Des basst immer widder - Volker Hummel - E-Book

Des basst immer widder E-Book

Volker Hummel

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Beschreibung

Das Buch für alle Freunde der hessischen Mundart bietet eine bunte Sammlung von Redewendungen, kuriosen Wörtern, Spruchweisheiten und Alltagsbeobachtungen. Die jahrhundertealte Literatur – vom Datterich bis zu Kurt Sigel – kommt ebenfalls ausführlich zu Wort. Und prominente Hessen oder auch Wahl-Hessen sind mit ihren ganz persönlichen Lieblingswörtern präsent. Diese deutlich erweiterte Neuauflage unseres Erfolgstitels "Des basst wie de Faust uffs Gretsche" verspricht wieder vergnügliche Lektüre für Jung und Alt. Ein Muss für Mundart-Fans!

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Seitenzahl: 81

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Volker Hummel
Des basst immer widder
Lauter hessische Lieblingswörter
Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2013 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Satz: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Umschlaggestaltung: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Post-It Zettel Cover und Innenteil: © kharlamova_lv – Fotolia.com
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-115-1

Vorwort

„Hessisch ist in!“, schrieb ich zum Vorgängerbuch, die Erfolge des umtriebigen Michael Quast und seiner zahlreichen ähnlich talentierten Kollegen stehen dafür. Auch die Hesselbachs, die Familie und die Firma, sind unverändert beliebt. Das ist auch heute so, und in dieser völlig überarbeiteten und deutlich erweiterten Fassung von „Des basst wie de Faust uffs Gretsche“ gibt es nun deutlich mehr zum Schmunzeln. Wie sie so sind, die Hessin und der Hesse, wie sie Herausforderungen bestehen oder auch scheitern, wie sie von hier aus die Welt sehen, das wird nun noch klarer.
Die Zahl derer, die ihren Dialekt so perfekt sprechen, dass Auswärtige kaum was verstehen, und für die andererseits Hochdeutsch beinahe eine Fremdsprache ist, wird kleiner, und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Andererseits gibt es immer mehr Hessen, die mindestens dreisprachig sind: sie entscheiden sich je nach der Umgebung und der Situation fürs Hessische, im Beruf und „in der Fremde“ haben sie kein Problem damit, perfektes Hochdeutsch zu sprechen, und Englisch kann ja heute sowieso fast jeder. Diese „Sprachen“ unterscheiden zu können, statt in ein angeberisches Denglisch zu verfallen, ist und bleibt erstrebenswert. Unverändert gilt die Parole von Walter Weisbecker:
„Beide sollt mer sich verschreiwe
Hochdeutsch lerne, pflege, üwe.
Mit de Mundart sollt mer’s treiwe
Sie mit alle Reize liewe.“
In der vorliegenden erweiterten Sammlung „hessischer Lieb­lingswörter“, ergänzt um kleine typische Alltagsgeschichten und Fundsachen aus der Mundart-Literatur, war erneut über die Schreibweise zu entscheiden. Habbe oder hawwe? Lebe, Lewe oder Lebbe? Alles kommt vor, so vielfältig sind nun mal die Dialekt-Ausprägungen. Bei gedruckten Vorlagen habe ich es einfach so gelassen, wie ich es vorgefunden habe. Und im Übrigen soll der gesamte Text lesbar sein. Also nicht ‚un‘, weil das unvorbereitet gelesen wie ‚uhn‘ klingt, sondern ‚unn‘. Im Zweifel soll es beim laut Lesen ungefähr so klingen wie bei den „Einheimischen“ der jeweiligen Dialekt-Region.
Was ich Ihnen, den geschätzten Leserinnen und Lesern wünsche? Gerade bin ich in einem „Weisheitsbuch“ über den Satz gestolpert: „Während du das Buch liest, vollzieht sich in dir eine Veränderung.“
Na, das wärs doch, wenn es Ihnen bei der Lektüre von „Des basst immer widder“ auch so ginge: dass Sie ebbes dazulerne, dass Sie geleschendlisch schmunzele (was Ihre nadürliche Schönheid unnerstützt) oder sogar gradwegs laut lache müsse – des derf dann aach in de S-Bahn sei, weil die annern da ja aach delefoniern!

Aans – zwaa - drei

Aan mitgebracht?
Was sagt der Hesse, der nicht bis drei zählen kann, wenn ihn drei Freunde besuchen?
„Na ihr beide, habbt er aan mitgebracht?“
Mir zwaa beide
Nicht nur „wir zwei“ und nicht nur „wir beide“ – die Kombination steht für eine einmalige Zweierbeziehung.
Aan aanzichsder war da
Das war ja ein Debakel, wenn nur ein einziger gekommen ist. Die Steigerung zu „aanzichsder“ macht das so richtig deutlich. Aber es hätte noch schlimmer kommen können, wenn nämlich „k a a n  aanzichsder“ erschienen wäre.
Glück gehabt! – Es geschah vor Zeiten: Ein Trunkenbold kommt spät, sehr spät „sternhaachelvoll“ aus der Kneipe. Ausgerechnet den Nachtwächter fragt er nach der Zeit: „Was ferr Stund hammer dann?“ „Schon eins“ sagt der streng und versetzt ihm  e i n e n  kräftigen Hieb. Der Besoffene torkelt, taumelt, kommt wieder auf die Beine und sagt: „Irschendwie gut, dass isch net schon vor ner Stund nach de Uhr gefracht habb.“

Abbene unn zuene

Da, hinner dem zuene Fenster…
Was auch immer es da zu sehen gibt – der Hesse wählt diese originelle Form, wenn er ein „geschlossenes Fenster“ ausdeutet. So wie man auch mit „zuene Aache“ rein garnix sehen kann, und zum zuene Fenster passt „die zuen Dür“.
Isch hätt da aach noch en abbene Knopp…
… fällt dem Mann ein, als er seine Frau beim Nähen sieht. Alles kann „abben“ sein, wobei der abbene Knopp weniger Verdruss schafft als „en abbene Kopp“.
Auspuff
„Sinn Sie des mit dem abbene Auspuff?“
„Naa, isch bin der mit dem zuene Auspuff!“
Ein hessisches „Werkstatt-Gespräch“:
„Sind Sie der Kunde, der den Auspuff verloren hat?“
„Nein, bei mir ist der Auspuff verstopft!“
De Schlunker is abgerisse!
Kein Wunder, dass der Mantel vom Haken gefallen ist, wo doch „der Schlunker“ – gemeint ist der Aufhänger – kaputt ist. Ein Beitrag aus dem Südhessischen von HANS-JOACHIM HEIST, der dort seit Jahrzehnten lebt. So richtig bekannt geworden ist der Schauspieler durch die „heute-show“ des ZDF, wo er sich in der Rolle des GERNOT HASSKNECHT als inzwischen Deutschlands bekanntester Choleriker so herrlich aufregen kann. In Hessen gibt es wenig „Choleriker“, aber viele „Zorngiggel“.

Alder

Wohie mit de Aldersweisheid?
„Mer is reisch an Erfahrung un kennt en Haufe gude Radschleesch erdeile, nur kaa Aas will se heern.“
Um das zu erleben, muss man kein „rüsdischer Sennjor“ sein wie der Mundart-Autor HANS W. WOLFF – manche trifft dieser Frust gleich nach der ,midlife-crisis‘!
Die Rende is sischer
Gemeint war offenbar: Was immer Sie eingezahlt haben, irgendwie kriegen Sie später immer was zurück.
Das fällt einem sofort ein, wenn der Name NORBERT BLÜM fällt. Der 1935 in Rüsselsheim geborene kleine Mann war der wohl populärste Hesse in Bonn: der CDU-Minister mit Unterhaltungswert während der gesamten Kohl-Ära (1982-1998), ganz früher mal Obbel-Abbeider.
GEMA-List unn DESDA-List
„Seit isch in Rente bin, habb ich nur noch die Liste von maaner Fraa abzuawweite“, beklagt sich der junge Alte.
„Was sinn dann des ferr Liste?“
„Ei des geht morschens los mit de GEMA-List. Da secht se ‚Ge ma zum Bäcker unn dann ge ma zum Metzger’ … Unn wann isch haamkomm geht’s weider mit de DESDA-List: ‚Jetzt meschsde erstemal desda, unn dann aach endlisch desda’ – Isch saach euch: zur Awweit gehe war scheener!“

Allehol 2

Dreimännerwein
Scherzhafte Bezeichnung für eine schlechte Weinsorte, von der man behauptet, dass sie nur dann runterzubringen ist, wenn der Trinkende von zwei anderen gehalten und ihm der Wein von einem Dritten eingeflößt wird.
Des wärmste Jäcksche is des Conjäcksche
OLLI DITTRICH, in Offenbach geborener, heute im Norden lebender vielfältiger Unterhalter, erinnert sich gern: „Meine Offenbacher Oma (95-jährig verstorben) hat das eine oder andere hessische Idiom hinterlassen, das mir noch lebhaft in Erinnerung ist, nicht nur die obige winterliche Lebensweisheit, sondern z. B. auch: ‚Isch kenn da ahn, der mäscht mer des’, wenn z. B. bei Reparaturen eine Fachkraft benötigt wurde.“
Mussde so vill drinke?Na, des mach isch freiwillisch!
Drei klaane Bier – Das hr-Fernsehen hat Witze gesammelt und dann abstimmen lassen. Der beste von 100 hessischen Witzen – Geschmäcker sind verschieden – geht so:
Jeden Abend kommt ein Mann in die Kneipe in Sachsenhausen und bestellt „drei klaane Bier“. Irgendwann fragt dann doch der Wirt, was es damit auf sich habe: „Isch habb zwaa Brüder, die sinn weit weg, aaner in Australien, de annere in Amerika. Unn ferr die drink isch mit.“ Als nun der Mann eines Abends plötzlich „zwaa klaane Bier“ bestellt, sorgt sich der Wirt: „Is aam von Ihne Ihre Brüder womöschlisch ebbes bassiert?“ Der Frankfurter locker: „Ach was, dene geht’s gut.  I s c h  hab merr vorgenomme, mit de Sauferei Schluss ze mache.“

Arm & reisch

„Wenns euch net gäb, dann brauchte merr aach kaan Stand.“
Hier empört sich der am SPD-Stand stehende alte hessische Genosse August alias GEORG SCHRAMM in Richtung des Standes der „Rodarier unn Lioner, die beim Nescher wohltätisch sinn“ und dabei Prosecco schlürfen.
Das erinnert an Brecht, wo der arme Mann zum reichen Mann sagt: „Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.“
Wanns en