »Einfallstor« zu den Mysterien und Wahrheiten des Lebens.

In meinen Beiträgen zu diesem Buch spreche ich oft von »uns« und schließe damit Sie, die Leserinnen und Leser, als Teil der Weltgemeinschaft ausdrücklich mit ein. Denn auch das gemeinschaftliche Zusammenwirken ist ein Aspekt des göttlichen Weiblichen. Dadurch, dass wir die hierarchischen Strukturen hinter uns lassen, um stattdessen als Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, können wir individuell wachsen und uns weiterentwickeln, gleichzeitig aber auch etwas für das Leben als Ganzes tun. Und indem wir die einzigartigen Gaben, Talente und Stärken jedes Einzelnen zu schätzen lernen, wachsen wir zu Menschen heran, die positive Veränderungen in die Wege leiten können.

Obwohl ich in Brooklyn aufgewachsen bin, also in einem rundum städtischen Umfeld, hatte ich schon immer viel für die Natur übrig. Ich liebte die Bäume und sang ihnen jeden Tag etwas vor. Auch den Mond sang ich an, denn der Nachthimmel weckte große Ehrfurcht in mir. Als junges Mädchen lief ich kilometerweit, um ans Meer zu kommen und zu beobachten, wie die Sonne abends vom Mond abgelöst wurde. Manchmal blieb ich die ganze Nacht am Strand sitzen, damit ich auch ja den herrlichen Sonnenaufgang nicht verpasste.

Umgekehrt werden aber auch wir Menschen von der Natur erkannt und beobachtet. Das erfuhr ich in meinen Dreißigern auf einem Flug von Albuquerque nach Milwaukee, wo ich einen Workshop abhalten sollte. Von meinem Fensterplatz aus hatte ich einen herrlichen Blick auf den Vollmond, und als ich in einem innerlich friedvollen Zustand so vor mich hin dämmerte, hörte ich ihn mit einem Mal zu mir sagen: »Erinnerst du dich noch, dass du mich als Kind immer angesungen hast? Ich jedenfalls habe es nicht vergessen.«

Dieses besondere Erlebnis machte mir klar, dass es in der Natur nicht unbemerkt bleibt, wenn wir alles Lebendige ehren und respektieren. Wir alle, die wir auf dieser großartigen Erde zu Hause sind, werden von denselben Elementen der Erde, der Luft, des Wassers und der Sonne gestützt, Naturwesen, die die Umwelt mit uns teilen.

Die Natur verfügt über Intelligenz und ist ein helfender Geist, der uns zeigt, wie wir ein gesundes Leben führen können. Sobald wir aus unserem gewöhnlichen Bewusstseinszustand heraustreten, erfahren wir die göttliche Vitalkraft, die für unsere »normalen« Augen unsichtbar ist. Eine tiefer gehende Verbundenheit mit der Natur heilt, gibt uns die leidenschaftliche Begeisterungsfähigkeit für das Leben wieder und führt uns in die Magie unserer Kindheit zurück.

Während Llynn und ich unsere Beiträge zu diesem Buch schrieben, kamen bei beiden von uns Erinnerungen an bestimmte Momente in der Natur wieder hoch. Deshalb würden wir uns wünschen, dass unsere Geschichten auch Ihnen helfen, sich auf Ihre persönlichen Augenblicke der Verbundenheit mit der natürlichen Welt zu besinnen und sie noch zu intensivieren.

Am Ende jedes Kapitels werden Sie Übungen finden, die Sie beim Knüpfen einer tief greifenden Beziehung zu den Naturwesen in Ihrem Umfeld unterstützen sollen, sei es auf dem Land oder in der Stadt.

Zu vielen dieser Übungen hat uns die schamanische Praxis inspiriert, der ich seit 1980 mein (Arbeits-)Leben widme. Der Schamanismus stellt eine universelle Methodik dar, die schon mehr als 100.000 Jahre alt ist. Eine seiner Grundlagen ist die Erkenntnis, dass alle Lebewesen netzartig miteinander verbunden sind. Und solange wir uns nicht wieder auf dieses Netz des Lebens zurückbesinnen, empfinden wir uns als isoliert. Viele der emotionalen und körperlichen Erkrankungen, die uns heute so zu schaffen machen, sind eine unmittelbare Folge davon.

In den traditionellen schamanischen Kulturen lernten die Menschen Wertschätzung, Respekt und Dankbarkeit gegenüber der Natur und dem Leben selbst. Und sie lernten, in Harmonie mit der natürlichen Welt zu leben. Alle Mitglieder des Gemeinwesens wurden darin unterstützt, ihre jeweiligen Stärken, Talente und kreativen Möglichkeiten, die dem Allgemeinwohl dienlich sein konnten, herauszubilden und sie auch den anderen zugutekommen zu lassen.

Bei der Weitergabe der schamanischen Lehren besteht meine besondere Leidenschaft darin, dass ich den Menschen helfe, sich neu auf die kreative Kraft zu besinnen, mit der sie geboren wurden, ihre Verbundenheit mit der natürlichen Welt zu verstärken und alles, was das Leben uns schenkt, wertzuschätzen und zu respektieren. Ich bringe ihnen bei, sich ein Leben in Sinnhaftigkeit und Leidenschaft aufzubauen und in den ehrfürchtigen, staunenden Zustand zurückzukehren, den wir als Kinder alle kannten. Die Praxis des Schamanismus lehrt, dass die Welt, in der wir leben, ein Traum ist und unsere Aufgabe darin besteht, eine für das gesamte Leben gute Welt zu erträumen, nicht nur um unserer selbst willen, sondern auch für die nachfolgenden Generationen. Ferner lehrt die schamanische Praxis, dass alles in unserer sichtbaren Welt auf ein Wort oder einen Gedanken zurückgeht, die in der unsichtbaren, inneren Welt hervorgebracht wurden. Wahre Freude, Gesundheit und Fülle resultieren also aus einer reichhaltigen Innenwelt und der Kultivierung einer fruchtbaren inneren Landschaft. In dem Maße, in dem uns dies gelingt, erfahren wir immer mehr wirklichen Frieden und werden von den Umbrüchen, die im Außen vorgehen, weniger leicht aus der Bahn geworfen. Das Leben ist voller Veränderungen, und unser innerer Frieden darf nicht von jeder abhängen, die da draußen irgendwo stattfindet. Vielmehr müssen wir lernen, mit dem Wandel, der nun einmal auch zum Leben dazugehört, zu kooperieren und ein Gefühl von Dauerhaftigkeit und tiefem inneren Frieden zu bewahren, was auch geschehen mag.

Außerdem lehrt die schamanische Praxis, dass unterhalb unserer sichtbaren, greifbaren Welt noch eine tiefere Wirklichkeit verborgen liegt. In dieser existieren helfende Geister, die unsere Entwicklung von der Geburt an mit tiefem Mitgefühl und großer Liebe begleiten. In Form eines Tieres, einer Pflanze, eines Baumes oder sogar eines Insektes können sie uns erscheinen. Außerdem gibt es noch mythische Wesenheiten, Elementargeister und Angehörige des verborgenen Volkes – Naturwesen, die wir mit den physischen Augen nicht wahrnehmen –, die bereit sein können, uns durchs Leben zu begleiten. Wenn wir lernen, uns in einen höheren Bewusstseinszustand zu versetzen, können wir mit den Spirits von allem Lebendigen kommunizieren – auch mit dem scheinbar unbelebter Dinge wie Felsen und Kristalle – sowie mit all den Naturgeistern, die wir ins Herz geschlossen haben. Manche helfenden Geister erscheinen uns auch als Lehrer in Menschengestalt, womöglich als Gott oder Göttin, als verstorbene Ahnen oder auch in Form einer historischen Persönlichkeit.

Schamanen begeben sich auf eine sogenannte schamanische Reise, um in diese verborgenen Bereiche vorzudringen, die in manchen Kulturen als »Anderswelt« oder »Traumzeit« bezeichnet werden. Darüber hinaus bestehen jedoch noch viele andere Möglichkeiten, in die verborgenen, unsichtbaren Welten abzutauchen und sich den Spirits anzunähern, die Heilung und tief greifende spirituelle Führung bieten können. Eines dieser Einfallstore ist die Natur.

Wie Sie mit diesem Buch arbeiten können

Die Zeit, die Sie in der Natur verbringen, wird Ihnen die Tür zu den unsichtbaren Gefilden öffnen, in denen Sie mit den Naturwesen Ihrer Umgebung kommunizieren können. Und die Übungen, die wir vorschlagen, verhelfen Ihnen nicht nur zu einer größeren Wertschätzung gegenüber dem Land, den Wassern, Tieren, Vögeln und anderen Wesen, mit denen Sie zusammenleben, sondern sollen Sie auch dabei unterstützen, mit den helfenden Geistern in der Natur in Kontakt zu kommen.

Hin und wieder werden wir Ihnen nahelegen, sich eine Trommelaufnahme anzuhören oder eine Tonkonserve mit anderen schamanischen Instrumenten. Diese schamanische Musik wird Sie in einen tiefen meditativen Zustand versetzen und es Ihnen so erleichtern, die Alltagsgedanken und Ablenkungen loszulassen, die Sie sonst davon abhalten, die verborgenen Bereiche der Natur auszukundschaften. Bei diesen Übungen können Sie gern auch andere Musik spielen, die Sie als erhebend und spirituell aufbauend empfinden. Allerdings würden wir eher zu Instrumentalstücken raten, weil Texte vom Sinn der Übung ablenken könnten. Vorschläge für Trommel-CDs und andere schamanische Musik finden Sie ganz hinten im Buch, im Abschnitt über die Urheberinnen.

Bei der einen oder anderen Übung werden Sie vielleicht auch Lust haben, selbst zur Trommel oder zu einer Rassel zu greifen. Nur zu. Es kann Ihnen helfen, einen Schritt aus dem ständigen Kopfgeplapper herauszutreten, die Konzentration zu erhöhen, in Ihre energetische Mitte zu finden und sich vollkommen auf die spirituelle Ebene einzulassen. Eine Rassel brauchen Sie nicht zu kaufen, Sie können sich leicht selbst eine herstellen. Dazu benötigen Sie nur einen kleinen Behälter, zum Beispiel ein Glasfläschchen, und ein paar Kieselsteine, Getreide- oder Samenkörner, die Sie hineingeben. Oder Sie suchen sich irgendwo in der Natur zwei Stücke Holz – und fertig ist ein einfaches Schlaginstrument.

Am allerwichtigsten aber ist tatsächlich die Zeit, die Sie in der Natur verbringen. Wenn Sie in der Stadt wohnen, suchen Sie sich dafür vielleicht am besten einen Park, in dem Sie in einer natürlichen Umgebung spazieren gehen, sie beobachten, spüren und ihr lauschen können. Gelegentlich werden Sie sich womöglich auch einfach auf den Boden legen mögen. Dadurch, dass Sie auf der Erde liegen und den eigenen Herzschlag mit dem von ihr verbinden, wird sich in Ihnen ganz wie von selbst ein Gefühl des Friedens, der Freude und Harmonie einstellen. Oder Sie ahmen mit Ihrem Körper die Bewegungen der Natur nach und gehen barfuß, wann immer es möglich ist.

Wenn Sie in der Natur lustwandeln und mit den Geistern der Elemente und anderen Naturwesen kommunizieren, vermittelt sich Ihnen die wahre Weisheit auf eine Weise, die jenseits des rein rationalen Verstehens liegt. Bei diesem energetischen Austausch, der wie ein Katalysator für Ihr persönliches Wachstum wirkt, wird in Ihnen ein angeborenes Wissen um das Einssein mit der Erde berührt.

Bei der Durchführung der Übungen gibt es kein Richtig oder Falsch. Wir wollen Sie einfach nur dazu inspirieren, Ihre ganz eigenen Methoden der Rückbesinnung auf die natürliche Welt und ihre Intelligenz zu finden.

Der Schamanismus ist eine Praxis der unmittelbaren Enthüllung, das heißt: Sie sind in der Lage, direkt mit dem Geist der Erde und der Naturwesen zu arbeiten. In dem Maße, in dem Sie Ihre äußeren und inneren Sinneswahrnehmungen – das Sehen, Hören, Riechen, Berühren und Schmecken – zu intensivieren lernen, werden Sie staunen, was Ihnen die Natur alles mitzuteilen hat. Diese Intensität der Verbundenheit wird Sie lehren, mit den anderen Lebensformen auf dieser Erde zu kommunizieren und sie zu respektieren; überdies verbessert sich dadurch Ihre Lebensqualität. Sobald Sie der Erde Herz und Körper öffnen, beginnt sich Ihre Intuition zu entfalten. Und mit der Zeit werden Sie überall in der Natur Ihr eigenes Spiegelbild erkennen.

Während wir an Der Weisheit der Natur lauschen schrieben, lebte Llyn im Hoh-Regenwald im Staate Washington, wo die jährliche Niederschlagshöhe dreieinhalb bis vier Meter beträgt – ein opulentes grünes Pflanzenparadies mit vielen Wasserläufen. Sandra dagegen lebte in den Bergen der Sangre de Cristo Range von Santa Fé, New Mexico, auf über 2.100 Metern in der Hochwüste – einer Landschaft, in der mitunter große Dürre herrscht, in der es im Winter eisig kalt, im Sommer brütend heiß ist und fast das ganze Jahr über ein scharfer Wind pfeift. Aber wir haben auch Übereinstimmungen gefunden; und genauso werden wir Ihnen dabei behilflich sein, dem Geist Ihres Landstrichs zu begegnen, damit Sie sich mehr mit der Gegend vertraut machen können und darüber Wege finden, wie sich Ihre Lebensqualität verbessern lässt.

In einigen Kapiteln schreiben wir über ein und dasselbe Naturwesen und ergänzen einander dadurch, in anderen gehen wir den Aspekten der Landschaft nach, die sich unterscheiden. So schreibt zum Beispiel in einem Kapitel Llyn über den Gletscherschluff und Sandra über Sand. Auch die Tiere unterscheiden sich je nach Gegend. So schrieb etwa Llyn in einem Kapitel über den Wapiti und Sandra über die Schlange, wobei wir uns beide jeweils von unserer inneren Führung haben leiten lassen.

Während Sie beim Lesen so einiges über die Naturwesen erfahren, von denen wir uns angesprochen fühlen, werden Sie überrascht – und, wie wir hoffen, auch begeistert – sein. Möge es Sie ebenfalls dazu inspirieren, den Naturwesen Ihres Umfeldes, die Sie ansprechen, respektvoll zu lauschen, sich mit den Elementen zu verbinden und Ihren eigenen inneren Garten zu kultivieren, eine reiche innere Landschaft.

Gewisse Themen beinhalten ein breites Spektrum von Motiven, sowohl Schatten als auch Licht, und wir äußern uns darüber hinaus ausführlich über Tod, Wiedergeburt und Initiation. Wir zeigen auf, wie Sie Ihre Kreativität nutzen können, um in Harmonie mit der Natur genau das Leben zu führen, nach dem Sie sich sehnen. Auch erkunden wir Möglichkeiten, wie Sie etwas für sich selbst tun, sich der universellen Liebe öffnen und dem göttlichen Selbst begegnen können. In der heutigen Zeit, in der sich so vieles mit großem Tempo verändert, ist es für uns alle wichtig zu lernen, wie wir uns einen heiligen Raum erschaffen und in uns verankern. Wir werden Ihnen Geschichten erzählen, die Ihnen helfen sollen, Ihr materielles und Ihr spirituelles Leben miteinander zu verknüpfen, unterstützt von der tiefgründigen Weisheit der Erde selbst.

Am Ende des Buches gibt es dann noch zwei eher allgemein gehaltene informative Aufsätze. »Arbeit mit Omen« wird Sie anleiten, auf Zeichen und Fingerzeige zu achten, denen Sie möglicherweise begegnen, wenn Sie der Natur eine Frage stellen oder um Führung ersuchen. Und unter dem Titel »Vom Umgang mit Trauer« versuchen wir Ihrem verwundeten Herzen mit den ganzen blauen Flecken beizustehen, die Tod und Zerstörung durch ökologische Veränderungen, Katastrophen und Missbrauch durch den Menschen in seiner Besinnungslosigkeit darauf hinterlassen haben.

Die Naturwesen, über die wir schreiben, spiegeln das Prinzip der Kreativität und Fruchtbarkeit in der natürlichen Welt wider. Es gibt so viele uralte Weisheiten, die wir übernehmen und nachempfinden können, wenn wir uns der Kraft der Natur bewusst werden. Aber Lektüre und intellektuelles Verständnis allein genügen nicht, wir müssen darüber hinausgehen und sowohl mit dem Körper als auch den inneren Sinnen wahrnehmen und uns (wieder) mit der Kraft der Schöpfung und Fruchtbarkeit verbinden.

Werden Sie in der Schönheit der sichtbaren und der unsichtbaren Welt der Natur wahrhaft heimisch. Denn die Erde ist Ihr Zuhause! Die Natur spricht mit Ihnen und ruft Sie heim.

SCHNEE-EULE

Schnee-Eule

Sandra

Wenn Sie zu dem Abenteuer aufbrechen möchten, das dieses Buch für Sie darstellen soll, schließen Sie zunächst die Augen und nehmen Sie in aller Ruhe ein paar tiefe Atemzüge. Mit jedem Ausatmen verabschieden Sie sich mehr und mehr von Ihren Alltagsgedanken. Lassen Sie sich jetzt von Ihrer Fantasie in die nördliche Region der Arktis tragen. Sie befinden sich nun inmitten von Tiefschnee und Eis. Ungestört von Stromleitungen und dergleichen ist die Atmosphäre um Sie herum völlig lautlos und ruhig. Die Stille von Mutter Erde strahlt eine große Kraft aus.

Sie schauen sich um und nehmen die Schönheit der verschneiten Landschaft in sich auf. Spüren Sie den Boden unter Ihren Füßen. Obwohl er gefroren ist, sind die Moleküle, aus denen er besteht, ständig in Bewegung – wie alles im Leben. Atmen Sie die saubere, frische kalte Luft ein. Stellen Sie sich ihren Geschmack auf der Zunge vor. Spüren Sie, wie Ihnen die Luft die Kehle hinab in die Lungen rinnt. Berühren Sie mit den Fingern den Schnee und das Eis – spüren Sie deren Kälte und Konsistenz. Beachten Sie, wie sich Ihr Herzschlag verändert, sobald Sie sich mit dem majestätischen Wesen dieser Landschaft verbinden. Lauschen Sie auf die Stille. Genießen und staunen Sie, während Sie tiefer in dieses Territorium vordringen, das so voller dunkler Geheimnisse ist.

Eine Bewohnerin der Arktis – die Schnee-Eule – setzt zum Landeanflug an. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Der Anblick einer Schnee-Eule ist immer atemberaubend, nicht nur in der Natur, sondern sogar auf Bildern.

Erfreuen Sie sich an den intensiv strahlenden gelben Augen der Eule und an ihrem weichen, königlichen Gefieder. Da es überwiegend weiß ist, verschmilzt der Vogel perfekt mit der arktischen Landschaft und kann deshalb von Raub- und Beutetieren unbemerkt bleiben.

Tauchen Sie tief in die gewaltige Schönheit und die Kraft der Schnee-Eule ein. Sobald Sie sich daran sattgesehen haben, atmen Sie wieder ein paarmal tief ein und aus und richten Ihre Aufmerksamkeit auf den physischen Ausgangspunkt Ihrer Reise.

Wie Sie sehen werden, kann uns die Schnee-Eule vieles über das Weibliche und unsere Verbundenheit mit der Natur lehren. Als Nomade verändert dieser Vogel sein Lebensumfeld, sobald sich das Wetter ändert. Im Januar 2012 trat eine große Anzahl von Schnee-Eulen die weite Reise von der arktischen Tundra bis in verschiedene Teile der Vereinigten Staaten an. Ein auf dem Gebiet führender Forscher bezeichnete diese Migrationsbewegung als »unglaublich«. Ein anderer hielt sie sogar für das seit Jahrzehnten bedeutendste Ereignis in der Tierwelt überhaupt. In den indigenen Kulturen wurden Eulen schon immer als Wetterpropheten betrachtet, und nun also scheint uns die Schnee-Eule darauf hinweisen zu wollen, dass wir uns auf die Veränderungen der Erde einstellen und uns ihnen anpassen müssen.

In der Arktis verschmolz sie farblich mit dem Schnee, doch in südlicheren Gefilden sticht die Schnee-Eule heraus. Eine Botschaft, die wir diesem Umstand entnehmen können, lautet: Angesichts der Veränderungen der Erde müssen wir raus aus unseren Verstecken und sichtbar werden. Mit anderen Worten: Fühlten Sie sich bislang am wohlsten, wenn Sie ganz in Ihrem Umfeld aufgehen konnten, werden Sie jetzt von den Energien der Göttin, des Weiblichen, aufgefordert, hervorzutreten und sich zu Ihren Stärken zu bekennen. Denn es ist an der Zeit, das, was in Ihnen hochkommt, mit anderen zu teilen, sich zu zeigen, gesehen und gehört zu werden.

Die Migrationen der Schnee-Eule lassen sich mit einem Aspekt des Weiblichen verknüpfen, der in der Tradition der Navajo-Indianer als »Veränderliche Frau« bezeichnet wird; wie die verschiedenen Jahreszeiten steht auch sie für die ewigen Veränderungen in den Zyklen des Lebens. Wir sind eins mit der Erde und als Teil von ihr unterliegen auch wir gewissen Evolutionszyklen, sowohl lebensgeschichtlich als auch körperlich.

Wenn wir die Welt nicht durch die Brille unserer Persönlichkeit und des Egos sehen, sondern sie von einer spirituellen Warte aus betrachten, sind wir in der Lage, das Schöne und Freudvolle im Leben wahrzunehmen, vollkommen unabhängig von den äußeren Umständen. Haben wir dagegen nur unser Ego im Sinn, verfallen wir leicht in einen Zustand von Leid und Verzweiflung. Die Klimaveränderungen sind gegenwärtig dermaßen dramatisch, dass die Konsequenzen nicht nur für den Menschen spürbar werden, sondern für das gesamte Leben auf der Erde. Die wirtschaftlichen Verhältnisse verändern sich, es kommt zu politischen Unruhen und die Gewalt nimmt zu. Das Netz des Lebens und der Stoff, aus dem die Wirklichkeit ist, wie wir sie kennen, haben begonnen, sich aufzudröseln.

In den letzten Jahren wird viel über einen beschleunigten Prozess der Bewusstseinsveränderung und Evolution geschrieben. Und in dem Maße, in dem wir uns zu den Prinzipien der Einheit und des Einsseins mit dem beziehungsweise im Netz des Lebens bekennen, erfährt auch die Erde exponentielle Veränderungen und erleidet einen Tod. Wobei der Tod kein Ende darstellt, sondern eher eine Übergangsphase.

Wir alle sind Teil eines kollektiven Traums. Und als spirituell Gesinnte müssen wir akzeptieren, dass der bisherige Traum dabei ist, sich aufzulösen, und ein neues Bewusstsein entsteht, das für eine gesündere Art des Lebens auf und mit der Erde eintritt.

Seit Jahren lehre ich: Wenn bei jemandem eine schwere Krankheit diagnostiziert wird, ist es wichtig, diese Person nicht nur als Körper und Persönlichkeit wahrzunehmen, sondern in ihrer wahren Vollkommenheit und in ihrem göttlichen Licht. Denn unter der Haut bestehen wir alle aus leuchtendem göttlichem Licht. Und dadurch, dass wir das spirituelle Wesen eines Menschen erkennen, ihn in seinem göttlichen Licht sehen, seiner Perfektion, verstärken wir sein inneres Strahlen, das die Heilung fördert. Wir möchten die Energie der göttlichen Vollkommenheit vermehren, weil sie die Heilung anregt, und nicht die der Krankheit. Allem, dem wir Energie zuführen, geben wir auch Leben. Und alles, was wir nähren, wächst.

Nach demselben Prinzip müssen wir uns auch darauf konzentrieren, das göttliche Licht der Erde wahrzunehmen, statt sie als vergiftet und krank zu betrachten. Das Ergebnis des laufenden Evolutionsprozesses müssen wir hinnehmen. Wir sollten mit dem Wandel kooperieren und nicht versuchen, uns ihm zu widersetzen.

Gleichzeitig kommt es darauf an, dass wir einen Pfad der Schönheit erschaffen, indem wir die Erde und alles, was dem Netz des Lebens angehört, als förderlich für Dinge wie Liebe, Licht, Ausgeglichenheit, Harmonie, Schönheit, Friede, Gleichheit und Fülle betrachten. Denn auf diese Weise weben wir an einem neuen starken und vitalen Gewebe der Wirklichkeit. Eine Vision zu verfolgen, uns die Welt zu erträumen, in der wir leben möchten, und gleichzeitig das Ergebnis nicht steuern zu wollen – das ist ein Paradox, mit dem wir zu tanzen lernen müssen. (Näheres über die Praxis des Träumens erfahren Sie in dem Kapitel, das sich mit Pilzen beschäftigt.)

Sicherheit und Geborgenheit können wir ausschließlich im Geist (und mithilfe spiritueller Praktiken) finden. Der Spirit ist unsterblich, ein innerer Ort in jedem von uns, der Ruhe verheißt und ein Gefühl der Beständigkeit. Gleichzeitig müssen wir akzeptieren, dass sich die Erde weiterentwickelt und neue Landschaften herausbildet, genau wie sich auch das menschliche Bewusstsein und unsere Innenwelten weiterentwickeln.

Santa Fé liegt in der Hochwüste auf mehr als 2.000 Metern über dem Meeresspiegel und ich selbst lebe in einer Höhe von 2.250 Metern. In der Hochwüste sind die Klimaveränderungen ziemlich dramatisch, und sowohl im Winter als auch im Sommer sorgen Stürme, die ebenso beängstigend wie belebend sein können, für mitunter erhebliche landschaftliche Veränderungen.

Mein Haus steht auf einem Stück Land, zu dem auch ein arroyo gehört, ein trockenes Flussbett, in dem man lange Spaziergänge unternehmen kann. Herrlich auch zum Gassigehen oder für Reiter. Für mich persönlich stellt es in dieser ansonsten dicht besiedelten Gegend immer ein besonderes Vergnügen dar, mitten am Tag durch den arroyo zu spazieren und kilometerweit kein Haus zu sehen und keinem Menschen zu begegnen.

Immer wieder erstaunlich sind die Veränderungen, die bei größeren Schneestürmen oder Regenfällen mit dieser Landschaft vonstattengehen. Als ich an diesem Buch geschrieben habe, fielen bei einem Gewitter einmal drei Zentimeter Regen in weniger als einer Stunde. Für die Bewohner anderer Teile der Welt ist eine solche Niederschlagsmenge wahrscheinlich nicht weiter bemerkenswert, hier in der Wüste aber verursacht sie flutartige Überschwemmungen und stellt durchaus ein größeres Ereignis dar, denn das viele Wasser rast auch durch den arroyo und verändert das Gesicht der Landschaft dramatisch.

Obwohl ich schon seit zwanzig Jahren hier lebe, erkenne ich die Gegend, die mir doch eigentlich so vertraut ist, nach einem derartigen Gewitter oft kaum mehr wieder. Sobald es dann aufgehört hat zu regnen, gehe ich gern raus, um mir anzuschauen, wie sich der arroyo diesmal verändert hat.

Nach diesem speziellen Gewitter musste ich mir andere Wege suchen, denn der heftige Regen hatte die alten Pfade verschwinden lassen und neue in den Sand gezeichnet. An einigen Stellen hatte sich das Flussbett verbreitert, an anderen war es schmal und tief geworden. Büsche wurden entwurzelt, als die Wassermassen den Boden unter ihnen mit sich nahmen. Während dieses Spaziergangs kam mir zu Bewusstsein, dass die Veränderungen unserer unmittelbaren Umwelt im Kleinen das widerspiegeln, was sich auf dem gesamten Planeten abspielt.

Die Erdlandschaft entwickelt sich immer weiter und verändert sich, wie sie es schon seit Urzeiten tut. Landmassen verschieben sich im Laufe der Jahrhunderte, und daran wird sich wohl auch nie etwas ändern. Dort, wo heute Ozeane sind, waren einst Landbrücken, die Teile der Erde miteinander verbanden, und umgekehrt hat vielerorts fester Boden das Wasser abgelöst. Unser Planet befindet sich in ständiger Bewegung.

Und während sich die Erde permanent verändert, werden wir Zeugen einer zunehmenden Destruktivität, die sich auf uns Menschen genauso brutal auswirkt wie auf die Tiere und das Leben in seiner Gesamtheit. Lebensräume, Tier- wie Pflanzenarten gehen verloren und wir sehen zu.

Als Kollektiv dürfen wir nicht müde werden, die Erde von ihrer spirituellen Seite und im göttlichen spirituellen Licht wahrzunehmen. Unser ganzes Tun und Trachten muss darauf gerichtet bleiben, gemeinsam an einem starken, schönen spirituellen Lichtfeld zu arbeiten. Wir müssen lernen, die Schönheit und das Licht des Lebens wahrzunehmen, sie anzuerkennen und ihnen unsere Dankbarkeit zu erweisen – aus dem Wissen heraus, dass jede Veränderung neues Leben hervorbringt.

Es gibt auch in Santa Fé Eulen und in Zeiten des Übergangs oder der Veränderung dienen sie mir oft als Omen. Ich liebe Eulen und vertraue ihnen, wenn sie mir bestätigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Vor Jahren habe ich eine wichtige Lektion erhalten, die von der Eule kam und mein Leben nicht unberührt ließ. Zu der Zeit war ich viel unterwegs, um an den verschiedensten Orten innerhalb der Vereinigten Staaten Workshops abzuhalten, und wunderte mich, als ich von den Teilnehmern mit einem Mal viele Geschenke bekam, die alle irgendetwas mit Eulen zu tun hatten, Eulenfigürchen, -federn und -fetische. Als ich zwischendurch mal wieder zu Hause war, fand ich in der Post ein Päckchen vor, ebenfalls ein Geschenk: eine Eulenmaske.

Da für mich nun kein Zweifel mehr daran bestand, dass mir das Universum irgendetwas zu sagen versuchte, beschloss ich, eine schamanische Reise zu unternehmen, um mich bei meinem vertrauten Schutzgeist zu erkundigen, warum ich plötzlich so viele Eulen geschenkt bekam. Wieso trat die Eule gerade zu diesem Zeitpunkt in mein Leben?

Die Antwort, die mir mein Schutzgeist gab, war sehr interessant. Er teilte mir nämlich mit, dass Eulen nicht nur im Dunkeln sehen können, sondern auch über eine Art Radar verfügen, wie ich ihn bald brauchen würde. Genau in diesem Moment endete die Reise.

Kurz darauf gab ich einen Kurs in St. Louis und nahm am Sonntagabend die letzte Maschine zurück. Unterwegs erloschen plötzlich alle Lichter in der Kabine und die Flugbegleiterinnen mussten sich ihren Weg durch die Gänge mithilfe von Taschenlampen erhellen. Da ich sehr müde war und mir die Dunkelheit deshalb eigentlich sehr zupasskam, schloss ich die Augen und überließ mich dem Schlaf.

Doch dann meldete sich der Kapitän. Über die Lautsprecher teilte er uns mit, es gäbe ein Problem mit der Stromversorgung an Bord. Auch das Radargerät, das erforderlich war, um die Maschine sicher durch ein sich näherndes Gewitter navigieren zu können, sei leider ausgefallen. In diesem Moment fiel mir die Botschaft meines helfenden Geistes wieder ein, der von einer Art Radar gesprochen hatte, über den die Eule verfügte und den ich bald benötigen würde.

Wir sind schließlich wohlbehalten in Albuquerque gelandet. Doch unabhängig davon hat mir dieses Erlebnis Lektionen erteilt, die für mein persönliches Wachstum und meine Entwicklung von großer Bedeutung waren. Eine bestand darin, dass mir das Universum Hilfe und Schutz bot, die ich künftig benötigen sollte. Konkret war in diesem Fall die Eule in mein Leben getreten, um mir dann als Schutzgeist während des Fluges beizustehen.

Im Leben kann es durchaus schwierige Situationen geben, in denen wir das Gefühl haben, mutterseelenallein zu sein. Da wir aber alle eins sind mit der Göttin, der Quelle und mit der Kraft des Universums, werden wir von der bedingungslosen Liebe, aus der wir erschaffen wurden, stets unterstützt und beschützt. Nur schärfen wir unsere Sinne leider nicht immer gut genug, um auch in Zeiten der Gefahr die Zeichen der Führung und des Behütetseins wahrnehmen zu können.

Die zweite Lektion, die ich erhalten habe, bezieht sich darauf, dass ich meine eigene Kraft und Stärke nie verleugnen und die Interpretationshoheit über meine Symbole nicht aus der Hand geben darf. Ein Beispiel: In Büchern, die die Bedeutung von Symbolen entschlüsseln sollen, ist unter dem Stichwort Eule nie von einem Radar die Rede. Hätte ich also nachgeschlagen, wäre mir die Lektion, die ich auf jenem Flug erhielt, vollkommen entgangen. Weshalb ich auch nicht aufhören darf, meiner eigenen Befähigung zum Empfangen unmittelbarer Enthüllungen zu vertrauen.

Neigen Sie manchmal dazu, das Heft aus der Hand zu geben? Dann bedenken Sie: Die Zeit, in der wir leben, macht es erforderlich, dass wir auf unsere innere Führung, auf die innere Weisheit und unsere Intuition vertrauen.

Ihr göttlicher Radar leitet die Schnee-Eule aus der Arktis heraus, sodass sie auch in Zeiten der Veränderung überleben und gedeihen kann. Und unsere Verbundenheit mit dem Netz des Lebens bedeutet, dass auch wir einen solchen Radar in uns haben, mit dessen Hilfe wir uns orientieren können. Die Schnee-Eule ermutigt uns, nach innen zu gehen, um ihn zu erfahren, auf dass wir dem inneren Wissen um die Veränderungen folgen mögen, die wir im Leben einleiten müssen.

Das Verhalten der Schnee-Eule kann uns als Vorbild dienen. Sie bleibt immer zentriert, bewahrt die Ruhe und wartet geduldig auf Nahrung. Diese Qualitäten sind so wichtig, dass wir sie uns aneignen sollten. Inmitten der ganzen Veränderungen müssen auch wir fokussiert bleiben und lernen, unsere Vision nicht aus dem Auge zu verlieren. Dadurch, dass wir in die tiefe Stille unseres Inneren eintreten, finden wir Zugang zu der inneren Weisheit, die uns leiten kann.

Und Geduld müssen wir haben. Sie fehlt so vielen von uns, die unbedingt ein sofortiges Ergebnis ihrer Übungen sehen wollen. Aber alles, was wir erfahren sollen, offenbart sich uns genau zur rechten Zeit. Entscheidend dafür ist, dass wir unserer Intuition vertrauen. Wir müssen uns von all den Ablenkungen im Außen lösen, die auf die meisten von uns den ganzen Tag über einprasseln, und lernen, in die Stille zu gehen, denn alles offenbart sich in der Ruhe.

Vögel verfügen über einen inneren Sinn, der ihnen sagt, wann sie ihren Standort verlassen sollten. Sie kennen einfach den Moment, in dem eine Jahreszeit durch die folgende abgelöst wird. Und auch wir besitzen so eine innere Stimme, die uns verrät, wie wir in Zeiten dramatischer Veränderungen vorgehen sollen. Wir müssen uns nur darauf einstellen, auf sie hören und dem eigenen Radar folgen.

Als Hüter der Erde tragen wir eine Verantwortung, die viele von uns vernachlässigen. Die Menschen sind egozentrisch geworden und manche haben die Kostbarkeit und die göttliche Natur allen Lebens ganz und gar vergessen. Während wir lernen, auf unsere innere Weisheit und den angeborenen Radar zu vertrauen, müssen wir uns auch in der Gemeinschaft beweisen. Denn in der Gemeinschaft spiegelt sich die weibliche Kraft wider, Veränderungen herbeizuführen.

2013 trafen Mengen von Schnee-Eulen in New York ein. Was sie dorthin geführt hat, kann niemand mit Sicherheit sagen, aber wir müssen auf die Intelligenz der Natur vertrauen. Da sich die Vögel jedoch in der Nähe eines großen Flughafens aufhielten, hätte es zu schlimmen Havarien kommen können, wenn sie in die Turbinen geraten wären. Also beschlossen die Behörden, die schönen Geschöpfe zu töten, um kein Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Erst auf Druck der Öffentlichkeit wurde den sinnlosen Hinrichtungen der majestätischen Vögel, die nur ihren Routen folgten, schließlich ein Ende gemacht und eine Möglichkeit gefunden, sie einzufangen und fern des Flughafens neu anzusiedeln.

Es ist das Weibliche, das uns lehrt, zu einer solchen kollektiven Stimme zu finden und uns als wahre Hüter zu erweisen, die alle Naturwesen ehren und respektieren. Höchste Zeit also, dass wir hervortreten, um gesehen und gehört zu werden.

Übungen

Die Natur ist intelligent. Und da wir beides sind – sowohl ein Teil der Natur als auch ihr Werkzeug –, ist es wichtig, dass wir nicht vergessen, uns auf unsere Umwelt einzustellen.

Wir können umlernen und uns darauf zurückbesinnen, wie sich Wetter- und jahreszeitliche Veränderungen bemerkbar machen – und zwar nicht nur in äußeren Witterungsbedingungen und Jahreszeiten, sondern auch im Wandel in unserem Inneren. Wenn es an der Zeit ist, etwas umzustellen, erhalten wir Zeichen, doch leider entscheiden wir oft, unsere innere Stimme, den inneren Radar, zu ignorieren und die Fingerzeige, die wir bekommen, nicht zu beachten. So verharren wir etwa in Beziehungen, Berufen, Wohnungen und anderen Lebensumständen, obwohl es weitaus gesünder wäre, ihnen den Rücken zu kehren.

Wenn wir Zeit im Freien verbringen, können wir von der Natur lernen, die Vorzeichen des Wandels zu entschlüsseln. Was das betrifft, ist sie tatsächlich die potenteste Lehrmeisterin. Wir müssen dann nicht mehr im Kalender nachschauen, welche Jahreszeit gerade ist, sondern erkennen die saisonalen Veränderungen anhand der Tier- und Pflanzenwelt. Wir können sie auch in uns selbst zu erspüren lernen. Außerdem liegen sie – buchstäblich – in der Luft. Die einen Jahreszeiten wecken in uns das Bedürfnis nach Ruhe und innerer Einkehr, andere inspirieren uns zu ausgelassenen Aktivitäten und größerer Geselligkeit. Auf dieses innere Wissen, wann uns mehr nach Stille ist, wann mehr nach Dynamik und wann wir etwas in unserem Leben verändern sollten, müssen wir hören und vertrauen.

Die folgenden einfachen Übungen können Ihnen dabei helfen, Ihre Verbundenheit mit der Natur zu intensivieren:

Machen Sie Spaziergänge in der freien Natur. Gern auch in Parks, wenn Sie zu den Stadtbewohnern gehören. Je mehr Zeit Sie in der Natur verbringen, desto besser integrieren Sie sich in den Fluss des Lebens. Sie werden sich dabei viel gesünder fühlen, sowohl körperlich und emotional als auch spirituell.

Nehmen Sie sich genügend Zeit, um in aller Ruhe einen Fuß vor den anderen setzen oder unter einem Baum beziehungsweise bei irgendeiner anderen Pflanze, von der Sie sich angesprochen fühlen, Platz nehmen und rasten zu können. Schalten Sie den Lärm in Ihrem Kopf aus, indem Sie einige Male sehr tief ein- und ausatmen und sich vorstellen, dass Sie ganz tief in Ihr Inneres vordringen, bis zum Kern Ihres Wesens. Spüren Sie, wie Sie Wurzeln im Erdboden schlagen und Ihr ganzer Körper vom Sonnenlicht genährt wird. Achten Sie auf alles, was aus Ihrer inneren Quelle hochsprudelt. Lassen Sie Gefühle zu, damit Sie sie beobachten und transformieren können. Hören Sie auf die Botschaften, die Ihnen Ihre innere Weisheit auf dem Weg der Intuition zukommen lässt.

Achten Sie auf Veränderungen in der Tierwelt, die vom Lauf der Jahreszeiten zeugen. Sehen Sie zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Vogelarten? Verändert sich ihr Gesang mit der Jahreszeit? Beobachten Sie, wie sich die Aktivitäten der Tiere in Ihrem Umfeld im Laufe des Jahres verändern.

Lernen Sie, die Veränderungen in den Mustern der Natur wahrzunehmen, ohne auf Kalender oder Wetterbericht zurückgreifen zu müssen. Registrieren Sie, wie anders die Luft riecht, wenn die Witterungsbedingungen umschlagen oder die Jahreszeit wechselt. Achten Sie auf die jeweilige Textur, Feuchte und den Duft des Erdbodens. Vielleicht fällt Ihnen auch auf, dass bei witterungs- oder jahreszeitlich bedingten Veränderungen die Luft anders riecht. Lassen Sie sich den Farbwechsel der Blätter an Laubbäumen nicht entgehen, beobachten Sie die Veränderungen, die das Licht im Laufe des Jahres zeigt, und wann die Sonne jeweils auf- beziehungsweise untergeht. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf, wie Sie sich beim Wechsel der Jahreszeiten körperlich fühlen. Spüren Sie der sanften Ablösung einer Jahreszeit durch die folgende nach. Denn die meisten Zyklen in der Natur bestehen aus einem allmählichen Ineinanderfließen. Und wachen Sie schließlich aus der kollektiven Massentrance auf, um selbst zu einem bewussten Bestandteil des natürlichen Fließens in der Natur und im Leben zu werden.

Sobald Sie sich auf die Veränderungen und Übergänge in der Natur einzustellen beginnen, werden Sie spüren, dass Sie denselben Zyklen und Veränderungsprozessen unterliegen. Irgendetwas im Leben ändert sich ständig. Es gibt kein Ende, nur Übergänge, die zu frischem Wachstum und neuem Leben führen.

Im Laufe der Zeit werden Sie sich der Veränderungen in der Natur immer stärker bewusst, selbst wenn Sie in der Stadt leben. Dafür müssen Sie einfach nur mit allen Sinnen auf die Veränderungen achten, die sich auch in Ihrem Umfeld ständig abspielen, wenn Sie etwa vom Parkplatz, der U-Bahn- oder Busstation zur Arbeit gehen oder wohin auch sonst.

Wie die Zugvögel verfügen auch wir über einen inneren Radar, der uns dabei unterstützt, die Übergangsphasen im Leben leicht und mit Anmut zu bewältigen. Sobald wir lernen, still zu sein und uns mit allen unseren Sinnen den Zeichen öffnen, die wir erhalten, fließen wir ganz entspannt im Fluss des Lebens mit.

Schnee-Eule

Llyn

Beim Lesen der ersten Zeilen von Sandras Beitrag über die Schnee-Eule habe ich die spröde Luft der Arktis in der Nase und die (für unsere Begriffe) karge Tundra vor Augen, das natürliche Umfeld dieses prächtigen Vogels. Der ruhige Flug der Eule gibt mir das Gefühl, als wäre ich es, die die Schwingen ausbreitet.