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Die Bedeutung dieser Kurzgeschichte verbirgt sich zwischen den Zeilen und möchte dem Leser in Erinnerung rufen, dass es außerhalb unseres dreidimensionalen Denkens noch sehr viel mehr zu erkennen und wieder zu entdecken gibt. Begleite Mikesch, welcher sich eines Tages auf den Weg macht, seinem inneren Ruf folgend und um heraus zu finden, ob die Welt hinter dem großen Wald und dem großen Berg tatsächlich aufhört zu existieren.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Der Zwergenaufstand
Nicole Lievert
Impressum
Nicole Lievert - Copyright: ©2024
Web: nicole-lievert.de
E-Mail: [email protected]
Lektorat & Covergestaltung: Nicole Lievert
Coverbild: shutterstock.com
Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Es war einmal...
vor langer langer Zeit in einem fernen Land im äußersten Winkel des Universums, da lebte ein Volk ein ganz bescheidenes Leben.
Als Zwerge wuchsen sie auf, denn man erzählte ihnen seit Jahrtausenden, dass sie eben nur kleine Zwerge seien. Doch in Wahrheit waren sie sehr viel mehr als diese kleinen zarten Wesen mit Zipfelmützchen. In Wahrheit waren sie nämlich Riesen. Doch nur wenige wussten von diesem lang gehüteten Geheimnis. Einige versuchten ihren Mitzwergen von dem Geheimnis zu erzählen doch nur wenige waren wirklich offenen Herzens für diese Botschaft. Auch schenkte man jenen zumeist wenig Gehör und Verständnis hatte man für diese Geschichtenerzähler gleich gar nicht. Und so fristeten die meisten Zwerge viele Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende ein tristes und arbeitsreiches Leben.
Mikesch hatte weder Bruder noch Schwester doch seine Eltern kümmerten sich überaus liebevoll um ihren Sohn, welcher bereits in jungen Jahren irgendwie anders zu sein schien als andere Zwergenkinder. Er stellte seinen Eltern hunderte Fragen, alles wollte er möglichst ganz genau wissen. Als er noch ganz klein war gab er sich mit den kurzen Antworten seiner Eltern zufrieden. Doch mit jedem Tag, an dem er älter wurde und heran wuchs, da wurden seine Fragen konkreter. Eine zufriedenstellende Antwort erhielt Mikesch hingegen schon lange nicht mehr.
»Sag Vater, gibt es hinter dem großen Wald und hinter den Bergen noch andere so wie wir? Oder gibt es gar andere Wesen außer uns auf diesem Planeten?«, fragte Mikesch seinen Vater eines Tages.
»Ach mein Junge, du weißt doch, dass nach dem Wald und den Bergen die Welt aufhört zu existieren. Das hat man uns doch in der Schule erzählt und gelehrt.«, antwortete der Vater. Doch damit gab sich Mikesch natürlich nur wenig zufrieden.
»Aber Vater, hast du jemals einen anderen Zwerg kennen gelernt, der es gewagt hat hinter dem Wald und hinter den Bergen nach zu sehen, ob denn die Welt tatsächlich dort aufhört zu existieren?«
Mikesch‘s Vater sah seinen Sohn einen Augenblick stumm und dann Kopf schüttelnd an: »Mein Mikesch, ich frage mich so oft woher du diese Gedanken bekommst. Nein, ich kenne niemanden der hinter dem Wald oder hinter den Bergen gewesen ist und ich kenne auch niemanden der jemanden kennt. Die Welt ist nun mal begrenzt und überhaupt, wie sollte es uns kleinen Zwergen gelingen den tiefen Wald zu durchqueren und die hohen Berge zu erklimmen?«
Mikesch überlegte einen Moment bevor er seinem Vater antwortete: »Das weiß ich auch noch nicht Vater. Aber ich werde es heraus finden. Ich bin ganz sicher, da ist noch mehr hinter dem Wald und hinter den Bergen. Das spüre ich ganz fest in meinem Herzen. Da draußen, irgendwo, da sind noch andere und… und ich werde sie finden, Vater.«
Mikesch‘s Vater schüttelte verständnislos den Kopf, brummelte irgend etwas, dass Mikesch nur halb verstehen konnte. Aber dennoch war er frohen Muts eines Tages hinaus in die weite Welt zu gehen, dorthin, wohin sich noch kein anderer Zwerg bislang getraut hatte.
Und so zogen die Tage durchs Land, aus Wochen wurden Monate und aus vielen Monaten wurden beinah vier Jahre. Inzwischen war Mikesch alt genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und auch wenn es seinem Vater sehr missfiel, Mikesch hatte all die Jahre an seinem großen Vorhaben festgehalten, er wollte den tiefen Wald durchqueren und den großen Berg erklimmen und schauen, ob die Welt dahinter tatsächlich aufhörte zu existieren. Und dieser große Tag war nun gekommen. Mikesch packte einige nützliche Sachen in eine kleine Umhängetasche, in welcher sich auch ein wenig Proviant befand.
Er verabschiedete sich von seiner ihn stets liebevoll umsorgenden Mutter und seinem Vater. Während Mikesch gut gelaunt und überaus fröhlich war schienen Mutter und Vater tief betrübt und besorgt. »Seid ohne Sorge liebe Mutter, lieber Vater, ich werde schon bald wieder heim kehren und euch von der Welt hinter dem Wald und hinter den Bergen erzählen.«
Mikesch lachte, umarmte zunächst seine Mutter, dann seinen Vater ein vorerst letztes Mal bevor er sich schließlich auf seine große Reise machte.
Kaum war Mikesch aus dem elterlichen Haus hinaus getreten, kamen die anderen Zwerge auf ihn zu und fragten wohin er denn wolle. Doch als er ihnen erzählte, dass er den Wald durchqueren und den Berg erklimmen wollte, winkten sie mit gleichzeitig schüttelnden Köpfen ab und stoben wieder in die Richtungen, aus denen sie zuvor gekommen waren auseinander. Doch Mikesch schenkte diesem Verhalten seiner Mit-Dorf-Bewohner ein warmes Lächeln, schaute sich noch einmal um und verließ dann frohen Muts sein elterliches Dorf, geradewegs auf den Wald zu.
Das Dorf nun hinter ihm liegend folgte er einem gut zwei Meter breitem Sandweg, den Blick auf den vor ihm aufstrebenden und bereits sichtbaren Wald gerichtet.
Die Sonne strahlte mit Mikesch um die Wette, der Himmel trug ein strahlendes und kräftiges Blau, nur hier und da zogen vereinzelt weiße Wölkchen, die wie Watte aussahen, vorbei.
Am Rande des Waldes angelangt schaute sich Mikesch ein letztes Mal um. Sein Dorf war schon lang aus dem sichtbaren Feld verschwunden. Nur er und Mutter Natur reichten einander die Hände. Mikesch kannte keinen einzigen Zwerg, der es jemals gewagt hatte sich so weit vom heimatlichen Dorf zu entfernen, geschweige denn in den großen Wald zu gehen. Doch er war nun fester entschlossen denn je seinem inneren Ruf zu folgen und zu schauen, ob hinter dem großen Wald und den großen Bergen die Welt tatsächlich aufhörte zu existieren.
Mutig und mit einem Lächeln auf seinen Lippen betrat er den Geheimnis umwobenen Wald. Die großen schlanken Bäume ragten weit in den Himmel hinein, ließen aber hier und da dennoch genügend Platz für die nährenden Sonnenstrahlen. Er ließ sich ziehen und ging ohne sichtbares Ziel mal hier und mal dort entlang. Da es vor ihm vermutlich noch kein anderer Zwerg gewagt hatte den Wald zu betreten, konnte Mikesch weder ausgetretene Pfade noch Waldwege ausmachen. So ging er querfeldein und voran und erfreute sich am einfachen Sein.